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Nur eine Nachricht

Vergiss mich nicht
von

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Bleib weg von mir

Mai war endlich zuhause angekommen. Müde und erschöpft entkleidete sie sich und zog sich ein gemütliches wärmendes Nachthemd über.
 

Gähnend schlenderte sie in ihr schön eingerichtetes Badezimmer, welches von weiten schon wohlduftend nach Kerzendüften roch. Mango mit Erdbeere gepaart. Mit einem undefinierbaren Blick mustere sie ihr Gesicht und ihr Haar im Spiegel. Wenn sie immer älter werden würde und keinen Kerl finden würde, würde sie vermutlich nie mehr einen bekommen. Irgendwann würden die ersten Falten kommen. Ihre Augenringe konnte sie manchmal nicht mal mehr mit Schminke verbergen, so schlecht schlief sie und dies machte sich auch langsam auf ihrer Haut sichtbar. Mit dem Stress im Schlepptau war ihre einst so weiche Haut langsam trocken und ab und zu vielen ihr mehr Haare aus als ihr lieb war. Sie durfte nicht so weiter machen. Ihr Äußeres war das Einzige, was sie noch einen Halt gab. Genau es war einmal. Immermehr hasste sie es, dass sie als so oberflächlich und billig abgestempelt wurde, nur weil sie selbstbewusst auftrat. Innerlich war sie ein ängstliches zitterndes Mädchen und nicht im ansatzweise mit einer Frau zu vergleichen. Mai schminkte sich komplett ab, kämmte ihre Haare zurecht und putze ihre weißen Zähne. Ihre Haare gingen mittlerweile bis zum Hintern. Dies würde sich diese Nacht ändern. Ohne weitere Gedanken zu verschwenden zog sie eine Schere aus der Schublade unter ihrem Waschbecken heraus und schaute ein letztes Mal auf ihre lockige lange Haarpracht. Schnipp Schnapp und ihre Haare gingen ihr noch bis kurz unter die Brust. Würde sie als Friseuren nicht so schlecht verdienen, hätte sie die Berufung bereits gewählt, da sie einfach ein Profi war in Frisuren zu zaubern. Grob geschätzt mussten mindestens 20 cm leiden. Und ab morgen würde sie ihre Haare glätten und ihre Biker Outfits, sowie ihre Lederhosen würden erstmal eine Weile das Tageslicht nicht mehr erblicken. Alleine in einer Kiste verstauben. Normalerweise machten Frauen eine komplette äußerliche Umwandlung wenn sie sich von ihrem Freund trennten oder einen allgemeinen Neustart wagten. Sie wollte einfach ab sofort unsichtbar sein und ihren Namen nicht mehr von irgendwelchen gemeinen Menschen so schädlich ausgesprochen hören. Vielleicht wenn sie komplett anders auftrat, würden nette Menschen auf sie zu kommen und sie könnte endlich wirkliche richtige warmherzige Freunde finden, die sie dann nie wieder gehen ließ. Es klang so einfach, einen sympathischen Menschen anzusprechen, jedoch für sie ein Horror. Nachdem sie ihre Haare im Bad aufgefegt hatte, begab sie sich auch schon ins Bett. Richtigen Schlaf würde sie vermutlich nicht bekommen, jedoch schlich sich endlich etwas Hoffnung in ihr einsames Leben. Wie jeden Abend schaute sie auf ihr Handy, doch keine Nachricht. Keine Nachricht von Ihm. Typisch. Joey war glücklich mit seinen Freunden und vielleicht hatte er auch Gefühle für Tea oder sonstigen bereits entwickelt und er dachte nicht mal im Geringsten mehr an sie. Vermutlich würde sie es niemals herausfinden, denn sie würde niemanden mehr hinterher laufen. Ab morgen würde sie ein ganz anderer Mensch sein! Zu oft wurde sie enttäuscht und je mehr Zeit verstrich, umso weniger wollte sie ihn in den Arsch kriechen. Nur eines war klar, sie vermisste diese Truppe in ihren tiefsten Herzen auch wenn sie es sich selbst nie laut aussprechen lassen würde. Banal und kindisch waren die Gefühle. Als ob man in solch einer kurzen Zeit, die sie zusammen verbachten, freundschaftliche Gefühle hegte. Doch sobald sie an Joey dachte, wurde ihr schlecht. Was es auch immer bedeutete, dieses ekelhafte Gefühl im Bauch sollte endlich aufhören.
 


