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Unmei no Akai Ito

von

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Schlangenkuss

Wo Gegensätze sich berühren, beginnt die Vorstellungskraft. (Kurt Haberstich)


 

Unendlich träge erspürte sie ihren Verstand, wie er einem Dunstschleier gleich im leeren Nichts hing. Das leise Pochen kämpfte sich immer stärker an die Oberfläche ihrer Wahrnehmung bis es schlussendlich in dem dumpfen Schmerz an ihrem Arm kumulierte. Die letzten Fetzen ihrer Erinnerung klangen in ihr nach und wirkten wie Eindringlinge in ihre betäubende Ruhe.
 

„Also, sprecht, Megami, was habt ihr mit dem Kronprinzen zu schaffen?“[...]

„Ich wüsste nicht, was Euch das anginge“.

Der schraubstockartige Griff um ihren Arm verstärkte sich noch.

„In der Tat… Du solltest sie jetzt loslassen“.
 

Eine leichte Berührung, gesprochene Worte, dann erlangten die leisen Wellen der feindlichen und doch so vertrauten Energien ihr Bewusstsein. Noch stemmten sich ihre Lider bleischwer gegen ihren Wunsch. Es bedurfte mehrerer Versuche, ehe allmählich die Helligkeit ihre Netzhaut empfindlich flutete.

Flatternd öffneten sich ihre Augenlider und beorderten so das dämonische Gold interessiert auf sich. Den ersten Atemzug sollte sie in Ruhe tun, also erhob er seine krallenbesetzte Klaue. Die Schale mit der Flüssigkeit in der Hand zog Yoko sich umgehend zurück. Da brach das Winseln der weißen Wölfin die Stille. Er bedachte es mit gezückter Augenbraue. So viel zu einem schonenden Erwachen.

„Ai?“, kam flüsternd und erreichte die Fensterfront kaum mehr vernehmbar.

Nichtsdestotrotz vermochte sie es dennoch auch seine Züge im Schatten seines silbrigen Haarmeers zu entspannen.

Anders als erwartet, traf sie auf goldene Raubtieraugen. Nicht zum ersten Mal erkannte sie, dass deren Ton weitaus dunkler war als der aus längst wohl vertrauten Spitzaugen. Ihr entglitt ihr zartes Lächeln. Glaubte sie doch die Miene des Daiyôkai selten so aufgeregt erlebt zu haben und gerade erst wieder in Beruhigung begriffen. Natürlich, er hatte sich gesorgt, war sie doch unter seiner Obhut angegriffen worden.

„Ihr solltet noch etwas ruhen, Ishizu-sama“, wirkte väterlich.

Ihr Lächeln prägte sich aus, ehe sie sich im Bett aufsetzte – unter tatkräftiger Mithilfe der Schnauze ihrer Nefrilin. Nur leise durchfuhr der Protest ihren ansonsten makellosen Arm. Kurz besah sie ihn sich eingehender. Nicht einmal ein blauer Fleck deutete mehr auf das unerfreuliche Zusammentreffen mit der Inuyôkai noch vor wenigen Stunden hin.
 

„Wir waren so frei, einen Versuch zu wagen“, bemühte sich ihr Gegenüber um eine Erklärung.

Die Ausnahme ihres Vaters schien den Heiler mitbedacht zu haben. Sie war erleichtert.

Ihren Blick erhebend, bedachte sie es mit ihrem bezaubernden Lächeln. Sie war dankbar für seine Umsicht, schließlich hatte ihr Vater den meisten Yôkai im Haushalt des Inu no Taishôs nur eine bloße Berührung gestattet – auf ihre Yôkii reagierte ihr Schutz nach wie vor. Wohl der Grund für ihre Misere. Hatte die fremde Hundedämonin doch keinen Gebrauch gemacht von ihrer dämonischen Energiequelle.

Dann durchfuhr sie die Erkenntnis wie ein Blitz.
 

„Eure...“

An seine Lichtpeitsche konnte sie sich noch gut erinnern; sie wollte nicht hoffen, zu spät umgekehrt zu sein.
 

„Chiyo?“, half der Inu no Taishô dann nach.

Scham ließ sie den Blick senken und leise nicken, kannte sie doch nicht einmal den Namen ihrer Peinigerin.

Erst das merkliche Flackern der wohl vertrauten dämonischen Energie machte sie auf seine Präsenz aufmerksam. Rasch glitt ihr Blick zur Fensterseite. Im Augenwinkel erkannte sie, dass er aufmerksam verfolgt worden war. Also wagte sie nur für einen kurzen Augenblick seinem Augenpaar offen zu begegnen. Eisern dabei ihre Miene und das verräterische Herz kontrollierend. Er hatte das Gesicht dem hereinbrechenden Sonnenlicht zugewandt; scheinbar desinteressiert- und doch war er hier. Und für den winzigen Moment traf sein Raubtiergold ihr flackerndes Meeresblau. Durchdringend erreichte sie seine Warnung darin – gut verborgen für den Vater, ehe seine Aufmerksamkeit scheinbar wieder in den Garten abwanderte.
 

„Sie verschwand, meine Männer werden sie finden“, lenkte dann den Ihren zurück zu dem Hausherrn.

Sie lebte also noch. Ihr war nicht ganz klar, ob sie allein seiner Gerichtsbarkeit unterstand. Die Lichtpeitsche dagegen hatte keinen Zweifel an der gebührenden Strafe gelassen.

