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Kristalldrache

Sesshoumaru / Kagome
von

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Drachenei V

Kristalldrache

- Drachenei IV -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genre: Humor, Drama, Romantik (Hetero), Epik

Trigger: Gewalt, Tod

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Was bisher geschah:

Toutousai und Myouga sind aufgebrochen, um Tokijin zu reparieren, Jaken fängt Fische und Rin sammelt Beeren. Währenddessen bittet Kagome einen gewissen Daiyoukai darum, sie zum Knochenfressenden Brunnen zu bringen, um die wichtigste Prüfung in der Schule schreiben zu können ...

- - - - - - -
 

10
 

"Eine Prüfung?" Sesshoumarus Augen wurden schmal, ehe er ein feines, spöttisches Funkeln erkennen ließ und den Kopf zu den Baumkronen hob. Als Daiyoukai zweifelte er nicht daran, dass sie diese Geste für respektlos und dreist befand, aber er hatte seine Gründe: Der Wind, der in luftiger Höhe die letzten, kümmerlichen Blätter zum Zittern brachte, trug den Geruch eines Unwetters mit sich. Nicht mehr lang und die Pfützen würden unter dem Prasseln der Tropfen wachsen, bis die in den Schlamm gedrückten Fußspuren von Rin und Jaken nur noch in seiner Erinnerung existierten. Es war kein guter Ort, den er sich ausgesucht hatte, um zu heilen. Nun, zumindest nicht für seine Begleiter.

Schweigend prüfte er die Witterung nach anderen Botschaften, ehe er seine Aufmerksamkeit zurück auf die Miko lenkte, die zwischen Moosen und Flechten kniete. Zu seinem Erstaunen hatten sich Kagomes Fingernägel in dem staubigen Hakama verbissen, und die Falten des Stoffes schienen unheilvoller aufzuragen als jede Klippe an der Uji Bashi.

Hielt sie noch immer an ihrer Frage fest?

Interessant.

Eine Weile geschah nichts, dann bewies sich, wie so oft, dass er den längeren Atem besaß.

"Oh bitte!", stöhnte sie entnervt auf. "Verrätst du mir heute noch, was dein Schweigen zu bedeuten hat?"

"Nein."

Auf ihren Wangen zeichnete sich Empörung ab, doch ehe sie ihn fragen konnte, ob ihm bewusst war, was er ihr damit antat, unterbrach er sie seidig.

"Ich habe dir nie versprochen, dich in die Nähe Musashis zu bringen. Warum sollte ich es auch nur in Erwägung ziehen?"

Oh, dieser ... dieser Hund!

Aber er brauchte sich nicht einzubilden, dass sie deshalb frustriert zwischen die Gräser schlug. Dieses Spielchen durchschaute sie: Er hatte nicht auf Anhieb abgelehnt, sondern eine Gegenfrage gestellt, und das war mehr, als sie vor ein paar Tagen hätte erwarten können. So leicht ließ sie sich nicht unterbuttern. Also schön! "Fällt dir ein schnellerer Weg ein, um mich in diesem Leben loszuwerden?"

"Möchtest du sterben?"

"Nein, danke!", schnappte sie scharf. "Ich habe eine Prüfung!"

"Welcher Art?"

"Ich-" Was? Kagomes Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen, während sein nüchterner Blick ihr den Wind aus den Segeln nahm. Ihr Verstand spielte dieselbe Frage immer wieder durch, bis sie vor Unglauben fast glucksen wollte: Hatte er sie das gerade ernsthaft gefragt?

Das war ungewohnt.

Nun, ein wenig, obwohl er nicht das erste Mal einhakte.

Ihr fiel ihre erbärmliche Erklärung ein, mit der sie ihm einen Heizkörper hatte beschreiben müssen, und das Gespräch um seine Residenz oder die Stille, die er so sehr schätzte. Es waren Kleinigkeiten gewesen, die sich allmählich mehrten - doch nie zuvor hatte er eine Drohung so dicht vor seine Neugierde gesetzt. War das ein gutes Zeichen bei einem vollblütigen Dämon?

Unstet wanderte Kagomes Blick von dem hellen Sichelmond auf seiner Stirn hinab zu der Linie seines Mundes. Dann zog sie ihre eigenen Schultern empor und rieb mit der Hand über ihr Knie, als würde ihr das dabei helfen, ihn besser zu verstehen. "Es sind Vokabeln", murmelte sie. "Einige hundert Wörter vielleicht, von denen ich die erste Hälfte bereits wieder vergessen habe und die andere nur unleserlich schreiben kann. Es ist beinahe unmöglich, den Rückstand wieder aufzuholen, aber wenn ich es nicht versuche, waren die letzten Jahre umsonst."

