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Kapitel 1: Wie alles begann..

Kapitel 1: Wie alles begann..

 

 

Verlust, bis zum jetzigen Zeitpunkt dachte ich, ich wüsste was es heißt diese Erfahrung durch machen zu müssen, wie gesagt ich dachte es. Denn ohne dass ich es kommen sah, ohne dass ich hätte überhaupt dagegen etwas tun können, geschah es, der Verlust überrollte mich geradewegs, stach kaltblütig, rücksichtslos zu und entriss mir alles was mir etwas bedeutete, alles was ich liebte, aus meinen Händen. Zurück blieb nur der immer aufkeimende Schmerz, die nie endende Trauer, ein Maß an Wut, wie ich sie noch zu keiner Zeit zuvor gefühlt hatte und die alles nehmende Leere.

Nun sitze ich hier mit gesenktem Kopf an meinem Schreibtisch. In meiner kleinen Wohnung in Magnolia, einem Ort mit dem ich so viel schöne Erinnerungen verbinde und doch kann ich nur an diesen einen Tag von vor einem Monat denken, in dem sich alles geändert hatte.

Mit getrübtem Blick hob ich meinen müden Kopf, es war dunkel geworden, nur ein einzelner, warmer Sonnenstrahl fand jetzt noch den langen Weg durch das Fenster und  erleuchtete einen kleinen, winzigen Punkt vor mir auf dem alten Schreibtisch.

 

„ Noch ironischer geht es wohl nicht mehr.

 

Kam es mir in den Sinn, denn der einzelne bestrahlte Bereich, ließ mich genau auf den trostlosen Gegenstand blicken, der Teil meines schmerzlichen Verlustes war, einen goldenen zerbrochenen Schlüssel, Aquarius´s  Stellargeistschüssel, einer der einzigartigen, seltenen Zodiacschlüssel. Meine älteste, treuste Freundin, für eine lange Zeit auch meine einzige Gefährtin und das letzte Andenken und gleichzeitig auch größte Geschenk meiner verstorbenen, geliebten Mutter. Auch sie war eine talentierte Stellarmagierin, wie auch ich und mit Wahrscheinlichkeit sogar um einiges stärker als ich selbst.

Die Erinnerungen an diesen Tag quälten mich so sehr, dass es mich innerlich zerriss.

 

Ich war allein zu schwach, zu erbärmlich um diejenigen zu beschützen, die ich liebte, der nicht aushörende Schmerz darüber und die sagenhafte Wut über diese Erkenntnis, trafen mich erneut und ließen meine Sicht, wie schon etliche Male zuvor, verschwimmen.  Im Kampf gegen Tartaros, der stärksten dunklen Magiergilde, die bis dahin existierte, hatte ich nun endlich die Möglichkeit meine geliebte Gilde Fairy Tail, die Menschen, die ich als meine Familie ansah und die ich über alles liebte, zu beschützen. Nicht wie in allen Abenteuern zuvor, wo sie mich immer wieder aufs Neue retten und verteidigen mussten und dass unter Einsatz ihres Lebens. Dieses Mal lag alles in meinen kleinen, schwachen Händen, es war meine langersehnte Wiedergutmachung und so kämpfte ich eine erbarmungslose und unerbittliche Schlacht, die ich schlussendlich unter Mühen gewann. Den Preis den ich dafür allerdings unter hemmungslosen Tränen zahlen musste, um meine Familie zu beschützen, lag nun zerbrochen und glänzend vor mir, erleuchtet von einem einzelnen, warmen Sonnenstrahl.

 

Mit einer langsamen und trägen Bewegung hievte ich mich, samt Decke, die ich um meine schmalen Schultern gewickelt hatte, von meinem Stuhl hoch und machte einen schwankenden Schritt in Richtung Küche. Mich überkam ein merkwürdiges Schwindelgefühl, wodurch ich nur noch mehr ins Wanken geriet.

