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Unmei no Akai Ito

von

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Das dämonische Turnier – Iwai no Kenjutsu

An einem Abend wie diesem gab es viel zu entdecken. Seltsame Kimonos, aufwendige Frisuren und Accessoires der eigenartigsten Ausführung und Nutzung; natürlich durften Dämonen in Rüstungen nicht fehlen. Was ihre menschlichen Schützlinge irritiert hätte, wären wohl die Waffen gewesen, die hier erlaubt waren; war sich doch ein jeder im Klaren darüber, in wessen Haus sie sich befanden. Eine Eigenart nicht nur dieser Spezies, wie sie durchaus anerkannte – jedoch in dieser Vielzahl ein Ausdruck ihres stark überbetont kriegerischen Lebensstils.

Ein Schmunzeln zierte die feingeschwungenen Lippen der jungen Schönheit über diesen Gedanken, ehe sie ihn mit einem leisen Kopfschütteln abtat. Auf das zaghafte Winseln zu ihrer Linken glitt ihr Blick sogleich zur schneeweißen Begleiterin und begegnete dem sorgenvollen der Gottesdienerin in Wolfsgestalt. Ob da nicht jemand den Auftrag der Jagdgöttin, nicht von Ihrer Seite zu weichen, zu wörtlich nahm? Ein leichtes Kopfneigen zur Beruhigung musste genügen. Zu mehr sah sich die menschengleiche Göttin auch nicht imstande. Ihr pechschwarzes Haar war mit unzähligen Nadeln, so erschien es ihr zumindest, aus glänzenden Edelmetallen zu einer ebensolch atemberaubend komplizierten Frisur hochgesteckt, sodass sie einzig deren Enden schmerzhaft gegen ihre Kopfhaut drücken vernahm - bei jeder auch noch so leichten Neigung ihres Kopfes. Die anderen Enden zierten lange, metallene Fäden, welche bei jeder ihrer Bewegungen selbst in ihren Spitzohren klimperten - einem Windspiel gleich.
 

Ihren Blick ließ sie daraufhin weiter über die versammelten Gäste wandern. Einem Dunstschleier gleich legte sich die Musik über ihr Stimmenwirrwarr. Natürlich hatte ein Festakt nicht fehlen dürfen, sie war nun bereits eine geraume Weile im Schloss des Westens zu Gast - unmöglich ihren Aufenthalt geheim zu halten. Zu einzigartig war dieses „Experiment“ ihrer Väter. Und so hatte sie dem väterlichen Freund, zu welchem der Inu no Taishô längst geworden war, seine Bitte nicht abschlagen können, sie doch in die dämonische Gesellschaft einführen zu dürfen. Unerfahren mit seiner Spezies, wie sie war, hatte sie mit einem gesellschaftlichen Ereignis gerechnet, wie es ihre Art kannte.

Ein Festmahl, bei welchem um des Genusses willen die feinsten Speisen gereicht wurden und der Honigwein des Weingottes in Rauen Mengen floss. Unter einem dämonischen Turnier hatte sie sich im ersten Moment nichts vorstellen können. Im Zweiten dagegen war in ihr allmählich die Erinnerung an eine der Traditionen der Ritter gekeimt. Doch an einen Wettstreit, ein Kräftemessen unter jungen Dämonen, so wie dies Sitte der ihnen so verachteten Menschen war, daran hatte sie dann doch nicht gewagt zu glauben. Nur zur Sicherheit hatte sie nachgefragt bei dem väterlichen Mentor, den Unglauben dabei viel zu offensichtlich zur Schau stellend, hatte doch der Inu no Taishô schmunzelnd seine Beweggründe erklärt. Ein Schmunzeln dabei auf seinen Zügen, das sie stark an seinen Sohn erinnert hatte. Und sie musste dem Daiyôkai recht geben, wollte sie tatsächlich die Dämonenwelt verstehen lernen, so bot sich hier eine einmalige Gelegenheit, ihre Natur hautnah und doch in sicherer Atmosphäre beobachten zu können. An Erleben hatte sie gar nicht denken wollen, zu schaurig waren die Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit.
 

