Zum Inhalt der Seite

Tour de Japan

Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erkenntnisse


 

K

einer der beiden Halbbrüder sagte etwas weiter zu dem Zwischenfall, wenngleich aus recht unterschiedlichen Gründen. Sesshoumaru war noch immer zornig darüber, dass er sich von dem Jüngeren etwas über die Aufgaben eines Schutzherrn anhören musste, obwohl der doch davon nun gar keine Ahnung hatte, Inu Yasha erkannte die deutliche Energie und verspürte keine Lust auf ein sinnloses Duell. Warum nur hatte er sich breit schlagen lassen mit diesem arroganten Hund durch die Lande zu ziehen? Kagome konnte sich schon mal was Nettes einfallen lassen, wenn er zurück kam. Diese Tage, um nicht zu sagen Wochen, schienen ja endlos zu werden. Und dabei hatten sie diese Felsnadel des Gottes samt den Prüfungen noch nicht mal erreicht. Und das Ganze mal Vier, äh, Drei, Nummer Vier trottete ja hier neben ihm. Was auch nicht stimmte. Der schritt immer dahin, oder so. Immer war dieser Mistkerl so unantastbar. Nun, nicht immer.

Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Nasskalt, eisig und selbst im Wald hier windig.

Das hob die Stimmung beider Halbbrüder nicht.

 

Mit Einbruch der Dämmerung blieb Sesshoumaru stehen. „Schlaf!“

„He, ich bin noch nicht ….“ Der Halbdämon entdeckte vor sich eine kleine Grotte. Was war denn in diesen Mistkerl gefahren? War das, weil der wegen dieser Schutzherren-Sache tatsächlich den großen Bruder spielen wollte – oder hielt der ihn für so schwach, dass er unbedingt Pause brauchte? Beides war möglich. Aber, dachte Inu Yasha dann, man sollte einem geschenkten Hund nicht ins Maul gucken, und wer wusste schon, wofür er seine Kräfte noch brauchen würde. Etwas zu essen wäre ja auch ganz schön gewesen … So zog er sich Tessaiga ab und setzte sich in die Grotte, kaum verwundert, dass der Herr Hund draußen blieb, wenngleich unter dem Vordach des Felsens. Mit seiner kleinen Familienschande zu kuscheln um sich warmzuhalten wäre für den vermutlich Höchststrafe. Außerdem würde der garantiert keine Erholung oder auch nur Wärme benötigen. Und das mit dem Essen, nun ja, das musste er selbst eben sehen, wie er unauffällig dazu kam. Jetzt sollte er von Kagomes Essen und ihren Umarmungen träumen – und vergessen, dass es kalt war, regnete, und vor seiner Tür praktisch jemand stand, der oft genug versucht hatte ihn umzubringen. Aber jetzt würde es Sesshoumaru nicht mal versuchen, da war sich der Jüngere sicher. Nicht, nachdem der den ganzen Zirkus veranstaltet hatte ihn extra von zuhause abzuholen und ihn praktisch zu überreden mitzukommen. Warum auch immer. Irgendwo war doch da ein Haken, den der Herr Halbbruder ihm natürlich nicht gesagt hatte. Mann, der konnte echt nervend sein.

 

