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Szenen einer Ehe

~ Weihnachtsedition ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Als kleines Geschenk zum Nikolaustag gibt es heute schon Kapitel zwei für euch. Ich hoffe, die kleine Szene mit den beiden gefällt euch. :) Komplett anzeigen

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~*~ Szene 2 ~*~

Am Weihnachtsmorgen war Yukke viel zu früh aufgestanden, bedachte man, dass Tatsuro und er gestern erst spät von der Tour nach Hause gekommen und dann auch nicht sofort ins Bett gegangen waren. Gut nur, dass Miya von einer Abschlussbesprechung abgesehen hatte – was sie vermutlich seinen anhaltenden Kopfschmerzen zu verdanken gehabt hatten – und selbst Sato zu ausgelaugt gewesen war, um noch einen trinken gehen zu wollen. Trotzdem hatte es ewig gedauert, bis er ihr Gepäck einigermaßen sortiert bekommen hatte und wenigstens schon die erste Waschmaschinenladung hatte starten können. Wenn es nach seinem herzallerliebsten Ehemann gegangen wäre, hätten sie das selbstverständlich auf irgendwann in ferner Zukunft verschoben, aber wenn Yukke eines hasste, dann ignorierte Dreckwäsche nach einer Tour.

 

Gähnend richtete er sich aus seiner kauernden Haltung vor der Waschmaschine auf und drückte lauthals seufzend den Rücken durch. Nur noch zwei Ladungen, dann war alles durchgewaschen und spätestens morgen würde er Tatsuro dazu verdonnern, die getrocknete Wäsche zusammenzulegen. Er grinste, warf der geschlossenen Schlafzimmertür einen kurzen Blick zu, und schlurfte ins Wohnzimmer. Für einen Augenblick sah er sich um, bevor er damit fortfuhr, ihre Wohnung in einen vorzeigbaren Zustand zu bringen. Jede Oberfläche, die er finden konnte, versah er mit weihnachtlicher Dekoration und beglückwünschte sich im Stillen dafür, wie herrlich kitschig alles jetzt schon aussah. Sein besonderes Augenmerk lag jedoch auf der kleinen Tanne, die sie gestern auf ihrem Nachhauseweg neben allem, was Tatsuro heute für ihr Abendessen benötigen würde, tatsächlich noch zu einem horrenden Preis ergattert hatten. Um die grünen, duftenden Zweige schlängelte sich bereits eine Lichterkette und kleine Engel aus filigranem Draht mit Perlen verziert funkelten mit kleinen, goldbemalten Strohsternen um die Wette. Letztere waren ein Geschenk seiner Mutter, genau wie das Gebäck, das er vorsichtshalber bis zum Abend gut verstecken würde, bevor sich Tatsue, das alte Leckermaul, an ihm gütlich tun konnte.

 

„Himmel, Yukke, wie lang bist du schon wach?“

 

Wenn man vom Teufel sprach … oder an ihn dachte. Tatsuros vom Schlaf noch ganz raue Stimme hatte ihn derart erschreckt, dass er mit einer Hand auf die Brust gepresst so schnell herumgewirbelt war, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Er war fest entschlossen, seinem Freund die Leviten zu lesen – wie konnte er ihn auch bitte so überfallen? Aber der Anblick, der sich ihm nun bot, ließ sein Vorhaben sogleich im Nichts verschwinden. Auf den noch so herrlich zerknautschten Zügen des anderen lag ein seichtes Lächeln, während er sich auffällig unauffällig im Raum umsah. Tatsuros lange, schwarze Haare waren komplett zerzaust und von dem geflochtenen Zopf, den er nachts immer trug, war kaum noch etwas zu erkennen. Seine Füße steckten in schwarz-rot geringelten Flauschsocken und sein hellgraues Snoopy-Schlafshirt, das soweit und lang war, dass es ihm beinahe bis zu den Knien reichte, ließ ihn trotz seiner Größe wie einen kleinen Jungen wirken. Statt also irgendetwas Dummes zu sagen oder zu tun oder noch schlimmer, ihm zu zeigen, dass sein Herz vor lauter Liebe gerade überzulaufen drohte, ging Yukke lediglich stumm auf ihn zu, stellte sich vor ihm auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen.

