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8 Years

von

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Leise seufzend wachte Tyrone auf. Er blinzelte in die Dunkelheit, nachdem er sich aufgerichtet hatte und erkannte schemenhaft sein Zimmer. Es war noch Nacht oder sehr früher Morgen und er lag in seinem Bett. Es war kein Traum gewesen. Er war wirklich hier. Dann war es hoffentlich auch kein Traum, das SIE ...
 

Vorsichtig drehte sich Tyrone auf die linke Seite seines Bettes. Und er sah das goldene, lockige Haar. Ihre, wie man es nannte 'Weiße' Haut. Zart wie Schmetterlingsflügel. Ihre Lippen glänzten noch vom letzten, innigen Kuß. Er sah sie mit einem Lächeln, das seine Lippen umspielte, an. Was für ein wunderschönes Mädchen!
 

Er legte sich seitlich zu ihr gedreht. Nahm eine Strähne ihres blonden, lockigen Haares. Es fühlte sich ganz weich an. Es duftete schwach nach einer Blume oder einer Frucht. Ihr Parfüm hingegen roch stärker. Es roch wie ein ganzes Rosenfeld. Dieser Duft haftete auch noch schwach an ihm. Während sie sich leidenschaftlich in diesem Bett geliebt hatten, war der Duft auf seine Haut übertragen worden.
 

Da er nun mit dem Rücken zum Fenster lag, konnte er den Schatten nicht sehen, der auf der Fensterbank hockte und alles hörte, was Tyrone zu seiner Geliebten sagte, während er ihre Wange entlang strich "8 Jahre..." Er seufzte noch einmal und lächelte dann

"8 Jahre lang habe ich dich gesucht!"
 

Der Schatten auf der Fensterbank erfuhr nun Dinge, die sie nie über ihn erfahren hätte - egal wie nahe sie sich gekommen wären.
 

"8 Jahre lang habe ich Nachts geweint und mich gefragt, warum ich diese Leere in mir nicht füllen kann. Ich habe schnell verstanden das es nicht an dem Tod meines Bruders lag oder den Schuldgefühlen. Es war meine Sehnsucht nach Dir! Nach deinem Licht! Meine schlafende Finsternis schrie danach, doch ich konnte dich nicht finden"
 

Sein Brustkorb hob und senkte sich einmal stark "Also habe ich angefangen mich von anderen Menschen fern zu halten und mich verkrochen. Je älter ich wurde, desto schlimmer wurde dieses schwarze Loch aus dem ich nicht entkommen konnte, egal was ich tat. Nichts half!

Keine Therapie! Und ich hatte viele! Nur wenn ich Basketball gespielt hatte oder Musik hörte, konnte ich ausbrechen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Sobald ich versuchte zu schlafen, riß mich ein seltsames Gefühl wieder hoch und ich saß schweißgebadet im Bett.

Dann bin ich zu meinem Geheimversteck gegangen und habe den Karton der dort liegt heraus geholt"
 

Sein Blick ging zu besagter Ecke in seinem Zimmer. Wer es nicht wußte, würde es auch nicht entdecken. Es war eine kleine Tür in der Wand. Früher war dort wohl ein Sicherungskasten gewesen oder irgend etwas anderes das diese kleine Öffnung beherbergt hatte. Heute war es ein Schuhkarton. Er lächelte sanft und strich die blonde Strähne nun aus ihrem Gesicht "Darin bewahre ich meine größten Schätze auf!"
 

Er biß sich leicht auf die Unterlippe "Vielleicht zeig ich es dir wenn du wach bist" Er beugte sich zu ihr herunter und küßte sie auf die Stirn.

Dann legte er sich wieder zurück. Streichelte ihre Schulter bis zum Handgelenk entlang und schloß dann die Augen, um weiter zu schlafen.
 

Noch sehr müde und leicht verwirrt, blinzelte Tandy in die ersten schwachen Sonnenstrahlen, die durch die holzverkleideten Jalousien versuchte hindurch zu scheinen. Doch es gelang ihr nicht, da der Schatten immer noch dort saß und weil Tyrone immer noch auf der Seite ihr zu gedreht lag und die Sonne ebenfalls damit nicht hindurch ließ. Tandy lächelte. Sie hatte ihn noch nie schlafend neben sich liegen gehabt.
 

Dafür hatte es auch nie einen Grund gegeben. Doch plötzlich erinnerte sie sich. Das stimmte nicht ganz - denn eine solche Situation hatte es schon einmal gegeben "Vor 8 Jahren bin ich auch zuerst aufgewacht" Sie setzte sich auf, wie sie es damals schon getan hatte, doch dieses Mal war es anders. Drehte sich zu ihm um und betrachtete sein Gesicht. Was für ein bildschöner junger Mann aus ihm geworden war. Er hatte lange zarte Wimpern. Einen kleinen beinahe winzigen Leberfleck schräg unter halb des, aus ihrer Sicht gesehen, linken Seite. Sinnliche rötliche Lippen, die sich wie kleine Feuer auf ihrer Haut angefühlt hatten, als sie sich leidenschaftlich letzte Nacht in seinem Bett geliebt hatten.
 

Sie mußte über diese Erinnerung etwas verlegen schmunzeln, denn von dem schüchternem Tyrone war da nichts zu sehen gewesen. Sie preßte leicht die Lippen auf einander und fuhr mit den Fingerspitzen hauchzart seine Wange entlang.
 

