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BUCK ROGERS - 01

Am Morgen einer anderen Zeit
von

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Rückkehr zur Erde


 

3.
 

Rückkehr zur Erde
 

Einen Tag später war der Gesundheitszustand von Captain Buck Rogers soweit wieder hergestellt, dass Kane es für unbedenklich hielt, ihn, an Bord seines eigenen Raumschiffs, zurück zur Erde zu schicken. Ebenso lange hatten die draconianischen Techniker benötigt, das veraltete Raumschiff zu reparieren und aufzutanken.

Während der Reparaturen an dem Raumschiff hatte sich Kane Aufmerksam umgesehen. Er musste zugeben, dass dieses Raumschiff eine perfekte Replik war. Wenn es eine Replik war. In Bezug auf dieses Detail war Kanes Meinung etwas ins Wanken geraten. Er traute den Menschen der Erde, der auch er entstammte, eine Menge zu. Doch dieses Raumschiff war fast zu perfekt, um eine Nachbildung zu sein. Er zog mittlerweile die Möglichkeit in Betracht, dass Rogers die Wahrheit gesagt haben könnte.

Auf dem Weg zum Hangar, in dem RANGER-3 bereit zum Start war, verzog Kane bei diesen Überlegungen unmerklich die Miene. Und wenn schon? Für ihn und für die Pläne von Draco war Buck Rogers nur eine unbedeutende Spielfigur, auf dem Feld des Kosmischen Schachspiels. Egal, ob nun ein Spion, oder ein in Not geratener Raumfahrer.

Kane bog in den Gang ein, der zum Haupthangar der DRACONIA führte. Als er ihn betrat zeugte nichts mehr von den finsteren Plänen, denen er nachgehangen hatte.

Aus einem anderen Gang, der in den weiten, leeren Hangar führte, wurde die Bahre hereingerollt, an deren Instrumenten Buck Rogers immer noch angeschlossen war. Er und die Prinzessin waren, in einem weiteren Gespräch, Am gestrigen Tag, übereingekommen, seinem Körper einem Medikament auszusetzen, das einen leicht euphorischen Zustand verursachte. Auf diese Weise kam der Terraner, während seiner Zeit an Bord dieser Sternenfestung, nicht dazu, allzu kritische Betrachtungen anzustellen.

Dementsprechend begeistert sah sich der Captain nun im Hangar um, während sich Kane ihm rasch näherte. Auf die verschiedenen Einrichtungen und technischen Geräte blickend stieß Rogers aus: „Das ist ja eine Anlage! Donnerwetter!“

Kane ging darüber hinweg, wusste er doch, was für diese Reaktion verantwortlich war. Jovial erkundigte er sich: „Wie geht es Ihnen heute Morgen, Captain Rogers?“

„Großartig!“, lachte Buck Rogers. Gleich darauf fiel sein Blick auf die RANGER-3, die von den Technikern der DRACONIA bereits in Position, auf eins der sechs Startkatapulte gebracht worden war. „Also, das ist ja komisch. Wissen Sie, ich hatte mal ein Raumschiff, das ganz genauso aussieht.“

Mit einem feinen Schmunzeln auch über diese Bemerkung hingehend, wandte sich Kane an einen der beiden Mediziner, die Rogers herein gefahren hatten. Mit kühlem Befehlston wies er ihn an: „Trennen Sie den Captain jetzt von der Impuls-Behandlung.“

„Ach wissen Sie, mir gefällt das sehr gut“, protestierte Rogers schwach und Kane konnte sich lebhaft vorstellen warum. Sich wieder dem Terraner zuwendend sagte er: „Sie können sich nun auf den Weg machen.“

„Toll und wohin geht es?“

„Sie fliegen nach Hause.“

„Toll und wo ist das?“

Leicht gereizt, wegen dieser Frage, legte Kane geduldig nach: „Auf der Erde.“

So, als sei Rogers dieser Punkt bisher im Gedächtnis verloren gegangen deutete er mit leuchtenden Augen auf Kane und meinte: „Oh, ja. Richtig.“

„Ihr Raumschiff ist gewartet worden und umprogrammiert, so dass es sie per Autopilot sicher zurück zur Erde bringen wird. Bestimmt sind sie schon ganz ungeduldig.“

Buck Rogers erhob sich von dem Konturlager, wobei ihn sofort ein leichtes Schwindelgefühl überkam. Dabei bestätigte er: „Oh, ja. Kommt mir vor, als wäre ich schon seit ein paar Wochen hier.“

Buck Rogers sprang auf die Füße und knickte prompt ein. Die beiden draconianischen Mediziner fingen ihn auf und halfen ihm. Rogers legte seine Arme um die Schultern der Männer und ließ sich von ihnen zur Einstiegsluke seines Raumschiffs bringen.

„War ´ne tolle Zeit mit euch, Jungs“, spottete der Terraner und seine Schritte wurden fester, als er über die Schulter sah. Kane musternd meinte er: „Hey, ich habe da eine tolle Idee. Warum fliegen wir nicht alle zusammen runter?“

„Sie fliegen vor“, beschied ihm Kane. „Wir kommen in einigen Tagen nach.“

Ein erneuter Euphorie-Schub erfasste den Terraner und er spottete mit erhobenem Zeigefinger: „Nicht wenn ich vorher aufwache.“

Damit ließ sich Rogers von den beiden Draconianern an seiner Seite ins Innere seines Raumschiffs helfen, das von Außen einen hervorragenden Eindruck machte. Offensichtlich hatten die Techniker der DRACONIA Einiges los.