„Hatte ich heute überhaupt schon etwas gegessen, geschweige denn etwas getrunken?“. Als ich darüber angestrengt nachdachte, wurde mir bewusst, dass ich nicht einmal wusste welchen Wochentag wir hatten, also ging ich mit unsicheren und vorsichtigen Schritten Stück für Stück in die Küche, mit dem Ziel zumindest eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen. Ich würde zwar kaum etwas herunter bekommen, denn einen gesunden Appetit hatte ich schon lange nicht mehr, mir blieb das Essen jedes Mal aufs Neue in meinem trockenen Halse stecken, aber ich musste Nahrung zu mir nehmen, egal ob es mir zuwider war oder nicht.
 

Den Lichtschalter fand ich schnell und die Küche wurde hell erleuchtet, wie auf Autopilot schmierte ich mir ein Brot, ohne genau zu wissen mit welchem Belag, es war mir aber auch schlichtweg egal. Mit dem Brot und einem Glas Wasser in der zittrigen Hand bewegte ich mich zu meinem einsamen Esstisch und quälte mir das nach nichts schmeckende Stück Brot hinunter.

 

Ohne darauf zu achten, saß ich an meinem Esstisch und spielte gedankenverloren mit dem Glas Wasser vor mir, welches ich zur Hälfte geleert hatte, herum. Es war so ruhig in meiner kleinen Wohnung, diese erdrückende Stille kannte ich erst zu meinem Leidwesen seit kurzem wieder. Alles wäre mir lieber gewesen als diese niederschmetternde Stille abermals ertragen zu müssen, aber so war es nun einmal, meine Familie, die ich so viel mehr liebte als alles andere, hatte mich ohne Rücksicht und ohne Bedauern verlassen. Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen schaute ich auf meine Hand, auf welcher immer noch das rosafarbene Gildensymbol prangte und blickte zurück zu den schönen Zeiten, in der meine Wohnung, mein ganzes Dasein noch mit so viel Leben, Liebe und Spaß erfüllt war.
 

Ich sah sie alle wieder vor mir, Natsu, meinen besten Freund, wie er sich beschwerte, dass nicht genug Essen da war, Happy mein kleiner blauer geflügelter Kater, der seinen Fisch suchte, Erza, zu der ich immer bewundernd aufsah und für mich wie eine große, starke Schwester war, wie sie ihren heißgeliebten Erdbeerkuchen an meinem Esstisch aß, Gray, der mal wieder seine verstreuten Klamotten aufsammelte, Wendy und Charle, die gerade wieder über etwas unwichtiges diskutierten und ich sah mich selbst, wie ich mit einem glücklichen, sanften Lächeln am Türrahmen meines Wohnzimmers gelehnt stand und meine Familie genau beobachtete, mir jede Kleinigkeit von ihnen einprägte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch auf eine naive und kindliche Art und Weise, es würde immer so bleiben, meine perfekte kleine Welt hätte bis in alle Ewigkeit bestand, aber ich wurde eines Besseren belehrt.

 

Abermals liefen mir stumme, heiße Tränen das schlanke Gesicht hinab, ich war so machtlos dagegen. Ich verstand immer noch nicht, wie es dazu kommen konnte, vielleicht wollte ich es aber auch einfach nicht wahrhaben, denn würde ich das Ganze verstehen, müsste ich die gesamte aussichtlose Situation akzeptieren und dazu war ich noch nicht bereit.

Mit diesem erbärmlichen Eingeständnis schleppte ich mich mit langsamen Schritten auf meine Couch und rollte mich wie ein kleiner, allein gelassener Igel zusammen und dachte erneut an den Tag zurück, in der meine Welt, wie ich sie kannte und liebte, aufhörte zu existieren.

 

