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Warten auf Godot

von

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"Ach ja."

James lachte frustriert auf und raufte sich die Haare. Er hatte ja gewusst, dass Teddy ihn wieder alleine lassen würde. Sein Blick fiel auf den Spiegel über seiner Kommode. Seine rehbraunen Augen, die sonst den Schalk und die Freude in sich trugen, waren mit tiefen Augenringen unterzogen und er fühlte sich ausgelaugt und verbittert. "Du bist zu jung und zu schön um schon zu verbittern. Das ist etwas für alte Menschen.", flüsterte er sich selbst zu. Es war demütigend jemanden hinterher zu trauern, der einen offensichtlich nicht wollte.

Er hatte keine Lust mehr den Spielball für Teddy darzustellen und immer nur nach dessen Pfeife zu tanzen. Er musste einen Schlussstrich über die ganze Sache ziehen. Vielleicht würde er jemand anderen kennen lernen, oder er könnte sich mal wieder bei Tony melden, hören wie es er*ihr geht. Und vielleicht konnte James irgendwann wieder mit Teddy in einem Raum sein, ohne das Gefühl zu haben, sein Herz springe ihm aus der Brust. Er schnappte sich einen kleinen Zettel und griff nach einem Stift.

-Heute Abend ist deine letzte Chance, ansonsten kannst du mich auch am Arsch lecken. J-
 

Den Zettel rollte er zusammen und gab ihm seiner Eule in den Schnabel. "Du weißt was zu tun ist, Süße." Mit einem Sprung landete er auf dem Bett und wickelte sich in seine Decke ein. Seine Lippen schmeckten immer noch nach Teddy und wenn er einen tiefen Atemzug durch die Nase nahm, meinte er sogar sein Parfum riechen zu können. "Fuck, Stopp! Hör auf meine Gedanken zu besetzen, Edward!" James fuhr wütend mit seiner Hand durch seine Haare und schloss seine, vom ganzen weinen, brennende Augen. Was würde er jetzt nur für ein Päckchen Zigaretten geben. Kaum zu glauben, dass James vor ein paar Tagen der größte Nikotin-Gegner war, so wie er sich jetzt nach diesen Dingern die Finger leckte. James kotze sich selbst so unglaublich an. Er war zu einer Person geworden, die er selbst nicht mehr leiden konnte. Er verabscheute den Menschen, der ihm vorwurfsvoll aus dem Spiegel heraus betrachtete. "Fick dich.", warf er dem Spiegelgesicht entgegen. "Fick dich, du scheiß Schwächling." James hatte nicht mal mehr Kraft zu schreien, seine Stimme war rau und sein Hals kratze beim Sprechen. Er war nur noch unglaublich müde und ausgelaugt.

Der Potter konnte sich nicht erinnern eingeschlafen zu sein, allerdings wurde er von einem Klappern aufgeweckt. Seine Eule saß auf dem Fensterbrett, und klopfte an die Scheibe. An ihrem linken Bein hing ein Zettel, säuberlich gefaltet und mit einer kleinen Schleife befestigt. Sofort sprang er aus dem Bett, verstädterte sich mit seinen Beinen in seiner Bettdecke, stolperte und bekam gerade so das Fenster zu fassen, um es zu öffnen. Das Gleichgewicht erlangte er aber nicht zurück und viel der Länge nach auf dem Fußboden. "Dummer Idiot.", murrte er sich selbst zu, bevor er sich wiederaufrichtete. Seine Knie und Kiefer schmerzten und er hatte sich auf die Zunge gebissen. "Fuck, scheiße, das tut weh.", stöhnte James, hievte sich auf sein Bett und rief seine Eule zu sich. Vorsichtig löste er den Brief und gab dem Vogel ein Paar Eulenkekse, bevor er die Nachricht las.
 

Bin arbeiten. Komm her. -T
 

Bevor sich James über die Nachricht aufregen konnte, weil Teddy ihn mal wieder hin und her scheuchte wie es ihm passte, schnappte er sich seine Sachen und stolperte aus seinem Zimmer. Am unteren Treppenabsatz angekommen, wurde er langsamer. Er lauschte, ob sein Vater irgendwo lauerte um seinen Sohn zurecht zu weisen. Als er nichts hörte sprang er von der letzten Stufe und schlich sich an der Tür zum Wohnzimmer vorbei. Aus dem Zimmer allerdings vernahm er angestrengt ruhiges Atmen, der Kamin knisterte und nach einem kurzen Blick sah er, dass sein Vater in sich zusammen gezogen auf der Couch saß und weinte.