Man hatte ihrem Gastgeber eine Sitzgelegenheit bereitgestellt, sodass er an ihrer Seite verweilen konnte. Sie war sich sicher, dass der Inu no Taishô die gesamte Nacht dort über ihre Ohnmacht gewacht hatte. Ihren Retter dabei ergeben in seinem Rücken. Für den Beobachter mimte er den verantwortungsbewussten Erben. Stets darauf bedacht, die Würde des Vaters nicht zu verletzen. Für sie war es umso bedeutsamer, dass er hier war. Seine Mahnung glaubte sie, durchaus verstanden zu haben. Sie wollte nicht wissen, was für Worte zwischen Vater und Sohn gewechselt worden waren. Sie war nicht dumm, hatte die Sitten und das Ehrgefühl dieser Art seit einer geraumen Weile verfolgen können. Es ziemte sich ganz und gar nicht für Dämonen dieses Standes sich so tief in die Karten blicken zu lassen. Ihre Anmaßung musste sich auf eine enge Verbindung zu dem Dämonenprinzen stützen. Yoko hatte erwähnt, dass sie Einfluss besitze, das eine Mal, als Ishizu die fremde Hundedämonin aufgefallen war – wohl die höfliche Untertreibung der ergebenen Bediensteten. Unverkennbar hatte die Hundedämonin gestern Nacht - vor ihr - ihr vermeintliches Revier abgesteckt – Sesshômaru. Der Vater konnte kaum begeistert sein, hatte sie doch damit seine Schutzbefohlene unter seinem Dach angegriffen. Ob er es ahnte? Unmerklich schloss Ishizu die Augen und sammelte sich, um wenig später angemessen bedachtsam dem dunklen Gold begegnen zu können, welches ruhig auf ihr lag.
 

„Bitte, das kann ich nicht verantworten.“

Undeutbar verweilte das dämonische Augenpaar da auf dem so Fremdartigen der Göttin. Er gewährte sich den Moment, wog ab, so gut glaubte sie ihn bereits zu kennen. Ihre Bitte musste einem Dämon viel abverlangen – erst recht einem Fürsten unter diesem Volk; griff sie doch erheblich in seine Rangordnung ein. Dennoch hoffte sie auf sein Verständnis. Sie war eine Göttin, ihren Tod konnte sie unmöglich als Strafe verantworten – nicht unter den gegebenen Umständen. Dann, nach endlos langem Warten, wie es ihr schien, neigte er endlich seinen Kopf zu einem angedeuteten Nicken.
 

„Sesshômaru."

Sie wagte es nicht, ihren Blick nun zu erheben, hatte sie doch die Unruhe in seiner Energie bemerkt. Sie meinte sein stechendes Raubtiergold auf sich spüren zu können, so sehr erahnte sie die Verständnislosigkeit darin. Sie sollte nie ihren Weg an die sichtbare Fassade finden, als sich der Angesprochene ziemlich gegen den Vater verneigte und die Gemächer kommentarlos verließ, um der Anordnung devot Folge zu leisten.
 

Natürlich hatte der Inu no Taishô ihr den Vormittag über Ruhe verordnet. Zu offensichtlich musste selbst den beiden Yôkai ihre enorme Schwächung aufgefallen sein. Das Siegel war nicht gebrochen. Ein Glück. Es hätte wohl nicht gut geendet. Dennoch hatte sie gefährlich daran gerissen. Noch jetzt spürte sie die leisen Wellen ihrer göttlichen Seele durch ihren menschengleichen Körper vibrieren, welche sogar seine Lichtpeitsche in Splittern gebrochen hatte. Es konnte ihnen nicht entgangen sein; Niemandem in diesem Schloss, bedachte sie die dämonischen Diener, die sie in möglichst weitem Bogen umrundeten. Ob sie ihn verletzt hatte?

Vorsichtig wanderten ihre schlanken Fingerkuppen die ledernen Einbände ab, erspürten die Weichheit so von so Manchem oder die Rauhheit der Fasern. Ein wenig Zerstreuung fand sie hierin immer, war sie doch stets überrascht darüber, wie stark die Welt der Dämonen von der Ihren abwich – auch in ihrer Geschichte. Also hatte sie beschlossen, die Bibliothek aufzusuchen. Ganz ohne den Dämonensohn, der ihr sonst abgestellt war, um ihr das Zeremoniell oder die Geschichte zu erläutern, sollte der Herr des Hauses verhindert sein, was durchaus häufiger vorkam. Natürlich hatte es gedauert, ehe das Vertrauen ihres Gastgebers in sein wohl ambitioniertestes Projekt bestätigt worden war, nämlich seinen störrischen und stolzen Sohn als seinen Stellvertreter auch bei diesem Experiment zu installieren. Ein Schmunzeln entwich ihr in Erinnerung an den Moment, als die Fassade gebrochen war und die Farce begonnen hatte. Hatten sie der Inuyôkai je etwas vormachen können? Sie erinnerte sich, dass ihr Chiyo nie über die gebotene Höflichkeit hinaus begegnet war. Natürlich war sie ihr vorgestellt worden, wie alle hohen Damen im Hause des Hundeherrschers: Und so war ihr der Name entfallen. Ihren Blick hatte sie die wenigen Male, die sich ihre Wege denn gekreuzt hatten, dafür nicht vergessen können. Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen – pochte doch die Bestätigung für deren Argwohn auch jetzt noch durch die Adern ihres Arms. Dass der dämonische Haushalt des Hundefürsten sie berühren durfte, konnte ihr nicht entgangen sein. Und ihr eigener kleiner Patzer beim Turnier musste ihr den entscheidenden Hinweis geliefert haben, ja kein Yôki anzuwenden. Doch warum gerade jetzt? Hatte der Eberdämon sie bekräftigt?

