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Abenddämmerung

Inu no Taishō / Inu no Kami
von

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Wildrose V

Abenddämmerung

- Wildrose V -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline

Triggerwarnungen: Tod, Gewalt

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Ab hier beginnen die neuen, unbekannten Kapitel der Geschichte. Viel Spaß!

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"Niemand? Seid Ihr Euch sicher, Fürst Yuusei?" Isamus Mundwinkel zuckte, als hätte er einen Scherz vernommen, der sich in seiner Nähe nicht ziemte – doch in Wahrheit sank sein Herz wie ein Stein in seinen Magen hinab, um an dessen Grund zu erzittern.

Verflucht sollte er sein! Myouga und der alte Schwertmeister hatten Jahrhunderte damit zugebracht, ihm Geschichten über Intrigen und Hinterhalte zu erzählen, während meisterhaft gezeichnete Rollbilder die Böden fluteten. Manche Zeichnungen hatte er bewundert, andere nie vergessen. Vom Unterholz überwucherte Pässe waren in Berge, Klippen und pechschwarze Inseln übergegangen, bis ihr Erschaffer ein Tal mit blutroten Pinselstrichen füllte, als könne ein einziger Schwertstreich einhundert Dämonen auf einmal fällen. Eine solche Klinge hatte bisher jedoch keinen Amboss verlassen.

Nie.

Wie betäubt starrte er auf den Ursuhi-Lack, der den roten Becher vor seinen Fingern wie Blut umhüllte. Dann hob er ihn auf und überschlug mit zusammengepressten Zähnen das Kräfteverhältnis, bemüht darum die Erfahrung aus Fehden und Schlachten einfließen zu lassen. Am Ende atmete er schicksalsergeben aus.

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er sich zurück in den Morgengrauen wünschte, wo der Tau in dicken Tropfen von den Gräsern perlte und Raureif seine Finger kribbeln ließ. Die Gefahr ging nicht länger von seinem verehrten Vater aus. Der Herr der Hunde besaß kein Mitleid, sagte man, und niemand im Westen trachtete noch lauthals danach, ihm die Ländereien streitig zu machen, nachdem er das letzte halbe Dutzend Fürstensöhne nach der Größe ihrer Gedärme sowie der Farbe der Zungen sortiert und zurück in ihre Herrschaftshäuser geschickt hatte. Offenbar feite den Inu no Taishou dieser Zug jedoch nicht davor, ihnen den Tod ins Haus zu holen.

"Ihr unterschätzt meine Familie", behauptete Isamu kehlig.

"Mitnichten. Ich habe von diesem Tag geträumt, seit ich in deinem Alter war." Fürst Yuusei thronte auf seinen Damastkissen und kicherte, bis sein Kopf wie eine geltungssüchtige Lumpenpuppe schwankte. Ohne Eile lehnte er sich vor und hielt dem zukünftigen Inu no Taishou sein Sakeschälchen entgegen, als wären sie alte Kampfgefährten. "Ein wunderbarer Tropfen, nicht wahr? Wir sollten auf den Westen anstoßen, mein Junge. Lass uns noch etwas plaudern." Auf seinen fleischigen Lippen gedieh Liebenswürdigkeit, während er dabei zusah, wie Isamu den Rücken durchdrückte und sich auf die Hacken zurücksetzte. Das Gelächter im Raum schwoll unlängst wie das Summen eines Bienenstocks an, dem jemand einen garstigen Stoß versetzt hatte.

"Ihr plaudert, Fürst?"

"Ja, und ich bedaure zutiefst, dass mir kein Sohn mit deiner Beherrschung geboren wurde."

"Mein Vater wird sich geehrt fühlen."

"In der Tat. Welchen Tonfall sollte ich zum Lob wählen?", erkundigte sich Yuusei seicht.