 

Am nächsten Tag
 


 

Mai traute ihre eigenen Augen nicht. Sie sah total anders aus, aber im positiven Sinne. Ihr gefiel das Bild im Spiegel. Glatte Haare standen ihr ungemein gut und ohne Schminke sah sie kaum anders aus, nur etwas jünger. Zudem trug sie keine knappen Kleidungsstücke, kein Leder oder ähnliches, sondern sie trug ein sommerliches Kleid, was für den sehr warmen Herbst bestens geeignet war. Es war Schulterfrei und ging bis zu ihrem Knie und in Schneeweiß gehalten. Um ihre Taille band sie sich eine grüne Schleife als ein Gürtelersatz. Ihre voluminöse Haarpracht steckte sie sich hoch, ließ nur paar kleine leicht gelockte Strähnen ihr um tänzeln. Dazu passende Ohrringe und eine schlichte Kette und eine ebenfalls hellgrüne Passende zierliche Handtasche. Ihre Hackenschuhe waren schlicht weiß. Mai würde sich jetzt selbst als unschuldig und unbefleckt bezeichnen, wenn sie es selbst nicht besser wüsste. Sie wirkte wie eine gerademal 20 Jährige. Drei Jahre sah sie mindestens jünger aus. Seit sie Yugi und die anderen verlassen hatte, verlernte sie zu Lächeln und endlich lächelte sie ehrlich. Alles war perfekt, bis auf eine kleine winzige Sache, die sich noch früh genug zum größten Problem entpuppen würde. Wo sollte sie hingehen um Leute kennenzulernen? Wie sprach man fremde Menschen höfflich an, ohne aufdringlich zu wirken?
 

Laut schnaufte sie und stützte sich mit beiden Händen auf ihr Waschbecken Rand ab. „Na toll Mai, was nun?“
 

Es war Wochenende, sonnig und viel los auf den Straßen ihrer City.

Sollte sie sich in einem Park duellieren?

„NEIN! Hör auf an Duellmonsters zu denken! ARGH!“

Auf ihren Absätzen drehte sie sich geschwind und adrett um. Kurz zwickte sie sich im Arm, holte sich in das hier und jetzt zurück, rappelte sich auf und machte sich nochmal das Gesicht frisch, ehe sie ihre Tasche schnappte und mit besserer Laune aus der Tür verschwand. Lautes klacken ertönte, die Tür wurde verschlossen und kurz darauf war auch schon das laute quietschen ihrer Reifen zu hören. Kaum saß sie in ihrem schicken Cabrio, so musste sie sich eingestehen, nicht alles würde sie jemals verändern. Dazu gehörte ihr rasanter Fahrstil, der ihr schon öfters Probleme mit der Polizei einhamsterte. Mit ach und krach fuhr sie drauf los, dies würde sich wohl nie ändern. Mai genoß die Sonnenstrahlen die ihr Gesicht streichelten. Kräftig zog sie die frische Luft des Meeres ein, genoss den Blick der sich ihr bot.
 

„Oh ya, du und ich Baby, ab heute werden wir uns untern den Menschen mischen!“ Mit einem brummen ging ihr Auto an und mit voller Granate schoss es davon, als ihr Fuß mit voller Kraft das Gaspedal traf. Während ihre Haare herum geschleudert wurden und sie ihre Sonnenbrille nebenbei richtete, wurden ihre Finger immer zittriger. Nervosität stieg ihr so rapide schnell in all ihren Venen auf, dass sie sogar einen Gang runter schaltete und langsamer durch die Straßen fuhr. Fast schon so schnell, wie ein normaler Bürger. Angstschweiß trat auf ihrer Stirn. „Ach im Park kann man auch wann anders fahren, oder?“ , sprach die hübsche Blondine zu sich selbst und vollführte eine scharfe rechts Kurve an der Kreuzung, die ihr vieles Hupen einbrachte und hoffentlich keine Punkte.
 

