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Heiwa

von

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Heiwa - Frieden

Frieden.

Ein Wort, ein Gefühl, welches Sesshomaru seit einiger Zeit gänzlich unbekannt war. Auch wenn das Land seit Narakus entgültiger Vernichtung einen Frieden ausstrahlte, wie man es, ob Mensch oder Dämon, schon lange nicht mehr erlebt hat, herrschte in ihm ein Sturm, eine Unruhe, die er sich nicht erklären, nicht greifen konnte. Es war etwas, dass er einfach nicht kannte, schließlich wurde er niemals unruhig. Er war der Lord des Westen, ein DaiYokai und hunderte von Jahren alt, er hatte Kriege erlebt und Schlachten für sich gewonnen und in keiner hatte er so etwas wie Unruhe verspürt. Und doch nagte sie an ihm, ließ ihn nicht los und krallte sich an den kalten Klumpen fest, den andere Herz nannten. Missmutig zog er einen kurzen Augenblick die Augenbrauen zusammen, es passte ihm nicht, es passte ihm ganz und gar nicht, vor allem da er ganz genau wusste woran das lag.

Lautlos glitt er durch den Wald, ignorierte dieses Ziehen in seiner Brust, den Sturm, der ihn in eine ganz bestimmte Richtung zerren wollte, nicht Ruhe gebend ehe er ihm Folge leisten würde. Doch dies hatte der Herr des Westens nicht vor, er ließ sich von niemanden irgendwo hin lenken, wo er nicht hin wollte. Nicht einmal von seinem Inneren, mochte es auch noch so laut sein und ihn anschreien. Insgeheim war ihm allerdings mehr als bewusst, dass er dies nicht ewig würde ignorieren können, dass er nicht ewig dem Zwang widerstehen konnte und - auch wenn er momentan noch nicht bereit war dies in irgendeiner Form sich selber einzugestehen - es eigentlich auch gar nicht wollte.

Sesshomaru wusste genau, dass er am liebsten diesem inneren Druck folgen wollte, er wollte dem leichten Ziehen nachgeben, welches ihn unaufhörlich in eine Richtung dirigierte und nie aufhören würde ehe er an dem Ort war, an dem er diesen Frieden erhalten würde. Und auch wenn sich ein Teil seines Bewusstseins diesen Frieden ersehnte, weigerte er sich standhaft - oder auch nicht standhaft, korrigierte er sich innerlich selbst, als er das Knacken eines umstürzenden Baumes vernahm, den er offenbar mit seinen Krallen gefällt hatte ohne es wirklich bewusst mitzubekommen. Wieder zogen sich kurz die Augenbrauen, Zeichen seines Unwillens, zusammen und einen Augenblick blieb er stehen um von seinen Klauen zu dem gefällten Baum zu sehen.

War das Tosen des Sturmes in seinem Inneren wirklich schon so laut, dass er alles andere ausblendete?

Ein Knurren bahnte sich in seiner Brust an doch er schluckte es hinunter, nicht gewillt seine Unruhe und seinen Unmut noch weiter nach außen zu tragen, sie sichtbar für andere werden zu lassen, auch wenn sich niemand in seiner Nähe befand. Hier ging es dem Dämon um das Prinzip, er war niemand, der sich Emotionen ansehen ließ, schließlich besaß er keine. Die leise Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn als Lügner bezichtigte, ignorierte er gekonnt. Jedenfalls für einige Minuten ehe ihm selber bewusst wurde, dass es unsinnig und kindisch war sich zu belügen. Sesshomaru wusste schließlich genau, dass er zu Dingen wie Gefühlen fähig war, dass bewies allein die Tatsache, dass er ein Menschenmädchen auf seinen Reisen bei sich hatte, sie beschützt hatte und für sie in die Hölle gegangen war. Rin hatte sich in den Klumpen in seiner Brust geschlichen und sich dort eingenistet, mit ihrer niedlichen und kindlichen Art hatte sie sich diesen Platz hart erkämpft und er wusste, dass dieser Platz auf ewig ihr gehören wurde. Sie war seine Tochter und bis heute weiß Sesshomaru nicht, wie sie dies geschafft hatte. Aber sie hatte es geschafft und, wenn er schon mal dabei war in diesem Punkt ehrlich zu sich selber zu sein, er war auch glücklich damit. Und Glück war etwas, das er selten empfand, für ihn war Glück in etwa gleichzusetzen mit Frieden.

