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Wenn der Wind sich dreht

von

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Der Abend war grau und kalt, ein Blick in die Sterne unmöglich. Sakura konnte die Wolken zwar nicht sehen, aber dennoch war sie sich sicher, dass sie da waren. Irgendwo da oben. Und sie würden es spätestens am morgigen Tag schneien lassen. Viel zu spät, ihrer Meinung nach. Sie hatte von weißer Weihnacht geträumt, stattdessen hatte es geregnet. Nun, Mitte Februar, brauchte sie keinen Schnee mehr. 
 

Wobei…
 

Wenn ein Schneesturm wütete und ihr Auto, ein silberner Hyundai Tucson, vielleicht irgendwo stecken blieb oder gleich kältebedingt verreckte – manchmal hatte er solche Anwandlungen, um sie zu ärgern – dann hätte sie eigentlich eine ganz gute Ausrede, um ihrer Verabredung fernzubleiben. Vielleicht würden sie sogar Verständnis ihrer Situation gegenüber zeigen, oder sich, zwecks ihrer Unzuverlässigkeit, einen anderen Mediziner suchen. Am besten gleich in einer anderen Stadt auf einem anderen Kontinent. Hauptsache sie war aus dem Schneider.
 

Sakura schnaubte belustigt, auch wenn ihr gar nicht danach war. Ihr Amüsement war eher ironischer Natur. Als ob sie so einfach aus dieser Sache wieder raus kam. Mit ihr konnte man es ja schließlich machen. Sie war ja nur eine Frau und ein kleines Dummchen noch dazu. Sasuke hatte ihr diese Tatsache oft genug vorgehalten und schamlos ausgenutzt. 
 

Tja ja, sie hatte es aber auch wirklich nicht anders verdient, so dämlich wie sie damals war. Sie hatte sich Sasuke fast schon freiwillig unterworfen und ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Er war heiß, schlau, perfekt und supertoll. Von wegen… 
 

Seufzend warf Sakura einen Blick auf ihre Armbanduhr. 22:11 Uhr. Sie könnte jetzt in ihrem warmen, kuschligen Bett liegen, oder noch besser in einer heißen Wann voller Schaum und Duftöl, während ringsherum einige Kerzen brannten und sie genüsslich an einem halbvollen Glas Rotwein nippte. Eine schöne Verstellung, aber statt dieser nachzukommen stand sie nun hier draußen – mitten in der Walachei, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten – und starrte auf einen hohen Drahtzaun, der von einem alten, rostigen Tor verschlossen gehalten wurde. 
 

Ihr war kalt, sie war müde und allmählich taten ihr die Füße weh. Wie lange stand sie eigentlich schon hier draußen? Vielleicht sollte sie mal ganz laut schreien, um wen-auch-immer wer da drin auf der Lauer lag auf sich aufmerksam zu machen. Kakuzu sagte doch, sie sollte gegen Abend hier auflaufen. Kein genauer Zeitpunkt. Keine näheren Informationen. Vielleicht hatte er sie aber auch nur verarscht.
 

Die ganze Sache war wirklich frustrierend.
 

„Sakura?“
 

Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich sogleich hektisch um, wobei sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. Sich heute noch auf die Fresse zu legen gehörte definitiv nicht zu ihrem nicht vorhandenen Plan. 
 

Ihr gegenüber, spärlich von einer flackernden Laterne beleuchtet, stand eine Person. Logischerweise. Fuchs und Hase konnten immerhin nicht wirklich auf der menschlichen Basis kommunizieren. Sie grinste kurz zwecks ihrer verrückten Gedanken und besah sich den jungen Mann genauer. Schwarze Haare, soweit erkenntlich, dunkle Augen und eine relativ schmale Figur. Sie stutzte. 
 

