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Common Ground

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Wow, 10 Kapitel! *_* Ich hätte bis vor ein paar Monaten echt nicht gedacht, dass mich die Schreiberei nochmal so packt. Danke euch fürs fleißige Lesen und Kommentieren!

Wie beim letzten Mal schon gesagt war auch dieses Kapitel nochmal so eine kleine Hürde für mich und ehrlich gesagt, bin ich ganz froh, dass ich es endlich geschafft habe. Auch, weil ich mich schon so sehr darauf freue, endlich den nächsten Tag zu schreiben bzw. zu verfeinern und dann rauszuhauen!

Jetzt aber erstmal viel Spaß bei diesem kleinen Brocken hier! :) Komplett anzeigen

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Totally under control. (With minor exceptions.)

Seto war unzufrieden. Der Anfang des Spieles war für ihn, nun ja, eher holprig verlaufen, um es euphemistisch auszudrücken. Die Würfelsymbole, die er gebraucht hätte, um wirklich etwas auszurichten, wollten einfach nicht kommen, während Devlin einen optimalen Wurf nach dem anderen zu haben schien. Der Schwarzhaarige hatte sein Dungeon bereits bis zu Setos Spielfeldseite fertig gestellt, mit seinem Panzerzombie praktisch widerstandslos vorrücken und dem Brünetten den ersten seiner drei Lebenspunkte abziehen können.

„Spitze, Alter, mach den reichen Pinkel nass!“, wurde er von Joey angefeuert und grinste zufrieden. Mit selbstsicherem Blick sah er Seto direkt an. „Also eigentlich hätte ich mit etwas mehr Gegenwehr deinerseits gerechnet, Kaiba. Meinst du nicht, du machst es mir ein bisschen zu einfach, wenn du meine Zombie-Armee einfach durchrennen lässt?“

Seto hatte beide Ellenbogen auf dem Tisch aufgestützt, die Hände ineinander gefaltet und studierte scheinbar konzentriert das Spielfeld. Um keinen Preis würde er sich anmerken lassen, wie sehr ihm sein Rückstand und Devlins überhebliches Gebaren jetzt schon auf die Nerven gingen. Ihm war auch ohne die vollkommen unnötige Bemerkung durchaus bewusst, dass er ein Problem hatte und im Hintertreffen war. Ohne auf den Kommentar einzugehen, zog er seine nächsten drei Würfel, warf sie und konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel leicht nach oben zuckten, als er das Ergebnis sah. Sehr gut, endlich einmal genau, was er gebraucht hatte! „Oh, du sollst deine Gegenwehr schon noch bekommen, Devlin, keine Sorge!“

Endlich konnte nun auch Seto ein Monster rufen – noch dazu einen Drachen mit einer Sonderfertigkeit, die er durch die Fähigkeit seines Dungeon Masters direkt einmal kostenlos einsetzen durfte. Sie erlaubte es ihm, den letzten Teil von Dukes Dungeon zu zerstören und letzterem so den Weg zu seinen Lebenspunkten wieder abzuschneiden. Damit war wenigstens schon einmal die unmittelbare Gefahr gebannt.

In der Tat war es der Anfang einer Wende zu seinen Gunsten. Es gelang Seto, schon im nächsten Zug einen Krieger zu beschwören, mit dem er auch noch Dukes Zombie-Angreifer zerstörte. Damit war dessen Offensive komplett in sich zusammen gefallen. Zufrieden nahm Seto zur Kenntnis, dass nun auch Devlin einmal eine kleine Würfel-Pechsträhne zu haben schien, was ihm selbst in der Folge die Chance gab, gleich mehrere Wege zum Dungeon Master des Schwarzhaarigen aufzubauen. Schnell hintereinander zog er ihm erst mit dem Drachen, dann mit dem Krieger zwei seiner drei Punkte ab und es war nur zu offensichtlich, dass Devlin das gar nicht mochte. Ja, so machte das Spiel doch gleich wesentlich mehr Spaß! Mit einem süffisanten Lächeln und verschränkten Armen lehnte Seto sich auf seinem Stuhl zurück.

Duke schien sich schnell wieder gefasst zu haben und schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. „Nicht schlecht Kaiba! Ich sehe, du hast nicht zu viel versprochen, was deine Lernfähigkeiten anbelangt.“

Offenbar versuchte Devlin entspannt und locker zu wirken und die meisten der mittlerweile zahlreichen Zuschauer konnte der Schwarzhaarige sicher überzeugen, aber Seto hatte ein untrügliches Gespür dafür, dass dem ganz und gar nicht so war. Devlins Anspruch zu gewinnen war schließlich nicht geringer als sein eigener, umso mehr, weil er der Erfinder des Spiels war. Aber das machte es für Seto noch viel amüsanter, ihn in eine Ecke gedrängt und endlich die Kontrolle übernommen zu haben. So schmunzelte er nur selbstzufrieden, anstatt dem Schwarzhaarigen irgendetwas zu erwidern.

Aber halt, was sollte dieses Leuchten in Devlins Augen? Hatte er etwas vor und Seto ihn doch falsch eingeschätzt? In einem beinahe entspannten Plauderton hob Duke schließlich an: „Sag mal, Kaiba, was ich mich heute schon den ganzen Tag gefragt habe: War es einfach zu viel gute Laune für dich oder warum bist du heute so viel eher aus dem Schwimmbad raus?“

Auf welche der Damen haben Sie denn ein Auge geworfen?

