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Your Stupid Scarf

[NaruSasu // AU]
von

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My saviour

Er starrte ihn schon wieder an, Sasuke konnte es spüren. Sehen konnte er es nicht, da er seine Nase in einem Stephen King Buch vergraben hatte, aber er konnte es eindeutig spüren. Diesen stechenden, penetranten und vor allem ziemlich nervigen Blick, der sich in seinen Hinterkopf bohrte.
 

Seit drei Tagen in Folge starrte ihn dieser blonde Idiot nun schon an. Angefangen hatte es am Freitag, als Sasuke seinen Schal aus den Türen gezogen hatte, und seitdem gaffte er ihn wirklich jeden verdammten Tag an… Und es nervte. Tierisch.
 

War er wirklich so interessant, dass man den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden konnte? Sasuke wusste natürlich, dass er attraktiv war und deswegen öfter mal das eine oder andere Augenpaar auf ihm ruhte. Aber so penetrant angestarrt zu werden? Das war ihm noch nie passiert.
 

Der Blonde schien nicht besonders schüchtern zu sein, Sasuke hatte ihn schon öfter telefonieren und mit anderen Leuten reden gesehen, und da war er immer aufgeschlossen und laut gewesen. Wenn er also irgendetwas von ihm wollte, dann sollte er auf ihn zukommen und ihn ansprechen, aber nicht gaffen, verdammt!
 

Er atmete lauthals aus der Nase aus und versuchte sich auf den Inhalt des Buches zu konzentrieren, doch es hatte keinen Sinn. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren, wenn man ihn so beobachtete!
 

Also klappte er das Buch zu und sah über seine Schulter hinweg nach hinten. Er hatte Recht gehabt, es war tatsächlich der Blonde gewesen, der ihn anstarrte. Ihre Blicke trafen sich und für einen kurzen Moment fühlte sich Sasuke wie elektrisiert.
 

Es war anfangs immer seltsam, wenn man einer fremden Person genau in die Augen sah und diese zurück blickte. Der Drang, den Kopf schnell wieder wegzudrehen, kam in ihm auf, doch er ging ihm nicht nach. Das hatte der Blonde anfangs immer getan, doch inzwischen wendete auch er seinen Blick nicht mehr ab.
 

Fragend hob Sasuke eine Augenbraue, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Der Blonde hatte eine Hand um die Metallstange geschlungen, um sich festzuhalten. Die andere spielte mit den Fransen am Ende seines Schals.
 

Er legte den Kopf leicht zur Seite und zog die Mundwinkel langsam nach oben, ein Funkeln in seinen blauen Augen. Er lächelte. Er lächelte ihn an und Sasuke wusste, dass das Lächeln ihm und ihm alleine galt, da sie immer noch Blickkontakt hielten.
 

Sasuke blinzelte verdutzt und öffnete die Lippen einen Spalt breit. Warum lächelte der Typ ihn an, sollte er etwa… zurück lächeln? Aber er kannte ihn doch gar nicht und Sasuke war generell ein Mensch, der kaum lächelte. Warum sollte er also diesem blonden Idioten mit dem abscheulichen Schal ein Lächeln schenken?
 

Der Typ sah ihn weiterhin an, immer noch das Lächeln auf den Lippen, bis ihm ein anderer Kerl auf die Schulter tippte – wahrscheinlich ein Freund von ihm – und in ein Gespräch verwickelte. Sasuke beobachtete ihn noch für ein paar Sekunden, konnte trotz der Entfernung sein lautes Lachen hören, und wandte dann schließlich abermals blinzelnd den Blick ab.
 

Was für ein seltsamer Vogel… Hm. Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken an den blonden Kerl zu vertreiben und stand dann auf, da er bei der nächsten Station aussteigen musste. Er drückte auf den roten Stoppknopf und wartete vor den Türen.
 

Erneut konnte er die Augen des Blonden auf sich spüren, doch diesmal ignorierte er ihn und ließ seinen Blick stur geradeaus gerichtet. Er hatte keine Ahnung, was der Typ von ihm wollte. Er sollte ihn einfach in Ruhe lassen und seinen blöden Schal wegwerfen, mehr wollte Sasuke doch gar nicht.
 

Die Bahn blieb mit einem Quietschen stehen und Sasuke stieg aus, als sich die Türen öffneten. Er hatte gerade eben zwar erst geraucht, aber dieser bescheuerte Idiot hatte ihn mit seinem Gestarre ganz aus dem Konzept gebracht, also holte er seine Schachtel Marlboro heraus.
 

Schnaubend schob sich Sasuke eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an, während er sich auf dem Weg zu seiner Wohnung machte. Er hatte nur noch knapp zwei Wochen Uni bis die Semesterferien anfingen, was hieß, dass er diese Zeit auch mit lernen, lernen und nochmals lernen verbringen würde.
 

Mit einem Seufzen strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und tippte etwas Asche auf den Boden. Sein Leben war momentan echt stressig und deswegen war er wirklich froh, wenn er die ganzen Klausuren hinter sich und erst einmal ein wenig Freizeit hatte.
 

Er hatte schon ewig nicht mehr gezockt und obwohl es ihm in den Fingern juckte und er seinen Spielkonsolen pausenlose sehnsüchtige Blicke zuwarf, blieb er hart und konzentrierte sich erst einmal auf die Uni. Danach hatte er ja noch genügend Zeit, um etwas zu zocken.
 

Vielleicht konnte er Suigetsu oder Karin zu sich einladen. Er hatte seine beiden Freunde schließlich schon länger nicht mehr gesehen und irgendwie schon ein schlechtes Gewissen, weil er ihre Einladungen immer ablehnen musste…
 

Die beiden Knallköpfe gingen ihm zwar ziemlich oft auf die Eier, aber sie waren immer noch seine besten Freunde und er genoss es mit ihnen Zeit verbringen, sei es nun Zocken oder sonstige Unternehmungen.
 

Sasuke nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, als das Mehrfamilienhaus in Sichtweite kam und schnipste den Stummel zu Boden. Langsam pustete er den Rauch aus seinen Nasenlöchern aus und ging die vier Stockwerke zu seiner Wohnung hinauf. Er schloss die Tür auf, zog sich Mantel und Schuhe aus und ließ sich mit einem Seufzen erst einmal auf sein dunkelblaues Sofa fallen. Der heutige Tag war echt nervig gewesen, deswegen brauchte er jetzt erst einmal ein wenig Ruhe, bevor er mit dem Lernen anfing.
 

Mehrere Minuten lang saß er einfach nur da und genoss die Ruhe, bis diese schließlich von seinem knurrenden Magen unterbrochen wurde. Er legte eine Hand auf seinen Bauch und rieb mit den Fingerspitzen leicht über den Stoff des grauen Sweatshirts, das er gerade trug.
 

Er hatte seit der Mittagspause nichts mehr gegessen und da das inzwischen doch schon wieder einige Stunden her war, beschloss er, sich eine Kleinigkeit zum Essen zu gönnen. Nicht viel, so groß war sein Hunger dann doch nicht, aber ein Schälchen Reis konnte er sicherlich verdrücken. Dann würde er sich auch sicherlich besser aufs Lernen konzentrieren können.
 

Stöhnend stand er auf und schreckte sich erst einmal, da fing plötzlich sein Handy an zu klingeln. Leicht erschrocken zuckte Sasuke zusammen und ging zurück in den Flur, um es aus seinem Rucksack zu holen.
 

Ohne vorher auf das Display zu sehen nahm er den Anruf an und presste sein Handy gegens Ohr: „Hallo?“
 

„Hallo, kleiner Bruder“, begrüßte ihn eine tiefe und nur allzu bekannte Stimme.
 

Sasuke musste lächeln. „Hey“, sagte er und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, um sich aufs Sofa zu setzen. „Itachi, hi.“
 

Früher, als sie noch unter einem Dach gelebt hatten, hatten sie sich öfter mal gestritten, aber seitdem Sasuke vor zwei Jahren ausgezogen war verstanden sie sich wirklich blendend. Streit zwischen ihnen gab es kaum noch und wenn, dann war es selten etwas Ernsthaftes.
 

Dennoch war es Sasuke natürlich schwer gefallen, aus seinem Elternhaus auszuziehen und sich das erste Mal eine eigene Wohnung zu suchen, aber inzwischen war er froh, dass er den Schritt gewagt hatte. Es tat gut sich so selbstständig zu fühlen und sein eigener Herr zu sein. Außerdem hatte die räumliche Trennung nur zur Verbesserung des familiären Klimas beigetragen.
 

„Du hast dich schon länger nicht mehr gemeldet“, sagte Itachi. „Mutter macht sich Sorgen, aber sie wollte nicht überfürsorglich rüber kommen, deswegen hat sie mich darum gebeten dich anzurufen.“
 

Sasuke lachte leise. „Das ist typisch Mum“, meinte er und winkelte die Beine an, damit er seinen freien Arm um seine Knie schlingen konnte. „Wann wird sie endlich begreifen, dass ich kein kleines Kind mehr bin? Ich bin jetzt 22.“
 

„Du bist eben ihr jüngster Sohn, Sasuke. Ich denke, sie wird dich immer als ihr kleines Baby ansehen“, erwiderte Itachi. „Zudem bist du ja auch noch das Küken des gesamten Clans, abgesehen von Cousin Makotos Baby.“
 

„Hm“, machte Sasuke leise. Es stimmte, er war tatsächlich das jüngste Mitglied des Uchiha Clans. Okay, neben dem Neugeborenen seines Cousins, aber das zählte nicht wirklich. Die meisten seiner Verwandten waren alle bereits um die fünfzig und da war er mit Anfang zwanzig definitiv ein Küken, egal, wie ungerne er das auch zugab.
 

