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Einmal kleiner Bruder, immer kleiner Bruder

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie immer gilt: Wem Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Grammatikfehler auffallen, darf mir das gerne mitteilen :) Komplett anzeigen

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Einmal kleiner Bruder, immer kleiner Bruder

Deans Finger trommelten unruhig auf das Lenkrad seines Impalas, während er erneut einen ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr warf. Schon zwanzig nach drei. Wo zum Teufel steckte Sam? Die Schule war schon längst aus und der Großteil der Schüler war schon vor mehr als zehn Minuten an ihm vorbeigerauscht, weil es niemand erwarten konnte, an diesem Freitag endlich nach Hause zu kommen und das Wochenende zu begrüßen. Nur von seinem kleinen Bruder fehlte jede Spur. Nachdenklich spähte Dean in Richtung des alten Schulgebäudes. Ob Sam sich eine Runde Nachsitzen eingefangen hatte? Beinahe sofort schnaubte er laut auf. Das wäre bei seinem streberhaften Bruder ja mal was ganz Neues. Andererseits sah es Sam auch kein bisschen ähnlich zu spät zu kommen. Erneut warf Dean einen prüfenden Blick zu den Stufen der Chesterville High School, aber das Einzige, was er sehen konnte, war eine Gruppe von vier Teenagern, die langsam angetrottet kam und neugierig und gleichzeitig anerkennend den Impala musterte. Unweigerlich grinste er und das einzige Mädchen in dem Quartett, deren Blick von dem Auto eben zu dessen Fahrer nach oben gewandert war, errötete, als sie seinen grünen Augen begegnete und beschleunigte ihre Schritte, während sie fahrig ihre braunen Haare hinter ihre Ohren strich. Ihre offensichtliche Nervosität hielt sie allerdings nicht davon ab, noch einmal zurückzuschauen, als sich die Fahrertür des Impalas quietschend öffnete und Dean ausstieg. Dean zwinkerte ihr zu und sie lächelte ihn schüchtern an, ehe sie mit ihren Freunden in eine Querstraße abbog und aus Deans Blickfeld verschwand. Seufzend verschränkte der junge Mann seine Arme. Musste er jetzt ernsthaft in Sams Schule und dort nach ihm suchen?

„Wo bleibst du bloß, hm?“, murmelte er und wie aufs Stichwort schob sich die vertraute Gestalt seines kleinen Bruders endlich in sein Sichtfeld. Allerdings nicht aus Richtung der Schule. Dean ging auf, dass Sam heute wohl früher Schulschluss gehabt haben musste. Das erklärte einiges. Sam hatte also noch Zeit totschlagen müssen und sich tatsächlich dazu entschieden, dass nicht in der Schule zu tun. Wow, einen Nerd, wie seinen kleinen Bruder, musste das echt Überwindung gekostet haben. Dean seufzte auf. Hätte er das mal früher gewusst. Es wurde echt Zeit, dass Sam endlich auch ein Handy bekam. Sollte er Dad wirklich mal vorschlagen, wenn der von seiner Werwolfjagd zurückkam. So war das einfach unpraktisch.

Deans Augen zogen sich nachdenklich zusammen, als er Sam musterte, der ihn fast erreicht hatte. Er wirkte in sich gekehrt und Dean bereitete sich innerlich schon auf einen weiteren Nachmittag mit einem wortkargen, mürrischen Bruder vor, ehe ihm aufging, dass Sam nicht einfach übellaunig wirkte, sondern vielmehr bedrückt.

„Was ist los, Zwerg?“ Automatisch wuschelte Dean durch die Haare seines jüngeren Bruders - der mittlerweile zwar so groß wie Dean selbst, wenn nicht sogar schon ein kleines Stückchen größer war, aber hey, alte Gewohnheiten waren eben nicht so leicht abzulegen - , nur um mit der gewünschten Reaktion belohnt zu werden.

„Dean, lass das!“, rief Sam und drehte resolut seinen Kopf zur Seite, um der Attacke zu entgehen. Dean grinste ihn nur triumphierend an und hob fragend seine Augenbraue.

„Also?“

Sams Gesicht verzog sich für einen kurzen Moment und er öffnete den Mund, um zu antworten, bevor er doch abbrach und sich unentschlossen auf seine Lippe biss.