"Tatsächlich?"

"Ja", gab Kagome widerwillig zu, bevor sie ihre Finger auf den Oberschenkeln zu Fäusten ballte und sich vorwärts lehnte. "Bitte", flüsterte sie. "Ich würde dich nicht fragen, wenn mir bereits ein anderer Weg eingefallen wäre."

"Nein."

Uh! Kagomes Herz rutschte vor Unmut bis in ihre Zehenspitzen hinab, doch es brachte ihr keine Linderung ein, ihn anzufunkeln. Sie musste bis zehn zählen - vielleicht auch bis zwanzig oder dreißig. Dann tief durchatmen und noch einmal die Ziffern durchgehen, bis ihr hoffentlich der Wunsch abhanden kam, ihn anzufauchen. Nach einem weiteren Atemzug verging ihr jedoch die Lust dazu. "Du möchtest mir also nicht helfen?", presste sie hervor.

"Nein, nicht unter diesen Umständen."

"Welche Umstände?"

Sesshoumarus Mundwinkel hoben sich derart kühl, dass er ihr ebenso die Klauen gegen den Hals hätte drücken können. Aber sie hatte Glück. Für derlei Belanglosigkeiten war er nicht in der Stimmung, und ihn trieb anderes um, als er den Kopf gegen die Rinde neigte. Falls es sie interessierte, warum er sich einen Baum ausgewählt hatte, an dem dunkles Harz klebte und die Wurzeln verwildert und schroff aus dem Erdreich ragten, war sie ohnehin klug genug, es für sich zu behalten. Wenigstens etwas. "Du wählst die falsche Herangehensweise, Kagome."

"Erwartest du etwa, dass ich mich wie Jaken benehme und um deinen Beistand bettle?" Erbost starrte sie ihn an, obwohl sich ihr Herz auf den Klang ihres Namens stürzte und sich mit einem Schlag bedankte, für den sie ihn nur noch mehr verwünschte. Oh nein! So hatten sie nicht gewettet. Vielleicht war er ihre letzte Hoffnung, aber das bedeutete nicht, dass sie sich vor ihm freiwillig erniedrigen würde.

Rabiat griffen Kagomes Finger in den roten Hakama, bevor sie die Falten aufschlug und sich in die Höhe kämpfte. "Ich muss dich enttäuschen. Ich werfe mich weder heute, noch morgen vor dir in den Matsch!"

"Du hast es bereits getan."

"Als ob! Das eben war reine Höflichkeit!" Wütend biss sich Kagome auf die Lippen, bevor sie die Strohsandale mit dem angerissenen Riemen hob, doch weit kam sie nicht.

"Es scheint dir Freude zu bereiten, die falschen Schlüsse zu ziehen. Ich spreche nicht von diesem Moment. Du warst auf den Knien, als ich ... nun, erwog dir den Hals zu brechen." Mit keiner Silbe hätte Sesshoumaru zugegeben, dass ihm nach dem Sturz aus den Wolken etliche Augenblicke fehlten und dass es ihn überrascht hatte, sie, statt eines Feindes, über sich vorzufinden. "Willst du deine Haltung leugnen?"

"Nein", erwiderte Kagome, ehe sie ihren Unmut schnaufend zwischen aufgeweichte Erde, Grasbüschel und verkohlte Blütenblätter schob. Warum musste er sie ausgerechnet jetzt daran erinnern? Am liebsten wäre sie verbittert aufgestampft, aber davon kam sie auch nicht in die Nähe Musashis - und von Sango oder Kirara hatte sie auf ihrer Suche nach Feuerholz nicht einmal einen winzigen Abdruck entdecken können.

Wen sollte sie denn sonst fragen? Ah-Uhn?

Dessen Ei wartete noch immer in der Klamm und erinnerte sie an das Versprechen, das sie Rin gegeben hatte. Ohne Sesshoumarus Einverständnis war kein Blumentopf zu gewinnen, aber was tat der?