 

„Morgen.“ Er lächelte und griff nach Tatsuros Hand, um ihn in die Küche zu dirigieren. „Ich bin schon eine ganze Weile wach, aber gut für dich, weil du dich jetzt nämlich nur noch setzen und frühstücken brauchst.“

 

Gähnend setzte sich Tatsuro an den Tisch, nachdem er ihm ohne zu murren gefolgt war, und befüllte die vor ihm stehende Tasse mit Kaffee aus der Thermoskanne. Yukke beschäftigte sich derweilen mit der Zubereitung des Frühstücks, schaufelte Reis aus dem Kocher, mischte ihn mit Gemüse und drapierte die Mischung auf einen Teller. Die Pfanne stand schon bereit, ebenso wie eine kleine Schüssel, in der sich gewürztes und verquirltes Ei befand.

 

„Magst du dein Omelett wabblig wie immer?“

 

„Mhmh“, war alles, was er zur Antwort bekam, gefolgt von einem lauten Schlürfen, das seine Mundwinkel in der Andeutung eines Grinsens zucken ließ. Gott, wie liebte er diese Morgen, an denen Tatsuro einfach noch komplett verschlafen und mundfaul war. Besonders wenn sich, wie jetzt, lange Arme um seine Mitte legten und sich ein warmer Körper gegen seinen Rücken schmiegte.

 

„Ich hätte gerade aber viel lieber einen wabbligen Yukke als ein wabbliges Ei.“

 

Er spürte das breite Grinsen, das sich auf die Lippen seines Mannes geschlichen hatte gegen die Haut an seinem Hals kitzeln und freche Finger, die in seine, offensichtlich alles andere als wabbligen, Seiten knufften.

 

„He~!“, beschwerte er sich halb kichernd, halb entrüstet und klapste dem fiesen Kerl etwas ungelenk auf den Hinterkopf. „Sei lieb zu mir, sonst verrate ich dir nicht, wo ich das Gebäck versteckt hab, was mir Mama für uns geschickt hat.“

 

„Wa~as? Sie hat Kekse geschickt und die willst du mir vorenthalten?“

 

„Nur, wenn du dich nicht benimmst. Also setz dich und lass mich dein Frühstück machen.“

 

„Ich will aber nicht.“ Der Halt um seine Mitte verstärkte sich, bis er kaum noch anständig Luft holen konnte.

 

„Ugh, du Klammeraffe“, presste Yukke hervor, jedoch mehr, um den Schein zu wahren, als sich wirklich über diese stürmische Behandlung zu beschweren. Er schaltete das Induktionsfeld ein, das mit einem hohen Surren darauf reagierte und schüttete die Eimischung in die Pfanne, sobald die Butter darin geschmolzen war. Erst dann lehnte er sich etwas nach hinten, genoss ihre Umarmung, die wieder lockerer geworden war, und die zufriedene Ruhe, die mit einem Mal zwischen ihnen herrschte.

 

„Könnten wir das ganze Weihnachtsbrimborium nicht einfach lassen und uns einen gemütlichen Tag machen?“

 

„Du hast doch nur keine Lust, nachher mit dem Kochen anfangen zu müssen.“

 

„Das auch.“ Tatsue brummte, als sich Yukke wieder nach vorne lehnte, um den Eierteppich in der Pfanne etwas in Form zu bringen und umzudrehen. „Außerdem bin ich müde, dieses ganze Glitzerzeug verursacht mir Augenkrebs und das Gejohle, das sich Weihnachtslieder schimpft, Kopfschmerzen.“

 

„Armer, schwarzer Kater.“ Er amüsierte sich köstlich über das kindliche Gejammer seines Freundes, während er das Omelette über den Reisberg auf dem Teller drapierte, mit ‚Ketchup verfeinerte und auf den Tisch stellte. „Jetzt iss erst einmal was.“

 

„Und was ist mit dir?“

 

„Ich hab schon gegessen.“

 

Wieder murrte Tatsuro etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, setzte sich jedoch und begann zu essen.

