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Able 6(66)

Corruption
von

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Asche

Alles, was bisher passiert ist, muss ich für mich noch einmal geistig zusammenfassen:

Meine Gestalt hat sich in einer zerstörten Welt erhoben, die sich als „Linos“ herausgestellt hat. Wie ich in diese offensichtliche, staubige Knochenwüste gekommen bin, ist mir nicht bekannt. Die ganze Welt ist vom Sand bedeckt, der durch die Zerstörung erschaffen wurde. Alles Leben – auf diesem riesigen Planeten – wurde ausgelöscht. Dabei ist Linos die Spiegelwelt von „Durkan“ – der mir bekannten Erde und der Ort, von dem ich einst ursprünglich kam – die mindestens dreimal so groß ist. Nach der Zerstörung haben sich die Dämonen des Chaos auf Linos niedergelassen, was sich immer noch alles zu eigen machen will, wobei die Chaosgötter um die Gebiete und somit um die Vorherrschaft in Linos kämpfen. Allerdings haben diese mitbekommen, dass Nurgle mich – den Zerstörer – gerettet hat. Oder zumindest: die Hülle von diesem. Denn eigentlich bin ich nicht der Zerstörer, sondern nur … ein Werkzeug, was benutzt wurde. Dennoch konnte ich den Sohn des Schöpfers „Lord Coba“ irgendwie besiegen und in mir versiegeln. Er hatte einen Fehler gemacht und mich unterschätzt. Es ist nun so, dass ich das neue Gefängnis für diesen darstelle, oder zumindest für das, was alles und jeden bedroht: die Zerstörung an sich. Es gibt NICHTS, was gefährlicher ist, als diese unbegreifliche, als auch unaufhaltbare Macht, soviel sei gesagt! Der Chaosgott über Tod und Verfall wusste das, weshalb er sich gegen seine drei anderen Brüder stellte, um mir meine Existenz zu sichern, die ich eigentlich bereitwillig wegwerfen wollte … Hatte ihn nur nicht allzu sehr interessiert. Jetzt sind sie alle mordsmäßig sauer auf Väterchen Nurgle, weshalb er seine Truppen zu sich gerufen hat, um sich verteidigen zu können. Warum? Weil die Zerstörung der Feind des Lebens ist. Und ob man es glaubt oder nicht: das Chaos zählt trotz allem – was es den Lebenden angetan hatte, als auch weiterhin antun wird – dazu. Der klägliche, übrig gebliebene Rest der hinterbliebenen Nurgle-Truppen, lockte mich zu sich und meinte, ich wäre ihr „General“. Barboura, eine sogenannte „Chaos War Maiden“, erklärte es mir und bat mich darum mit ihr und The Missing Ones ihren Lieblingsgott zu retten. Ich hätte ablehnen können, doch tat ich es irgendwie nicht. Vielleicht, weil ich die zweite Chance nutzen will, die mir das Leben gegeben hat – auch wenn ich unter all dem leide, was seit jeher passiert ist … Vielleicht aber auch, um für all das – was ich Linos und somit seiner Bevölkerung angetan habe – zu büßen, auch wenn ich diese Welt nur vor dem Chaos retten und meine große Liebe Ilyana wiederbeleben wollte. Es gelang mir auch sie wiederzuholen, nur … lief es nicht ganz so gut, wie ich es mir damals erhofft hatte. Nicht nur, dass im Großen und Ganzen das Gegenteil geschehen ist, nein: das Chaos hat sogar einen Nutzen daraus gezogen! All das, was bisher geschah, reibt mir das Leben mit absolut hämischer Lache ironisch ins Gesicht. Ich fühle zwar durch mein neues, untotes, arthropodisches Dasein kaum noch etwas, aber dafür fühle ich mich vom Leben umso verarschter … Trotzdem möchte ich Barbie helfen, da sie auch in mir einen Eindruck erweckt, dass nicht das ganze Chaos schlecht ist. Vielleicht aber auch nur, weil sie eine der wenigen Chaos War Maiden ist, die zwar von ihren Göttern auserwählt worden sind – so wie wir ehemaligen „Able“ –, jedoch über etwas verfügen, was viele Dämonen des Chaos kaum besitzen: Freiheit. Obwohl jeder einzelne Gott sich eine Chaos War Maiden zugelegt hat, sind sie „Divided“ und unterstehen somit ALLEN Chaosgöttern! Sie kämpfen für das allgemeine Wohl des Chaos – als auch für sich selbst – und nicht nur für den jeweiligen Chaosgott, der sie auserwählt hat. Zumindest ist es etwas, was ich erst zuletzt durch Errelez erfuhr, die ebenfalls eine der War Maiden ist. Sie hat sich dazu bereit erklärt, uns zu helfen … nachdem sie mich beim Akt beinahe gekillt hätte. Sie nannte es den „Pakt“. Ich hätte es beinahe „Tod durch Snu Snu“ genannt … Dass sie von Slaanesh auserwählt wurde, überrascht mich daher wenig. Ach ja: und dann wäre ja noch Ahulil, die Barbie, ihr madiger Dämonen-Gefährte Rogo, The Missing Ones und ich unterwegs aufgreifen konnten. Jetzt, wo alles erledigt ist und wir eine neue, attraktive, zwittrige Kameradin an unserer Seite haben, wird es uns in das Reich von Tzeentch verschlagen, denn dort hat sich die Chaos War Maiden of Tzeentch verbarrikadiert, um sich vor ihrem Gott zu schützen, der sie irgendwie tot sehen will. Ahulil ist eine ihrer fähigen Anhänger und war dabei von Tzeentch’s Truppen verfolgt zu werden, bis wir sie vor diesen retten konnten. Trotz all der Zeit, die wir zusammen verbrachten, ist sie für mich immer noch ein Rätsel. Es ist auf jeden Fall wichtig, jede Unterstützung zu nehmen, die wir kriegen können, denn: es wird kein Leichtes sein, Nurgle zu retten. Vor allem nicht, wenn drei weitere Chaosgötter meinen – wenn nicht sogar unsere – Schädel rollen sehen wollen. Jeder, der mit der Zerstörung und somit mit mir: Usurpator „Yakukage“ Coba zu tun hat, muss eliminiert werden! Zumindest, wenn es um Khorne, Slaanesh und Tzeentch geht … Errelez, in was hast du dich jetzt da bloß hineingeritten? Musstest du wirklich Sigvald und die restlichen Truppen benutzen, die dir zugetan waren? So, wie es damals war, so ist es für dich immer noch ein Spiel, nicht wahr? Dein Gott wird nicht gerade sehr erfreut darüber sein.
 