Mürrisch atmete sie durch, bevor ihr Blick an der gefleckten Kalkschale seines Dracheneis hängenblieb. Es lag so tief in seinem Fell verborgen, dass es fast rührselig war. Glücklicherweise hielt Sesshoumaru sie davon ab zu seufzen, ehe die Geste auch noch ihre Wangen zum Kribbeln bringen konnte.

"Sollte ein Menschenkind nicht jede Gelegenheit nutzen, um die Worte einer Prüfung zu verinnerlichen?"

"Sie heißen Vokabeln", korrigierte sie angefressen. "Und nur, falls es dir entgangen ist: Es wird mir nichts nützen, solange ich in dieser Zeit ausharren muss. Ich brauche Papier, meine Stifte und von den Büchern, die aufgeschlagen vor meinem Bett liegen, möchte ich gar nicht erst anfangen!"

"Wie pathetisch. Es gibt Erde, auf der du schreiben kannst, und genug zersplittertes Holz an der Stelle, wo der Leichnam dieser Närrin verrottet. Halte dich lediglich von ihren Fangarmen fern." Gleichgültig schloss der Herr der westlichen Länder die Augen, aber ihr stockender Atemzug schlug sich wie Nebel in seinen Sinnen wieder und erstickte die Frage, ob Stifte wohl Federkiele sein mochten. Dank eines Blinzelns konnte er jedoch hervorragend sehen, wie sie sich entgeistert eine Haarsträhne von den Wangen fischte, die der Wind dorthin getrieben hatte.

"Warum?", flüsterte sie.

War sie so unbedarft? "Das sollte eine Miko wissen. Die Klauen einer Spinnendämonin sind weit über den Tod hinaus giftig für niedere Kreaturen und Menschen. Dachtest du, die Käfer halten sich grundlos von ihnen fern, während sie das übrige Fleisch abnagen?"

"Das", antwortete Kagome, ehe sie zu den entwurzelten Bäumen und dem seit Stunden dampfenden Chitinpanzer sah, " das habe ich nicht gemeint. Warum gibst du mir diesen Rat, aber weigerst dich, mich zum Knochenfressenden Brunnen zu bringen? Findest du das unterhaltsam?"

"Nein." Kühl zog Sesshoumaru das angewinkelte Bein dichter heran, auf dem er bis dahin seine rechte Hand gebettet hatte. Sogar er, ein mächtiger Daiyoukai, spürte den Schmerz in seiner Flanke hinaufziehen und ein unangenehmes Brennen an den Wundrändern, doch er verbot sich jedes Anzeichen eines schärferen Atemzugs. "Ich muss dich enttäuschen. Ich hege kein Interesse daran, mich an deinen Schwächen zu erheitern. Überdies solltest du lernen, zwischen meinem Willen und meinen Fähigkeiten zu unterscheiden. Es macht keinen Unterschied, ob du dein Ziel erreichst, solange du es vermeidest, bis dahin zu üben."

"Wow, was für eine tolle Weisheit", zischte Kagome angegriffen. Als ob sie das nicht selbst wüsste! Aber was erwartete er von ihr? Die Sengoku-jidai war keine Epoche, in der sie sich satt, zufrieden und mit beschwingt wippender Fußspitze ihren Aufgaben widmen und mit einem Stock kleine Linien in den Matsch drücken konnte! "Hast du noch mehr davon?"

"In der Tat", erwiderte er ungerührt. "Sie stammen allesamt von meinem verehrten Vater. Es gibt ein Dutzend Mittel und Wege, um ohne Maulbeerpergamente und Tuscheriegel manche Schriftzeichen schneller zu verinnerlichen als andere."

"Du ... du kannst schreiben?"

"Ist das dein Versuch, mich zu beleidigen?", erkundigte er sich lauernd. "Ich besitze Nachbarn und Vaters frühere Verbündete. Etliche von ihnen rauben mir mit ihrem belanglosen Geschwätz, Saatlisten und mehr Umständen meine Zeit, als ich je ignorieren könnte. Es gehört zu meinen Pflichten, manche selbst zu beantworten." Nichts, was ihm den Tag angenehmer gestaltete, aber es gab Schreiber und die Fürstin selbst, seine überaus verehrte Mutter. Sie besaß ein beneidenswertes Talent darin, sich auch jene Aufgaben untertan zu machen, welche ihr in einem traditionelleren Haushalt kaum zugestanden hätten. War seine Anwesenheit unverzichtbar, entsandte sie Myouga oder beehrte ihn selbst.