Isamu hielt dem Blick des Gastes stand, ehe ihn das düstere, flackernde Licht der Kohlenpfannen aus den Augenwinkeln anlockte und er mit Grauen bemerkte, wie die erste, offenstehende Regentür lautlos zugeschoben wurde. Dann platzierte sich eine unheilvoll glänzende Rüstung des Südens vor den Holzriegel und der dazugehörige General – er saß kaum weiter von Norikos Hofdame Fumi entfernt als Fürst Yuusei von ihm selbst – schenkte ihm ein fangzahnbewehrtes, salbungsvolles Lächeln.

Im Westen hätte das niemand gewagt. "Ihr verschenkt keine Gelegenheit, Eindruck zu schinden", stellte er fest.

"Wie wahr! Ich komme wohl einfach nicht aus meiner Haut!", griente der ranghohe Dämon. Heiter schüttelte er die freie Ärmelschleppe, deren Goldfäden wie ein Todesgedicht glänzten, ehe er flüsterte: "Das Beste an dieser Brautschau ist nicht die Schönheit meiner Tochter, musst du wissen, sondern die Gelegenheit, etwas zwischen unseren Familien zu ändern."

"Ich verstehe."

"Nein, glaube mir, das tust du nicht", erwiderte Fürst Yuusei, ehe dessen rundes Gesicht schlagartig weitere, rote Flecken bekam. Urplötzlich bebten seine Nasenflügel und seine Finger packten heftiger das Gefäß, als seien sie die ungesund schwitzenden Fangarme eines Kraken. "Wie könntest du auch, Welpe? Du besitzt keine Tochter, welche die erste und einzige Wahl deines Nachbarn hätte sein sollen. Rivalinnen? Mein armes Täubchen! Diese Schmach. Wie lange sollte Miharu eine andere Prozession auf dem Weg zum Westen ertragen, die denselben Pfad wie sie durch die Sümpfe beansprucht?"

"Ihr-"

"Shhht. Wir wollen ihr zartes Gemüt nicht aufregen", hauchte Fürst Yuusei, bevor er das Antlitz seiner Erstgeborenen mit seinem gewaltigen Kopf verdeckte – und der Wahnwitz glühend in seine Augen kroch. "Es war der Aufregung gar nicht weiter wert. Ihre Konkurrentin starb schreiend unter mir und der Osten wird heute Nacht ebenfalls fallen. Du solltest dich freuen, Junge. Die Unterwelt wartet!"

Isamus Atem gefror in seinen Lungen, als er hinter sich das erste, dumpfe Poltern eines Körpers hörte, der auf die Bambusmatten fiel. Im nächsten Moment hechtete er geistesgegenwärtig zur Seite, bevor die Hölle losbrach.
 

27
 

Isamu fing den Fall ab, während neben ihm die Streben der Tatami brachen und Stücke in die Höhe schoßen. Ein Treffer nur und es wären seine Knochen gewesen, die Fürst Yuusei mit blanker Wut zerschlug. Jäh hob der die Klauen, speichelte und schrie Befehle in alle Himmelsrichtungen. "Tötet sie. Tötet sie alle!" In seinen hervorquellenden Augen tanzten die dämonischen Energien, und Isamu ahnte, wie dieser beleibte Dämon eine gewaltige Schar Falken vom Himmel gepflückt haben musste. Doch für Mitleid blieb keine Zeit.

Die Schwerter des Südens hackten wie im Fieber los und erstachen, was auch immer sie zu fassen bekamen. Gnade gab es nicht. Sie waren schlagartig überall und stoben in Manövern durch die Empfangsräume, als hätten sie ein Jahrtausend lang nur dafür wie besessen trainiert. Beißender Rauch drang aus Kohlepfannen, die umgestürzt wurden. Es war reines Glück, dass ihn etliche glühende Holzkohlestücken verfehlten, weil er zurück auf die Beine sprang und um Abstand feilschte. Doch wofür? Der aufsteigende Qualm ballte sich prompt zu dicken Schwaden zusammen, aufgeheizt und verzerrt vom Youki der Lebenden, bis man vielerorts die Hand vor Augen nicht mehr sah. Seidenlagen zerrissen unter dem Kreischen etlicher Hofdamen, welche Lacktablette von sich warfen, aufsprangen und gurgelnd den Tod fanden. Drei von Vaters Kriegsherrn fielen röchelnd im gleichen Zug, und das Klirren und Krachen von gezogenen Klingen geriet ohrenbetäubend, wo Stahl auf Stahl traf und haarscharf verhinderte, dass Fleisch getroffen wurde.