So, genug geduscht! Langsam mache ich mich angezogen wieder auf dem Rückweg zur gut verborgenen Lustgrotte. Dadurch, dass es immer noch regnet wie aus Eimern, ist Schwabbel auch immer noch in seinem Loch. Darunter befinden sich garantiert Blig und die Nurglinge Ichi, Ni und San. Allerdings höre ich nichts, was mich vermuten lässt, dass sie sich vielleicht sogar ausruhen. Auch ein Anhänger des Nurgle muss bestimmt seine Kräfte regenerieren – früher oder später. Oder? Gut: auf irgendeine Art und Weise sind seine Schergen untot. Sie mussten bisher keine Pausen einlegen – abgesehen zur Nahrungsaufnahme – oder schlafen, so wie es bisher bei Ahulil der Fall gewesen ist. Dank meiner neuen, skurrilen Fähigkeiten Arthropoden zu beschwören, konnte ich ihr durch meine Blutzikaden ihr stets ein luxuriöses Bett anbieten, was sogar in der Lage ist, sich fortzubewegen. Damit war es uns möglich, den weiten Weg vor uns ununterbrochen fortzusetzen. Sie ruhte sich darauf aus und schlief darauf, während ich ein Auge auf sie warf. Ob sie bemerkte, dass ich letztens erst ihre rechte Wange streichelte, als sie schlief? Sie lächelte und seufzte leise, im verträumten Ton … Das war schon niedlich, muss ich sagen. Nun, ich habe es ihr gegenüber jedenfalls noch nicht erwähnt. Falls sie es herausfindet, bin ich mir unsicher, ob sie mir das übel nehmen würde. Am besten: ich erwähne es erst gar nicht. Ihre Dankbarkeit hat sie mir jedenfalls oft genug gezeigt – auch wenn ich noch etwas mehr von ihr will … Ach, ich sollte nicht so ungeduldig sein! Aber das war ja schon immer eine meiner Schwächen. Zumindest, wenn es um SOWAS geht. Wundert mich jedoch nicht, denn jeder Tag konnte damals der Letzte sein. Das menschliche Leben, oder gar das Leben eines kriegerischen Halbgottes war … zerbrechlich. Wie es jetzt ist, weiß ich allerdings nicht. Ich frage mich, wie hier die Zeit vergeht? Wie viel Zeit ist bisher wirklich vergangen? Schwer zu sagen … Der Himmel; der „Chaos-Aither“ über Linos, verschleiert alles. „Na, ihr Würmchen?! Was macht ihr denn hier?“, frage ich Rogo, als auch seinen neuen Kumpanen Treati, die sich beide gemeinsam, ähm … unterhalten? Sie wuseln am Höhleneingang herum, klicken und fiepen beherzt auf, wie kleine, verspielte Giederfüßer … des Todes~ Als mich Rogo erkannt hat, wackelt er erfreut mit seinem Oberkörper. Diese schwabbelige, knuffige Maden-Dämonen-Nudel~ Treati macht ihn kurz daraufhin nach. Eine … interessante Geste. Und dann höre ich die enorm verstörenden Geräusche, die aus der Höhle kommen. „Oh, nein?! … Uff, du bist immerhin hier.“, stelle ich erleichtert fest, als ich mich durch den anstößig wirkenden Spalt wage. Ahulil sitzt bereits im schwach beleuchteten Gang herum und schaut fassungslos in den großen Hohlraum, der gemütlich von den Anhängern des Slaanesh eingerichtet worden ist. „Was ist hier los?“ „Seht doch selbst!“, weist mich Ahulil genervt hin, als sie ihren rechten Zeigefinger erhebt, um auf Errelez zu zeigen, die Arme verschränkend auf etwas wartet. „Ah, da bist du ja, mein Süßer?! Wir haben dich bereits vermisst. Vor allem Barboura hat sehnsüchtig auf deine Ankunft gewartet.“ Sprachlos sehe ich zu ihr und daraufhin zu Boden, als Lezi mit ihren linken Händen auf die Stelle hinweist, zu der ich schauen soll. Dunkel rosa, seidene Fesseln sind sowohl um Barbie’s Hand- als auch Fußgelenke gebunden, die wiederum an stählernen Heringen befestigt zu sein scheinen. Errelez hat Barbie am Höhlenboden fixiert?! Ihre Arme und Beine sind gestreckt. Zusätzlich trägt Barbie eine Augenbinde. Das ist aber auch so ziemlich das Einzige, was sie trägt … Von oberhalb tropft etwas herunter. Als es auf Barbie’s entblößten Leib fällt, schreit sie flüchtig lustvoll auf. Ist das etwa … Wachs?! Ja, da hängt tatsächlich eine Kerze über der Chaos War Maiden of Nurgle, deren heißes Wachs allmählich auf diese herunter tröpfelt. „Sagt ihr, dass sie mit diesem Unfug aufhören soll!“, fordert mich Ahulil im aggressiven Ton auf, die ich daraufhin überrascht ansehen muss. „Schätzchen?!“ „Ich bin nicht dein ‚Schätzchen‘! Oder ‚Liebes‘, oder wie auch immer du mich gedenkst zu benennen!“ „Ich helfe lediglich unserer Moral.“ „‚Moral‘? So nennst du das also?!“ „Wie sehr du doch all das unterschätzt, was unser aller Kampfstärke ausmacht. Auch du stinkst nach Verlangen. Verlangen, die du unterdrückst, bis diese deinen Geist vergiften! Das erklärt auch deine üble Laune, Schnuckelchen.