„Itachi?“
 

Was in Kamis Namen hatte der große, als verschollen geltende, Bruder ihres Ex-Freundes hier verloren? Vielleicht ging er einfach nur spazieren. Er gehörte gewiss nicht zu diesen Verbrechern. Vollkommen ausgeschlossen. Itachi war der Musterknabe eines Gut-Menschen, ein wahrer Sonnenschein. Gut, dass war eventuell etwas übertrieben, aber dennoch konnte sich Sakura nicht vorstellen, dass in dem ruhigen, besonnenen Itachi Uchiha ein Verbrecher-Genie lauerte. 
 

Wobei… 
 

Itachi war zwar schon immer ziemlich undurchschaubar, aber so sehr?
 

„Folge mir.“
 

Ohne ein weiteres Wort, nähere Instruktionen, oder wenigstens eine herzliche Umarmung zur Begrüßung, drehte er sich einfach um und schritt majestätisch von dannen. Seufzend holte sie zu ihm auf. Blieb ihr denn eine andere Wahl?
 


 

Die Innenausstattung der stillgelegten Lagerhalle war erstaunlich...wohnlich. Sakura wusste zwar nicht, was sie erwartet hatte, aber ganz bestimmt nicht das. Anstatt in einem alten, heruntergekommenen Fabrikgebäude zu landen, befand sie sich plötzlich in einem Loft in XXL-Format. Alles war vorhanden, was eben so zum Leben gehörte. Eine Einbauküche, Tische, Stühle, Sofas, Pflanzen, ja sogar ein riesiges Aquarium hatte seinen Platz gefunden und für Unterhaltung wurde dank eines LCD-Fernsehers, eines Mischpultes und einer Tischtennisplatte gesorgt. Und das war nur der kurze Überblick, den sie sich während des Rundgangs mit Itachi, verschaffte. 
 

Wo zum Teufel war sie her und wer waren diese Typen? Sie hatte so viele Fragen, aber eines wusste sie von Itachi, wenn es auch nicht viel war: Er war ein eher schweigsamer Typ. Aus diesem Grund hielt sie ebenso ihre Klappe und wartete darauf, dass sie irgendwann Jemanden begegnen würde, der redseliger schien und sie eventuell mal aufklären würde. Diese Ungewissheit, was sie wohl erwartete, war ja nicht zum aushalten. 
 

„Wir sind da“, sprach er und blieb vor einer schwarz lackierten Eisentür stehen. 
 

Wo waren sie und warum öffnete er nicht einfach diese verdammte Tür? Ja, sie war ungeduldig und ja, sein verzeihender Blick, den er ihr kurz über seine Schulter zukommen ließ, machte es auch nicht besser. Sie wollte endlich nach Hause und diesen Alptraum ganz schnell wieder vergessen. 
 

Kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, drückte er endlich die Klinke nach unten und trat ganz Gentleman-like einen Schritt beiseite um sie zuerst eintreten zu lassen. Wie überaus lobenswert. Tief durchatmend setzte sie einen Fuß vor den anderen und bildete sich ein, ihre Schritte gespenstig an den Wänden widerhallen zu hören. Die Stimmen, jedoch, die ihr entgegen schallten, waren keineswegs Einbildung, ebenso wie die Männer, die nun ihre komplette Aufmerksamkeit auf die richteten.
 

Hatte sie schon erwähnt, dass sie nach Hause wollte? 
 

„Hey Süße, lange nicht mehr gesehen.“
 

Hidan grinste ihr entgegen. Sakura verdrehte genervt die Augen. Idiot. Aus dem Augenwinkel sah sie Itachi an sich vorbeigehen und wie er sich gleich darauf zu einem Rotschopf gesellte, der ziemlich abwesend wirkte. Entweder ein Zeichen von Übermüdung, Desinteresse, oder er war einfach bekifft. So genau konnte sie das nicht deklarieren. Innerlich zuckte sie die Schultern und wandte sich lieber wichtigeren Themen zu. 
 