Die Frage traf Seto völlig unvorbereitet. Augenblicklich versteinerten sich seine Züge. Hatte er seinen Körper bis hierhin vollständig unter Kontrolle gehabt und seine aktuelle Disposition gegenüber Devlin beinahe vergessen, reichte offenbar allein schon die Erinnerung an den verhängnisvollen Satz und alles, was danach passiert war, aus, um dieselben Reaktionen bei ihm auszulösen wie heute Nachmittag: Sein Herzschlag beschleunigte sich, ein kribbelndes Gefühl ergriff seine Eingeweide und für den Bruchteil einer Sekunde drohte er sich in Devlins grünen, schalkhaft blitzenden Augen zu verlieren. Bevor es jedoch dazu kommen oder irgendjemandem auffallen konnte, stoppte er sich. Oh nein, so weit kam es noch, dass Devlin hier mit ihm spielte, wie eine Katze mit einem Wollknäuel! Wenn Hormone irgendwo nichts zu suchen hatten, dann auf dem Spielfeld. (Seto war sich zwar auch sonst keiner Situation bewusst, wo sie wirklich etwas zu suchen gehabt hätten, aber egal.) Hier ging es nicht um irgendwelche Gefühle und irritierende Körperreaktionen, sondern um Logik, Rationalität, Kontrolle – schlicht und ergreifend ums Gewinnen. So gab er nur frostig zurück: „Bist du wirklich so naiv zu glauben, du könntest mit dieser billigen Masche von deiner prekären Lage ablenken, Devlin? Außerdem wüsste ich nicht, was dich das angeht.“

Wie um alles in der Welt war Devlin nur auf die Idee gekommen, dass er ihn mit dieser Frage aus dem Konzept bringen könnte? (Und das zumindest für eine Millisekunde durchaus erfolgreich…) Ahnte er etwas? Vielleicht seit dem Zwischenfall in der U-Bahn? Nein, unmöglich. Wahrscheinlich war es einfach nur ein taktisch gut eingesetzter Bluff aufgrund einer simplen Beobachtung gewesen, wie er ihn selbst schon hunderte Male eingesetzt hatte.

Dukes amüsiertes Schmunzeln wurde zu einem zufriedenen Lächeln, als er wie beiläufig einen Blick auf seine Würfel warf. „Du hast natürlich vollkommen recht, Kaiba, das tut es ganz und gar nicht. Aber wer von uns beiden hier in einer prekären Lage ist, das sollten wir gleich nochmal diskutieren.“

Sein Wurf war tatsächlich der Auftakt zu einem konsequenten Rückeroberungsfeldzug. Durch einen Zauber seines bereits zuvor beschworenen Magiers gelang es Duke mit einem Schlag, seine bereits besiegten Untoten wieder auf das Feld zurückzuholen. Mit einem von ihnen zerstörte er Setos angreifenden Krieger, der direkt vor seinem Dungeon Master gestanden hatte, und wehrte damit erfolgreich den drohenden Todesstoß ab.

Wiederum feuerten seine Freunde den Schwarzhaarigen an, aber auch Dukes Mädchenfanclub zeigte nun sehr engagiert Initiative und belebte seine alten Cheerleader-Gesänge wieder. Seto rollte daraufhin nur mit den Augen. Zweifelsohne gab es auch mehr als genug weibliche Wesen in der Klasse, die auf seiner Seite waren – er war sich der Existenz seines eigenen Fanclubs leidlich bewusst – jedoch schienen sie es besser zu wissen, als zu wagen, ihn lauthals anzufeuern, noch dazu, wenn er gerade dabei war wieder ins Hintertreffen zu geraten. Nun, ganz richtig so, alles andere hätte vermutlich zu Todesopfern geführt. Seine eigenen Würfelwürfe brachten ihm fast ausschließlich Bewegungssymbole ohne großen akuten Nutzen, die er aber recht konsequent in seinem Würfelpool aufsparte. So wie die Dinge lagen, konnten sie später vielleicht einen spielentscheidenden Unterschied machen.

Währenddessen marschierte der Schwarzhaarige mit seinen Untoten stückweise weiter nach vorne. Er hatte durch die letzten Dimensionierungen nun auch wieder einen neuen Zugang zu Setos Dungeon Master aufgebaut und zog Seto denn auch mit einem starken Zombie-Monster den zweiten Punkt ab. Wunderbar, dachte der Brünette, genau wie er es geplant hatte!

„Sieht so aus, als hätten wir wieder Gleichstand.“, warf Duke mit einem verwegenen Grinsen ein und strich sich schwungvoll eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. (Allseitiges Schmachten seitens der Mädchen war die unmittelbare Folge.)

Ein hämisches Lächeln stahl sich auf Setos Lippen. „Tja, nur schlecht für dich, Devlin, dass ich das durchaus einkalkuliert habe. Dein Angriff erlaubt mir mit meinem Fallen-Symbol eben eine solche zu aktivieren. Damit ist deine kleine Leiche leider vorerst kaltgestellt. Sie kann sich weder bewegen, noch angreifen oder verteidigen, bis die Falle deaktiviert wird.“ Zufrieden nahm er zur Kenntnis, wie Dukes Miene sich kurzzeitig verfinsterte. Allerdings verschwand der Eindruck so schnell wieder, wie er gekommen war – kein Wunder, das Spiel war ja auch alles andere als vorbei – im Gegenteil, jetzt wurde es eigentlich erst richtig spannend. Mittlerweile bestand die Zuschauertraube um ihren Tisch nicht mehr nur aus Dukes Freunden und Fans, sondern aus der gesamten Klasse. Selbst die notorischen Billard-Tisch-Besetzer ließen sich das Match nicht mehr länger entgehen.

Mit seinem nächsten Wurf gelang es Seto, einen weiteren starken Level-4 Drachen zu beschwören, den er mit Hilfe seiner aufgesparten Bewegungssymbole (Er hatte es doch geahnt!) nun umso schneller in Richtung von Dukes Dungeon Master bewegen konnte. Der Schwarzhaarige versuchte sein Möglichstes, Setos Durchmarsch aufzuhalten, jedoch hatten seine vergleichsweise schwachen Untoten dem um einiges stärkeren Drachen wenig entgegenzusetzen und bedingt durch seine offensive Spielstrategie hatte er auch keinerlei Verteidigungssymbole in der Hinterhand.

