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Shapeless Dreams

[Atem center]
von

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Sein Herz

„Ich werde Euch mein Herz und all meine Gefühle darbringen“, sagte Atem und näherte sich dem goldglänzenden Altar, warf einen flüchtigen Blick auf das Bild des Sonnengottes Re, spürte für einen Moment die Nostalgie und die Ehrfurcht in seinem Herzen, ehe er seine Augen schloss und er eine Hitze in seinen Adern aufkommen fühlte. Im nächsten Moment befand er sich zurück im Inneren des Puzzle. Er hatte sein Herz aufgegeben. Als distanzierter und kühler König würde er seinen Weg nun bestreiten und er hoffte, dass dies die richtige Entscheidung gewesen war. Noch spürte er keinen großen Unterschied. Aber mit Bestimmtheit konnte er nicht sagen, was genau es bedeutete, sein Herz zu verlieren. Das Herz war es jedoch, was im Totenreich gewogen wurde.
 

Würde er ohne Herz überhaupt ins Totenreich jemals eintreten dürfen? Die Feder der Maat wog die Sünden des Herzens und veränderte sich das Gleichgewicht der Waage, würde Ammit seine Seele verspeisen. Doch ohne Herz und Erinnerungen, wie viel war ein menschliches Herz dann noch wert? Was würde am Ende von ihm übrigbleiben? Würde er nicht jemand komplett anderes sein? Es waren doch seine Gefühle und all die Erlebnisse in seinem Leben, die ihn geprägt hatten und sein Handeln bestimmten. Nein, als Pharao durfte er keine Scheu zeigen. Keine Angst haben. Negative Gedanken niemals zulassen.
 

Und wenn Ihr nicht der Prinz wärt, sondern jemand anders?, hörte er Mahaads Stimme in seinen Kopf widerhallen.
 

Damals konnte er Mahaad keine Antwort geben. Es hatte sich geschämt und zudem wusste er, dass er als Kronprinz und zukünftiger Herrscher eines Landes eine solche Schwäche gar nicht haben durfte, doch wenn er jetzt die Möglichkeit gehabt hätte, mit ihm zu sprechen, dann hätte er ihm darum gebeten, ihm beizustehen. Dieser Weg, der sich vor ihm befand, war so unglaublich einsam und beängstigend. Obwohl er sein Herz aufgegeben hatte, schien er immer noch Furcht zu empfinden. Seufzend versuchte er die Erinnerung an Mahaad abzuschütteln. Als Kind hatte er den Brünetten oft beleidigt und ihn sogar als Schmarotzer verunglimpft. Atem hatte seinen Zorn und seinen Frust an ihm abgelassen, diesen armen, loyalen Mann als Ventil missbraucht, nur um irgendwie Luft rauszulassen. Heute schämte er sich dafür.
 

Ich habe mich nie bei ihm entschuldigt. Ich hätte ihm sagen sollen, dass auch er wie ein Bruder für mich ist, aber jetzt ist es zu spät, bereute er gedanklich seine Taten. Die Fehler der Vergangenheit konnte er nicht mehr ausradieren. Er musste die Konsequenzen seiner eigenen Entscheidungen tragen. Aber für solche sentimentalen Gedanken hatte er keine Zeit. Er musste den nächsten Altar finden und seine Erinnerungen opfern. Das Schicksal einer einzelnen Person war unbedeutend, wenn er mit seinem Opfer die gesamte Menschheit und die Zukunft dieser retten konnte. Was war ein menschliches Leben wert? Wer entschied welches Leben mehr wog?
 

Atem zögerte vor der nächsten Tür, öffnete diese dann doch. Warum musste er jetzt an die Worte des Räubers denken? Oder hatte er nur zufällig denselben Gedankengang? Fürchtete er sich so sehr davor, sich selbst zu verlieren?
 

Sag, du naives Kind, wie viel wiegt ein Menschenleben? Wie viel zehn? Gar hundert? Tausende? Was macht das Leben deines Volkes wertvoller als das meiner Familie? Wo ist sie, die Gerechtigkeit, nach der du so sehr strebst?!
 

Atem hielt inne. Erneut Finsternis, die ihn zu umklammern versuchte. Es fühlte sich so an, als wollte die Finsternis ihre Hände um ihn legen und ihn tröstend in ihr Reich zerren. Bakura hatte sich der Finsternis zugewendet, weil ihm ein solch schreckliches Leid widerfahren war, dass er nicht mehr verzeihen konnte und nur noch Hass und Verzweiflung empfand. Er hatte sein Selbst aufgegeben und gierte nach Blut. Würde auch Atem so enden wie der Räuber? Seiner eigenen Gerechtigkeit folgend und dabei jene verletzend, die seiner Meinung nach im Unrecht waren? Gefühllos über andere richtend und das Leben, das die Götter ihnen geschenkt hatten, nicht mehr respektierend? Er würde dem Wahnsinn nicht verfallen. Es war zu spät für Reue.
 

Er hob erneut seinen Blick und wanderte in der Dunkelheit umher. Er suchte nach dem richtigen Weg und hoffte darauf, dass sein Herz ihm den Weg zeigen würde. Diese Stimme hatte immerhin gesagt, dass er seinem Herzen vertrauen sollte. Dem Pharao stockte der Atem.
 