Da wurde sie fündig. Vorsichtig hackte sie ihre menschlich-stumpfen Nägel in die Kante des Schriftsatzes und schob wenig später die zugegeben nicht gerade dünne Rolle aus dem Regal.

Es überraschte sie, auf sein Raubtiergold zu treffen, so sehr, dass ihr der Atem stockte. Hierfür fühlte sie sich noch nicht bereit.

Seine Züge waren regungslos – undeutbar verweilten sie auf ihr.

Sie vergaß darüber sogar auf das Schriftstück, welches sodann geräuschvoll ihre Starre löste. Noch während sie sich automatisch danach bückte, schallt sie sich eine Närrin. Froh darum, seinem Fokus so entgangen zu sein, musste sie ihre Züge kontrollieren, als sie seine Präsenz zu ihrer Seite wahrnahm, noch ehe sie sich vollständig aufgerichtet hatte. Noch war das Kribbeln, das ihr erstes Erschrecken durch ihren Körper geschickt hatte, nicht völlig erloschen.
 

„Du bist schreckhaft“, versicherte ihr, dass sie allein sein mussten.

Seine Bemerkung deutete sie jedoch völlig falsch, als ihr Meeresblau erzürnt sein Raubtiergold traf.
 

„Verwundert es dich?“, lenkte seinen Blick sogar von ihr ab hin zu einem scheinbar interessanten Schriftstück in der langen Reihe an Schriftsätzen vor ihnen.

Es war schärfer erfolgt, als es gemeint war. Ihr entglitt ein leises Seufzen, das sein Augenmerk zurück auf sie lenkte. Sie fühlte seine genaue Musterung mehr, denn dass sie sie sah, wagte sie doch nicht, sich ihm abermals zu stellen.
 

„Es geht mir gut“, bemühte sie dann eine Beruhigung.

Die leise Regung in dem Dämonengold vor ihr entging ihr, da sie sich seinem Anblick immer noch verwehrte. Natürlich fühlte er sich verantwortlich, er war es wohl zum Teil ja auch.

Erst das Rascheln seines Gewands veranlasste sie dazu aufzusehen. Seiner Berührung wich sie jedoch aus, als seine krallenbesetzte Klaue dieses eine Mal ins Leere fasste.
 

„Nicht!"

Jetzt erreichte sie die deutliche Regung in seinem Raubtiergold. Es war ihr gleich. Es war so schnell vorbei, wie es aufgekommen war, dann hatte er zurück hinter seine makellose Fassade gefunden.
 

„Du hast ihr Macht über uns gegeben“, erfolgte ungerührt.

Sie verstand augenblicklich; sie hatte recht gehabt. Er wollte das Problem aus der Welt geschafft sehen, welchem sie gerade erbeten hatte, weiterhin freien Lauf auf eben dieser zu gewähren – mit ihrem Geheimnis.
 

„Und deshalb muss sie sterben? Weil sie dich kennt und eins und eins zusammengezählt hat?“
 

„Was glaubst du, wird sie davon abhalten, es gegen uns zu verwenden?“, jagte ihr eiskalt den Rücken hinab.

Instinktiv erschauderte die Göttin vor ihrem Gegenstück.

Er sah ihren Unglauben, konnte ihren inneren Kampf in ihrem wild flackernden Meeresblau verfolgen, beobachtete, wie es sie schüttelte und hart an ihren Überzeugungen zerrte. Es stimmte also, Götter waren unfähig, eine Lüge zu ertragen. Und er begriff, sie war dafür nicht gemacht.
 

„Sesshômaru, es geht nicht."

Er hielt sie nicht auf, als sie damit die Flucht antrat.
 

Die helle Scheibe war bereits weit aus ihrem Zenit getreten und entsandte ihre letzten blutroten Ausläufer gen Erdenboden. Schnatternd legte sich die Begeisterung der Entenfamilie über ihre nach wie vor gereizten Sinne, als sie gerade im bemüht naturbelassenen Teich vor ihrer Veranda ausgelassen badeten. Kurz vermochten sie es, ihren Blick von ihrem Text zu erheben und ihr ein leises Schmunzeln zu entlocken. Erstaunlich, sie nahmen die Yôkai als keine Bedrohung wahr. Nicht mehr als die menschlichen Diener, welche zuweilen an ihnen durch die weitläufige Gartenanlage vorbeieilten. Da erregte das schabende Geräusch zu ihrer Linken ihre Aufmerksamkeit. Als sie den Blick neben sich richtete, fiel dieser zuerst auf die hölzerne Schale, welche ihre Nefrilin in Wolfsgestalt mit ihrer Schnauze zu ihr schob. Das Wasser darin schwappte ab und an über den Rand, ob der situationsgemäß ungünstigen Gestalt, welche ihre göttliche Dienerin für diesen Erdenaufenthalt gewählt hatte. Nur im Palast der Götter stand es ihr frei, ihre Gestalt zu wechseln, wann immer sie wollte. Hier jedoch, im Reich ihrer Urgroßeltern traf sie eine Entscheidung, ein jedes Mal aufs Neue, wenn sie das Erdenreich betrat. Das leise Bedauern aufgrund der so notgedrungenen Verschwiegenheit der Anderen fiel der Göttin erst jetzt bewusst auf. Also legte sie den Schriftsatz neben sich auf den Boden ab und nahm die Einladung ihrer Vertrauten nur zu gerne an, gespannt darauf, was ihr Ai nach all der langen Zeit mitzuteilen gedachte. Federleicht betupfte ihre Fingerkuppe die unter Spannung stehende Wasseroberfläche, um sogleich den Wassertropfen an ihren rautenförmigen Gottesstein zu führen. Mit einem Befehl, so hauchzart und in so fremdartiger Weise gesprochen, dass er kaum vernehmbar war, beschritt sie damit die Brücke in den Geist ihrer Gegenüber.