Sein Vater hatte ihre verwirrendsten Beschäftigungen hingenommen - und nicht immer zu seinem Nachteil, wie er heute feststellen musste.

Dass Kagome ihn noch immer anstarrte, als hätte sich ein Ahornblatt in sein Gesicht verirrt, gefiel ihm jedoch wenig. Schweigend zog Sesshoumaru auch das zweite Bein heran, ehe er ihrem Blick nachgab. "Nun?"

"Ich frage mich", begann Kagome unschlüssig, "wie du es geschafft hast, Einiges schneller zu erlernen."

"Nichts einfacher als das. Vaters Klaue lag über Stunden in meinem Nacken." Spöttisch beobachtete er, wie ihr erst das Blut aus den Wangen lief, ehe sie sich äußerst nervös über die Lippen leckte.

"Tat ... tat es weh?"

"Nicht im Geringsten", erwiderte er zufrieden.

Der Inu no Taishou - der für Pergamente weitaus weniger übrig gehabt hatte, als dafür, ihn im ersten Frühlicht des Tages mit Finten und raschen Hieben über den Hof zu scheuchen - war nie bereit gewesen, ihm ernsthaft etwas zu leide zu tun. Knochenbrüche, gewiss, doch diese hatte er selbst heraufbeschworen, indem er versuchte, dem mächtigsten Dämon des Westens in die Flanken zu springen und ihn niederzuwerfen. An einem winzigen Tisch war sein Vater harmloser gewesen. Im erniedrigendsten Fall hatte er ihn mit der Nase voran in die feuchte Tinte gedrückt, weil er denselben Patzer zum vierten Mal zu Papier brachte.

Nicht, dass er vorhatte, Kagome derlei anzuvertrauen. Sie war ein Mensch, und nicht einmal Rin ahnte etwas davon.

Nun, wie auch immer. Er hatte keine Zeit für solche Sentimentalitäten.

Ohne weiter auf ihre erschütterte Miene zu achten, nahm sich Sesshoumaru zusammen und duldete, dass sein Youki in einem hörbaren Knistern auf seiner Haut zu flimmern begann. Erdklumpen, die in seinem Schulterfell gehangen hatten, zerbröselten, bevor ein weiterer Energieschwall sie zu Asche verkochte und in einem Schwung über den Schlamm hinfort donnerte, dass Kagomes Hakama zu flattern begann. Gleich. Einen Moment später überflügelte sein Stolz das siedend heiße Gefühl, das ihm das Spinnengift durch den verkrusteten Stoffrest drückte - und wäre Asheruku nicht bereits durch seine Hand in die andere Welt übergewechselt, hätte er sie für das unerwünschte, angestrengte Knurren auf seinen Lippen zerrissen.

Wie erbärmlich.

Er war der Herr der Hunde, kein bedeutungsloser Oni, der sich von einer Fleischwunde gängeln ließ.

Unter bebenden Nasenflügeln hievte er sich weit genug hoch, um sein Gewicht auf dem lockeren Untergrund ausbalancieren zu können, dann hielt er unter dem Schatten vor seiner Nase inne.

"Bist du verrückt? Was ist mit-?"

"Ich tue das nicht für dich", unterbrach er sie scharf, bevor er einen halben Schritt zur Seite setzte und einen besseren Stand fand, um sich zu seiner vollen Größe aufzurichten. Schon besser, wenn auch längst nicht so mühelos, wie er es sich vorgenommen hatte. Die Seidenlagen seines Kimonos knirschten unangenehm in seinen Sinnen und seine dämonische Präsenz flackerte so unruhig, dass er beinahe vier ganze Atemzüge benötigte, um sie abebben zu lassen. Als er den Kopf hob, stand sie jedoch immer noch da wie in Stein gemeißelt.

Was? Wollte sie ihm Vorwürfe machen? "Hattest du gehofft, ich hätte es mir anders überlegt und würde dich nach Musashi bringen?"

"Ja. Für einen kurzen Moment war ich so naiv, falls es dich interessiert."

"Tze."

"Ist das alles, was dir dazu einfällt?" Kagomes aufwallender Trotz verdrängte das trockene, spröde Gefühl auf ihren Lippen, das durch sein Youki hervorgerufen wurde. "Du kannst mich gern für lebensmüde halten, aber ich habe Augen im Kopf. Weißt du, was ich sehe? Eine Wunde, deren Verband bereits bessere Zeiten erlebt hat! Wärst du hungrig, würde ich es verstehen. Aber dann hättest du auch die Pilze heute morgen anrühren können, die Rin dir anbot. Bis eben war dir jedoch nichts wichtiger, als unbehelligt zu bleiben. Also? Wenn du nicht für mich aufgestanden bist, für wen dann?"