Kane warf einen letzten, irgendwie mitleidigen, Blick auf das fremde Raumschiff, aus dem ihm Rogers, durch eine der Seitenscheiben des Cockpits, zu winkte. Er entfernte sich rasch. Adelard Kane wusste, dass die Prinzessin im Kommandozentrum weilte. Mit ihr zusammen wollte er den Start von RANGER-3 verfolgen.

Etwas außer Atem kam er kurze Zeit später dort an. Gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie das Raumschiff, von einer der Startrampen beschleunigt, ins All raste.

Wie erwartet traf Kane hier auf die Kronprinzessin. Er schritt zu ihr und blieb einen halben Schritt hinter ihr stehen. Dabei ihren Leibwächter finster ansehend, als er nicht sofort zur Seite schritt um Platz für ihn zu machen. Dem Raumschiff hinterher sehend erklärte Kane der Prinzessin. „Er gibt uns die beste Gelegenheit, den Schutzschild der Erde zu testen.“

Etwas verwirrt musterte die Prinzessin ihn und fragte: „Wie meinen Sie das? Wir wissen doch, dass jedes Raumschiff, dass mit dem Schild in Kontakt kommt, von ihm vaporisiert wird.“

Ein kaltes Lächeln überflog Kanes Gesicht. „Aber wenn Captain Rogers ein Spion ist und das glaube ich, dann werden sie ihn durch den Schutzschild führen. Durch jenen schmalen Kanal, deren exakte Position nur ihre Militärs kennen.“

Ardala zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Und was haben wir davon?“

Einmal mehr über die manchmal fast kindliche Naivität der Prinzessin staunend, erklärte er emotionslos: „Ich habe, von unseren Technikern, einen Mikrosender an Bord des fremden Raumschiffs einbauen lassen. Mit Hilfe dieses Senders können wir die Koordinaten dieses geheimen Kanals zur Erde genau bestimmen. Nachdem wir die Daten des Senders ausgewertet haben, können sie von den Streitkräften Ihres Vaters verwendet werden. Auf diese Weise durchbrechen wir den terranischen Schutzschild.“

In den Augen der Prinzessin erschien ein seltsames Glitzern. „Was passiert, wenn der Captain kein Spion ist?“

„Dann wird er vaporisiert.“

Das hübsche Gesicht Ardalas verfinsterte sich für einen Augenblick. Fast schien es Kane, als sei sie wütend, wegen seiner letzten Worte, als sie knapp zurück gab: Ich verstehe!“

Misstrauisch hakte Kane nach: „Das scheint Ihnen nicht zu gefallen?“

Der Kopf der Prinzessin ruckte zu Kane herum, als sie ihn anfauchte: „Natürlich gefällt es mir. Er ist nur ein Terraner und die Terraner sind die Feinde des Reiches von Draconia. Was also sollte mir an dem Plan nicht gefallen?“

Kanes Misstrauen gegen Ardala legte sich wieder. Er wusste um ihre Ambitionen, in Bezug darauf, irgendwann das politische Erbe ihres Vaters anzutreten. Was schwierig genug war, wenn man bedachte, dass die draconianische Gesellschaft überwiegend von Männern geprägt wurde. Zufrieden sah Kane durch die Panzerscheibe hinaus ins All. Nicht ahnend, dass der Prinzessin gerade vollkommen andere Gedanken durch den Kopf gingen, als ihm.
 

* * *
 

Im Hauptquartier des Verteidigungs-Direktorats der Erde, in New-Chicago, herrschte die übliche Geschäftigkeit, an diesem Montagmorgen des 19. Februars 2491.

Vor einer halben Stunde hatte Corporal Madison Jones vom Supervisor, Major Logan Kerrigan, die Standard-Einweisung erhalten. Danach hatte sich die junge Frau, mit einer großen Tasse Kaffee, zu ihrem Arbeitsplatz auf die untere Ebene der Zentrale begeben, wo sie relativ ungestört und für sich war. Ihr schulterlanges, nussbraunes Haar hatte sie, wie üblich, hinter dem Kopf zu einem Knoten zusammengebunden, damit es dem Kommunikator, den sie auf dem Kopf trug, nicht im Weg war.

Für die nächsten zwei Stunden waren keine abfliegenden oder ankommenden Raumschiffe angekündigt und so machte sich die Frau auf einen ruhigen, um nicht zu sagen langweiligen, Vormittag gefasst. Ab und zu von ihrem heißen Kaffee nippend, nahm Madison Jones einige Systemkontrollen vor und kontrollierte die Funkfrequenzen. Dabei richtete sie ihre großen, blauen Augen, ab und zu, zur Seite, um zu sehen was in den anderen Abteilungen der großen Zentrale passierte.

Als sie sich an ihren Platz begeben hatte, war Frachter ALPHA-BETA-4 gerade im Landeanflug gewesen. Nach seiner Landung war auch in der Anflugkontrolle wenig los. Über sich erkannte Madison Jones Supervisor Kerrigan, durch das Gitter der unteren Galerie, auf der oberen Galerie vor den Hauptkontrollen des Abwehrschildes stehen. Von dort aus hatte er freien Blick auf den übergroßen, zentralen Monitor des Komplexes.

Madison Jones wollte eben wieder zu ihrer Kaffeetasse greifen, als eine sonore Männerstimme aus ihrem Empfänger ertönte. Zuerst dachte die Frau an eine Täuschung, dann an Funkechos von den kämpfenden Einheiten der vergangenen Nacht. Als Piraten versucht hatten, den Frachter, der vorhin in der Seestadt gelandet war, aufzubringen und zu kapern. Nun, das war schief gegangen und der Frachter hatte unbeschadet jene Stadt erreicht, die früher New-Orleans geheißen hatte.

