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The Pumpkin King

Wouldn´t you like to see something strange?
von

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Hier in Halloween - Macht man sich Sorgen um den zukünftigen König?


 

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Tag Drei

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Ein schrilles Piepen riss Kairi aus dem Schlaf und ruckartig saß sie wie eine Eins, kerzengerade im Bett. Ihre Hand schnellte zu dem nervtötenden Gerät zu ihrer linken und mit einem Schlag auf den Knopf wurde es still gelegt. Ein Seufzer entrann Kairi und sie streckte ihre Müden Glieder. Ihr Blick richtete sie anschließend zu dem fertigen Anhänger, der verlassen auf Sora´s Schreibtisch lag.

„Okay! Nur noch ein paar Feinheiten an dem guten Stück bringen und ich bin fertig!“, sie schwang sich aus dem warmen Bett und schritt zum schwarzen Schreibtisch hinüber. Sie zog den dazu passenden Stuhl aus der Verankerung heraus und nahm auf diesen Platz. Mit einem kohlrabenschwarzen Gel Stift malte sie ein Gesicht, welches Sora stark ähnelte, hin und verpasste ihm an den Mundwinkeln kleine eckige Zähnchen. Keine fünf Minuten später hob Kairi ihre Arme in die Höhe. Erleichtert, dass sie den Anhänger endlich komplettieren konnte.

„Fertig!“, sie betrachtete den Anhänger in ihren Händen und spielte an den enden der Zackenarme herum. Sie war stolz auf diesen kleinen Anhänger. Ihr erster aus Stoff kreierter und dann auch noch für ihn erstellten Anhänger.

Ob er es wohl mochte? Ob er es für kindisch empfand? Oder es für immer bei sich tragen wird, oder es bei der nächstbesten Gelegenheit weg schmiss? Fragen über Fragen schwirrten durch ihren Kopf, den sie danach abwesend schüttelte. Am besten wäre es, wenn sie es ihm gleich überreichen würde. So würden all ihre Fragen – so dachte und hoffte sie jedenfalls - im idealsten Fall beantwortet werden. Kairi stand auf und legte den sternenförmigen Glücksbringer auf die Ablage, ehe sie ihre Sachen schnappte und im gegenüberliegenden Bad verschwand.
 

Frisch geduscht verließ sie das Badezimmer und marschierte gemächlich die Treppen hinunter.

„So.-oh!“, sobald sie Sora noch schlafend auf der Couch vorfand, schlug sie ihre Hände vor ihrem Mund und blickte sich suchend um. Sally und Jack schienen bereits außer Haus zu sein, da sie sonst keine weitere Geräusche in dem Haus vernahm. Auf leisen Sohlen tappste sie in die Küche, um Sora weiterhin schlafen zu lassen. Sie war ehrlich gesagt verwundert darüber, dass er noch schlief. Sonst war er immer mitunter der Erste, der von ihnen wach war. Kairi zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ihm sei ein langer und erholsamer Schlaf gegönnt. Nun denn. Kairi sah sich in der Küche um. Vielleicht sollte sie Frühstück für Sora und sich selbst vorbereiten? Sie schnappte sich kurzerhand die Schürze, die hinter der Tür hing und band sich diese um. Mit einem zuversichtlichen Lächeln auf dem Gesicht lief sie zum Kühlschrank und öffnete diesen mit einem zuversichtlichen Grinsen.

 
 

Kairi fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und wischte somit die vereinzelten Schweißperlen fort. Das Frühstück war fertig und sie konnten nun essen. Da fiel ihr ein, dass sie ja Sora noch aufwecken musste. Eilig, aber trotzdem mit bedacht, betrat sie das Wohnzimmer. Wie sie feststellen musste, schlief er immer noch tief und fest wie ein Stein und die Decke von ihm lag halb auf dem Boden, welches nun seinen unbedeckten Oberkörper frei gab. Sie schmunzelte, als Salvia aus seinem Mundwinkel tropfte und er grummelnd seinen Arm quer auf sein Gesicht legte. Kairi schritt auf ihn zu und ging vor ihm in die Hocke. Anschließend stupste sie ihn leicht in die Wange. „Sora. Sora? Aufwachen Sora.“ , sie kicherte, als er verschlafen inkohärente Wörter murmelte und sich zu ihr umdrehte. „Sora. Du musst jetzt aufstehen.“, versuchte Kairi nochmals sachte und pikste ihn erneut in die Wange. „Mhm, noch fünf Minuten Kairi...“, grummelte er und ergriff aus Reflex ihre Hand, die er direkt unter seinem Gesicht vergrub.