Sesshoumaru hörte trotz des Regens den gleichmäßigen Herzschlag, das rhythmische Atmen und wandte etwas den Kopf. Tatsächlich. Der war eingeschlafen, wenngleich Tessaiga im Schoss. Der Halbdämon schien sicher zu sein, dass er ihn bewachen würde. Wobei, das gab Sesshoumaru sich zu, Inu Yasha würde vermutlich mit allem fertig werden, was hier durch das Unterholz brechen sollte. Schwach oder feige war der nicht. Natürlich würde niemand sich nähern, der ihn selbst erkannte, so war das besser. Und etwas erholter mochte der Bastard auch ein passenderer Reisebegleiter sein. Sie erreichten bald das Meer und wer wusste schon, was für Prüfungen da bei Yuki auf sie warteten. Eines war jedenfalls klar – Inu Yasha wollte keine Konkurrenz für ihn darstellen. Nun, das hätte der auch nie geschafft … Er rieb sich unwillkürlich seinen linken Arm. Nun ja, nicht Schutzherr. Der Kleine war der Liebling der Glücksgöttin, das war alles, und wenn er Schutzherr des Westens war, sollte er Kishijoten mal von Rin eine ganze Blumenwiese pflücken und flechten lassen, damit das Glück auch ihm wieder hold war. War er erst der Schutzherr, würde er es brauchen können. Inu Yasha sollte dann ruhig mit seiner Menschenbande in Musashino sitzen. Wichtig war dann nur, dass Rin ihn sicher und oft besuchen konnte, denn er durfte sich dann nicht mehr all zulange aus dem mit ihm verbundenen Land entfernen. Hm. Vielleicht wäre Mutter bereit ….Nein. Das würde ja bedeuten, dass er sie weiterhin im Schwebenden Schloss hausen lassen musste und sie ihm dauernd über die Schulter sehen würde. Nein. Da gab es doch diesen einstigen Sommersitz … ach, nein. Da war Vater gestorben und überhaupt stand der nicht mehr. Das würde Mutter überdies als sehr unpassend empfinden – und er konnte nach Aufständen Ausschau halten. Die magische Kette mit dem Zugang zur Unterwelt besaß sie nicht nur, sie konnte mit ihr auch umgehen. Und hatte so einige treue Gefolgsleute, die es ihm durchaus übel nahmen, dass er sich nicht sofort freudestrahlend auf seine Pflichten geworfen hatte. Naraku war allerdings die Nummer Eins auf seiner Liste gewesen... oder Zwei, um ehrlich zu sein. Tessaiga hatte ihn noch mehr fasziniert.

Nein. Mutter sollte einen traditionellen Witwensitz bekommen, Rin als mehr oder weniger Hausmädchen in das Schwebende Schloss ziehen und alles war in Ordnung. Jaken hatte er ja mal einen Posten als Minister versprochen, nun, das ließ sich bestimmt arrangieren, wenn das sogar Myouga über Jahrhunderte hinbekommen hatte.

Sesshoumaru blickte auf. Hatte er sich getäuscht oder war da ein weißer Schemen in der Nacht? Irgendwie schien es ihm, als höre er die Stimme seines Vaters: „Verkaufe keine Felle, die du noch nicht erlegt hast.“

„Ich schaffe das, verehrter Vater, natürlich,“ wollte er protestieren, aber er war ja allein. Und, dass der Halbdämon hinter ihm das Zwischenspiel mitbekommen hatte, konnte er ausschließen, der träumte wohl noch immer von seiner Priesterin. Und er von seinem mahnenden Vater.

 

Dass am folgenden Tag die Sonne von einem blauen Himmel strahlte, hob die Laune der Halbbrüder doch deutlich, zumal Inu Yasha ausgeschlafen hatte und sich, bis auf das leichte Hungergefühl, fit fühlte. So sprang er auf. „Weißt du, wie weit es noch bis zum Meer ist?“ Unwillkürlich warf er einen Blick empor. Tatsächlich entdeckte er diesen zweiköpfigen Drachen, der Kurven über ihnen drehte. Irgendwann musste er doch noch einmal fragen, wie Sesshoumaru den so unter Kontrolle hatte. Der rief nicht, pfiff auch nicht, wie er es bei Menschen und ihren Hunden schon mal gesehen hatte – hm. Vielleicht nicht gerade das Beispiel, das er gegenüber einem Hundedämon erwähnen sollte. Der Kerl war ziemlich schnell beleidigt. Kagome hatte, in einem ihrer wenigen Streits, seit sie wieder da war, ja mal gemeint, er sei seinem Bruder ähnlich: schnell beleidigt und alle anderen nicht für voll nehmend. Das war gar nicht wahr, hatte er argumentiert. Er klang nie so, als sei der Andere … naja. Er hatte dann zugeben müssen, dass das, was bei Sesshoumaru herablassend klang – „was machst du Wurm zu meinen Füßen“ -, bei ihm eher ein: „wieso blockierst du Vollidiot meinen Weg?“ war – aber im Endeffekt hatte sie recht. Kagome hatte meistens recht und wenn sie ihm das leise erzählte und dazu seine Öhrchen kraulte, war er auch bereit darüber nachzudenken.

