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Blue Wolve

von

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Fight and headache


 

1
 

Inzwischen ist fast ein Monat vergangen, seit Wolverine den blauen Elfen aus den Fängen dieses miesen Zirkus befreit hat. Nightcrawler hat sich in dieser Zeit gut entwickelt. Seine tiefsitzende Angst ist fast vollständig verschwunden; nur selten schreckt er noch ungewollt zusammen, wenn er mit etwas Neuem konfrontiert wird. Allerdings ist er hier auch nicht von Menschen umgeben, die ihm immer noch mächtig Sorge bereiten. Trotz seiner sichtlichen Offenheit den anderen Mutanten gegenüber ist ihm eine gewisse Unterwürfigkeit erhalten geblieben, wenn jemand streng die Stimme erhebt oder sich ihm gegenüber dominant verhält. Andererseits hat er auch eine freche Ader in sich entdeckt und spielt insbesondere Logan inzwischen liebend gern Streiche, um ihn auf die Palme zu bringen, was ja schon unter normalen Umständen keine Kunst ist. Die Verfolgungsjagten, die sich regelmäßig daraus entwickeln, sind zum festen Bestandteil des Alltags im Institut geworden und bereiten auch dem temperamentvollen Jäger ziemliche Freude, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht vermuten mag. Ab und an gelingt es dem Kanadier aber, sich für diese Frechheiten zu rächen, indem er Kurt mit miesen Aufgaben belegt, oder ihn in für ihn unschöne Situationen bringt; und so haben stets beide irgendwie etwas davon.
 

Nightcrawler hat darüber hinaus aber auch hart trainiert und seine Teleportation mittlerweile ziemlich gut im Griff, sodass Wolverine nun zum nächsten Schritt seiner Ausbildung übergehen und ihm das Kämpfen beibringen will. Kurt ist von diesem Gedanken allerdings nicht sonderlich angetan, ist er doch von Natur aus sehr friedliebend und will niemandem bewusst Schaden zufügen. Doch es gehört nun einmal zu seiner Ausbildung und insbesondere zum Leben als Mutant dazu, das fest vom Grundsatz Leb oder stirb geprägt ist. Von daher muss der Blauhäutige lernen, sich zu verteidigen und seinen Gegner auszuknocken. Getötet werden soll dabei jedoch niemand, da sich die X-Men bewusst dagegen entschieden haben. Schließlich haben sie schon genug andere Probleme, da muss man sie nicht auch noch als kaltblütige Mörder sehen. Logan ist da zwar manchmal anderer Meinung, wird dann aber auch eines Besseren belehrt und von seinen Kollegen, wenn nötig, zurückgehalten. Der menschlichen Bevölkerung darf in keinem Fall Schaden zugefügt werden, das ist die oberste Regel der X-Men. Völlig egal, wie mies sich die meisten Leute ihnen gegenüber auch verhalten. Bei verfeindeten Mutanten sieht das schon anders aus, aber auch sie dürfen im Allgemeinen nicht getötet werden, wenn es sich nur irgendwie vermeiden lässt.
 

Das beruhigt den Elfen zumindest schon einmal etwas, dennoch wäre ihm weitaus wohler, wenn er nicht gezwungen wäre, Gewalt an den Tag legen zu müssen, da er sich sonst genauso mies vorkommt, wie die Leute, die ihn sein Leben lang misshandelt haben. Ein ums andere Mal versucht Logan ihm aber zu erklären, dass das Ganze eigentlich mehr mit Selbstverteidigung zu tun hat und er nicht gezwungen sein sollte, einen Kampf anzuzetteln, sehr wohl aber sich und seine Lieben vor Schaden zu bewahren, und das geht nun einmal nicht, wenn man nur ausweicht.
 


 

2
 

Mit diesem Gedanken betreten der Kanadier und der Elf nun den Gefahrenraum, um mit dem Training zu beginnen. Charles ist ebenfalls anwesend und sitzt im Kontrollbereich. Hier hat er mit Hilfe des Computers schon eine geeignete Illusion erschaffen, die den beiden als Trainingsatmosphäre dienen soll. Sie besteht aus einem lichten Wald, deren Boden zum Schutz vor Verletzungen mit einer Schicht aus Blättern bedeckt ist. Zwischen den einzelnen Bäumen bestehen große Lichtungen, die mit Gras bewachsen sind. Durch die Scheibe, die eine ganze Wand des höhergelegenen Kontrollraums einnimmt, betrachtet Xavier die Szene die gesamte Zeit über, zeichnet das Training auf Video auf, um gegebenenfalls später darüber reden zu können, macht sich Notizen und achtet vor allen Dingen darauf, dass das Ganze nicht ausartet, was bei Wolverines kurzer Zündschnur und Kurts Weigerung Gewalt anzuwenden, durchaus passieren kann. Doch sollte es dazu kommen, kann Charles sie von hier oben aus mit Hilfe seiner Kräfte wieder zur Vernunft bringen – hofft er zumindest. Bei Kurt ist das kein Problem, doch der Jäger ist nur schwer zugänglich, erst recht, wenn er darauf vorbereitet ist.
 