Also stand sie nun, reichlich überrascht ob des durchaus gesitteten Ablaufs wenige Treppenstufen erhöht auf dem Weg aus polierten Holzplatten, welcher die quadratische Fläche in der Mitte umzäumte und betrachtete schweigsam die Meute an dämonischen Kontrahenten. Sie befanden sich in einer separat errichteten Anlage im Osten des Schlossgeländes. Ein selten genutzter Bereich hatte er doch einst der Herrin des Westens gehört. Er glich so ganz und gar nicht dem restlichen Schloss. Traditionell japanisch war er aus poliertem Holz errichtet und zog sich lang wie die Tempelanlagen ihrer Schützlinge um einen sandigen Hof- überproportional vergrößert war ihr alsbald aufgegangen, dass dieser von jeher dem Exerzieren gedient hatte. Der angrenzende Wald war der menschlichen Idee von Yin und Yang unterworfen. Sie liebte diesen Bereich des Schlossgartens. Zu gerne wanderte sie die verschlungenen Pfade gedankenverloren entlang – nur in Begleitung ihrer stets treuergebenen Ai. Das Innere dieser separierten Palastanlage hatte ihre Fantasie und Neugierde dabei ein ums andere Mal beflügelt. Somit hatte sie die Idee, hier das Turnier auszurichten, von Beginn an begeistert aufgenommen.
 

Alle Dämonenstämme waren erschienen. Keiner hatte sich dem raren, etwas in die Jahre gekommenen, Ritus aus Urzeiten entziehen wollen, zu verlockend war doch die Möglichkeit, die nächste Generation und deren Vermögen ausloten zu können. Suchend wanderte ihr Meeresblau dabei über die Versammelten zu eben jenem Sohn hin, dessen Teilnahme auch noch so manchen letzten Zögerer hierher gelockt hatte. Ob er nervös war, wagte die Göttin nicht sicher zu urteilen. Gezeigt hatte er das nicht. Seine Selbstsicherheit schien dagegen in den letzten Tagen noch gewachsen zu sein. Eine Erkenntnis, die ihr auch jetzt noch die Augenbraue zweifelnd unter den Pony zwang. Er schien vertieft in seine Aufgaben als Erbe des Westens, genauer in ein Gespräch mit einer zugegeben sehr ansehnlichen Dämonin. Waren sie das nicht alle?
 

Doch, was ihr dabei wesentlich unwohler aufstieß, zumindest fokussierte sie darauf all ihre Unruhe, war die Tatsache, dass man die doch tatsächlich in Hakama und Brustpanzer hier erlaubt hatte. Sie hatte man dagegen genötigt, wie eine Königin unter eben dieser Spezies, so man Yoko glauben mochte, zu kleiden. Dank der sorgsamen Auswahl ihres Gastgebers wagte sie seither kaum mehr zu atmen. Der blutrote Kimono mit schwarzem Blumenmotiv stand ihr hervorragend und hätte ihre schlanke, langgestreckte Figur betont, wäre da nicht der extragroße mantelartige Überwurf. Das hatte auch Ais schwanzwedelndes Jaulen ihr bestätigt. Warum man hierzulande so viele Lagen trug und das Ende des Obis am Rücken so kompliziert band, dass man sich fühlte wie in einer externen Polsterung, war ihr ein einziges Rätsel. Noch weniger verstand sie dabei, warum alles so eng gespannt sein musste, dass sie bei jedem noch so zarten Atemzug Angst hegte, entweder zu ersticken oder den Stoff zu überstrapazieren - Dämonenseide hin oder her. Dass diese Abende nicht für Frauen veranstaltet wurden, konnte sie nicht zuletzt allein dank ihrer Garderobe ausmachen. Unvorstellbar also, dass diese Aufmachung auch nur einen normal großen Schritt zuließ. Nie hätte sie erahnt, in was Dämonenfürstinnen sich am Abend hineinzwängten, waren diese doch ihres wenigen Wissens nach zumindest nicht minder stolze Kriegerinnen wie die Fürsten unter den Dämonen. Der Beweis lachte unter ihrer genauen Beobachtung amüsiert auf. Dass er das bei einer Dämonin - auch noch in aller Öffentlichkeit -hervorzubringen vermochte, war ihr neu und ließ sie den Blick betreten abwenden. Sie nahm einen leichten Atemzug der frischen Luft, welche neben ihr durch die spaltbreit geöffnete Schiebetüre vom Hof hineindrang.
 