Die einzig anderen Familienmitglieder, die in etwa in seine Alterskategorie passten, waren sein Bruder Itachi – 27 Jahre – und sein Cousin Hikaku – 26 Jahre. Früher, als er noch klein war, hatte Sasuke es insgeheim ja immer geliebt, verhätschelt zu werden und im Vordergrund zu stehen, aber inzwischen nervte es nur noch.
 

„Du hast dich aber tatsächlich schon länger nicht mehr gemeldet“, sagte Itachi und unterbrach so das Schweigen, das sich zwischen ihnen gebildet hatte. „Ist alles in Ordnung bei dir?“
 

„Oh, machst du dir etwa auch Sorgen?“ Schnaubend legte Sasuke seine linke Wange auf seinen Knien ab und blickte mit gesenkten Lidern an die Wand, ein kleines Lächeln auf den Lippen.
 

„Sasuke. Ich bin entrüstet, kleiner Bruder. Inzwischen müsstest du doch wissen, dass ich nur anrufe, um Mutters Nerven zu beruhigen und nicht, weil mir dein Wohlergehen am Herzen liegt.“
 

„Natürlich.“ Sasuke schmunzelte und schloss die Augen. „Aber sag ihr, dass sie sich wirklich keine Sorgen machen muss und dass ich mich bald wieder bei ihr melde. Ich bin in letzter Zeit nur ein wenig gestresst, das ist alles.“
 

Itachi summte leise. „Du hast bald Semesterferien, nicht wahr?“
 

„Genau“, bestätigte Sasuke. „Deswegen hab ich auch so viel Stress. Meine Professoren lieben es sämtliche Prüfungen in die letzten Wochen vor den Ferien zu quetschen.“
 

„Hm. Wie viele Prüfungen hast du zu schreiben?“
 

„Insgesamt vier“, antwortete Sasuke. „Ich hab gestern allerdings schon eine geschrieben, also sind es jetzt nur noch drei.“
 

„Welche Themen?“, fragte Itachi nach.
 

Sasuke gab ein ungläubiges Prusten von sich. „Interessiert dich das wirklich?“, wollte er wissen und schlug blinzelnd die Augen auf.
 

„Sonst hätte ich nicht gefragt, oder?“
 

„Hn.“ Sasuke leckte sich über die Lippen. „Gestern hab ich eine Klausur in Kunstgeschichte geschrieben. Jetzt hab ich noch Kunsttheorie und den ganzen Kram vor mir.“
 

„Mh“, summte Itachi. „Bist du immer noch zufrieden mit deiner Wahl für ein Kunststudium?“
 

„Ja“, antwortete Sasuke entschlossen. „Natürlich bin ich das. Es war definitiv die richtige Entscheidung und die Tokyo Zokei ist auch die perfekte Uni für mich. Sie fördert mich und ich lern jeden Tag etwas Neues dazu.“
 

„Das freut mich zu hören, kleiner Bruder. Vielleicht können wir uns in deinen Semesterferien ja nochmal sehen und du zeigst mir ein paar deiner neusten Werke.“
 

„Tsk, als ob!“ Sasuke schnalzte mit der Zunge. „Mich sehen zu wollen ist doch nur ein Vorwand. Ich weiß, dass du eigentlich nur in unser Stammrestaurant willst, damit du deine geliebten Dangos essen kannst.“
 

„Hm, gut. Dann muss ich wenigstens nicht so tun, als würde ich mich für dich interessieren“, erwiderte Itachi. Seine Stimme klang ernst, aber Sasuke kannte ihn und wusste, dass sein Bruder ihn nur ein wenig triezte.
 

Deswegen lachte er auch und schloss abermals die Augen. Normalerweise war Sasuke kein Mensch, der oft lachte, aber bei Itachi konnte er meist nicht anders. Es war einfach… schön ein wenig mit ihm herum albern zu können. Sasuke vermisste ihn sehr und in diesen Momenten, in denen sie zusammen lachten und Spaß hatten, fühlte er sich ihm einfach verbunden.
 

„Du hörst dich müde an“, bemerkte Itachi.
 

„Mh“, machte Sasuke leise und rieb mit dem Handrücken über seine Augen. „Ich hab die letzten Tage nicht allzu viel Schlaf bekommen. Ich hab wahrscheinlich schon so schlimme Augenringe wie du.“
 

„Du solltest das als Kompliment nehmen“, meinte Itachi. „Du weißt, wie gut ich bei den Damen ankomme.“
 

„Du Playboy.“ Schmunzelnd strich sich Sasuke die Haare aus dem Gesicht und lehnte den Kopf in den Nacken, die Augen immer noch geschlossen.
 

Für einen Moment schwiegen sie. Sie waren beide keine große Redner, weswegen bei ihren Gesprächen öfter mal zwischendurch Stille herrschte. Aber es war immer ein angenehmes Schweigen, genau wie dieses hier nun auch, deswegen war es schon okay.
 

„Hey…“, meinte Sasuke nach einiger Zeit schließlich und biss sich auf die Unterlippe. „Itachi… Es wäre schon… schön, wenn wir uns bald nochmal sehen könnten. Auch, wenn es insgeheim nur der Dango wegen ist.“
 

Itachi gluckste leise. „Wann genau fangen deine Semesterferien an? Mitte November?“
 

„Mhmh.“ Sasuke summte zustimmend. „12. November.“
 

„Ah. Wie wäre es, wenn ich am Donnerstag vorbei kommen würde? Das ist der 15. November. Wäre das in Ordnung für dich?“
 

Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Müsste gehen“, sagte er. „Ich hab zumindest keine Pläne gemacht.“
 

„Mh, dann hast du jetzt den ersten Plan für deine Semesterferien: Deinen großen Bruder am 15. November zum Dango essen einladen.“
 

„Hört sich gut an“, meinte Sasuke, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Er hatte Itachi schon ewig nicht mehr gesehen. Das letzte Mal war zu seinem Geburtstag Ende Juli gewesen und inzwischen war es schon Ende Oktober, also drei ganze Monate später!
 

Itachi gab ein zufriedenes Summen von sich. „Dann sehen wir uns in knapp zwei Wochen, Sasuke. Viel Glück bei deinen Klausuren.“
 

„Danke.“ Sasuke schlug die Augen auf und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Grüß Mutter und Vater von mir, okay? Und sag Mum, dass sie sich nicht immer so viele Sorgen machen muss. Mir geht es gut.“
 

„Werd ich ausrichten. Bis dann, Sasuke.“
 

Auch Sasuke verabschiedete sich von Itachi und legte auf. Normalerweise telefonierte er nicht gerne, aber alle paar Wochen die Stimme seines großen Bruders zu hören tat gut. Er vermisste ihn sehr und wenn er ganz ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er sicherlich die Tage bis zu ihrem nächsten Treffen zählen würde.
 

„Zwei Wochen…“ Langsam stand Sasuke auf und legte sein Handy auf dem kleinen Couchtisch ab. Er streckte sich kurz und machte sich dann auf den Weg in die Küche, um in seinen Wandkalender einen neuen Termin einzutragen:
 

15. November – Mit Itachi essen gehen.

 

~ xXx ~
 

„Hm…“ Kritisch ging Sasuke einen Schritt zurück und betrachtete sein bisheriges Werk, einen Pinsel zwischen Zeige- und Mittelfinger haltend.
 

Das Thema Abstraktion hatten sie endlich abgeschlossen und waren vor einigen Tagen zum nächsten gekommen: Acrylmalerei. Sasuke hatte davor noch nie mit Acryl gearbeitet, das war nun also sein erstes Mal und es war überraschend schwierig.
 

Bei den ersten Pinselstrichen hatte er noch mit ein paar Problemchen und Unsicherheiten zu kämpfen gehabt, doch inzwischen war er etwas selbstsicherer geworden, was man seinen Gemälden auch ansah. Sein erstes Gemälde, ein Sonnenuntergang, war sehr einfach gehalten gewesen und man hatte den Farblinien seine Zaghaftigkeit ansehen können.
 

Doch inzwischen war er im Umgang mit Acryl schon etwas geübter. Deswegen wollte er sich für sein zweites Gemälde auch eine kleine Herausforderung stellen und hatte sich für ein komplexeres Motiv entschieden: Nämlich einen Wald bei Nacht.
 

Das hörte sich zwar vielleicht nicht allzu schwierig an, war es aber. Sasuke achtete nämlich penibel auf Details; er wollte jedem einzelnen Laubblatt auf dem Boden Leben einhauchen und auch generell war es ihm sehr wichtig seine Gemälde so realistisch wie möglich zu halten. Da er mit diesem Bild gerade erst angefangen hatte, hatte er dementsprechend auch noch nicht allzu viel aufs Papier gebracht aber das, was er bis jetzt gemalt hatte, befriedigte die hohen Ansprüche, die er an sich selbst stellte.
 