Doch darüber will der Professor jetzt nicht unbedingt nachdenken. Seine Konzentration gilt im Moment ganz dem Training des blauen Jungen. Schüler und Lehrer haben sich inzwischen auf der großen Lichtung in der Mitte der Illusion eingefunden. Mit staunenden Augen betrachtet Kurt seine Umgebung, die gar kein Ende zu nehmen scheint, obwohl der Raum immerhin eine begrenzte Größe hat. Diese geht jedoch in der computergesteuerten Illusion völlig verloren, sodass der Wald nicht nur erschreckend echt aussieht, sondern auch so riecht, sich so anhört und anfühlt. Als Kurt nun fasziniert ein Blatt von einem niedrigen Busch abzupft, fühlt es sich unter seinen Finger vollkommen real an. Vorsichtig zerdrückt er es, woraufhin hellgrüner Saft in einem zarten Faden austritt und über sein Fell läuft. Ein einziger Tropfen davon fällt auf den Untergrund und ein schwacher, süßlicher Geruch breitet sich aus.
 

„Das – ist einfach unglaublich...“, entkommt es ihm ehrfürchtig, während er nun mit der Hand über die holzig-raue Rinde eines Baumes streicht. „Das ist doch noch gar nichts, Junge. Mit Hilfe des Computers können wir hier praktisch alles erschaffen. Jede mögliche Umgebung, die du dir nur vorstellen kann, selbst reine Fantasiewelten. Das Gleiche gilt für Lebewesen. Du wirst staunen, was für Monster wir hier schon bekämpft haben. Das Ding heißt schließlich nicht umsonst Gefahrenraum. Er ist zwar nicht dazu da, dich umzubringen, soll dir aber das Gefühl eines völlig echten Kampfes auf Leben und Tod vermitteln. Von daher erleidest du hier denselben Schmerz und die gleichen Verletzungen, die du auch draußen erleiden würdest. Das Ganze ist allerdings so programmiert, dass das System automatisch abbricht, sollest du ernsthaft in Lebensgefahr sein. Dein Körper wird nämlich die ganze Zeit über mit Hilfe unendlich vieler Sensoren überwacht, die ständig in Kontakt mit dem Hauptcomputer stehen. Es gibt jedoch Mittel und Wege das zu umgehen, wenn es dich wirklich mal in den Fingern juckt, und dann gibt es kein Erbarmen mehr, so lange du nicht den Notaus betätigst...“, erläutert der Ältere, woraufhin ihn der Jüngere doch schon etwas unsicherer betrachtet.
 

„Doch davon solltest du dich jetzt keinesfalls beirren lassen, Kurt. Schließlich ist das hier nur eine harmlose Trainingseinheit. Von daher solltest du Wolverines Worten keine Beachtung schenken, denn im Allgemeinen ist er der Einzige, der das Sicherheitssystem abschaltet, weil er mit seinem Heilfaktor den anderen überlegen ist. Du allerdings solltest dir deiner Grenzen genau bewusst sein, wenn du hier trainierst, um unnötige Verletzungen zu vermeiden.“, mischt sich Xavier über einen Lautsprecher über ihnen ein. Etwas unsicher wendet Nightcrawler den Kopf nach oben und entdeckt dabei die gläserne Wand des Kontrollraums, die die bis dahin perfekte Illusion zerstört.
 

„Jajaja...“, entkommt es Wolverine nun leicht schnaubend. „Wir sollten jetzt anfangen und uns nicht mit Quatschen beschäftigen! Bereit oder bereit, Elf?“ „Bereit – denke ich...“, erwidert der Blauhäutige nervös, kommt es ihm doch nicht so vor, als wenn er überhaupt eine andere Wahl hätte, völlig egal, welche Einwände er auch immer haben mag.
 


 

3
 

Kurz darauf stehen sich die beiden auch schon gegenüber. „Okay, denk daran, was ich dir gesagt habe: Angriff ist die beste Verteidigung! Also versuch mich auf die Matte zu schicken, Kleiner!“, grinst Logan kampflustig, wobei seine Stimme einem tiefen Knurren gleichkommt. Kaum eine Sekunde später schnellen seine scharfen Krallen hervor. Er lässt ein animalisches Kampfgebrüll hören, das sich Kurt allein schon deswegen sein gesamtes Fell sträubt, und greift dann blitzschnell an. Erschrocken reißt Nightcrawler die verstörten Augen auf. Im allerletzten Moment gelingt es ihm, nicht völlig zu erstarren, und sich in Sicherheit zu teleportieren. Der zu kurzgeratene Kanadier gibt ein angewidertes Heulen von sich, als er direkt in die stinkende Schwefelwolke hineinläuft, die seine überempfindlichen Sinne wie ein Hammerschlag trifft.
 

Mit zornig glühenden Augen blickt er sich um und entdeckt den Elfen schließlich einige Meter weiter auf einem niedrigen Ast hockend. Der Schreck steht ihm noch ins Gesicht geschrieben, doch das kümmert Wolverine kein Stück. Kurt wird nicht immer weglaufen können. Früher oder später wird er müde und dann ist er für den erfahrenen Jäger eine leichte Beute und muss sich ganz einfach verteidigen. „Komm her, du!“, knurrt er daher düster und setzt erneut zum Angriff an. Diesmal ist Nightcrawler allerdings aufmerksamer und die Distanz ist größer, sodass er einen Moment Zeit hat, um sich einen anderen Platz auszugucken. Dennoch teleportiert er sich erst wieder im letzten Augenblick davon. Mit einem widerwertigen Geräusch von Endgültigkeit rammen Wolverines Klauen ungebremst in die dicke Rinde des Baumes hinein und er wird erneut vom Schwefel eingehüllt.
 

