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Lovely Priest

von

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Das was ich mir am meisten gewünscht habe, werde ich niemals bekommen

Still sitzt er da, Sitzend, in gebückter Haltung. Den Kopf demütig nach unten gesenkt. Die Arme vorm Körper ausgestreckt und die Hände zum Gebet gefaltet. Die Finger sind unnatürlich in die passende Form gekrümmt. Ausdruckslos ist sein Gesicht, als er wartet was als Nächstes passiert.

Mit einem Mal öffnet sich knarrend die schwere Flügeltür hinter ihm. Schwere schnelle Schritte kommen auf ihn zu. „Hast du Buße getan“, klingt die Stimme seines Vaters schneidend.

„Ja, Vater“, kommt monoton von dem Sitzenden jungen Mann zurück.

„Gut“, erleichtert Atmet der Priester aus. Für einen Moment schließt er seine Augen und atmet nochmal tief durch den Mund ein und der Nase aus. Als er seine Augen wieder öffnet schaut er den Schwarzhaarigen vor ihm eiskalt an. „Du bleibst hier noch sitzen.“ Der Vater wendet sich von ihm ab, als er wieder Richtung Ausgang geht.

„Vater.“ Ravils Stimme ist scharf, wie ein Messer.

Die angesprochene Person hält inne und wartet darauf was der andere zu sagen hat.

„Du bist schrecklich“, erklingt seine ruhige Stimme.

„Wenn du nicht der Sünde verfallen wärst, müsste ich das nicht tun.“ Der Vater zeigt keine Spur von Reue.

„Sünde?“, wiederholt Ravil, als wäre dieses Wort für ihn mehr als bekannt. Ganz langsam, wie ein Geist, erhebt er sich. Unter seinen Schultern hört man ein leises Knacken, als er sich aufrichtet und seine müden Knochen bewegt. Noch immer sind seine Hände zu einem Gebet gefaltet. Ganz langsam dreht er sich zu seinem Vater um, der den Schwarzhaarigen herausfordernd anschaut und ihm langsam entgegenkommt.

„Verzeih mir Vater, denn ich habe gesündigt“, sagt Ravil mit fester Stimme. Während er seinem Vater entgegenkommt, ist sein Kopf gesenkt, damit sein Vater sein Gesicht nicht sehen kann.

Als sie beide direkt gegenüberstehen, legt der Priester sanft eine Hand auf seinen Kopf. „Es sei dir vergeben, mein Sohn“, sagt er, als wäre Ravil eines seiner Lämmer, die er auf den rechten Fahrt zurückführen will.

Ganz langsam hebt Ravil seinen Kopf. Als sein Vater sein Gesicht sieht, weicht er erschrocken einen Schritt zurück. „Und ich werde es jeder Zeit wieder tun“, meint Ravil mit dunkler Stimme.

Sein Vater hat keine Möglichkeit zu reagieren. Mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit hat Ravil seinen Vater am Hals gepackt und hält ihn fest. Das Weiß in seinen Augen ist vollkommen einen Pechschwarz gewichen. Mit einem breiten Grinsen schaut der Sohn seinen Vater an.
 

Als der Priester Ravil erwischt hatte, nachdem er sich von Miles verabschiedet hatte, hatte sein Vater ihm zur Kirche gebracht, wo er seinen Sohn misshandelte. Die ganze Zeit hatte die Stimme in Ravils Inneren gesagt, dass er ihn davon befreien kann, dass er ihn helfen würde. Die ganze Zeit hatte Ravil gesagt, dass er es aushalten würde, schließlich war er es gewohnt.

Als sein Vater angefangen hatte seine Finger zu brechen, damit sie beteten und nie wieder aufhören würden, hatte er aufgeben und der Stimme nachgegeben.
 

Ravils Griff um den Hals seines Vaters wird immer kräftiger. Während er sich zuerst noch wehren kann und probiert mit Kratzen und Schlägen seinen Sohn dazu zu bringen ihn loszulassen, kann Ravil nur darüber lachen. „Du bist wirklich ein schrecklicher Vater“, meint er anschuldigend. Mit einem Wimpernschlag ist das Schwarz aus seinen Augen verschwunden und sie sind wieder normal.