Madison Jones konzentrierte sich und nahm eine Einstellung am Frequenzpeiler vor. Nach einer Weile konnte sie die Stimme deutlich verstehen. Und was sie hörte, das klang so gar nicht nach Piratengeplauder. Denn die Stimme sang. Ein Lied, das sie nicht kannte. Nach einer Weile hörte der Gesang plötzlich auf und die Stimme sprach.

„Einsatzkontrolle Houston: Hier ist Flug-1701. Einsatzkontrolle Houston, kommen! Nun legt mal die Karten und die Backgammon-Bretter zur Seite. Lucky-Buck kehrt zurück.“

Für einen Moment mit ihrer Linken das Mikro nervös zurecht rückend sprach Jones schließlich hinein: „Sir? Super?“

Auf der Galerie hörte Kerrigan die etwas verstört klingende Stimme über den Empfänger seines Kommunikators. Was konnte das ausgelöst haben? Diese Frage vorerst zurückstellend erwiderte Kerrigan: „Hier Supervisor. Welche Station spricht?“

„Delta-Sektor - Corporal Madison Jones. Sir, Sie hören ja nicht sehr oft von mir. Meine Scanner verfolgen die Kommunikationsfrequenzen der Tiefen-Kommunikation. Ich fange hier eine Stimme auf.“

Ohne große Besorgnis sah Logan Kerrigan zu seiner Kollegin an den Kontrollen. Jones war noch nicht lange hier im Dienst und so antwortete er ihr beruhigend: „Ich bin sicher, sie empfangen da die Echos des Piraten-Geplauders, vom Überfall, letzte Nacht. Gar kein Grund zur Beunruhigung, Corporal Jones. Die Funksignale von denen knallen noch die ganze nächste Woche hier durch die Gegend.“

„Äh, ja Sir“, antwortete Madison Jones unbedacht und korrigierte sich. „Ich meine, nein Sir! Es ist kein Echo, sondern ein kräftige Männerstimme! Sie singt!“

Logan Kerrigans Stimme bekam einen ungläubigen Unterton. „Sie singt? Delta-Sektor, haben Sie eben gesagt, sie singt?“

Etwas schüchtern, aber überzeugt erwiderte Jones: „Ja, Sir!“

Was Madison Jones ihm eben gemeldet hatte, klang so unglaubwürdig, dass Kerrigan beschloss diese Meldung persönlich zu kontrollieren. Die Hände in die Hüften stemmend verlangte er eine neue Verbindung. „Operationskontrolle: Hier spricht Supervisor-14. Schalten sie mich auf den Delta-Sektor.“

Die Bestätigung der Kontrollzentrale erfolgte fast umgehend und Kerrigan hörte nun genau das, was auch Madison Jones empfing. Er hörte tatsächlich den Gesang einer kräftigen Männerstimme. Fürchterlich schief und zwischenzeitlich unterbrochen, wenn die unbekannte Person einen Part nur mit pfiff. Ebenfalls schief.

„Kommen Sie, Houston-Kontrolle! Houston-Kontrolle, hier ist Flug-1701. Kommt schon, Leute, hört ihr mich denn nicht? Gebt mir mal ein paar Instruktionen, ich bin schon fast bei euch. Kommen Sie, Houston-Kontrolle. Houston-Kontrolle, hören Sie mich?“

Etwas verständnislos starrte Madison Jones, die alles mithörte, vor sich hin und versuchte, in den Worten des Fremden, dessen Stimme immer erregter, fast schon wütend, zu werden schien, einen Sinn zu erkennen.

„Kommt schon, ihr Armleuchter. Setzt eure Hintern in Bewegung und sagt mal was!“

„Hört sich beinahe an, wie eine Fremdsprache“, sinnierte Logan Kerrigan. „Erlaubt sich da Jemand einen Scherz mit uns?“

Einen Herzschlag später ertönten die Alarmgeber, und die Standardbeleuchtung wechselte auf das Rot der Gefechtsbeleuchtung. Beinahe gleichzeitig zeigte der Hauptbildschirm, am äußeren Erfassungsbereich der Masse-Scanner, ein rot eingefärbtes Objekt an, das unangemeldet den Mindest-Sicherheitsabstand zur Erde unterschritten hatte. Mit nervöser Miene sah Kerrigans Assistentin, die mit ihm am Pult stand, zu ihm. „Was kann das bedeuten? Piraten würden doch nicht nur mit einem einzelnen Raumschiff angreifen?“

„Sie haben Recht, Master-Sergeant“, stimmte Kerrigan der schlanken, blonden Frau zu. „Außerdem hält es direkt auf den Verteidigungsschild zu.“

Logan Kerrigan stellte mit einigen Handgriffen eine Verbindung zum Führer der Alarm-Rotte her. Seit Transportraumschiffe der Erde zum ersten Mal von Piraten überfallen worden waren, befanden sich stets vier Raum-Abfangjäger in permanenter Alarmbereitschaft. Sie konnten notfalls innerhalb von dreißig Sekunden starten.

„Alarm-Rotte Führer, hier spricht Major Logan Kerrigan. Wir registrieren ein unangemeldetes Raumschiff, das einen direkten Kurs auf den Verteidigungsschild hält. Startfreigabe um das fremde Raumschiff abzufangen.“

Die weibliche Stimme, die ihm antwortete, kam Major Logan Kerrigan bekannt vor. „Colonel Deering hier. Übertragen Sie die Koordinaten. Alarm-Rotte Alpha startet!“

Kerrigan bestätigte und hielt die Verbindung aufrecht.