Wir alle standen nach einer schrecklichen und ermüdenden Schlacht vor den Überresten unserer zerstörten Gilde Fairy Tail, als ich mich umsah, erkannte ich in allen Gesichtern Erleichterung und Hoffnung. Es war vorbei, unser am Anfang aussichtloser Kampf hatte zu unseren Gunsten geendet und alle waren in friedlicher Feierstimmung. Doch es kam anders als erhofft, unser kleiner, beliebter Master stand einsam auf den vielen Trümmern und teilte uns die Auflösung unsere Gilde mit. Ich weiß noch wie geschockt und verzweifelt ich in diesem Moment Makarov ansah, mit dieser Entscheidung nahm er mir meine Familie, die einzige, die mir noch geblieben war, ich war restlos erschüttert und stand regungslos und starr dar. Meinen Kameraden erging es ähnlich, einige starrten einfach vor sich hin, andere schauten Makarov mit solch einer unbändigen Wut an, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte und ein paar darunter auch Erza protestierten lautstark. Allerdings war es sinnlos, unser bis dahin geliebter Master hatte seine, für uns nicht verständliche Entscheidung getroffen und sie war unumstößlich. Die Einzigen, die ich auf dem riesigen Platz nicht erblickten konnte, waren Happy und Natsu, zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts dabei und beschloss sie später zu suchen, nachdem ich den Mut fand mich von dem Ort zu entfernen, mit dem ich so viel verband.

Nach und nach lichtete sich die Menschenmenge von Fairy Tail Magiern, nur ich stand immer noch regungslos und geschockt dar, jeder meiner Familie hatte ein neues großes Ziel vor Augen und entschloss sich zu gehen, Magnolia zu verlassen, ein neues Abenteuer zu beginnen. Sie wirkten alle so bestimmt und unerschrocken, ich bewunderte sie alle dafür, allerdings schlich sich mit ihrem Gehen auch ein  tosender Schmerz und eine unendliche Wut bei mir ein.

 

Meine Familie verließ mich ohne sich zu verabschieden, ohne mich zu Fragen ob ich sie begleitete, nicht einmal meine beste Freundin Levy kam auf mich zu, es schmerzte einfach nur zu wissen, dass dies das letzte Mal war, dass ich sie sah.

Als ich damals mit tiefer Trauer in meiner Wohnung ankam, hatte ich noch die winzige Hoffnung das Natsu und Happy mich wenigstens nicht rücksichtslos verlassen würden, mich allein lassen würden, doch als ich auf meinem alten Schreibtisch einen kleinen  Zettel liegen sah, beschlich mich ein ungutes Gefühl, was sich bewahrheiten sollte. Mit kraftlosen Händen nahm ich das Stück Papier und las. Happy und Natsu würden trainieren gehen für eine lange Zeit. Mit dieser erschreckenden Erkenntnis rannte ich mit Tränen in den Augen sofort los, in der Hoffnung sie noch irgendwie zu erwischen, aber es war vergebens. Sie waren fort und mit ihnen mein bisheriges glückliches Leben, wie ich es kannte und so sehr wertschätzte. Ich war allein zurückgelassen worden und das von meiner geliebten Gilde.

 

Erbärmlich, nun lag ich hier zusammengerollt wie ein verletzlicher Igel auf der Couch und bemitleidete mich selbst. Wie aus dem Nichts spürte ich einen  aufkeimenden Schwall von Magie in mir, ich wusste, was das zu bedeuten hatte, einer meiner gutmütigen und treuen Stellargeister wollte sich ein Tor zu dieser Welt öffnen, vermutlich Loki,  ich konnte ihnen allerdings nicht in die Augen blicken, der Scham darüber Aquarius verloren zu haben, sie im Stich gelassen zu haben, sie regelrecht geopfert zu haben, beraubte mich des Rechts sie überhaupt beschwören, sie geschweige denn sehen zu dürfen, nur um bei ihnen Trost zu finden. Dies war meine mir selbst auferlegte Strafe, denn ich hatte sie alle bitterlich enttäuscht. Vermutlich waren meine geliebten Stellargeister sogar wütend auf mich, weil ich zu schwach war sie zu beschützen.

 

Und so schlief ich irgendwann ein, mit immer noch laufenden, stummen Tränen auf meinem Gesicht.

Am Morgen schreckte ich plötzlich mit so viel Schwung hoch, dass ich unentwegt von der Couch auf den harten, kalten Boden purzelte. Ich hatte von Aquarius geträumt, er kam mir so unfassbar real vor, dass es mich erschreckte. Sie hatte mich so hemmungslos wie immer ausgeschimpft, ich sei zu nichts zu gebrauchen und ehre ihr großes Opfer nicht, indem ich mein im Moment trostloses Leben wegwerfe, wie ein heulendes Kleinkind und rein gar nichts dagegen tue. Ich solle stärker werden um in Zukunft meine Familie, meine Kameraden beschützen zu können, sie lächelte mich mit glänzenden Augen an, befahl mir weiter zu machen, sie und ihren Schlüssel zu suchen, nicht aufzugeben und das Beste aus der Situation zu machen. Danach verschwand sie so schnell, wie sie gekommen war und lies mich geschockt und perplex zurück.