Wo er wieder am Anfang seines inneren Monologes war... Frieden - ein lästiges Wort. Etwas, nachdem sich jeder sehnte, selbst er, auch wenn er Kriege und Kämpfe liebte, machten sie doch ein Teil seines Wesens aus. Er wusste, wo er seinen eigenen Frieden finden konnte, wusste, dass er nur nachgeben musste aber er tat es nicht. Dies war etwas, dass er sich noch nicht eingestehen konnte, hier wollte er einfach nicht ehrlich zu sich selber sein.

Und so lief er die Nacht durch, warf hin und wieder - wenn es die Bäume zuließen und sich etwas lichteten - einen Blick hinauf in den Himmel, betrachtete den Mond, den er selbst auf seiner Stirn trug und der ihm für kurze Momente Ruhe in seine innere Aufgewühltheit brachte. Nie lange aber dennoch quittierte er jeden dieser Momente unwillkürlich mit einem leisen Ausatmen, brachten sie doch für diese wenigen Augenblicke etwas Klarheit. Doch sobald die Dunkelheit des Waldes wieder über ihn einbrach, versank er in seinem Sturm aus Gedanken, nicht in der Lage von ihnen abzulassen. Sorgen, dass er angegriffen wurde, hatte er nicht. Schon vor Narakus Vernichtung hatten nur die Dummköpfe auf dieser Erde versucht sich ihm entgegen zu stellen, doch nach der Vernichtung des Halbdämons wagten sich nichtmal mehr diese in seine Nähe. Nicht, dass sie je eine Chance gegen ihn gehabt hätten aber so hatte er wenigsten davor Ruhe. So gab es allerdings auch nichts anderes, dass ihn aus seine Gedanken hätte reißen können und als er das nächste Mal aufsah und ihm bewusst wurde, wo sein Körper ihn ganz von alleine hingeführt hatte, entfuhr ihm ein Schnauben, das so gar nicht zu ihm passen wollte.

Leicht rauschten die Blätter des größten Baumes in diesem Wald im Wind und die aufgehende Sonne suchte sich ihren Weg durch das Blätterdach. Und während er hinauf sah, die warmen Strahlen auf dem Gesicht spürte und sich dabei selbst innerlich einen Narren nannte, gab er auf...

Er selbst war letzendlich doch sein stärkster Gegner, den er nie würde bewzingen können.
 

Den heiligen Baum hinter sich lassend, betrat er nach wenigen Augenblicken eine Wiese. Bestrahlt vom Licht des Morgens wirkte dieser Ort in seiner Stille abgeschottet von der restlichen Welt, doch das war es nicht, was ihn hier her geführt hatte.

Mitten auf der Wiese konnte er zwei menschliche Personen ausmachen. Zwei junge Frauen, wobei die Eine etwas kleiner und auch ein paar Jahre jünger war und gerade wie gebannt der Größeren zu lauschen schien. Diese wiederum hielt ihr gerade ein Kraut unter die Nase, sodass die kleine Schwarzhaarige leicht den Geruch in der Nase hatte.

Mit leiser Stimme erklärte die Ältere: "... und deshalb kannst du das Geißblatt zum Beispiel hervorragend für Wunden nutzen. Sie unterstützt bei der Heilung und hilft gegen Entzündungen", dabei lächelte die Frau sanft und hielt inne um Rin einen Moment zu geben sich die Pflanze genau anzusehen. Währenddessen warf Kagome einen Blick zur Seite, an den Punkt, an dem sie das seichte Youki wahrnehmen konnte und betrachtete den Mann, der aus dem Unterholz des Waldes trat. Dann gab sie Rin mit einer Deutung ihrer Hand zu verstehen, dass sie aufblicken sollte, was diese auch umgehend tat und anfing zu strahlen. "Sesshomaru-sama", rief sie während sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht ausbreitete, schielßlich sind seit dem letzten Besuch des Dämons viele Monate ins Land gezogen. Rin hatte ihren Ziehvater mehr als vermisst, denn normalerweise blieb er nie so lange weg seit er sie hier in Musashi gelassen hatte, sondern besuchte sie in der Regel alle paar Wochen.

Woher sollte sie auch Wissen, dass der Dämon ganz bewusst diesen Ort gemieden hatte, Abstand gesucht hatte, obwohl er wusste, dass sich sein innerer Sturm hier legen würde, bereits jetzt anfing abzuflauen.

Kurz warf er seiner Ziehtochter einen Blick zu, betrachtete sie einmal von oben bis unten um sich zu vergewissern, dass es ihr auch wirklich gut ging. Dabei stellte er fest, dass sie schon wieder gewachsen war und ihm mittlerweile bis über die Hüfte ging. Nachdem er sichergestellt hatte, dass sie keine Verletzungen oder andere äußerlichen gesundheitsschälichen Merkmale hatte, wanderte sein Blick weiter zu der erwachsenen, jungen Frau, die noch immer im Gras saß und zu den Beiden sah.