„Nichts. Alles in Ordnung“, murmelte er schließlich, während er dem Blick seines Bruders auswich und angelegentlich die verstaubten Schuhspitzen seiner ausgelatschten Sportschuhe betrachtete. Dean machte sich gedanklich eine Notiz, dass sie Sam bald neue Schuhe besorgen mussten, während er sich gleichzeitig nur mühsam ein genervtes Kopfschütteln verkniff. Sein kleiner Bruder war einfach ein miserabler Lügner. Er hatte bisher noch nie lange etwas vor ihm verheimlichen können und wie immer war Dean entschlossen, dem Grund für Sams momentanen Kummer auf den Grund zu gehen. Denn dass alles in Ordnung war, konnte er vielleicht ihrem Dad weiß machen, aber nicht ihm.

„Ist irgendwas in der Schule passiert? Muss ich jemanden eine rein hauen?“, begann er sein Verhör und ging gedanklich die wenigen Klassenkameraden durch, die Sam in letzter Zeit erwähnt hatte, während er seinen Bruder prüfend musterte und versuchte zu erkennen, ob der irgendwelche Verletzungen vor ihm verbarg. Seit Dean die Highschool abgebrochen hatte, war es einfach schwierig geworden, während der Schulzeit ein Auge auf Sam zu haben, aber meistens kam der auch alleine ganz gut zurecht. Wenn er es allerdings mit einer ganzen Gruppe zu tun bekommen hätte...

Deans Gedankengänge wurden von einem entschiedenen „Nein, in der Schule ist alles okay!“ unterbrochen. Unter seinen Argusaugen fuhr Sam sich durch die Haare und begann nervös auf- und abzuschreiten. Gut, ein Hinken war schon einmal nicht zu sehen, Sams Gesicht wies auch keine Spuren einer Schlägerei auf und er bewegte sich auch sonst nicht so, als würde ihm etwas weh tun. So weit, so gut. Unwillkürlich entspannte Dean sich, während er beobachtete, wie Sam weiter herumtigerte und dabei wild mit den Händen gestikulierte.

„Und warum musst du eigentlich immer davon ausgehen, dass du mich beschützen musst? Ich bin siebzehn Dean, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen“, beendete Sam gerade seine Tirade, die sein Bruder nur am Rande mitbekommen hatte.

Dean sparte sich den Hinweis, dass Sam erst vor kurzem siebzehn geworden war und ließ seine Augen über dessen spindeldürren Körper, seine dämliche Frisur, die mal wieder dringend nach einem Haarschnitt verlangte und schließlich zu seinem Gesicht gleiten, wo er aufs Sams herausfordernd angehobenes Kinn und einen entschlossenen Blick traf. Ob sieben, siebzehn oder siebenunddreißig, für Dean würde er immer sein kleiner Bruder bleiben, den er beschützen würde.

„Schon klar, du bist jetzt groß und taff, von mir aus, aber ich hab immer noch die Verantwortung für dich, solange Dad nicht da ist und ich weiß, dass dich irgendwas bedrückt, also spuck’s schon aus. Wenn du in irgendwelchen Schwierigkeiten steckst, muss ich das wissen.“ Gut, Dad zu erwähnen war vielleicht nicht gerade clever gewesen, besonders wenn man bedachte, wie sehr er und Sam sich in den letzten Monaten in den Haaren gelegen hatten. Wie erwartet verdüsterte sich der Blick seines Bruders noch mehr und er schob störrisch sein Kinn vor, aber Dean unterband jeglichen Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Lenk nicht ab, also, was ist los?“

Sein auffordernder Blick schien schließlich zu fruchten. Sam stieß geschlagen die Luft aus, ließ beide Schultern nach unten sacken und senkte seine Augen, ehe er zwischen seinen herabhängenden Stirnfransen zu Dean aufschaute.

„Du wirst lachen, aber...“ Sam brach ab und vergrub seine Zähne in seiner Lippe, während er nervös seine Hände knetete. So angespannt und unsicher hatte Dean seinen Bruder schon lange nicht mehr erlebt, was nur bedeuten konnte...