 

Heiße Tränen liefen mir das Gesicht hinab und ein unterdrücktes Schluchzen entfuhr mir, sie hatte recht mit allem was sie mir so unverfroren an den Kopf geworfen hatte. Ich hatte mich so lange in Selbstmitleid gesuhlt und das Wesentliche vor lauter Trauer und Wut aus meinen blinden Augen verloren. Ich musste weiter leben und stärker werden und das für meine treue Aquarius, die mir selbst wenn sie nicht mehr da ist, immer noch die Leviten las, zwar nur im Traum, aber sie war da und nur das allein zählte nun für mich, sie war immer noch im meinem Herzen und lebte dort weiter.

 

„ Ich werde leben Aquarius und stärker werden, du wirst schon sehen!“, als ich das mit fließenden Tränen und heiserer Stimme hinausschrie, fühlte ich mich befreit und so unsagbar dankbar, dass mir erneut ein Schluchzer entfuhr, nur dieses Mal war es anders, ich hatte ein Lächeln dabei auf den Lippen.
 

Es war ein unausgesprochenes Versprechen zwischen mir und ihr und eines war sicher, Stellarmagier brechen nie etwas, was sie versprochen haben. Ich hatte wieder ein Ziel vor Augen und eine nun entflammte Hoffnung.

Mit dieser neuen, kraftvollen Energie stand ich auf, zog mich an und packte fleißig einige Sachen zusammen, die ich für meine lange Reise brauchen würde und nicht zurücklassen konnte, meine Schatulle mit den Briefen an meine Mutter und viele weitere Erinnerungsstücke, denn eines stand fest, um stärker zu werden musste ich Magnolia verlassen. Egal wie viel Schmerz mich dabei übermannte.
 

Mit gepacktem Koffer blickte ich mich zum letzten Mal nostalgisch in meiner Wohnung um. Ich würde sie nicht wieder sehen, die Gefühle überrollten mich fast, ich hatte hier so viel erlebt, das zurückzulassen kostete mich einiges an Überwindung, daher schloss ich noch mal meine Augen und griff mir mit zittrigen Fingern an meinen neuen Kettenanhänger, Aquarius´s zerbrochenen Schlüssel. Er gab mir unfassbar viel Kraft und Mut und so verlies ich mit grenzenloser Entschlossenheit meine alte, kleine Wohnung und damit auch Magnolia, die Heimat meiner ehemaligen Gilde.

 

Mein neues Leben begann.

 

 

 

 

Kapitel 2: Ein Anfang wird geschaffen

Kapitel 2: Ein Anfang wird geschaffen
 

Es ist nun etwas über einen Monat her, seit ich meine geliebte Heimat, Magnolia, mit neu erworbener Entschlossenheit, in Richtung Westen, mit dem aufrichtigen Ziel stärker zu werden, hinter mir ließ.

Seit diesem Zeitpunkt durchstreifte ich, zu Fuß, die lebhaften und farbenfrohen Wälder Fiores, auf der hoffnungsvollen Suche nach einem perfekt geeigneten Trainingsplatz. Wie dieser allerdings aussehen sollte, wusste noch nicht einmal ich selbst. Das Einzige, was ich mit vollkommener Sicherheit sagen konnte, war, dass mein körperlicher und auch mein geistiger Zustand im Moment zu jämmerlich, zu schwach waren, um damit jemals erfolgreich mein Ziel umsetzen zu können.

Mit so einer instabilen Verfassung, wäre ich niemals in der Lage Aquarius´Schlüssel zu finden, geschweige denn, diesen und auch meine geliebte Familie in ferner Zukunft überhaupt beschützen zu können. Daher hatte ich, für mich selbst beschlossen, die anstehende Suche, gezwungener Maßen, nach hinten zu verschieben und mich zunächst, voll und ganz auf mein anstrengendes Training zu konzentrieren. Ich musste stärker werden, physisch sowie auch psychisch.