“ „JETZT REICHT ES MIR ABER!“, ruft unsere sonst gefasste Magierin aus, als sie in ihrer linken Hand loderndes Feuer entfacht. „Woah, ganz ruhig, ja?!“ „Ich zeige ihr gleich, wie übel gelaunt ich sein kann! Sich auf diese lüsterne Dämonin einzulassen, ist Euer größter Fehler, Zerstörer – zumindest bis jetzt!“ „Bist du dir da ganz sicher? Ich will euch allen nur helfen.“ „Der einzigen Person, der du helfen willst, bist DU SELBST!“ „Was habe ich davon, mich an Barboura zu vergehen, hm? Denk doch mal darüber nach … Schätzchen!“ Ohne eine weitere Vorwarnung zu geben, schmeißt Ahulil einen kleinen Feuerball auf Errelez, die diesen jedoch mühelos mit ihrem ästhetischen Oberkörper umgehen kann. Zum Schluss verpufft dieser, als das gebündelte Feuer die Höhlenwand trifft. „Der nächste Zauber geht garantiert nicht daneben, Schlampe!“ „Warum so feindselig? Ich will nur, dass es euch allen gut geht.“, erklärt die Chaos War Maiden of Slaanesh eher amüsiert, als alles andere. „Ich sehe nicht das Problem. Ihr macht es doch Spaß.“, sage ich reflexartig trocken auf, als ich die vor Lust zitternde War Maiden erblicke. „Das kann nicht Euer Ernst sein?! Das hält uns nur auf! Meine Meisterin wartet auf mich, genauso wie Barboura’s Gott auf euch wartet!“ „Also hast du doch vor, uns zu verlassen?“, wirft Errelez skeptisch fragend aus. Ahulil kann ihr jedoch nur einen verärgerten Blick zuwerfen. Wenn Blicke töten könnten … „Egal, wie du dich entscheidest, Süßer: die Moral deiner Truppen ist wichtig. Diese zu vernachlässigen, tut niemanden gut. Lust ist ein störender Faktor, der befriedigt werden muss. Früher oder später.“ Auf jeden Fall bin ich momentan etwas verwirrt, als auch überfordert zugleich. „Du bist es doch, die unser aller Lust entfacht!“ „Sieh an?! Gibst du hiermit zu, dass du eine gewisse Lust verspürst? Die Chance, die dir gegeben wurde, hast du jedoch vertan. Schade aber auch~“ Bevor die Beiden sich jedoch gegenseitig anfallen, muss ich etwas tun. Nur: was? „Moment, MOMENT! … Und was hat das jetzt zu bedeuten?“ „Stell/t dich/Euch nicht dumm!“, sagen meine beiden Kameradinnen plötzlich gleichzeitig auf. Ach, auf einmal sind sie sich einig?! „Nun gut: wenn das UNS weiterhilft, dann werden wir noch etwas Zeit hierfür investieren müssen. Ich zumindest.“ „Wundervoll. Ihr die Fesseln anzulegen hat mir einiges an Überwindung gekostet. Du bist letzten Endes der Einzige von uns, der sie auf irgendeine Art und Weise befriedigen kann.“ „Und woher willst du das wissen?“, muss ich sie verdutzt befragen. „Zum Einen: seht sie euch an! Es ist Barboura.“ „Da muss ich ihr leider ausnahmsweise Mal recht geben.“, bestätigt Ahulil somit die spontane Feststellung von Barbie’s Rivalin, die sie ebenfalls nicht leiden kann. Ja, gut: blöde Frage. Sie wurde von Nurgle auserwählt. Auch wenn sie ein gewisses Sexappeal an den Tag legt, so bemerkt man ihre … unangenehme, übelriechende Anwesenheit. Eine, die für viele Sterbliche einen würgereichen und somit ekelerregenden Tod bedeuten würde. „Und außerdem weiß ich es eben~ Ich bin die Auserwählte des Slaanesh. Eure Sehnsüchte und eure unterdrückten Bedürfnisse sind für mich wie ein offenes Buch. Doch deine … sind mir von Anbeginn an ein Rätsel. Eine unheimliche Stille liegt nämlich auf dir, mein Süßer.“ „Hä? Aber ich dachte …“ Vergnügt schmunzelt diese hinterhältige Dämonin. Hat sie mich tatsächlich einfach nur verarscht?! „Diese ‚Feststellung‘ beruhte lediglich auf eine Vermutung meinerseits. Du hast dich mir schlussendlich von selbst geöffnet.“ War ja klar … Ehrlichkeit ist immer so eine Sache. „Aber jetzt im Ernst, mein Süßer: Es kommt mir so vor, als wärst du … innerlich leer. Wie …“ „… eine Hülle. Wie, als wäre ich nicht existent.“ Zögerlich nickt Errelez mir zu. Anders als sonst, lächelt sie nicht. Ungewöhnlich, für ihr sonst so unterschwelliges, gehässiges Verhalten. Dabei kommt mir in den Sinn, dass nun sie es sind, die mich am Leben erhalten. Auch Errelez gehört jetzt dazu. In ihren Armen … fühle ich mich geborgen, obwohl ich weiß, wer und was sie ist. Nur sie sind es, die die Leere in meinem Herzen füllen können … Es ist fast so wie damals, als ich etwas war, was ich von Beginn an nicht sein wollte. Jedenfalls: noch nicht. Etwas, was Zerstörung und Tod über alles und jeden hereinbringen sollte: ein apokalyptischer Reiter des Zerstörers. Ein „Vanitas“ …
 

