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The fragrant Flower

von

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Kamille


 

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Nachdem Sairal verschwunden war, war es schnell wieder kalt geworden. Für eine Weile hatte Milo vergessen, dass gerade tiefster Winter herrschte, doch nun fror er erneut. Er fragte sich mehr denn je, wie Fenin bei solchen Temperaturen kaum bekleidet herumlaufen konnte. Obwohl er sich gerade in seiner angeblichen Dämonenform befand, war Milo nach wie vor kalt.

„Ich habe Durst.“ Fenin befand sich noch immer in seinem Arm, doch mittlerweile hatten sie sich von der Lichtung entfernt. Milo hatte ihn zwischen die schützenden Bäume getragen, wo er ihn wieder auf den Boden gegen einen Baum gesetzt hatte. Loslassen wollte er ihn dennoch nicht. Hier lag noch etwas Schnee und Fenin war schwer verletzt. Er verlor stetig Blut und würde möglicherweise nicht seine Körpertemperatur halten können.

„Soll ich dich zum Wasser bringen?“ Fenins rote Augen hefteten sich an ihn, was Milo schlucken ließ.

„Ich werde nicht sterben... Aber ich würde mich jetzt gerne ausruhen.“ Seine Worte beruhigten Milo, auch wenn er nach wie vor nicht glauben konnte, dass Fenin mit einer derartigen Verletzung noch lebte. Das Schwert hatte ihn durchbohrt. Selbst wenn die Klinge sein Herz verfehlt hatte, musste sie seine Lunge getroffen haben. Ganz zu schweigen davon, dass er noch weitere schwere Wunden hatte und reichlich Blut verlor.

„Es ist kalt und du blutest. Wenn ich dich alleine lasse...“

„Milo, diese Verletzung ist nur halb so schlimm, wie sie aussieht. Ein Dämon steckt so etwas besser weg, als ein Mensch. So lange ich in dieser Form bleibe, wird es mir schnell besser gehen.“ Milo war noch immer nicht hundertprozentig überzeugt, aber er glaubte Fenin, dass Dämonen bessere Heilungskräfte als Menschen hatten.

„Wenn ich wiederkomme, bist du noch da.“ Es war sowohl ein Befehl, als auch eine unsichere Frage. Anstatt eine Antwort zu bekommen, griff Fenin in seinen Nacken, zog ihn zu sich und küsste ihn kurz.

„Danke dass du mich gerettet hast.“ Dieser Dank kam nicht nur unerwartet, er ließ Milo auch verlegen werden. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass tatsächlich er es gewesen war, der Fenin gerettet hatte.

„Solange ich es kann, werde ich dich immer wieder retten.“ Genauso wie Fenin sonst auf ihn aufpasste, passte er selbst auch auf diesen auf. Er wollte ihn nicht mehr in seinem Leben missen und würde somit alles daran setzten, um ihn zu beschützen. Die Erfahrung ihn um ein Haar für immer verloren zu haben, hatte dieses Bedürfnis nur noch gestärkt.
 

Nachdem Milo von dem nahegelegenen Bach zurückkam, saß Fenin immer noch an den Baum gelehnt, an dem er ihn zurückgelassen hatte. Seine Nervosität legte sich sogleich, während er sich neben dem anderen niederließ. Je länger Milo mit den Flügeln an seinen Schultern herumlief, desto weniger nahm er die Kälte wahr. Dennoch störten sie ihn. Auch wenn er sie nicht wirklich bemerkte, als würden sie wie ein Arm oder ein Bein zu ihm gehören, blieb er ständig irgendwo hängen. Außerdem fühlte er sich in seinem eignen Körper wie ein Fremder. Während er Fenin in Gedanken das Trinkhorn reichte, musterte dieser ihn.

„Du kannst dich zurückverwandeln wenn es dich stört“, sprach Fenin ihn auf einmal an, als hätte er seine Gedanken gelesen. Milo schaute ihn etwas ertappt an, ärgerte sich dann aber über sich selbst, dass er nicht längst darauf gekommen war. Für einige Sekunden schauten sich die beiden einfach nur an, ehe Milo klar wurde, dass er nicht wusste wie.

„Du redest so, als wäre es das einfachste der Welt.“

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Die meisten Dämonen haben Anfangs Probleme damit, in ihre Menschenform zu gelangen. Normalerweise lernt man das aber in einem jungen Alter. Du warst so lange eine Mensch, für dich dürfte es kein Problem sein.“ Fenin streckte seinen zitternden Arm aus und legte ihn auf Milos Brust. „Konzentriere dich auf diesen Punkt. Du wirst eine neue, starke Energie spüren. Diese Kraft musst du vermeiden, während du dich auf dein menschliches Wesen konzentrierst.“

Nicht nur klang es unglaublich kompliziert, auch brauchte Milo einige Anläufe, bis er überhaupt verstand, wovon Fenin genau sprach. Diese fremde Energie hatte er schnell ausfindig gemacht. Doch weder wusste er, wie er sie vermeiden sollte, noch, was sein menschliches Wesen war. Als Fenin ihn letztendlich aber lobte wusste er, dass er es geschafft hatte. Und tatsächlich, als Milo seine Augen wieder öffnete, war er der Mensch, der er immer gewesen war. Nur dass er nun allem Anschein nach kein Mensch mehr war.

„Wie kann das sein?“, fragte er überfordert den anderen, als wäre er verantwortlich dafür.