„Hey, das sieht cool aus!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Sasuke drehte den Kopf zur Seite, um seinem Kommilitonen, ein freundlicher Geselle namens Makoto, ins Gesicht zu sehen.
 

„Danke“, sagte Sasuke, „aber es ist noch lange nicht fertig.“
 

„Das seh ich, aber es ist dennoch cool.“ Makoto tätschelte ihm die Schulter. „Du bist echt in allem gut, Sasuke-kun, das ist fast schon gruselig! Daneben kommen mir meine Sachen wie das Gekritzel eines Kleinkinds vor.“ Er kratzte sich am Kopf.
 

„Hm.“ Sasuke schnappte sich ein Handtuch, um seine schmutzigen Hände abzuputzen und warf einen Blick auf Makotos Gemälde. „Es ist nicht schlecht“, kommentierte er, die Augenbrauen leicht zusammengezogen. „Es sieht allerdings ein wenig wild und unkoordiniert aus. Du benutzt viele verschiedene Farben, ich würde mich eher auf ein paar bestimmte konzentrieren und mit diesen dann herum spielen, sie zusammen mischen und so weiter.“
 

„Mhh, meinst du?“ Nachdenklich tippte sich Makoto gegens Kinn und schmierte so etwas gelbe Farbe auf dieses. „Ich denke, du hast Recht. Das ist mir vorher gar nicht so bewusst gewesen, aber es sieht wirklich sehr wild aus. Danke, Sasuke-kun!“ Er strahlte ihn an. „Ich werd versuchen deinen Ratschlag beim nächsten Mal zu befolgen!“
 

Sasuke zuckte nur brummend mit der rechten Schulter und fing an, seine Utensilien wegzuräumen, da es zum Unterrichtsende geklingelt hatte. Sorgfältig verstaute er seine Staffelei im kleinen Aufbewahrungsraum des Ateliers, verabschiedete sich von ein paar Kommilitonen und machte sich auf den Weg zur Bahnstation.
 

Er fröstelte, als ihn draußen angekommen ein kalter Windhauch erfasste und knöpfte sich den Mantel bis zum Hals zu. Verdammt, eigentlich war es ja noch nicht allzu kalt draußen, aber wegen seinen Durchblutungsstören fror Sasuke schneller als andere und gerade war ihm wirklich arschkalt.
 

Zum Glück musste er nicht allzu lange warten, bis die Bahn da sein und er in einem angenehm warmen Waggon sitzen (oder stehen) würde, deswegen würde er die zehn Minuten Wartezeit schon irgendwie rumbekommen.
 

Sasuke schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an, bevor er sein Handy anschaltete und seine Notifikationen abcheckte. Verpasste Anrufe hatte er diesmal nicht, aber dafür hatte ihn Karin eine und Suigetsu sogar drei WhatsApp-Nachrichten geschickt.
 

Er las sie sich durch, hatte allerdings keine Lust auf den Quatsch zu antworten, also schob er sein Handy wieder in den Rucksack und holte stattdessen seinen iPod heraus. Er schob sich die Stöpsel in die Ohren und ließ sich von seiner Lieblingsmusik beschallen, während er an der Haltestelle auf seine Bahn wartete.
 

Sasuke zog an seiner Zigarette und ließ den Rauch langsam seiner Nase entkommen. Im Winter wünschte er sich regelmäßig, er könnte sich das Rauchen endlich abgewöhnen, damit ihm nicht jedes Mal, wenn er in der Kälte eine qualmte, beinahe die Finger abstarben.
 

Es war einfach unangenehm seine Hand für mehrere Minuten in der kalten Luft zu lassen, damit er seine Zigarette halten konnte. Sasuke hatte es schon mit Handschuhen probiert, aber auch die hatten ihm nicht wirklich dabei geholfen, seine Finger vor der Kälte zu schützen.
 

Naja, da musste er eben durch. Es zwang ihn ja niemand dazu eine zu rauchen, also war er da schon selbst schuld. Er hätte als dummer, naiver vierzehnjähriger Rebell niemals eine Kippe aus der Zigarettenschachtel seines Vaters klauen und dann probieren sollen.
 

Es hatte nur eine einzige Zigarette gebraucht, um ihn süchtig zu machen. Er trug das Laster inzwischen schon seit über acht Jahren mit sich und es sah nicht so aus, als könnte er irgendwann bald damit aufhören. Dafür war er einfach noch viel zu abhängig von dem Nikotin und der Entspannung, die das Rauchen eines Glimmstängels mit sich brachte. Irgendwann, das hatte er sich geschworen, würde er damit aufhören, aber noch nicht jetzt.
 

Er klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr und nahm einen letzten, genüsslichen Zug, ehe er die Zigarette auf die Gleise schnipste und seine halberfrorene Hand endlich in seine Manteltasche schieben konnte.
 

Sasuke blickte gedankenverloren auf den Boden, während er den Klängen von Panic! At The Disco lauschte und darauf wartete, dass endlich seine Bahn kam. Einige Minuten später war es schließlich so weit und er seufzte erleichtert auf, als er sah, dass die Waggons nicht allzu voll zu sein schienen.
 

Er richtete sich mit den Fingern die Haare, die durch den Wind ganz zerzaust waren, und trat ein, als sich die Türen der Bahn öffneten. Flüchtig blickte er sich nach Sitzplätzen um, konnte allerdings keine entdecken, also stellte er sich in den Mitteilteil des Waggons und hielt sich mit einer Hand an der Metallstange fest.
 

Weitere Menschen folgten ihm hinein und die Bahn füllte sich schnell. Es war glücklicherweise nicht so voll wie es freitags üblich war, aber es war dennoch schon so eng, dass sich mehrere Körper an ihn pressten.
 

Sasuke verzog mürrisch das Gesicht, da er nicht wirklich Bock auf Körperkontakt mit fremden Menschen hatte, ließ sich ansonsten aber nichts von seinem Unbehagen anmerken und konzentrierte sich stattdessen auf seine Musik.
 

Die Bahn fuhr wieder los und Sasuke schaffte es für einige Minuten tatsächlich völlig in seine Musik zu versinken, bis ihm plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippte und zurück in die Realität holte.
 

Sasuke zog missmutig die Mundwinkel nach unten. Hoffentlich war das niemand, der ihn anflirten wollte, darauf konnte er im Moment nämlich wirklich verzichten. Irgendwie hatte er das Gefühl, als ob die Menschen immer mehr in Flirtlaune kamen, je weiter das Jahr voranschritt. Vielleicht, weil zu Weihnachten niemand gern alleine sein wollte und einige frühe Vogel jetzt schon einmal daran arbeiteten, damit dies nicht der Fall sein würde.
 

Langsam drehte er sich um, eine Augenbraue überheblich in die Höhe gezogen und sah ihn.
 

Der blonde Kerl mit dem hässlichen Schal.
 

„Hey“, sagte er, ein Lächeln auf den Lippen. Seine Wangen waren wegen der Kälte leicht gerötet, was die Sommersprossen auf seiner Nase nur noch prägnanter wirken ließ.
 

Sasuke blinzelte und umfasste mit einer Hand seinen iPod in der Manteltasche, um ihn auszustellen. „… Hi.“
 

„Äh, ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst…“, fing der Blonde langsam an und rieb sich mit der Hand über den Nacken, „aber ich bin der, öh… Der Kerl, dessen Schal du vor ein paar Tagen gerettet hast, heh.“ Instinktiv ließ er die Hand zu seinem Schal wandern und spielte mit den Fransen herum. „Erinnerst du dich?“
 

„Ja“, sagte Sasuke misstrauisch. „Ich erinner mich.“
 

„Oh, echt? Cool!“ Der Kerl grinste ihn an und entblößte seine weißen, leicht spitzen Zähne. Seine Eckzähne waren etwas schief, fiel Sasuke auf, aber irgendwie hatte es einen gewissen Charme.
 

„Hn“, machte Sasuke nur.
 

„Öh…“ Der Blonde kratzte sich an der Wange und ließ seinen Blick zur Seite wandern. „Das hört sich vielleicht komisch an und das ist jetzt auch echt nicht als Anmache gemeint, wirklich nicht!, aber irgendwie bist du mir aufgefallen… Also, nach der ganzen Schalgeschichte und so.“
 

Seine blauen Augen fanden wieder die von Sasuke und er schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Du hast irgendwie so… ich weiß nicht, einsam gewirkt und das ist etwas, was ich irgendwie gar nicht sehen kann…“ Er kratzte sich am Kopf und zerzauste sein blondes Haar so noch mehr. „Also Leute, die alleine sind, mein ich jetzt… Weckt unschöne Erinnerungen und so.“
 

Sasuke, der keine Ahnung hatte, worauf der der Kerl nun eigentlich hinauswollte, legte den Kopf nur stillschweigend zur Seite und wartete darauf, dass der Blonde endlich zum Punkt kam.
 