Kagome sah und spürte seinen Blick auf sich und sah ihm ihrerseits in die wunderschönen, goldenen Augen ehe sie zum Gruß leicht ihren Kopf neigte. Nachdem sie sich daran gewöhnt hatte, dass Sesshomaru häufiger in ihrer Nähe anzutreffen war, da sich seine Ziehtochter auch immer bei ihr aufhielt, begann sie seine Nähe zu genießen. Seine Gesellschaft war angenehm und brachte eine unglaubliche Ruhe in ihre manchmal aufgewühlten Gedanken. Sie fing an sich zu freuen, wenn er im Dorf auftauchte und begann die Gespräche mit ihm zu vermissen, wenn er wieder weg war.

So hatte die junge Frau auch die Gelegenheit das Mysterium namens Sesshomaru aus nächster Nähe beobachten zu können und sie fing an eine Faszination für ihn zu entwickeln. Einen komplexeren Charakter als den DaiYokai hatte sie bisher noch nie kennengelernt. Äußerlich immer beherrscht und die Ruhe selbst, wirkte er, als könnte ihn nichts und niemand aus der Bahn werfen - er war wie ein Fels gegen den die stürmische Brandung traf in dem Versuch ihn zu Fall zu bringen und doch jedes Mal scheiterte. Und dann beobachtete sie ihn, wie er mit Rin umging und sein Gesicht dabei jedes Mal einen sanften Zug annahm, der harte Zug um seine Mundwinkel etwas weniger hart wurde und sie kam nicht drumherum, dass sie Rin ein wenig darum beneidetete. Seit die junge Frau wieder hier war, fühlte sie sich wahnsinnig einsam, einsam und irgendwie allein gelassen.

Sie kam mit der Absicht hierher zurück sich eine Zukunft mit InuYasha aufzubauen, eine Familie zu gründen, hatte die ganzen drei Jahre in ihrer Zeit an diesem Gedanken festgehalten. Nur um bei ihrer Rückkehr festzustellen, dass diese drei Jahre sie mehr verändert hatten als gedacht, sie wohl erwachsener geworden war als InuYasha es in dieser Zeit gworden ist. Zu gut erinnerte sie sich an den Streit, den die Beiden hatten, als sie dem Hanyou klar gemacht hatte, dass zwischen ihnen nichts laufen würde. InuYasha war wütend gewesen, was sie ihm nicht einmal im geringsten übel nahm, dennoch taten ihr die Worte weh, die er ihr in seinem Zorn entgegengeschleudert hatte. Seit dem war der Hanyou nur noch selten im Dorf, reiste meist durch die Gegend um andere Orte von Dämonen zu befreien. Und wenn er doch mal in Musashi war, dann herrschte eine Angespanntheit, die Kagome zum durchatmen zwang, sobald er das Dorf wieder verließ. Ein leises Seufzen verließ die Lippen der Schwarzhaarigen; sie hatte seit dem Streit ihren besten Freund verloren, die Person, für die sie eigentlich in diese Zeit zurückkehrte und genau das ließ die EInsamkeit in ihrem Herzen nur noch größer werden und eine Wehmuht erfasste sie häufig, wenn sie abends alleine in ihrer Hütte lag und das Einzige, was sie wärmte, die Flammen des Feuers waren.

Mittlerweile waren ihre Gefühle dem Hanyou gegenüber auf ein Minimum abgeflaut, was es allerdings nicht wirklich besser für sie machte, wenn man bedachte, wem sich ihr Herz nun zuzuwenden schien. Frustrierend.

"Miko!"

Kurz fuhr Kagome vor Schreck zusammen, ehe sie mehrmals blinzelte und ihre Sicht sich wieder auf den Dämon vor ihr fokussierte. Dann spürte sie, wie ihr eine leichte Röte die Wangen hochkroch. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie während ihrer Gedanken die ganze Zeit Sesshomaru geradezu angestarrt hatte, was dieser nun mit dem Ausruf und eine hochgezogenen Augenbraue unterband. Ein leises 'Entschuldigung' murmelnd senkte Kagome schnell ihren Kopf um die Röte auf ihrem Gesicht hinter ihren langen Haaren zu verstecken, so entging ihr allerdings auch der leicht belustigte Ausdruck, der für einige Sekunden über Sesshomarus Gesicht huschte.

Dieser fand es im ersten Moment geradezu amüsant, als er bemerkt hatte, wie die Priesterin ihn - ohne auch nur einmal zu blinzeln - komplett weggetreten angestarrt hatte. Dabei hatten sich so viele verschiedene Emotionen auf ihrem Gesicht abgezeichnet, dass er kaum mitkam. Doch eines schien ganz besonders in der jungen Frau gewütet zu haben - Kummer. Warum Kummer?