Ich war, wie schon seit Beginn meiner selbstauferlegten Reise, vollkommen allein unterwegs, meine treuen Stellargeister, hätte ich zwar zu jeder Zeit beschwören können, um wenigstens ein bisschen Gesellschaft zu haben, oder um mich überhaupt mit jemanden unterhalten zu können, allerdings war mir das, aus meinem tiefsten Inneren heraus, zuwider, denn ich wollte diese neue Aufgabe aus eigener Kraft bewältigen und das bedeutete, dass ich auch ohne sie klarkommen musste. Zumindest außerhalb einer gefährlichen Situation, denn in dieser wäre ich, bei meinem jetzigen Trainingsstand, auf ihre tatenkräftige Unterstützung angewiesen.
 

Ich musste mir, jedoch zu meinen eigenen Missmut, eingestehen, dass das nicht der einzige Grund meines bisherigen Handelns war. Ich hatte eine so tiefsitzende Angst davor ihnen allen in die vorwurfsvollen Augen zu sehen und mich ihnen und ihrer Reaktion zu stellen, dass ich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie beschwören wollte, wie erstarrt, eingefroren einfach nur dastand. Ich konnte mich nicht rühren, ich war noch nicht bereit mich ihrer grenzenlosen Enttäuschung und Wut gegenüber zu verantworten.

Erbärmlich und feige, ich weiß, aber ich nahm es mir jeden Tag vor und versuchte es angestrengt immer wieder, irgendwann, würde ich es auch schaffen und dann stolz auf mich herabblicken können, denn egal wie klein und winzig die Schritte waren, die ich machte, sie brachten mich weiter voran, meinem neuen Ziel Stück für Stück näher. Deshalb blickte ich auch der gesamten, im Moment nicht allzu rosigen, Zukunft mit grenzenloser Entschlossenheit entgegen.
 

Als ich meine noch müden Augen aufschlug, bemerkte ich, die ersten warmen Sonnenstrahlen, die durch einen winzigen Schlitz meines doch sehr kleinen Zeltes, hineinschienen, es war an der Zeit aufzustehen. Wie jeden Morgen zog ich mir meine Trainingssachen, in Form einer gemütlichen Hose und eines einfachen Tops an und frisierte meine relativ langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz, ich achtete nicht mehr penibel darauf, dass ich in jeder Situation gut aussah. Nein diese lächerliche Einstellung hatte ich nun endgültig abgelegt, meine neue Kleidung musste funktionell sein, auch im Alltag, sie sollte mich auch in einem ausgiebigen Kampf nicht einschränken. Nun gut, meine gesamte Eitelkeit konnte ich nicht vollkommen abstreifen, einen kleinen modischen Aspekt ließ ich dennoch bei meiner Kleiderwahl mit einfließen, denn man sollte mich ja trotzdem als Frau identifizieren können, aber im Vordergrund stand eindeutig nicht mehr irgendwelche Leute zu beeindrucken, niedlich zu wirken, oder sogar mit meinen Reizen zu überzeugen.
 

Bevor ich allerdings mein kleines Zelt verließ, umklammerte ich mit meinen zierlichen Fingern, meinen neuen Kettenanhänger, Aquarius´s Schlüssel, schloss meine Augen und hielt einen langen Moment inne. Es war eine Art Ritual geworden, das ich jeden Morgen abhielt, es gab mir die Kraft und Entschlossenheit, die ich so dringend jeden Tag brauchte, um weiter zu machen und mich nicht einen erbärmlichen Rückfall in alte Verhaltensmuster hinzugeben.
 