Verflucht! Vater! Wo zur Hölle steckte sein Vater? Was war mit Takeru? Noriko?

Er entdeckte im Dunst die verwaisten Damastkissen, an deren Troddeln Blut klebte, ehe sich aus dem Rauch ein Schatten löste. Ein General des Ostens sprang brachial über ihn hinweg und auf den Herrn des Südens zu, trunken vor Entschlossenheit. Seine Stimme schrie heiser von den Dämpfen: "Verräter!"

"Nein, Sieger." Ein Hieb prallte an der Brünne des geifernden Yuuseis einfach ab, den zweiten umwirbelte er mit beängstigender Leichtigkeit, ehe er den fleischigen Ellenbogen in das Gesicht seines Angreifers rammte.

Isamu wandte sich jäh ab, doch das Knacken und matte, in sich zusammenfallende Keuchen des Generals verfolgte ihn noch, als ihm Fürst Yuusei wieder alle Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ.

"Mein Junge. Warte doch", gackerte Yuusei inmitten von Todesschreien, beseelt davon, wie geschickt sich seine Miharu mit einem einseitig geschliffenen Kaiken an der Wade eines Feindes verdingte und sie einem Reishalm gleich zerfetzte. "Wie unhöflich von dir, deiner letzten Unterhaltung zu entfliehen. Ich habe dir dein Schicksal offenbart! Sollte mein Schwiegersohn nicht dankbarer sein?!" Er lachte, höhnisch und laut. Das Geräusch klang wie ein Reiskloß, der hervorgewürgt wurde. Hinter ihm stürzte eine Papierwand zusammen, zu deren Füßen sich Männer mit unbändigem Hass und Überlebenswillen wie Tiere balgten und bissen.

Es glich einem Blutbad, das Isamu nur in einem Punkt lähmte: Niemand sonst hatte Augen für ihn, obwohl er mitten im Raum stand und seine eigene Klinge zog. Wohin er sich auch drehte, die Dämonen des Südens warfen all ihr Können und ihre Mordlust gegen ältere in die Waagschale. Einer sprang ihm sogar bewusst aus dem Weg.

So war das also. Grimmig schloss Isamu die Lippen zu einer schmalen Linie. "Ihr wollt meinen Kopf für euch allein." Das Heft lag entschlossen in seiner rechten Hand, doch die Erfahrung trennte sie in einem einzigen, angespannten Seitwärtsschritt.

"Kluges Bürschchen", lobte der Ältere. "Ich lösche die Zukunft des Westens mit dir aus."

"Und ich hänge an meinem Leben."

Dann spürte auch der letzte im Empfangszimmer eine Erschütterung, ehe sich eine ungeahnte Hitze in die Wangen von Männern und Frauen fraß. Aus ihren Vasen gefallene Pflaumenzweige und Chrysanthemenhalme verbrannten zu Aschehäufchen, und Leichen erzitterten, als könnten sie von der überwältigenden Energie wieder ins Leben zurückgeholt werden: Anschließend donnerte der Leib eines südlichen Angreifers gegen einen Holzbalken des Daches, bis die Splitter und der Zerschmetterte zurück auf die unten stehenden Dämonen fielen. Den verblüfften Aufschreien folgten sieben weitere Körper, einer schlimmer zugerichtet als der andere. Wie Papierkraniche schossen sie durch die Luft und trafen ihre Kameraden.

Der Kampf geriet sichtbar ins Stocken.

Sogar Fürst Yuusei schluckte und verzog gereizt die wulstigen, dichten Augenbrauen. "Hältst du mich für so leicht zu beeindrucken?"

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Warum muss der Jüngste alles allein beantworten? Erfahrt es in Kapitel #16, "Glücksklee".