Seine eigenen Gedanken wurde ebenfalls unterbrochen als er ein Zupfen an seiner Hakama wahrnahm und den Blick auf seine Ziehtochter richtete, die ihn mit großen Augen ansah.

"Bleibt ihr heute hier, Sesshomaru-sama?", fragte sie, den Blick hoffnungsvoll auf ihn gerichtet. Ein kurzes Nicken ließ ihr Gesicht vor Freude aufleuchten und sie wandte sich der Priesterin zu, die noch immer im Gras saß und zu den Beiden hinüber blickte. "Kagome-sama, Sesshomaru-sama wird heut hier bleiben, ist das nicht toll?" Kagome musste lächeln, als sie diese kindliche Begeisterung, die Rin, trotz ihres Alters, immer noch beibehielt, sah und sie bekam einen noch sanfteren Ausdruck als sie sah, dass Rin den großen Dämon einfach an die Hand nahm und ihn mit auf die Wiese und damit zurück zu ihrem SItzplatz zog. Die Frau war sich durchaus bewusst, dass, wenn Sesshomaru dies nicht gewollt hätte, das Mädchen ihn auch nicht vom Fleck bewegt bekommen hätte. Umso mehr freute sie sich, dass er dies mit machte, war es doch ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr ihm das Menschenkind am Herzen lag.

Als Rin sich wieder gegenüber von Kagome in das Gras setze, ließ sich auch Sesshomaru elegant nieder, sodass er nun zwischen den beiden Menschen saß, zog die Schwerter aus seinem Obi um sie anschließend direkt neben sich ins Gras zu legen. Dabei bemerkte er auch den Bogen und den Köcher von Kagome, welche ebenfalls griffbereit direkt neben ihr im Gras lagen, immer bereit sich und ihre Schülerin zu schützen. Zufrieden registrierte er, dass er seinen Schützling der richtigen Person anvertraut hatte.
 

Es war geradezu erstaunlich wie schnell Ruhe in seine Gedanken eintrat während er einfach nur hier saß, den beiden Ningen lauschte und deren Geruch in der Nase hatte.

Rin roch nach Blumen, passen wie er fand, da sie diese so sehr liebte. Der Lord hatte den Geruch während seiner Reisen mit ihr als sehr angenehm empfunden und vermisste ihn beinahe schmerzlich, jetzt wo er ihn nicht mehr täglich bei sich hatte.

Und dann war da Kagomes Geruch - sie roch nach Winter, wie ein Tag an dem er durch den Wald läuft und überall frischer, neuer Schnee liegt und er brachte die Ruhe in seine Gedanken, die er so herbei sehnte und gleichzeitig so von sich stieß. Er wollte diesen Frieden in seinen Gedanken nicht in ihrer Gegenwart spüren, er wollte dies bei niemanden spüren. Aber Sesshomaru musste sich eingestehen, dass es dafür wohl bereits zu spät war. Am liebsten hätte er geseufzt, begnügte sich stattdessen aber mit einem leichten, kaum merkbaren verengen seiner Augen.
 

Kagome und Rin wandten sich wieder dem heilenden Kraut zu, welches die Miko noch immer in ihrer Hand hielt. "Also", nahm sie den Faden wieder auf, "dieses Kraut kannst du sowohl bei Menschen als auch bei Dämonen anwenden. Natürlich haben die meisten stärkeren Dämonen eine große Selbstheilungskraft aber die wird durch das Kraut meist noch unterstützt und führt so schneller zu einer kompletten Genesung." Sesshomaru sah, dass Rin begeistert jedes Wort von der älteren Frau aufsog und geradezu begierig schien jedes Wissen, das sie ihr gab, in sich aufzunehmen. Es würde ihr helfen und sie in ihrem weiteren Leben nicht hilflos dastehen lassen, egal welchen Weg sie einschlagen wird.

"Also könnte ich damit auch Sesshomaru-sama helfen, wenn er verletzt ist?", stellte das Mädchen eine Frage und ließ Kagome lächeln ehe diese einen leichten Blick auf den Dämon warf. "Sollte tatsächlich der Fall eintreffen, dass Sesshomaru mal so schwer verletzt werden sollte, dann ja, damit kannst du ihm helfen. Ich denke allerdings, dass das selten passieren wird", setzte sie mit einem leisen Schmunzeln hinzu und hörte den Dämon leise Schnauben, ob dem Gedanken, dass die beiden Ningen diese Möglichkeit auch nur in Erwägung zogen. Kagome grinste.