Zornig knurrend zerrt Logan ungebändigt herum, bis es ihm schließlich gelingt, seine Krallen aus der Rinde zu befreien. Der Baum leidet doch ziemlich darunter und Kurt will sich beim besten Willen nicht ausmalen, wie es wäre, wenn der Jäger ihn stattdessen getroffen hätte. Viel wäre dann jetzt ganz sicher nicht mehr von ihm übrig...
 

„Du sollst dich wehren und nicht nur weglaufen, du elender Feigling!“, faucht der kleine Mann außer sich und setzt wieder zum Angriff an. Wie allerdings zu erwarten, springt Kurt auch diesmal außer Reichweite. „Dann bin ich eben ein Feigling! Das kümmert mich nicht!“, gibt er hilflos von sich, während seine Augen schon den nächsten Ort suchen, an den er teleportieren kann. „Mich aber schon! Denn, wenn ich dich erwische, erwarte bloß keine Gnade von mir, Bürschchen! Ich werde so lange auf dich einprügeln, bis dieser Scheißgestank endlich von dir abfällt! Hörst du!“, kommt es nun immer ungehaltener von dem Schwarzhaarigen. „Tu, was du nicht lassen kannst! Aber dafür musst du mich schließlich erst einmal erwischen, nicht wahr? Und dafür bist du einfach viel zu langsam, alter Mann!“, kommt es leicht spottend von dem Elfen, ehe er wieder direkt vor Logans Augen verschwindet.
 

„Ich zieh dir das Fell ab!“ Mittlerweile ist der blaue Mutant schon so oft teleportiert, dass die Luft regelrecht vor all dem Schwefel steht und Wolverine keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Er sieht nur noch rot! Seine Bewegungen und Angriffe werden immer unkontrollierter, wodurch er wie ein Tier in der Falle wirkt, das nur noch um sich beißt. Das ist gar nicht gut. Charles muss das Ganze wieder unter Kontrolle bringen, ehe Kurt wirklich zu müde wird und der aufgebrachte Krieger Hackfleisch aus ihm macht. „Logan! Das reicht! Beruhige dich wieder, oder ich sehe mich gezwungen, dass hier zu unterbinden! Hörst du nicht?“, ertönt Xaviers Stimme über den Lautsprecher. Zielstrebig wandert sein Finger dabei zum Abschaltknopf, um das Programm zu beenden. In seinem Kopf bereiten sich seine mentalen Kräfte darauf vor, in Wolverines Geist einzudringen – sehr brutal, wenn es sein muss –, um ihn lange genug auszuknocken, damit Kurt den Raum verlassen kann.
 

„Unter steh dich!“, faucht Logan dem Mann im Rollstuhl zu. „Du wirst hier gar nichts beenden, ist das klar?“ „Du hast mir nichts zu befehlen, Wolverine! Es geht schließlich nicht darum, was du willst, sondern was das Beste für Nightcrawler ist!“, hält Charles energisch dagegen. „Ich weiß schon, was das Beste für den Bengel ist!“, giftet der Kanadier zurück und setzt erneut zum Angriff an. Kurt teleportiert abermals von ihm weg, klebt dafür aber schon eine Sekunde später an der großen Scheibe des Kontrollraumes, wo Xavier sich gerade dazu entschieden hat, doch den Knopf zu betätigen. „Komm sofort da runter, du elender Flohfänger, und kämpfe wie ein Mann, verflucht noch mal!“, gebärt sich der Schwarzhaarige vom Boden aus und sucht schon nach einer Möglichkeit, ihn dennoch zu erwischen.
 

Der blaue Mutant ignoriert ihn allerdings und sieht eindringlich zu Charles. „Tu das nicht, Professor! Es ist alles in Ordnung, wirklich. Ich kann weitermachen. Aber – gibt es eine Möglichkeit die Luft hier drinnen auszutauschen? Logan ist doch recht grün um die Nase und ich denke nicht, dass das förderlich für seinen Gemütszustand ist.“ „Bist du dir ganz sicher, Kurt?“, fragt der kahlköpfige Mann sorgenvoll. „Komm sofort da runter!“, brüllt der Kanadier von unten und kurz darauf trifft etwas Großes das stabile Glas direkt neben dem Elfen. Überrascht zuckt er zusammen, springt aber nicht davon. Dafür kann er aber sehen, wie ein armdicker Ast zu Boden fällt, den Logan scheinbar nach ihm geworfen hat, weil er keine andere Möglichkeit hat, ihn sonst zu erreichen. Nervös sieht er mit an, wie der Ältere sich an einem weiteren Baum zu schaffen macht, um ein neues Wurfgeschoss abzubrechen. Diesmal wäre es sogar noch um einiges größer.
 

Das genügt Charles nun wirklich und er streckt ruckartig seine mentalen Finger nach dem Jäger aus. Dieser ist glücklicherweise so abgelenkt, dass er das Ganze nicht mitbekommt. Einen Moment später erstarrt der temperamentvolle Krieger regelrecht zur Salzsäure. „Was – hast du gemacht?“, fragt Kurt überfordert. „Ihn kurzzeitig eingefroren, damit er sich hoffentlich etwas beruhigt. Mit seinem Starrsinn wird das nicht lange halten, aber es wird reichen, um die Luft auszutauschen. Bleib da hocken, Kurt, und nicht teleportieren! Ich muss das Programm kurz beenden und dann wirst du einen starken Wind spüren.“, erläutert der Professor sichtlich angestrengt, während er Wolverine weiterhin unter Kontrolle zu halten versucht. Deutlich spürt er jedoch die Gegenwehr des Älteren, was es nicht gerade einfacher macht.
 