War sie ehrlich, so fühlte sie sich nicht nur in ihrem Gewand gefangen, viel mehr noch machte ihr zu schaffen, dass sie unter all diesen natürlichen Feinden ihrer Art weilte; mit versiegelten Kräften. Sie empfand sich seelenruhig - noch. Jede ihrer Bewegungen schien von unzähligen Spitzaugenpaaren verfolgt, kaum, dass sie den Raum mit dem Hundeherrscher betreten hatte. Sie fühlte sich nicht nur einmal an Katzen erinnert, kurz bevor diese sich auf ihre Beute stürzten, kauernd, den Körper ganz eng gen Boden gedrückt nur Schwanz und Hintern leicht erhöht, Ersteren dabei wild von einer Seite zur anderen peitschend, jederzeit bereit zum Absprung. Ihr Blut vibrierte förmlich in ihren Blutgefäßen von den sie umgebenden Yôkii. Es war erdrückend.
 

„Atmet, Hime-sama, atmet“, hauchte es da bereits zur ihrer Linken und ließ sie gewahr werden, dass sie auf das Ausatmen doch glatt vergessen hatte.

Die Luft leise ausstoßend, sodass sich der widerstandsfähige Stoff abermals bedenklich eng über ihre schlanke Brust legte, richtete sie den Blick neben sich. Sie war ihm noch vor Kurzem vorgestellt worden. Er war einer der Letzten gewesen in der so endlos erscheinenden Reihe an Dämonenfürsten und –fürstinnen. Ein nach außen hin junger, durchaus auch für ihre Art ansprechender, Wolfsyôkai. Langes, braunes Haar, welches seine feinen Gesichtszüge in Strähnen wild umspielte und diesen verschlagenen fast schon diebischen Ausruck aus türkisenen Raubtieraugen. Soweit sie Sesshômarus letzten Ausführungen diesen Nachmittag hatte folgen können, befand sich ihr Territorium weiter südlich.
 

„Kaito-san, nicht?“, bemühte sie sich da möglichst von ihrem undämonenhaften Verhalten abzulenken.

Schließlich galt unter mächtigen Dämonen nichts als unschicklicher als auch nur den Hauch von Empfindungen nach außen dringen zu lassen – so zumindest ihre bisherigen Erfahrungen. Mit vielen hochrangigen Yôkai hatte sie immerhin noch nicht gesprochen, einzig der Schlossherr und sein Sohn waren ihr vertraut. Sie hoffte, beide nicht weiter in Verlegenheit zu bringen. Ihre Nervosität mischte sich unter ihr Unwohlsein. Nur kurz hatte sie sich entschuldigt von der Seite ihres Gastgebers, um frische Luft zu schnappen, so zumindest ihr Vorwand.
 

„Wenn ihr mir erlaubt, Euch meine Bewunderung auszusprechen, Euch bei all den Fremden meinen Namen im Gedächtnis behalten zu haben, Megami-sama, Ishizu. Ich muss berechtigterweise annehmen, dass dies nicht einmal auf ein Fünftel meiner Artgenossen hier zutrifft. Wären die sich nicht bereits am Feld gegenüber gestanden, würde sich hier niemand beim Namen kennen“, zauberte dann selbst ihr ein Schmunzeln auf die Lippen.

Was er nicht sagte. Das beinahe vor Übervorsicht strotzende, höfliche Verhalten seiner Artgenossen war ihr nicht entgangen; ebenso wenig wie deren gespannte Vorfreude auf das bevorstehende Finale des Abends.
 

„Wir Daiyôkai sind selten in derart großer Gesellschaft – friedvoller Natur, versteht sich“, kam es da lachend von dem Fremden.

„Falls Euch das ein Trost sein mag, für meine Art stellt dies in der Regel also keine leichte Übung dar“, versuchte Kaito ein wenig Konversation, wie die Göttin durchaus wohlwollend mit dem Anflug ihres Lächelns quittierte.