"Und wie genau wende ich das Kraut an?" Rin sah die Schwarzhaarige mit großen Augen an. Auch wenn sie wusste, dass kaum etwas ihren Ziehvater verletzen konnte, allein, dass sie das Wissen besaß ihm helfen zu können, ließ sie erleichtert und glücklich lächeln und noch aufmerksamer werden.

Kagome hob das Kraut in ihrer Hand etwas in die Höhe und rupfte zwei der Blätter ab. "Du nimmst dir die Blätter und zerkaust sie, danach drückst du dies in die ausgewaschene Wunde und legst einen Verband an." Ein nachdenklicher Audruck machte sich auf Rins Gesicht breit und sie schien sich das Bild kurz vor ihrem inneren Auge vorzustellen.

"Kannst du mir das nicht einmal zeigen?", bat sie danach und sah Kagome in die Augen. Nun überlegte Kagome kurz. Wenn sie das an sich selber vorführen würde, wäre das mit dem Verbinden etwas umständlich und wenn sie die Schritte bei Rin vorführte, könnte diese vielleicht alles nicht so sehen wie sie es sehen sollte. Rin, die ihrer Mentorin die Gedanken am Gesicht ablesen konnte, ließ kurz den Blick zu dem Silberhaarigen neben ihr schweifen und ihr kam eine Idee.

"Sesshomaru-sama, könnte Kagome-sama mir an Euch zeigen wie ich den Verband anzulegen habe?" Zugegeben, die Frage war selbst für sie etwas kühn, wenn man beachtet an wen sie gerichtet war. Allerdings wusste das Mädchen genau, dass der Dämon vor ihr, ihr nie etwas antun würde. Doch die Frage hatte noch einen zweiten Grund, eher ein Wunsch, welchen Rin in sich fühlte. Sie sah in Beiden, Dämon und Miko, ihre Familie und in ihrer Vorstellung hatte sie dieses Bild vor Augen wie sie drei zusammen eine richtige Familie bilden würden. Natürlich wusste sie, dass man von dem Dämon behauptete, dass dieser Menschen nicht austehen konnte, dies war auch nicht falsch, allerdings war ihr auch bewusst, dass das längst nicht mehr auf alle zutraf. Da war sie selbst das beste Beispiel. Und sie glaubte, dass auch die Miko mittlerweile zu den wenigen Auserwählten gehörte, die sich den Respekt des DaiYokais erarbeitet hatte, sonst wäre Besagter nicht so häufig zu Besuch während Rin sich bei Kagome aufhielt. Allerdings war dies nur eine Vermutung von Rin, der sie jetzt allerdings nachgehen wollte. Sie lächelte, vielleicht würde sie so ihrerm kindlichen Wunsch näher kommen.

Als Kagome die Frage hörte, verspannte sie sich etwas und sah danach den Dämon mit großen Augen an, wartete auf seine Reaktion. Seine Augenbraue hob sich leicht während er seiner Ziehtochter in die Augen sah und sich kurz fragte, wie sie da jetzt drauf gekommen war. In seinem Inneren summte etwas bei dem Gedanken die Hände der Miko auf ihm zu spüren. Auch wenn er sich, äußerlich betrachtet, Zeit mit einer Antwort ließ, in seinem Inneren wusste er schon längst wie sie aussehen würde.

"Wo?"

Es dauerte eine Sekunde ehe Kagome begriff, dass Sesshomaru sich mit dieser Frage an sie gewandt und damit automatisch seine Zusatimmung gegeben hatte. Mit noch größeren Augen sah sie dem großen Mann ins Gesicht, registrierte nebenbei ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel. Ihre Sprachlosigkeit schien ihn zu belustigen. Unzufrieden darüber kräuselte sie die Stirn. Der Herr wollte, dass sie ihn als Versuchsobjekt nahm? Fein, dann würde sie das tun.

Kurz räusperte sie sich um Kraft in ihre Stimme zu bringen ehe sie sich aufrichtete und ihn mit festem Blick entgegen sah.

"Am besten am Oberarm", gab sie ihm die Antwort, nur um sich eine Sekunde später gedanklich auf die Zunge zu beißen. Oberarm bedeutete, dass er, zumindest zum Teil, sein Kimono-Oberteil ausziehen musste. An sich kein Problem, sie hatte durch ihre Aufgabe als Miko schon häufig Männer mit freiem Oberkörper gesehen und ist sehr entspannt damit umgegangen. Allerdings wusste sie noch gut aus der Vergangenheit, dass humanoide Dämonen häufig optisch einen sehr ausgeprägten Oberkörper besaßen, schließlich hatte sie InuYasha damals mehrmals Oberkörperfrei gesehen und der war nur ein halber Dämon. Sesshomaru allerdings war ein Vollblut und zwar ein ziemlich gut aussehender. Kagome wollte sich gar nicht erst vorstellen wie er unter seiner Rüstung aussah, da ihr sonst die Röte geradezu ins Gesicht schießen würde. Aber zu spät. Sie hatte ihre Antwort bereits gegeben und da musste sie jetzt wohl durch. Doch wer wäre sie, wenn sie das nicht durchziehen würde?!
 