„Das Essen wird kalt in fünf Minuten, Sora.“, begründete sie schmunzelnd und ihre Wangen nahmen einen leichten Rotton an. „Huh...?“, schlaftrunken öffnete er sein rechtes Auge und blinzelte ein paar mal dazu. „Es gibt Essen?“, nuschelte er und Kairi lächelte schwach. „Ja. Nun komm schon, Sora.“, sie zog ihre Hand unter seinem Gesicht fort und strubbelte stattdessen durch seine Haare.

„Du Schlafmütze. Wenn du nicht aufstehst, esse ich eben alles für mich alleine auf.“ , Kairi stemmte die Hände spielerisch an ihren Hüften ab und beugte sich keck dazu nach vorn. Sora hingegen gähnte und setzte sich Augen reibend aufrecht hin.

„Ist ja gut. Ich bin wach.“, murrend schlug er die Wolldecke beiseite und schwang seine Beine von der Couch. Sein Gesicht vergrub schließlich in seinen Händen. Kairi konnte nicht anders als zu schmunzeln.

„So faul kenne ich dich gar nicht. Was hast du letzte Nacht getrieben?“, den letzten Satz bereute sie sofort, als sie sein verschmitztes Grinsen sah und die Augenbrauen anzüglich auf und ab hob.

„Willst du das wirklich wissen?“, sie seufzte Ergebens. Sie hätte mit so einer Aussage rechnen müssen. „Nun mach voran, Sora. Sonst esse ich dir alles weg.“, scherzte sie und wandte sich Richtung Küche.
 

„Hey, Kairi.“ - „Mhm?“, fragend drehte sie sich zu ihm um. In dem Moment in der sie dies tat, nutzte Sora ihre Unaufmerksamkeit, packte sie am Unterarm und zog sie sogleich zu sich. Geschockt riss Kairi ihre Augen auf. Sie war kurz davor mit Sora´s nackten Oberkörper zu kollidieren. Kairi verspürte plötzlich eine Art Vorfreude, wenn man das so sagen kann. Was Kairi jedoch nicht sah, war Sora´s verschmitztes Grinsen, welches sich über seine linke Gesichtshälfte zog. Denn im nächsten Augenblick befand sich Kairi nicht in den Armen des Vampirs, sondern knutschte das Sitzkissen, auf welches er schlief.

„Danke dir, Kairi. Ohne deine Hilfe wäre ich nicht hochgekommen.“, murrend drehte Kairi sich zu ihm um und verzog schmollend die Mundwinkel zur Seite. Natürlich! Wieso sah sie es nicht kommen, dass er sie nur zum aufstehen benutzte? Das war so typisch. „Ha ha. Sehr witzig, Sora.“, unschuldig grinste er und zwinkerte ihr keck zu, bis vor er – natürlich Oberkörper frei - in die Küche verschwand. Kairi verdrehte dazu die Augen mit einem Kichern und schüttelte amüsiert mit dem Kopf. Irgendwie konnte sie nicht lange auf Sora sauer sein. Was entweder an seinem Vampir Charme lag oder an andere teuflische Mächte, die sie nicht in kontrollieren konnte. Oder sagen wir mal, dass sie es wollte. Und unbewusst für sie, legte sich ein leichter Rotschimmer über ihre Wangenknochen hinweg.