Er hebt seinen Vater von dem Boden ab. Wie eine Schlinge drückt sich seine Hand um den Hals von dem Priester. Mit einem breiten Grinsen sieht das Wesen in Ravils Körper dabei zu, wie der Mann langsam am ersticken ist. „Weißt du, Ravil hasst dich wirklich. Ich kann es ihn nicht Mal verübeln. Sein ganzes Leben lang hast ihn niedergemacht, misshandelst und sein Leben bestimmt.“

Nur ein unverständliches Kätzchen kommt aus seiner Kehle. Seine Bewegungen werden immer schwächer, bis sie schließlich komplett verstummen. Noch schaut er seinen Sohn an, als wolle er ihn mit sich ziehen, schließlich fallen seine Augen zu und sein ganzer Körper erschlafft. „Mhm, langweilig“, bemerkt das Wesen mit Ravils Stimme. Noch eine Weile hält er ihn in der Hand.

„Ravil? Geht es dir gut? Oh mein Gott!“, erklingt plötzlich eine Stimme.

Interessiert dreht der Schwarzhaarige zu der Person um. Miles steht in dem Raum, einen Schritt von der großen offenen Tür entfernt. Seine Augen sind vor Angst geweitet.

Mit einem Mal lächelt der Schwarzhaarige wieder. Unachtsam wirft er die Leiche des Priesters zur Seite. „Auch wenn du Ravil noch nicht lange kennst, hast du mitbekommen, was der Mann seinen Sohn angetan hat.“ Um es zu demonstrieren, hebt er seine eine Hand, wo die Finger immer noch in verschiedenen Richtungen gebogen sind. Er schüttelt sie einmal und sie sind gerade, als wären sie geheilt.

Miles ist zu geschockt, als dass er etwas darauf antworten kann oder sich bewegen. Lächelnd geht das Wesen in Ravils Körper auf den Blondhaarigen zu. Er hebt einmal seine Hand und macht eine Wischende Bewegungen. Gleichzeitig schlagen die Türen, wie von Geisterhand, zu. Bei dem lauten Knallen zuckt Miles zusammen. Sein Verstand ist am Arbeiten.

„Du brauchst nicht zu überlegen, wie du hier am besten rauszukommen versuchst.“ Dominierend steht Ravil aufgebaut vor Miles. Sanft legt er seine Finger um sein Kinn und hebt seinen Kopf hoch, damit der Blondhaarige ihm in die Augen schauen kann. „Ich werde dich nicht töten. Das würde mir Ravil nicht verzeihen und irgendwie mag ich den Jungen. Ich möchte nicht, dass er sauer auf mich ist“, meint er geringschätzig. Dann zeichnet sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen hat. „Das was ich mir am meisten gewünscht habe, werde ich niemals bekommen“, zitiert er Ravils Gedanken, der ihn schon sein ganzes Leben lang begleitet hat. „Weißt du, was Ravil sich am meisten wünscht?“

Miles ist viel zu schockiert, was hier passiert. Seine Kehle fühlt sich wie ausgetrocknet an, als er langsam den Kopf schüttelt, nur so viel, wie das Wesen vor ihm es erlaubt.

Das Lächeln der Person vor ihm wird wieder breiter. „Dich“, meint er, während er im selben Moment Miles einen Kuss auf die Lippen gibt. Erst sanft, dann zieht Ravil ihn Bestimmend an sich. Fordernd drückt er seine Zunge gegen Miles Lippen, welcher diese versiegelt hat. Jedoch gibt Ravil nicht auf. Er zieht ihn noch etwas näher zu sich und drückt sein Gewicht gegen den Körper des anderen, wie ein Tänzer, der seine Freundin festhält. Im zwanzig Grad Winkel drückt Ravil ihn nach unten. Jetzt verlangt er wieder nach Einlass und Miles fehlt die Kraft, um ihn davon abzuhalten.

Der Blondhaarige probiert Ravil zu entkommen, jedoch ist die Zunge in dem engen Raum nicht vor ihm sicher. Ravil führt mit ihm einen gezwungenen Tanz auf.

Während Miles sich zuerst noch relativ viel bewegt hat, um zu probieren aus Ravil Griff zu entkommen, wird er mit der Zeit immer Schwächer, bis er sich schließlich gar nicht mehr bewegt.

Ganz langsam lässt Ravils Körper von den Jungen ab. Glasig schauen Miles Augen an die Decke. „Es ist so langweilig, wenn sie sich nicht mehr bewegen“, lächelt Ravil amüsiert. Schließlich schließt er Miles Augen und legt seinen Körper sanft auf den Boden. „Ich hoffe ihr beide werdet glücklich zusammen“, meint er sich sicher selber, als er sich wiederaufrichtet.