 

Am folgenden Tag erreichten die schweigenden Hundebrüder erneut einen Bergkamm. Im Hintergrund schimmerte die Meeresstraße, die diese zwei japanischen Inseln trennte, in der Ferne war bereits Hokkaido zu erkennen. Aber das Interessanteste vor ihnen war das Dorf, wo offenbar ein Markt stattfand.

„Ich geh dann mal,“ sagte Inu Yasha, nicht willens um Erlaubnis zu bitten, und ging hinüber.

Sesshoumaru blieb am Waldrand stehen. Er kannte solche Märkte. Rin lief meist los – und, wenn er hinterherging rannten die Meisten dieser minderen Lebewesen schreiend davon. Nun gut. Auf jeden Fall bekam sie, was sie brauchte. Er gab zu, er war neugierig, wie das ein Halbblut hinbekam. Oh. Die Menschen rotteten sich zusammen. Narren.

Inu Yasha kannte das Verhalten, aber er hatte in den letzten Jahren doch durchaus dazu gelernt. So blieb er stehen, guckte nur in die Reihe der verteidigungsbereiten Männer und zog aus seinem Ärmel eine Münze. „Ich will einkaufen. Was dagegen?“

Das schimmernde Gold ließ die Männer zögern, ehe sich einer aufraffte. „Du willst einkaufen, Monster?“

„Gute Güte. Ja. Ich will gebratene Fische und Brot. Gegen einen goldenen Ryu. Was dagegen?“ Wieso klang das nur wieder so wie betteln und etwas in ihm sträubte sich dagegen? Er hatte doch schon gesehen, wenn Miroku und Kagome in ein Dorf gingen, wurden sie höflich behandelt, wenn Sesshoumaru in ein Dorf ging …. naja, das war wohl schiere Panik. Wieso also immer er?? Aber die Antwort kannte er nur zu gut. Die Männer starrten für einen Moment auf die goldene Münze in seinen Fingern, ehe sich einer aus der Gruppe löste.

„Ich bin der Fischhändler. Wie viel willst du?“

Das klang nach mehreren, dachte der doch hungrige Halbdämon. „Gebratene Fische? Hast du die da?“

„Frische, über dem Feuer, sie sind fast alle fertig. Brot gibt es sicher auch….“ Der Mann warf einen auffordernden Blick zurück zu seinen Nachbarn. Goldene Ryu waren selten und auch nur einer davon würde die Steuer des gesamten Dorfes bedeuten. Was waren das denn für Narren? Vielleicht würden sie heute weniger essen – aber dafür die nächsten Monate mehr bekommen. „Äh, edler Herr? Wenn Ihr mir bitte folgen würdet?“ Oh du liebe Zeit. Erst jetzt erkannte er ein Schwert in einer offenbar sehr wertvollen, kunstfertig gearbeiteten, Scheide an der Hüfte dieses Monsters, äh, des seltsamen jungen Herrn. Lieber eine Goldmünze als eine Bezahlung in sicher gut geschliffenem Stahl. Er hatte sich richtig entschieden und musste das seinen Nachbarn auch später sagen, falls sie nicht selbst erkannten, dass das wahrscheinlich ihr Leben gerettet hatte. Mit Dämonen diskutierte man nicht, konnte man meist auch gar nicht, aber wenn dieser hier auch noch bezahlen wollte – umso besser.