Er hatte seinen Dad noch nie weinen sehen, er war immer der starke Vater von drei Kindern. Er war der Junge, der überlebte. Der Junge, der sich mit 17 Jahren Lord Voldemort gegenüberstellte. Und jetzt saß er gebrochen im Wohnzimmer seines Hauses und weinte. Es sah grotesk aus, Väter weinten nicht nie. Und vor allem weinte sein Vater nicht.

Leise schlich sich der Junge an seinen Vater an: "Dad? Ist alles ok?" Was für eine dumme Frage, natürlich war es das nicht. Harry wischte sich schnell den Tränenfilm von seinen Wangen, doch sein Sohn hatte die rot verquollenen Augen schon gesehen. "Ja, ich habe nur die alten Fotos angesehen. Meine Eltern-" James besah sich die Fotografie auf dem Kaffeetisch, es war in Hogwarts aufgenommen worden. Zu sehen waren James' Großeltern, Lily und James, neben Remus Lupin und Sirius Black. Eine kleine Träne suchte sich den Weg über James Wangen. Teddy sah seinem Vater so ähnlich, dieser freche Blick, die Grübchen, die sich bildeten, wenn die beiden lachten, selbst die langen knochigen Finger waren dieselben. Harry folge den Blick seines Sohnes. "Du bist nicht in Luke verliebt, oder?" James nickte kaum merklich. "Al hat mich nur gedeckt, er wollte mir nur helfen." Sein Vater sich über sein Gesicht. "Wann haben wir aufgehört zu reden? Das ist doch nicht alles nur die Pubertät." "Vermutlich ab dem Punkt an dem es mit Al bergab ging. Du hast ihn immer so enttäuscht gemustert, ich wollte nicht das mir das gleiche passiert." James setzte sich auf das Sofa. Die Aufregung und das Adrenalin, dass durch das folgende Gespräch mit Teddy aufgekocht war, verebbte und zurück blieb die Müdigkeit. "Ich war nie enttäuscht von dir. Zwischen deinem Bruder und mir ist es kompliziert ja, aber das liegt nicht an ihm. Meine ganze Schulzeit hinweg hatte ich Probleme mit Slytherin und vor allem mit Draco. Und einer meiner Söhne wird genau in dieses Haus einsortiert und freundet sich mit dem Sohn meines Erzfeindes an." James schüttelte seinen Kopf. "Man hat keine Erzfeinde im echten Leben. Und du hattest ja auch mittlerweile mehr als genug Zeit, dich an Al und Scorp zu gewöhnen." Harry nickte leicht, seine Augen wurden glasig. "Dad, ich habe dich lieb. Aber ich muss jetzt los. Ich habe da noch was zu klären." Wieder nickte sein Vater, anscheinend hatte er nichts mehr zu sagen. James stand auf, kurz bevor es das Wohnzimmer verließ, hörte er ein leises: "Ich liebe euch. Dich und deine Geschwister." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf James Gesicht, bevor er sich seine Jacke schnappte und das Haus verließ. Das, zumindest etwas, klärende Gespräch mit seinem Vater hatte ihm wieder Mut gegeben. Zwar wusste er nicht, ob sein Vater wusste ihn wen er nun verliebt war, oder ob es nur eine leise Ahnung war, aber dennoch fühlte es sich für James an, als sei eine riesen Last von seinen Schultern genommen worden.

Ein weiteres Mal schlug der Junge den Weg zum Buchladen ein, um seinen besten Freund zu treffen. Die meisten Fensterläden der Häuser waren geöffnet hier und da hörte man leise Musik aus den Fenster klingen. Eine ältere Hexe klopfte auf dem Gehsteig ihren Teppich aus und nickte mir leicht zu, als ich an ihr vorbeikam. Auf der anderen Straßenseite flogen zwei vielleicht fünfjährige einen halben Meter über dem Boden fangen, die Mutter stand am Fenster und beobachtete die Szenerie. Seine Nachbarschaft war ihm noch nie so ruhig vorgekommen, wie an diesem Nachmittag. Früher war er oft draußen, spielte im Garten Quidditch oder rannte mit Al und Lily die Straße entlang. James wusste nicht wann das alles angefangen hatte, vor dem Drama mit Teddy, das war klar. Er kotze sich selbst an und Teds daran die Schuld zu geben war einfach. Der Streit war ein Auslöser aber gewiss keine Entschuldigung dafür, dass er sich in seinem Zimmer verkroch und seine Familie anschnauzte. Mit einem schlechten Gefühl im Magen stand James vor der Ladentür. Er hatte Angst. Angst seinen besten Freund zu verlieren. Angst davor, nicht mehr voranzukommen. Angst, dass das Kartenhaus, das er sich über die Jahre aufgebaut hatte, samt Schutzwall und Zugbrücke in sich zusammenbrechen würde. James hatte sich viele Szenarien ausgemalt, wie die Geschichte zwischen Teddy und ihm enden würde. In den meisten waren sie zusammen, in den restlichen waren sie wenigstens glücklich. Warum musste es gerade das Szenario sein, in dem er keines von den beiden haben konnte.