Ai setzte sich zur anderen Seite der Wasserschale, ihre Wolfsaugen dabei ergeben dem neugierig funkelnden Meeresblau der Göttin begegnend. Instinktiv wedelte sie mit dem Schwanz und winselte auf, als ihre Gedanken sich berührten.
 

Herrin, wenn Ihr mir erlaubt, so hielte ich es für ratsam, dem Geschwätz Eurer Hofdamen deutlich mehr Beachtung einzuräumen.
 

Reichlich spät, Ai, bedenkt man, wie lange wir bereits hier sind.

Sie kannte die Nefrilin gut genug, um zu erahnen, dass die Warnung nicht der Grund für ihre Bitte zu sprechen gewesen war.
 

Verzeiht, Herrin, mir war bewusst, dass Ihr Derartiges nicht schätzt.

Ishizu nickte bedachtsam. Nein, zum Spionieren war sie nicht hier, beging sie doch schon ausreichend Verrat an dem väterlichen Freund, jeden Moment, den sie sich mit seinem Sohn unbeobachtet wähnte. Wie sie nun annehmen musste, ein fataler Irrtum.
 

Wenn ihr ferner erlaubt?

Sie nickte, ehe sie ihr Knie anzog, um ihr Kinn darauf zu betten - ihr flackerndes Meeresblau dabei wieder auf die Enten vor sich richtend. Ein Beobachter hätte dem Blick ihrer hundeartigen Begleiterin durchaus die Sorge nachzusagen gewagt, mit der sie Ishizu dabei maß. Sie dagegen wagte es nicht, sich auch nur eine Ahnung über die Sorgen und Ängste der offenkundig jungen Prinzessin anzumaßen. Doch für die jahrhundertelange Weggefährtin traten sie nur zu deutlich hervor – ungeachtet der letzten Vorkommnisse hatte sie die Veränderungen in ihrem Schützling schon seit einer geraumen Weile im Auge.
 

Gut, dann sage mir, was man sich in diesem Schloss so zuträgt – hinter verschlossenen Türen.
 

Ohne dem jungen Herrn zu nahe treten zu wollen, so scheint sich doch die Dienerschaft einig, dass seit Eurem Erscheinen hier, der Kontakt mit der Inuyôkai Chiyo geendet hat.
 

Das ist nicht mein Belang, Ai, entkam es ihr standesgemäß- ganz die Göttin, zu welcher sie ihre Erziehung mahnte.

Also doch. Sie verbat sich das unwillkommene Gefühl umgehend. Es ziemte sich nicht für ihre Art. Und es spielte keine Rolle, er war nach wie vor sein eigener Herr. Zumal ein abruptes Ende mit ihrem Erscheinen weniger günstig erschien, stellte es doch womöglich eine verräterische Koinzidenz dar.

Doch das hundeartige Augenpaar ließ nicht von ihr ab, als sie ihren Einwand noch mit einem leisen Schütteln ihres Kopfes bekräftigte. Es glich einem Ringen um die Oberhand. Nahezu schmerzhaft zu beobachten für die Weggefährtin. Dennoch gewährte sie ihr die Zeit, als sich das Schweigen zwischen ihnen entsponn.
 

Diese Art von Neugierde war nichts, was sich einer Göttin empfahl. Erst recht nicht der zukünftigen Herrscherin über die Götter. Natürlich türmten sich die Fragen auch in ihr, so viel Menschlichkeit war längst in ihr erwachsen. Dennoch war er ein freies Wesen; und wenn nicht einmal die Göttin der Götter diese Freiheit respektieren konnte, worin sollte das dann enden? Der Weg hin zu dem Besitz der Dämonen, welchen sie noch vor wenigen Nächten belächelt hatte- und der damit einhergehenden Unfreiheit, wären dann nicht mehr weit. Und doch drängte die Wissbegier in ihr. Das Gesuch nach Antworten dröhnte durch ihren zierlichen Körper und rüttelte erbarmungslos an ihren Idealen.
 

Herrin, ich fürchte, es könnte nicht unbedeutend sein, kam genau zur rechten Zeit.

Tatsächlich konnte Ai beobachten, wie der Widerstand nach und nach abbröckelte, ehe die menschengleiche Göttin bedrückt nickend auch dazu ihr Einverständnis gab.
 

Yoko und die anderen erscheinen sehr erfreut zu sein über ihr schändliches Verschwinden, wenn ihr mir die Deutung gestattet, fast von Schadenfreude erregt, darüber, dass der junge Herr sie höchst selbst davonjagte.

Es verwunderte Ishizu so ganz und gar nicht, dass die Dämonin sich keiner sonderlichen Beliebtheit erfreute. Regierten Dämonen doch durch eine so völlig konträre Art von Respekt, als es ihre Art tat und forderten die Ehrfurcht vor ihrer Macht oder gar Grausamkeit unerbittlich ein.

Dennoch war sie überrascht, dass die Ereignisse derartige Wellen schlugen. Sie waren alles andere als angenehm für Sesshômaru- legten sie doch seine Intimitäten schonungslos offen, die scheinbar längst kein wohl gehütetes Geheimnis mehr gewesen waren. Das unliebsame Gefühl verweigerte sie sich eisern. Doch ihre Neugierde obsiegte.
 

Wie lange, Ai?
 

Die Inuyôkai Chiyo verweilte wohl mehrere Jahre bereits als Dauergast im Schloss des Westens.