 

 

 
 

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Oogie saß belustigt an einem Steintisch im Verlies, auf dem eine große Schüssel voll mit Insekten in der Mitte stand. Vergnügt sah er eine grünliche, mit Fell bedeckte Raupe an, die sich winselnd in seiner Lumpenhand hin und her rekelte. „Mein kleiner Freund. Ich weiß, du erleidest gerade Höllenqualen.“, Oogie stupste darauf die kleine Raupe an, die anschließend laut anfing zu quietschen. „Ohu, du weißt doch, dass das schnell gehen wird mein kleiner Snack. “, höhnisch hielt er die Raupe über sein offenes Maul, dessen Schlund pechschwarz war und ließ die Raupe langsam hinab gleiten. Noch bevor das grünliche Insekt verschlungen werden konnte, hallte eine verspottende Stimme in dem Raum.

„Sadistisch wie eh und je, Oogie. Hat dir deine Mutter nie beigebracht, das man mit dem Essen nicht spielt?“, vor Schreck ließ der Angesprochene die arme Raupe zu Boden fallen, die dies als Gelegenheit nutzte, um das Weite zu suchen. Diese verschwand sogleich geschwind zwischen einer Rille der modrigen Gemäuer. Genervt starrte Oogie den Neuankömmling an, welcher spöttisch über den Gesichtsausdruck von Oogie lachte, als er näher an ihn ran trat.

„Argh, Xehanort! Das war mein Frühstück! Außerdem sollst du nicht von dir auf andere schließen.“, Xehanort winkte schließlich abwertend ab und setzte sich an die Kante der Tischsteinplatte hin. „Sag mal, Oogie...“, begann Xehanort zu reden und griff selbst in die Schale hinein, in denen lauter Ungeziefer krochen. Aufmerksam beobachtet Oogie seinen Gegenüber, als er eine fette Made aus dem Porzellan entnahm.

„Öh, ja?“, unsicher schluckte Oogie, als er sah, wie die Made zwischen Xehanorts Fingern vor und zurück gerollt wurde.

„Was passiert, wenn ein Fest stattfindet?“, Oogie runzelte die Stirn bei der Frage, trotzdem antwortete er mit Bedacht. „Der Platz wird voll mit...Leuten sein?“ - „Korrekt! Und wer wird der Hauptakt des heutigen Abends sein?“, an der Brust kratzend, zuckte Oogie mit den Schultern.

„Unser Plan?“, mit einem Seufzer verdrehte Xehanort die Augen und hielt die Made zwischen seinen Daumen und Zeigefinger fest.

„Jaja, das auch. Aber nein. Jack Skellington wird es sein. Wer hätte es gedacht.“, die Selbstironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Aber was meinst du, was passieren wird, wenn unser Plan, der Bürgermeister und Jack Skellington an einem Ort sind?“

„Warum stellst du mir so schwierige Fragen? Die Übernahme von Halloween Town natürlich.“, antwortete Oogie sichtlich gereizt und Xehanort verengte die Augen zu Schlitzen.

„Korrekt. Und du, mein überaus korpulenter Freund, solltest darauf achten, dass du nicht auch von den Herzlosen übernommen wirst. Haben wir da uns verstanden?“, hart schluckend nickte Oogie, als Xehanort nur mit Daumen und Zeigefinger die Made zu Tode quetschte und ihr Körperinhalt in allen Richtungen spritzte.

„Hab verstanden. Das wird eh nicht passieren.“, winkte Oogie schließlich ab und stieß sich vom Tisch auf. Hämisch grinste nur Xehanort über Oogies gespielte Reaktion. Allem Anschein nach hat seine Drohung ziemlich tief gefruchtet. „Halte dich nur an die Abmachung, Xehanort. Alles andere wird schon wie von Zauberhand in deine Hände gelangen.“, grummelte Oogie, eher er aus dem Verlies austrat und die schwere Metalltür ins Schloss fiel. Amüsiert blickte Xehanort ihm hinterher und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Hände, die er kurz darauf ballte. „Keine Sorge, Oogie. Ich hab bereits dafür gesorgt, dass alles nach Plan verläuft.“, Xehanort lächelte unheimlich durch den Raum und seine Augen glühten verhängnisvoll gelb in der Dunkelheit hervor.