Dennoch gleiten seine Finger erfahren über die Tastatur und finden die richtigen Knöpfe. Kurz darauf verschwindet die perfekte Illusion des Waldes und wird durch kahle, nahezu erdrückend wirkende Metallwände ersetzt, die ein großes Unwohlsein in Nightcrawler entfachen. Dann öffnen sich einige große Klappen an der Decke und riesige Ventilatoren werden sichtbar. Als sie sich zu drehen beginnen und die zum Schneiden dicke Luft im Gefahrenraum abzusaugen beginnen, zerren unsichtbare Finger erschreckend heftig am zierlichen Leib des Blauhäutigen. Instinktiv drückt er sich dichter an die Scheibe heran und klammert sich mit aller Macht am Glas fest. Einige Sekunden später ist alles vorbei und das Programm baut den Wald von Neuem auf. Gerade noch rechtzeitig, wie es scheint, denn da gelingt es Wolverine auch schon, sich von der mentalen Attacke des Professors loszureißen, was dieser mit einem schmerzlichen Stöhnen kommentiert und erschöpft in seinem Rollstuhl zurücksinkt.
 


 

4
 

Wolverine ist zwar alles andere als erfreut, von Charles so heimtückisch festgehalten worden zu sein, dennoch scheint die inzwischen saubere Luft einen positiven Effekt auf seinen Zorn zu haben. Fast schon ungeachtet lässt er den großen Ast, den er abgebrochen hatte, nun zu Boden fallen. Als er Kurt den Blick zuwendet, ist ein beachtlicher Teil des Zornes darin verschwunden. „Komm runter!“, fordert er den Elfen dennoch hart auf und fährt die Krallen wieder aus. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen!“, kommt entschieden die Antwort des Jungen, dennoch stößt er sich vom Glas ab und landet mit einer überaus eleganten Sprungrolle in einiger Entfernung zu ihm katzenhaft am Boden. „Das werden wir sehen.“, erwidert der Schwarzhaarige.
 

Dann huscht so etwas wie eine Idee über Logans Gesicht hinweg. Er grinst vielsagend und lässt seine Klauen dann komischerweise wieder verschwinden. Stattdessen stellt er sich Kurt nun mit bloßen Fäusten entgegen. Überrascht weicht Nightcrawler zurück, um nicht getroffen zu werden, er sieht jedoch davon ab sich zu teleportieren. Dennoch gelingt es ihm recht gut, Logans harten und überaus präzisen Schlägen auszuweichen oder aber auch den ein oder anderen mit gekreuzten Armen abzuwehren. Der doch beachtliche Schmerz, der dabei seine Muskeln entlangschießt, ist weißglühend und kaum zu ertragen. Morgen wird es wahrscheinlich noch viel mehr schmerzen, doch im Moment kümmert es den Elfen nicht sonderlich und so macht er einfach weiter.
 

Diese Entwicklung gefällt Wolverine schon um einiges besser. Dennoch ist es noch lange nicht das, wofür sie ja eigentlich hier sind. „Wehr dich endlich!“, knurrt er ungehalten. „Niemals!“, schnappt Kurt und kann nur ganz knapp ausweichen. „Du kannst mir nicht wehtun, wenn dich das beunruhigen sollte, Junge!“, versichert ihm der Kleinere nachdrücklich. „Das weiß ich und das ist auch nicht das Problem.“, hält Nightcrawler dagegen. „Was dann, verdammt?“, bohrt der Ältere, obwohl er die Antwort kennt. „Ich...“, setzt der Elf an, kann den Satz aber nicht beenden, weil Logan in diesem Moment seine halbherzige Verteidigung endgültig durchbricht. Einem Reflex folgend neigt der Blauhäutige den Kopf noch zur Seite, doch es reicht nicht ganz. Wolverines geballte Faust trifft ihn überaus hart an der rechten Wange und wirft ihn unsanft zu Boden.
 

Als Kurt mit schmerzerfüllten Augen zu ihm aufsieht, rinnt dünnes Blut aus seinem Mundwinkel hinaus, doch der Kanadier verzieht deswegen keine Miene. „Siehst du? Das passiert, wenn du dich nicht wehrst.“, zieht ihn der Kleinere hämisch auf. Betroffen senkt Nightcrawler den Blick und erwidert nichts. Er ist es schon lange gewohnt, nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst zu werden, auch wenn er weiß, dass Logan es eigentlich nicht böse meint. Allerdings hat der Jäger ihn jetzt genau da, wo er ihn haben wollte.
 

„Sieh dich nur an, du Häufchen Elend! Was würde dein Gott zu so einem jämmerlichen Schwächling sagen?“, höhnt er gehässig. Überrascht reißt Kurt die Augen auf und sieht ihn an. „Was?“, fragt er beinahe erschrocken. „Du hast mich schon verstanden, Elf.“, brummt Logan und hockt sich dann neben ihn. Einen Moment später findet sich Nightcrawler rücklinks auf den Boden gedrückt wieder. Wolverines kräftige Hand liegt dabei warnend gegen seine Kehle gedrückt. „Gott hasst Schwächlinge!“, dringt die Stimme des Schwarzhaarigen nachdrücklich zu ihm vor. „Das – das stimmt nicht...“, versucht Kurt dagegen zu halten, doch es wirkt eher verzweifelt und resignierend.
 