 

Sesshoumaru betrachtete fast amüsiert, wie sein Halbruder nicht einen Blick zum Waldrand warf, an dem er ihn wusste, ehe er sich in das Dorf aufmachte, sich keine Rückversicherung suchte. Nein, feige war der nicht. Und vermutlich durchaus in der Lage mit solchen, nach Fisch stinkenden, Meeresanrainern zurande zu kommen. Allerdings, wenn der Bastard jetzt hier Fisch aß, würde der seine eigene Hundenase die nächsten Stunden mit eben diesem Geruch belästigen. Nun ja. Sie waren ja an der frischen Luft und der Flug hinüber nach Hokkaido sollte Inu Yasha gefälligst allein schaffen, wenn er ihm schon seinen Reitdrachen zur Verfügung stellte und selbst flog. Da waren sie dann im Wind und voneinander getrennt, das war zu schaffen. Aber diese Reise ... oh, wenn er Ryujin und seiner eigenen Mutter dafür nur den Hals umdrehen könnte!

Die Tatsache wurde noch schlimmer, was er kaum mehr geglaubt hatte, als nicht nur sein Halbbruder nach gebratenem Fisch und frischem Brot übelriechend auf ihn zugelaufen kam, sondern auch noch gebratene Fische in einem Leinensack bei sich trug, den er ihm so strahlend präsentierte, wie er es sonst nur von Rin kannte.

„Hier, ich dachte, du magst vielleicht auch etwas. Sie sind echt gut.“

Sesshoumaru ertappte sich bei einem Blinzeln. Das konnte und durfte doch einfach nicht wahr sein! Schon Rin hatte einen derart törichten Versuch gestartet. Für was hielten ihn diese Narren eigentlich? Fisch! Fast ein Wunder, dass sie ihm nicht geräucherten Hund vorsetzen wollten! So eisig wie noch möglich gab er zu Protokoll: „Ich nehme keine Menschennahrung zu mir.“

„Na, dann bleibt mir mehr.“ Inu Yasha war nicht beleidigt, aber er hatte doch es für nett gefunden nachzufragen. So würde er heute Abend noch etwas zu essen haben, denn er vermutete schwer, dass er auf der Nordinsel nichts mehr bekommen würde. Der dortige Schutzherr war Yuki und wollte oder sollte sie prüfen. Da war der kaum gastfreundlich, ehe sie die Prüfungen bestanden hatten. Und leider war das hier seine einzige Goldmünze gewesen, sie waren schwer zu verdienen. Aber, ab nun würde er sich wohl eher mit magischen Wesen herumschlagen dürfen – und die würden kaum gegrillten Fisch mögen oder nach Goldmünzen gieren. So warf er sich den Sack nachlässig über die Schulter – und musste prompt ein leises Grinsen unterdrücken. Irrte er sich oder hatte der Herr Halbbruder tatsächlich seine hochwohlgeborene Nase gerümpft? Wie lustig. Aber es wäre vermutlich ziemlich kleinlich jetzt dauernd den Sack im Wind zu wedeln. Er wusste schließlich nur zu gut, wie es war, wenn man viel besser als andere Witterungen aufnehmen konnte – und Sesshoumaru war nun einmal noch einmal deutlich mehr am Hund als er selbst. Das war Fakt. Den deswegen zu ärgern wäre zwar amüsant, aber irgendwie auch gemein, würde Kagome sagen. Das sollte er mal vermeiden – schließlich war er erwachsen geworden. Und es sich für den Zeitpunkt aufheben, an dem er in Erfahrung brachte, warum er so unbedingt auf diese Tour mit sollte. Wenn der Kerl ihn nur wieder ausnutzen wollte, konnte der was erleben. Aber momentan wirkte der sogar recht konziliant, also, für seine Verhältnisse. Und nicht sonderlich glücklich über die Reise an sich und noch dazu in seiner Begleitung. Auch mal nett, den so in der Verteidigung zu sehen.