Auf der unteren Ebene des Kommandozentrums wurde es Madison Jones etwas mulmig zumute, als sie die aufgeregten Kameraden um sich herum beobachtete. Dabei fragte sie sich, in wie weit sie selbst diesen Aufruhr mit verursacht hatte.
 

* * *
 

Colonel Wilma Alexandra Deering hatte um exakt 06:00 Uhr das Kommando über die Alarm-Rotte Alpha übernommen. Nachdem sie ihre Flügelpiloten, Captain Frank Thornberry, Senior-Lieutenant Michelle Frazer und Junior-Lieutenant Jonathan Webster begrüßt hatte, begab sie sich, wie ihre Kameraden, an Bord ihrer Jagdmaschine. Wie üblich legte sie den Helm auf die linke Seite, neben der geöffneten Cockpit-Kanzel, auf die Hülle der schnittigen Maschine und kontrollierte die Systeme ihres Jägers der STARFIGHTER-KLASSE. Die exotische, milchig-weiße Stahl-Kunststoff-Legierung der Jagdmaschine schimmerte, im Schein der Tiefenstrahler des großen Hangars, in einem matten Glanz. Insgesamt gab es fünf dieser gut gepanzerten Hangarhallen – eine für jede Staffel der Dritten Raumstreitkraft des Erd-Direktorats. Sie lagen mehrere Meilen außerhalb von New-Chicago und umgaben die Stadt, wie die Spitzen eines fünfzackigen Sterns.

Bei den Starfightern handelte es sich um kleine aber schwerbewaffnete Maschinen von 9,2 Metern Länge und 5,4 Metern Breite, bei einer Höhe von 3,3 Metern. Ihr unverkennbares Markenzeichen bildeten die beiden schlanken Zylinder, die sich von den hinteren Triebwerksdüsen, zu den Spitzen hin langsam verjüngten. Im vorderen Bereich der beiden Zylindersektionen befanden sich, auf der Innenseite, die Mündungen der starr eingebauten, schweren Pulslaser-Kanonen.

Zwischen diesen beiden Zylindern lag die Maschinensektion, mit dem flachen, langgestreckten Cockpit auf der Oberseite. Es gab, hinter dem Sitz des Piloten, einen Reservesitz, obwohl diese Maschinen grundsätzlich für nur einen Piloten ausgelegt waren. Standardmäßig war dieser Sitz eingeklappt und die, in einer Kiste darauf stehende, Notausrüstung nahm den verbleibenden Platz ein.

Vom hinteren Bereich der Antriebszylinder strebten zur Seite kleine, spitzwinkelige Deltaflügel ab. Zwei etwas größere Flügelsegmente strebten nach schräg-unten weg. Sie endeten in belastbaren Landekufen, so dass man zur Landung der Maschinen nur vorne ein dritte Landekufe ausfahren musste, die kaum Platz wegnahm. Gleichzeitig sorgten die Flügel für einen stabilen Flug innerhalb planetarer Atmosphären.

Wie üblich stand Wilma Deerings Jäger ganz vorne, auf der linken, der beiden Startrampen, während der Jäger ihrer Flügelpilotin, Michelle Frazer, neben ihr, den zweiten Platz einnahm. Das blonde, lange Haar band sie hinter dem Kopf zusammen. Konzentriert wirkend setzte sie sich schließlich den Helm auf. Doch die schlanke, hochgewachsene Frau hing trüben Gedanken nach. Sie dachte an Aiden, ihren Bruder. Zuletzt hatte sie ihn vor einigen Wochen gesehen. Kurz bevor sie…

Eine Durchsage der Verteidigungszentrale unterbrach ihre Gedankengänge. „Alarm-Rotte Führer, hier spricht Major Logan Kerrigan. Wir registrieren ein unangemeldetes Raumschiff, dass direkten Kurs auf den Verteidigungsschild hält. Startfreigabe um das fremde Raumschiff abzufangen.“

Sofort schaltete Wilma Deering um. Mit einem ernsten Ausdruck in den aquamarin-blauen Augen gab sie umgehend zurück: „Colonel Wilma Deering hier. Übertragen Sie die Koordinaten. Alarm-Rotte Alpha startet!“

Die übrigen Piloten der Rotte hatten auf derselben Frequenz mitgehört. Als Wilma Deering zur Seite sah, bemerkte sie, dass Michelle Frazer bereits dabei war das Cockpit zu schließen und sie Systeme des Starfighters hochfuhr. Deering handelte fast in derselben Geschwindigkeit, wie die schwarzhaarige Flügelpilotin, während sie über Jägerleit-Frequenz befahl: „Alarm-Rotte Alpha. Start. In der üblichen Reihenfolge. Achtung, Lieutenant Frazer. Bereitschaft melden!“

„Hier Lieutenant Frazer! Bereit zum Start, Colonel!“

Wilma Deering lächelte. Sie konnte sich auf Frazer verlassen. „Achtung, wir starten.“

Die Gravitationskatapulte der beiden Starttunnel wurden aktiviert, was sich optisch durch das bläuliche Aufleuchten der Gravofelder bemerkbar machte. Im nächsten Moment beschleunigten die beiden Raumjäger bereits signifikant.