Sollte sie jetzt weiter wie angewurzelt hier stehen bleiben und sich begaffen lassen, oder durfte sie sich wenigstens irgendwo hinsetzen? Sie wagte es ja kaum zu atmen, geschweige denn zu sprechen, also fiel das mit dem ziellosen umher spazieren auf jeden Fall schon einmal flach. Sie seufzte. Wunderbar. Ihre Füße begannen langsam wirklich zu schmerzen. 
 

„Du kannst dich ruhig setzen, wir beißen nicht...“, machte nun auch Kakuzu mit monotoner Stimme auf sich aufmerksam und schaute kurz in Richtung Hidan, „zumindest nicht alle...“
 

Sakura nahm die letzte Bemerkung einfach so hin und erlaubte sich ein kurzes erleichtertes aufatmen. Sitzen klang schon mal gut, also steuerte sie ihre Beine in die Richtung des erstbesten Stuhls und ließ sich einfach darauf sinken, ohne die Blicke, die zum Teil noch immer auf ihr lasteten, weiter zu beachten. Sollten sie doch gucken, wenn sie sonst nichts Besseres zu tun hatten. 
 

„Schick habt ihr‘s übrigens hier. Richtig gemütlich“, versuchte sie sich nun doch an verzweifelter Konversation, auch wenn diese deutlich fehl schlug. Niemand ging auch nur ansatzweise darauf ein. Deprimierend. Ein tonloser Seufzer entrann ihrer Kehle. 
 

„Okay, Jungs, an wenn kann ich mich wenden, wenn ich vorhabe Beschwerde einzureichen?“, wagte sie einen erneuten Versuch, der diesmal wenigstens nicht unbeantwortet blieb.
 

„Das wäre dann wohl ich.“
 

Zum zweiten Mal an diesem Tage und innerhalb kürzester Zeit zuckte sie erschrocken zusammen und drehte sich auf ihrem Stuhl soweit, dass sie in Richtung des Eingangs blicken konnte, welchen sie selbst kürzlich betreten hatte. Ein junger Mann stand dort, dessen Erkennungszeichen eindeutig die dutzenden Piercings in seinem Gesicht waren, an der Seite einer attraktiven blauhaarigen Frau, die soeben diese Worte gesprochen hatte. Hieß das etwa, dass sie…? Verwundert kräuselte Sakura ihre Stirn. 
 

Diese Frau war tatsächlich hier der Master of Desaster?
 

„Blue, du lässt dich auch mal wieder blicken? Wie kommen wir zu der Ehre?“
 

„Schnauze, Hidan“, richtete sie eher gelangweilt das Wort an den Silberhaarigen, bevor sie sich wieder ihr zuwandte. 
 

„Sakura Haruno, Fachärztin für Chirurgie und Allgemeinmedizin im University Hospital von Chōfu, 28 Jahre alt, ledig, keine Geschwister und keine Kinder. Dein Vater ist Staatsanwalt mit einer eigenen Kanzlei und deine Mutter arbeitet als Verkäuferin in einem kleinen Supermarkt. Zu anderen Verwandten besteht keinerlei Kontakt. Richtig soweit?“ 
 

Vor Erstaunen war Sakura der Mund aufgeklappt und blieb selbst nach einer kurzen Denkpause offen stehen, sodass sie nur noch zu einem knappen Nicken fähig war. Woher wusste diese Frau das alles bloß?
 

„Gut. Du weißt, warum du hier bist?“
 

Wieder nur ein Nicken, während ihr Mund sich nun endlich wieder schloss. Wie könnte sie den Grund für diese Einladung je vergessen?
 

„Ihr habt einen Verletzten und ich soll erste Hilfe leisten.“
 

„Beinahe. Wir bieten dir einen festen Job an.“
 

Diesmal presste sie ihre Lippen fest aufeinander, um ihren Kiefer nicht wieder aushaken zu lassen, während die der Blauhaarigen dennoch schockiert entgegen sah und kaum glauben konnte, welchen Vorschlag diese ihr soeben unterbreitet hatte.
 

War das ihr verfluchter Ernst?



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