Mit dieser erneuten Kraft, trat ich aus meinem Zelt und startete enthusiastisch in den neuen Tag und damit in mein morgendliches Training. Ich hatte mir mittlerweile einen vernünftigen Trainings- bzw. Tagesablauf erarbeitet, dieser beinhaltete mein Ausdauertraining am Morgen, mein Magietraining am Mittag und am Abend mein ausgiebiges Krafttraining. Ich weiß das hört sich nach verdammt viel an, aber mir war auch deutlich bewusst, dass ich ohne ein ausgewogenes und hartes Training nichts erreichen konnte. Da ich allerdings den perfekten Trainingsplatz noch nicht gefunden hatte, bedeutete das, dass ich meine Trainingseinheiten im Moment, zu meinem Leidwesen nicht voll ausschöpfen konnte, denn ich musste jeden Tag zumindest eine kleine Strecke an Weg hinter mir lassen, um ihn zu finden.
 

Da mein jetziger Rastplatz mitten im Wald gelegen war, bot sich für mein Ausdauertraining ein guter, ausgiebiger Lauf an, es macht mir Spaß mich in diesen Wäldern zu bewegen, jeden Tag entdecke ich neue, aufregende Sachen, Tiere in ihrer freien Umgebung, seltsame, wunderschöne Pflanzen, ich hatte mich zuvor nie mit solchen Dingen beschäftigt. Sie haben mich schlichtweg einfach nicht interessiert, allerdings sah ich das Ganze jetzt ein bisschen anders. Ich konnte von ihnen lernen und diese Erkenntnis stachelte mich noch mehr an.

Also nahm ich meine trägen Beine in die Hand und joggte los.
 

Der wunderschöne Wald eignete sich perfekt als Parcour, ich sprang über, aus dem Boden wachsende Wurzeln, kletterte über Felsen und hechtete über Büsche. Gerade jetzt kam ich, schon leicht aus der Puste, an einer steilen Felswand an und entschloss mich kurzweilig, diese zu erklimmen, es war eine Herausforderung, die ich auf jeden Fall bewältigen wollte. Ich zog mich an kleinen, spitzen Vorsprüngen und winzigen Spalten, die im Felsen waren, Stück für Stück hinauf, nach einem mühsamen und kräftezehrenden Aufstieg hatte ich es schlussendlich geschafft. Mit letzter Kraft hievte ich mich das restliche Stücken nach oben. Voller Stolz stand ich da und sah auf den großen, vielfältigen Wald vor mir hinab, dieser wunderschöne Anblick raubte mir den Atem.
 

Die Sonne war mittlerweile vollständig aufgegangen und verlieh den hohen Bäumen, vor mir, einen leichten Goldschimmer, es sah einfach fantastisch aus, in solch einer Situation fühlte ich mich abermals einsam, ich wollte diesen herrlichen Moment mit jemanden teilen. Es war jedoch niemand hier, außer mir, mit gesenkten Kopf stand ich vollkommen ruhig auf dem Felsvorsprung, welchen ich Minuten zufuhr noch voller Stolz erklommen hab, da.
 

Ich spürte hinter mir plötzlich eine starke Präsenz, wie erstarrt konnte ich mich nicht rühren, ich wusste wer dort stand, ich hatte die Magie in mir wahrgenommen, sie aber dieses Mal nicht unterdrückt.

In meinem Unterbewusstsein musste ich gespürt haben, dass das der richtige Zeitpunkt war, hatte ich mir doch gerade noch gewünscht diesen Moment mit jemanden teilen zu können.

Mit einer langsamen, stockenden Bewegung, fast schon in Zeitlupe, drehte ich mich um und dort stand er, beschienen von warmen Sonnenlicht, wie mein Retter in der Not, mit einem breiten Lächeln.
 

„Hallo Prinzessin.“
 

Mir stockte der Atem bei der Art, wie er meinen Spitznamen aussprach, meine Augen waren weit aufgerissen.

Ich war nicht in der Lage auch nur einen Ton von mir zu geben, also starrte ich ihn, meinen Löwen, einfach nur an. Ich hatte mit unbändiger Wut, sogar mit grenzenloser Enttäuschung in seinen Augen gerechnet.

Er jedoch stand geduldig, mit einem so glücklichen Lächeln, einem erleichterten, liebevollen Blick und mit ausgebreiteten Armen, vor mir, sodass ich einen Moment brauchte um seine Reaktion zu realisieren, sie vollkommen wahrzunehmen und dann überkam mich das Gefühl einer so unfassbaren Erleichterung, dass ich mich ihm, mit einer schnellen Bewegung, in die offenen Arme warf und mich erbarmungslos an ihn krallte und dabei aus tiefster Seele hemmungslos weinte.
 