Es traf sie härter als erhofft. Ai verfolgte es in dem kaum merklichen Schlucken, welches sich ihren schlanken Hals hinabrang. Ihr Blick war jetzt starr auf das freudige Tummeln vor ihnen gerichtet.
 

Und worauf genau fußt ihre Schadenfreude?
 

Sie ist wohl gefürchtet für ihr Faible für Intrigen und Hinterlist.

Falsch, wie eine Schlange, das waren Yokos Worte im Vertrauen gewesen.
 

Über ihre Launenhaftigkeit und Eifersucht, die sich in der Attacke gegen Euch richteten, scheinen die Wenigsten überrascht, so regelmäßig, wie der Inu no Taishô seinen Sohn an Eure Seite beordert.

Sie konnte nur inständig hoffen, dass der Fokus auf ihrer wohl registrierten Neigung zur Eifersucht haften blieb und ihre Attacke als gegenstandslose Anschuldigung Bestand hatte - ungeachtet der „Macht“, wie er sich ausgedrückt hatte, welche die Inuyôkai nun über sie beide erlangt hatte. Hatte die Dämonin sich wohl bereits als zukünftige Gefährtin gewähnt - und mit ihr der gesammelte Hofstaat. Hatten sie sich verraten?
 

Silbern ergoss sich das Mondlicht über die Schwärze der Nacht. Nur vereinzelt brach es durch das Blätterdach hoch über ihrem Kopf, als Ishizu bedachtsam den Ast zur Seite bog, um aus dem Dickicht auf die Lichtung zu treten. Ai winselte leise an ihrer Seite. Natürlich hieß sie ihren Ausflug bei tiefster Nacht nicht gut. Dennoch, sie hatte nicht anders gekonnt, hatte das Schloss voller Dämonen verlassen müssen, auch um ihre Sinne zu beruhigen. Und so hatte sie sich alsbald in ihrem Rückzugsort wiedergefunden. Der traditionelle Bau lag bereits weit hinter ihr, ebenso alle angrenzenden Gebäude zu dessen Bewirtschaftung. Sie schmunzelte, als sich das milchige Licht der Nacht auf dem natürlichen Gewässer einladend spiegelte. Dieser Teil ihrer Sinne war seit der gestrigen Nacht geschärft.

Ein prüfender Blick, dann flüsterte sie dem vor ihr ruhenden Nass, zum wiederholten Male an diesem Tag, ihr Begehr- unverkennbar und doch nicht identifizierbar für den Uneingeweihten. Es war ein außergewöhnlicher Tag gewesen. Und diese erforderten nun einmal auch nicht recht genehmigte Ausnahmen. Sachte versetzte ihr Finger auf diesen Gedankengang hin die Oberfläche in Wellen. Sie schwollen umgehend zu einer sprudelnden Quelle an, die alsbald ihre Wärme in dichten Schlieren plätschernd gen Nachtluft entließ. Behände hatte sie da bereits den Obi gelöst und war aus ihren Lagen an Dämonenseide entstiegen, um sogleich seufzend in die wohlige Hitze zu gleiten.
 

„Also kennen Götter Ausnahmen“, brach so überraschend über sie herein, dass sie augenblicklich erstarrte.

Genau das hatte sie zu verhindern gesucht.

Da spielte es auch keine Rolle, dass er sie beim Benutzen ihrer göttlichen Fähigkeiten erwischt hatte - schließlich war die Sprache ihrer Art nicht verboten auf Erden, wenn auch kaum genutzt mehr. Trotzdem schlich in ihr das unangenehme Gefühl empor, ertappt worden zu sein.

Automatisch glitt sie weiter in die Tiefe des natürlichen Beckens hinein, als er aus der Dunkelheit trat. Wie lange er geschwiegen hatte, wagte sie nicht recht zu erahnen. Jedoch vermutete sie ihn schon eine ganze Weile in ihrem Rücken. Dass sie es nicht bemerkt hatte, wurmte die Göttin. Vernichtend verfolgte ihr Blick ihre Nefrilin, als die sich doch tatsächlich daran machte, sie hier allein zu lassen – mit ihm. Es traf auf weit weniger Beachtung als von ihr beabsichtigt. Damit suchte ihr Meeresblau abermals sein Raubtiergold.

Diesmal zückte sie irritiert ihre Augenbraue, konnte sie ihm doch nur mehr dabei zusehen, wie er vor ihr ins Wasser glitt. Den Anblick hätte sie bei Weitem mehr zu schätzen gewusst, wäre die Situation eine andere gewesen. Seine Braue war noch darunter verstimmt nach oben gewandert – es musste ihm zu heiß sein.

Sie wich weiter zurück, bis ihr Rücken sich gegen einen der glitschigen Steine drückte. Bewusst ließ sie ihn dabei nicht aus den Augen. Er verfolgte es genau und respektierte die Distanz. Ihr Schweigen sehr wohl richtig deutend.
 

„Warum genügt kein einfaches Bad?“, bezeugte tatsächliches Interesse - und seine Ahnungslosigkeit.

Sie konnte sich nur an wenige Ausnahmen erinnern, an welchen er sie mit einer offenen Frage aus Neugierde bedacht hatte.
 

„Ich bevorzuge natürliches Wasser“, knapp und informativ- er hätte es mehr gewürdigt, wäre die Situation eine andere.