Zart erahnte der Wolfsyôkai dabei den natürlichen Roséton unter dem gefärbten Lippenrot der Göttin. Ob ihre Art derlei Anspannung und Maskerade gewohnt war? Kein Wunder, dass sie sich unwohl fühlen musste.
 

„Für den Einen mehr, für den Geübten weniger“, konstatierte es da verstörend nüchtern vor Ihnen.
 

Auch Ishizu erschloss sich sofort, welche „Übung“ der Inuyôkaisohn damit ansprach. Mächtigen, Zivilisierten im Gegensatz zum Wilden, Schwachen waren nur einige Assoziationen, die ihr binnen Bruchteilen von Sekunden einfielen, kaum erfasste sie den Blickwechsel unter den Dämonensöhnen. Die feinen Härchen in ihrem Nacken begannen sich bereits aufzustellen, als der sonore Bass des Herrn der Hunde die Gesellschaft in den von Fackeln erleuchteten Hof einlud und damit den eigentlichen Zweck ihrer Zusammenkunft einläutete. Sofort glitten die Schiebetüren aus Reispapier, welche bis dato den Blick in den bereits im Dunkel der hereinbrechenden Nacht liegenden Platz verwehrt hatten, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, schleifend zur Seite. Sie erlaubte sich einen erleichterten Atemzug, ehe ihr Augenpaar seines streng maß. Er ignorierte es, bot ihr stattdessen, ganz der Sohn des Gastgebers, seinen Arm, wie sie erahnte, rasch, noch ehe der Wolf auch nur die Gelegenheit andenken konnte. Sie schürzte für den Hauch eines Augenblicks erzürnt die Lippen, ehe sie ihren hauchzart darüberlegte - ganz der Sitte ziemlich mit Distanz. Inständig zwang sie dabei ihre Miene unter ihre Kontrolle und hoffte ihr Herz möge sie nicht verraten, ob der leisen Schauer, welche allein seine Nähe in ihr entfachte. Wie stets schien er ungerührt, als er zum Schritt ansetzte.
 

Es war ihre Unachtsamkeit gepaart mit dem seltsamen Schuhwerk, welches sie ins Stolpern geraten ließ. Aus der Not geboren, ereilte sie sein fester Griff. Das Umknicksen ihres Knöchels konnte er jedoch nicht verhindern. Und so zog die menschengleiche Göttin scharf die Luft ein – ein unmissverständliches Signal damit an beide Yôkai sendend, auf welches der Sohn des Hauses unumwunden reagierte. Sie fand sich umgehend in wohl vertrauterer Umarmung und schlang ihre Arme federleicht um seinen Hals, als er sie sich auf die Seinen lud.
 

Der Wolfsyôkai zögerte, also entkam es dem Hundedämon knapp: „Ihr werdet draußen erwartet“, ehe er mitsamt des Ehrengasts um die nächste Ecke bog; die Wölfin dabei ergeben an ihrer Seite.
 

Ishizu verbarg derweil ihr hauchzartes Lächeln in seiner Halsbeuge – ein stilles Geheimnis damit zwischen sie und Sesshômaru entspinnend.

Sie ging völlig richtig in der Annahme, dass er sie längst durchschaut hatte und war dankbar, dass er ihrer Aufforderung dennoch nachgekommen war.

Er bog in den erstbesten Raum, den er leer vorfand und zog mit der Ferse die Tür hinter ihnen zu, Ai damit aussperrend. Die verzog sich bereitwillig um die nächste Ecke, wachsam, wie immer.

Die Einsamkeit des kleinen Nebenraumes, welcher als Lager genutzt wurde, breitete sich wohlwollend über sie. Die Göttin noch auf seinen Armen hatten sich ihre Blicke gefunden, kaum war die Tür hinter ihnen schabend ins Schloss geführt worden. Tief verankert ineinander elektrisierten sie ihre Sinne.
 

„Gar so ungeschickt, Megami“, zauberte ihr dann ihr so atemberaubendes Lächeln auf die Lippen.

