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Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen

von

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Obwohl Otabek gerade erst weggefahren war, vermisste Yuri ihn schon schmerzlich. Die Zeit mit ihm war wunderbar gewesen. Zum Glück hatte er ein Shirt vergessen. Yuri legte sich aufs Bett und presste das Shirt auf sein Gesicht. Der herbe Duft seines Freundes tröstete ihn etwas. Insgeheim war er froh, dass sein Coach dem Wunsch nach Abbruch der Therapie widersprochen hatte. Otabek hätte ihn wahrscheinlich gleich zum Teufel gejagt, wenn er jetzt schon zu Hause aufgetaucht wäre. Heute, am Sonntag, waren nur sporadisch Ärzte und Therapeuten da. Und weil er nichts Besonderes zu tun hatte, ging er zum Trainingsraum. Hier gab es mehrere Sportgeräte, auf denen die Physiotherapeuten mit ihren Patienten arbeiteten. Der Raum war jederzeit nutzbar und Yuri ging hinein. Ehe er herumsaß und Trübsal blies, konnte er auch trainieren.
 

Wenn er ruhig saß, spürte er keinerlei Schmerzen mehr. Sein Blick huschte zur Ballettstange, die im hinteren Teil des Raumes angebracht war. Wenn schon keine Schlittschuhe an seinen Füßen steckten, wollte er wenigstens Ballettschuhe tragen. Gesagt, getan und schon machte er Aufwärmübungen und drehte seine Pirouetten. Es funktionierte wunderbar. Allerdings kam er ziemlich schnell aus der Puste. Verdammt, früher hatte er bis zu vier Stunden trainiert und nun war er schon nach einer erschöpft. Es war wohl noch viel Arbeit nötig.
 

Dass er damit Recht hatte, zeigte sich in den nächsten Wochen. Statt der geplanten drei bis vier Wochen, dauerte es zwei Monate. Acht Wochen voller Wutausbrüche, Tränen der Verzweiflung, schlafloser Nächte, Schweiß und Herzblut. Doch alles hatte sich gelohnt, denn letztendlich gab es ein Happy End. Pünktlich zum 16. Geburtstag erhielt Yuri die lang ersehnte Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren.

„Herzlichen Glückwunsch, Mr. Plisetsky, sie sind wieder fit.“, gratulierte der Arzt, Dr. Patschuli.

Obwohl es ihm auf den Nägeln brannte, erzählte er Otabek nichts von seiner Rückkehr. Im Flieger konnte er nicht lange ruhig sitzen und brachte sogar seinen Coach aus der Fassung.

„Yuri! Zappele doch nicht so herum. Bist du ein kleines Kind?“

„Mir ist langweilig!“

„Dann lies ein Buch oder höre Musik aber lass mich schlafen.“

Als sie endlich gelandet waren, ging es nach Hause. Dort gab es auch ein Wiedersehen mit Balletttrainerin, Lilia Baranovskaya. Yuri war voller Tatendrang und wollte mit den beiden seinen neuen Trainingsplan besprechen.
 

Otabek hatte inzwischen keine Ahnung, dass sein Liebster schon wieder im gleichen Land war. Es war abends gegen 22 Uhr und er hatte es sich bereits mit Pizza und Bier auf dem Sofa bequem gemacht. Er döste schon fast, als ihn ein stürmisches Klingeln aus dem Halbschlaf riss.

>Oh man, welcher Vollpfosten will denn jetzt noch was<

Er öffnete die Tür und ein nasses, triefendes, Häuflein Elend in Form von Yuri stand vor ihm.

„Yuri? Du bist wieder zurück? Ist was passiert?“

„Die…die wollen mir das Eislaufen verbie…hiiiihiiieten…“

„Was? Komm erstmal rein, du bist ja klitschnass.“

Er zog Yuri in die Wohnung und schloss die Tür.

„Regnet es etwa? Bist du hierher gelaufen oder wie?“

„Ja…“

Otabek strich ihm das nasse Haar aus dem Gesicht.

„Bevor du mir irgendwas erzählst, zieh deine nassen Sachen. Du holst dir ja den Tod. Geh ins Badezimmer, da hängt auch mein Bademantel.“

Yuri nickte nur schweigend und verschwand.
 

Otabek machte in der Küche und kippte einen ordentlichen Schuss Rum hinein. Der wärmte von innen und verhinderte, dass er auskühlte. Nach ein paar Minuten kam Yuri, in Otabeks Bademantel der ihm zu groß war, zu ihm.

„Hier, trink das.“

Ohne zu fragen, leerte Yuri den Becher.

„Komm, setzen wir uns auf die Couch und du erzählst mir, was passiert ist.“

Otabek holte die Fleecedecke und breitete sie über Yuri´s Beine.

„Ich habe es nach so langer Zeit endlich geschafft, wieder gesund zu sein. Und nun wollte ich einen neuen Trainingsplan ausarbeiten und… und nun sagen Yakov und Lilia, dass es zu früh ist. Das ich warten soll und erst mal nur Ballettunterricht bekommen soll.“

Innerlich atmete Otabek erleichtert auf. Trotzdem musste er jetzt behutsam reagieren, um Yuri nicht aufzuregen.

„Und das möchtest du nicht? Ich meine, das ist doch ein vernünftiger Vorschlag.“

Fassungslos sah Yuri ihn aus seinen grünen Augen an.

„Du…du findest das auch?“

„Na ja, es wäre doch nicht verkehrt, langsam anzufangen. Auf Ballettschuhen ist es vielleicht sicherer, als auf Schlittschuhen. Sonst läufst du Gefahr, wieder zu stürzen und dann wird es nur schlimmer. Absolviere doch erst mal ein paar Wochen ein straffes Balletttraining und wage dich dann wieder auf die Schlittschuhe.“

Yuri sagte nichts und wischte sich nur müde über die Augen. Otabek rückte näher und seine Stirn stieß sanft gegen die von seinem Freund.

„Hey du, ich mach dir einen Vorschlag. Ich sage deinem Coach Bescheid, dass du hier schläfst. Dann ruhst du dich aus, schläfst drüber und morgen sehen wir weiter. Okay?“

Yuri nickte.

„Okay.“
 

Otabek leitete alles in die Wege, während Yuri fast im Stehen einschlief. Er gab ihm ein Shirt zum Schlafen und nahm ihn mit in sein Bett. In dieser Nacht, die Yuri´s wohl schwerster Kampf war, hatte Otabek keinerlei schmutzige Gedanken. Ganz im Gegenteil, während Yuri´s blondes Köpfchen vertrauensvoll an seiner Schulter ruhte, hoffte er einfach nur, er würde die richtige Entscheidung treffen.



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