Der zu kurzgeratene Kanadier erwidert darauf nichts. Stattdessen greift er mit der freien Hand nach dem Reißverschluss an Kurts Kampfanzug. Sichtliches Verlangen schwappt dabei geradezu aus seinen dunklen Augen hervor, doch er lässt es sich nicht festsetzen. Nicht in diesem Moment, und schon gar nicht, wenn Charles sie beobachtet. Nightcrawler wirkt überrascht, versucht sich aber nicht zu wehren, nur irgendwie seinem seltsam durchdringenden Blick standzuhalten. Langsam öffnen sich die scharfen Metallzähne und entblößen die Brust des Blauhäutigen. Sanft auf das weiche Fell gebettet kommt dabei auch eine feine Goldkette zum Vorschein, an der ein fragil verziertes Kreuz hängt, das direkt auf dem Herzen des Jungen ruht. Es bedeutet Kurt praktisch alles, nicht nur, weil Logan selbst es ihm, als eine Art Einweihungsgeschenk, überreicht hat.
 

Nun allerdings will der Jäger es als Druckmittel benutzen, um den Kämpfer in ihm zu wecken. So friedlich Nightcrawler auch sein mag, in jedem Lebewesen dieses Planeten steckt ein erbarmungsloser Krieger, man muss nur das Richtige finden, um ihn hervorzulocken. Das Ganze ist vergleichbar mit einer liebenden Mutter, die ihr Kind in Gefahr sieht und dadurch ungeahnten Mut und Kraft aufbringen kann, um es zu schützen. Oder aber ein noch so friedliches und liebenswürdiges Hündchen, das unter normalen Umständen niemandem ein Haar krümmen würde, aber unerbittlich zubeißen wird, wenn man es nur lange genug in die Ecke drängt. Da macht auch Kurt keine Ausnahme. Und das womöglich Wirkungsvollste ist ganz sicher sein Glaube, an den er sich mit aller Macht klammert.
 

So ergreift Logan nun zielstrebig die Kette und reißt sie dem erschrockenen Jungen einfach grob vom Hals. „Nicht!“, entkommt es dem Elfen aufgebracht und er versucht augenblicklich danach zu greifen. Wolverine hält ihn aber weiterhin grob an der Kehle auf den Boden gedrückt, zudem die Kette außerhalb seiner Reichweite. „Vergiss es, du jämmerlicher Schwächling! Du verdienst es gar nicht, dass auch nur irgendein Gott auf dich aufmerksam wird! Ich weiß gar nicht, was mich überhaupt dazu bewegt hat, dir dieses billige Ding zu geben. Es ist genauso wenig etwas wert, wie du, und das wird sich auch nicht ändern, ganz gleich, wie viel du auch beten magst.“, entgegnet ihm der Jäger eiskalt und entfernt sich dann mit der Kette von ihm.
 

Fassungslos verharrt Kurt auf dem Boden liegend und kann das alles einfach nicht begreifen. Was ist nur mit seinem Freund los? Bisher hat er sich noch nie abfällig über seinen Glauben geäußert, auch wenn Kurt genau weiß, dass Logan selbst an überhaupt nichts glaubt – nicht mehr.
 

Mit sichtlicher Sorge verfolgt Charles das Schauspiel. Er kann sich schon denken, welchen Trumpf der Schwarzhaarige versucht auszuspielen, ist sich verständlicherweise aber nicht sicher, ob es den gewünschten Effekt haben wird. Statt für seine Überzeugungen einzustehen und zu kämpfen, könnte der sensible Kurt immerhin auch an den harten Worten des anderen zerbrechen und sich völlig abschotten. Damit wäre dann die ganze Arbeit des letzten Monats dahin, und es wäre zudem fraglich, ob Nightcrawler dann noch hierbleiben will. Der Kanadier bewegt sich also auf einem überaus schmalen Grat, scheint sich seiner Sache aber erschreckend sicher zu sein. Egal, wie das Ganze jedoch ausgehen wird, Xavier kann es nicht rückgängig machen und sie müssen schlichtweg mit dem Ergebnis leben. Nur allzu verständlich, dass er dem daher Einhalt gebieten muss, ehe es zu spät ist.
 


 

5
 

Langsam wendet sich Logan zu ihm um, blickt ihn fest an. „Es gibt keinen Gott, Junge, sieh es ein. Und selbst wenn, würde er von dir nichts wissen wollen, da er genauso oberflächlich ist, wie der Rest dieser verkorksten Welt. Die Krönung seiner Schöpfung sieht nun einmal ganz anders aus.“, grinst der Jäger kalt, als würde er sich selbst als Krönung besagter Schöpfung ansehen. Dabei wedelt er mit der Kette herum, als wolle er sich als Hypnotiseur versuchen wollen, um den Elfen von seiner Meinung zu überzeugen. Deutlich kann er – und auch Xavier – dabei sehen, wie etwas im Blick des Blauhäutigen regelrecht zerbricht. Ganz langsam richtet sich der Junge nun auf, ohne die Augen vom hämisch grinsenden Wolverine abzuwenden. „Deine Abtrünnigkeit steht dir vor Augen, und du kennst deine Sünden: Abtrünnig sein und den Herrn verleugnen!“, kommt es dann in einer erstaunlich tiefen, nahezu knurrenden Stimmlage von ihn.
 