Einen Moment später musste sich die Schwarzhaarige ihre innere Haltung immer wieder wie ein Mantra vor Augen führen. Sesshomaru hatte auf ihre Antwort hin die Schlaufen seiner Rüstung gelöst und sie danach in aller Ruhe neben sich ins Gras gelegt, den gelben Obi legte er oben auf. Auch sein Fell fand neben ihm seinen Platz im Gras. Danach lockerte er mit seinen Klauen leicht das Band, welches sein Kimono-Oberteil festhielt und strich seinen rechten Ärmel über die Schulter ehe er seinen Arm aus dem Oberteil zog. Das alles tat er ohne auch nur eine Sekunde den Blick von Kagomes Augen zu lösen. Beinahe intensiv sah er sie an und bemerkte wie sich eine leichte, kaum wahrnembare Röte auf ihrem Gesicht ausbreitete. Dennoch wand sie den Blick nicht ab, sah ihm ebenfalls stur in die Augen während sie sich innerlich schon fast selber anschrie, dass sie jetzt ja nicht klein bei geben sollte. Als der Silberhaarige schließlich seinen Arm auf sein angewinkeltes Bein platzierte und sein Gesicht einen abwartenden Ausdruck annahm, riss sich die Frau noch einmal kurz zusammen und wandte den Blick von ihm ab und zu Rin hin.

Wieder musste sie sich kurz räuspern um Rin nun ihre weiteren Schritte zu erklären.

"Nehmen wir mal an Sesshomaru hätte eine Wunde am Oberam", fing sie an zu erklären während sie ein weiteres Blatt vom Stängel zupfte, "bevor du das Kraut auf die Wunde legst, wäscht du diese mit frischem Wasser einmal aus damit sich die Wunde nicht entzündet. Währenddessen nimmst du einige Blätter des Krautes und kaust darauf rum bis du eine Masse hast. Wenn du einen Mörser hast, weil du gerade in einer Hütte bist, kannst du natürlich den nehmen. Wenn alles die richtige Konsistenz hat, streichst du das Muß auf die Wunde und legst einen Verband an." Kurz wartete Kagome noch, ob Rin eine Frage hatte aber als das Mädchen nur zum Zeichen des Verständnisses nickte, führte die Miko das eben Erklärte in die Praxis um.

Während sie sich die Blätter des Krautes in den Mund schob und anfing darauf zu kauen, schnappte sie sich ein Tuch und ihren Wasserschlauch und rutschte näher an Sesshomaru ran.

Nun, wo sie sich nicht mehr ablenken konnte, warf sie das erste Mal einen Blick auf seinen Oberkörper. Wie sie bereits erwartet - und befürchtet - hatte, war der Dämon mehr als ansehnlich. Dadurch, dass er den Kimono gelockert hatte, hatte sie einen guten Ausblick auf ausgeprägte Brust- und Bauchmuskeln. Innerlich verfluchte Kagome dieses gute Aussehen und ihre Reaktion darauf - die Röte kroch ihr nämlich schon wieder langsam ins Gesicht, was sie dazu veranlasste, sich wieder stärker auf das Kauen zu konzentrieren und ihren Blick ausschließlich auf seinen Oberarm fokussierte.

Der DaiYokai beobachtete sie dabei die ganze Zeit aufmerksam, bemerkte ihr erneutes Erröten, als sie den Blick über ihn wandern ließ und spürte wie das innere Summen noch etwas stärker wurde. Es stimmte ihn mehr als zufrieden, dass er sie anzuziehen schien.

Kagome tränkte das Tuch mit dem Wasser aus dem Schlauch und legte eine Hand auf seinen Oberarm um dann mit dem nassen Tuch die imaginäre Wunde zu reinigen. Sesshomaru lief ein angenehmer Schauer über den Rücken, als er ihre kleine, warme Hand auf seiner Haut spürte. In seinem Inneren wurde es ganz still, kein einziger unnötiger Gedanke raste durch seinen Kopf, sämtliche seiner Sinne waren auf die Frau vor ihm gerichtet, bemerkte jede noch so kleine Regung. Ihm wurde ganz warm als er spürte wie sie ihm, hauchzart und kaum bemerkbar, über den Arm strich, ehe sie ihre Hand wieder von ihm nahm. Ein leises Gefühl des Bedauerns machte sich in dem Dämon breit.