Zart tupfte sie daraufhin ihre Nase auch schon gegen seine, führte sie quälend langsam, einem Hauch gleich, an seiner entlang und hielt seine Aufmerksamkeit dabei gefangen. Tief tauchten seine spitzen Iriden in ihr so unergründliches Meeresblau, welches die Pupillen nur hintergründig erkennen ließ; ganz, wie es ihrer Art zu Eigen war. Es war nicht nötig, den Blick zu senken; er las in ihrem, dass ihr Lächlen längst zu einem Neckischen gereift war.
 

„Du solltest vorsichtiger sein“, entsprach nicht ihrem Plan und erfolgte zu nüchtern, nahezu ungerührt.

Es war ein Befehl. Beleidigt schürzte sie die Lippen. Er entließ sie derweil bedachtsam auf ihre Beine. Die Enttäuschung darüber kam für ihn so ganz und gar nicht überraschend und so ließ er sie gewähren, als sie ihn am Kragen seines Kimonos packte und in einen begehrlichen Kuss zog. Noch darunter eroberte er sich die Oberhand zurück und pinnte sie in einer leichten Umdrehung gegen die danebenliegende Wand. Stets darauf bedacht, dass die Dornen seines Harnischs sie nicht berührten.

Aufdringlich bohrte sich stattdessen der traditionell gebundene Obi in Ihren Rücken und zwang ihr Becken ihm sinnlich entgegen. Ein verführerischer Laut entrang sich dabei ihrer Kehlen.
 

Ein gestohlener Moment, dessen waren sich beide nur zu genau bewusst. Und so kosteten sie ihn sehnsüchtig aus, bemühten sich, so viel als möglich ihres Verlangens zu stillen in der wenigen Zeit. Umso abrupter unterbrach er ihre Intimität, kaum dass sich Schritte ankündigten, lange bevor sie den Weg nahmen, welcher von ihrem Gang abzweigte und nach draußen führte. Sie verharrte abwartend, kontrollierte ihre Atmung und musterte ihn eingehender. Seine Lippen waren gerötet von ihrer unnatürlichen Farbe. Instinktiv verwischten ihre Fingerkuppen die Spuren ihrer Zärtlichkeit. Dann wanderte sie seine so raubtierhaft-eleganten Züge weiter ab, welche denen ihrer Art doch so wenig ähnelten; Allem voran die dämonischen Streifen, welche sich über seine hohen Wangenknochen zogen, hinauf zum Sichelmond, der über seiner Stirn thronte hin zu seinem gebannten Spitzaugenpaar.
 

„Womit vorsichtig?“, beorderte seine Aufmerksamkeit dann zurück, kaum, dass er sich merklich entspannt hatte.

Er sah sie fest an. Es war ihm also ernst.
 

„Dämonenfürsten verfolgen stets eine Intention“, entlockte ihr dann doch ein ungläubiges Schmunzeln.

Meinte er das gerade wirklich ernst? Ein einfaches Gespräch – aus Neugierde. Er ging nicht darauf ein, sondern sah sich gezwungen, auszuführen: „Du bist wertvoll."
 

Sie ahnte nicht wie sehr, sah er seine Befürchtung doch bestätigt in ihren zweiflerisch geschürzten Lippen. Wären sie sicher, er hätte sich davon hinreißen lassen, hätte seinen Fokus endgültig aufgegeben, um sich dem immer stärker aufwallenden Drang, sie zu besitzen, hinzugeben. So tat er nur einen kaum merklichen Atemzug, zwang sich zur Distanz und entließ sie damit ein Stück weit aus seiner Präsenz. Sie beobachtete ihn dabei genau, immer noch fassungslos, ob seiner Warnung; oder eher: Anordnung. Sie war sich vollkommen gewahr, dass seine Vorsicht gerechtfertigt war. Lange würden sie nicht mehr unentdeckt bleiben, hatten sie doch Hideaki, den Heilerdämon, nicht aufgesucht. Sie wusste, als er sein Yôki kaum merklich ansteigen ließ, dass er Ais Schritte längst vernommen hatte, noch bevor Anderes an seine Sinne drang. Diesmal war es nicht ihr Geruch, den er verdeckte; es war die Lüge, die er tarnte.

Ein wenig Magie und Ishizu war versichert, dass auch sie keinerlei Spuren ihrer unziemlichen Intimität mehr verriet.
 