Das Geräusch jagt selbst dem unerschrockenen Kanadier einen kurzen Schauer über den Rücken, der aber alles andere als Unwohlsein ausdrückt. Er lässt es sich jedoch nicht anmerken, sondern grinst nur weiter in sich hinein. Sein Plan scheint wohl doch aufzugehen. Schon einen Moment später springt Kurt auf die Füße, bleckt die spitzen Zähne zu seinem stummen Grollen und teleportiert sich weg. Den Bruchteil einer Sekunde zweifelt Logan daher doch kurz, dann taucht Nightcrawler direkt vor ihm auf. Mit der geballten Faust holt der Junge aus und schlägt dem Kleineren damit mitten auf die Nase. Der Jäger vernimmt ein widerliches Knirschen, als seine Nase unter der erstaunlich heftigen Krafteinwirkung bricht und ein Schwall Blut daraus hervorschießt. „Gib mir sofort meine Kette zurück und hör auf so gotteslästerlich zu sein, sonst wirst du es bereuen, Sünder!“, gebärt sich der sonst so friedliebende Elf aufgebracht.
 

Für einen Augenblick ist Wolverine richtiggehend überrascht. Dann wischt er sich das Blut vom Gesicht und grinst wieder fies. „Zwing mich doch, Bursche!“, höhnt er und schiebt sich die Kette in die Tasche. „Worauf du dich verlassen kannst!“, entgegnet ihm der Jüngere zornig und holt abermals aus. In der Zwischenzeit hat der Heilfaktor schon dafür gesorgt, dass Logans Nase wieder in Ordnung gekommen ist, wodurch sie nun erneut bricht, während ihn die Faust des aufgebrachten Jungen trifft. So gefällt das dem Kanadier! Er wusste doch, dass er den Bengel damit hinter dem Ofen vorlocken kann und er muss zugeben, dass er weit fester zuschlagen kann, als er es vermutet hätte. Selbstredend kümmert ihn das nicht sonderlich, hat er doch nicht einmal ansatzweide Wolverines Kraft. Aber das braucht er auch nicht, die Hauptsache ist, dass er lernt damit umzugehen.
 

Das Zorn ganz und gar nicht der richtige Ausgangspunkt dafür ist, ist Logan durchaus bewusst. Erst recht, da er sich selbst so ständig in Schwierigkeiten bringt oder einen Kampf anzettelt, der nicht sein müsste oder gar sein darf. Dem Jäger ist es für gewöhnlich jedoch einerlei, sein Heilfaktor bewahrt ihn schließlich vor dem Schlimmsten. Doch für Nightcrawler könnte es den Tod bedeuten, wenn er sich blind vor Zorn auf einen Gegner stürzt. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt ist nur wichtig, dass er das Prinzip des Kämpfens erlernt und herausfinden kann, wo seine Grenzen sind.
 

Um das herauszufinden, stachelt ihn der vorwitzige Kanadier nun noch weiter an. Zu seiner sichtlichen Freude fällt Kurt auch weiterhin darauf herein und ist nun selbst derjenige, der nur noch rot sieht. Knurrend und fauchend wie eine aufgebrachte Katze steigert sich der Junge immer weiter hinein. Nahezu blind schlägt er wieder und wieder auf seinen vermeintlichen Gegner ein. Dieser wehrt sich anfangs überhaupt nicht, sondern analysiert in Seelenruhe die Kraft und Technik seines Gegenübers, lässt ihn ein bisschen Dampf ablassen.
 

Nach einer Weile beginnt Wolverine den Schlägen bewusst auszuweichen, um die Reaktionszeit des Jüngeren zu testen. Kurt ist ziemlich schnell und obwohl er nahezu kopflos auf ihn einprügelt, scheint er doch noch einen Funken Beherrschung zu haben, der ihn gut reagieren lässt, wofür Logan ihn durchaus bewundert, ist er dazu ab einem gewissen Punkt selbst nicht mehr in der Lage. Vielleicht hat er den Elfen aber einfach nur noch nicht genug gereizt?
 

Daher hört er nun auf zurückzuweichen und schlägt selbst nach ihm. Dem ersten Hieb kann der Blauhäutige auch noch erstaunlich gut ausweichen und stattdessen selbst einen Treffer landen. Der zweite Schlag schickt Nightcrawler allerdings zurück auf den Boden. Dort bleibt er jedoch nicht lange, sondern teleportiert sich wieder direkt in Logans Blickfeld. Angewidert weicht der Jäger vor dem beißenden Gestank zurück, kassiert dabei allerdings auch einen erneuten Treffer. Als er ausholen und zurückschlagen will, springt Kurt wieder außerhalb seiner Reichweite, nur um im nächsten Augenblick wieder direkt vor oder hinter ihm aufzutauchen und zuzuschlagen.
 

Das gefällt Wolverine nun aber wirklich nicht mehr. Er wirft seinen Gedanken, dem Bengel doch eigentlich nicht ernsthaft wehtun zu wollen, endgültig über den Haufen. Nun ist er wieder auf hundertachtzig und keinesfalls mehr am Training interessiert. Dieser verhasste Gestank vernebelt ihm schlichtweg das Denken. So steigern sich die beiden in einen schier endlosen und aussichtslosen Kampf hinein, indem der Jäger in all seinem Zorn um sich schlägt und der Elf dem in immer neuen Schwefelwolken ausweicht und zurückschlägt. Ihr blanker Zorn auf einander ist praktisch im ganzen Gefahrenraum greifbar, ihre unnachgiebige Sturheit elektrisiert die Luft regelrecht. Das macht sie beide unvorsichtig, sodass sie nach kurzer Zeit ziemlich lädiert aussehen. Dem Kanadier macht das selbstredend nicht wirklich etwas aus, doch Kurt sieht bald aus, als wäre er im Käfig eines wildgewordenen Tigers gewesen, auch weil Logan im Zorn wieder seine Krallen benutzt. Das kann und darf definitiv nicht länger so weitergehen!
 