„Du bist tatsächlich gekommen …“, stellte mein damaliges, untotes Alter Ego fest, als es ihn sah: den gealterten Anführer von Greils Söldnern. Doch zu dieser Zeit … war er mehr. Bereit erhob er sein heiliges Schwert „Ragnell“, eine der wenigen Waffen, die mir Schaden zufügen konnten. Meine bräunlichen, blutunterlaufenen Augen beherbergten bereits den grünlichen Schimmer, der sich in ein grelles Leuchten manifestierte, insofern ER aktiv wurde. Skrämbild stand an meiner Seite. Zumindest im Geiste. Es war ein ewig währender Kampf: er gegen mich. Wer von uns behält die Kontrolle, über diesen Körper? Doch ich gab mich eine Zeit lang unentwegt meinem Hass und somit ihm hin. Wie viele Menschen mussten bereits dadurch sterben? Unzählige ließen ihre Leben, durch meine unheilige Sense „Barisk“, die sich mit ihren obrigen acht Klingen durch die Körper ihrer Opfer fräste, wie eine unaufhaltbare Kettensäge. Der Blutrausch konnte kaum aufgehalten werden. Immer wieder entfachte Skrämbild diesen. Ike wusste, was ich getan hatte und weiterhin vorhaben würde. Ich dachte daran … Genauso wie an das Blut all der Frauen, was ich vergoss, nachdem ich sie mit einer einzigen Berührung verführte. Doch auch sie mussten im Nachhinein sterben. Sie waren nur Verbrauchsware und mein „Futter“. Auch wenn all das nichts im Vergleich zudem war, was meine Geschwister ihnen antaten … „Es darf so nicht weitergehen, alter Freund!“ Mit ernster Mime starrte er mich an. „Freund? Heh, ja … aber natürlich. Wir sind doch alle ‚Freunde‘, nicht wahr?“, entgegnete ich ihm mit mörderischem Gesichtsausdruck, der dem eines Wahnsinnigen gleich kam. Ein Blitz wechselte dieses Antlitz augenblicklich; vertauschte mein bereits eh schon kaputtes Abbild mit der grinsenden Visage von Skrämbild. Auch zu diesem Zeitpunkt verdeckten die dunklen Wolken den Himmel, als ein Sturm tobte. Der Ort, der den Schauplatz unseres Duells darstellte, war kein Zufall: Es war die Grenze des Feuerreichs der Shinobilande. Ein Wald; eine zusammengestürzte Hütte; ein unabwendbares Schicksal … „Hier habe ich sie gefunden: Ilyana lag genau dort.“, sprach ich zu ihm im ruhigen Ton. Gerade in diesem Moment musste es ja so sein: es fing an zu regnen. Schmunzelnd lockerte ich meinen rechten Arm, der die schwarze Sense anhob, die mit den grün leuchtenden Runen des Untergangs bestückt war. Bedächtig legte ich meinen Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hinauf.
 