„Man wird nicht einfach ein Dämon. Du musst schon immer einer gewesen sein.“ Fenin schaute ihn einen Moment schweigend an. Milo war sich nicht sicher, ob er fertig war, oder einfach nur eine Pause brauchte. Das sprechen fiel ihm noch immer merkbar schwer. Die Tatsache, dass er sich mit ihm aber über solche Dinge unterhalten konnte, ließ ihn aber endlich etwas beruhigen. „Wenn es dir niemand gesagt hat und du es nicht zufällig entdeckt hast, konntest du es nicht wissen und dich auch nicht verwandeln. In deinem Kopf warst du immer ein Mensch und konntest deswegen keinen Weg in deine wahre Form finden. Waren deine Eltern wirklich Menschen?“ Milo musste kurz nachdenken, schüttelte dann aber entschieden den Kopf.

„Sie waren definitiv Menschen. Du warst doch damals dabei.“ Er senkte seinen Blick leicht und versuchte sich dass alles zu erklären. „Ich weiß nicht. Sie hatten alle dunkelblondes Haar.“ Früher hatte sich Milo nie darum Gedanken gemacht. Nun aber fragte er sich, ob nicht doch mehr dahinter steckte. Fenin nickte leicht.

„Sie werden dich irgendwann aufgenommen haben. Ich weiß nicht wer deine Mutter war, oder weswegen sie dich in so ein Umfeld gegeben hat. Aber sie hat eine gute Wahl getroffen.“ Milo verzog sein Gesicht auf Fenins Worte, ging aber nicht weiter darauf ein. Für ihn gab es trotz allem nur eine Mutter und diese war damals gestorben.

„Wieso hast du mich dann nicht als einen erkannt?“, wechselte er das Thema wieder. Das kam alles zu plötzlich, als dass er groß darüber nachdenken konnte oder wollte.

„Ein Dämon erkennt einen anderen Dämon auch nur in seiner Dämonenform. Du warst immer nur ein Mensch und hast mir keinerlei Anlass gegeben, etwas anderes zu vermuten.“

„Es war also reiner Zufall, dass ich mich jetzt verwandelt habe?“, fragte Milo verunsichert nach. Vielleicht hoffte ein kleiner Teil in ihm immer noch, dass das alles nur ein Missverständnis war und es sich in Wirklichkeit um etwas anderes handelte. Als Fenin nickte, führte er seine Gedanken weiter aus. „Ich wollte dich beschützen. Wenn es durch Emotionen ausgelöst wurde, warum ist es dann nicht längst geschehen? Zum Beispiel damals, bei meiner Familie?“ Der Gedanke, dass er sie möglicherweise hätte retten können, haftete sich mit einem Mal an seinen Geist und wollte nicht mehr loslassen.

„Ich kann es dir nicht sagen, Milo. Ich kenne mich damit nicht aus, ich habe nicht einmal jemals von so einem Fall gehört. Vielleicht war es einfach zu früh gewesen. Vielleicht waren deine Emotionen nicht stark genug oder einfach nicht die richtigen gewesen.“ Als er etwas warmes an seinen Händen spürte, schaute Milo wieder auf. Fenin hatte sie ergriffen und zog ihn nun leicht zu sich. „Das Einzige, das ich dir mit Sicherheit sagen kann ist, dass du keinerlei Schuld an irgendetwas trägst, was geschehen ist. Und genauso wenig solltest du denken, dass du es hättest verhindern können. Wenn überhaupt sollte ich mich entschuldigen, dass ich mir nicht mehr Mühe gegeben habe.“ Da Fenin mit seinen Worten Milos Gedanken genau auf den Punkt gebracht hatte, äußerte er sich nicht weiter dazu. Auch wenn eine Stimme in ihm wusste, dass der andere Recht hatte, so konnte er es doch nicht ganz akzeptieren.

„Wieso hast du mir verschwiegen, dass er dein Ex war?“ Diese Feststellung hatte Milo hart getroffen. Während des Kampfes hatte er nicht weiter darüber nachdenken können. Nun sickerte neben all den anderen Dingen, aber auch diese Information in sein Bewusstsein. Der Mann, den er über alles liebte, hatte einen Abschnitt seines Lebens mit dem Mann, den er über alles hasste, geteilt. Milo wusste nicht, ob er wütend, enttäuscht oder doch eifersüchtig sein sollte.

„Ich hatte wohl Angst, dass du mich dann noch mehr hasst.“ Die Worte waren ehrlich und Milo befürchtete, dass dies tatsächlich der Fall gewesen wäre, wenn er es damals bereits gewusst hätte. So aber schüttelte er den Kopf.

„Du denkst, du bist Schuld.“ Fenins Blick genügte ihm, um zu wissen, dass er damit ins Schwarze getroffen hatte. Und das Schlimmste war, dass er es nicht mal widerlegen konnte. Fenin hatte ihn damals entdeckt und Sairal mitgebracht. Dieser wurde eifersüchtig und wollten ihn als Störfaktor beseitigen. Fenin hatte ihm oder seiner Familie nie schaden wollen und dennoch hatte er indirekt Unheil über sie gebracht.

Vorsichtig lehnte sich Milo gegen ihn, vergrub sein Gesicht an seiner Schulter und genoss den blumigen Duft. Er konnte Fenin nicht böse sein. Generell konnte er gerade wenig fühlen. Er war einfach nur verwirrt und musste nun über noch so viel mehr nachdenken. In nur wenigen Wochen hatte sich sein Leben um beinahe 180° gewendet. Das einzige was er nun verstand, war seine Anziehung Fenin gegenüber. Wie sollte ein Schmetterling auch einer duftenden Blume widerstehen können?



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