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Trink das Leben in vollen Zügen

von

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Das Happy des End

Alle schauten zu Mama Fischer, fragend, verwirrt oder erschrocken. Keiner wusste so recht was er sagen sollte.

Nun – keiner außer Marti. Der begann wieder zu strahlen, dann rollte er hinüber zu ihr, nahm ihre Hand und sagte:

„Hallo Mama. Schau, ich habe Besuch mitgebracht.“

Mutter Fischer schluckte. Sie brauchte mehrere Anläufe, bis sie endlich die Worte heraus brachte:

„Marti, wirklich, ist das ER?“

Marti strahlte und nickte.

Dann winkte er Jako zu sich.

„Also, Mama", sagte er, „lass mich euch ordentlich vorstellen. Das ist Jan ... Jako Joiko. Jako, das ist meine Mama, Klara Fischer. Und der Brummbär mit dem lichten Haarkranz, der sich hinter ihrem Rücken herumdrückt, ist mein Vater.“

„Bernd Fischer, guten Tag“, sagte der Vater und reichte Jako die Hand.
 

Jetzt ließ Frau Fischer ihren Blick über Jako schweifen.

„Sie sind also Jako, der junge Mann, von dem Marti seit Monaten schwärmt und von dem ich beinahe nicht geglaubt habe, dass es ihn wirklich gibt? Aber Marti hat nicht übertrieben, Sie sehen tatsächlich sehr gut aus“, sagte sie und zwinkerte ihm zu.

„Mama!“, schimpfte Marti.

„Na, dann kommt mal rein, der Tisch ist gedeckt!“, sagte Frau Fischer und schritt voran ins Wohnzimmer. Marti, der neben ihr her rollte, hielt noch immer ihre Hand und spürte, wie diese leicht zitterte. Er hatte die Tränen in ihren Augen gesehen, Tränen der Freude darüber, dass ihr Sohn das erste mal seit langem so strahlte und so gelöst und glücklich aussah.
 

Jako wurde zwischen Marti und seiner Mutter platziert und dann mussten die beiden erzählen.

Und sie erzählten wechselseitig, ergänzten sich, wenn der eine etwas vergaß und schilderten so die ganze Geschichte ihres Kennenlernens und Wiederfindens.

Als sie damit fertig waren, sagte Frau Fischer:

„Ich bin froh, dass Sie jetzt hier sind, Jako, und offensichtlich so gerne bei meinem Sohn sind. Ich weiß nicht, was aus euch beiden wird, ja, Marti, du brauchst nicht so zu schauen. Ich weiß, das ist eure Sache und ich mische mich nicht ein. Aber ich möchte, das Sie wissen, Jako, Sie sind in unserer Familie herzlich willkommen.“

Jako wurde rot.

Li jedoch begann, Beifall zu klatschen, und Bernd und Marti fielen breit grinsend ein.

Jako senkte den Kopf, doch gleichzeitig lächelte er. Die ganze Situation war ihm hochgradig peinlich, aber andererseits auch schön. Er spürte die Herzlichkeit, die hier herrschte und es war ein schönes Gefühl, dass er ab sofort dazugehören könne, wenn er das wollte.

Und ja, er wollte das. Und wie!
 

Marti nahm nun seine Hand.

„Hey“, sagte er, „Lass dich nicht verschrecken. Meine Sippe ist ungefähr so, wie du sie jetzt vor dir siehst: verrückt, aber liebenswert.“

„So wie du“, sagte Jako und dann beugte er sich hinüber und setzte Marti einen Kuss auf die Nase, was zur Folge hatte, dass sie nun beide knallrot anliefen.

Da ließ sich Bernd hören:

„Mensch, Klara, bevor das ganze hier zu noch größeren Peinlichkeiten führt, willst du nicht endlich mal deinen frisch gebackenen Apfelkuchen anschneiden? Liebe ist ja gut und schön, aber ich verhungere fast!“
 

Die ganze Runde ließ ein gelöstes Lachen hören und Frau Fischer ließ Taten folgen. Ihr Apfelkuchen war großartig, und er wurde zutiefst gewürdigt, indem man ihn wohlwollend und genussvoll verspeiste. Auch Lion, der kleine Bruder, der inzwischen aufgetaucht war und noch einen Kumpel zum Kuchen essen mitgebracht hatte, haute ordentlich rein. Für Martis neue alte Liebschaft, wie er Jako bezeichnete, interessierte er sich nur mäßig. Er wollte lieber schnell nach dem Essen wieder mit dem Kumpel weiter zocken.
 

Jako jedenfalls fühlte sich von Anfang an in der Familie seines Liebsten wohl.

Das blieb so, als er später am Abend mit Li auf dem Balkon stand und eine Zigarette rauchte.

Das blieb so über das ganze Wochenende, das er in Salzgittter verbrachte.

Seine eigenen Eltern, die er kurz nach der Kaffeetafel angerufen hatte, damit sie nicht auf ihn warteten, hatten sich riesig für ihn gefreut. Sie waren enttäuscht, dass er nicht nach Hause kam, aber sie freuten sich für ihn und konnten verstehen, dass er bei seinem wiedergefundenen Freund bleiben wollte.
 

Die beiden jungen Männer fuhren gemeinsam am Sonntag nach Berlin zurück, und als sie sich am Bahnhof verabschiedeten, wussten sie: Das war kein Abschied. Das war erst ein Anfang.
 

In den nächsten Wochen trafen sie sich regelmäßig, und als der Frühling ins Land kam, bezogen sie eine gemeinsame Wohnung.

Sie lag ebenerdig, war barrierefrei und bot alle Annehmlichkeiten, die Marti benötigte. Sie lag nah an der U-bahn und nah an Jakos alter WG. Jakos Freundeskreis hatte Marti sofort gemocht und aufgenommen und er fühlte sich bei ihnen wohl und passte prima dazu.
 

Beim Umzug half auch Liona, die extra angereist war, und ein paar Wochen später feierten sie eine Einweihungsparty, bei denen Marti nun endlich Jakos Eltern kennenlernte. Jakos Mutter hatte ihn, sobald sie ihn das erste mal sah, wortlos in den Arm genommen, und gesagt: „Das ist also der Mann, der meinen Sohn glücklich macht.“ Sie hatten sich angelächelt und sofort gemocht, und auch der Vater hatte Marti gleich ins Herz geschlossen.
 

Seine Eltern waren auch da, und so feierten sie die Einweihung mit Freuden und Familie und besser kann man das doch eigentlich nicht tun.
 

Es war der Beginn von etwas gutem.
 

* * *
 

An dieser Stelle muss die Autorin einmal Kurt Tucholsky zitieren:
 

„ … Die Ehe war zum jrößten Teile

vabrühte Milch un Langeweile.

Und darum wird beim happy end

im Film jewöhnlich abjeblendt. „
 

Versteht mich nicht falsch.

Es war wirklich ein Happy End. Langeweile gab es nicht bei ihnen.

Aber verbrannte Milch ... nun ja, im übertragenen Sinne schon, denn das Leben ist eben keine Liebesschnulze.

Und daher hatten auch sie ihre Sorgen und Kümmernisse zu bewältigen und der Alltag fasste sie nicht immer nur mit Samtpfoten an.

Gemeinsam standen sie alles durch und am Ende des Tages war da immer die Liebe und damit das Glück.
 

Doch das alles ist Stoff für eine weitere Geschichte, die Geschichte, die kommt, wenn man nach dem Happy End nicht die Augen zu macht und es nicht „abjeblendt“ wird.
 

Und wenn die Zeit reif ist, werde ich sie erzählen.



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