Die Miko nahm sie ein kleines Stück Leinen und wandte sich kurz von dem Dämon ab um das, mittlerweile klein gekaute, Kraut mit der Zunge auf das Stück Tuch zu legen. Danach sah sie Rin an und hielt kurz das Tuch in die Höhe.

"Du kannst das Kraut-Muß auch auf ein Tuch geben und dies dann auf die Wunde legen. Ich persönlich mag diese Art lieber, da man sich selbst und auch seinen Patienten so weniger einsaut." Wieder nickte Rin zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

Sie musste zugeben, dass ihre Aufmerksamkeit nicht zu hundert Prozent bei dem medizinischen Thema lag. Stattdessen beobachtete sie jede noch so kleine Regung, sowohl von der Miko als auch von ihrem Ziehvater. Während Kagome noch immer leicht Rot im Gesicht war, waren die Züge Sesshomarus weicher geworden. Sein Blick lag weiterhin nur auf ihrer Mentorin, die sich nun daran machte das Tuch mit dem Kraut auf seinen Oberarm zu legen und kurz mit der Hand zu fixieren um dann nach den Leinenstreifen zu greifen, die neben ihr lagen.

Mit konzentrierter Miene wickelte Kagome die Streifen zu einem Verband um Sesshomarus Oberarm und verzurrte die Enden schließend zu einem Knoten. Erst danach wagte sie es wieder den Blick zu heben und den Dämon anzusehen.

"Fertig", sagte sie leise und betrachtete das Gold seiner Augen. Ein leichtes Lächeln glitt über ihre Lippen.

Kurz glitt sein Blick zu seinem Oberarm und besah sich den sauber gebundenen Verband ehe er anerkennend nickte und die Frau vor ihm wieder ansah.

"Danke, Kagome-sama", durchbrach Rins Stimme die kurze Stille und die Angesprochene zuckte leicht zusammen ehe sie Rin anlächelte und nebenbei registrierte, dass Sesshomaru sein Kimono-Oberteil wieder über den Arm zog. Allerdings ließ er ihn weiterhin so locker gebunden, was sie aber nicht im geringsten störte.

"Die Unterrichtsstunde ist für heute beendet, Rin. Du warst sehr aufmerksam." Mit den lobenden Worten entließ die Miko ihre Schülerin, die daraufhin sofort lächelnd aufstand und anfing über die Blumenwiese zu laufen um Blumen zu pflücken. Kagome schmunzelte, diese Eigenschaft würde Rin wohl nie ablegen, doch genau das erhoffte die Schwarzhaarige sich auch. Sie wünschte sich vom ganzen Herzen, dass Rin diese Glückseligkeit immer beibehalten würde.
 

"Miko." Kagome wandte ihre Aufmerksamkeit dem Dämon zu, der die Betitelung ungewohnt sanft ausgesprochen hatte. Fragend sah sie ihn an.

"Du hast da etwas", meinte er nur und strich mit einer seiner Klauen über ihren Mundwinkel, entfernte so ein Stück Kraut, das dort offenbar hängen geblieben war. Kagomes Herzschlag beschleunigte sich und sie sog leise die Luft ein. Doch anstatt, dass er seine Hand danach wieder wegnahm, fand sie ihren Platz an der Wange der Frau. Vorsichtig strich er über ihre zarte Haut, merkte wie groß seine Klaue auf ihrem kleinen Gesicht wirkte, wie zerbrechlich sie war. Und doch brachte sie ihm den Frieden, den er sich so sehr wünschte. Bei ihr kam er zur Ruhe und so sehr er sich auch dagegen gewehrt, sich alles in ihm gesträubt hat - er wollte nicht mehr dagegen ankämpfen.

Ein kaum wahrnembares Lächeln trat auf sein Gesicht, als er mal wieder feststellte, dass er gegen sich selbst in diesem Kampf wohl von Anfang an keine Chance hatte. Er wollte, dass sie ihm gehörte. Mit Leib und Seele, mit allem, was sie ausmachte, sollte sie Sein sein.

Sesshomaru wusste, dass sie früher den Hanyou geliebt hatte. Rin erzählte ihm, - ohne, dass er gefragt hatte - dass Kagome nur seinetwegen ihre Zeit, ihr Zuhause aufgegeben hatte. Nur, um dann doch alleine zu sein, weil sie endlich erkannt hatte, was für ein kindischer Idiot sein Bruder war. Er selbst würde es besser machen als der Halbdämon, er würde sie glücklich machen. Wenn sie es denn zulässt.