Swallow The Sun – Enemy

https://www.youtube.com/watch?v=_y8TPj7ULXM&ab_channel=CenturyMediaRecords
 

„Sie weint … Doch die Frage ist: Um wen?“ „Ich schätze, du kennst die Antwort bereits.“, sprach Ike zu mir gefasst, als er mich mit seinem Blick fixierte. Skrämbild konnte nur flüchtig grinsen, bevor sich meine Beine von selbst bewegten und unsere Waffen aufeinander prallten. „Ich muss dir danken, Ike. Für alles.“, sprach ich als Neojusatsu ironisch aus, als meine unglaubliche Kraft ihn nach hinten schleuderte. Mit Mühe hielt sich Ike auf den Beinen, bevor er – nach einer kurzen Verzögerung – zu mir angestürmt kam. Lässig wartete ich auf den erfahrenen Kämpfer, der für all das Verantwortung tragen musste. Mein grüner, blutbeschmierter Akatsuki-Mantel wehte im Sturm, wobei ich diesen als meinen Umhang missbrauchte. Es war nur noch ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, da der Yakukage ein apokalytpischer Reiter des Zerstörers wurde. Die schwarze, grün schimmernde Rüstung – die farblich dem Nox glich – bestätigte es. Ilyana war meine Bestimmung, genauso wie ihr Tod und die darauffolgende Wiederbelebung durch den „Dark Spirit“. „Wäre all das nicht passiert, würden wir uns nicht gegenüberstehen! Doch das wusstest du bereits, nicht wahr?!“ Sein griesgrämiges Gesicht zeigte die Last, die er seit jeher auf seinen Schultern trug. Vielleicht hatte er recht: Wir waren Verbündete; Freunde … Doch irgendwann holte Remigio die Seele von Ilyana und Ike verheimlichte es mir. DAS war dein Fehler! „Ihr Heuchler! Ihr Lügner!“, rief ich verbittert aus, als ich mehrfach nach dem Söldneranführer schlug und meine schweren Schritte das Wasser – samt den Schlamm – in die Luft spritzen ließ. „Das ist deine Chance, Ike!“, dachte ich mir. Ohne meine eigentlichen Kräfte stand ich ihm gegenüber. Ein Kampf Mann gegen Bestie. Mit einem einzigen Schwung hätte ich den gesamten, verfickten Wald abholzen und seinen Körper in eisige Bruchstücke umformen können, doch tat ich es nicht. „Zeig mir was du drauf hast! Halte mich auf!“, lachte ich ihm zu, als ich mit meiner grauenvollen Waffe mehrmals nach ihm schlug. Überfordert wehrte er sich, bis ihm Ragnell aus der Hand glitt und mit der Spitze im weichen Boden versank. So streckte ich ihm Barisk entgegen. Wehleidig blickte er mich mit seinen blauen Augen an. Ich sah die Reue in seinen Augen … Doch war alles bereits zu spät. „Nun wirst du mit all dem leben müssen, bis zum bitteren Ende!“, wies ich ihm von Angesicht zu Angesicht darauf hin, bevor ich ihm den Rücken kehrte. „Du bist derjenige, um den sie weint … Wenn sie sehen würde, was aus dir geworden ist, würde es ihr das Herz brechen.“, sprach er mir noch ein letztes Mal zu, bevor ich nachdenklich in das dunkle Vanitas-Portal schritt, was meine Gestalt verschluckte … Ike konnte mich nicht aufhalten, aber vielleicht wollte er es auch nicht. Doch sein Tod wäre viel zu einfach gewesen. Aus meiner Sicht musste er für all das büßen, was er mir, Ilyana und somit den beiden Welten angetan hatte – wenn auch unbeabsichtigt. Ich weiß es, mittlerweile: auch du warst nur ein weiteres Opfer des Spiels der Götter, so wie wir alle … Dich trifft keine Schuld, Ike. Ich wünschte, ich könnte es dir sagen … Allerdings war es dafür zu spät und mein Rachefeldzug – gegen all diejenigen, die ich zu verachten gelernt hatte –, nahm seinen Lauf. Die Menschen, denen ich einst versuchte zu helfen, ließen durch uns Vanitas ihre Leben. Halarl, Chimere und Zasd – meine Geschwister – brachten sehr viel Leid über diejenigen herein, die ihre Wege kreuzten. Selbst ich besaß Mitleid für diese armen Seelen. Aber ich war anders, denn … ich wollte nur, dass ALLES endet, während ich unentwegt an meine geliebte Ilyana denken musste, die mir genommen wurde und deren Seele ich – trotz einer Möglichkeit sie durch Remigio wieder zu holen – freiließ. Ich hatte die Wahl … doch ergriff ich sie nicht. „Kannst du deinen Freunden wirklich vertrauen?“, fragte mich der untote Able des Wahnsinns – Sabazios – einst, als Remigio mit Ilyana’s Seele an seiner Seite stand. Sie waren die Einzigen, denen ich vertrauen konnte. Das war es, was er mir eintrichterte. Aber … ich wollte es nicht mehr. Unser Leid musste ein Ende haben! … Schlussendlich zog ich mich in den Temple of Apocalypse zurück, der von der Superior getragen wurde – einem riesigen Skarabäus und die Schwarmmutter der „Alaris“: das humanoide Insektenvolk, was wir Vanitas befehligen durften. Sie schwärmten vorwiegend nach Durkan aus, wohingegen die korrumpierten Drachen und Elfen als Unheilsritter in Linos tätig waren. Nur wenige, von mir auserwählte, ehemalige Verbündete, überlebten die Invasion der Truppen des Zerstörers. Vor allem eine Person konnte mir das wiedergeben, was ich benötigte. Das Licht, was mir die Vanitas anboten, war eiskalt, trügerisch und grausam, aber … ihres war strahlend hell und wärmte mein tot geglaubtes Herz. Mitsuya … du warst für mich da. Du hast mir Mut zugesprochen; hast dich um mich gekümmert; wolltest mich nicht aufgeben, genauso wie ich dich nicht aufgeben wollte … Gemeinsam saßen wir auf dem steinernen Thron und warteten auf das unabwendbare Ende der gesamten Schöpfung. Wenn der Zerstörer befreit werden würde, würde alles enden. Das war selbst dir bewusst. Allerdings könnte der Tod aller Vanitas dieses Schicksal abwenden. Vor allem der Tod der Vates Sarela war ausschlaggebend für den Sieg des Lebens über die Zerstörung. Vielleicht hoffte ich darauf, dass man uns aufhalten würde; dass man Skrämbild und mich – Death – bezwingen würde? Wir, die einst Neojusatsu waren … Schlussendlich trafen sie ein. Mitsuya verließ meinen Schoß und ich – der gefallene Herrscher eines untergegangenen Reiches, was ich verdammte – bereitete mich auf die letzte Schlacht in Teruset vor, dem eiskalten Land des Todes und die Bastion der Vanitas. Ike war da, genauso wie Naruto und all ihren Verbündeten, samt der Able und der klägliche Rest von Dokugakure, der meinen Zorn überlebte … Im Nachhinein siegten sie über uns, trotz zahlreicher Gefallener. Meine Gestalt zerfiel allmählich vor ihren Augen, bis der Zerstörer kam. Seine Befreiung konnte nicht verhindert werden. Dieser übernahm komplett die Kontrolle über mich und meinen zugerichteten Körper, woraufhin ich alle Überlebenden nacheinander auslöschte. Hilflos sah mein Geist dabei zu, wie ich die Kontrolle verlor. An einen ganz bestimmten Moment, kann ich mich jedoch jetzt wieder erinnern:

Als die Verzweiflung an mir nagte und Lord Coba kurz davor war, den Untergang von Allem zu verwirklichen, kam sie zu mir: Mitsyua flog in meine Richtung. „Das … ist nicht möglich?!“, dachte sich der Zerstörer zu diesem Zeitpunkt, dessen tiefe, unterdrückende Stimme ich in meinem Kopf vernahm. „Sie kann nicht fliegen, sie hat nur einen Flügel?!“ Doch etwas hat ihr einen zweiten wachsen lassen. Es war ihr Wille, mich retten zu wollen; ihr Wille bei mir zu sein, bis zum bitteren Ende. Die gräulichen Hände – die nicht mehr meine waren – umarmten die liebliche Gestalt, getränkt im warmen Licht … In diesem Moment erhielt ich meinen eigenen Willen zurück und Mitsuya’s Anwesenheit vertrieb den des Zerstörers und die damit einhergehende Kälte der Leere … Tränen liefen über ihr engelsgleiches Gesicht. Auch ich konnte diese nicht zurückhalten. Sie tropften aus der goldenen Maske auf ihr Haupt: die Maske, die ich immer noch trage. Dabei spürte ich es, für einen flüchtigen Augenblick: Erlösung … Bis das Licht erlosch und alles um mich herum in Finsternis gehüllt wurde.
 

Part 31

Asche



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