 
 

 
 

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„Ich wäre soweit fertig. Wie sieht es mit dir aus?“, Kairi betrachtete sich von oben bis unten und zupfte noch ihr Rock zurecht, ehe sie sich zu Sora wandte, der verloren den Boden anstarrte.

„Sora? Sora? Hey!“, sobald Kairi ihn am Oberarm berührt hatte, schreckte er aus seinen Gedankenfluss heraus und blickte mit weit aufgerissenen Augen Kairi an. Die Stirn in Falten gelegt begutachtete sie ihn mit Besorgnis. „Hey, ist alles in Ordnung? Du wirkst so...neben dich. Bedrückt dich etwas?“, direkt schüttelte Sora verneinend mit dem Kopf und grinste über beide Ohren.

„Ach, Quatsch! Ich schwelgte nur in Erinnerungen.“ - „Ist das so? Mhm, wenn du das sagst.“, Kairi nahm zwar seine Aussage einfach so hin, aber wirklich glaubhaft war er nicht sonderlich. Glückliche Erinnerungen konnten es dem zufolge auch nicht sein, so ernst wie er geschaut hatte. Mit einem aufgesetztem Lächeln, gestikulierte sie zur Tür hin.

„Wollen wir?“, Sora nickte eifrig und öffnete die Vordertür. Doch bevor sie beide heraus traten, blieb Sora mitten in der Türschwelle stehen und packte Kairi am Handgelenk. Irritiert darüber schaute sie ihn an, als er sie nur stumm musterte.

„Ist etwas?“, fragte sie sogleich. Sein Blick wich dem ihrer aus, ehe er ihr wieder in die Augen sah. „Ich verspreche dir...“, fing er zaghaft an. „...dass du heute wieder nach Hause kommst. Egal was passieren wird.“, perplex über diese Aussage blinzelte sie. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte oder warum er ausgerechnet so eine Aussage überhaupt tätigte. Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, wurde sie aus dem Haus gezogen und Sora lachte laut auf.

„Aber für´s Erste , lass uns Spaß auf dem Fest haben!“, sie nickte stumm zustimmig und sprintete gemeinsam mit ihm zum Fallbeil-Platz. Dabei beschlich Kairi ein sehr ungutes Gefühl. Ahnte er irgendetwas oder versuchte er sie zu trösten? Egal was es war. Für Kairi bereitete es ihr beides: Kopfschmerzen und Sorge.

 

 

 

Kairi´s Augen staunten nicht schlecht, als sie den Platz erreichten und dieser voll mit verschiedenen Ständen war. Die ganzen Fassaden wurden festlich – genauer gesagt – schaurig geschmückt und aus allen Himmelsrichtungen strömten herrlich duftende Gerichte ihr in die Nase hinein. Die Bewohner schienen auch allesamt in bester Laune zu sein, wie sie bemerkte, als sie durch die Menge schlenderten. Was sie nicht verwunderte. Sie freuten sich wahrscheinlich auf den heutigen Abend. Um präziser zu sein, auf den Hauptakt des heutigen Festabends.

„Hey Kairi.“ - „Hm?“, Kairi blieb fragend neben Sora stehen, während dieser plötzlich ein schelmisches Grinsen auf den Lippen hatte. Und Kairi ahnte bereits, was auf sie zukommen könnte.

„Wollen wir ein bisschen aufdrehen?“, unsicher sah sie ihn an. „Uh, inwiefern?“, das daraufhin Sora sich die Hände rieb wie der Teufel persönlich, versprach nur was düsteres zu sein. Kairi schluckte kaum hörbar.

 

 

 
 

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Mit Einkäufen in den Armen betrat Sally ihr Zuhause und setzte eilig die schweren Taschen auf der Theke in der Küche ab. Summend verstaute sie ordentlich die Inhalte der Einkaufstüten in den Regalen und im Kühlschrank. Bevor aber Sally das getrocknete Obst in den Kühlschrank legen konnte, durchfuhr ein Ohrenbetäubendes Geräusch durch das Haus und verantwortlich dafür war die sagenumwobene Klingel.