„Verabschiede dich, sobald der Mond über dem ersten Turm steht und erwarte mich bei der Pagode“, war so nah an ihrem Ohr, dass sich sein warmer Atem wie Feuer von ihrer Wange durch ihren gesamten Körper ausbreitete.

Sie erschauderte. Da war er auch schon von ihr gewichen, öffnete die Tür einen Spalt breit und trat – wie zufällig – auf den Gang.

Ai erwartete sie bereits geduldig.

Sie folgte und wäre beinahe mit dem Gastgeber selbst zusammengestoßen; Hideaki erblickte sie dabei in dessen Schlepptau, allzeit bereit.
 

„Ein weitaus weniger traditionelles Gewand verlangt weniger Geschick, Chichi-ue."

Sie beneidete ihn um den beiläufigen, fast beleidigenden Tonfall, den der Vater, eingedenk ihrer Feindschaft, natürlich als Kritik an der ungeschickten Göttin verstehen musste. Ergo traf den Sohn der auch zu erwartende Tadel aus väterlichem Gold.
 

„Nichts, was mehr als der Yôki bedurfte“, an Hideaki wirkte wie der Vorwand zu gehen.

Mit angedeutetem Kopfneigen gegen den Herrscher und dessen Nicken als Erwiderung verschwand er auch schon hinter der nächsten Biegung.

Einfach nur beneidenswert.
 

Der Sichelmond stand bereits auf Höhe des letzten Fensters besagten Turmes, als endlich die letzten Ihre Plätze am Kampfplatz einnahmen. Ishizu stand neben dem Taishô und lauschte mal seinen Erklärungen, mal denen des Flohgeists auf ihrer anderen Schulter. Es war durchaus spannend, so beängstigend doch so manche Auseinandersetzungen waren. Selten wagte sie ein Urteil darüber, wie ernst der Kampf war. Blutrünstig und grausam, ja ohne Gnade, waren sie ihr beschrieben worden nicht nur von einem ihrer göttlichen Geschwister. Auf manche traf das zu. Andere dagegen wirkten fast schon gesittet, natürlich im Vergleich zum Erwarteten. Doch was sie jetzt alle erwarteten, löste in der Megami durchaus gegensätzliche Empfindungen aus. Nicht, dass sie es ihm nicht zutraute. Doch gewohnt war sie nur die Übungen mit dem erlauchten Vater. Nicht, dass sie an ihm zweifelte. Doch seinen Gegner vermochte sie kaum einzuschätzen. Ein Drachendämon. Dass sie mit ausreichend Magie von ihren Schöpfern bedacht worden waren, um in menschlicher Erscheinung aufzutreten, dies jedoch kaum gerne taten, hatte selbst sie fast vergessen. Und so war sie doch reichlich überrascht gewesen, dass der Taishô auch diese bedacht hatte mit seiner großzügigen Einladung. Nicht die ehrwürdige Sorte, die Zutritt zu den Gefilden der Götter und der Zeit hatten. Dennoch, diese Kinder der Drachen und Dämonen, ihre gemeinsamen Schöpfungen, waren auch unter den Göttern durchaus gefürchtet. All ihre Aufmerksamkeit galt nur diesem Kampfplatz, seinem Agieren. Es schien ihr, sie war damit nicht allein.
 

„Oh, Oyakata-sama, ich hatte ja gar keine Ahnung, dass Sesshômaru-sama von Ryukotsusei-samas Sohn erwählt wurde“, säuselte es da von ihrer Schulter ehrfurchtsvoll.
 

Es stand außer Frage, dass diese Wahl auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Ihr Blick wanderte rasch die undeutbaren Züge des Schlossherrn und Vaters ab. Sie erahnte die Anspannung, die diesem innewohnen musste, wusste sie doch von den Spannungen zwischen eben diesen beiden Stämmen. Ob das also eine gute Idee war.
 

„Ein Wechsel aus der menschlichen Erscheinungsform haben das Ende und die Niederlage zur Folge“, diente zur Erinnerung.

Eine Verneigung gegen den Gastgeber war Akzeptanz und Anfrage zugleich. Sein Nicken, ein wenig verzögert, wie Ishizu glaubte, und dem Kampfgesuch war stattgegeben.



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