„Und naja, deswegen hab ich mir gedacht, dass ich… äh…“ Der Kerl ließ die Hand fallen und umfasste erneut seinen Schal. „Du hast ja meinen Schal gerettet und so, heh, und mir ist bewusst geworden, dass ich mich noch gar nicht wirklich dafür revanchiert hab, deswegen, äh…“ Er zog am Ende seines Schals und grinste Sasuke an. „Wie wär’s, wenn ich dich als Dank einlade? Zu einem Kaffee oder so, oder vielleicht einer Miso-Suppe, ich hab nämlich ziemlichen Kohldampf.“
 

Sasuke starrte ihn entgeistert an. „… Wie bitte?“ Hatte er das da gerade wirklich richtig gehört…?
 

„Ich möchte dich zu einem Kaffee einladen“, wiederholte der Blonde, diesmal mit mehr Nachdruck. „Oder… Heh, eigentlich will ich dich lieber zu Ichiraku einladen, ich hab nämlich echt Hunger.“
 

Sasuke öffnete die Lippen einen Spalt breit. Der Kerl war… Er war wirklich frech. So schüchtern, wie er die ersten Tage nach Blickkontakt noch gewirkt hatte, hätte Sasuke das nie von ihm erwartet. „… Wieso?“, fragte er misstrauisch nach.
 

„Wie gesagt, du kamst mir irgendwie einsam vor“, erwiderte der Kerl und zuckte mit den Schultern.
 

„Ich bin nicht der einzige, der alleine mit der Bahn fährt“, sagte Sasuke und sah sich im Waggon um. Hier waren mehrere Leute, die alleine herumstanden und so aussahen, als würden sie sich nach einen Gesprächspartner sehnten… Etwas, wonach er ganz bestimmt nicht aussah. „Wieso ich?“
 

„Du bist mir halt aufgefallen.“
 

„… Weil ich deinen Schal ‚gerettet‘ habe.“ Es war keine Frage, sondern eine Aussage.
 

Der Blonde lachte. „Genau! Also?“ Lächelnd neigte er den Kopf zur Seite, die blauen Augen funkelnd.
 

Sasuke leckte sich über die Lippen. „Ich kenn dich gar nicht.“
 

„Ich weiß, deswegen lad ich dich doch auch ein.“ Mit einem spitzbübischen Grinsen schlug er leicht mit dem Ende seines Schals nach ihm. „Damit ich dich eben kennenlernen kann, du Dummi.“
 

„Machst du das immer so?“, wollte Sasuke wissen. „Fremde Leute einfach so einladen, weil sie… ‚einsam‘ aussehen?“
 

„Nö, das mach ich nur bei Schalrettern.“ Der Kerl grinste ihn breit an. „Also komm schon, zier dich nicht so! Warst du schon einmal bei Ichiraku? Die haben dort das beste Ramen in ganz Japan, das muss man probiert haben!“
 

Sasuke runzelte die Stirn. Der Typ war wirklich hartnäckig… „Ich kenn noch nicht mal deinen Namen.“
 

„Und ich kenn deinen nicht, aber das hält mich dennoch nicht davon ab dich einzuladen, oder?“ Lächelnd legte der Blonde den Kopf schief.
 

„…Hn.“ Sasuke vergrub die Hände tiefer in seinen Taschen. „Du bist stur.“
 

„Heh, ja. Mir wird öfter gesagt, dass ich einen ziemlichen Dickschädel habe.“ Lachend klopfte er sich mit den Knöcheln gegen den Kopf. „Aber hey, ich sag dir meinen Namen und dann steht einem Essen bei Ichirakus nichts mehr im Wege, oder?“ Er grinste ihn frech an und hielt ihm seine Hand vor die Nase. „Ich bin Naruto“, stellte er sich vor. „Uzumaki, Naruto.“
 

Sasuke starrte auf die ihm so penetrant angebotene Hand. Naruto… Jetzt konnte er dem Besitzer des hässlichen, orangen Etwas endlich einen Namen zuordnen. Es war ein außergewöhnlicher Name, aber Sasuke konnte jetzt schon sagen, dass er zum Blonden passte.
 

„Komm schon“, sagte Naruto, als er sein Zögern bemerkte und wackelte mit den Fingern herum. „Ich bin kein Vergewaltiger oder so, ich bin ein anständiger Kerl, wirklich. Du kannst die da hinten fragen, wenn du mir nicht glaubst.“ Er nickte mit dem Kopf zu einer Gruppe Leute, die sich lauthals unterhielten und lachten. Wahrscheinlich Freunde von ihm.
 

Sasuke biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die gebräunte Hand, bevor er den Blick hob und in Narutos Gesicht blickte. Er trug ein kleines Lächeln auf den Lippen und seine Augen funkelten. Er war ein komischer Vogel; er war laut, aufdringlich und schien sehr von sich selbst überzeugt zu sein, aber er war dennoch…
 

Er war Sasuke trotz allem und sogar trotz seines scheußlichen Schals sympathisch, das konnte er nicht leugnen, also nahm er die Hand schlussendlich an und schüttelte sie einmal hart. „Uchiha, Sasuke.“
 

„Sasuke“, wiederholte Naruto. „Gefällt mir. Aber oh, hey! Uchiha… Uh, wie in… Uchiha Corp.? Dieser große Elektrokonzern, der Fernseher und so Kram herstellt?“
 

Sasuke schob die Hände tiefer in seinen Mantel. „Ja“, bestätigte er.
 

„Hah, das ist cool!“ Naruto lachte leise. „Aber ist mir leider zu teuer, das kann ich mir nicht leisten“, meinte er und kratzte sich am Kopf. „Könnt ihr eure Fernseher nicht billiger machen? Dieser eine Flatscreen von euch ist echt geil, den würd ich gern haben!“
 

„Gute Qualität bringt nun mal eben einen gewissen Preis mit sich“, erwiderte Sasuke.
 

„Hmpf, das stimmt wohl… Naja!“ Naruto winkte ab. „Wie auch immer. Aber hey, das heißt jetzt, dass du mir essengehst, oder?“
 

Sasuke zögerte kurz. Normalerweise ließ er sich nie von Leuten einladen, die er nicht kannte, aber Naruto hatte tatsächlich einen… gewissen Charme, und irgendwie fand Sasuke ihn auch interessant, das musste er sich eingestehen. „… Okay.“
 

„Heh, sehr schön!“ Naruto grinste ihn an und boxte ihm freundschaftlich gegen den Oberarm. „Du wirst es nicht bereuen, glaub mir.“
 

Sasuke strich sich die Haare aus den Augen. „Ich bereu es jetzt schon.“
 

„Was? Hey! Nicht fair, du Bastard!“ Beleidigt blies Naruto die Wangen auf. „Du kennst mich doch gar nicht, also sei nicht oberflächlich und beurteil mich nicht nach meinem Aussehen.“
 

„Hn“, machte Sasuke. „Das ist ziemlich schwer.“
 

„Weil ich so heiß bin, huh?“ Mit gespielter Arroganz rieb sich Naruto übers unrasierte Kinn. „Ich bin schon ein echt heißer Feger, Mann.“
 

„Ich rede von deinem Schal und nicht von deinem durchschnittlichen Aussehen.“ Sasuke nahm die Hand aus der Tasche und zog an einem der orangen Fransen.
 

„Huh?“ Naruto senkte seinen Blick auf blasse Finger. „Was ist damit?“
 

Sasuke zog mit mehr Kraft am Schal. „Das ist der hässlichste Schal, den ich jemals in meinem ganzen Leben gesehen habe.“
 

„Was?!“ Entrüstet schlug Naruto seine Hand weg und vergrub das Gesicht im orangen Stoff. „Der ist toll! Total weich und hält schön warm und in meiner Lieblingsfarbe ist er auch noch…!“
 

„Er ist hässlich.“
 

„Du bist hässlich!“
 

Sasuke schnaubte. „Sehr reifes Verhalten, was du da an den Tag legst.“
 

„Ich bin vor ein paar Tagen erst 24 geworden, ich darf noch kindisch sein.“ Grinsend ließ Naruto den Schal wieder los.
 