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2021-04-16T16:02:10+00:00 16.04.2021 18:02
Oh was ein wandel! Ich glaub ich muss jetzt auch noch mal das Kapitel davor lesen XD Um wieder so richtig rein zu kommen.
Aber mir war als hättrn sie da noch alle Small Talk geredet XD
Und ja, wo zur Hölle ist sein Vater o.o
Uh das is sp spannend! Wann geht es weiter???
Von:  Kerstin-san
2021-04-11T15:49:23+00:00 11.04.2021 17:49
Hallo,
 
da musste ich doch ganz geschwind erstmal ein Re-Read der FF hier machen, um wieder richtig rein zu kommen: Freut mich auf jeden Fall, dass es hier wieder ein neues Kapitel gibt.
 
Atmosphärisch fand ich das ganz großartig. Man merkt, wie beklemmend das alles auf Isamu wirkt, der dank der Präsenz des Fürsten des Südens aber auch einen etwas hilflosen und überforderten Eindruck macht, als ihm bewusst wird, dass der Süden eine Intrige geplant hat.
 
Ich bin mir nur die ganze Zeit über nicht sicher gewesen, ob Isamu wirklich der einzige ist, der da diese Vorahnung hatte. Das sein Vater so komplett unerwartet in einen Hinterhalt gerät (hört der denn nicht, was sein Welpe und Yuusei da so reden?), käme mir bei dessen Lebenserfahrung und wie genau er sonst immer alles im Blick hat, doch etwas ungewöhnlich vor. Andererseits fände ich es auch seltsam, wenn er ahnen würde, dass hier was schief läuft und einfach beschließt, nichts zu unternehmen, sondern darauf wartet, dass der Süden seinen Zug macht (andererseits: Wer weiß schon, wie solche mächtigen und sicher siegesbewusste Dämonen ticken). Und was ist mit Myouga? Kauert der noch bei Isamu oder hat er das Weite gesucht? So viele offenen Fragen.
 
Ich finds ja bemerkenswert, dass das hier offenbar eine sehr sorgfältig geplante Intrige des Südens ist, die sich nicht nur auf den Westen, sondern gleich auch auf den Osten bezieht - da ist sich der Süden seines Sieges aber sehr gewiss, wenn er sich gleich mit zwei Fürsten anlegt. Und ob man das dann alles auf die gekränkte Eitelkeit schieben kann? Immerhin hat Norikos Besuch gar nichts mit der Brautschau zu tun. Hm, bin super gespannt, wie der Kampf weitergeht. Das, was du bisher dazu geschrieben hast, war dank dem Überraschungsangriff des Südens jedenfalls schon super fesselnd. Mir gefiel vor allem, dass Isamu am Anfang gar nicht erst den Versuch macht sich auf einen direkten Kampf gegen Yussei einzulassen, weil er auf Grund seines Alters noch gar kein Gegner für den wäre.
Und, darf ich es cool finden, dass Miharu da auch ordentlich mitmischt? Ich hätte nicht gedacht, dass sie wohl so gut mit einer Waffe umzugehen vermag, andererseits macht es natürlich Sinn, dass Yussei sie nicht in sowas mit reinzieht, wenn sie sich nicht mal ordentlich verteidigen könnte. Bin super neugierig, wie es Noriko und ihren Hofdamen ergangen ist und wenn ich nicht völlig falsch liege, ist die Energiewelle am Schluss weniger auf Isamu, als auf den verehrten Taishou selbst zurückzuführen, oder?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Hotepneith
2021-04-11T10:08:30+00:00 11.04.2021 12:08
Armer HUnd, mit solcher Aufmerksamkeit beglückt zu werden... Ich vermute, seit diesem Tag findet Isamu Gefallen an schriftlichen Abfragen siener Geografiekenntnisse. Der werte Fürst scheint sehr begeistert von sienem Täubchen zu sein... Aber irgendwie fehlen mit da noch ein paar andere Leute in dem reizenden, blutrünstigen Puzzle des Empfangsraums, das du schilderst. Mal sehen, wo diese sich hinbegeben haben. Denn immerhin wurde der überraschende Kampf auch überraschend unterbrochen...
 
 
hotep


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