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Paper Umbrella Moon

von

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Fünf Monate zuvor

 

 

WangJi hatte seinem Bruder versprochen ihn abzuholen, um gemeinsam zum Dinner mit ihrem Onkel zu fahren, weswegen er sich nun in einem Viertel der Stadt befand, das ihm vollkommen unbekannt war.

 

Es war eine einfache Gegend, ohne schicke Apartmentgebäude oder große Einkaufspassagen. Schlichte Häuser und schmale Gassen, die es ihm etwas erschwerten, die gesuchte Adresse ausfindig machen zu können. Erneut schaute er auf sein Smartphone und die Straßenkarte die er dort aufgerufen hatte. Er hatte seinen Wagen auf einem Parkplatz abgestellt den ihn sein Bruder zuvor vorgeschlagen hatte, um den Bauarbeiten an den Straßen nicht zum Opfer zu fallen, konnte es gut sein das man dadurch ungemein lange zu warten hatte, bis es wieder voranging.

 

Eigentlich müsste es hier irgendwo sein.

 

Er schob seinen Schirm etwas nach hinten, um sich besser umsehen zu können. Der Winterregen, der sich über den Tag hinweg schon in den Wolken gehalten hatte, hatte sich nun losgelöst und ließ verwaiste Fußwege zurück, auf das er auch niemanden hätte nach dem Weg fragen können.

 

Er raunte etwas missbilligend, als ihm ein paar Tropfen auf seinen Brillengläsern landeten. Er sollte womöglich doch auf Kontaktlinsen umsteigen, wie es ihm sein Bruder empfohlen hatte.

 

WangJi zog sich den Kragen seines Mantels etwas enger und durchquerte eine weitere schmale Gasse, als ihm das Geräusch von mehreren Schritten auf nassem Asphalt auffiel, die sich ihm näherten.

 

„Hey Mister. Sie scheinen sich verlaufen zu haben, huh?“ WangJi wandte sich der Stimme zu und erkannte eine Gruppe aus vier Jugendlichen. Sie trugen ihre Kapuzen des Wetters oder des Images wegen tiefer ins Gesicht gezogen.

 

Einer der jungen Männer schenkte ihm ein überheblich wirkendes Grinsen und es war klar, dass diese nicht darauf aus waren tatsächlich nur eine gute Tat vollbringen zu wollen, indem sie ihm die Richtung wiesen.

 

Man schloss etwas näher zu ihm auf und beäugte ihn sich abmessend.

 

„Einer wie sie hat doch sicher ein paar Yuan für uns arme Straßenkids übrig, oder?“ Es war eine abschätzig klingende Frage, begleitet von einem Ausdruck der von bereitwilliger Aggression sprach.

 

„Also wie sieht es aus?“ Es war eine Situation die ihn zwar nicht in Panik versetzte, aber er auch keinen Wert darauf legte in einen unangenehmen Konflikt zu geraten. WangJi rückte sich seine Brille in einer unbewussten Gewohnheit etwas zurecht.

 

Womöglich wäre es wirklich das einfachste ihnen Geld zu geben, in der Hoffnung, dass sie dann wieder abziehen würden.

 

„ZiXun! Hast du dich mal wieder im Revier geirrt, oder was verschafft uns die Ehre dich und deine Mitläufer hier anzutreffen?“

 

Es war eine weitere Stimme, die aus der anderen Richtung der Gasse kam und dessen Besitzer ebenso ein junger Mann war. Seine langen Haare trug er zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, doch waren die Seiten etwas herunterrasiert. Dieser war mit einer schwarzen Lederjacke und ebenso schwarzen Jeans bekleidet, die in Bikerstiefeln steckten. Das rote Sweatshirt das er unter der offenen Jacke trug zierte die Aufschrift „Demon Lord“.

 

Aber all diese Details waren nicht von Belang als der Neuankömmling plötzlich seinen Arm umklammerte und ihm ein freudiges „Ich hab schon auf dich gewartet.“ an ihn richtete. Doch dem nicht genug, drehte sich dieser nun leicht zu ihm herum, und kam seinem Gesicht unverschämt näher, ohne auch nur das kleinste Bisschen Verlegenheit zu zeigen.

 

Dessen warmer Atem kitzelte die kühle Haut die er streifte.

 

„Wenn sie wollen, dass die Sache ohne großes Aufsehen von Statten gehen soll, dann spielen sie mit.“, wisperte er diesem ins Ohr, das es von vorn aussehen musste, als hätte er ihn auf die Wange geküsst.

 

Dann wandte sich der Fremde wieder der Gruppe vor ihnen zu, ohne von ihm abzulassen.

 

„Also? Oder denkst du nur weil Xue Yang den Platz geräumt hat, das ihr eure billigen Einschüchterungen nun auch hier abziehen könnt?“

 

„Wei WuXian, du Bastard! Du hast uns gar nichts zu sagen, klar!“ Angesprochener zeigte ein scharfkantiges Lächeln über die Worte.