„24“, wiederholte Sasuke tonlos. „Ich hätte dich eher auf 14 geschätzt.“
 

„Du bist nur neidisch, weil du schon so alt bist, Mann!“ Naruto streckte ihm die Zunge heraus. „Opa.“
 

Sasuke verengte die Augen. „Ich bin kein Opa, ich bin jünger als du.“
 

„Was, echt?“ Naruto sah ihn überrascht an, die Augen groß. „Wie alt bist du?“
 

„22.“
 

„…Wow.“ Prustend kratzte sich Naruto an der Wange. „Ich hätte dich älter geschätzt, ehrlich gesagt… Aber das machen die Falten.“ Er rieb mit dem Daumen zwischen Sasukes Augenbrauen. „Verzieh nicht immer so grimmig das Gesicht, dann siehst du direkt viel jünger aus.“
 

„Ich guck nicht grimmig“, stritt Sasuke irritiert ab. „Ich guck normal.“
 

„Na, wenn das dein normaler Ausdruck ist, dann will ich nicht wissen wie du aussiehst, wenn du wirklich wütend bist.“ Naruto schnalzte mit der Zunge und blickte auf die digitale Fahrplanübersicht. „Die nächste müssen wir raus“, sagte er und drückte auf den Stoppknopf. „Bist du schon einmal bei Ichiraku gewesen?“
 

„Nein, noch nicht.“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Aber den Namen hab ich schon ein paarmal gehört.“
 

„Das ist das beste Restaurant der Welt“, schwärmte Naruto. „Der alte Mann macht das beste Ramen, das ich jemals in meinem Leben gegessen habe!“ Begeistert schmatzte er mit den Lippen. „Die haben sich dort auf Miso-Suppe spezialisiert, deswegen haben die auch fast nichts anderes im Angebot. Magst du das?“
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Nicht mein Lieblingsessen, aber es ist okay.“
 

Naruto nickte langsam. „Wir können auch ruhig was anderes essen“, meinte er und kämpfte sich zu den Türen durch, als die Bahn an der Haltestelle stoppte. „Wir müssen jetzt nicht unbedingt zu Ichiraku.“
 

„Ist schon okay.“ Sasuke zuckte abermals mit den Schultern und folgte ihm hinaus. „Ich hab eh keinen allzu großen Hunger, also passt Miso-Suppe schon.“
 

„Gut.“ Naruto schien sehr zufrieden mit dieser Antwort. „Es ist auch direkt hier um die Ecke, also müssen wir nicht allzu weit gehen.“
 

Sasuke nickte und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Restaurant, Naruto aufgeregt vor sich hin quasselnd. Er war wirklich ein Plappermaul und konnte nicht mal für fünf Sekunden die Klappe halten, aber auch das war seltsamerweise okay. Sasuke selbst war kein großer Redner und deswegen bevorzugte er es, wenn die andere Person das Reden für ihn mit übernahm und das tat Naruto definitiv.
 

Trotzdem wunderte es ihn immer noch ein bisschen, dass Naruto so lange gebraucht hatte, bis er ihn angesprochen hatte. Es war schließlich offensichtlich, dass er ihn schon eine Zeit auf seinem „Radar“ hatte, also warum tagelang dieses nervige Starren? Denn schüchtern wirkte Naruto nun überhaupt nicht mehr, im Gegenteil. Hm, vielleicht hatte ihn tatsächlich Sasukes Miene etwas abgeschreckt?
 

Das Ichiraku war ein kleines, aber feines Restaurant. Vielleicht ein wenig altmodisch dekoriert, mit vielen Holzelementen und wenig Farbe, aber dennoch sehr gemütlich. Sasuke fühlte sich direkt wohl, als er einen Schritt hineintat und ihm sofort der Geruch von Nudelsuppe in die Nase stieg.
 

„Hallo, alter Mann!“ Grinsend lief Naruto auf den Tresen zu und begrüßte den Mann dahinter, den Sasuke für den Besitzer des Restaurants hielt.
 

„Oh, hallo, Naruto!“ Der ältere Mann lächelte ihn an und zerzauste ihm das Haar.
 

Sasuke beobachtete sie, während sie sich unterhielten. Dabei fiel ihm auf, wie nah sich die beiden zu stehen schienen. Wahrscheinlich war Naruto ein Stammkunde, so, wie er von dem Essen hier geschwärmt hatte? Denn wirklich ähnlich sahen sie sich nicht, weswegen er eine Verwandtschaft eher ausschloss.
 

Lachend schlug Naruto zweimal auf den Tresen und drehte sich dann um, um wieder zu Sasuke zu gehen. „Sorry“, sagte er, „dass ich dich einfach hab so stehen lassen. Aber du hättest dir schon einmal einen Tisch aussuchen können! Du hättest nicht wie ein braver Hund mitten im Laden stehend auf mich warten müssen, auch, wenn das schon ganz süß ist.“ Grinsend legte er Sasuke eine Hand aufs Schulterblatt und führte ihn zum Sitzbereich. „Wo möchtest du sitzen? Du hast freie Wahl.“
 

Sasuke zuckte mit den Achseln. „Mir egal.“
 

„Mh, dann hier.“ Naruto führte ihn zu einem kleinen, rechteckigen Tisch für zwei Personen in der Mitte des Raums. Er zog seine dunkelgrüne Jacke aus und hängte sie an seinem Stuhl auf, bevor er sich stöhnend darauf plumpste. „Komm schon, setz dich, Sasuke.“
 

Sasuke knöpfte seinen Mantel auf und schlang ihn um die Stuhllehne, dann setzte auch er sich schließlich hin. Der Stuhl knackste leise. Sasuke verzog das Gesicht, während Naruto lachen musste.
 

„Du bist zu schwer“, sagte er grinsend. „Vielleicht solltest du nichts essen und stattdessen nur was trinken und eine Diät machen.“
 

„Sehr witzig.“ Sasuke schnappte sich die Speisekarte und schlug sie auf. Eine Diät war das letzte, was er machen musste. Er hatte schon immer einen sehr schlanken, fast schon schlaksigen Körperbau gehabt und egal, wie sehr seine Mutter auch versucht hätte ihn mit seinem Lieblingsessen zu mästen, er nahm und nahm einfach nicht zu.
 

Das lag wahrscheinlich in seinen Genen. Itachi war auch so ein Hungerhaken wie er, genau wie seine Mutter. Sein Vater war da mit seinem breiten Oberkörper und den muskulösen Armen die einzige Ausnahme.
 

„Ich kann dir gern etwas empfehlen“, sagte Naruto, als er ebenfalls nach einer Speisekarte griff. „Ich hab alles auf der Karte schon mindestens zweimal probiert, heh, und ich kann dir versichern, dass echt alles köstlich schmeckt!“
 

„Hm“, summte Sasuke, während seine Augen über die verschiedenen Angebote huschten.
 

„Gibt es etwas, was du nicht gern isst?“, wollte Naruto wissen. „Oder äh, anders rum. Was isst du denn besonders gerne?“
 

„Ich mag nichts Süßes“, antwortete Sasuke, „und bevorzuge scharfes Essen.“
 

„Oh, du magst scharfe Sachen? Dann musst du mich ja echt mögen.“ Grinsend wippte Naruto mit den Augenbrauen und lachte dann. „Nee, heh. Aber die haben hier eine echt gute Currysuppe, die ist wirklich fantastisch! Warte, die ist… äh.“ Er beugte sich über den Tisch und blätterte ein paar Seiten in Sasukes Speisekarte um, bis er auf der richtigen angekommen war. „Hier“, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger auf eine Zeile.
 

Sasukes Blick ruhte für einen kurzen Moment auf diesem Finger und ihm fiel auf, wie kurz und abgeknabbert der Nagel war, bevor er sich schließlich die näheren Angaben zum Gericht 054 – Currysuppe durchlas. Er nickte, weil ihm gefiel, was er da las, und klappte die Speisekarte behutsam wieder zu. „Ich denke, das werd ich nehmen.“
 

„Gute Wahl.“ Naruto streckte den Daumen in die Höhe und fing an, wild mit seinen Armen herumzufuchteln, wie eine Ente, die versuchen wollte zu fliegen. „Hey, alter Mann! Wir wollen bestellen!“
 

Sasuke zog die Augenbrauen zusammen. „Muss das sein?“, fragte er nach. „Kannst du nicht wie ein normaler Mensch bestellen?“
 

„Ach, der alte Mann ist das schon von mir gewohnt.“ Naruto lachte und wartete, bis der Besitzer mit einem Notizblock bei ihnen war und sie lächelnd fragte, was sie haben wollten.
 

„Ich nehm eine Miso-Suppe mit Schweinefleisch“, sagte Naruto und stützte sein Gesicht mit einer Hand ab. „Oh, und eine Cola!“
 

Der Besitzer nickte und sah zu Sasuke herüber. „Und Sie?“
 

„Eine Currysuppe und einen Kaffee, bitte“, bestellte Sasuke.
 

„Okay, kommt sofort.“ Nickend notierte der Mann ihre Bestellungen und ging zurück zum Tresen.
 

Naruto beobachtete ihn und leckte sich über die Lippen. „Ich kann’s kaum noch abwarten“, sagte er ungeduldig und trommelte mit den Fingern gegen den Tisch. „Es riecht hier immer so verdammt gut, dass ich mich kaum noch beherrschen kann!“
 

„Du scheinst wirklich auf Ramen zu stehen“, kommentierte Sasuke mit einem Schmunzeln.
 

„Ramen ist mein Leben! Ich würde töten dafür!“ Mit funkelnden Augen legte Naruto die Hände auf seine Brust, genau über sein Herz.
 

„Gut zu wissen.“ Sasuke schnaubte amüsiert.
 

„Heh.“ Naruto grinste ihn an. „Was ist dein Lieblingsessen?“, wollte er neugierig wissen.
 

Sasuke lehnte seine rechte Wange gegen seine geballte Faust. „Reisbällchen.“
 

Naruto entkam ein Prusten. „Echt, so etwas Langweiliges?“
 

„Miso-Suppe ist auch langweilig“, wies Sasuke ihn drauf hin.
 