„Hallo Leo“, brachte ich nur mit gebrochener Stimme und einem lauten Schluchzer hervor.
 

Er hielt mich fest umschlossen und streichelte beruhigend meinen, unter Tränen bebenden, Rücken.
 

„ Na, na alles wird gut Prinzessin, ich bin ja jetzt bei dir und werde nicht mehr so schnell gehen, das verspreche ich dir!“
 

Er sagte das mit so viel Ernst und Liebe in seiner Stimme, dass ich nur noch mehr weinte, dabei allerdings anerkennend nickte, ob er diese Bewegung wahrgenommen hatte, wusste ich nicht, aber zu mehr war ich im Moment nicht in der Lage. Ich brauchte gerade Halt und diesen gab er mir und das wollte ich jetzt noch nicht aufgeben, indem ich mich von ihm löste.
 

Ich habe keine Ahnung wie lange wir so dastanden, eng umschlungen, als ich jedoch meinen Kopf hob und ich mich zumindest einigermaßen beruhigt hatte, stand die Sonne schon im Zenit, was bedeutete, dass es Mittag war. Leo allerdings wartete immer noch mit so viel Geduld darauf, dass ich mich beruhigte und ihn ansah, dass es mir schier die Sprache verschlug, ich war ihm so aufrichtig dankbar.
 

Endlich waren meine heißen Tränen verebbt, ich sah ihn mit einem schüchternen Lächeln an.
 

„Dankeschön, ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich hab mit einer vollkommen anderen Reaktion gerechnet und dass du jetzt hier bist bedeutet mir so viel, das kannst du dir gar nicht vorstellen, ich hatte solch eine unbändige Angst euch zu beschwören. Ich wusste nicht wie ich euch nach all dem was passiert war, noch in die Augen sehen konnte. Ich kann voll und ganz verstehen, wenn ihr alle zu tiefst enttäuscht von mir seid und auch unsagbar wütend, weil ich zu schwach war, um Aquarius zu beschützen, ich kann es wirklich nachvollziehen. Ich hasse mich ja selbst dafür. Es tut mir wahnsinnig leid, ich hätte es verhindern müssen.“
 

Als ich ihm dann ins freundliche Gesicht blickte, riss ich erschrocken meine großen, braunen Augen auf. Mein treuer Löwe hatte Tränen in den Augen und sah mich schuldbewusst an.
 

„ Nicht du musst dich entschuldigen, sondern wir, wir waren nicht da, als du uns gebrauchst hast. Wie kommst du darauf, dass wir wütend oder enttäuscht von dir wären, nach all dem was du für uns getan hast. Nein ganz im Gegenteil, wir alle, Aquarius eingeschlossen, sind so unsagbar stolz auf dich, was du geleistet hast, ist unglaublich, also hör auf dir grundlose Vorwürfe zu machen. Also los, schauen wir positiv in die Zukunft, denn dafür bin ich jetzt hier, um dich bei deinem Ziel tatenkräftig zu unterstützen, um für dich da zu sein. Du musst das alles nicht allein durchstehen, auch wenn du das vielleicht glaubst, ab jetzt sind wir da.“
 

Er tätschelte mir noch einmal behutsam den Kopf, bevor er sich von mir löste. Er ging mit einer eleganten Bewegung an mir vorbei, drehte sich zu mir um und streckte mir seine große Hand entgegen.
 

"Komm Prinzessin, wir haben einiges zu tun.“ Mit einem großen Grinsen auf den Lippen ergriff ich seine Hand.
 

„ Ja wir haben einiges vor uns!“.
 

Als wir die steile Felswand wieder hinuntergeklettert waren, verfielen wir schnell in einen leichten Trab und liefen nebeneinander her. Leo grinste die ganze Zeit vor sich hin und trieb mich jedes Mal wenn ich langsamer wurde aufs Neue wieder an. Ich war seit langer Zeit mal wieder glücklich und das genoss ich in vollen Zügen.
 