„Komme!~“, rief Sally melodisch und hastete zur Haustür. Überraschend weitete Sally die Augen, als sie den Gast sah, der vor der Türschwelle stand.

„Oh, Riku! Schön dich zu sehen. Wolltest du nach Sora?“, ein Nicken seitens Riku erfolgte und entschuldigend lächelte Sally.

„Oh, Sora ist momentan nicht da. Ich vermute aber, dass er mit Kairi auf dem Fest ist. Willst du solange hier warten bis sie zurückkommen oder selbst auf dem Fest nach ihnen suchen?“, Riku lächelte schief.

„Wenn es in Ordnung ist, Mrs. Skellington, würde ich gerne auf ihn warten.“ - „Natürlich Riku. Komm rein und fühl dich wie Zuhause.“, dankend verbeugte sich Riku, ehe er das Haus betrat und ein: „Vielen Dank.“ nuschelte. Während Sally wieder in der Küche verschwand, nahm Riku auf dem Wohnzimmer Sessel platz. Jedoch blieb er nicht lange sitzen, sondern schaute ob Sally noch beschäftigt war und als sich seine erhoffte Vermutung bestätigte, lief er auf leisen Sohlen nach oben. Dort angekommen, öffnete er zu seiner rechten die Tür zu Sora´s Zimmer und schloss sie vorsichtig hinter sich zu.

Sofort rümpfte Riku die Nase. Der Geruch von Kairi war definitiv hier am intensivsten. Ließ er sie etwa in seinem Zimmer schlafen? Oder...

Riku hob beide Augenbrauen an und verzog das Gesicht irritiert. Schliefen die beiden in einem Bett? Über diese Gedanken wollte Riku keine Zeit verschwenden und schüttelte deshalb seinen Kopf. Er schaute stattdessen sich im Raum um und suchte nach etwas bestimmten, weswegen er eigentlich hergekommen war. Er durchsuchte dafür den Nachtschrank, diverse Schubladen, den Kleiderschrank und schließlich unter dem Bett. Beim letzteren wurde er auch tatsächlich fündig.

Sora verlegte aber auch alles. Die silberne Kette in der Hand, stand er vom Fußboden auf und machte sich zum gehen auf. Er hielt jedoch mitten im Zimmer inne, als er aus dem Augenwinkel ein auffallendes Objekt auf dem Schreibtisch wahrnahm.

„Na nu?“, neugierig griff er nach dem Sternenförmigen Objekt.
 

 
 

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„Bist du sicher, Sora? Ich weiß ja nicht so recht.“, unbehaglich rieb sich Kairi am linken Oberarm und sah zu Boden, während sie sich gemeinsam hinter einem großen Grabstein versteckten.

„Das wird lustig! Vertrau mir ruhig.“ - „Was ist, wenn sich jemand verletzt oder gar einen Herzinfarkt bekommt?!“, die Augen rollend grinste Sora sie an und packte sie aufmunternd an den Schultern.

„Kairi, die sind es gewohnt erschreckt zu werden. Schau dich doch um! So gut wie jeder ist hier tot. Mach dir mal da keine Sorgen, okay?“ - „Aber.-“ - „Ah! Kein ´Aber´. Das kriegst du hin. Mach es einfach so, wie ich es dir vorgemacht habe.“, unsicher nickte Kairi und atmete einmal tief ein und aus. Sie hatte es doch gewusst! Sora´s brillanter Plan war, gemeinsam mit ihr die Einwohner von Halloween Town in Angst und Schrecken zu versetzen. Wie er es bereits vorgeschlagen hatte.

Das Sora das Erschrecken sehr gut beherrschte wusste sie, aber sie selbst? Jemanden erschrecken? Ha! Ja klar. Vielleicht wenn sie einen schlechten Tag hatte, oh, ja dann wäre das was ganz anderes. Dann könnte sie echt gruselig werden, aber so?