Als Duke die nächsten Würfel aus seinem Beutel zog, konnte er sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Zwei der drei Würfel waren schwarz, konnten also Sonderfertigkeiten oder Magie auslösen. Er warf sie und das Glück schien wieder auf seiner Seite zu sein. „Tja, Kaiba, leider ist deine kleine Falle jetzt Geschichte und mein Zombie wieder einsatzbereit! Hätte ich genug Angriffssymbole, wäre das Spiel jetzt schon vorbei, aber nun ja, so verzögert sich deine Niederlage eben noch um einen Zug nach hinten.“

„Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher, Devlin! Ich bin jemand, der seine Chancen in der Regel sehr gut zu nutzen versteht.“, informierte Seto den Schwarzhaarigen nur nüchtern, bevor er ebenfalls drei Würfel warf. In der Folge setzte er alles ein, was er an Bewegungssymbolen noch aufgespart oder gerade bekommen hatte, um mit seinem Drachen bis direkt vor Dukes Dungeon Master zu ziehen. Allerdings hatte er damit nun auch seinen Würfel-Pool aufgebraucht und keine Möglichkeit mehr den finalen Schlag durchzuführen.

Der Schwarzhaarige grinste nur. „Da ist deinem Drachen wohl auf dem letzten Meter die Puste ausgegangen, was? Sieht so aus, als hätten wir beide noch die Chance auf den Sieg.“ Die Spannung im Raum war jetzt geradezu mit Händen greifbar und alle Zuschauer hielten den Atem an. Kein Getuschel, keine Anfeuerungsrufe mehr, nur noch nervöses Schweigen. Tze, dachte Seto, es war ja fast schon peinlich, wie sehr Devlin die Aufmerksamkeit und den großen Auftritt zu genießen schien, fühlte der Schwarzhaarige sich doch bemüßigt, ihm und damit auch dem Publikum die Dramatik der Situation nochmals ganz klar zu vermitteln: „Damit entscheidet der nächste Wurf. Wenn ich jetzt noch ein Angriffssymbol würfle, hast du verloren, Kaiba.“

Nun, dieses Spiel beherrschte Seto ebenfalls. Noch war er immerhin nicht geschlagen. „In der Tat. Aber wenn nicht, bist du fällig, Devlin.“

Dukes Augenbrauen zuckten kurz nach oben, so als hätte er einen Einfall. „Was meinst du, spannen wir das Publikum nicht auf die Folter und würfeln einfach gleichzeitig?“

Man musste Devlin lassen, dass er wusste, wie man die Leute bei der Stange hielt. So nickte er einfach nur und zog wie auch Devlin die vermutlich letzten drei Würfel für diese Partie aus seinem Beutel. Keiner von ihnen warf einen Blick auf die Würfel in seiner Hand – die Zeit für ausgefeilte Strategien war ohnehin vorbei. Klackernd fielen die Würfel auf das Holz der Tischplatte und es dauerte einen Moment, bis alle zum Liegen gekommen waren. Sämtliche umstehenden Menschen beugten sich quasi gleichzeitig über den Tisch, um zu sehen, wer denn nun gewonnen hatte.

Dukes Würfel zeigten kein einziges Angriffssymbol, Setos zwei.

Der Schwarzhaarige schüttelte nur mit einem leisen, etwas bitteren Lachen den Kopf: „Es scheint wohl mein Schicksal zu sein, von Anfängern in meinem eigenen Spiel geschlagen zu werden.“ Seto lehnte sich indes zufrieden zurück. „Es scheint ganz so.“

„Danke Kaiba, ich hab lange keine so interessante Runde mehr gespielt.“, lächelte Duke und warf einen kurzen Blick auf sein Handy. „Für eine Revanche ist es wahrscheinlich schon etwas spät, aber vielleicht ja ein andermal.“ Seto sagte nichts, sondern nickte Duke nur noch einmal zu. Dann stand er auf und wandte sich zum Gehen, während sich nach und nach auch die restliche Klasse wieder im Raum verteilte und anderen Aktivitäten widmete.

„Mann, ich dachte wirklich, du würdest es ihm so richtig zeigen!“, schmollte Joey enttäuscht. „Aber um ein Haar hätte es doch auch geklappt, Joey, jetzt sei mal nicht unfair!“, erwiderte Tea und fügte an Duke gewandt hinzu: „Es war super knapp und ihr habt es echt mega spannend gemacht! Du hättest den Sieg genauso verdient gehabt, Duke.“

Der begann währenddessen lächelnd, das Spiel wieder einzuräumen und unterhielt sich weiter angeregt mit seinen Freunden. Aus seiner Sicht war das Spiel trotz seiner Niederlage ein voller Erfolg gewesen. Es hatte Kaiba hoffentlich das volle Potential von Dungeon Dice Monsters gezeigt und würde es ihm ermöglichen die geplante Duel Disk nun besser auf das Spiel abzustimmen. Trotzdem würde er Kaiba natürlich später nochmals explizit nach seiner Meinung fragen und war mehr als gespannt auf die Antwort.
 

Auf einmal erhöhte sich der Geräuschpegel im Raum signifikant, als etwa fünfzehn weitere Jugendliche schnatternd und kichernd den Gemeinschaftsraum betraten und sich abschätzend umsahen.

„Wer sind die denn?“, fragte Tristan in die Runde. „Na, sollte nicht heute noch eine andere Klasse ankommen? Das werden sie wohl sein.“, konstatierte Ryou nüchtern. Joey lachte kurz auf und sah zu Duke. „Ach ja, stimmt! Die, die daran schuld sind, dass der arme Kerl hier es ganz ohne uns aushalten und seine Nächte alleine mit dem Eisklotz verbringen muss.“ Der Schwarzhaarige verdrehte angesichts dieses Statements nur die Augen. Er wusste, er könnte noch so oft sagen, dass es mit Kaiba an sich gar nicht so schlimm war, es würde durchs linke Ohr in Joeys Kopf hinein und direkt durchs rechte Ohr wieder hinaus gehen.