 

6
 

Lange genug hat sich Charles das tollkühne Treiben der beiden angesehen und nichts unternommen, da er die Hoffnung hatte, dass wenigstens Kurt einen Funken Selbstbeherrschung und rationalen Denkens behalten würde. Nun muss er aber feststellen, dass sich die beiden doch erschreckend ähnlich sind. Zudem, weil er dachte, dass Wolverine das Ganze vielleicht doch besser unter Kontrolle hat, als er es ihm zugetraut hätte. Zum anderen, weil er selbst sehen wollte, zu was Nightcrawler womöglich alles fähig ist. Doch es reicht nun wirklich! Der Jäger wird letztendlich unverwundet aus diesem Kampf hervorgehen, was man von dem blauen Elfen nun wirklich nicht behaupten kann. Dennoch hält sich der junge Mutant erstaunlich gut, trotz seines mitgenommenen Aussehens. Früher oder später wird einer von ihnen aber einen Fehler machen und es wird damit enden, dass Kurt elendig im Gefahrenraum sterben wird, ohne auch nur die kleinste Aussicht auf Rettung.
 

Ein Blick auf die Konsolen bestätigt Xaviers Vermutung. Nightcrawlers Körper steht kurz vor einem völligen Zusammenbruch und wird praktisch nur noch durch seinen tiefgreifenden Zorn und Adrenalin auf den Beinen gehalten. Es ist nur noch eine Frage von Sekundenbruchteilen, bis er haltlos umkippen und somit dem tollwütigen Vielfraß hilflos erlegen sein wird.
 

Ein scharfes Warnsignal gleitet über den Bildschirm des Computers hinweg, und kurz darauf erstirbt die Illusion des Waldes. Das scheint die beiden Kontrahenten jedoch nicht zu kümmern. Stattdessen gelingt es dem Blauhäutigen jetzt doch tatsächlich den Schwarzhaarigen zu Fall zu bringen. Knurrend hockt er kurz darauf auf dessen Brust und holt erneut mit seiner blutgetränkten Faust aus. Der Ältere will sich dem mit seinen Krallen entgegenstellen, doch nicht einfach, um Kurts Schlag abzuwehren. Nein, im Gegenteil. Sein Ziel ist der weiche, ungeschützte Bauch des Jungen, da er inzwischen einfach zu blind für etwas anderes handelt. Er will nur noch töten!
 

In diesem Moment packen Charles´ mentale Finger mit all ihrer zur Verfügung stehenden Macht zu. Augenblicklich jagt ein schier alles betäubender Schmerz durch den aufgewühlten Verstand des jungen Elfen. In seinem Kopf kann er Xavier wie durch ein Megafon brüllen hören: ‚SOFORT AUFHÖREN!‘ Seine Stimme ist so schneidend, dass sie praktisch alle Lichter im Denken des Jüngsten auf einmal ausbläst. Die mentalen Finger halten ihn dabei fest umklammert, damit er sich nicht wehren kann. Dann jagt ein heftiges Zittern über den mitgenommenen Körper hinweg, Kurt reißt weit die seelenlosen Augen auf und stößt einen heiseren Schrei aus. Danach wird alles dunkel und er bricht reglos auf dem kalten Boden des Gefahrenraums zusammen.
 

Bei Wolverine ist das Ganze nicht so einfach. Der Weg in seine Gedanken wird durch das Adamantium erschwert, sodass Charles einiges mehr an Kraft aufwenden muss, um hindurch zu kommen. Das genügt dem Jäger jedoch, sich darauf vorzubereiten. Sichtlich versucht er sich gegen diesen mentalen Angriff zur Wehr zu setzen und seinen Zorn weiter an dem nun ohnmächtigen Elfen auszulassen. Für einen Moment sieht es auch so aus, als würde es ihm gelingen. Tödlich glänzend nähern sich seine Klauen dem wehrlosen Körper am Boden. Dann schafft es der Professor eine Lücke zu entdecken und blitzschnell hindurch zu schlüpfen. Nun befindet er sich direkt in den wirren Gedanken des Kriegers und kann auf sie einwirken.
 

‚LOGAN, du musst aufhören! Er ist doch noch ein KIND!‘, teilt er ihm der Verzweiflung nahe mit und spürt dabei nur zu deutlich, wie sich allmählich ein Blackout in seinem Kopf anbahnt. Ehe er ihm jedoch erliegen kann, geht ein Zucken durch Wolverines angespannten Körper und eine Art primitive Erkenntnis huscht über seine vernebelten Augen hinweg. Wie ferngesteuert wirft er einen Blick auf Kurt hinab, ehe es auch in seinem Kopf dunkel wird und er neben dem Jungen zusammenbricht.
 