 

„Tu nicht so, als hättest du den Mumm dich mit mir anzulegen.“ WangJi konnte verfolgen wie dieser ZiXun ein nervöses Schlucken zeigte.

 

„Aber wenn du es darauf ankommen lassen willst?“

 

ZiXun spannte den Unterkiefer an über diese Herausforderung und gab ein missmutiges Grollen von sich.

 

„Irgendwann wirst du deine Arroganz bereuen.“ Dieser deutete aufgebracht mit dem Zeigefinger auf Wei Wu Xian, der darauf nur ein breites Grinsen zeigte, das ausreichte um zu verdeutlichen das er über dieser Drohung stand.

 

„Verdammte Hure.“, zischte ZiXun. „Du glaubst doch nicht ernsthaft etwas Besseres zu sein, wenn du dein Geld damit verdienst dich an irgendwelche reichen, notgeilen Schnösel zu verkaufen?!“

 

„A-Xun, kann es sein das du einfach nur neidisch bist?“ Wei WuXian umfasste seinen Arm nun mehr und schob sich zudem noch etwas näher an ihn heran, das er einen weichen angenehmen Geruch von diesem einfangen konnte.

 

„Sorry, aber er hier gehört mir. Also wenn es euch nichts ausmacht, wir haben heute Abend noch was vor.“

 

Zweideutigkeit schwang in Wei WuXians letztem Satz mit und es ließ ZiXun angewidert das Gesicht verziehen, bevor er noch eine weitere Drohung aussprach, dann aber mit seinem Trupp schließlich abzog, als sich noch ein paar andere Passanten ihren Weg durch die Gasse zu suchen gedachten.

 

Er hörte den jungen Mann neben sich langgezogen Seufzen, auf das dieser ihn auch wieder losließ und WangJi sofort wieder die Kälte bewusst wurde die in der Luft hing.

 

„Sorry, für die Show Mister. Diese Jungs sind nur taff, wenn sie jemanden allein schikanieren können.“ WangJi fühlte sich noch immer reichlich überfahren von diesem Ereignis doch schaute er sich den jungen Mann trotz allem nun etwas genauer an.

 

Dessen Lippen zierte ein endschuldigendes Lächeln. Das einen deutlichen Kontrast zu dessen eher rebellisch wirkenden Erscheinung darstellte.

 

Dieser schaute nun auf sein Smartphone und zog ein leicht unglückliches Gesicht.

 

„Ich muss weiter. Passen sie in Zukunft lieber etwas auf, wenn sie in so ner Gegend unterwegs sind.“ Damit zwinkerte man ihm noch einmal zu und joggte dann eilig weiter.

 

 

 

Es gab danach keinen Grund sich weiter über diese Sache Gedanken zu machen. Das Einzige was WangJi etwas ärgerte war, das er sich bei Wei WuXian damals nicht bedankt hatte. Egal wie ungewöhnlich seine Art der Hilfe auch gewesen sein mochte. Nur hatte er keine Ahnung wie er diesen wieder ausfindig machen sollte.

 

Es waren vielleicht drei Wochen darauf, als er in seiner favorisierten Teestube saß und sein Blick sich von dem neben ihm befindlichen Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite richtete. Zuerst dachte er es wäre nur Einbildung, doch dann schaute der junge Mann in seine Richtung. Nicht das dieser ihn tatsächlich bemerkt hatte. Seine Aufmerksamkeit war auf etwas gerichtet auf das die Person neben ihm zeigte.

 

WangJi hatte über dieses unerwartete Wiedersehen glatt seinen Tee vergessen, und auch wenn es sich nicht schickte, die Szene weiter beobachtet.

 

Schließlich gingen Wei WuXian und die andere Person in das Geschäft vor dem sie gestanden hatten, bei welchem es sich um eine Tierhandlung handelte.

 

WangJi hatte nie einen Grund gehabt diese zu besuchen, weswegen er ihr nie wirklich Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen.

 

Und auch die folgenden zwei Wochen darauf, hatte er nichts weiter getan als die Teestube weiterhin zu seinen angesetzten Zeiten zu besuchen und aus dem Fenster zu sehen. Manchmal hatte er Glück und konnte einen Blick auf Wei WuXian erhaschen, wenn dieser gerade half eine Lieferung mit auszuladen, oder vor dem Geschäft sauber machte.

 

So gesehen sollte es ein Leichtes sein, zu diesem hinzugehen und sich zu bedanken.

 

Nur kam er sich irgendwie seltsam unsicher vor, ein Gefühl das er so nicht gewöhnt war.

 

Und weil es ihn irritierte, beschloss er eines Tages besagte Tierhandlung zu betreten, nachdem er die Teestube verlassen hatte.

 

Zuerst schaute er sich einfach nur um, in dem Vorhaben das, sollte er Wei WuXian nicht zufällig zu Gesicht bekommen, er es ein anderes Mal noch einmal versuchen würde. Nach ihm fragen würde er nicht, womöglich wäre diesem das nur unangenehm.

 

Dann allerdings kam er zum Hasengehege und der Anblick der kleinen, plüschigen Gesellen ließ ein kindliches Gefühl der Begeisterung in ihm aufkommen, das ihn selbst etwas überraschte.