 

Sesshoumaru wandte sich ab und ging voran. Der Wind wehte hier von der Küste und so wurde der Fischgeruch doch von ihm zumindest etwas abgehalten. Das würde er diesem Bastard zurückzahlen, irgendwie, wenn Ryujin keine schützende Klaue mehr über den hielt, wenn er selbst der Schutzherr des Westens war, wenn … Ja, Vater hatte wohl recht. Er verkaufte bereits wieder Felle, die er noch gar nicht erlegt hatte. Schlecht, aber wahr. Und, wenn er es sich so überlegte, hatte Vater im Nachhinein oft recht gehabt. Seine Ratschläge mochte er selbst zwar erst nach Jahrhunderten eingesehen haben, aber sie stimmten. Selbst die Sache mit Tenseiga war durchdacht gewesen. Nun ja, das war einer der brillantesten und mächtigsten Heerführer unter den Dämonen aller Zeiten gewesen. Und er selbst ein Halbwüchsiger, von sich überzeugt, bereits mächtiger als viele andere, um nicht zu sagen, fast alle Dämonen. Er wollte Macht, hatte sie schon immer gewollt, je mehr desto besser. Und da war noch immer Vaters Frage: gibt es etwas, das du beschützen willst? Nein, er hatte den Westen nie beschützen wollen, niemanden. ER war Sesshoumaru, er beschützte doch niemanden wie ein … Wachhund, diese jämmerlichen, entfernten Verwandten! Aber Schutzherr des Westens war sein Geburtsrecht und NIEMAND nahm ihm das weg. Das war auch Fakt. Zum Glück schien Inu Yasha noch immer keine Ahnung zu haben, was da in der Politik um ihn am Laufen war. Umso besser. Natürlich würde er einen Kampf gewinnen, aber da war der Drachenkönig – und unter Umständen auch noch die anderen Schutzherren. Er musste wenigstens zwei von denen auf seine Seite bekommen. Das war absolut notwendig. Und dazu musste er sich deren Prüfungen stellen – und der Bastard gleich dazu, um Ryujin ruhig zu halten.

 

Als der Hundedämon auf einem Felsen stehenblieb, sprang Inu Yasja prompt neben seinen Halbbruder, um zu sehen, was los war. Sie hatten den Rand des Landes erreicht. Unten auf einem sandigen Fleck wartete der zweiköpfige Drache und wandte ihnen jetzt den Kopf zu.

„Wie heißt der eigentlich?“ erkundigte sich der Halbdämon.

Als ob er Haustieren Namen geben würde! Nun ja, Rin hatte ihm einen gegeben. „Ah-Un.“

„Der Anfang und das Ende? Nett. Und was jetzt?“

„Steig in den Sattel.“ Was denn sonst? Sie mussten hinüber und dieses Halbblut konnte ja nicht einmal fliegen. Sesshoumaru ließ seine Energie ansteigen und schwang sein Fell um die Beine, ehe er sich auf einer kleinem, schwarzen, Wolke in die Luft erhob.