„Na los. Versuch es mal bei denen da.“, meinte Sora und deutete auf zwei kleine Werwolf Kinder, die miteinander auf dem Friedhof fangen spielten. Kairi warf Sora einen unglaubwürdigen Blick zu. „Dein ernst?“, energisch wippte Sora sein Haupt auf und ab, wie ein aufgeregtes Kind das sein Spielzeug bekommt. Resigniert seufzte Kairi. Da musste sie wohl durch...
 

Und in der Tat machte das Erschrecken mehr Spaß, als Kairi es je für möglich gehalten hätte und weder noch zugeben würde. Selbst die Werfolf Kinder verziehen ihr, als sie von oben aus - Dank Sora – auf die kurzen Spucke runter tropfen ließ, sie an den Haaren wuschelte und anschließend hinter ihnen auftauchte, um wie ein Schwein am Spieß zu schreien.

Vor allen Dingen gemeinsam mit Sora machte das Erschrecken erst interessanter und lustiger. Somit verbrachten sie fast den ganzen Nachmittag damit, die Bewohner Streiche zu spielen und zu erschrecken. Diese genossen anscheinend auch noch das Schreckensspiel und gaben Kairi sogar Komplimente.

 

 

 

Lachend und völlig aus der Puste, setzten die beiden sich am Rande des Brunnens nieder und besahen sich die Stände. „Wow. Das war echt witzig. Ich könnte das glatt jeden Tag machen!“, flachste Kairi daher und Sora sah erstaunt vom Boden auf.

„Wirklich?“, hakte er deswegen nach und lächelnd nickte Kairi. „Klar doch! So leicht gebe ich doch nicht auf.“, hoffnungsvoll ging Sora in sich und schloss die Augenlider. Wenn sie wirklich sich so was jeden Tag vorstellen könnte, würde das einiges ändern.

„Dann bleib doch hier.“, waren die ehrlichen Worte von ihm gewesen, die Kairi´s Gesichtszüge komplett entgleisen ließ. Hatte sie ihn etwa richtig verstanden?

„Wie bitte?“, fragte sie, um auf Nummer sicher zu gehen.

„Ich sagte, dann bleib doch hier. Hier, in Halloween Town.“, sprachlos schaute sie ihn an, während er sie durchdringend ansah. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet und das wusste Sora. Weswegen er auch innerlich hoffte, dass sie eventuell seinen Vorschlag in Betracht zog. Das würde so vieles für ihn vereinfachen. Sein Plan würde sogar wunderbar aufgehen.

„Ich...ich meine, ich...“, haspelte Kairi und suchte verzweifelt nach Wörter, um ihre Unentschlossenheit zum Ausdruck zu bringen. Schlussendlich seufzte sie resigniert auf und knetete die Hände ineinander.

„ Sora, ich kann.-“ - „Hey Sora!!“, unerwartet in ihrem Satz unterbrochen, schauten die beiden Jugendlichen zu Jack hinüber, der mit schnellen Schritten auf sie zu kam. In diesem Moment hätte Sora seinem Vater gerne in den Brunnen geworfen, denn einen ungünstigeren Zeitpunkt wie diesen hier hätte er nicht auswählen können.

„Oh, und hallo Kairi! Schön euch zu sehen. Und? Wie gefällt euch das Fest?“

Kairi lächelte vergnügt, als sie beschrieb wie toll sie das ganze Event fand. Derweil signalisierte Sora seinem Vater mit einer hackenden Bewegung mit der flachen Hand vor seinem Hals, dass er mehr als unerwünscht in diesem Augenblick ist. Entweder ignorierte Jack dies gekonnt oder er wollte Sora mit Absicht ärgern, als er nicht auf seine Geste reagierte. Stattdessen plauderte er fröhlich mit Kairi weiter, eher er sich zu Sora wandte.