 

„Ach, apropos haariger Mitbewohner, wo ist Tetochi eigentlich abgeblieben? Wundert mich, dass sie nicht schon längst um meine Beine schmeichelt, in der Hoffnung, etwas Ei abzubekommen.“

 

„Die?“ Yukke lachte leise und setzte sich Tatsuro gegenüber, nachdem er kurz den Herd und die Arbeitsfläche aufgeräumt hatte. „Die genießt ganz offensichtlich die Weihnachtslieder, die dir so arge Kopfschmerzen verursachen.“ Tatsuros rechte Braue wanderte skeptisch ein ganzes Stück gen Haaransatz, während er sich sein Frühstück schmecken ließ. „Guck nicht so, ich mein das ernst. Kaum hab ich die Stereoanlage angemacht, ist sie auf die Bassbox gehüpft und schläft seitdem dort.“

 

„Is nich wahr.“ Tatsuro lachte herzhaft, als er ihm zum Beweis die Fotos zeigte, die er vorhin mit dem Handy schnell geschossen hatte. „Die Gute wird im Alter echt exzentrisch.“

 

„Von wem sie das wohl hat“, murmelte Yukke so leise, dass sein Freund ihn nicht verstehen konnte, und schüttelte schnell den Kopf, als er fragend brummte. „Nichts, ich hab nur überlegt, was ich noch zu tun habe.“

 

„Es glitzert und blinkt doch sowieso schon an allen Ecken und Enden, was willst du denn noch machen?“

 

„Ach, mir fällt bestimmt noch was ein. Hier hab ich zum Beispiel noch gar nicht so viel dekoriert.“ Yukke machte eine ausschweifende Handbewegung, die die Küche umfasste, und grinste breit, als sich Tatsuros Augen kaum merklich weiteten.

 

„Ich …“, begann er und wedelte mit seinen Essstäbchen mahnend vor Yukkes Gesicht herum. „… Gehe jetzt dann duschen und danach hast du Küchenverbot, sonst musst du für unser Weihnachtsessen doch beim Lieferdienst bestellen.“

 

Yukke zog eine Schnute, lachte sich innerlich jedoch triumphierend ins Fäustchen. Genau diese Reaktion hatte er Tatsuro entlocken wollen und wenn er dafür die Küche weitaus weniger mit kitschiger Weihnachtsdekoration überladen durfte wie den Rest ihrer Wohnung, dann war das ein kleiner Preis, den er gern zahlen würde. Hauptsache sein Mann fühlte sich angespornt genug, ihm tatsächlich ein Weihnachtsessen zu kochen. Hach, eigentlich schon romantisch, wenn er so darüber nachdachte, aber diese Erkenntnis sollte er besser für sich behalten. Dagegen, dass er Tatsue für einen Moment jedoch ziemlich verliebt anschaute, konnte er nichts machen, aber zum Glück war der andere ohnehin zu sehr mit den Resten seines Frühstücks beschäftigt, um großartig etwas von seiner Umgebung mitzubekommen.

 

„Na schön“, murrte Yukke schließlich, um seiner Scharade des Beleidigten ein wenig mehr Futter zu geben, und seufzte. „Aber besuchen darf ich dich hier in deiner selbst auferlegten Isolation schon ab und an, oder? Sonst vermiss ich dich doch.“

 

„Nope, sobald ich zu kochen anfange, ist das hier Yukke-freie-Zone.“ Tatsuro grinste ihn frech an, erhob sich und stellte sein benutztes Geschirr in die Spüle. „Außer meine Gegenwart ist dir wichtiger als das Essen?“

 

„Pfff, das hättest du wohl gern.“

 

„Einen Versuch war es wert.“ Tatsuro grinste ihn an, drückte ihm einen Kuss auf die jetzt wirklich schmollenden Lippen und richtete sich wieder auf. „Danke fürs Frühstück, hat gut geschmeckt.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum und kurz darauf hörte Yukke das vertraute Rauschen der Dusche.

 

Einen Augenblick lang war er versucht, seinem Mann zu folgen, aber ein Blick ins Wohnzimmer auf ihren nur halb dekorierten Weihnachtsbaum und die noch nicht eingepackten Geschenke genügte, um diesen Gedanken gleich wieder zu verwerfen. Zwar würden die Kleinigkeiten an ihre Familien und Freunde ohnehin nicht mehr rechtzeitig ankommen, aber wenigstens fertig herrichten konnte er sie, damit er sie so schnell wie möglich zur Postbringen konnte.



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