Epilog
Tifa wand sich schwer atmend, als sie eine vertraute Stimme ihren Namen rufen hörte: „Tifa. Tifa! Tifa!“ Sie schlug die Augen auf und zuckte kurz erschrocken zurück. Cloud tat es ihr gleich. „Was?“, fragte er.
„Ich ...“ Tifa hatte es die Sprache verschlagen. Wie kam sie wieder auf die Couch vor dem Fernseher? Wie kam Cloud hierher? Ihre Blicke gingen durch das Zimmer. Durch das Fenster sah sie wieder den schweren Regen – hatte sie nicht die Rollos heruntergelassen? Im Fernseher sah sie wieder die Schneelandschaft von vorher – aber der Film war doch zu Ende gewesen! Sie sah an sich hinunter. Sie hatte immer noch Rock und T-Shirt an. Die Uhr neben dem Fernseher zeigte halb zwölf. Langsam dämmerte es ihr. „Ich hab ... nur ... geträumt ...“
„Oh“, machte Cloud. Er setzte sich zu ihr aufs Sofa. „War wohl kein netter Traum?“
„Ganz und gar nicht“, erwiderte Tifa, die es immer noch nicht glauben konnte. Obwohl so absurd, war ihr der Traum gar nicht wie ein solcher vorgekommen. Er hielt sie immer noch fest im Griff. Cloud legte ihr einen Arm um die Schultern. Ihr Herz schlug noch immer heftig. Langsam differenzierte sie zwischen Traum und Realität. Sie hatte sich Cloud und die Kinder wohl so sehr zurückgewünscht, dass sie davon geträumt hatte. Und die zuvor angeschauten Gruselfilme hatten offensichtlich ihren Weg in ihren Traum gefunden. Während sie ihren sehr packenden Albtraum verarbeitete, atmete sie tief durch. Sie schmiegte sich in Clouds Umarmung. „Ihr seid wieder da, ja?“
„Ja, bei dem Wetter hab ich die Kinder lieber mitten in der Nacht wieder zurückgejagt, als sie Sturm und Regen auszusetzen“, erklärte ihr Cloud.
„Als Mann wärst du natürlich bei dem Wetter trotzdem verharrt“, scherzte Tifa.
„Natürlich“, pflichtete Cloud ihr trocken bei. „Ich hab sie direkt hoch geschickt, es ist spät. Somit wären wir also ...“ – Er schaute ihr tief in die Augen – „... unter uns ...“ Auf Tifas Gesicht stahl sich nach all dem Schrecken endlich wieder ein Lächeln. Sie beugte sich vor, Cloud nahm ihr Gesicht sanft in die Hände, beide schlossen die Augen ...
Als Denzel und Marlene lärmend die Treppe heruntergerannt kamen. Cloud und Tifa sprengten auseinander, die Kinder stürmten das Sofa und stürzten sich kuschelnd auf Tifa, die, froh, dass es ihren Babys gut ging, Marlene an ihre Brust drückte, während Denzel Tifas Bauch fest mit beiden Armen umschlang. Tifa herzte ihre Kinder liebevoll und sah aus dem Augenwinkel, dass Cloud sich beeilte, den Film auszuschalten, der wirklich nichts für die beiden war.
„Was glaubt ihr eigentlich, was ihr hier noch macht?“, wandte er sich dann an Denzel und Marlene. „Ich hab euch ins Bett geschickt, Schlafenszeit war schon vor Stunden.“
„Och“, wandte Tifa verständnisvoll ein, während die beiden Kinder große bittende Augen machten. „Die beiden freuen sich, wieder im Trockenen zu sein, das ist alles. Und vielleicht können wir ja auch einfach alle zusammen hier auf der Couch schlafen.“
„Ähm, Tifa“, sagte Cloud leise und beugte sich zu ihrem Ohr. „Ich fänd’s schon ganz nett, wenn wir zwei ... allein ...“ Er ließ den Satz unbeendet, aber Tifa verstand schon. Trotzdem fand sie es gerade auch so ganz gemütlich. Gelegenheit für ein bisschen Erwachsenenzeit zu zweit würde es noch zur Genüge geben. Sie warf Cloud einen langen Blick zu, der schließlich einknickte: „Ihr habt ja recht.“
Überglücklich machten es sich die beiden Kinder auf und zwischen ihnen gemütlich, Tifa breitete die Decke über sie alle aus und keine fünf Minuten später waren Denzel und Marlene, um die späte Uhrzeit vollkommen erschöpft, auch schon eingeschlafen. Für Tifa hingegen, die immer noch an den Horror dachte, von dem sie geträumt hatte, war an Schlaf noch nicht zu denken. Sie rückte so nah wie möglich an Cloud heran. „In meinem Traum warst du irgendwie der Böse“, hauchte sie ihm zu.
„Wie bist du denn auf so was gekommen?“, fragte Cloud entrüstet.
Tifa zuckte die Schultern. „Weiß nicht, vielleicht wegen The Shining.“
„Nein, das war falsch formuliert“, sagte Cloud mit einem gemeinen Grinsen. Tifa spürte wieder leisen Schrecken in sich aufsteigen. Cloud schaute ihr fest in die Augen. „Ich meine, wie bist du dahinter gekommen?“
Tifa erstarrte innerlich. Nicht schon wieder. Nicht jetzt. In der Realität. Oder träumte sie schon wieder? Immer noch?
„Oh Gott, Tifa!“, sagte Cloud, den Tifas Reaktion wohl erschreckt hatte. „Ich wollte dich doch nur ein bisschen ärgern! Beruhig dich mal!“
„Oh, du!“, hauchte Tifa. Sie schnaufte vor Wut. Zu Clouds Glück wurde sie vom Gewicht von zwei Kindern zurückgehalten. „Cloud Strife, sobald diese beiden nicht mehr auf mir drauf liegen, bring ich dich so was von um!“
Dass Cloud daraufhin über sie lachte, machte ihre Wut nicht besser. Er strich zärtlich mit einem Finger über ihre Wange. „Tifa, es war ein Traum, beruhig dich. Ich bin hier und pass auf dich auf, auf euch alle drei, du kannst vollkommen beruhigt schlafen, alles ist gut, du bist sicher und“ – Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen leichten Kuss auf die Lippen – „ich liebe dich.“
„Ja“, räumte Tifa ein. Sie schmiegte sich mit den Kindern in die Kissen, während Cloud ihr beruhigend über die Haare strich. Allmählich schloss sie die Augen. Ihr Atem ging ruhig, ihr Herzschlag kam langsam runter; draußen hörte sie einen gleichmäßigen Regen prasseln, der Sturm flaute ab. Sie merkte gar nicht, wie sie langsam in einen ruhigen, traumlosen Schlaf hinüberglitt. Sie waren alle sicher.
Alles war gut.