„Ah, Sora. Würdest du eben mit mir mitkommen. Wegen heute Abend.“, Sora, der heraus hören konnte, das seine Aussage eine Aufforderung war als eine Frage, verzog ungehalten sein Gesicht. Bereit ihm eine fette Abfuhr zu verpassen, öffnete Sora seinen Mund, welchen er prompt schloss, sobald Jack ihn vom Brunnen wegzog.

 

„Was zum...hey! Paps!“ - „Verzeih mir Kairi, aber ich brauche Sora für eine halbe Stunde. Meinst du, du kommst solange zurecht?“, Sora völlig ignorierend, lächelte Jack entschuldigend und Kairi winkte ab.

„Kein Problem. Ich werde dann für´s Erste zurück zum Haus gehen. Bis später dann.“, winkte sie zum Abschied ihnen zu und schmunzelte bei dem Anblick, die ihr sich bot. Während Jack versuchte seinen Sohn zu beschwichtigen, veranstaltete Sora einen Aufstand, wie es ein trotziges Kleinkind tun würde. Jack Skellington kam aber für sie in letzter Sekunde zur Rettung. Denn wenn sie ehrlich mit sich selber war, konnte sie auf Sora´s Bitte hin keine eindeutige Antwort geben. Aber wieso?

 

Wieso war sie nicht in der Lage, für sich selber entscheiden zu können, wohin sie möchte. Es ist nicht so, dass sie nicht nach Hause möchte. In die Menschenwelt. Aber andererseits, lernte sie hier eine andere Seite von Halloween Town kennen, die sehr viel Charme hatte.

Und dann war da noch Sora. Instinktiv hielt sie innerlich den Atem an. Wieso mussten ausgerechnet jetzt Bilder vor ihrem geistigen Auge erscheinen, die sie an Sora´s Lachen,Grinsen und schlafendes Gesicht erinnerten? Mit beiden Händen klatschte sie sich ins Gesicht und stand Kopfschüttelnd von der Mauer auf. Kurz darauf wurde sie von drei kleinen Teufeln - wie Kairi sie liebevoll nennen würde - verspottend ausgelacht, die sich vorher hinter dem Wasserspeier versteckt hielten. Am liebsten wäre Kairi jetzt überall, nur nicht hier.

„Ahahaha. Habt ihr das gesehen? Da haut sie sich doch glatt selbst, wie blöd kann man sein?!“, höhnte Angst und gemeinsam mit Furcht und Schrecken türmten sie sich vor Kairi auf.

„Wir hoffen aber, dass du unser Date heute Abend nicht vergessen hast.“, setzte Furcht an. „Wenn nicht, dann ist es mit dir aus!“, endete Schrecken und lachend sprangen die drei Kinder nacheinander in den grünen Tümpel des Brunnen hinein. Nicht einmal abwartend, was Kairi dazu zu sagen hatte. Angestrengt rieb sich Kairi über die Stirn. Sie hatte es tatsächlich für einen kurzen Augenblick vergessen gehabt. Warum sie eigentlich noch hier fest saß, warum sie hier weg wollte und warum sie seine Bitte nicht nachkommen konnte.

„Es tut mir Leid, Sora.“, wisperte sie den Satz für sich selber und trottete damit gemächlich zum Haus der Skellingtons. Mit dem Gewissen, das heute Nacht wahrscheinlich ihre – und seine - letzte Nacht sein wird.

 

 

 
 

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Am Haus der Skellingtons angekommen, klingelte sie motivationslos an der Haustür. Fix wurde diese auch von Sally geöffnet, die ihr ein sanftes Lächeln schenkte. „Hallo Kairi. Bist du alleine zurückgekommen?“, fragte Sally verwundert, worauf Kairi bestätigend nickte.

„Ja, Jack wollte noch was mit Sora wegen heute Abend klären.“ - „Verstehe.“, Sally schloss daraufhin die Tür hinter Kairi zu.