„Dekoration. Dekoration!“ Innerlich hasste sie sich dafür, dass sie direkt kalte Füße bekam und ihre zuvor von Euphorie gepflasterte Idee in den Sand setzte. Wie konnte man sich so sehr vor neue Bekanntschaften fürchten? Klar sie wusste es, hinterfragte es dennoch. So kam es, dann sie ihr Auto an einem Seitenweg kurz parkte. Hastig atmete sie ein und aus, ehe sie versuchte eine Träne zu verbergen, trotz der dunklen Sonnenbrille. Um ihr Leid noch zu ummanteln, traten auf ihrer Netzhaut Erinnerungsfetzten ein, die sie zurückblicken ließen an einem schönen Moment, der zwischen ihr und Joey sich ereignete. Er war ihr wirklich mal hinterher gelaufen, zu ihrem Auto und wollte ihr was mitteilen, was er jedoch nicht über seinen Lippen brachte.
 

HUUUUUUUUUUUUUUUPPPPPPPPPPPPPPPPP
 

Mai erschrak. „HEEEY! Spinnst du? Warum hupst du einfach drauf los?“, brüllte sie ein fremder Fußgänger entgegen, der sichtlich sehr genervt war. In ihrer Wut hat sie einfach mit geballter Faust auf ihre Hupe geschlagen und sämtliche Passanten haben sich ziemlich erschrocken.
 

„Ja ja… ist doch nichts passiert!“, meckerte sie ebenfalls lautstark dem Mann entgegen und wischte sich die Träne unter ihre Brille hinfort. Ohne seine weiteren Worte abzuwarten, startete sie erneut ihren Wagen und fuhr weiter.

„Typisch blond!“, konnte sie noch von weiten schreien hören, was sie dazu trieb, erneut ihr Lenkrad verkrampft zu umfassen. Ungewollt biss sie sich auf ihre Lippe und fuhr durch innerliche Ortschaft mit 80 Sachen und auf schnellstem Wege zum Einkaufszentrum für Wohneinrichtungen.
 

„Ich hasse Männer… ich hasse sie einfach.“, nörgelte sie noch minutenlang stillschweigend in ihrem Geist herum. Mai kam nicht drum herum auf ihren Kiefer zu beißen. Man vermag sein Äußeres zu leicht zu ändern, doch einen Charakter, war schier unmöglich. Frustriert über diesem neuen Bekenntnis, versuchte sie trotzdem weiterhin an sich zu arbeiten. Sie muss ruhiger werden, doch bei solchen Idioten war es wirklich schwierig.
 

Laut wurde ihre Autotür zugeschlagen, anschließend abgeschlossen und warf ihre zerstreute Mähne über ihren Rücken. Wenigsten bekam sie noch einen Platz unter einem Schatten, sodass ihr Lenkrad später nicht ihre Hände verbrennen würde. Mit kleinen Schritten lief sie durch die Menschentrauben, hinein zu ihrer Ablenkung, das Möbelhaus. Ergriff einen Einkaufswagen und betrat den Eingang. Trotz des heißen Wetter waren viele Leute auf der Suche, nach einer passenden Wohneinrichtung. Vor allem erblickte sie sämtliche glückliche Paare, die Hand in Hand durch die Gänge das Einkaufszentrum latschten. Hier würde sie vermutlich auch auf keine Single Menschen treffen, aber es war ihr egal. Vielleicht lag es auch daran, dass ein Mensch irgendwann kälter wird, je mehr er verletzt wird.