„ Was hältst du von einem Abschlusssprint zu deinem Zelt?“
 

Noch bevor er die Frage beenden konnte, war ich schon mit einem lauten, aufrichtigen Lachen losgerannt, er holte mich allerdings relativ schnell wieder ein, zu meinem Ärgernis. Leo war ganz knapp vor mir, als wir meinen Rastplatz erreichen, völlig außer Atem, stützte ich meine müden Arme auf meine zitternden Knie und versuchte krampfhaft wieder zu Atem zu kommen.
 

„ Du bist schon besser geworden meine Liebe, das muss ich neidlos zugeben, ich bin stolz auf dich,“, dass er das, ohne auch nur aus der Puste zu sein, sagen konnte, zeigte mir dass ich noch einen langen Weg vor mir hatte, aber ich würde es schaffen, das wusste ich.
 

„Dankeschön, wie wär’s mit einem verspäteten Frühstück? Ich hätte Lust auf Rühreier, du auch?"
 

Ich schaffte es gerade so einen vollständigen Satz ohne Unterbrechung von mir zu geben, so sehr mangelte es mir gerade an Luft.
 

„ Da fragst du noch? Ich mach schon mal das Feuer.“
 

Ich wollte dagegen prostieren, ihm zeigen, dass ich das auch mittlerweile alleine schaffte, da wurde mir allerdings klar, dass er das wusste, denn sie, meine Geister, hatten mich die ganze, lange Zeit über genauestens beobachtet. Von daher, genoss ich die Abwechslung und nahm die aufrichtige Hilfe gern an.
 

Mit einem breiten Lächeln, machte ich mich an die Arbeit und bereitete alles für unser Essen vor. Ich war nicht mehr allein, meine Geister liebten mich immer noch bedingungslos, die Erleichterung darüber steckte mir immer noch brutal in den Knochen. Ich war so unsagbar dankbar, dass mir vor Freude wieder heiße Tränen in die Augen stiegen, da wurde ich aus meiner Gedankenwelt gerissen.
 

„Das Feuer brennt, bist du fertig?, ich hab Bärenhunger!“ Mit einem lauten Lachen machte ich mich mit dem vorbereiteten Essen auf den Weg zu ihm, „ Bin ja schon auf dem Weg“.
 

Und das stimmte, nicht nur in diesen Fall, ich war auf dem richtigen Weg, er würde noch lang werden, aber ich war meinem Ziel ein Stückchen näher gerückt und das Beste daran war, ich war nicht mehr allein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
so das war das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen, ich lerne noch also habt ein wenig Rücksicht, ich werde versuchen jede Woche ein Kapitel zu veröffentlichen. Ich würde mich um ein paar Reviews freuen. Dankeschön fürs Lesen. <3 Eure Yozorea Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn es euch gefallen hat, was ich geschrieben hab, würde ich mich über ein paar feedbacks freuen. Dankeschön schon mal dafür, dass ihr mein neues Kapitel gelesen habt :)
Nächste Woche dann das 3te Kapitel! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Kirschbluetentiger
2018-07-27T08:02:11+00:00 27.07.2018 10:02
Hey!
Ja Lucy ist in der Tat auf dem richtigen Weg. Ich bin froh dass du sie als logisch denkend aber auch ehrgeizige Person darstellst. Ich finde das kommt in etlichen FF nicht rüber. Lucy hat sich wirklich ordentlich etwas vorgenommen umso besser ist es dass sie jetzt auch Unterstützung von ihren Geistern bekommt. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel.
Übrigens hast du das Bild der FF echt gut ausgewählt.
LG Tigerchen
Von:  Kirschbluetentiger
2018-07-25T20:50:05+00:00 25.07.2018 22:50
Hey.
Das klingt sehr interessant und ich bin froh dass Lucy sich aus ihrem Loch mehr oder weniger selbst befreien konnte. Außerdem finde ich es gut dass du diesen Teil der Story behandelst da ich fand dass lucys Trauer um Aquariums viel zu kurz kam. Ich bin gespannt wie es weiter geht.
LG tigerchen


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