Die Neuankömmlinge gingen zu den verschiedenen Regalen, hoben mit verächtlichem Blick ein paar Deckel der Brettspiele an und zogen achtlos ein paar der Bücher aus dem Regal, ohne sie wieder an ihren vorherigen Platz zu stellen. Ein etwas größerer Typ mit kurzen Haaren und blondierten Spitzen – offensichtlich der Meinungsführer der neuen Klasse – nörgelte für jeden gut hörbar: „Wow, Brettspiele und Bücher…wie lahm ist das denn?! Außer dem Billard-Tisch da gibt es ja echt nichts hier! Hätte ich das gewusst, hätte ich meinen Vater dieser Absteige vorher noch eine Bowling-Bahn oder einen Pool oder sowas spendieren lassen…und bessere Betten!“ Die Mädchen und Jungs um ihm herum kicherten demonstrativ und schienen ihm einstimmig recht zu geben. Schließlich gab er das Kommando, den Billard-Tisch zu sichern, worauf sie hingingen und die bisherige Billard-Gang der Domino High unsanft und wenig höflich verdrängten. Der Protest ihrer Mitschüler ließ angesichts dieser Behandlung natürlich nicht lange auf sich warten und Duke und die anderen beobachteten es mit wachsender Sorge. Es war auf einmal ziemlich ungemütlich geworden und irgendwie spürte Duke, dass Ärger in der Luft lag. Ein paar der Mädchen aus der neuen Klasse schoben einige Tische beiseite und stellten eine Boombox auf, aus der laut wummernde Elektro-Pop-Musik zu dröhnen begann, kaum, dass sie angeschaltet und mit dem nächstbesten Smartphone verbunden worden war. Schlecht sahen die Mädchen nicht aus und normalerweise wäre Duke einer der ersten gewesen, der hingegangen wäre und sich vorgestellt hätte, aber der Tag heute war lang gewesen und eigentlich hatte er jetzt nur noch ein wenig in Ruhe mit seinen Freunden quatschen und dann ins Bett gehen wollen. Die plötzliche Umwandlung des Gemeinschaftsraums in einen Club stieß offenbar nicht nur ihm, sondern auch anderen seiner Klassenkameraden sauer auf, die jedoch von den Mädchen nur ausgelacht wurden, als sie fragten, ob die Musik vielleicht etwas leiser gedreht werden könnte.

Die plötzlich angestiegene Lautstärke nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die zunehmend lauter ausgetragenen Konflikte der unterschiedlichen Schülergruppen, rief nur kurze Zeit später die Lehrkräfte auf den Plan. Frau Kobayashi kam herbeigeeilt und ließ sich schnell von Ginta, dem Klassensprecher, auf den aktuellen Stand der Erkenntnisse bringen. Kurz nach ihr betrat ein Herr mit ergrauter Halbglatze den Raum, vielleicht im selben Alter wie Frau Kobayashi, in einem weißen Hemd unter einem bunt gemusterten Pullunder und einer dicken Brille im Gesicht. Auch er ließ sich von einigen seiner Schüler einen Lagebericht geben. Schließlich ließ er die Boombox-Besitzerin das Gerät ausschalten, ging mit einem freundlichen Lächeln auf Frau Kobayashi zu und verbeugte sich kurz.

„Guten Abend! Ich nehme an, Sie sind die Lehrerin der Klasse von der, äh… Domino High? Mein Name ist Takeda und ich bin der Klassenlehrer dieser jungen Leute. Wir sind gerade eben erst angekommen.“ Auch Frau Kobayashi begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln und einer kurzen Verbeugung. „Herzlich willkommen, Takeda-san, mein Name ist Kobayashi und ich bin in der Tat für diese Klasse verantwortlich.“

„Sehr schön.“ Hier wandelte sich der Gesichtsausdruck von Herrn Takeda von bemüht freundlich zu nüchtern problematisch. „Nun, meine Liebe, Sie verstehen sicherlich, dass meinen Schülern die Reise noch etwas in den Knochen steckt und sie sich darum sehr freuen würden, wenn Ihre Schüler ihnen den Vortritt hier lassen würden. Immerhin hatten Ihre Schüler den Gemeinschaftsraum ja bereits die letzten Tage ganz für sich.“ Frau Kobayashis Lächeln wurde noch zuckersüßer, aber wer sie kannte, konnte sehen, dass es unter der Oberfläche nicht mehr ganz so freundlich aussah. „Oh, an sich natürlich sehr gerne, Takeda-san. Wenn ich aber ehrlich sein darf, dann bin ich der Meinung, dass Ihre Schüler meine Schüler auch einfach hätten zivilisiert fragen können, anstatt hier einzufallen, laut zu sein und Ärger zu machen.“

Herr Takeda zog erstaunt eine Augenbraue hoch und meinte, sich verhört zu haben: „Wollen Sie etwa behaupten, meine Schüler seien unzivilisiert?“ Frau Kobayashis Lächeln war nun geradezu giftig geworden. „Nun, wenn Sie so fragen: Ja, das will ich!“ Herr Takedas Stimme begann zu beben, als er protestierte: „Also hören Sie mal, Verehrteste, das verbitte ich mir! Wir kommen von einer der besten Privatschulen des Landes!“

„Na, das erklärt ja alles.“, murmelte Frau Kobayashi schnippisch und gerade so laut, dass der Lehrer jedes Wort verstehen konnte. Dabei verdrehte sie alles andere als dezent die Augen.