„Sammy!“, entfuhr es ihm erfreut. „Geht es hier etwa um ein Mädchen? Hast du dir eine kleine Freundin angelacht? Ja? Lieg ich richtig?“

„Was?“, entfuhr es Sam verdutzt, während er in das grinsende Gesicht seines älteren Bruders blickte. „Nein!“, stieß er hervor und starrte Dean kopfschüttelnd an, als wäre ihm dieser Gedankengang völlig unbegreiflich. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Dean verzog enttäuscht das Gesicht. Das wäre auch zu schön gewesen. Wie er Sam damit hätte aufziehen können.

„Also, keinen Stress in der Schule, keine Mädchenprobleme, tja, dann bin ich genauso ratlos wie vorher.“ Auffordernd blickte er Sam an.

„Okay“, murmelte der. „Pass auf.“ Sam leckte sich über seine Unterlippe und schaute vorsichtig zu Dean, als würde er überlegen, ob er seine nächsten Worte wirklich aussprechen sollte. „Es geht um ein Buch“, sagte er dann recht leise und spähte angestrengt an Dean vorbei.

„Um ein Buch?“, wiederholte Dean ungläubig, nicht ganz sicher, dass er das wirklich richtig verstanden hatte, während er beobachtete, wie sich Sams Wangen unter seinem argwöhnischen Blick leicht röteten. Misstrauisch kniff er seine Augen zusammen. „Was für ein Buch?“, bohrte er nach.

„Harry Potter“, kam es murmelnd von seinem Bruder.

„Nie gehört“, entgegnete Dean wie aus der Pistole geschossen. Harry Potter? Was für ein Name war das denn bitte? „Worum geht’s und warum beschäftigt es dich?“ Sam wich seinem Blick weiter angelegentlich aus und musterte nun den kaugummiverklebten Bürgersteig, als hätte er noch nie etwas interessanteres gesehen.

„Um Hexen, Zauberer und Magie“, erklärte er schließlich zögerlich und lugte unter seinen langen Ponyfransen nervös zu Dean hoch. Dean blinzelte irritiert.

„Hexen...“, murmelte er schließlich leise und verzog angewidert das Gesicht. Gott, wie er diese Weiber verabscheute. „Zauberer und Magie?“ Seine Gedanken rasten. Er hatte keine Ahnung, warum das etwas war, das seinen Bruder so in Aufregung versetzte. Oder warum er überhaupt so ein Interesse daran hatte. „Ist das für die Jagd?“, hakte er etwas verwirrt nach. „Eine Art Insiderbericht von einer echten Hexe oder sowas?“ Sam stieß ein tiefes, leidgeprüftes Seufzen aus, wobei Dean beim besten Willen keine Ahnung hatte, was er jetzt schon wieder falsches gesagt hatte.

„Nein, Dean“, erklärte sein jüngerer Bruder ihm kopfschüttelnd und mit einem Unterton, als würde er gerade mit einem besonders begriffsstutzigem Kind sprechen. Ob beabsichtigt oder nicht, rief dieser Tonfall in Dean wieder einmal das Gefühl wach, dass er einfach zu blöd war, um Sams Gedankengängen folgen zu können. Ein Gefühl, das er in letzter Zeit öfter verspürt hatte und eines, das er keinesfalls mochte. Ehe er etwas scharfes erwidern konnte, hatte Sam sich schon zu seiner vollen Größe aufgerichtet - wobei Dean zu seiner großen Überraschung feststellte, dass sein kleiner Bruder ihn tatsächlich überragte und er nun zu ihm aufschauen musste. Wie zum Teufel hatte ihm bisher entgehen können, dass Sam so in die Höhe geschossen war? - und setzte seinen Monolog unbeirrt fort.

„Nicht alles dreht sich um die Jagd, weißt du? Harry Potter ist kein Buch, das auf Tatsachen basiert, sondern ein Roman. Ein Fantasyroman. Über einen jungen Zauberer, der bei einer Familie aufwächst, die ihm das Gefühl vermittelt absolut unnormal zu sein, ehe er auf einer Schule für Zauberer und Hexen erkennt, dass er sich unter seinesgleichen nicht mehr fehl am Platz, sondern dazugehörig fühlt. Er lernt, dass seine magischen Kräfte nichts sind, für das er sich schämen sollte und-“ Räuspernd brach Sam ab und sah mit einem Mal aus, als verfluche er sich selbst dafür, dass dieser Wortschwall gerade so aus ihm hervorgebrochen war.