"Für meine Mutter", entgegnete er, bevor sein Blick an krüppeligen, zerfetzten Baumwipfeln vorbei zum Himmel glitt.

"Deine-?" Nein, das brachte sie nicht über die Lippen. Stattdessen legte Kagome völlig entgeistert ihren Kopf in den Nacken, bis sie die ersten Wolkenschlieren über den Zweigen erkannte. Die Nachmittagssonne hatte sich bereits in ein malerisches Rot getaucht, und das Licht brach sich an abgefressenen Blatträndern, als läge etwas Friedliches in der Luft.

Aber der Schein trog.

Je länger sie sich darauf konzentrierte, etwas zu entdecken, desto stärker zwiebelte es auf ihren Unterarmen. Dann überkam sie das Gefühl, als ob sich eine mächtige, verspielt durch den Himmel eilende Energiewelle rasch näherte. Oh Gott.

"Ist sie das?", fragte sie blass.

"Zu meinem Bedauern, ja."

Wow. Was war er doch für ein hingebungsvoller, liebevoller Sohn, dem die Wiedersehensfreude förmlich im Nacken klebte. Aber das behielt sie besser für sich. Ihr dämmerte etwas ganz anderes: "Zählt sie auch zu den Umständen, die dir missfielen?"

"Offensichtlich", versetzte Sesshoumaru, ehe er seinen Handballen gegen die unteren Rippenbögen legte und bestätigt sah, was ihm die eigene Witterung bereits in bitterer Schärfe verriet. Das Blutrinnsal ließ sich von seinem Willen nicht einschüchtern. Großartig. Aber es kam noch ernüchternder: "Ich nehme an, das Gespräch wird ihr ein Vergnügen werden. Ich schulde ihr eine Ehefrau."

"Du?!" Um ein Haar hätte sich Kagome an ihrem eigenen Wort verschluckt, aber wenn sie gerade auch nur halb so einfältig aus der Wäsche schaute wie sie sich fühlte, traf das ihre Gedanken nicht einmal zur Hälfte. Das war doch wohl ein schlechter Witz! "Wer würde dich denn heiraten?"

"Übertreib es nicht mit deinem vorlauten Mundwerk."

Geistesgegenwärtig schlug sie sich die Hand vor die Lippen, obwohl ihr Instinkt ihr versicherte, dass er die roten Fäden in seiner Iris nicht aus Zufriedenheit heraus wieder bändigte. Die Distanz zwischen ihnen war so lächerlich, dass er wahrscheinlich ihren Kopf von den Schultern trennen konnte, ehe sie die nächste Schmähung auch nur gedacht hätte.

Grundgütiger!

Dabei hatte er doch mit diesem verrückten Thema angefangen, nicht sie! Wollte er ihr diese absurde Wende anlasten?

Energisch ließ sie die Fingerspitzen sinken, in deren Rillen sich Schmutz festgesetzt hatte, dann blies sie sich die Ponyfransen aus der Stirn. "Ich gestehe", begann Kagome, "dass es mich brennend interessieren würde, wieso du ihr eine Ehefrau schuldest. Aber weißt du, was noch viel aufschlussreicher gewesen wäre? Es mir sofort zu sagen! Ich dachte, du hättest weder die Energie, noch einen Grund dazu, mir helfen zu wollen. Dabei erwartest du bloß ihren Besuch! Hältst du mich für einen Unmenschen, der das nicht versteht?"

Sesshoumaru wölbte seine Augenbraue, als hätte sie ihm soeben offenbart, dass seine Mutter reizend sei. Nun, auf ihre Weise, doch das traf bestimmt nicht den Kern, sobald sich die Fürstin gegen ihn verschwor. Eine Ehe, mitsamt Frau und Welpen, war jedoch weit schlimmer als das. Seine Eltern hatten nicht unbedingt daran gespart, ihn in den letzten Jahrhunderten auf Trab zu halten. "Leere Worte, nichts weiter", urteilte er dann und zog die langen, spitzen Klauen durch sein Schulterfell, um ein Überbleibsel Lehm herauszuzupfen. "Du würdest sie nicht begrüßen, wäre dir bewusst, dass sie neben den alten stets neue Pflichten für mich bereithält, die sich mein verehrter Vater einst ausgedacht hat. Es wäre verwirrend, sollte auch nur eine davon in der Nähe deines Brunnens auf mich warten."

