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Shapeless Dreams

[Atem center]
von

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Seine zweite Chance

Als er erwachte, konnte er seinen eigenen Körper sehen. Er kämpfte gegen das Gefühl von Ohnmacht und diese unendliche Schwäche, die ihn zu fesseln schien. Mit letzter Kraft stützte er sich ab und erhob sich, nur um im nächsten Moment erneut auf die Knie zu fallen. Die Verletzungen seines Kampfes waren verheilt. Sein Blick lag auf dem bewegungslosen Körper neben ihn. War er ein Geist? War dies die Strafe, weil er eine falsche Entscheidung getroffen hatte? Den falschen Weg gewählt hatte? Zu seinen Füßen befand sich Blut. Sein ehemaliger Körper war eiskalt, die Augen leer und die Pupillen extrem geweitet. Das war nicht mehr sein Körper. Nur noch eine leblose Hülle.
 

Du hast alles gegeben und trotzdem ist es so geendet.

Du fragst dich, wo die Gerechtigkeit ist und du ersehnst ein anderes Ende.

Du bist verwirrt und wünscht dir einen Ausweg, doch du scheinst verloren zu sein.

Wirst du weitergehen?

Oder stehenbleiben?


 

„Wer ist da?“, kam es erschrocken von Atem.
 

Diese Stimme hallte in seinem Kopf wieder. Sie war sanft und fürsorglich, rief in ihm ein Gefühl der Geborgenheit auf und erinnerten ihn an die Zeit, als seine Mutter ihn schützend ihn den Arm nahm. Ihr Gesicht war ihm entfallen. Sie starb während eines Attentats als der Krieg begann. Atem hatte es seinem Vater übelgenommen, dass er sie nicht beschützt hatte. Sie hatte einen Tempel besucht und dort gebetet, ihr Feinde jedoch hatten keinen Respekt vor den Göttern und hielten auch vor einem Tempel nicht inne. Das Gebäude wurde zerstört und die dort Gläubigen getötet. Ein Skandal. Es war offensichtlich eine Kriegserklärung und doch hatte sein Vater auf Frieden gehofft. Er hielt die Erinnerung an seine Mutter in seinem Herzen wach, ihre Stimme und das Gefühl ihrer warmen Hände auf seiner Haut, doch an ihr Gesicht konnte er sich nicht mehr erinnern. Irgendwo hatte er diese Stimme schon einmal gehört.
 

Möchtest du eine zweite Chance oder akzeptierst du dein Schicksal?
 

„Ich weiß nicht, wer du bist, aber ich werde nicht aufgeben!“
 

Du wirst deinen Weg also fortsetzen.

Noch kann ich dir nicht sagen, wer ich bin, doch ich werde dir eine weitere Chance geben.

Schließe deine Augen. Öffne sie erst wieder, wenn ich dir das Zeichen gebe.

Du brauchst mich nicht zu fürchten.


 

Atem warf einen letzten Blick auf seinen toten Körper. Er befand sich in einer tiefen Höhle. Vermutlich am Boden des Abgrunds, in den er gefallen war. Die Erinnerung an den Kampf mit Bakura ließ ihn unwillkürlich vor Wut zusammenzucken und er knirschte mit den Zähnen, tat dann, wie ihm geheißen. Er schloss seine Augen und er hoffte, dass er in seinem eigenen Körper aufwachen würde, doch er war sich nicht einmal sicher, ob diese Person, diese Stimme, die ihm so nostalgisch werden ließ, überhaupt auf seiner Seite war. Die Stimme bat ihn darum, nun die Augen zu öffnen. Vorsichtig blinzelte er. Er befand sich in einem riesige Labyrinth wieder. Er ließ seinen Blick hin und her schweifen. Überall waren Türen, Treppen und Abgründe, die in das Nichts zu führen schienen.
 

Wo war er hier? Was war das nur für ein eigenartiger und fremder Ort, der sich im gleichen Atemzug so vertraut anfühlte, als hätte er hier Jahre verbracht? Aus alter Gewohnheit hob er seine Hand und wollte das Millenniumspuzzle um seinen Hals berühren, doch zu seinem Erstaunen war dies nicht mehr da. Erschrocken senkte er seinen Blick. Das Puzzle war verschwunden! Kaum auszudenken, was geschehen würde, würde diese mächtige Waffe in die falschen Hände geraten.
 

Du hast es bereits erkannt. Das Millenniumspuzzle ist verschwunden.

Dieser Ort ist das Puzzle selbst.

Ich gebe dir eine zweite Chance, doch im Zuge dessen, fordere ich ein angemessenes Opfer von dir.

Folge den wirren Wegen und finde die zwei Altäre, die sich der Sonne und dem Mond zuwenden und bringe dein Opfer dar.
 

„Was für ein Opfer? Ich trage nichts bei mir, das ich aufgeben könnte.“
 

Doch, das hast du.

Sobald du den Altar der Sonne und des Mondes erreichst, wirst du wissen, was zu tun ist.

Sohn der Götter, Atem, der du der Gott der Götter bist und dein Schicksal erfüllen musst, fürchte dich nicht vor dem, was vor dir liegt.

Vertraue deinem Herzen.