Er zog die Tür zum Laden auf und sah bereits den blauen Haarschopf bevor er überhaupt eingetreten war. Teddy saß hinter dem großen Holztresen und blätterte durch ein Buch, dass vermutlich älter war als er selbst. "Ich sollte hierherkommen?" Teddy zuckte zusammen und blickte auf. "Ich dachte nicht mehr, dass du noch kommst." Teds legte das Buch beiseite. "Wieso, weil ich nicht sofort hier aufgetaucht bin, als du nach mir gerufen hast?" Beschämt sah der Lupin nach unten. "Ich habe mich mit Dad unterhalten. Du siehst deinem wirklich ähnlich." Teddy stand auf und sah mich erwartend an. "Also? Du wolltest reden." James atmete tief ein und wieder aus. "Ja. Ich will das hier klären. Ich halte es nicht aus, wenn wir uns streiten." "Was willst du denn? Du musst mir eine klare Antwort geben, Jamie." "Du weißt ganz genau was ich will. Ich will das wir zusammen sind, als ein Paar." "Und du weißt ganz genau, warum das nicht geht." "Nein eben nicht. Du sagst mein Dad hätte was dagegen, dass unser Altersunterschied zu groß wäre oder dass du unsere Freundschaft nicht kaputt machen willst. Aber weißt du was? Das sind faule Ausreden, Edward. Du traust dich nicht, weil du verdammt feige bist. Du hast Angst davor, was die anderen sagen könnten. Dabei ist es dir anscheinend scheiß egal, wie ich mich fühle!", James schniefte. "Entscheide dich verdammt noch Mal. Du willst unsere Freundschaft nicht kaputt machen? Scheiße verdammt, das tust du gerade." Teddy lehnte sich an den Rand des Tresens. "Und was erwartest du von mir? Ja, scheiße, ich habe Angst. Ich habe Angst, dass wenn wir beide uns trennen, ich die einzige Familie verliere die ich je hatte." "Was ich von dir erwarte, Teds, ist das du dich entscheidest. Hör auf mich wie dein Spielball zu behandeln, ok. Mach einfach Schluss, damit ich auch vorankomme. Damit ich keinen Phantom hinterher weine, dass es nur in meinem Kopf gibt." "Ok. Jamie, ich mache Schluss. Es ist vorbei." James schnaubte. "Das meinst du nicht ernst." "Wieso, es ist doch das was du von mir willst? Dass ich dich gehen lasse. Also geh." "Nein, das will ich eben nicht. Ich will mit dir zusammen sein. Morgens neben dir aufwachen. Beim Sonntagsessen mit der ganzen Familie zusammen in mein Zimmer verschwinden. Das ist es was ich will." James drehte sich zum Gehen, seine Antwort hatte er ja jetzt. "Sind dies alles Bilder der Dinge, die sein werden oder die sein können?", flüsterte er, bevor er die Ladentür aufzog. "Was?" Teddy legte seinen Kopf schräg. "Das ist von Dickens." Der Potter schloss die Tür wieder und drehte sich ruckartig um. "Kling nicht so überrascht, ich bin nicht dumm.", fachte er seinen (ehemals) besten Freund an. "Natürlich bist du das nicht. Ich wusste nur nicht das du Dickens kennst." Er ging einen Schritt auf James zu. "Tue ich auch nicht, das ist von Al." "Natürlich ist es das.", lächelte der ältere bevor er seine Lippen auf die des anderen legte. "Weißt du, ich will ja wirklich Schluss machen, aber dann sagst oder tust du so süße Sachen und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen." Diesmal war es James der den anderen an sich ran zog und ihn küsste. "Wenn ich gewusst hätte, dass du so leicht rum zu kriegen bist, hätte ich das schon viel früher getan. Da hätte ich mir den ganzen Stress ersparen können. Hungrig schnappten Teddys Lippen wieder nach James. Die Hände des Älteren waren längst unter seinem Hemd verschwunden und erkundenden jeden Zentimeter der glatten Haut. Bei der nächsten Atempause riss James Teddy das Shirt über den Kopf, wodurch er ein wohliges Seufzen erntete. "Ich habe das so vermisst, Jamie. Ich habe uns so vermisst.", murmelte Teddy gegen James' Lippen, ehe er sie wieder zu einem Kuss verschloss.
 

Heute wird Herr Godot nicht mehr kommen, aber morgen, morgen wird er ganz bestimmt da sein.



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