Mai strebte nach neuen Dekorationen und einem großen Wandspiegel, den sie im Schlafzimmer aufstellen wollte, direkt neben ihrem Schminktisch. Ganz viel wollte sie verändern, doch dafür müsste sie sich wieder viel mehr duellieren, oder eher einem Beruf nachgehen. Jedoch wenn sie in ihrem Geldbeutel schaute, sah sie bald die aufkommende Leere. Solange das Portmonee noch nicht von Motten zerfressen wurde, sollte es um ihr Gemüt noch nicht allzu schlimm sein.

Wenn Mai jetzt mit dem duellieren kürzer treten wollte, brauchte sie dringend einen Job. Ohne Geld würde sie nicht lange zurechtkommen und auf der Straße landen wollte sie erst recht nicht. Gleichzeitig wusste sie, wenn sie keinen Job finden würde, müsste sie wieder an Turnieren teilnehmen und wieder ihr altes Leben führen. Bloß nicht! Ab heute begann ihr neues Leben, es würde härter werden, als ihre Vergangenheit. Je öfters sie von vorne begann, umso mehr schmerzte ihr Herz und in der Nacht, ertränken sie die bösartigen Träume. Führten sie zurück in ihrer grauenhaften Kindheit, zurück zu ihren falschen Freunden oder auch zu Joey.
 

Nicht lange dauerte es und sie griff, wie ein Kind nach einem lang erwünschten Spielzeug, nach diversen Schmuckstücken. Nur für sie waren es Vasen, Bilderrahmen, Kerzenständer, Lampen und Blumentöpfe, damit sie Kakteen halten könnte. Andere Blumen würden bei ihr nur eingehen, dass wusste sie... Was sie darüber hinaus wusste war, dass ihr Portmonee bereits weinte. Leider würde es definitiv für den Spiegel nicht mehr reichen.
 

»Ach irgendwelche Nieten kann ich schon platt machen und dann habe ich das Geld wieder direkt raus. Hoffe ich doch.«
 

Und da war wieder ein schlechtes Omen. Mai stöhnte, ihre einzige richtige Liebe, das Duellieren, wollte sie eigentlich aufgeben.

Im Gedanken summend ging sie an einer kleinen Männergruppe dabei, die sie direkt aus ihrer farbenfrohen Welt entrissen. Es ging nicht um ihr Namen, um kein Sieg, weder um ihr aussehen, noch um sonstige Frauen, doch sie lauschte wenige Worte, die sie unruhig stimmten. Reich der Seelen. Hinter einer großen Holzkommode blieb sie kurzzeitig stehen. Spähten ihre Ohren und versuchte sich von der Radiomusik, die im gesamten Geschäft laut und deutlich vor sich her trällerte zu ignorieren.

„Der Film war echt genial!“, rief plötzlich eine weitere Stimme hinter der Holzkommode aus. Fehlalarm. Auf leisen Sohlen, schlich sie sich samt Einkaufswagen hinfort. Noch wenige Sekunden blieb sie in der Entfernung stehen, warf einen mutigen Blick hinter sich, doch keine Chance, die Männer zu identifizieren, die sie noch eben belauschte. Sie gingen in einer anderen Richtung.
 

„Entschuldigen sie junge Dame, ich müsste hier durch, bitte.“
 

„Oh, natürlich.“
 

Sofort schob Mai ihren Einkaufswagen beiseite und drehte sich bei der netten Stimme um. Hinter ihr stand ein junger gutaussehender Mann, der von einem weiteren Kerl begleitet wurde. Sofort waren die Spiele der Schatten vergessen. Ob der schwul war? Waren es Brüder? Wie eine Flutwelle wurde ihr Kopf von Fragen ertränkt. Mai wusste es nicht wie es um seine Sexualität stand, jedoch erhoffte sie sich, dass es Brüder oder Freunde waren. Er war vielleicht wenige Jahre älter, war einen Kopf größer als Mai, muskulös und hatte dunkel braunes kurzgeschnittenes Haar. Seine Augen waren hellgrün und sein perfektes Lächeln umschmeichelte sein zartes Gesicht. Auch schien im es nicht an Geld und Modegeschmack zu mangeln. Sein schickes Hemd und seine silberne Armband Uhr, verrieten ihr so einiges. Und so nett wie er sie ansprach, deutete es doch auf vermutlich gute Manieren hin.
 