Währenddessen saß Kagome ganz still da, sah ihn mit großen Augen an und genoss das Gefühl seiner warmen Hand auf ihrer Wange. Zurfiredenheit und Wärme schoss ihr durch jede Pore und leicht lehnte sie sich in seine starke Berührung, vertraute ihm und wartete, mit Hoffnung in ihrem Herzen, ab.

Als der Lord merkte wie sie sich in seine Hand schmiegte und ihre weitaufgerissenen Augen sich genießerisch schlossen, rückte er langsam näher an sie heran und nahm seine andere Hand hinzu um ihr damit durch ihre weichen Haare zu streichen. Er beobachtete, wie ihre Strähnen durch seine Krallen flossen und atmete unbewusst ihren Geruch tief ein, der durch die Bewegung ihrer Haare in seine Nase trat. Seine goldenen Augen wanderten zurück zu ihrem Gesicht und tasteten sich über ihre sanften Züge. Sein Blick wanderte über ihre geschwungenen Augenbrauen, die gerade Nase und ihre geschwungenen Lippen, registrierte die glatte und reine Haut und sein ach so kaltes Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er ihr Lächeln sah, das sich auf ihre Lippen legte.

Ohne ein Wort zu sagen, beugte er seinen Oberkörper weiter vor, kam ihr somit noch näher. Noch immer lag seine rechte Hand auf ihrer Wange, seine Linke legte er jetzt sanft an ihren Hals und spürte wie ihr Puls unter ihrer zarten Haut raste.

Kagome spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht, fühlte die Wärme seines Körpers und hob ihre rechte Hand um sie auf seine nackte Brust zu legen. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, als sie leicht mit ihren Fingerspitzen über die warme Haut strich und das Gefühl genoss.

Der Silberhaarige schloss leicht seine Augen und nahm ihre Berührung in sich auf. Dann beugte er sich noch näher und fuhr mit seiner Nase ganz sanft über ihre. Schmunzelnd bemerkte er wie Kagome leicht zittrig Luft holte aber immer noch ganz still hielt und wartete. Noch einmal ließ er seinen Blick über ihr Gesicht gleiten ehe er die Augen schloss und seine Lippen auf ihre legte. Ein Blitz durchzuckte ihn, als er die Weichheit ihrer Lippen spürte und ein zufriedenes Brummen löste sich aus seiner Brust als er den leichten Druck spürte mit dem Kagomes Lippen seinen entgegen kam. Wieder summte es in seinen Gedanken zufrieden und er ließ seine Klauen in ihre Mähne gleiten um sie noch ein Stück näher an sich zu ziehen, den Kuss zu vertiefen.

Flatternd legte Kagome ihre Hände an seine Wangen, strich über seine Male und öffnete ihre Lippen als der Dämon mit der Zunge bittend darüber fuhr.

Einige Herzschläge lang küssten die Miko und der DaiYokai sich ehe der große Mann den Kuss löste und die Augen wieder öffnete. Es dauerte einen Moment ehe die kleine Frau es ihm gleichtat, zu sehr hatte sie noch das Gefühl in ihrem Inneren genossen. Dann sahen sie sich in die Augen. Noch immer sprach keiner von ihnen ein Wort, doch das brauchten sie auch nicht. Auch so verstanden sie sich in diesem Moment, in dem sie einfach nur beisammen saßen.

Und als Sesshomaru seinen Kopf leicht hob um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, gab er ihr das Versprechen, sie nicht wieder gehen zu lassen. Doch etwas anderes hatte sie auch gar nicht vor.
 

Rin lächelte, als sie den Anblick vor sich betrachtete.

Sie war glücklich und genoss diese friedvolle Stimmung auf der Wiese. Und für diesen Augenblick konnte nichts den Frieden zerstören, den alle drei Wesen in sich spürten.
 

"Frieden schließen mit sich selbst.

Der wohl schwerste Kampf von allen."
 

- Unbekannt
 

-
 

Hallo Zusammen,

auch wenn ich hier im Portal schon seit Jahren rumgeister, habe ich das letzte Mal vor bummeligen zehn Jahren Storys geschrieben. (Um ehrlich zu sein, die Storys sind echt schlecht)

Jetzt hat mich die Lust des Schreibens wieder gepackt und ich habe einfach mal drauf losgeschrieben um zu sehen, ob das überhaupt klappt und gut klingt.

Dies ist also meine erste Fanfiktion seit ziemlich langer Zeit und die allererste im Bereich InuYasha.

Über Feedback, egal ob Positiv oder Negativ, freue ich mich also sehr.
 

Die Fanfiktion ist auch auf Fanfiktion.de unter meinem Namen Kia-chan
 

Liebe Grüße,

KiaInu



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