Kaum hatten die Maschinen die Starttunnel hinter sich gelassen, fuhr Deering die vordere Kufe ihres Jägers ein und zog ihn, in einer leichten Rechtskurve, nach oben. Sie mussten einen bestimmten Punkt erreichen, bevor sie steiler hinauf ziehen konnten, denn das Verlassen und Anfliegen der Erde war nur innerhalb eines festgelegten Korridors möglich, der den Verteidigungsschild der Erde unterbrach.

Auf dem Radarschirm von Wilma Deerings Jägers zeichneten sich, neben Frazers Jäger, nun auch die beiden anderen Jäger der Alarm-Rotte ab. Sie sprach ruhig in das Mikro, das zum Kom-System des Helmes gehörte: „Alarm-Rotte Alpha: Geschlossene Formation!“

Noch während die Bestätigungen der drei Kameraden einliefen konnte Deering auf dem Radarschirm verfolgen, wie die Jäger, mit einer Präzision die nur durch permanentes Training entstand, näher zu ihrem Jäger aufschlossen, bis nur noch wenige Meter die kleinen Kampfschiffe voneinander trennten.

Immer schneller bis auf annähernd sechsfache Schallgeschwindigkeit beschleunigend, jagten die Raumjäger durch die oberen Schichten der Atmosphäre. Als sie die Höhe von zweihundert Meilen überschritten glaubte Wilma Deering, ein Kribbeln auf ihrer Haut zu spüren. Sie wusste, dass dies Einbildung war. Doch in dieser Höhe setzte die Wirkung des Verteidigungsschildes ein und das Wissen darum erzeugte in ihr eine leichte Unruhe. Immer wieder, wenn sie durch den Kanal flog, der durch den Wirkungsbereich des Schildes führte.

Nach weiteren fünfzig Meilen hatten sie den Wirkungsbereich hinter sich gelassen und erleichtert dachte Wilma Deering daran, dass einmal mehr nichts passiert war, beim Durchfliegen des engen Kanals, dessen genaue Position nur die Militärs der Erde kannten. Diese Tatsache hatte bisher verhindert, dass die Erde von Piraten überfallen, oder eine leichte Beute für den Imperator von Draconia geworden war.

Zwar beteuerte der Imperator von Draconia immer wieder, dass er die Unabhängigkeit Terras anerkennen würde und die Freundschaft der Menschen suche, doch manchmal fragte sich Wilma Deering, ob er auch so leutselig wäre, würde der Schild nicht existieren.

Im freien Weltall nahm Colonel Deering Kontakt zur Verteidigungszentrale auf: „Welches sind die Koordinaten des anfliegenden Raumschiffs?“

Einen Moment später wurden die Anflugkoordinaten von der Erde aus überspielt und auf einem Neben-Display angezeigt. Gleichzeitig erschien auf dem Haupt-Display des Jägers eine rote Zielmarkierung.

Wilma Alexandra Deering korrigierte den Kurs ihres Jägers, bis das rote Zielkreuz annähernd mittig auf dem Bildschirm zur Ruhe kam. Erst danach blendete sie das elektronische Head-Up-Display, kurz HUD genannt, auf der entspiegelten Frontscheibe ein. Trotzdem hielt sie das Display weiterhin im Auge, da nur auf ihm eine Vergrößerung georteter Objekte möglich war. Sie nahm wieder Kontakt mit Logan Kerrigan auf.

„Ziel aufgefasst. Nehmen Sie den Schild um hundert Meilen zurück, damit wir das fremde Raumschiff in Ruhe identifizieren können.“

Darauf vertrauend, dass man auf der Erde umgehend handeln würde, schaltete Wilma Deering auf Jägerfrequenz um und befahl: „Deering an Alarmrotte-Alpha: Sie haben die Position des Fremdschiffes. Thornberry und Webster: Ihr bleibt als Sicherung zurück. Frazer und ich werden uns den Eindringling aus der Nähe ansehen.“

Wenige Sekunden später drang die Stimme Kerrigans erneut aus den Lautsprechern in Wilma Deerings Helm. „Sehr ungewöhnlich. Für ein konventionelles Raumschiff fliegt dieses Raumschiff recht langsam und unregelmäßig.“

Deering erwiderte: „Wir haben das Raumschiff in weniger als einer Minute erreicht. Dann werden wir sehen, was mit ihm los ist.“

Gemeinsam mit Frazer begab sich Deering auf einen Kurs, der sie dicht an dem Fremdschiff vorbei führen würde. Einige Augenblicke später hatten die Masse-Scanner der Jagdmaschine das anfliegende Objekt erfasst und stellten es auf dem Haupt-Display dar.

Mit großen Augen betrachtete Wilma Deering das Objekt, das sich auf dem Display abzeichnete und verwundert fragte sie sich selbst: „Was ist denn das?“

Kurz darauf konnte Wilma Deering das anfliegende Objekt auch durch die Frontscheibe der Kanzel erkennen. Es wirkte so gar nicht, wie jene Typen von Raumschiffen, die sie kannte und das waren nicht gerade wenig.

Frazers Jäger dicht an Steuerbord flog sie, mit leichter Überhöhung, an der Backbord-Seite des fremden Raumschiffs – denn ein solches war es zweifellos – vorbei. Sie und Frazer verringerten ihre Geschwindigkeit.