„Seit wann interessiert du dich für Fantasyromane?“, entfuhr es Dean entgeistert, während er lieber nicht allzu genau darüber nachdenken wollte, warum ausgerechnet so ein Buch bei seinem lesebegeisterten Bruder solch einen Anklang fand oder was Dad wohl dazu sagen würde, wenn ihm das zu Ohren kommen sollte. Wütend verdüsterten sich Sams Gesichtszüge.

„Warum?“, fauchte er. „Darf ich jetzt etwa nicht mal mehr Hobbies haben? Soll ich etwa nur noch für die Jagd leben?“

„Hab ich doch gar nicht gesagt!“, fuhr Dean auf, ehe er seine Stimme wieder senkte und beschwichtigend seine Hände hob. „Ich bin nur überrascht“, setzte er besänftigend nach, was immerhin dazu führte, dass Sams aggressive Haltung etwas in sich zusammenfiel.

„Warum?“, wiederholte sein kleiner Bruder. „Du weißt doch, dass ich gerne lese. Und du schaust doch auch gerne Star Trek.“

„Wow, wow, wow! Das ist Science Fiction, das ist etwas völlig anderes“, entgegnete Dean entrüstet.

„Aber sicher“, grinste Sam, ehe er ihn locker mit seinem Ellbogen anstieß. Und diese Geste allein sorgte dafür, dass Dean wusste, dass zwischen ihnen beiden wieder alles in Ordnung war.

„Pass auf, dass ich dich dafür nicht in den Schwitzkasten nehme!“, drohte er dennoch gutmütig, was Sam ein leises Lachen und ein schelmisches „Versuch's doch!“ entlockte, bevor er urplötzlich wieder ernst schaute.

„Es ist einfach... Ich mochte die ersten Bücher und vor kurzem ist der vierte Teil rausgekommen. Ich dachte, dass die Bibliothek ihn vielleicht schon hätte, weil die Reihe relativ beliebt ist, aber...“ Achselzuckend brach er ab,

„Und das ist alles?“, fragte Dean ungläubig. „Deswegen warst du so drauf?“

„Ich dachte, du lachst mich aus“, erklärte Sam defensiv und verschränkte abwehrend seine Arme. „Du tust immer so, als wäre lesen nur etwas für Loser und es ist mir... wirklich wichtig“, setzte er zögernd nach. „Du könntest die Bücher ruhig auch mal lesen. Die sind wirklich gut.“ Entgeistert starrte Dean Sam an. War das sein Ernst? Er sollte...?

„Auf keinen Fall, Sammy! Mir langen echte Hexen, da lese ich sicherlich nicht noch in meiner Freizeit über welche“, erklärte er entschieden, bemühte sich dabei aber um einen halbwegs moderaten Tonfall. Sam reagierte immer so dünnhäutig auf Kritik. Kein Grund das Feuer gleich wieder anzufachen, nachdem er es gerade erst wieder unter Kontrolle gebracht hatte.

„Im letzten gab es sogar einen Werwolf“, wandte Sam scheinbar beiläufig, aber mit einem wissenden Unterton ein. Das ließ Dean zwar kurz zögern, aber auch diesem Argument begegnete er im Endeffekt nur mit einem abwehrenden Schnauben. Werwölfe waren zwar ziemlich cool und er war daher verdammt sauer, dass sein Dad ihn ausgerechnet bei einer Jagd auf diese Kreaturen außen vor gelassen hatte, aber trotzdem.

„Sam, ich jage Werwölfe, ich will nichts über sie lesen, außer es würde mir dabei helfen, sie umzulegen. Aber dafür brauche ich kein Buch, denn wir wissen beide ganz genau, dass es nur was braucht, um diesen Viechern den Garaus zu machen?“

„Silberkugeln“, seufzte Sam.

„Silberkugeln“, bestätigte Dean kopfnickend, während sich ein Plan in seinem Gehirn formte. „Los, spring rein“, wies er Sam an und deutete mit dem Kinn auf den Impala. „Wir fahren in die Stadt. Da wird’s doch sicherlich einen Laden geben, in dem man dieses Buch kaufen kann.“ Sams Kopf ruckte ungläubig zu ihm herum.