 

Unschlüssig senkte Atem den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Selbst sein Vater und auch Siamun hatten von seinem großen Schicksal gesprochen und ihm seit seiner Kindheit die Bedeutung seines Namens eingebläut. Sein Name war sein Schicksal und ein Teil von ihm. Es war seine Bestimmung diese Aufgabe zu meistern und allein die Bürde der Welt auf seinen Schultern zu tragen. Es gab nur eine klare Antwort. Darüber nachzudenken und diese Herausforderung abzulehnen blieb ihm verwehrt. Die Worte des Räubers spukten in seinem Kopf umher. Nichts weiter als Schachfiguren der Götter, willenlos und ohne Freiheit und die Selbstbestimmung, an die er glauben wollte, nichts weiter als ein Irrglaube.
 

Und Atem fiel es schwer, die Worte des Räubers nicht zu Herzen zu nehmen, denn wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er diese Gedanken seit vielen Jahren in seinem Herzen verschlossen. Er wollte nicht daran denken und weigerte sich diesen Gedanken zuzulassen, doch er war da und wuchs in den Schatten seines Herzens. Wie nur sollte er da seinem Herzen vertrauen, wo er doch selbst am besten wusste, was dort auf ihn lauerte?
 

Erneut hob er seinen Kopf und sah sich um. Die Luft war eiskalt und erinnerte ihn an eine Grabkammer und er wunderte sich, was hinter den Türen lauerte, ob er dort die Antworten, die er ersehnte, finden oder ob lediglich Angst und Schrecken auf ihn warten würde. Das hier war eine Probe. Seine Probe. Er wurde hier getestet und er musste den Namen der schweren Bürde, den man ihm auferlegt hatte, nun gerecht werden und beweisen, dass er zurecht Atem – Gott der Götter – war.
 

Er bewegte sich auf die Tür zu und legte seine Hand auf den Griff, spürte das eiskalte Metall unter seinen Fingern und zuckte für einen Moment zusammen, ehe er sich dazu entschied, die Tür mit einem schnellen Ruck zu öffnen. Noch bevor er eintreten konnte, kam ein riesigen Steinfels herunter. Erschrocken wich er zurück und starrte den Stein an. Hätte er nur eine Sekunde langsamer reagiert, hätte er von diesem Geröll zerquetscht werden können! Da er bereits tot war, war es fraglich, ob er erneut sterben konnte. Er hatte das, was die Menschheit seit jeher am meisten fürchtete, bereits hinter sich und demnach gab es nichts, wovor er zurückschrecken würde. Er war bereits tot und hatte seinen irdischen Körper zurückgelassen. Es gab nichts mehr, wovor er Angst haben müsste. Breit grinsend wandte er sich von der Tür ab und nahm die nächste Tür in Angriff.
 

Auch die nächste wartete mit einer Falle auf ihn. Als er den Raum betrat, der in Finsternis gehüllt war, brach der Boden unter seinen Füßen weg, doch seine schnellen Reflexe und sein Instinkt ließen ihn mit einem großen Ausweichschritt nach hinten, direkt zum Eingang, springen, sodass er mit erhobenem Haupt dabei zusehen konnte, wie der Boden langsam in die Tiefen der Dunkelheit verschwand. Es war seine Aufgabe, die richtige Tür zu finden und die Altäre zu erreichen, um dort sein Opfer darzubringen und zu beweisen, dass er der Finsternis trotzen würde und für den Frieden und die Sicherheit der Menschheit kämpfen würde, bis zu seinem letzten Atemzug.
 

Die nächste Tür führte ihn in die Finsternis. Als er in den Raum trat, knallte die Tür laut hinter ihm zu und verschwand. Panisch drehte er sich um. Durch den dunklen Nebel konnte er den Weg vor sich nicht erkennen und ein Rückweg war ausgeschlossen. Diese Dunkelheit rief ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Er war hier schon einmal. Der Kampf gegen Bakura und die Bestie mit den roten Augen hatte sich in seine Seele gebrannt und er wusste, dass dieser Ort mit dem Räuber und der unglaublichen Macht verbunden sein musste. Sein ganzer Körper warnte ihn. Sollte er weitergehen?
 

Fürchtest du die Finsternis?

Wähle deinen Weg.

Treffe deine Entscheidung mit Bedacht.
 

[Ja, ich fürchte mich.| Kapitel 14] – [Nein, ich trotze ihr! | Kapitel 8]
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SuperCraig
2019-08-22T23:45:28+00:00 23.08.2019 01:45
Der Seelenraum!

Den habe ich vor allem in Staffel 0 geliebt. Die Prüfungen, die Shadi auf sich nehmen musste, um den Pharao zu treffen, die endlosen Türen, Fallen...herrlich! :D

Ich musste ein wenig schmunzeln, als sich Atem indirekt fragte, was wohl passieren würde, wenn er hier erneut sterben würde. Das ist übrigens auch für mich eine äußerst interessante Frage, die in vielen Religionen und Mythologien (existiert dieses Wort in der Mehrzahl überhaupt?) angedeutet, aber nicht aufgegriffen wird.

Diese fremde Stimme, ich komme einfach nicht drauf. An Atems Mutter habe ich auch schon gedacht, die du btw sehr schön eingeführt hast, aber, nein. Ich tippe auf Horakhty. Jedenfalls spannend. :D

So, und nun, die Frage der Fragen: Wie wird sich Atem entscheiden? Kapitel 14 klingt verlockend, aber ich glaube fest an einen mutigen Pharao, der mit jugendlichem Leichtsinn und Stolz in die nächste Gefahr stürmt.

LG
SuperCraig


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