Einmal umrundeten die beiden Jäger des Verteidigungs-Direktorats das Raumschiff, wobei eine sonore Männerstimme aus ihren Empfängern drang: „Jungs…! Wer, zum Teufel, seid ihr? WAS seid ihr?“

Inzwischen formierte sich Wilma Deering an der Steuerbordseite des fremdartigen Flugkörpers. Zum Seitenfenster ihrer Kanzel hinaus, auf das Raumschiff blickend, erkundigte sie sich nun über jene Frequenz, die der Peiler ermittelt hatte: „Achtung, an den Piloten des fremden Raumschiffs. Verstehen Sie mich?“

Der Fremde schien wenig Respekt vor ihrer Anwesenheit zu haben, konstatierte Wilma Deering, als dieser, etwas gereizt erwiderte: „Warum bin ich ein Fremder für Sie? Sie kommen mir auch nicht gerade bekannt vor. Wer sind sie?“

Wilma Deering hatte mit einigen Möglichkeiten einer Reaktion gerechnet. Mit dieser Reaktion hingegen nicht. Das irritierte sie und machte sie gleichzeitig wütend. Darum fuhr sie den Fremden giftig an: „Beschränken Sie bitte Ihre Antworten auf Ja und Nein. Sie sind ernsthaft in Gefahr.“

„Durch wen? Durch Sie?“

Nicht darauf eingehend gab Wilma Deering sachlich zurück: „Sie durchfliegen gleich einen engen Luftkorridor hinunter zur Erde.“

Ein Lachen folgte. „Ich werde WAS durchfliegen? Hören Sie, Lady. Sind Sie vielleicht Russin? Ich habe nämlich so den Eindruck, dass…“

Wilma Deering schloss aus dem Verhalten des Unbekannten, dass er sie nicht für Voll nahm. Wie hätte sie auch ahnen können, dass er immer noch unter dem Einfluss draconianischer Drogen stand, die man ihm auf der DRACONIA verabreicht hatte. Sie beschloss deshalb einen schärferen Ton anzuschlagen, als sie ihn unterbrach: „Colonel Deering für Sie. Bitte seien Sie jetzt ruhig und folgen Sie meinen Anweisungen. Wenn Sie auch nur eintausend Yards von meiner Seite weichen werden Sie zu Dämpfen verbrannt. Zusammen mit Ihrem Raumschiff. Verstehen Sie das?“

Ihr Tonfall schien zu wirken, denn etwas unsicher kam zurück: „Zu Dämpfen? Oh, ja. Ich verstehe. Was soll ich tun?“

Zufrieden grinsend, erwiderte Deering: „Haben Sie eine Handsteuerung?“

„Sicher.“

„Dann folgen Sie mir dichtauf!“

Wilma Deering wäre vermutlich erneut wütend geworden, wenn sie das unverschämte Grinsen hätte sehen können, als der Fremde heiter erwiderte: „Ich bin direkt hinten dran!“

Colonel Deering sah ein letztes Mal zu dem Raumschiff hinüber, bevor sie leicht beschleunigte und eine weite Rechtskurve flog. Als sie feststellte, dass der Fremde sein Raumschiff, in gleichbleibendem Abstand ihrem Kurs anpasste, sagte sie über Funk: „Das machen Sie sehr gut!“

„Do Swidanja!“

Mit dieser Erwiderung konnte Deering gar nichts anfangen und verwirrt fragte Sie zurück: „Was meinen Sie, bitte?“

„Ich versuche nur, freundlich zu sein.“

„Wenn Sie in unser Hoheitsgebiet eindringen, so ist das ein Akt des Krieges und nicht der Freundschaft!“, gab Wilma Deering kühl zurück, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, wie sehr sie damit den anfänglichen Verdacht des Fremden, mit wem er es zu tun haben könnte, noch befeuerte.

Inzwischen hatten sich Thornberry und Webster wieder der Formation angeschlossen und gemeinsam durchflogen sie den Schutzschild-Korridor. In einer Höhe von etwa zwanzig Meilen verzögerte Deering die Geschwindigkeit, als sie bemerkte, dass das fremde Raumschiff deutlich zurückfiel. Sie beorderte die beiden Männer der Rotte hinter das Heck des Fremdschiffes, während sie mit Frazer voran flog.

Als am Horizont bereits die Gebäude von New-Chicago erkennbar wurden, empfing sie den Landeleitstrahl, der Automatisch auch das fremde Raumschiff erfasste. Schnell informierte sie den fremden Piloten: „Colonel Deering an unbekannten Piloten. Bitte deaktivieren Sie jetzt den Antrieb und lassen Sie die Steuerung los. Der Landeleitstrahl hat ihr Raumschiff erfasst und wird es sicher in den Hangar unserer Einheit bringen.“

Ein überraschtes Schnaufen war die einzige Antwort des Fremden, als er ihrer Aufforderung nachkam. Wilma Deering befand, dass dies wohl der seltsamste Mann sein musste, den sie jemals kennengelernt hatte.

Wenig später nahm sie Kontakt zum Hangarleiter auf und bestätigte ihre baldige Ankunft. Gleichzeitig gab sie Order, ein bewaffnetes Team bereit zu halten, das den Unbekannten in ihrem Schlepptau in Empfang nehmen sollte.

Der Landeleitstrahl verlangsamte die Anfluggeschwindigkeit der fünf Flugobjekte immer mehr und wie von Geisterhand bewegt durchflogen sie, weniger als eine Minute später, die Panzerpforten des Landebunkers. Sanft setzten die Jäger und das Fremdschiff auf dem Bodenbelag des Landefeldes auf, das schließlich in eine große Hangarhalle mündete.

Schnell öffnete Wilma Deering das Cockpit ihres Jägers. Die blonde Frau riss sich förmlich den Helm vom Kopf und verließ eilig ihren Jäger. Sie wollte unbedingt dabei sein, wenn der fremde Pilot sein Raumschiff verließ.