Ihre Schüler wunderten sich indes gewaltig, hatten sie ihre Lehrerin doch so noch nie erlebt. Die Freunde um Yugi beobachteten die Auseinandersetzung mit einer Mischung aus Interesse und Besorgnis. Tristan flüsterte ihnen hinter vorgehaltener Hand zu: „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin mir irgendwie nicht sicher, ob ich sie anfeuern soll oder nicht…“

Frau Kobayashis Einwurf brachte nun offenbar das Fass von Herrn Takeda zum Überlaufen: „Was soll das bitte heißen?!“

„Ganz einfach:“, erwiderte die Lehrerin mit verschränkten Armen, „Verwöhnte, reiche Teenies, die glauben, dass die Welt sich nur um sie dreht und sie sich alles einfach nehmen können!“

„Also da hört doch alles auf!“ Herr Takeda schäumte nun regelrecht vor Wut. „Das muss ich mir von der Lehrerin einer drittklassigen, öffentlichen Schule nicht bieten lassen!“

Frau Kobayashis Schüler sogen scharf die Luft ein, wussten sie doch ganz genau, wie ihre Lehrerin reagierte, wenn man die Qualität der Schule in Zweifel zog. In der Tat stemmte Frau Kobayashi entgeistert die Hände in die Hüften und plusterte sich regelrecht auf, mit ihrer bunt gemusterten Bluse einem wütenden Kanarienvogel nicht unähnlich. „Drittklassig?! Unsere Schule steht im besten Ruf und ich wette mit Ihnen, dass meine Schüler in Fähigkeiten und Benehmen nicht nur mit Ihren verzogenen Privatschülern mithalten können, sondern sie sogar noch übertreffen!“

„Sie wollen also behaupten, dass Ihre Schüler besser sind als meine?“, verlangte Herr Takeda mit erhobener Stimme zu wissen.

„Und ob ich das will!“, schrie auch Frau Kobayashi regelrecht zurück. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber und funkelten sich wütend an. Beide Lehrer hatten jeweils eine Traube von Schülern um sich versammelt, die sich etwas ratlos ansahen und nicht recht zu wissen schienen, ob das wirklich war, was sie gewollt hatten, als sie die Lehrer ins Bild gesetzt hatten.

Yugi fragte zu seinen Freunden gewandt: „Meint ihr nicht, wir sollten mal eingreifen, bevor die beiden sich gegenseitig an die Kehle gehen?“ Die anderen nickten.

Der Kleine tippte Frau Kobayashi vorsichtig von hinten an die Schulter. „Ähm, Kobayashi-sensei, entschuldigen Sie, aber das lässt sich doch bestimmt anders klären…“ Weil sie wusste, dass das Wort bei der Lehrerin immer zog, fügte Tea noch hinzu: „Zivilisierter!“ Das schien in der Tat Wirkung zu zeigen und sie wieder zur Besinnung zu bringen. Verlegen rückte Frau Kobayashi ihre Brille zurecht und räusperte sich: „Sie haben natürlich vollkommen recht, Miss Gardner, Mr. Muto. Da ist es wohl etwas mit mir durchgegangen.“

Auch Herr Takeda schien sich wieder etwas beruhigt zu haben und schlug nun einen sachlicheren Ton an: „In Ordnung, ich mache Ihnen einen Vorschlag, Kobayashi-san. Wir sind in einer Olympia-Stadt. Warum veranstalten wir nicht einfach unsere eigenen kleinen Spiele? Ein Wettbewerb – meine Schüler gegen Ihre, in, sagen wir, … fünf verschiedenen zufällig bestimmten Disziplinen.“

Frau Kobayashi dachte einen Moment über den Vorschlag nach, bevor sie erwiderte: „Hm, gar keine schlechte Idee … Gerade heute haben wir uns mit den Olympischen Spielen beschäftigt. Also gut, wann?“

„Übermorgen?“

Wieder überlegte die Lehrerin kurz. „Nun, dann muss zwar unser Ausflug zu den Schlachtfeldern von Kawanakajima wegfallen, aber das bin ich bereit in Kauf zu nehmen, wenn ich es Ihnen dafür so richtig zeigen kann!“ Unbewusst schlug sie dabei ihre rechte Faust in ihre linke Hand. „Also meine Schüler, vielmehr.“, korrigierte sie sich und faltete schnell die Hände.

Auch Herr Takeda nickte zufrieden. „Dann ist es also beschlossen.“ Die Lehrer hatten keinen Blick dafür, wie die Gesichter der Schüler auf beiden Seiten merklich länger geworden waren. Auf so etwas hatte wirklich niemand von ihnen Lust und nicht wenige hätten wohl gerne die Zeit zurück gedreht, um das verhängnisvolle Aufeinandertreffen ihrer Lehrkräfte zu verhindern – notfalls auch durch besseres Benehmen. Herr Takeda allerdings war schon vollkommen im Planungsmodus angekommen. „Ich schlage vor, dass die Schüler Disziplinen beitragen können. Am besten sammeln wir alle Vorschläge unserer Schüler jeweils in einer Liste, die wir beide – Sie und ich – übermorgen beim Frühstück konsolidieren. Dann schreiben wir alle validen Optionen auf kleine Zettel, werfen sie in ein Gefäß und ziehen daraus zufällig die zu absolvierenden Disziplinen.“ Frau Kobayashi nickte bedächtig. „Ja, ich denke, mit diesem Verfahren bin ich einverstanden. Erlaubt sein sollten meiner Ansicht nach:“, sie zählte die einzelnen Punkte an ihren Fingern ab, „Sportarten, Wissensdisziplinen, Spiele sowie künstlerische Aktivitäten. Wir wollen ja die Schüler umfassend gegeneinander antreten lassen. Hauptsache ist, es kann hier vor Ort ausgetragen werden. Sind Sie damit einverstanden?“ Mit diesen Worten streckte sie die Hand aus, um die Abmachung mit einem formellen Handschlag zu besiegeln.

Herr Takeda schlug ein. „Ja!“

Wer genau hinsah, konnte sehen, dass beide so fest zudrückten, dass ihre Fingerknöchel beinahe weiß hervortraten. „Schön!“, lächelte Frau Kobayashi offensichtlich künstlich und schüttelte die Hand des Lehrers noch einmal kräftig.