Langsam begibt er sich Richtung Ausgangstür. Mit einer Handbewegung ist diese schon aufgeschlagen. Jetzt, wo Ravils Vater tot ist und sein Geliebter mit ihm vereint gibt es für das Wesen nichts mehr zu tun. Während er nach draußen geht murmelt er leise: „Das was ich mir am meisten gewünscht habe, werde ich niemals bekommen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt zum Ende möchte ich mich nochmals bei Tales_ bedanken, ohne den Wettbewerb wäre diese Geschichte nicht entstanden.
Das erste was ich im Kopf hatte, war das Ende. Insgesamt bin ich zufrieden mit der Geschichte. Ich habe mein Ende, was ich haben wollte erreicht. Und auch die Idee ein Schleifchen aus der Geschichte zu machen eingehalten ^^(Die Geschichte beginnt und endet mit dem selben Satz)
Ich hoffe sie hat euch auch gefallen ^^

Lg Alice Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  vallendrael
2019-10-23T05:24:56+00:00 23.10.2019 07:24
Eh, wow. O.O Die Geschichte geht ja mit einem richtigen Knall zuende. :O
Ich weiß nichtmal besonders viel zu sagen. Das "Liebesgeständnis" wird wahrscheinlich nicht richtig angekommen sein. Bedeutet, dass "Ravil und sein Geliebter vereint sind", dass der Dämon sie jetzt doch beide umgebracht hat? Oder hat er Ravils Geist mit in Miles Körper gesperrt? Wow, beides hätte damit, dass der Däämon am Ende Ravils Worte sagt, irgendwie eine sehr spannende Bedeutung. Ob er sie wieder nur zitiert, oder ob er sie diesmal für sich selbst sagt, also er vielleicht deshalb zu Ravil gekommen ist, weil er genau dasselbe Gefühl hatte, niemals zu bekommen, was er sich am meisten wünscht? Und dann jetzt Ravil irgendwie auf eine verkorkste Art zu seinem Wunsch verholfen hat, aber selbst wohl nie die Anerkennung oder Liebe erhalten wird, die er sich wünscht (ich postulier einfach mal, dass der Dämon das will, weil das irgendwie eine schöne Symmetrie wäre). Vielleicht ist dann dieses Zusammenführen auch die einzige Art des Ausdrucks von Liebe, die der Dämon versteht. *_* Aber er spürt, dass es noch irgendwie etwas anderes geben muss.
Kann aber auch sein, dass er wieder nur Ravil zitiert, quasi seine Form von "Lebewohl", womit er noch einmal die Zeit durchlebt, die er mit dem Schwarzhaarigen verbracht hat. Oder es ist eine ironische Wiederholung der Worte, weil er Ravil ja gegeben hat, was er sich am meisten wünschte: Freiheit von seinem Vater und den Geliebten an seiner Seite. <3 Natürlich auf eine verquere Art und Weise, aber hey, er ist ein Dämon (oder ein Äquivalent dazu ;)).
Insgesamt kommt bei diesem Mal der Wiederholung des Satzes nicht so eine Endgültigkeit oder Verzweiflung wie beim ersten Kapitel rüber. :)

Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du den Prolog auch schon in dieser Schleife aufgebaut. Er ist also, was einen guten Prolog ausmacht: Ein Vorgeschmack auf die Geschichte, in der der Ton gesetzt und die Story vorgestellt wird, ohne allzu sehr zu spoilern. <3
Ich finde es super, dass du dein Ziel erreicht hast. :3

Insgesamt habe ich etwas anderes von der Geschichte erwartet und bin von diesem Ende und dem Dämon sehr überrascht. Aber mehr als zufrieden damit, es hat der Geschichte so viel mehr gegeben, als ich gedacht hätte. <3
Insgesamt also danke für die Geschichte und auch danke an Tales, dass sie dich durch den Wettbewerb dazu inspiriert hat. <3
Antwort von:  AliceNoWonder
24.10.2019 18:45
Huhu vielen Dank für dein ausführliches Review. Ich hätte nicht gedacht dass man so viel in die Geschichte hineininterpretieren kann ^^
Tatsächlich hatte ich mir mit den Satz vorgestellt, dass er damit Ravil zitiert. Schlussendlich, so wie Ravil es sich wünscht, dass er mit Miles Körperlich vereint ist, ist er nicht. In meiner Vorstellung hat der Dämon nun Ravils und Miles Seele in Ravils Körper aufgenommen. Es freut mich, wie unterschiedlich man die Geschichte Interpretieren kann. Vielen Dank dafür :3

Lg Alice


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