Die Pilotin erreichte das fremdartig anmutende Raumschiff, als der Unbekannte, mit dem sie bisher nur Funkkontakt gehabt hatte, die Seitenluke öffnete und sich, mit den Beinen voran, aus der kleinen Luftschleuse schwang.

Als sich der Mann aufrichtete, erkannte Wilma Deering, dass er sie etwa um einen halben Kopf überragte. Obwohl sie selbst, mit 1,76 Metern Körpergröße, nicht gerade als kleingewachsen galt. Insgesamt machte der Mann einen nicht wirklich unsympathischen Eindruck, doch darauf gab sie, als Soldatin, nicht sehr viel. Auch potenzielle Feinde konnten ein sympathisches Wesen haben. Darum beschloss die Frau, ihre gefühlsmäßigen Eindrücke aus der Gleichung zu nehmen und den Fremden objektiv zu beurteilen.

Der hochgewachsene Mann, den Wilma Deering auf nicht viel älter, als sich selbst schätzte, schritt langsam auf sie zu. Waffen trug er scheinbar keine am Körper, zumindest nicht offen erkennbar. Doch falls er welche unter dem Fluganzug trug, so würde die folgende Durchleuchtung das schon anzeigen. Alles in Allem wirkte der Mann jedoch eher entspannt, als angespannt auf den Colonel. Beruhigt registrierte sie, dass die Eskorte für den Fremden bereits zu ihm hin trat. Vier schwer bewaffnete Männer der Infanterie.

Der dunkelhaarige Mann machte eine umfassende Geste, wobei er die vier Bewaffneten nur mit einem kurzen Seitenblick streifte. und sagte lächelnd: „Sie haben hier ja eine tolle Einrichtung. Aber jetzt müssen Sie mir erst einmal verraten, wo ich hier bin und vor allen Dingen: Wer Sie sind?“

Wilma Deering beschloss, zunächst einmal höflich auf seine Frage einzugehen. „Ich bin Colonel Wilma Alexandra Deering, die Kommandeurin der Dritten Streitmacht des Verteidigungs-Direktorats der Erde.“

Die Miene des Mannes machte auf Wilma Deering einen wenig geistreichen Eindruck, nachdem sie geendet hatte. Seine Augen blickten verständnislos, als er nachhakte: „Sie sind die Kommandeurin von Was?“

Unwillig schüttelte die Terranerin den Kopf. „Wir reden später darüber. Jetzt wüsste ich im Gegenzug gerne, mit wem ich es zu tun habe.“

Dem Mann schien erst jetzt bewusst zu werden, dass im Grunde er sich ihr zuerst hätte vorstellen müssen. Etwas beschämt erwiderte er: „Ich bin Captain William Anthony Rogers. Aber so nennt mich nur meine Mutter. Sagen Sie einfach Buck zu mir. So nennen mich alle Menschen, die mich kennen.“

Wilma Deering mochte diese plumpe Vertrautheit nicht, mit der dieser Fremde ihr entgegen trat. Der Mann schien keinen besonderen Wert auf gutes Benehmen zu legen. Etwas gereizt meinte sie deshalb: „Also schön, Captain Buck Rogers. Ich muss Sie bitten, bei der Eskorte zu bleiben. Sie wird Sie zum Bahnsteig der Magnetschienen-Bahn bringen. Meine Flügelpiloten und ich werden, nach einem kurzen Debriefing, umgehend folgen.“

Damit wandte sie sich ab. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass der Mann, der sich ihr als Buck Rogers vorgestellt hatte, zu der Stelle hinüber winkte, an der ihre Kameradin, Michelle Frazer, gerade ihren Helm abgenommen hatte und sich mit der Linken durch das schwarze Haar fuhr. Zu ihrem Unwillen konnte sie beobachten, wie Frazer unwillkürlich schmunzelte und angedeutet zurück winkte. Sie nahm sich vor, direkt nach dem Debriefing, ein ernstes Wort mit dem Lieutenant zu reden.
 

* * *
 

Nachdem die Frau, die sich ihm als Wilma Deering vorgestellt hatte, davon geschritten war, blickte Buck Rogers die vier Männer der Eskorte an. Ihm war nicht bewusst, noch immer unter dem Einfluss von stimmungsaufhellenden Drogen zu stehen. Dennoch breitete sich nun ein etwas ungutes Gefühl in ihm aus. Hauptsächlich, weil diese Umgebung vollkommen fremdartig wirkte. Obwohl er beim Anflug auf die Erde registriert hatte, dass man ihn nach Nordamerika eskortiert hatte. Etwa in die Gegend von Illinois. So viel verstand er von Geografie. Dabei waren ihm diese neuartigen und super-wendigen Mini-Raumschiffe unbekannt. Ebenso die Technik, mit der sich der Landevorgang abgespielt hatte.

Das Alles verwirrte Rogers. Seit er aufgewacht war schien nichts mehr so zu sein, wie er es gewohnt war. Ganz abgesehen von dieser draconianischen Prinzessin und ihrem düsteren Begleiter Kane. Was war passiert, während seiner Reise ins All. Hatte der Unfall ihn vielleicht einige Jahre durchs All treiben lassen, statt nur Monate? Vielleicht waren sogar Jahrzehnte vergangen? Wie sonst würden sich die Ereignisse erklären lassen und die Tatsache, dass man ihn offensichtlich nicht übermäßig vermisste. Hatte man ihn vielleicht längst abgeschrieben, bei der NASA und wusste gar nichts mehr von seiner Mission zum Mars? Das schien Rogers zwar sehr weit hergeholt, aber nicht unmöglich.