Auch Herr Takeda gab nur scheinbar freundlich zurück: „Schön!“

Als hätten sie sich verbrannt, ließen sie ihre Hände danach sofort los. Damit schien der Streit zumindest oberflächlich beendet, wenngleich die Spannung zwischen den beiden Lehrern noch immer in der Luft hing. Außerdem, so kamen die Schüler beiderseits nicht umhin zu bemerken, war damit das eigentliche Problem nicht wirklich gelöst worden. Einmal mehr wandte sich Yugi darum an die Klassenlehrerin: „Ähm, Kobayashi-sensei, und was machen wir jetzt mit dem Gemeinschaftsraum?“

Die winkte nur unwirsch ab und gab noch immer leicht aufgebracht zurück: „Ach, arrangieren Sie sich, aber fraternisieren Sie nicht zu sehr mit dem Gegner! Sie haben es ja gehört: Übermorgen gilt es, die Ehre unserer Schule zu verteidigen!“ Zögerlich antwortete Yugi nur: „Ähm…ja.“, und wandte sich dann mit einem Schulterzucken wieder seinen Freunden zu. Beide Lehrer stürmten beleidigt in entgegengesetzte Richtungen aus dem Gemeinschaftsraum, während die Schüler es in der Tat schafften, sich nicht zu sehr in die Quere zu kommen, während sie damit beschäftigt waren, schon einmal Disziplinen für den spontan einberufenen Wettbewerb zu sammeln. Die Freunde um Yugi warfen natürlich ihre Paradedisziplinen in den Ring: Duel Monsters, Dunegon Dice Monsters, Billard (denn nicht nur die Billard-Tisch-Gang, sondern auch Joey hielt sich nach wie vor für unübertroffen in dem Spiel), sowie gefühlt jede Sportart, die irgendjemand in der Klasse in seiner Freizeit häufiger ausübte oder im Sportunterricht besonders gut beherrschte.

Schneller als erwartet rückte die Nachtruhe-Zeit heran, was die Lehrer dazu veranlasste, noch einmal in den Gemeinschaftsraum zu kommen und ihre Schüler ordnungsgemäß auf die Zimmer zu scheuchen, wobei beide peinlich genau darauf achteten, dass sämtliche Benimmregeln eingehalten wurden und sich ansonsten bestmöglich zu ignorieren.
 

Als Duke zurück auf das Zimmer kam, saß Seto wieder mit dem Block auf dem Bett und überarbeitete seine bisherigen Pläne für die DDM-Duel Disk. Einmal selbst zu spielen war tatsächlich Gold wert gewesen und half ihm sehr dabei, die Entwürfe sinnvoll zu erweitern. Während Duke aus seiner Tasche sein Schlafshirt sowie seine Kleidung für morgen heraussuchte, warf er beiläufig und mit einem leisen Kichern in den Raum: „Mann, Kaiba, du hast ja keine Ahnung, was du im Gemeinschaftsraum verpasst hast, als du nach dem Spiel wieder nach oben bist.“

Guter Gott, wollte Devlin jetzt etwa Konversation betreiben oder Klatsch austauschen?! Mit ernstem Blick sah er von dem Block auf und den Schwarzhaarigen an. „Devlin, tu mir den Gefallen und geh nochmal ganz tief in dich: Bist du dir wirklich vollkommen sicher, dass es in irgendeiner Form relevant für mich ist, zu wissen, was da unten vorgefallen ist? Denn falls nicht, interessiert es mich wahrscheinlich tatsächlich nicht im Geringsten und du kannst dir deinen Atem sparen.“

Duke schnaubte nur belustigt, schüttelte den Kopf und machte sich auf ins Badezimmer. „Okay, vergiss, dass ich was gesagt habe.“

Seto nickte nur und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Block zu.

Der Brünette saß noch im Bett, als Duke in seinem Schlafoutfit und mit seinen getragenen Klamotten in der Hand wieder aus dem Badezimmer kam, hatte allerdings die Arbeit für heute beendet und seine Nachttischlampe bereits ausgeschaltet. Als letzte Amtshandlung stellte er noch den Wecker eine halbe Stunde vor, da Frau Kobayashi für die morgige Wanderung ja eine frühere Aufbruchszeit angesetzt hatte.

Der Schwarzhaarige beugte sich noch einmal über seine Tasche, räumte seine Sachen weg und schlüpfte anschließend ebenfalls unter seine Decke. Offenbar schien er nur auf einen ruhigen Moment wie diesen gewartet zu haben und sah erwartungsvoll zu Seto auf. „Und?“

Der verstand nicht ganz, worauf sein Gegenüber hinaus wollte. Dazu kam, dass der unverwandte Blick und die Nähe des Schwarzhaarigen schon wieder dazu führten, dass sein Körper akute Zeichen von Nervosität zeigte, wie Seto genervt feststellen musste – vermutlich ein Grund, warum seine Antwort im Ton etwas kühler ausfiel, als sie das vielleicht sonst getan hätte. „Und was? Wenn du in vollständigen Sätzen mit mir sprechen würdest, Devlin, könnte ich dir deine Frage vielleicht sogar beantworten!“

Duke seufzte darauf nur, rollte kurz mit den Augen und setzte sich ebenfalls noch einmal auf. „Für ein Genie bist du aber gerade nicht der Schnellste, Kaiba! Okay, ich versuche es mal anders, vielleicht bist du dann aus Gewohnheit ein wenig gesprächiger.“ Duke ballte seine rechte Hand zusammen und tat damit so, als würde er sich ein Mikrofon vor den Mund halten. „Mr. Kaiba, Sie haben vorhin Ihre erste Runde Dungeon Dice Monsters gespielt und triumphal gewonnen, wenn ich das so sagen darf. Wie lautet Ihr Urteil?“ Mit dieser Frage hielt er Seto das „Mikrofon“ vors Gesicht.