»So Mai, wage dich an Smalltalk!«
 

„Ist irgendwas in meinem Gesicht?“, befragte der Unbekannte Mai, der sie skeptisch anschaute.
 

„Ähm. Nein… Nein.. “, stotterte sie leicht, bemerkte eine leichte Röte auf ihre Wangen, die sie nicht vertuschen konnte, so sehr sie es auch versuchte. Keine Spur von Smalltalk brach sie über ihren zarten Lippen. Sie war einfach aus der Übung. Je mehr sie vor sich her stammelte, umso mehr glich die Farbe ihre Wangen, die einer Kirsche. Dies blieb den beiden nicht außer Acht, weshalb er begann zu grinsen. Zudem auch das erste Wort an ihr, wäre ihm nicht sein Bruder zuvor gekommen.
 

„Kann ich ihnen helfen?“, mischte sich der andere ein, der vermutlich wirklich sein Bruder war, nachdem Mai ihn heimlich genauer begutachtete. Sie sahen sich ziemlich ähnlich, nur das seine Figur um einiges dürrer war, als die des etwas größerem.
 

„Ach eigentlich nicht, danke. Ich suche nur paar kleine nette Dekorationen für meine Wohnung. Wie man sieht, habe ich auch einiges gefunden.“, lächelte sie mild, winkelte ein Bein an, und kreuzte ihre Arme hinter ihrem Rücken. Versuchte dabei so gut es ging gerade zu stehen, und ihre weißen Zähne zu präsentieren, indem sie versuchte so gut es ging freundlich zu Lächeln.
 

„Ich hoffe sie haben ein Auto oder einen tatkräftigen Begleiter bei sich, ihr Einkauf ist .. nun.. beachtlich.“
 

„Ein Auto ja, das zweite leider nein. Aber ich war schon immer eine selbstständige Frau. Ich heiße übrigens Val…ich meine Mai.“
 

„Mai also. Ein schöner Name für eine schöne Frau. Ich heiße Vincent und mein kleiner Begleiter ist mein Bruder Ron.“
 

Nach diesem Satz schüttelten sie beide abwechselnd Mai’s Hand und sie konnte ihren Scharm nicht im Geringsten verdecken.
 

„Danke… Freut mich sie kennenzulernen. Ich ~“
 

Inmitten ihres Satzes, verschluckte sie sich an ihren eigenen Worten. Blendete alles um sich herum aus, selbst die netten Männer neben ihr, die sie versuchten aus ihren Gedanken zu entreißen. Erfolglos. Ihre Kinnlade war geöffnet, ihre Atmung setzte kurz aus. Ihre weit aufgerissen Iriden visierten eine bestimmte Zielgruppe an, die gerade fröhlich plappernd hinter einem Regal hervorkroch.
 

„Hallo? Mai, geht es ihnen gut?“ Vincent schnipste mit einem Finger vor ihrer Nase herum, doch nichts würde sich an ihrer eingefrorenen Haltung verändern. Bei seiner Berührung an ihrer Schulter zuckte sie extrem zusammen, allerdings war sie jetzt wieder fähig, zu handeln.
 

„Joey…“, flüsterte sie nur für sich selbst hörbar.
 

„Was hast du gesagt?“ Beide Brüder schien besorgt und an ihrem Auftreten interessiert, was ihr gerade ziemlich egal wurde, obwohl der eine Kerl ihrem Geschmack ziemlich traf. Jedoch gab es nur einen einzigen Mann, der sie magisch anzog.