"Aber das bedeutet-"

"Ganz recht", stimmte er ihr zu. "Du wirst deinen Weg allein finden dürfen. Möglicherweise solltest du dir die Schande ersparen, deiner Familie und deinen Lehrmeistern zu spät gegenüberzutreten. Derart zu versagen, dürfte sich auch in deiner Zeit nicht ziemen."

Was?

Nein, nein, nein! "Das ist doch nicht dein Ernst!", entfuhr es der Miko, aber ihre Worte lösten nicht einmal ein beiläufiges Knurren aus. Dann tat er den ersten Schritt an ihr vorbei, und sein Fell geriet in Bewegung, während es dicht und aufgebauscht über den Matsch und aufgerissene Grasbüschel fuhr. Am äußersten Ende trudelte das Drachenei wie ein Papierschiffchen dahin, holperte und rollte zwischen den Härchen, als wären ihm die Hindernisse einerlei.

Sie hätte über den Anblick gelacht, wäre mit Sesshoumaru nicht ihre gesamte Hoffnung, in der Neuzeit bestehen zu können, losgegangen. Kagomes Mund stand noch einen Augenblick offen, dann kombinierte ihr Verstand etwas Ungeheuerliches.

Sie würde sich dafür verabscheuen.

Und wie sie das täte!

Aber sie brauchte Gewissheit!

"Warte!", rief sie, bevor sie Sesshoumarus unheilvollen Atemzug dazu nutzte, sich um Kopf und Kragen zu reden: "Ich maße mir nicht an, dämonische Sitten zu durchschauen. Doch wenn mich nicht alles täuscht", und sie sollte verflucht sein, wenn sie Myougas respektvolle Anreden und Jakens Lobpreisungen in den letzten Tagen und Jahren missverstanden hatte, "dann bist du ein Fürst. Es muss doch einen Weg geben, deine Pflichten aufzuschieben und noch etwas Zeit zu gewinnen, oder?"

Er musste einfach nicken. Sie befanden sich im Mittelalter, oder nicht? Im Gegensatz zu einer Frau sollte er etliche Privilegien genießen, bevor er sich um solch absurde Begriffe wie eine Ehe und die gesicherte Erbfolge scheren musste. Warum konnte sich ausgerechnet seine Mutter in seine Belange einmischen und ihm Befehle erteilen?

- - - - - - -
 

Hmm! Weil sie eine großzügige, charmante und ruchlose Persönlichkeit ist, die mit seinem Vater zusammenlebte und vom Besten lernte? Ach, über die Frage wird sich Sesshoumaru freuen. Erfahrt in Kapitel #6, "Seerosenblatt", wie es weitergeht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  JoMarch
2020-04-17T15:12:41+00:00 17.04.2020 17:12
Sesshoumaru ist von Kagomes bitte sie zum Knochenfressenden Brunnen zu bringen nicht gerade angetan. Und anstatt mit ihr zu reden hüllt er sich lieber in schweigen und wartet auf ihre Reaktion die direkt kommt. Sie will ihn dazu bringen das ohne betteln zu müssen aber da er weiß das er am längeren hebel sitzt muss sie sich beherrschen um nicht allzu unhöflich zu werden. Als er sie nach der Art der Prüfung nachfragt ist sie zuerst was überrascht, weil er danach fragt und sie es ihm erzählt, gibt er ihr Tipps wie sie vor Ort lernen kann und man erfährt das er auf diese Art von seinem Vater gelernt hatte. Als sie erfährt das seine Mutter unterwegs ist sie entsetzt, zum einen das sie kommt und zum anderen das Sesshoumaru nicht erfreut über sie ist, weil er ihr eine Braut vorstellen muss. In ihrer Not Überlegt sie einen Plan, wie sie ihm Zeit verschaffen könnte und er ihr dann helfen kann damit sie wieder nach Hause kann. Auch, wenn beide nicht wollen werden sie wohl in der Hinsicht an einem Strang ziehen müssen, damit jedem geholfen wird.
Von:  Boahencock-
2020-04-05T07:56:24+00:00 05.04.2020 09:56
So kennen wir unseren Eislord🥶🥶.Kagome Bittet ihm um was und er lehnt es einfach ab.

