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Der Blaue Geist und der Freiheitskämpfer

von

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Es waren weitere 14 Tage vergangen in denen Jet und Zuko sich nähergekommen waren. Mittlerweile war es ein offenes Geheimnis unter den anderen, dass sie ein Paar waren. Niemand sprach sie darauf an, aber insgeheim freuten sich alle ein wenig für beide. Jet tat Zuko, oder Lee wie sie ihn nannten, gut und umgekehrt. Letzterer war nicht mehr so verschlossen und griesgrämig, lachte des Öfteren, während Ersterer seinen Hass auf die Feuernation vergaß und sich um andere Dinge kümmerte. Jet war zuvor schon ein guter Anführer gewesen, doch seine Qualitäten hatten sich seitdem Lee ihm Lager war, noch verbessert. Sie machten fast alles zusammen und hockten förmlich aufeinander. Trotzdem war es Jet nicht gelungen Zukos Geheimnis um seine Herkunft oder sein eigentliches Problem zu entschlüsseln. So saßen sie wieder einmal, im Schein des Lagerfeuers, beieinander, wobei der Prinz seinen Freund auf dem Schoß, und die Hände um dessen Bauch geschlungen hatte.
 

„Warum möchtest du mir nicht davon erzählen?“, fragte Jet, wie so oft, ohne mit einer Antwort zu rechnen. Zuko hatte seine Nase in dessen Haaren vergraben und sog ihren Duft ein. Eine Mischung aus Wald, Jet und einem Hauch von Apfelblüten.
 

„Weil es unser Ding zerstören würde“, murmelte Zuko gedankenverloren und presste Jet fester an sich.
 

„Das nennt man Beziehung, Lee, und ich glaube kaum, dass du mir etwas über dich erzählen könntest, das meine Meinung von dir ändern würde. Ich liebe dich nämlich.“ Jet beugte sich nach hinten und stahl sich einen Wangenkuss.
 

„Du verstehst das nicht“, seufzte der Prinz. „Jet, ich mag dich, wirklich, sehr sogar.“ Bewusst vermied er noch immer das L-Wort, denn es war ein Zeichen von Schwäche. Auch wenn er seine verletzliche Seite gegenüber Jet offen zeigte, so wollte er trotzdem nicht, dass dieser ihn für einen Schwächling hielt. Es ging darum sein Gesicht zu wahren und den Mythos des Blauen Geists aufrechtzuerhalten.
 

„Aber?“, hakte der Braunhaarige nach.
 

„Ich will es dir einfach nicht erzählen, okay? Es ist besser so“, wiegelte Zuko ab.
 

„Du kannst mir dennoch alles erzählen, das weißt du“, murrte Jet gespielt und strich mit den Daumen über Zukos Handrücken.
 

Wenn er ihm doch nur glauben hätte können. Genau für das zu stehen, was Jet alles genommen hatte, was dieser so sehr hasste, das konnte einfach nicht gut gehen. Er musste schlauer sein, so verlockend es auch war, die letzte Lüge in ihrer Beziehung, wie Jet ihr Ding nannte, auszumerzen. Nein, er durfte einfach nicht. Zur Abwechslung blieb auch die Stimme seines Onkels stumm. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war vermochte er nicht zu deuten.
 

„Ich weiß“, murmelte der Prinz und strich mit den Lippen an Jets Hals entlang. Diese Momente der Zärtlichkeit ließen ihn Sorgen und Probleme vergessen und er hatte sich bereits mehr als einmal dabei ertappt, mehr zu wollen. Das wäre aber unschicklich gewesen und außerdem fehlte im Lager die nötige Privatsphäre.
 

„Gut“, beendete Jet das Gespräch und schmiegte sich an seinen Liebsten. Er im Gegenzug hatte keine Probleme damit, auch seine „verletzliche“ Seite zu zeigen. In Lees Armen fühlte er sich sicher und geborgen und musste nicht den starken Anführer mimen. Hier konnte er sein, was er eigentlich war: Ein fünfzehnjähriger Junge mit zu viel Last auf den Schultern.
 

„Hast du dir eigentlich überlegt einmal sesshaft zu werden?“, fragte der Freiheitskämpfer nach einer Weile.
 

„Nein, warum?“
 

„Weil es schön wäre nicht mehr davonlaufen zu müssen. Einfach irgendwo ein Dasein zu beginnen, von Neuem, vielleicht im Erdkönigreich? In Ba Sing Se? Ein kleines Häuschen, dazu Arbeit und keine Sorgen mehr.“
 

Zuko schürzte die Lippen. Das war ein Tagtraum, nicht mehr. Er kam ja schon mit diesem Leben schwerlich klar, wie sollte er da das einfache Leben eines Arbeiters fristen? Mit Jet an seiner Seite hatte es schon etwas Verführerisches, aber dafür war er nicht geschaffen. Er war ein Prinz, berufen die Krone des Feuerlords zu tragen und den Avatar zu fangen. Das war seine Aufgabe, sein Ziel. Trotzdem hatte sich das alles ein wenig in den Hintergrund bewegt; seitdem er mit Jet zusammen war, fühlte er sich nicht mehr so verpflichtet.
 