Kurz befand sie sich einfach nur unter seiner Musterung, um genauer zu sein, maß er lediglich ihr Gesicht bis zu ihrem Kinn, war sie doch so tief ins Wasser geglitten, wie möglich. Seine Lippen umspielte ein hauchzarter Zug ob ihrer Bemühungen. Es verunsicherte sie, wusste sie doch nicht recht einzuschätzen, ob es ihn amüsierte oder er den Ernst wahrnahm.
 

Da überraschte er sie, als sein Raubtiergold fest auf ihrem Meeresblau lag. Sie war zu irritiert, um die Einladung sofort zu verstehen. Seine gezückte Augenbraue bekräftigte sein Angebot noch wenig später.

Bedachtsam und dennoch eiskalt überkam ihn die ungewohnte Präsenz. Er bemerkte durchaus ihre Vorsicht, dennoch erschauderte es den Dämon instinktiv vor der konträren Macht. Akribisch behielt sie ihn dabei im Auge und hielt inne, sobald sie sich der leisen Wellen seines Widerstands gewahr wurde.
 

So respektvoll auf einmal, Megami?, beendete beinahe sein Experiment, bevor es wirklich begonnen hatte.

Es war nur seiner aufwallenden Gegenwehr, welche sich ihr offenbarte in ihm, zu verdanken, dass sie blieb.
 

Kaum schweige ich, schon lädst du mich ein, in deinen Gedanken zu lesen? Hätte ich das mal früher gewusst..., erweckte bei beiden das Amüsement.
 

Weißt du dich zu benehmen, Megami, gestatte ich dir vielleicht sogar noch mehr heute, kräuselte ihre zarten Lippen in gespielter Skepsis, während die Welle seiner besänftigenden Wirkung in ihr auf ihn überschwappte.

Seine Erleichterung darüber erreichte ihre Wahrnehmung, wenn auch sein Anblick nichts davon preisgab. Sie war erstaunt, dass er sich ihr so offenbarte. Und sie erkannte das wohl einzigartige Geschenk. Seiner genauen Beobachtung ihrer Gefühle und Gedanken war sie sich auch ganz ohne die Verbindung bewusst, verriet ihn doch sein Augenpaar, welches lauernd auf ihr lag. Sie schmunzelte leise.

Da wagte er einen weiteren Schritt auf sie zu. Bedachtsam näherte er sich ihr. Sie konnte spüren, dass er ihre Gefühlswelt genau durchforstete, nach den leisesten Spuren ihrer Grenzen, um diese ja nicht zu überschreiten. Dankbarkeit breitete sich in ihr aus, ob seiner Umsicht und legte sich wohltuend über ihre angstvoll gespannten Sinne. Seine Überraschung, als sie ihn keine handbreit vor sich kommen ließ, senkte ihre Lider verlegen gen Wasser, während sich ihre Lippen amüsiert spannten. Nur zart reizten sie seine Krallen, als seine Klaue sich unter ihr Kinn schob und ihren Blick erhob. Instinktiv kam sie ihm entgegen; Ihr Meeresblau dabei fest verankernd in seinem dämonischen Gold.

Kurz erfühlte er ihre Irritation, als er den magischen Moment brach, um stattdessen seiner Klaue zu folgen, welche geschmeidig über ihren Arm fuhr, dabei das leise Kribbeln in ihrem Bauch sehr wohl registrierend.
 

Er war gebrochen gewesen. Hideaki hatte Mühe, ihn zu heilen.

Und dieses Mal erreichte sie die Wucht seiner Sorge und drohte sie beinahe von den Füßen zu reißen, so überraschend brach sie auf die Göttin ein. Dicht gefolgt von der Schuld, die er empfand.

Sie war erstaunt, dass er ihre Überraschung nicht erwartet hatte. Umgehend kehrte da sein raubtierhaftes Gold zurück zu ihrem unergründlichen Meeresblau.

Sanft sprang das wohlige Empfinden auf sie über, sobald ihre Fingerkuppen zart seine dämonischen Streifen nachzogen. Sie hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie es sich für ihn anfühlte und so verfolgte sie gebannt das Wechselbad an Empfindungen, in das ihn allein diese Berührung zu stürzen vermochte. Die Schuld blieb und legte sich wie ein Schatten über ihre Gemüter.
 

Aber er hat es heilen können, bemühte sie eine Erleichterung.

Sein Vater hatte wahrlich sein Geschick und seine Umsicht bewiesen in den Verhandlungen mit dem Ihren, hatte er doch den Heilerdämon miteingeschlossen unter den Dämonen, welche sie mit ihrer Yôkii berühren durften. Amüsiert zuckten seine Lippen, kaum nahm er ihre erneute Ahnungslosigkeit wahr.
 

Was lässt dich glauben, es sei der Umsicht deines Vaters entsprungen?, hätte er auch ganz ohne ihre Verbindung als Trotzen aus Stolz erkannt.

Sie hob sein Gemüt, wenn auch nur kurz – seine Schuld verblieb bleiern auf ihnen. Er spürte ihr verzweifeltes Bemühen, erkannte sie.
 

Weiß sie es?

Der Stich, den sie ihm damit versetzte, wog schwer. Sie hatte unverkennbar ins Schwarze getroffen.

Er hatte Angst, die Gerüchte mussten also stimmen. Fassungslos erkannte sie denselben Schmerz in ihm, den sie fürchtete. Er war davon überzeugt.
 

Wie?

Ich kam zurück, als du verletzt wurdest.
 

Und daran gab er sich die Schuld, sie verraten zu haben. Sie musste ihn wirklich gut kennen. Es war ihr unmöglich zu verhindern, dass ihn auch das Ausmaß, wie sehr es sie doch traf, erreichte. Beschämt senkte sie ihren Blick auf seine Brust, auf welcher ihre Hand längst ruhte. Nahezu weiß erschien ihr seine makellose Haut im Mondlicht. Nicht das erste Mal, dass es ihr auffiel. Unbewusst ergab sie sich ihrer Faszination und begann ihre Finger sanft über seine Haut wandern zu lassen.