„Huh, stimmt.“ Naruto kratzte sich am Kopf. „Dann passt das eigentlich gar nicht zu mir, ich bin nämlich das Gegenteil von langweilig.“
 

„Mh, das kann ich mir sehr gut vorstellen.“ Sasuke kannte ihn zwar kaum, aber er konnte jetzt schon sagen, dass Naruto wirklich alles andere als ein langweiliger Geselle war.
 

„Hehe.“ Naruto rieb mit dem Zeigefinger über seine Nase und lächelte ihn an.
 

Sasuke konnte spüren, wie Narutos Blick über sein Gesicht huschte und er es neugierig betrachtete, bis seine Augen schließlich Sasukes fanden. „Deine Augen sind echt dunkel.“
 

„Hm“, machte Sasuke nur und klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
 

„Echt jetzt, die sehen fast aus wie schwarz.“ Naruto rieb sich übers Kinn, den Blick immer noch intensiv auf sein Gesicht gerichtet.
 

„Sie sind braun“, sagte Sasuke.
 

„Echt? Find ich cool.“
 

Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Braune Augen sind nichts Besonderes“, meinte er. „So gut wie jeder Japaner hat sie.“
 

„Mir gefallen deine dennoch“, sagte Naruto mit einem kleinen Lächeln.
 

„Mh, also willst du damit andeuten, dass ich schöne Augen hab?“ Sasuke legte den Kopf zur Seite.
 

„Nein…!“ Naruto lachte und kratzte sich mit verlegener Miene an der Wange. „Das wär schwul. Es war nur eine, äh… Observation. Eine… ziemliche schwule Observation… Fuck.“ Stöhnend legte er sich eine Hand ins Gesicht. „Sorry. Das war nicht als Anmache gemeint, ehrlich nicht!“
 

Sasuke musste lachen. Irgendwie war das fast schon… niedlich, wie verlegen Naruto auf einmal war. Der Kerl war wirklich eine seltsame Mischung aus selbstbewusst und schnell peinlich berührt. „Schon okay“, sagte er und öffnete seinen Rucksack, um seine Schachtel Marlboro herauszuholen. Es gab nicht mehr viele Restaurants, in denen man noch rauchen durfte, aber der Aschenbecher stand ja sicherlich nicht nur zur Deko auf dem Tisch, also musste er diese Gelegenheit ausnutzen.
 

Naruto grinste schief und nahm die Hand von seinem Gesicht. Er stutzte, als er die Kippe zwischen Sasukes Lippen hängen sah. „Du rauchst?“, fragte er überrascht nach.
 

„Nein“, antwortete Sasuke und führte die Flamme des Feuerzeugs zum Ende der Zigarette. „Ich tu nur so, das ist eine Kaugummizigarette.“
 

Naruto blinzelte überrascht und lachte dann. „Du kannst witzig sein“, sagte er, ein fettes Grinsen im Gesicht.
 

„Hn“, summte Sasuke nur und nahm einen tiefen Zug.
 

„Ich hab früher immer Kaugummizigaretten geraucht“, fing Naruto an zu erzählen. „Naja, so getan, als hätte ich sie eben geraucht, bis ich irgendwann mit den richtigen Kippen angefangen habe.“ Er schlang einen Arm um seine Stuhllehne und machte es sich bequem. „Was rauchst du? Marlboro?“
 

„Marlboro“, bestätigte Sasuke mit einem Nicken und pustete den Rauch langsam aus.
 

„Ah, hab ich früher auch geraucht, bis es mir zu teuer geworden ist.“ Naruto verzog das Gesicht. „Rauchen ist ein echt sauteures Hobby.“
 

„Das ist es.“ Sasuke tippte etwas Asche von seiner Zigarette in den Aschenbecher und murmelte der Kellnerin, die ihnen ihre Getränke brachte, ein „Danke“ zu.
 

Auch Naruto bedankte sich mit einem Strahlen bei ihr und nahm direkt einen großen Schluck von seiner Cola, als ob er kurz vorm Verdursten wäre und einzig und allein diese Cola ihn vom Tod bewahren könnte. „Aw, fuck, ich liebe das Zeug einfach“, meinte er begeistert und leckte sich über die Lippen. „Ich krieg davon nie genug.“
 

„Bist du sicher, dass du Cola trinken solltest?“ Schmunzelnd zog Sasuke eine Augenbraue in die Höhe. „Du bist so schon hyperaktiv genug.“
 

Naruto, der gerade noch einen Schluck trinken wollte, schnaubte. „Fick dich“, sagte er und leckte sich die Tropfen Cola vom Kinn, die ihm aus dem Mund gelaufen waren. „Ich besitze nur eine gesunde Dosis an Energie, das ist alles.“
 

„Natürlich“, erwiderte Sasuke und schob die Zigarette zwischen seine Lippen.
 

Naruto beobachtete ihn dabei. „Hey“, meinte er plötzlich, als ihm etwas auffiel, und griff nach seiner Hand. „Was ist das?“ Er deutete auf die bunten Flecken auf Sasukes Fingerspitzen.
 

Sasuke ließ Naruto seine Finger inspizieren und nahm die Zigarette stattdessen in die andere Hand. „Farbe.“
 

„Hmm…“ Naruto kratzte mit dem Nagel über einen grünen Farbfleck auf Sasukes Daumen. „Stimmt. Wow, das Zeug ist echt hartnäckig, was ist das?“
 

„Acryl.“ Sasuke zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus. „Das ist Zeitverschwendung, ohne Wasser geht das nicht ab“, meinte er amüsiert, als Naruto weiterhin versuchte, die Farbe von seinen Fingern zu kratzen.
 

„Aber es macht Spaß.“ Naruto grinste ihn an und versuchte nun die Farbe von Sasukes Zeigefinger zu kratzen. Seine Fingerspitzen waren rau, fiel Sasuke auf, und seine Hand, die halb auf seiner lag, fühlte sich angenehm warm an. „Malst du gerne, Sasuke?“
 

Sasuke summte zustimmend und nahm einen Schluck von seinem Kaffee – schwarz und ohne Zucker. „Ja.“
 

„Hobbymäßig?“, fragte Naruto weiter nach. Seine Miene wirkte angestrengt und seine Zunge lugte zwischen seinen Lippen hervor. „Oder ist das dein Beruf oder so?“
 

„Noch nicht“, erwiderte Sasuke, „aber ich hoffe, dass ich es nach meinem Studium zu meinem Beruf machen kann.“
 

„Oh, du studierst Kunst?“ Naruto hob den Kopf und sah ihn an. „Heh, dann ist Hachiōji wohl perfekt für dich, hier gibt es nämlich viele Kunstunis.“
 

„Das stimmt.“ Sasuke verkrampfte sich leicht, als Narutos Daumen über seinen Handrücken rieb und ließ die Hand in den Schoß fallen, als Naruto sie losließ. Irgendwie fühlte sie sich nun unangenehm… kalt an. „Deswegen bin ich auch hierhin gezogen.“
 

„Oh, du kommst nicht von hier?“ Naruto griff nach seiner Cola und nahm einen Schluck. „Heh, cool, ich nämlich eigentlich auch nicht. Wo kommst du ursprünglich her?“
 

Normalerweise würde Sasuke einem Fremden niemals so viele Infos über sich preisgeben, aber Naruto… Er war irgendwie anders. Es machte Spaß mit ihm zu reden. Er war unterhaltsam und wurde Sasuke immer sympathischer, weswegen er auch langsam anfing aufzutauen.
 

„Ich bin in Tokio geboren und hab da ein paar Jahre gelebt, bis ich mit der Familie nach Hiroshima umgezogen bin.“
 

„Oh, Hiroshima.“ Naruto verzog das Gesicht. „Schweres Schicksal, das die Stadt da erlitten hat, huh?“
 

„Schon.“ Sasuke verschränkte die Finger ineinander und stützte sein Kinn auf seinem Handrücken ab. „Aber es ist dennoch eine sehr schöne Stadt und ich hab mich dort auch sehr wohlgefühlt.“
 

„Mh, das glaub ich, aber wegen der ganzen Atombombengeschichte hat der Name schon eher einen negativ behafteten Ruf, was?“, meinte Naruto und kratzte sich am Kopf. „Was ich schade finde. Ich mein, eine Stadt nur deswegen meiden zu wollen find ich scheiße…“
 

„Naja, viele haben Angst vor Strahlenschäden durch Radioaktivität, aber das ist Quatsch.“ Sasuke schnaubte. „Die Atombombe ist in der Luft explodiert und nicht am Boden, weswegen die Strahlenbelastung in Hiroshima nicht höher ist als in anderen Gebieten der Erde.“
 

„Echt? Das wusste ich gar nicht.“ Naruto sah ihn interessiert an. „Cool, wieder was Neues gelernt, heh. Vielleicht fahr ich irgendwann ja auch mal da hin und dann kannst du meinen Reiseführer spielen!“
 

Sasuke schnaubte. „Vielleicht aber auch nicht.“
 

„Ach, das sagst du jetzt!“ Unbekümmert winkte Naruto mit der Hand ab. „Aber ich werd dir schon ans Herz wachsen und dann wünschst du dir ich wäre ein Kaugummi, der unter deinem Schuh klebt, damit du mich nieee wieder loswirst!“
 

„Du bist ziemlich von dir selbst überzeugt“, kommentierte Sasuke.
 