„Da seid Ihr ja, Neffe!“
 

Das Pärchen stob auseinander wobei Zuko die Schamesröte ins Gesicht stieg. Vor ihm stand sein Onkel, beleibt wie eh und je, mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Kurz freute er sich, dann übermannte ihn die Angst. Wenn Iroh ihn beim Namen nannte oder Prinz, dann würde Jet von seinem Geheimnis erfahren. Der alte Mann schüttelte kaum merklich den Kopf und besah sich Jet einen Moment lang.
 

„Wie sind Sie an den Wachen vorbeigekommen?“, wollte dieser wissen und griff an seinen Gürtel, nur um zu stutzen. Er hatte seine Schwerter abgelegt. Wie nachlässig.
 

„Keine Sorge, es geht allen gut. Ich habe mich mit ihnen unterhalten und sie haben mich durchgelassen. Es geht um meinen Neffen.“ Iroh warf Zuko einen vielsagenden Blick zu.
 

„Was ist denn los, Onkel? Du weißt doch, dein Neffe, Lee, hat wenig Zeit“, überspielte er die Situation und gab dem alten Mann den Hinweis, wie er sich hier im Lager genannt hatte.
 

„Ich brauche Eure Hilfe“, seufzte der Alte. „Es schmerzt mich dieses glückliche Paar trennen zu müssen, aber ohne Euch bin ich aufgeschmissen.“
 

Jet zuckte mit dem rechten Augenlid und schüttelte vehement den Kopf. „Lee bleibt hier, bei mir.“
 

„Habt Ihr ihn das auch schon gefragt, junger Mann? Ob er denn bleiben möchte?“, fragte Iroh sanft.
 

„Natürlich, er, er…“, schnaubte der Freiheitskämpfer und sah zu seinem Freund, der die Augen gesenkt hatte und die Hände zu Fäusten geballt. „Du, du gehst doch nicht, oder?“
 

Nein, er wollte nicht gehen. Er wollte hierbleiben, bei Jet und die Zeit mit ihm genießen, er wollte aber auch nicht auf ewig in diesem Lager hocken und am Ende irgendwo in Ba Sing Se versauern. Iroh hatte ihn sicherlich aus einem guten Grund aufgesucht.
 

„Das…“, stammelte Jet und machte einen Schritt auf Zuko zu.
 

„Es tut mir leid“, murmelte der Prinz leise und senkte sein Haupt.
 

„Was soll so wichtig sein, als dass Lee Ihnen folgen sollte?“, fuhr Jet Iroh nun an. „Er gehört zu uns, zu mir. Er ist ein fester Bestandteil meiner Gruppe!“
 

„Er gehört niemandem, nur sich selbst. Junger Mann, ich weiß, wie schwierig ihm diese Entscheidung fällt, doch ich bedarf seiner Hilfe. Es geht um seine Bestimmung und sein Erbe.“ Der Drache des Westens senkte nun seinerseits den Blick ein wenig. „Ginge es anders, ich würde nicht darum bitten. Es mag anmaßend sein, doch das Gefüge der Welt steht auf dem Spiel.“
 

Ungläubig schaute Jet zwischen Lee und seinem Onkel hin und her. Rasch überbrückte er die Distanz zu seinem Liebsten und zwang ihn sich anzusehen. „Sag mir, dass das nicht wahr ist. Sag mir, dass du hierbleibst, bei mir.“ Er schüttelte Zuko durch. „Los!“, schrie er ihn an und Tränen quollen ihm dabei aus den Augen.
 

„Nein“, murmelte der Prinz leise und senkte seine Lippen ein letztes Mal auf die von Jet. Im Kuss griff er nach der Maske des Blauen Geists an seinem Gürtel und drückte sie Jet in die Hände. „Damit du mich nicht vergisst.“ Rasch wandte er sich ab und stürmte durch das Unterholz, um die aufkeimenden Tränen zu verbergen.
 

„Lee!“, echote Jets Rufen in seinen Ohren wider. Sie würden sich eines Tages wiedersehen, ganz sicher. Er musste nur eben die Welt retten, gemeinsam mit seinem Onkel. Dann würde er Jet auch nicht mehr anlügen müssen. Solange musste die Erinnerung an ihn in seinem Herzen ausreichen. Auf einer Lichtung hielt er keuchend inne und wartete auf Iroh. Der alte Mann war der einzige Mensch gewesen, der sich immer um ihn gesorgt und gekümmert hatte – nun gab es zwei davon. Hoffentlich hatte er sich nicht falsch entschieden.



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