"8 Jahre lang hatte ich das Gefühl von dieser inneren Leere aufgefressen zu werden, die mich einfach nicht mehr los gelassen hatte seit dieser Nacht. Ich wollte sie mit allen Mitteln los werden. Diesen Schmerz der einfach nicht verschwand! Also habe ich angefangen Drogen zu nehmen. Mich mit Schlaftabletten zugeknallt, damit ich nichts fühle oder gar etwas Schönes träume" Sie schloß die Augen, um diese Erinnerung zu verdrängen, doch öffnete dann die Augen und ließ sie zu "Ich habe angefangen gegen meine Mutter zu rebellieren. Dann bin ich von zu Hause weggelaufen. Habe 2 Jahre lang auf der Straße gelebt und in der Kirche geschlafen. Dann fingen die Diebstähle an. Zuerst im kleinen Stil, Geldbeutel klauen auf den Touristenmeilen. Bis mich Liam gefunden hatte. Er bildete mich zur Trickbetrügerin aus und ich fing mit den Überfällen an. Zuerst suchte ich mir ein Opfer in einem gut betuchten Club, brachte ihn dazu mich mit zu sich nach Hause einzuladen, wo ich dem Typen zuerst KO Tropfen ins Glas getan und dann ausgeraubt hatte. Das habe ich fast 3 Jahre lange gemacht, weil ich immer weg aus New Orleans wollte!" Sie schluckte ihre Tränen, die aufstiegen herunter "Ich dachte immer weglaufen wäre die einzige Lösung, um dieser Leere zu entkommen. Ich habe jede Nacht das Universum angeschrieen, warum und wozu ich diesen Schmerz erdulden muß. Und das es mir jemanden geben soll, der mich versteht!"
 

Mit zärtlichem Blick sah sie ihn an "Dabei warst du immer bei mir! Mein so gut gehütetes Geheimnis, denn ich habe niemals etwas von dir erzählt, geschweige denn das du mich vor dem Ertrinken damals gerettet hast! Auch nicht, woher ich plötzlich diese schwarze Kapuzenjacke hatte, die mich im Schlaf umarmt gehalten und mir Geborgenheit geschenk hat. Mein wertvollster Schatz auf der ganzen Welt. Bis zu dem Moment, als wir uns wieder trafen und ich sie dir zurück gab, weil ich ja nun dich hatte" Sie kicherte leise "Das Universum hatte wohl genug davon das ich es jede Nacht verflucht habe" Sie seufzte einmal tief.
 

Der Schatten auf der Fensterbank horchte auf. Hatte Tandy gerade davon gesprochen das Tyrone ihr das Leben gerettet hatte?

War sie deswegen dann ebenso bereit gewesen seines zu retten, als er dem Tode näher als dem Leben gewesen war? Deswegen der Sprung in die Finsternis, ohne zu wissen was genau sie dort erwarten und ob sie es überhaupt schaffen würde, ihn zurück zu holen?!

"Sie war bereit gewesen ihr Leben zu opfern, nur um wieder bei ihm sein zu können..." flüsterte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf.
 

Tandy wurde von nun schlimmen Erinnerungen überrannt "Seitdem beschützt du mich und paßt darauf auf, das mir nichts geschieht. Doch ich bin so leichtsinnig gewesen und habe die Gefahr nicht erkannt. Deswegen mußtest du leiden und wolltest mich sogar verlassen. Weil du es nicht ertragen hast, was passiert war" Sie saß mit angezogenen Beinen und gesenktem Kopf im Bett "Es tut mir so leid, Ty!" "Was genau davon?"
 

Sie schreckte hoch und fuhr mit leicht erschrockenem Blick herum. Er lag auf dem Rücken, einen Arm hinter dem Kopf und den anderen, nach ihr ausstreckend, wach und leicht schmunzelnd auf seiner Bettseite "Was tut dir leid, Tandy?" Der ausgestreckte Arm berührte ihnen Rücken, doch er stürzte sich mit einem leisen Räuspern auf, um sie besser erreichen zu können. Seine Fingerstpitzen auf ihren nackten Haut, fühlte sich an als würde seine Körperthemperatur gerade übermenschlich hoch sein. Sie schluckte die Tränen herunter "Alles! Alles was je passiert ist und zu dem geführt, was dann geschehen ist!" "Du meinst, als ich dich im Stich gelassen habe als du mich am meisten gebraucht hattest, du deswegen entführt wurdest, wir uns beinahe nie wieder gesehen hätten und ich vor Sorgen um dich fast so wahnsinnig geworden bin, das ich mit einem geklautem Krankenwagen Amok durch die Stadt gefahren bin, um dich wieder zu finden?" Tyrone's Blick war voller Schuld, doch auch voller Wärme und Liebe für sie. Tandy lachte leise unter ihren Tränen, drehte sich zu ihm herum und fiel ihm in die Arme. Ihre Tränen waren nicht mehr von Schmerz geprägt, sondern auch Glück, das sie einander nun hatten und teilen konnten, nach 8 Jahren Trennung.
 

"Geschmiedet in Schmerz!" flüsterte Tyrone, während er ihren Rücken entlang strich, um sie dann zu umschlingen und ins Bett zurück zu ziehen "Vereint in Liebe!" antwortete sie, bevor sie sich innig küßten und die wunderschöne Nacht, wiederholten, während die Sonne nun hell strahlte.
 

ENDE



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