Er beobachtete sie genau dabei, gab ihr Zeit, spürte nach und verfolgte ihre Empfindungen.
 

Demnach untersteht sie deiner Gerichtsbarkeit?
 

Wir sind nicht verbunden, Megami, eindeutiger Tadel an ihrer Auffassungsgabe, den sie nickend akzeptierte.

Dennoch, sie hatte es hören müssen, wenn auch nur gedanklich. Er nahm es als weibliche Sonderlichkeit hin.
 

Demnach wolltest du sie gar nicht...

Sie erkannte ihren Irrtum, noch ehe er sie gedanklich maßregelte – ganz der enttäuschte Lehrmeister: Ich greife meinem Herrn Vater nicht vorweg.
 

Auch dazu nickte sie, beschämt den Blick dabei auf ihren schlanken Fingern belassend, die nervös auf den sehnigen Muskeln zu klopfen begannen. Sie rang mit sich – unter seiner genauen Beobachtung.

Es fiel ihr unglaublich schwer, es auch nur zuzulassen, dennoch drängte sich die Frage unangenehm in ihr empor. Sie war sich seiner faszinierten Musterung bewusst, konnte sie spüren - und schämte sich auch ihrer. Es stand ihr nicht zu.
 

Stell die Frage, Megami, erhob seine Klaue da erneut ihren Blick auf seine so beängstigend elektrisierende Art und Weise.
 

Wolltest du sie je besitzen?

Als seine Belustigung in ihr aufkeimte, entwand sie sich seinem zarten Griff um ihr Kinn. Er ließ es zu, umfasste sie jedoch fester, sobald sie Anstalten machte, sich aus seiner Umarmung lösen zu wollen. Damit beorderte er ihren Blick zurück auf sich – vor Ärger Funken sprühend.

Sie verstand nicht recht, war sogar empört, wenn nicht gar verletzt, dass er sich über ihre Ängste anscheinend amüsierte. So sehr war sie darin gefangen, dass seine Gedankenwelt für den Moment komplett in den Hintergrund trat.

Er war beeindruckt. Wie kam sie nur darauf? Hatte er doch jahrelang ausgiebig die Chance dazu gehabt und sie eben nicht ergriffen. Verriet ihr das nicht alles, was sie wissen musste?

Zärtlich führte er da seine Klaue über ihre Wange, ihrem Blick dabei leise schmunzelnd standhaltend. Sie erdolchte ihn nahezu für seine Berührung. Auch sie erreichte sein ausgelassenes Amüsement darüber nur zu deutlich. Ihn dafür ihr ansteigender Zorn.

Er kostete ihn aus, als er genüsslich den Resthauch an Distanz zwischen ihnen überwand - unter ihrer genauen Musterung. Noch um ein Weiteres wuchs er in ihr, ob seiner Anmaßung und doch wusste er um ihre unbändige Wissbegier. Er war ihr ein einziges Rätsel in genau diesem Moment. Sie dagegen Wachs in seinen krallenbesetzten Klauen.

Er genoss den erregenden Schauer in vollen Zügen, welcher auch auf sie überging, kaum, dass ihr Körper sich unter seiner festen Umarmung enger an seinen schmiegte. Beide standen sie augenblicklich in Flammen. Seine Erregung schwappte auf sie über, kaum dass ihr warmer Atem seine Lippen erreichte. Blitze durchzuckten sie als sein Blick ihr durch Mark und Bein ging, ehe seine Stimme in ihren Gedanken widerhallte.
 

Stell die richtige Frage, Ishizu.

Er hörte sie Atem schöpfen. Und wieder war sie erstaunt, wie sehr es ihn betörte.

Instinktiv wanderten ihre zarten Hände an seine Wangen, ihre Nase gegen seine, Stirn gegen Stirn.
 

Hat es je Eine gegeben, die du besitzen wolltest - vor mir?, war ganz die selbstbewusste Prinzessin der Götter, die er kannte.
 

Sein gefährliches Lächeln spannte sich über ihren Lippen. Sie spürte die Spannung seiner Wangen unter ihrer Berührung, lange bevor seine Zufriedenheit auf sie überging. Tief stach Dämonengold in Meeresblau. Seine Präsenz hielt jetzt all ihre Sinne gefangen.
 

Keine, brach sich wild kribbelnd durch ihren Körper, ehe er ihre Lippen zu einem verzehrenden Kuss verschloss.

Instinktiv fanden ihre Finger ihren Weg in sein silbernes Haar, ihre Arme schlangen sie dabei nicht minder begehrlich um seinen Nacken. Heftig entwich ihr ihr Atem, als er sie wenig später packte und sich in einer fließenden Bewegung auf die Hüften lud. Ihren Rücken bog der glitschige Felsen dabei ihm entgegen. Automatisch entwich ihr ein Aufstöhnen als ihr Becken gewohnt das Seine traf und verklang doch fast unbemerkt in ihrem alles verzehrenden Kuss. Wie von selbst schlangen sich ihre Beine um ihn, während sich ihr Köper ganz eng ihm entgegen schmiegte. All ihre Sinne konzentrierten sich auf die ungeahnt zärtliche Sehnsucht, welche ihren Kuss immer weiter intensivierte. Fast schmerzhaft überschwemmte sie sein wild aufloderndes Begehr. Da war kein Streben nach Besitz, kein Wille zur absoluten Macht über sie; einzig seine Verletzlichkeit, welche seinen tiefen Wunsch nach einer untrennbaren Verbindung zu ihr offenbarte. Es mochte eine Illusion sein, dennoch stellte sie bei sich fest, dass sie nur allzu gerne bereit war, ihr zu erliegen.