Zitternd, aber von grenzenloser Erleichterung ergriffen, stößt Xavier die panisch angehaltene Luft mit einem haltlosen Seufzen aus. Kraftlos lässt er sich in seinen Rollstuhl zurücksinken und schließ für einen Moment die Augen, um sich sammeln zu können. Er gönnt sich jedoch nicht lange Ruhe, da er nur zu gut weiß, dass Logan jeder Zeit aufwachen könnte. Daher verlässt er den Kontrollraum auf schnellstem Weg und fährt zu der Stelle, an der die beiden noch immer am Boden liegen.
 

Kaum kommt er neben ihnen zum Stehen, regt sich der Kanadier auch schon. Mit einem schmerzlichen Stöhnen stemmt er sich hoch und hält sich den pochenden Kopf. „Ah! So eine verdammte Scheiße...“, flucht er gequält, ehe er die Anwesenheit des Professors wahrnimmt und ihn mit seinen zornigen Blicken straft. „Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, Logan, dass hast du dir selbst zuzuschreiben! Warum musstest du es auch so übertreiben?“, fragt der kahlköpfige Mann ihn aufgewühlt. „Krieg dich wieder ein! Hat doch bestens funktioniert...“, stöhnt der Angesprochene und streckt seinen Körper, wobei praktisch jeder Knochen ein unschönes Knirschen von sich zu geben scheint.
 

„Willst du das wirklich so bezeichnen?“, will der Jüngere wissen und deutet dabei strafend auf den noch immer besinnungslosen Nightcrawler. Mit erhobener Augenbraue folgt der Jäger seinem Fingerzeig und registriert erst jetzt, wie schlimm es wirklich gewesen sein muss. Erschrocken reißt er die Augen auf. So viel Blut! Der junge Elf sieht aus, als hätte eine ganze Truppe von Schlägern auf ihn eingedroschen. Nur entfernt wird sich der Schwarzhaarige bewusst, dass Kurt das alles ertragen und sogar ausgehalten hat und letztendlich nur Charles´ Eingreifen ihn ausgeknockt hat. Ein kleiner Teil von Wolverine bewundert den Bengel dafür. Der Rest von ihm ist dagegen einfach nur erschüttert, was er in seiner blinden und unkontrollierten Wut wieder einmal angerichtet hat.
 

„Scheiße...“, murmelt er sichtlich betroffen. „Das trifft es nicht einmal ansatzweise, fürchte ich!“, tadelt ihn Charles, doch der Ältere hört ihn gar nicht mehr. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt jetzt Kurt. Nahezu scheu streckt er eine Hand nach ihm aus, die sogar sichtlich zittert, und streicht ihm ein paar schweißnasse Strähnen aus dem mitgenommenen Gesicht. Er kann deutlich riechen, dass der Elf unter all dem Blut noch lebt und es ihm den Umständen entsprechend gutgeht – sind das meiste doch einfach nur Kratzer –, dennoch schmerzt sein Herz, als wäre der Junge schon gestorben – durch SEINE Hand gestorben! Logan schluckt hart und dreht ihn dann vorsichtig auf den Rücken. Dabei gibt Nightcrawler ein schmerzliches Stöhnen von sich.
 

„Kurt? Hey, du Elf, kannst du mich hören?“, kommt es mit nervöser Betroffenheit von dem Ältesten. Es brauch einen schier endlosen Moment, ehe der Blauhäutige flatternd die Augen aufschlägt und sich orientierungslos umzublicken beginnt. „Hey, Elf, sag was!“ „...Logan...?“ „Ja, ich bin hier. Ist alles in Ordnung?“, fragt er sorgenvoll. „Ich – denke schon. – Was ist passiert?“, will Kurt nun wissen und setzt sich mühevoll hin, wozu er allerdings etwas Hilfe von dem Jäger braucht. „Wir haben gekämpft. Erinnerst du dich nicht?“ „Doch schon. – Logan...?“ „Ja?“ „Gib mir meine Kette zurück, Mistkerl!“, erwidert der Junge nun erstaunlich streng. Verdutzt sieht der Angesprochene ihn an. Er hat das letzte Wort zwar nicht verstanden, doch es lässt keinen Zweifel zu, dass es ein Schimpfwort war. Wolverine hat den Bengel noch nie fluchen hören, was ihn sichtlich verwundert. Aber der Ausdruck in seinen seelenlosen Augen und seinem lädierten Gesicht bestätigen seinen Eindruck nur zu deutlich.
 

Nahezu belustigt über diese Tatsache hebt sich Logans rechter Mundwinkel zum kecken Ansatz eines Grinsens. „Aber selbstverständlich.“, meint er ehrlich, greift in seine Tasche und legt die Kette dann behutsam in die wartende Hand des Jungen. „Danke. Und Logan? Mach das ja nicht noch einmal!“ Entwaffnend hebt der Jäger die Hände. „Würde mir nicht mal im Traum einfallen!“, gluckst er leicht, meint es aber dennoch ernst. Er hat sein Ziel erreicht und Kurt zum Kämpfen gebracht, mehr will er nicht. Das weitere Training wird ganz sicher auch auf eine angenehmere Weise funktionieren, da ist er sich ganz sicher. Allerdings kann er dem sonst so friedlichen Elf ansehen, dass auch er – trotz des ganzen Ärgers – irgendwie Spaß daran gehabt hat, und darauf kann der Ältere sicher gut aufbauen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Deine Abtrünnigkeit steht dir vor Augen, und du kennst deine Sünden: Abtrünnig sein und den Herrn verleugnen!
(Jesaja 59, 12-13) Komplett anzeigen

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