„Ja, schon gut. Mann, hast du es eilig.“ Inu Yasha musterte den Drachen unter sich. In dem einen Film, den er mal mit Souta in der Zukunft im Fernsehen angeguckt hatte, waren die Helden von hinten in die Sättel der Pferde gesprungen. Das hatte so toll ausgesehen, das würde er hier auch … halt. Er entsann sich Soutas Gelächter und dessen Hinweis, dass so ein Aufsteigen durchaus an sehr heiklen Stellen sehr lästig sei. Jetzt fiel ihm auch ein, vermutlich zu seinem Glück, dass Myouga und auch der Herr Halbbruder gemeint hatten, breitbeinig im Sattel eines Drachen zu sitzen sei unwürdig. Schön, da sollte er sich wohl dran halten. So machte er nur den Satz hinunter, um neben dem Drachen zu landen. „Hallo, Ah-Un, oder Ah und Un? Egal. Ich steige jetzt mal auf.“ Er nahm die Zügel und sprang rückwärts in den Sattel. Na, das war ja was. Hier gab es keine Steigbügel, oder wie man das nannte. Hoffentlich würde er nicht runterrutschen. Wenn er nicht – denn der Drachen startete unverzüglich – aus einigen hundert Metern Höhe ins Meer plumpsen wollte und sich das die nächsten Jahrhunderte von Sesshoumaru anhören wollte, sollte er zusehen, dass er einigermaßen Halt hatte. So nahm er die Rechte, in der er die Zügel hielt, und fasste fest in den Sattel, mit der Linken das andere Ende ergreifend. Vielleicht sah das auch nicht unbestreitbar elegant aus, aber er fühlte sich wenigstens vor der ultimativen Blamage sicher. Immerhin schien Ah-Un ruhig zu fliegen. Nun ja, sonst hätte Sesshoumaru auch kaum zugelassen, dass der Drache Rin trug.

Der Hundedämon wandte nicht den Kopf, aber er riskierte einen Blick. Elegant war wahrlich etwas anderes, aber immerhin schien sich Inu Yasha gemerkt zu haben, dass man als höherrangiger Dämon sich nicht breitbeinig auf einen Drachen hockte. Rin hatte das stets getan, wenn sie allein mit Ah-Un flog, aber nie, wenn er dabei war. Anders hätte sie wohl in ihrer Kindergröße auch keinen sicheren Halt im Flug gehabt. Ja, das Halbblut bemühte sich nicht zu rutschen. Er konnte eben nicht fliegen und hatte keine Übung. Wie amüsant, den in das Meer stürzen zu sehen. Hier unten existierten allerdings Drachen im Wasser und so einige andere interessante Lebewesen, das würde der kaum durchstehen. Oder auch schon. Er war vermutlich der beste Zeuge dafür, was der so alles überleben konnte, durch Vaters mächtiges Blut.

Dort war ja schon die Küste Hokkaidos und selbst Inu Yasha sollte es jetzt nicht mehr schaffen zu fallen. Die Dämmerung war auch nahe. Yuki würde bestimmt sehr bald spüren, wer da sein Land betreten hatte. Entweder der schickte ein Empfangskomitee oder sie mussten ihn selbst finden. Was nicht unbedingt schwer sein dürfte. Er konnte die magischen Linien des Nordens bereits förmlich spüren. Dort, wo sich die Mitte dieses Netzes befand, tat dies auch der Schutzherr. Das hatte er schon lange gelernt. Was die Sache mit Ryujin nicht einfacher machte – im Schloss am Boden des Ozeans war für niemanden, außer einem Wassergeschöpf, diese Magie noch zu spüren.

Er landete und sah sich um.

 

Ah-Un bohrte knirschend seine vier Tatzen in den Sand, als er den Boden berührte und stoppte. Inu Yasha sprang sofort ab, erleichtert, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Er war oft genug schon geflogen, auf Kirara, sogar einem Tanuki, aber da hatte er nie seitwärts gesessen. Immerhin hatte er sich nicht blamiert. Er sah sich ebenfalls um. Der Wald stieg hier wieder zu Bergen empor. Irgendwo war ein Menschendorf zu wittern, wohl auch Fischer. Aber, da benötigte er im Moment nichts. Er hatte im Laufe des Tages die restlichen Fische verspeist und nahm an, dass er einige Tage doch recht bei Kräften durchhalten würde. Da kam doch wer oder was? Er legte unwillkürlich die Rechte an sein Schwert, ehe er einen Blick seitwärts warf. Auch Sesshoumaru schien angespannt, fasste allerdings nicht zu einer Waffe.