 

Er hatte nie ein eigenes Haustier besessen und eigentlich auch nie den Wunsch danach verspürt.

 

Doch machten ihm diese Tierchen das Herz warm und er verbrachte eine unbestimmte Zeit damit sie einfach nur zu beobachten.

 

Erst die Stimme von Wei WuXian brachte ihn wieder zu seinem eigentlichen Anliegen zurück, stand dieser plötzlich neben ihm und fragte ob er behilflich sein könnte. Und da sich WangJi etwas überrumpelt fühlte, brachte er ihm einzig ein „Nein, danke.“ entgegen, auf das der andere sich wieder zurückzog.

 

Dieser schien ihn nicht wiedererkannt zu haben. Was wahrscheinlich daran lag das er seine Haare hatte schneiden lassen und diese nun wesentlich kürzer waren als zuvor. Es war eine Entscheidung aus praktischen Gründen gewesen. Nun bereute er es fast ein wenig. Zudem trug er nun auch keine Brille mehr.

 

WangJi hatte schließlich das erstbeste Produkt ergriffen, und war folglich damit zu Kasse gegangen, an der Wei WuXian nun stand.

 

Dass es sich um einen Beutel Katzentrockenfutter handelte wurde ihm auch erst bewusst, als Wei WuXian ihn darauf ansprach, ob er eine Katze besitzen würde.

 

Dieser schaute ihn abwartend an und WangJi durfte feststellen das Wei WuXian ihn tatsächlich nicht wieder zu erkennen schien. Es war merkwürdig enttäuschend, doch brachte er dennoch eine knappe Antwort hervor.

 

Man mochte es ausgelegt haben, das er nicht an unnötigem Smal Talk interessiert war und nannte ihm schließlich nur den Preis.

 

WangJi hätte durchaus klarstellen können, wer er war und die Worte sagen, weswegen er das Geschäft in erster Linie betreten hatte, doch war alles was er tat das Futter zu bezahlen und den Laden wieder zu verlassen.

 

´Dann würde er wohl noch einmal her kommen müssen. `

 

Es wurde zu einer erbärmlichen Ausrede, kam er auch die folgenden Wochen immer wieder einmal vorbei, ohne tatsächlich mit Wei WuXian zu reden. Dieser hatte sich ab einem bestimmten Punkt bereits an seinen Besuch gewöhnt und fing von sich aus an ihn anzusprechen, wenn es sich irgendwie ergab.

 

Es war nie etwas von Belang. Meist nur ein, zwei Sätze auf welche er auch nie eine wirkliche Antwort zu erwarten schien, bevor es auch schon wieder vorbei war.

 

Als dieser ihn dann zum ersten Mal mit diesem Spitznamen angesprochen hatte, hatte sich ein vorwitziges Kribbeln in ihm ausgebreitet, auch wenn Wei WuXian ihn darauf etwas ertappt angesehen und sich dafür bei ihm entschuldigt hatte.

 

WangJi wusste selbst nicht woher es kam, doch gab er ihm ein „Schon in Ordnung.“ zurück, das Wei WuXian zuerst recht perplex, dann aber mit einem Grinsen aufgenommen hatte.

 

Seitdem nannte er ihn „Mr. Jade“ wann immer sie sich sahen und er schätzte dieses kleine Stück Vertrautheit mehr als es angebracht war.

 

 

 

***

 

Ich habe hier einfach „ZiXun“ als Namen verwendet, da ich ihn in dieser Story nicht mit Jin ZiXuan oder dessen Familie in Verbindung bringen wollte.  Da sich sein Charakter allerdings für meinen Plot anbot, hab ich ihn mit eingebracht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RamDamm
2019-12-15T06:16:39+00:00 15.12.2019 07:16
So haben sie sich das erste Mal gesehen. Hihi... das ist so typisch das er nicht mit der Situation umgehen konnte... Und Wei ist und bleibt einfach eben immer Wei, fröhlich, höflich und in den richtigen Momenten ein kleiner Rebell^^

Vielleicht sollte er einfach WangJi ein Hasenpaar schenken, hmmm?
Von:  Aerin
2019-12-14T23:43:09+00:00 15.12.2019 00:43
so haben sie sich also kennen gelernt wär hätte das gedacht.
er hat in nicht erkannt,aber so kommt es auch gut rüber und ich finde es gut so lernen sie sich doch kennen.
doch er scheint auch schüchtern zu sein wie es mir vorkommt.
kann es kaum abwarten bis es weiter geht.
Antwort von:  YoungMasterWei
18.12.2019 20:27
Danke Dir wieder für Deinen Kommentar : D
Freut mich, dass Dir das Kapitel wieder gefallen hat : )
Man könnte sagen LZ ist so ein Mix aus unbeholfen und vorsichtig was WY angeht, weil er selbst nicht so recht weiß, warum ihn WY so interessiert/fasziniert.
Aber er wird mit der Zeit schon noch drauf kommen : P


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