„Riku war bis eben auch noch hier. Er meinte aber, dass er dringend weg musste. Vielleicht kommt er ja später wieder.“, bemerkte Sally nebenbei, als sie zur Küche ging, wovon ein wohlriechender Duft aus dieser strömte. „Oh! Okay. Danke für´s Bescheid sagen.“, meinte Kairi und ging gemächlich die Treppen nach oben, um in das Zimmer von Sora zu gehen.

Dort angekommen ließ sie sich auf das Bett fallen und schloss angespannt die Augenlider. Das war doch alles echt zum verrückt werden. Sie wollte doch einfach nur nach Hause. Sie wollte eigentlich einen schönen Halloween Abend mit ihren Freunden haben. Und ausgerechnet ihr passiert so ein Malheur. Aber wäre ihr das nicht passiert, hätte sie nicht Sora kennengelernt. Sofort haute sich Kairi leicht gegen die Stirn. Erneut flogen ihre Gedanken zu ihm. Was stimmte denn nicht mit ihr? Hatte er sie verflucht? Anders konnte sie sich das nicht erklären. Sie setzte sich auf und ließ ihre Augen durch den Raum schweifen. Am Schreibtisch blieb ihr Blick hängen und geschockt musste sie feststellen, dass ihr Anhänger nicht mehr dort war. Sofort stand sie auf und durchsuchte den Schreibtisch. Öffnete jede Schublade und inspizierte selbst Sora´s Kleiderschrank. Aber er war nicht auffindbar. Frustriert packte sich Kairi am Kopf. Kurz darauf riss sie die Tür auf und eilte die Stufen hinunter. Vielleicht wusste Sally, wo ihr Glücksbringer abgeblieben ist.
 

Unten angekommen sah sie, das Sally auf der Couch saß und eine verdorrte Blume in der Hand hielt, die sie behutsam streichelte. Mit bedacht ging sie auf Sally zu.

„Uhm, Sally?“, Sally sah erschrocken auf und lächelte traurig. „Setzt dich, Kairi.“, bat Sally sie und mit einem Nicken stimmte sie zu. Kairi setzte sich gegenüber von Sally nieder und gab dieser einen besorgten Blick.

„Störe ich gerade?“, Sally schüttelte mit dem Kopf. „Nein, im Gegenteil. Ich bin froh, dass du runter gekommen bist.“, ergänzte Sally und starrte erneut auf die Blume in ihrer Hand.

„Ist etwas passiert?“, wollte sogleich Kairi wissen, doch erhielt von Sally ein schwaches ´nein´.

„Nein, noch nicht.“, perplex blinzelte Kairi. Wie sollte sie das jetzt verstehen?

„Ich befürchte, Kairi...“, setzte Sally an und schaute dabei von der Blume auf, um der Rothaarigen mitleidig in die Augen sehen zu können.

„Das etwas schreckliches mit Sora passieren wird und ich kann nichts tun, um das zu verhindern.“, entsetzt über Sally´s Aussage, krallte Kairi sich ins Leder des Sessels fest. Wusste Sally etwa über Xehanort Bescheid? Sie musste es wissen!

„Woher weißt du das, Sally?“, mit dem Kopf deutete Sally auf die verdorrte Blume hin, die in ihren Händen ruhte.

„Das ist Sora´s Blume. Bis vorhin blühte sie strahlend, doch jetzt...“, Sally legte das Gewächs auf den Tisch ab. „...ist sie verwelkt. Es ist meine Gabe, das Wohlsein der anderen vorherzusehen.“

Geschockt und nach Luft schnappend, starrte sie die tote Blume an, die verlassen auf dem Tisch lag. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper vor Hitze zu verglühen droht und ihre Trommelfelle platzen, so schnell wie das Blut zu ihrem Kopf hoch schoss. Ihre Lungen fühlten sich verknotet an und alles fing plötzlich an sich im Kreise zu drehen. Bevor Kairi irgendwas sagen konnte, überkam die Dunkelheit sie.
 


 

Was Kairi natürlich nicht wissen konnte, war, dass selbst sie von Sally eine Blume bekam. Diese stand auf der Fensterbank in der Küche und blühte in voller Farbenpracht.
 



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