Er folgte zwei der Bewaffneten, währen die anderen Beiden sich hinter ihm hielten. Sie trugen dieselben, schneeweißen Kombinationen, die ihm auch an diesem Colonel Deering aufgefallen war. Das Luftwaffen-Blau schien aus der Mode gekommen zu sein. Genau genommen kannte er überhaupt keine amerikanische Teilstreitkraft, die solche Uniformen trug. Das Ganze blieb ihm im Moment rätselhaft.

Sie erreichten eine Art Bahnhof. Zumindest vermutete Rogers das, denn die Vehikel, die er hier erblickte, besaßen die ungefähre Form von Zügen. Allerdings wirkten diese Züge etwas futuristisch auf ihn. Sie besaßen abgerundete, stromlinienförmige Profile. Die dunkel getönten Scheiben ließen dabei nur einen vagen Verdacht zu, wie sie im Innern beschaffen sein könnten. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Rogers einen signifikanten Unterschied zu Zügen, so wie er sie gewohnt war. Es gab keine Räder. Stattdessen schienen diese Züge, von denen keiner länger als fünfzig Meter zu sein schien, auf einer einzigen breiten Führungsschiene zu schweben.

Buck Rogers hatte eine solche Technik einmal in Deutschland gesehen. Transrapid hieß deren Projekt, doch soweit dem NASA-Piloten bekannt war, hatte sich dieses Projekt, zum Zeitpunkt seines Starts, in der Erprobung befunden und besaß noch keine Einsatzreife.

Diese Schwebezüge machten auf Rogers hingegen den Eindruck, als würden sie im regulären Betrieb fahren. Oder besser: Schweben. Rogers war klar, welchen Vorteil es brachte, keinen Rollwiderstand überwinden zu müssen. Aber wenn solche Züge gegenwärtig in Amerika fuhren, dann musste er wirklich eine gewisse Zeitlang weg gewesen sein.

Buck Rogers wurde abgelenkt, als Wilma Deering, zusammen mit ihren Flügelpiloten, zu ihnen in die, mit riesigen Fenstern überdachte, Halle schritt. Sie gab ihren Piloten den Befehl einzusteigen. Danach kam sie auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.

Rogers gefiel das Blau ihrer Augen, jedoch nicht der feindselige Ausdruck in ihnen, als sie zu ihm sagte: „Mir wurde befohlen, sie ins Hauptquartier des Verteidigungs-Direktorats zu bringen. Dort wird man sie genau untersuchen, verhören und feststellen wer Sie wirklich sind, Captain Rogers.“

Buck Rogers verschlug es für einen Moment die Sprache. Mit einer derartigen Behandlung hatte er nicht gerechnet. „Na, hören Sie mal, Colonel. Ich komme von einer sehr dramatisch abgelaufenen Forschungsmission zurück und Alles, was Sie mir sagen ist, dass sie mich festsetzen. Was für eine Art ist denn das? Ich muss protestieren.“

Der Blick der Frau wurde etwas weicher. „Ich führe nur Befehle aus, Captain Rogers. Die Entscheidung hat das Oberkommando gefällt. Bitte steigen Sie ein.“

Die Schwebetüren des Zuges öffneten sich beinahe lautlos. Wieder schritten zwei der Bewaffneten voran, während die anderen beiden erst einstiegen, nachdem Buck Rogers den Zug bestiegen hatte. Erst danach folgten die vier Piloten, die Buck Rogers im Weltall, abgefangen hatten.

Etwas verwundert sah der amerikanische Captain auf, als sich Wilma Deering, ihm gegenüber, auf einer der bequemen, gepolsterten Sitzbänke Platz nahm. Zum zweiten Mal an diesem Tag beschlich den Mann das unbestimmte Gefühl, einer Frau zu begegnen, die er in seinem Traum gesehen hatte. Kurz bevor er an Bord der DRACONIA erwachte.

Ein leises Summen und ein Gefühl im Magen, sich zu bewegen war Alles, was von der Abfahrt der Magnetschwebebahn zeugte. Diese Technik faszinierte Buck Rogers.

Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten jagte der Zug über eine Mono-Schienentrasse. Etwa zwanzig Meter über dem Boden, wie Buck Rogers bei einem Blick aus einem der großen Fenster des Zuges schätzte.

Der Zug schoss förmlich dahin und bereits einen Moment später nahm ihn ein atemberaubender Anblick gefangen. Am Horizont erblickte er eine Stadt, der sich der Zug rasch näherte. Die Silhouette dieser Stadt wirkte jedoch absolut fremdartig. Besonders der gewaltige, kegelförmige Bau der, etwa auf halber Höhe, von zwei auffallenden Ringstrukturen umgeben wurde und das Zentrum der gewaltigen Stadt bildete.

Verwirrt riss sich Buck Rogers endlich von dem beeindruckenden Anblick los und er erkundigte sich bei der blonden Frau, ihm gegenüber: „Was für eine Stadt das?“

Die blonde Frau blickte ihn prüfend an, bevor sie langsam und betont erwiderte: „Das, Captain Buck Rogers, ist New-Chicago. Meine Heimatstadt.“

Bei diesen Worten der Frau, glaubte Buck Rogers, in einen bodenlosen Schlund zu fallen. Er selbst stammte aus Chicago, doch das, was er dort draußen gesehen hatte, erinnerte ihn weder an seine Heimatstadt, noch an die gewohnte Landschaft darum herum. Was hatte sich, während seiner Abwesenheit, auf der Erde zugetragen?



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