Der Brünette schüttelte nur den Kopf. „Ich bitte dich, Devlin, mach dich nicht lächerlich!“ So etwas war kindisch und völlig unter seinem Niveau. Doch der Jüngere sah ihn noch immer auffordernd an und nun war es an Seto die Augen zu verdrehen. „Lass den Unsinn, Devlin!“, forderte er den Schwarzhaarigen noch einmal mahnend auf. Der blieb aber weiterhin beharrlich und seine grünen Augen blitzten Seto herausfordernd an. Mit einem Grinsen bohrte er weiter, sein Luft-Mikrofon noch immer auf Seto gerichtet. „Oh nein, glauben Sie nicht, dass Sie mir so leicht davon kommen, Mr. Kaiba! Wie fanden Sie das Spiel denn nun?“

Seto erwiderte seinen Blick abgeklärt und schnaubte einmal kurz. „Mir war gar nicht bewusst, wie penetrant du sein kannst!“ Der Jüngere lächelte darauf ein wenig anzüglich zurück. „Nur eine meiner vielen Qualitäten, Kaiba. Also?“ Seto seufzte und ergab sich schließlich. Devlin würde ja doch keine Ruhe geben, bis er nicht geantwortet hatte. „Es war gut. Eine gelungene Verbindung aus Glücks-, Strategie- und Taktik-Elementen. Sehr abwechslungsreich.“

Der Schwarzhaarige lächelte zufrieden, schien aber offensichtlich noch nicht ganz fertig zu sein. Er zog seine Mikrofon-Hand wieder zu sich und machte sich bereit für eine weitere Frage. Erneut stahl sich ein selbstsicheres und schelmisches Grinsen auf seine Lippen. „Jetzt, wo Sie einmal Dungeon Dice Monsters ausprobiert haben, Mr. Kaiba, und offenkundig auf den Geschmack gekommen sind, wollen Sie überhaupt jemals wieder Duel Monsters spielen?“

Diesmal konnte Seto ein Schmunzeln nicht unterdrücken. War Devlin wirklich so von sich überzeugt oder einfach nur unverschämt? Er schüttelte leicht den Kopf. „Das ist doch etwas völlig anderes!“

Das Grinsen des Schwarzhaarigen wurde nur noch breiter und er nickte. „Als Erfinder des Spiels sage ich: Danke, Kaiba! Damit bist du einer von leider viel zu wenigen Menschen, die richtigerweise erkannt haben, dass DDM eben nicht nur ein Duel Monsters mit Würfeln ist. Als Reporter sage ich: Weichen Sie nicht aus, Mr. Kaiba, beantworten Sie die Frage! Alle meine Pressekollegen sind ebenso neugierig wie ich.“ Seto musterte den jüngeren einige Sekunden lang intensiv (Jetzt war auch noch dieses kribbelnde Gefühl wieder da, verdammt!), bevor er antwortete: „Ich denke, so viel kann ich sagen: Ich werde wohl in nächster Zeit aus beruflichen Gründen häufiger Dungeon Dice Monsters spielen als Duel Monsters.“ Duke konnte nicht mehr anders als laut zu lachen. „Okay, damit bin ich für den Moment mehr als zufrieden. Und meine äußerst zahlreichen Pressekollegen auch.“ Seto konnte seinen Blick nicht von seinem Gegenüber lösen. Bereits zum wiederholten Male heute musste er erkennen, dass Devlins Lachen etwas in ihm auslöste, und zumindest in diesem akuten Moment konnte er es beim besten Willen nicht als negativ empfinden, so sehr der logisch-rationale Teil in ihm auch danach verlangen mochte. Nein, es hatte sich definitiv gelohnt, über seinen Schatten zu springen und auf dieses kindische, kleine Spiel einzugehen…

Schließlich fand Duke ein wenig zur Ernsthaftigkeit zurück und sah Seto geradeheraus an. „Ohne Mist, Kaiba, es hat mir echt Spaß gemacht und es war mir eine Ehre gegen dich verlieren zu dürfen.“

Der Brünette nickte nur stumm; die grünen Augen seines Gegenübers hatten ihn schon wieder kurzzeitig vollkommen in ihren Bann gezogen. Er wollte etwas erwidern, aber es fiel ihm schwer. Irgendwie war das so eine typische Muto-Wir -haben-uns-alle-lieb-Aussage gewesen und er war beinahe ein bisschen enttäuscht darüber. Er hätte Devlin eigentlich immer für von sich überzeugter gehalten. Als hätte er es geahnt, setzte Duke nur wenige Sekunden später hinzu: „Außerdem war es ja mehr Glück, dass du gewonnen hast, Kaiba. Beim nächsten Mal ramme ich dich unangespitzt in den Boden.“

Ja, so in etwa hatte Seto sich das vorgestellt. Schmunzelnd konterte er: „Rede dir das nur ein, Devlin!“

„Es ist einfach eine Tatsache! Immerhin bin ich der Erfinder des Spiels und als solcher habe ich einen Ruf zu verteidigen.“, widersprach der Schwarzhaarige selbstbewusst.

„Gute Nacht, Devlin!“, gab Seto mit einem kaum verhohlenen, amüsierten Unterton zurück, legte sich endlich hin und drehte sich mit einem letzten Kopfschütteln auf die rechte Seite, weg von dem Schwarzhaarigen. Niemand konnte behaupten, dass er kein Freund eines gepflegten Schlagabtausches war, aber so langsam war es doch spät geworden.
 

Duke war beinahe ein wenig enttäuscht, doch auch er musste sich eingestehen, dass er mittlerweile ziemlich müde war. So schaltete er das Licht nun auf seiner Seite ebenfalls aus und ließ sich auf das Handtuch-bedeckte Kissen sinken. Für einen Moment beherrschte Stille den Raum, dann hörte er ein kurzes Husten seines Bettnachbarn. …

Moment, täuschte er sich oder hatte er da wirklich gerade das Wort „Loser“ gehört?
 

Seto wusste selbst nicht ganz, warum er sich dazu hatte hinreißen lassen. Hatte er sich nicht heute Nachmittag noch vorgenommen sich gegenüber Devlin um jeden Preis zusammenzunehmen? Vielleicht lag es an seiner Müdigkeit, in Verbindung mit dem kindischen, gespielten Interview und dem kleinen Schlagabtausch, dass ihm seine gewohnte Ernsthaftigkeit und Reife ein wenig abhanden gekommen waren. Als er das warme Lachen des Schwarzhaarigen neben sich vernahm, hinterfragte er es jedoch für den Moment nicht weiter.