Naruto grinste ihn an. „Ich bin mir nur meines Charmes bewusst, das ist alles.“
 

„Hn.“ Sasuke nippte an seinem Kaffee und betrachtete sein Gegenüber mit gerunzelter Stirn. „Wo kommst du her?“, wollte er wissen. „Dein Dialekt kommt mir bekannt vor…“
 

„Rate mal.“ Naruto stützte sein Gesicht mit beiden Händen ab und sah ihn abwartend an.
 

„Hm…“ Nachdenklich trommelte Sasuke mit den Fingern gegen seine Kaffeetasse. „Es ist auf jeden Fall einer der Kansai-Dialekte.“
 

„Jepp, stimmt“, bestätigte Naruto mit einem Nicken und rieb sich über die Nase. „Ich komm aus Osaka.“
 

„Ah.“ Sasuke summte leise. „Dein Dialekt ist nicht allzu ausgeprägt, aber bei manchen Wörtern kommt er raus.“
 

„Hm, ist wahrscheinlich so, weil ich jetzt schon was länger in Hachiōji lebe, keine Ahnung.“ Naruto zuckte mit den Schultern und strahlte, als die Kellnerin mit ihrem Essen kam. „Ramen!“
 

Sasuke nickte ihr dankbar zu und betrachtete seine Currysuppe. Sie sah wirklich lecker aus und gut riechen tat sie auch. Jetzt musste sie nur noch so gut schmecken. Er nahm die Essstäbchen in die Hand und entbrach sie.
 

Naruto tat es ihm gleich. „Guten Appetit!“, wünschte er ihm lächelnd.
 

„Danke, dir auch.“ Sasuke rührte mit seinen Stäbchen in der Suppe herum. „Und danke für das Essen.“
 

Naruto, der sich bereits ein paar Nudeln in den Mund gestopft hatte, schluckte erst, bevor er ein „Gern“ erwiderte und sich sofort noch mehr Nudeln in den Rachen schob.
 

Sasuke schnaubte amüsiert, fing dann aber auch an zu essen. Es war lecker, wirklich lecker! Naruto hatte tatsächlich Recht gehabt, Ichiraku war ein sehr gutes Restaurant, das konnte Sasuke bereits nach wenigen Bissen sagen. Er hatte vorher zwar noch nie Nudeln in einer Currysuppe gehabt, aber die Mischung passte und ergänzte sich perfekt.
 

„Schmeckt’s dir?“, fragte Naruto neugierig nach und beobachtete, wie Sasuke einen Schluck aus der Schüssel nahm.
 

„Ja, es ist sehr lecker.“ Nickend griff Sasuke nach einer Serviette und tupfte sich damit die Mundwinkel ab.
 

„Hehe, hab ich doch gesagt.“ Mit einem Grinsen trank Naruto von seiner Cola und widmete sich wieder seiner Miso-Suppe. „Hey, auf welche von den vielen Kunstunis hier gehst du denn?“
 

„Ich gehe auf die Tokyo Zokei, falls dir der Name was sagt.“
 

„Jepp, hab ich schon ein paarmal gehört!“ Naruto nickte energisch. „Und was genau studierst du da jetzt?“, fragte er und nahm einen schlürfenden Schluck von der Brühe.
 

„Freie Kunst mit dem Schwerpunkt auf Malerei“, antwortete Sasuke.
 

„Das ist cool. Ich wünschte, ich könnte auch malen, aber ich bin da leider echt eine Niete drin, ich kann nicht mal Strichmännchen malen.“ Naruto verzog das Gesicht und rieb sich über den Nacken. „Naja, man kann ja nicht alles können.“
 

„Außer man ist ich“, erwiderte Sasuke arrogant, ein Funkeln in den Augen.
 

„Eingebildeter Fatzke.“ Naruto trat leicht unterm Tisch nach ihm und schob sich ein Stückchen Schweinefleisch in den Mund. „In welchem Semester bist du jetzt?“
 

„Im vierten, die Hälfte hab ich also bereits hinter mir.“ Sasuke griff nach seinem Kaffee und nahm einen Schluck. „Was ist mit dir, studierst du auch?“
 

„Jepp!“, antwortete Naruto mit vollem Mund. Er lachte, als er Sasukes angewiderte Miene sah und schluckte sein Essen herunter, bevor er fortfuhr: „Ich studier an der metropolischen Universität Tokyo, Gesundheitswissenschaften. Ich hab davor an der Kyorin Uni studiert, aber das hat mir doch nicht so zugesagt, also bin ich vor knapp anderthalb Jahren auf die MUT gewechselt.“
 

„Was hast du an der Kyorin studiert?“, fragte Sasuke interessiert nach. „Ist die nicht auch sehr auf das Themengebiet Gesundheit fixiert?“
 

„Ist sie.“ Nickend pikste Naruto eins der Schweinestückchen mit seinen Essstäbchen und tunkte es unter die Brühe. „Ich interessier mich für Gesundheit und will gern anderen Leuten helfen und so.“ Für einen kurzen Moment konnte Sasuke Schmerz in seinen blauen Augen aufflackern sehen, bevor Naruto sie mit einem etwas gezwungen wirkenden Grinsen schloss. „Ergotherapie hab ich da studiert und das ist auch ganz cool gewesen, aber irgendwie… Weiß nicht, ich bin für viele Sachen zu ungeschickt gewesen, denk ich… Heh. Deswegen hab ich dann auf Gesundheitswissenschaft gewechselt.“
 

„Das ist ein interessantes Thema“, meinte Sasuke. Er aß ein paar der Nudeln und trank einen Schluck von der Brühe. „Worum genau geht’s in dem Studium?“
 

„Äh, grob zusammengefasst geht’s um die Wissenschaft und Praxis der Krankheitsverhütung, Lebensverlängerung und Gesundheitsförderung und so. Wir machen viele praktische Sachen, aber auch einiges an öder Theorie.“ Naruto kratzte sich am Kopf und stützte sein Gesicht mit einer Hand ab. „Wir lernen da zum Beispiel etwas über die Gesundheitssysteme, Medizin und Heilkunde, Gesundheitsökonomie, Qualitäts- und Projektmanagement im Gesundheitswesen und son Kram. Ist echt cool und interessant.“
 

„Hört sich kompliziert an“, sagte Sasuke, nachdem er den Rest der Brühe getrunken hatte und ließ seine Stäbchen in die Schüssel fallen. „Wie schlägst du dich denn so?“
 

„Meh, ganz okay, schätz ich.“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht schlecht, aber ich bin auch nicht mega gut. Ich bin in der Praxis weitaus besser als in der Theorie, die zieht meine Noten immer ein wenig herunter, deswegen würde ich so, uh… naja, gutes Mittelfeld sagen.“
 

Sasuke summte. „Ich hätte dir so ein Studium gar nicht zugetraut, du siehst nämlich nicht allzu intelligent aus“, meinte er mit einem fiesen Schmunzeln.
 

„Woah! Bastard!“ Naruto warf ihm einen bösen Blick zu und krallte eine Hand in sein Haar. „Es sind meine blonden Haare, oder?“ Er zog an einer der Strähnen. „Du denkst zu stereotypisch, Sasuke. Nicht alle Blondies sind doof.“
 

„Hmm“, machte Sasuke und betrachtete ihn genauer. „Du bist Naturblond, oder? Du hast blonde Wimpern.“
 

„Dir fallen meine Wimpern auf?“ Naruto lachte und leerte seine Miso-Suppe mit einem Schlürfen. „Heh. Aber ja, das ist alles Natur.“
 

„Es ist selten einen Japaner mit blondem Haar zu sehen“, meinte Sasuke. „Es wirkt irgendwie meist… unnatürlich, aber bei dir nicht.“
 

„Ich nehm das mal als Kompliment.“ Naruto warf ihm ein Grinsen zu. „Aber ich bin auch nicht ganz Japaner, sondern nur zur Hälfte! Mein Dad war Schwede und hatte auch blondes Haar, hab ich also von ihm geerbt.“
 

„Schwede?“ Überrascht zog Sasuke eine Augenbraue in die Höhe. „Heißt das, du kannst Schwedisch sprechen?“
 

„Naja, nicht wirklich.“ Naruto zog einen Schmollmund. „Ich kann nur ein paar einfache Sätze sagen und so, wie ‚Ich liebe dich‘ zum Beispiel, das war‘s.“ Er grinste Sasuke an. „Hier, ich bring‘s dir bei: Jag vill knulla dig.“
 

„Jag wi… Jag vill knulla dig“, wiederholte Sasuke mit kleineren Schwierigkeiten und sah ihn an.
 

„… Pfft!“ Naruto prustete und biss sich auf die Unterlippe. Seine Schultern fingen an zu zittern, erst leicht und dann immer und immer mehr, bis er schließlich in Gelächter ausbrach.
 

Sasuke verengte die Augen. „Das heißt nicht ‚Ich liebe dich‘, oder?“
 

„Hehehe. Naja, so ähnlich, aber du wirst es nie erfahren.“ Naruto grinste ihn an und winkte dann den Restaurantbesitzer zu sich, damit sie zahlen konnten.
 