„Aber ich hab nicht genug Geld!“, platzte es aus ihm heraus, ehe er seine Lippen zusammenpresste und seine Arme abwehrend vor seiner Brust verschränkte. „Deshalb bin ich ja zur Bibliothek. Um es auszuleihen. Das wäre billiger gewesen und so hab ich es bei den ersten Teilen auch gemacht.“

Er musste gar nichts weiter sagen, Dean wusste auch so nur zu gut, dass der Großteil von Sams mühsam zusammengetragenen Ersparnissen erst vor wenigen Wochen in eine Schullektüre gewandert war, weil sein kleiner Bruder es sich natürlich nicht hatte nehmen lassen, einen Zusatzkurs für Ethik besuchen zu wollen. Warum er sich ausgerechnet dafür interessierte, entzog sich Deans Vorstellungskraft, aber er erinnerte sich noch lebhaft an Dads Ansage, dass Sam - wenn er sich schon freiwillig für irgendwelche Zusatzkurse, die keinen praktischen Nutzen hätten, entscheiden sollte - eben selbst sehen müsste, wie er das finanziell geregelt bekäme. Und Sam, der den Dickkopf eines störrischen Esels besaß, hatte danach nicht gezögert, sich sofort für den Ethikkurs einzuschreiben statt wenigstens den freiwilligen Lateinkurs zu wählen, mit dem er ebenfalls geliebäugelt hatte. Bei dem hätte Dad am Ende zwar auch über zusätzliche Kosten gegrummelt, letztendlich aber alles bezahlt, weil es für die Jagd nützlich gewesen wäre. Aber nein, Sam musste natürlich alles daran setzen, Dad eins auszuwischen und wenn das bedeutete, dass er für einen Kurs, den er ziemlich sicher nicht mehr als einige Wochen belegen würde, zähneknirschend seine Bücher selbst kaufen musste, dann tat er das auch, anstatt einfach ganz auf den Zusatzkurs zu verzichten. Dean schwankte zwischen Ärger und Stolz. Er hasste es, wenn Dad und sein kleiner Bruder aneinandergerieten, aber gleichzeitig kam er auch nicht umhin Sams geradlinige Haltung und die Verbissenheit, mit der er Sachen durchzog, insgeheim ein klein wenig anzuerkennen. Wenn er diese Entschlossenheit, statt sie in Streitereien mit Dad zu stecken, doch nur für Jagden aufbringen würde, könnte ein hervorragender Jäger aus ihm werden. Na ja, sobald Sam seine nervtötende, bockige Teenagerphase hinter sich gelassen und endlich seinen Abschluss in der Tasche hatte, würde es vielleicht endlich soweit sein.

„Du hast vielleicht keine Kohle, Zwerg, aber ich“, meinte Dean also, während er triumphierend ein paar Scheine aus seiner Tasche zog. „Ich war gestern Abend fleißig. Hab etwas gespielt und es lief besser als erwartet.“

Energisch schüttelte Sam den Kopf, während er gleichzeitig sehnsüchtig auf die Banknoten in Deans Hand starrte.

„Du musst dein Geld nicht für mich ausgeben. Echt nicht, ich weiß doch, dass du sparst, um dir endlich mal ein paar CDs kaufen zu können. Und was ist, wenn der Impala Ersatzteile braucht? Außerdem wolltest du doch auch noch Christine ins Kino einladen. Das ist dein Geld.“

„Vollkommen richtig, Sammy. Und deshalb entscheide ja auch ich, für was ich es ausgebe. Dein Buch wird ja nicht die Welt kosten und man, wenn du dafür nicht mehr ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter ziehst und dauernd am Schmollen bist, ist es mir das dreimal wert.“

„Ich schmolle nicht!“, entfuhr es Sam entrüstet.

„'Türlich nicht, Prinzessin. Weiß auch nicht, wie ich darauf komme. Na los, setz endlich deinen Hintern in Bewegung. Buchläden haben nicht den ganzen Tag offen.“ Und endlich ging sein störrischer Bruder auf den Impala zu und öffnete die Beifahrertür, die ihr übliches Quietschen ertönen ließ.

„Man, danke Dean, ehrlich!“ Das freudestrahlende Lächeln auf Sams Gesicht hob auch Deans Laune, der sich zufrieden hinter Babys Lenkrad sinken lies.

„Schon in Ordnung, Mistkerl.“

„Idiot.“



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