„Ich habe mein Herz aufgegeben. Bedeutet das, dass ich den richtigen Weg nicht mehr finden kann?!“
 

Unbewusst griff er sich an die Brust.
 

ԃυ αɾɱҽʂ ƙιɳԃ. ԋαʂƚ ԃυ ԃιƈԋ ʋҽɾʅαυϝҽɳʔ
 

Atem blieb stehen. Diese Stimme! Sie war so vertraut, so bekannt und er spürte sofort eine eigenartige Verbindung. Wie konnte das nur sein? Wer oder was war diese Stimme?
 

„Wer bist du?! Und wo versteckst du dich?“, kam es laut und fordernd und er sah sich suchend um.
 

ιƈԋ Ⴆιɳ üႦҽɾαʅʅ υɳԃ ɳιɾɠҽɳԃɯσ.

ιƈԋ ƙαɳɳ ԃιɾ ԋҽʅϝҽɳ. ԃυ ʂυƈԋʂƚ ԃҽɳ ɾιƈԋƚιɠҽɳ ɯҽɠ, ɳιƈԋƚ ɯαԋɾʔ
 

„Du willst mir helfen? Warum sollte ich jemanden, der sich nicht zeigen will, vertrauen?“
 

ɯιɾ ƙҽɳɳҽɳ υɳʂ ԃσƈԋ ʂƈԋσɳ. ʂσ ʅαɳɠҽ. ʂσ ʅαɳɠҽ ƙҽɳɳҽɳ ɯιɾ υɳʂǃ

ιɱɱҽɾ ɯαɾ ιƈԋ ϝüɾ ԃιƈԋ ԃα.
 

„Du redest Unsinn! Ich kenne dich nicht!“
 

αɾɱҽʂ, ʋҽɾɯιɾɾƚҽʂ ƙιɳԃ. ʂσ Ⴆҽԃαυҽɾʅιƈԋ. ιɱɱҽɾ ԋαႦҽ ιƈԋ ԃιɾ ɠҽԋσʅϝҽɳ.

ιɳ ԃҽιɳҽɳ ƚɾäυɱҽɳ ԋαႦҽ ιƈԋ ȥυ ԃιɾ ɠҽʂρɾσƈԋҽɳ.

ԃυ ԋαʂƚ ԃҽιɳҽ ԋαɳԃ ɳαƈԋ ɱιɾ αυʂɠҽʂƚɾҽƈƙƚ.

ҽɾιɳɳҽɾʂƚ ԃυ ԃιƈԋ ɯιɾƙʅιƈԋ ɳιƈԋƚʔ

αɳ ԃҽιɳҽɳ ƚɾҽυҽɳ υɳԃ ʅσყαʅҽɳ ϝɾҽυɳԃ, ԃҽɾ ʂƚҽƚʂ αɳ ԃҽιɳҽɾ ʂҽιƚҽ ɯαɾʔ
 

Atem blieb stehen. Der dunkle Nebel der Finsternis schien seinen Verstand zu vergiften. Das alles musste Einbildung sein! Dennoch konnte er sich den Worten dieser formlosen Gestalt nicht verwehren, denn er erinnerte sich daran, dass eine Stimme in seinen Träumen zu ihm sprach. Seit vielen Jahren war da jemand, der nach ihm rief und ihm helfen wollte. Er hatte sich einreden wollen, dass diese Stimme nichts weiter als ein Teil eines Traumes war oder dass ein Gott zu ihm sprach. Er hatte nie mit jemanden über diese Alpträume gesprochen, denn ein jeder wusste, dass dies ein schlechtes Omen war. In den Träumen konnte der Mensch in die Duat eintreten. Es galt als äußerst positiv, wenn sich Götter im Schlaf zeigten und in der Königslinie galten die Pharaonen, die solche Begegnungen häufiger hatten, als besonders mächtig. Daher hatte Atem nie mit irgendjemanden über seine schlechten Träume und diese Stimme gesprochen. Nur sein Vater hatte einmal erwähnt, dass ein erwählter Herrscher Visionen erhielt, wenn die Götter ihn für ihrer würdig hielten.
 

Man sagte, dass sich im Traum auch feindselige Ahnengeister zeigen konnten, die einem den Schlaf raubten und einen bis in den Tag verfolgen konnten, wo sie im schlimmsten Fall für Unglück sorgten. Atem hatte geglaubt, dass dies die Strafe für die Schwäche seines Vaters war. Anders konnte er sich diese Träume und diese Stimme nicht erklären. Und jetzt verfolgte ihn eben diese Stimme und sprach zu ihm als wären sie alte Freunde. Es war eine andere Stimme als jene, die in den anderen Räumen zu ihm gesprochen hatte, daher wusste er sofort, dass noch jemand anderes in diesem Puzzle auf ihn wartete. Ein Glück, dass er sein Herz geopfert hatte. Denn hätte er seine Erinnerungen aufgegeben, hätte er sich nicht an diese Stimme erinnern können. Er wusste, dass diese Stimme nichts Gutes verhieß.
 

ƙσɱɱ, ɱҽιɳ ʂƈԋöɳҽʂ ƙιɳԃ, ʅαʂʂ ɱιƈԋ ԃιɾ ԃҽɳ ɯҽɠ ȥҽιɠҽɳ.

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