„Soll ich die Rechnung getrennt machen?“, fragte der alte Mann sie lächelnd.
 

„Nee, geht auf mich, ich hab meinen Kumpel eingeladen.“ Naruto schlug Sasuke auf die Schulter und holte seine Geldbörse hervor. „Wie viel macht das?“
 

Naruto zahlte den von ihm genannten Preis, verabschiedete sich vom Besitzer und machte sich dann mit Sasuke an seiner Seite auf den Weg nach draußen. „Kumpel, huh?“, fragte Sasuke nach und schob die Hände in seine Manteltasche. „Seit wann sind wir denn Kumpels?“
 

„Seit eben.“ Naruto lächelte ihn an. „Du hast meinen Kumpeltest nämlich bestanden, ich find dich echt cool und weißt du, was das heißt?“ Ohne eine Antwort abzuwarten tippte er Sasuke auf die Nase und fuhr dann fort: „Dass du mich jetzt nicht mehr loswirst, heh!“
 

Sasuke schnaubte. „Ich wusste doch, dass ich es bereuen werde deine Einladung angenommen zu haben.“
 

„Ach was, komm schon! Du hattest Spaß mit mir, das kannst du ruhig zugeben!“, meinte Naruto grinsend und schubste ihn leicht mit seiner Schulter an.
 

„Meine Mutter hat mir beigebracht nicht zu lügen“, erwiderte Sasuke. „Deswegen werd ich deine Aussage sicherlich nicht bestätigen.“
 

„Du bist echt ein Penner, ey.“ Naruto musste lachen. „Aber du scheinst nicht oft auf deine Mutter zu hören, huh? Sonst wärst du nicht so klein“, meinte er frech.
 

Sasuke verengte die Augen zu Schlitzen. „Du bist kaum größer als ich.“ Naruto war tatsächlich nicht viel größer, geschätzte drei oder vier Zentimeter vielleicht.
 

„Bin aber dennoch größer und das ist ein Fakt.“ Naruto wippte mit den Augenbrauen und schlang sich den Schal um den Hals, den er im Restaurant ausgezogen hatte. „Wie auch immer, ich muss jetzt langsam echt los. Hab meinem Mitbewohner versprochen, dass ich bei einer Sache helfe.“ Er rollte leicht mit den Augen. „Du fährst wieder mit der Bahn, oder? Ich nehm jetzt den Bus, damit bin ich schneller bei mir.“
 

Sasuke nickte. „Okay.“
 

„Also.“ Naruto ging einen Schritt auf ihn zu und für einen Moment dachte Sasuke, dass er ihn umarmen wollte, doch stattdessen boxte er ihm nur freundschaftlich gegen den Oberarm. „Wie eben schon gesagt, du wirst mich jetzt nicht mehr los, heh, also musst du dich in der Bahn gar nicht erst umdrehen und mich ignorieren, wenn du mich siehst. Ich werd dich dennoch ansprechen.“
 

„Hn. Ich dachte, du starrst mich jetzt wieder erst ein paar Tage nur an“, erwiderte Sasuke schmunzelnd.
 

Naruto errötete sofort. „Halt die Klappe, Bastard!“, brummte er und schubste ihn. „Wir haben fast immer gleich lang Uni, oder? Dann sehen wir uns morgen.“
 

„Werden wir wahrscheinlich, ja.“
 

„Also dann bis morgen, Sasuke!“ Naruto schenkte ihm ein Lächeln und hob zum Abschied die Hand.
 

„Bis dann, Naruto.“ Sasuke nickte ihm zu und drehte sich um, um sich auf den Weg zur Bahnstation zu machen.
 

Bis morgen, huh? Naruto wollte ihn also wiedersehen und Kumpels waren sie laut seinen eigenen Angaben nun auch… Hmm… Sasuke wusste nicht wie er das genau finden sollte, aber er schätzte, er hatte auch nichts dagegen, Naruto nochmal zu treffen.
 

Der Blonde war schließlich ein umgänglicher und humorvoller Typ. Es war einfach mit ihm in ein Gespräch zu kommen und die Dinge, die seine vorlaute Klappe verließen, waren auch durchaus interessant.
 

Es gab nicht viele Menschen, die Sasukes Interesse weckten, aber Naruto hatte es durchaus geschafft und er war gespannt, ob er dies auch weiterhin tun würde. Er hatte schließlich vorlaut verkündet, dass es mit ihm niemals langweilig sein würde, also mal sehen, ob er dieses Versprechen auch halten konnte.
 

Bei der Bahnstation angekommen holte Sasuke sein Handy heraus, um seine Nachrichten zu checken, da fiel ihm plötzlich etwas ein. Er startete den Browser und wartete ein paar Sekunden, bis die Internetverbindung stabilisiert war, und gab bei der Suchmaschine ein paar Begriffe ein.
 

Er musste es mehrmals versuchen und seine Wörter öfter korrigieren, da er keine Ahnung hatte, wie die korrekte Schreibweise war, aber nach einigen Minuten kam er schließlich auf ein Ergebnis:
 

Jag vill knulla dig = Ich will dich ficken.
 

Schnaubend schüttelte Sasuke den Kopf und schob sein Handy in seine Hosentasche. Was für ein Idiot… Aber ein interessanter und seltsam charmanter Idiot.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Animexx ist tot. Es fühlt sich immer wie vergebene Liebesmüh an, wenn ich hier etwas hochlade, aber gut, ich hab immer alles bei mexx und FF.de hochgeladen, also bleib ich dabei :')

Ich hoffe, ihr habt euch nicht allzu sehr wehgetan, als ihr beim Lesen vom Stuhl gefallen seid, denn: HOLY SHIT, DER BLONDE KERL IST NARUTO?! WTF! Was für ein Schocker! Was für ein Plot Twist! Etc! Etc! :D

Und Naruto hat sich sogar weiter entwickelt, von einem Viertel-Schweden, wie er es in Let’s Play war, zu einem halben Schweden, yay! :D Ich weiß nicht, ob ihr noch die Cosplayerin Shiki/Figgarow kennt, aber sie ist für mich einfach der PERFEKTE Naruto und da sie aus Schweden kommt, geb ich Naruto in meinen FFs halt auch gern schwedische Wurzeln :‘)

Apropos Let’s Play: Ich hab die Fic letztens nochmal gelesen und uGH, jetzt hab ich so eine Sehnsucht danach, dass ich beschlossen hab mich an einen LP Oneshot zu setzen! /D Wird darum gehen, dass NaruSasu öffentlich machen, dass sie ein Paar sind und wie Leute damit umgehen. Also falls ihr wie ich auch nie genug von dem AU bekommen könnt, dann haltet die Augen offen! B)

Aber jetzt erst einmal zurück zu YSS: Itachi lebt und er hat sogar ein gutes, freundschaftliches Verhältnis mit Sasuke?! Gab’s das jemals in einer anderen Fic von mir zuvor? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, LOL. Aber ich liebe Itachi, ich shippe ja sogar ItaSasu, deswegen ist es auf jeden Fall schön, die Uchiha Brüder mal so zu schreiben ;_; <3 Itachi wird auch noch einige Male auftauchen, also freut euch! :D

Hmm, gibt’s sonst noch was? Diesmal ein ungewohnt „kurzes“ Nachwort von mir, lolol, aber mir fällt gerade tatsächlich nichts mehr ein, außer mich noch einmal für die zahlreiche Unterstützung zu bedanken, ihr habt mich sehr glücklich gemacht! <3

Habt eine schöne Woche, bis nächsten Dienstag! :> Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kruemelteemonster
2022-05-27T16:05:42+00:00 27.05.2022 18:05
Naruto macht aber schnell Ansage, nachdem er erstmal taktierend gestiert hat. :DDD
Ich finde, du baust du beiden Charaktere sehr passend und liebevoll auf. Man sieht sie förmlich vor sich sitzen.
Und wie gut und schnell sie harmonisieren, ohne dass es sonderlich überstürzt wirken würde. Auch Kapitel 2 ist definitiv gelungen. :D
Als meist ebenfalls eher zurückhaltender Mensch, kann ich die Reaktionen deines Sasuke gut nachfühlen. Und Naruto wirkt tatsächlich echt sympathisch. Sehr direkt, aber zugleich auch sympathisch. Gut gelungen. :D
Von:  Schneefeuer1117
2022-04-26T13:25:04+00:00 26.04.2022 15:25
Sehr amüsanter Schlagabtausch x)
Ich mag es, wie du die beiden charakterisierst (Sasuke und Kunst . . . daran muss ich mich erst noch gewöhnen, aber sehr charmant!) und freue mich, dass da noch ein paar Kapitelchen auf mich warten :)
Von:  Naru-chan95
2022-03-22T19:23:10+00:00 22.03.2022 20:23
Ich liebe einfach die Gespräche zwischen Naruto und Sasuke.
Die beiden harmonieren so schön miteinander und ich freue mich jeden Dienstag etwas neues über die beiden zu lesen !
Bin so gespannt, was noch alles passieren wird !


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