Joey war mit Tristan hier, ohne Yugi und Tea. Warum ausgerechnet heute, um dieser Uhrzeit? Mit gesenktem Blick, ohne jegliche Verabschiedung gegenüber ihrer neuen flüchtigen Bekanntschaft, stürmte sie regelrecht zu der Kasse. Nur noch eins wollte sie, hier auf der Stelle raus!
 

„MAI? WO willst du hin?“, rief Vincent ihr laut hinterher, wofür sie ihn gerade verfluchte. Zudem fragte sie sich, warum flüchtete sie eigentlich wie ein Kleinkind vor Joey? Sie wollte ihn sehen, sehr sogar, doch wo ihr heimlicher Wunsch gerade in Erfüllung ging, suchte sie das Weite. Warum? Hatte sie Angst, das Joey sie nicht erkannte? Er sie eventuell vergessen hatte? Oder das sie erfuhr, dass er eine Freundin besaß? . Flüchtete sie vor der Wahrheit? Mai war sich nicht sicher, ihre Beine zitterten und ihr wurde Speiübel. Ohne jemals die Worte laut auszusprechen, bemerkte sie gerade wie ihr Herz sich nach ihm sehnte. Durch solch eine banale Situation, stellte sie fest, was sie wirklich für ihn fühlte. Joey war weitaus mehr als nur irgendein enger Freund. Insgeheim wusste sie es schon lange, doch stempelte sie es immer als eine Schwärmerei ab, was sie jedoch jetzt sicher wiederlegen müsste. Aber warum? Er war jünger, albern, meldete sich nie, alles was für ihn wichtig war, waren schon immer nur seine Freunde. Nie hatte er sich gemeldet. Für ihn war all das was damals zwischen ihnen passierte, vermutlich nur eine leichte Schwärmerei, während es bei ihr weit mehr war als das. Wie konnte man bitte Joey lieben?
 

„VERDAMMT!“
 

„Alles…alles..in Ordnung?“, völlig verdattert schaute der junge Knabe an der Kasse Mai an, der ihre Vase wie versteinert umfasste, als hätte er gerade einen Geist gesehen. „Es tut mir leid. Bitte fahren sie fort.“ Wie in Slowmotion zog der Kassierer ihre Artikel über das Band. „Geht das nicht schneller?“, nuschelte sie in einem Ton, der nicht für ihr üblich war. Gebrochen und leise. „Oh entschuldige.“ Tatsächlich erfüllte er ihre Bitte und beeilte sich. Lag es daran, dass er sich vor ihr fürchtete oder einfach nur ein netter Mann war, dies würde ein Geheimnis bleiben.
 

„So es macht dann 105 Euro.“, summte er zuletzt ihr entgegen. Jetzt war Mai es, die bleich wie eine Leiche seine Augen fixierte.
 

„Oh okay… ich muss dann mit Karte bezahlen.“ Hastig wühlte sie wie eine Furie in ihr viel zu großes Portmonee herum, und stellte nach schweigenden Minuten fest, dass sie ihre Bankkarte zu Hause auf dem Tisch liegen lassen hatte. Hinter ihr begannen weitere Kunden an zu nuscheln. Jeder von ihnen hatte es am Wochenende eilig, und auch der Kassierer begann langsam mit seinem Fingern auf der Kasse herum zu wippen.
 

„Nun… ich hätte 100….104 Euro dabei… Reicht das nicht? Okay.. es sind nur 102.. Aber.. ICH KANN es morgen doch vorbei bringen… also den Rest?“
 

„Tut mir leid, aber ich darf das nicht machen. Sie müssen einfach was zurücklegen und es morgen holen.“, gestand dieser wahrheitsgemäß.
 

„Ich bezahle die restlichen 3 Euro. Wäre das dann okay?“
 

„Natürlich.“ Dankend nahm der Kassierer das Geld des Mannes entgegen, während sie gerade am liebsten im Boden verschwinden wollte. Mais Brust verengte sich, schleichend drehte sie ihren gesenkten Kopf und erblickte das fröhliche Gesicht von Joey.
 

„Hey Mai, lange nicht gesehen.“



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