Ach so er soll das sein Kagome soll sich jetzt entscheiden Prüfung oder nicht?? Was wird sie tun??

Auf Sesshomaru Mutter bin ich mal gespant.?? Wie ihr verhalten do ist.

Schönes kapittel😼😉😼
Antwort von: Morgi
05.04.2020 10:09
Solange alle überleben, darf sich Frau Mama ihrer Großzügigkeit in dieser schweren, schweren Zeit mit diesem überaus unartigen, heiratunswilligen Sohn rühmen. (Oder auch nicht.) :P

Kagome möchte um jeden Preis die Prüfung schreiben, also wird ihr ebenfalls etwas einfallen müssen, um den ganzen Weg vom Wald nahe des Ise-Schreins zum Brunnen zurückzulegen.

Viele Grüße, Morgi
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-04-05T04:54:13+00:00 05.04.2020 06:54
Auf Sess Mutter bin ich gespannt. Wie sie woll ist.????
Was soll Kagome jetzt mache ??( Prüfung). Das schreiben auf denn Boden ist keine schlechte Idee. AABER ohne ihre Lehrbücher geht es doch auch nicht " oder ".

Wo zum TARTARUS noch mal soll Sesshomaru jetzt eine Ehe Frau aus dem Kimono Ärmel schütteln. Kagome kommt nicht in Frage.:
Ersten mag er sie nicht.
Zweitens ist sie ein Mensch.
Drittes ist sie eine Miko.

Viertens Kagome hätte so und so keine Lust, Sesshomarus Verlobte zu spielen.

😈😈😈😈
Antwort von: Morgi
05.04.2020 10:09
Tja, wenn die Probleme vor der Tür und in unmittelbarer Nähe lauern, ist guter Rat teuer. In Kristallschmetterling wusste Bokusenou keinen Rat, Myouga hat seine Glanzstunde verdorben, ... das kann etwas werden.
Ich grinse und widerstehe der Versuchung, dich zu spoilern, obwohl es mich bei deiner raffinierten Zusammenstellung in den Fingern juckt, Sesshoumarus Kimonoärmel zu lupfen!

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  Vigeta_Lord_d_T
05.04.2020 12:45
Mist nicht funktioniert dich zu überlisten. Na gut dann muß ich mir was anderes einfallen lassen 😛😝.

🤔🤔🤔🤔 mal überlegen wie Stelle ich das ann 😁


😈😈😈😈
Von:  miladytira
2020-04-05T01:55:38+00:00 05.04.2020 03:55
Endlich das Kapitel 5 *^*

Und ja ich habe eine schlaflose Nacht, bevor du dich abermals fragst, weshalb ich noch wach bin/war ^^‘

Diese Sätze und wie du alles beschreibst - ich könnte ein ganzes Buch davon lesen. Ich fühle mich wie eine stille Beobachterin die, die Beiden „streiten“ sieht... wie sie sich missverstehen und Sess ihr eigentlich zeigt, wie man mit Willen und Einsatz alles erreichen kann - oder besser gesagt wie er ihr indirekt ins Gesicht sagt: Lass die faulen Ausreden sein xD
Ich bin schon verblüfft wie bildlich er vor meinem inneren Auge auftaucht, wie er dort sitzt und sich dann ehrenvoll erhebt...
Und die liebe Kagome entgeistert versucht zu verstehen, was er dort treibt.
Ob ihre Idee/Frage ihn wohl erst mal Schweigen lässt? Verharren lässt und sich erneut fragt was sie sich erlaubt?... Ich bin sehr gespannt auf das nächste Kapitel! \(^~^)/

Lg miladytira
Antwort von: Morgi
05.04.2020 10:09
Du solltest ein Taschenbuch "Sesshoumaru - Neuzeit" herausbringen, damit Kagome ihn auch versteht. Phänomenal! Der Nagel ist einfach auf den Kopf getroffen worden. :)

Aus deinem Kommentar kann ich viel mitnehmen, danke für die Zeit und Eindrücke. (Ich hoffe, du hattest auch die Chance, bis vor vier kreativ zu sein. Dann lohnt sich die Schlaflosigkeit!)

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  miladytira
05.04.2020 10:43
Ohhh ich fühle mich geehrt :3 Dankeschön!

Nunja nicht mit Schreiben, aber sie war nicht ganz unkreativ ^^

Hab nen schönen Sonntag!

Liebe Grüse miladytira


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