Über dem Wald erschien eine sonderbare Figur. Der Halbdämon kannte die runde Gestalt aus Feuer – eine Feuerseele, ein Mensch, der in einem Feuer umgekommen war und auf dem Weg ins Jenseits war. Eigentlich. Denn auf diesem Geist saß eine kleine Gestalt die ihm kaum bis zur Hüfte reichen würde, weiblich, verrunzelt und offenkundig uralt.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel heisst denn auch: Willkommen auf Hokkaido

hotep Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lizard
2019-05-09T15:57:23+00:00 09.05.2019 17:57
Und weiter geht es mit der interessanten, unterschiedlichen und doch nicht unähnlichen Gedanken- und Erlebniswelt der beiden Hundebrüder.
Spätestens bei Inu Yashas Gedanken, dass er schließlich erwachsen geworden sei, konnte ich nicht anders als sehr, sehr schief und ironisch zu grinsen. Inu Yasha und erwachsen... ja, klar... hmm, vielleicht genauso erwachsen wie ein Jugendlicher kurz vor der Volljährigkeit, der direkt nach Bestehen der Führerscheinprüfung verkehrt herum in den Kreisverkehr reinfährt und dabei Papas Auto zu Schrott fährt... Wobei der ältere Halbbruder, der selbst glaubt, ein Halbwüchsiger GEWESEN zu sein, auch nicht wirklich viel erwachsener denkt und ist. Zitat: >Aber Schutzherr des Westens war sein Geburtsrecht und NIEMAND nahm ihm das weg<.... Jaja, schon gut, schon klar, das ist mein Futternapf und mein Spielzeug und wenn sich jemand anders in mein Hundekörbchen legt, beiß ich ihm in die Wade... sehr erwachsen und dazu noch absolut unhündisch!^^

Spätestens Inu Yashas Reiteinlage sowie die Gedanken/Assoziationen beider Inubrüder dazu waren dann nur noch zum Totlachen. Und jetzt will ich's unbedingt wissen, ob Sesshoumaru tatsächlich immer im Damensitz geritten ist... (hehe, wunderbare Ausrede, um wieder ein paar Animefolgen anzugucken oder den Manga in die Hand zu nehmen...^^). Und war so etwas eigentlich tatsächlich mal in der vornehmen Gesellschaft in der japanischen Geschichte oder überhaupt sonst wo üblich? Sicher aber nie beim Einsatz von Pferden im Krieg, oder? Für den Kampf ist der Damensitz schließlich völlig ungeeignet. Da hätte es ja auch den allervornehmsten Feldherrn sehr unfein aus dem Sattel gehauen...

Die Szene im Fischerdorf mochte ich auch sehr gerne. Es war in vielerlei Hinsicht eine amüsante Szene, hatte aber auch eine unterschwellig ernste, schön nachdenklich machende Note, indem Inu Yashas unglücklicher Platz am Rande der Gesellschaft angesprochen wurde. Dass Sesshoumaru seinen Halbbruder als Liebling der Glücksgöttin ansieht, ist wohl eine etwas schiefe Ansichtssache. Ich würde Inu Yashas "glückliches" (Über)Leben eher vielleicht ausgleichende Gerechtigkeit für eine schlechte, glücklose Ausgangslage nennen... Na ja, ich denke mal, im Laufe der Zeit und dieser Geschichte werden die Inubrüder beide noch ihre Ansichten von- und zueinander etwas ändern/erweitern. Sie fangen ja schon damit an, auch wenn es ihnen noch gar nicht so bewusst zu sein scheint.^^
Weiterhin meine Lieblingsstellen: immer, wenn die Inubrüder direkt oder indirekt über "ihre Mädchen" nachdenken und man als Leser deren Einfluss auf die beiden Sturköpfe (die selbst von dieser Beeinflussung freilich nix mitbekommen) erkennt. Das ist so süß!
Von:  Kagome2010
2019-01-23T20:48:44+00:00 23.01.2019 21:48
oh man armer Sessy der gestank von Fisch ich habe mich richtig über das verhalten der beiden amüsiert hoffe es wird noch lustiger freue mich schon auf das nächste Kap


Zurück