Und er spürte den letzten Hauch an Widerstand in ihr verebben. Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Wimpernkranz, als das Ausmaß ihrer beider Verzweiflung über sie beide hinwegrollte. Einsam perlte sie über die gerötete Wange der Göttin als er den letzten Rest an Trennung zwischen ihnen gefühlvoll überwand und sie in einem nie gekannten Ausmaß an Hochgefühlen der absoluten Verbundenheit vereinte.

Das warnende Aufleuchten verklang dabei unbemerkt durch die Finsternis der Nacht.
 

Das erste Vogelgezwitscher zerrte sie zurück in die bewusste Welt. Hintergründig wurde sie sich der Weichheit ihrer Umgebung gewahr. Die Wärme unter sich, das leichte und gleichmäßige Heben und Senken- unendlich lang zogen sich ihre Sinnesreize dahin bis sie schlussendlich in ihr Bewusstsein drangen. Ein wohliges Seufzen entwich ihr, ehe sie blinzelnd die langsam aufkommende Dämmerung wahrnahm. Umgehend begegnete ihr sein raubtierhaftes Augenpaar. Es entlockte ihr das so verführerische Lächeln.
 

„Ich habe geschlafen“, wurde mit einer krausgezogenen Augenbraue geahndet.

Es war überflüssig, erkannte sie noch darunter, als sie sich leicht von seiner Brust erhob, nur so viel, um ihn ansehen zu können.

Ihr Kinn bettete sie auf ihrem Unterarm, während sie ihn sich noch einmal eingehender besah.

Sie befanden sich längst wieder in ihrem Schlafgemach. Natürlich hatte sie ihn unmöglich gehen lassen können. Enttäuschung machte sich daher in ihr breit, verschlief sie doch ihre wertvolle und so rare Zeit zu Zweit. Sie erspürte den leichten Zug, der seine Muskeln unter ihr erfasste, noch ehe er Anstalten machte, sich zu erheben. Missmutig kräuselte sie ihre Nase darüber. Sehr zu seiner Belustigung; meinte sie doch, den Anflug eines Lächelns auch über seine Züge huschen gesehen zu haben. Bedachtsam zwang er sie mit seiner Aufbewegung von sich und tupfte noch darunter einen Kuss in ihr pechschwarzes Haar, welches so charakteristisch nach Kirschblüten duftete. Er war nicht überrascht, ließ es sogar zu, als sie ihn daraufhin am Kimono packte und in einem begehrenden Kuss auf sich zog.
 

„Es ist Zeit, Megami“, grollte er nicht minder begehrlich über ihr.
 

Sein Atem stieß dabei heiß gegen ihre Lippen, als sein Grollen elektrisierend durch ihren Körper vibrierte und sie unter ihm erneut erschaudern ließ.

Geschmeidig hatte er sich noch darunter erhoben – in nur einer einzigen fließenden Bewegung, noch ehe sie ihre Arme um seinen Nacken hatte schlingen können.

Ihr unwilliges Aufseufzen, als sie sich auf ihren Bauch rollte, zerrte erneut hart an seiner Fassung.
 

„Was hast du deinem Herrn Vater erzählt?“, kam überraschend.
 

„Dass ich Ais Aufregung bemerkte."

Ihr Amüsement konnte er mehr hören, denn sehen, stand er doch längst mit dem Rücken zu ihr. Ihr Lächeln wuchs an, als er ihr seine Verwirrung offenbarte, indem er sich doch tatsächlich zu ihr umwandte. Verspielt, den Moment auskostend, erhob sie sich verlockend von ihrer weichen Bettstatt und kam mit schwingenden Hüften langsam auf ihn zu. Sie genoss seinen Blick, mit dem er sie dabei beobachtete, seine Unwissenheit über ihre Welt, ihren Vorteil über ihn und gönnte sich noch einen weiteren Moment davon, als ihre Finger knisternd den Stoff seines Kimonos entlangfuhren.

Das ruhige Flackern in seinem Raubtiergold verriet dasselbe Vergnügen an ihrem Spiel, als die Göttin eine seiner Haarsträhnen um ihren Finger wickelte. Fest lag sein Gold auf ihrem Meeresblau. Er folgte ihrem sanften Ruck, als sie ihn lockend ganz nah an ihr Gesicht beorderte und flüsternd triumphierte: „Ai würde niemals Hilfe holen. Sie ist mein Gefäß."
 

Er verstand umgehend, warum die mächtige Schwester die Nefrilin an ihre Seite beordert hatte und sie diese kaum je verließ.

Wäre Ai dabei gewesen, hätte Chiyo die vollkommenste Form der Läuterung wohl erfahren. Zur Existenzlosigkeit verdammt durch die göttliche Seele selbst als Strafe für ihren Frevel an der Göttin. Sesshômarus gefährliches Lächeln umspannte da seine Lippen, wie Ishizu erkannte, anerkennend, ehe er sich hinabbeugte und kurz vor den Ihren innehielt.

Erregend prallte sein Atem heiß gegen ihre Lippen als er verführerisch gebot: „Dann wird sie deine Seite erst verlassen, wenn ich bei dir bin."
 

Schmunzelnd empfing sie darauf seinen gebieterischen Kuss, ehe das leise Winseln an der Tür beide an die voranschreitende Zeit erinnerte...



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