„Gute Nacht, Kaiba!“, hörte er Duke sanft und noch immer mit einem leichten Kichern in der Stimme durch die Dunkelheit erwidern. Ein kleines Lächeln stahl sich unwillkürlich auf Setos Lippen und zufrieden schloss er die Augen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, also Hauptsache, die beiden wollen sich gaaaaanz doll im Griff haben und nach der Klassenfahrt ist ja sowieso alles wieder vorbei. Naaaa klar, doch! ^_~

Ich hoffe es hat euch gefallen! Beim nächsten mal gehts dann also wie schon angeteasert auf eine kleine Wandertour.

Bis spätestens dahin! :)

LG
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yui_du_Ma
2021-09-26T18:25:05+00:00 26.09.2021 20:25
Das war ein schönes Kapitel.
Wie spannend es dargestellt war, das DDM-Match.
War gut rüber gekommen, auch das kurze Gespräch am Abend.
Mal sehen, ob die andere Klasse noch viel Wirbel macht.
Bin darauf gespannt.
Von:  empress_sissi
2021-05-21T22:16:01+00:00 22.05.2021 00:16
Das DDM-Match war mega spannend 😁 Schade, dass es eigentlich nie ein Duell zwischen Fuke und Seto geben hatte. Letztendlich war es ja wirklich nur Glück, aber ein Kaiba als Verlierer ist auch schwer auszuhalten, also passt der Ausgang wohl so am besten.
Die Interviewszene war total süß. Ich liebe es, wenn solche Wortduelle ihre eigenen Dynamik entwickeln.
Außer bei den Lehrenden, das ist ja mal höchst unprofessionell, die armen SchülerInnen 😅 das kann ja noch was werden und ehe Seto sich versieht, betrifft ihn der verpasste Klatsch doch noch
Von:  Hypsilon
2021-05-20T13:12:19+00:00 20.05.2021 15:12
Das Spiel hast du echt toll gut beschrieben, hab sehr mitgefiebert und mit gewünscht, dass Duke gewinnt, aber er hats gut gemacht. Muss man ihm lassen.
Und aber Hallo, Frau Kobayashi dreht auf! Das war ja fast mein Highlight, weil es so unvorhergesehen kam, mega genial und die Idee mit der "Schülerolympiade" ist echt klasse.
Ich bin ja soooo gespannt, was du dir dazu so einfallen lässt =D
Ja und jetzt kommen wir zu meinem echten Highlight: Das Interview, grenzgenial 👌🏻 und dann lächelt Kaiba zum Schluss, soooo süß.
Da will man als Leser einfach nur eines: MEHR =D
Antwort von:  DuchessOfBoredom
20.05.2021 22:53
Haha, ich bin auch selbst gespannt, was ich mir dazu einfallen lasse 🙃 Dieser Teil ist die einzige letzte „Blackbox“ der Story, alles andere ist schon solide festgezurrt und zum Teil schon geschrieben. Also wir werden sehen, aber bis dahin dauert es ja auch noch ein kleines bisschen, also vielleicht kommen mir ja schon zwischendurch erste Ideen dazu ;)

Ja, es wird noch ein paar solcher süßen Momente geben und die machen natürlich beim Schreiben auch besonders Spaß. Morgens und abends, wenn die beiden gezwungenermaßen in dem Zimmer bzw. im Bett zusammenhängen, bietet sich das ja auch einfach an. Wenn man sich da nicht näher kommt, wo dann? 😁

Naja, bis zum nächsten Mal auf jeden Fall! :)
Von: Karma
2021-05-20T08:59:15+00:00 20.05.2021 10:59
Ouh, das war herrlich!
😁😁😁😁😁😁
Ich komm hier aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Was ein Glück, dass ich im Home-Office arbeite. Sonst hätte ich das jetzt nicht schon lesen können, sondern hätte bis heute Abend warten müssen. Und dann hatte mich die Spannung sicher umgebracht... oder so.
😉🤪
Was kann ich sagen? Das Kapitel war toll. Gleich zwei Duelle zum Preis von einem: Duke vs. Seto und Kobayashi vs. Takeda. Herrlich, einfach herrlich!
😆😆😆😆
Ich bin mal gespannt, was jetzt weiter passiert. Mit der Wendung hatte ich definitiv nicht gerechnet, aber das macht die Story nur umso spannender.
🤩😍
Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf die Fortsetzung. Und ich freue mich tierisch über die minimalen Annäherungen zwischen Duke und Seto.
🥰💖💓💕💞
Antwort von:  DuchessOfBoredom
20.05.2021 22:43
Ja, ich hab auch lange überlegt, ob ich bei der Wettbewerbsidee bleiben soll, um an den Punkt zu kommen, an den ich dann damit will, aber mir ist in der ganzen Zeit nichts besseres eingefallen, darum hab ich es jetzt einfach so gemacht und dachte, ich schau jetzt einfach, was mir dann einfällt 🙃 Bis auf eine Aktivität steht davon nämlich in meinem Kopf noch gar nichts, aber das kommt dann schon, wenn es so weit ist - die Geschichte muss ja weitergehen. 😛 Vor allem für den ganzen Rest danach, denn der steht schon und wird (zumindest was den Plot angeht und natürlich aus meiner vööööllig unparteiischen Sicht) großartig! 😜 (Also zumindest freue ich mich schon extrem darauf, das dann mit euch zu teilen. :) )

Ja, die beiden nähern sich in kleinen Schritten an und die Zeit brauchen sie denke ich auch. Die Zeitlinien in der Story sind ja realistisch gesehen ohnehin recht knapp (ich meine, wir sind jetzt „erst“ am Ende vom zweiten richtigen Tag der Klassenfahrt) und da wäre es - zumal bei Seto - auch wenig glaubhaft, wenn es super schnell zur Sache ginge. Die Glaubwürdigkeit ist mir hier tatsächlich sehr wichtig. Also sie werden noch ein paar Kapitelchen mehr eher umeinander rumtänzeln und sich vorsichtig annähern, aber keine Angst, da wird auf jeden Fall noch mehr passieren ❤️


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