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Unbemerkt

von

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Mais Verbleib

Der Qualm war dicht, der durch die Gassen von Ba Sing Se trieb. An der Mauer, halb im Schatten versteckt, stand eine Person. Sie war groß, schlank und trug ein kühles lächeln im Gesicht, als wolle sie all den Qualm ausblenden, der um sie herum waberte, wie eine bedrohliche Wolke. Ihre Kleidung war kaputt, ihre Augen trübe, und sie trug einen großen Hut den sie sich gegen die neugierigen Blicke aufgesetzt hatte. Schwach und ausgemergelt lehnte sie an der Wand doch mit einem Unbezwingbaren, kühlen lächeln auf den blassen Lippen. Sie glich augenscheinlich einer bemalten Lady, eine vom niedrigem Volk, die sich aus Not in den Gassen herumtrieb und ihr Geld mit unehrenhaften Vergnügen verdiente. Aber das war sie nicht. Eigentlich war sie vom Adel, eigentlich war sie eine Kriegerin. Und eigentlich hatte sie für den Mann der nichts mehr von ihr wissen wollte, alles aufgegeben.

Die Nacht brach herein, rollte über die Kuppen der Berge und tauchte Ba Sing Se in Dunkelheit wie schwarze Tinte. Seit ihrer Gefangenschaft war sie schwächer und vorsichtiger geworden, bewegte sich nur noch im stillen Schutz des Mantels der Dunkelheit. Lautlos lief sie durch die engen Gassen, an lärmenden Wirtshäusern vorbei und hellerleuchteten Etablissements. Plötzlich hörte sie einen Schlag und einen gepressten Schmerzenslaut hinter sich, aber sie war so gerissen, so erfahren, dass sie erst einmal hinter einem Fass Schutz suchte, bevor sie auf den Ursprung des Geräusches nieder starrte.

Ein junger Mann lag da, die Hände auf das linke Auge gepresst, das Auge, dass von einer Narbe gezeichnet war, welches jetzt stark blutete und sich vor Schmerz krümmend. Zuko. Ihr erster Impuls war hinzurennen, ihn zu beschützen, sich um ihn zu kümmern, aber dann erinnerte sie sich daran, das dieser Mann sie hintergangen hatte, das es seine Schuld war, das sie jetzt hier saß, dreckig und ohne Würde, denn sie hatte diesen Menschen einmal gemocht, nein geliebt. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, schlug ihr Herz immer noch schneller in seiner Nähe, wenn sie seinen Geruch wahrnahm, seine Stimme hörte, sein Gesicht sah. Sie hatte sich gerade dafür entschieden, aus ihrem Versteck zu kommen, sich eine zweite Chance zu geben, IHM eine zweite Chance zu geben. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum zweiten Mal. Eine junge, hübsche Frau eilte auf Zuko zu und blickte bestürzt auf seine blutende Wunde. Sie drückte Zuko, der Anstalten machte aufzustehen, zurück auf den Boden und blickte sich vorsichtig um. Dann zog sie den Pfropfen aus ihrer Wasserflasche und fing an das Wasser zu bändigen, ließ es um sich herumschwirren und legte ihre Hände auf die Wunde in seinem Gesicht. In diesem Moment fegte ein Wind durch Ba Sing Ses Straßen und trug den Duft des Duos zu dem Mädchen hinter dem Fass zu. Sie filterte sich Zukos Duft heraus, schloss ihn in sich ein und wickelte die Arme um ihren Körper als hätte sie Angst, dieser Duft könnte verwehen und nichts mehr zurücklassen, welches sie an Zuko erinnerte. An den Mann den sie liebte. Die ersten Tränen kamen langsam, bahnten sich schwerlich den Weg über Mais Gesicht, bevor sie in ihrem herausgewachsenen, langen Strähnen, die einst ihr akkurat geschnittener Pony gewesen waren, hängen blieben und das zahlreiche Licht der Laternen widerspiegelten. Dort saß sie nun, die ehemalig stolze, kühle Kriegerin und weinte leise vor sich hin, dem Mann nachtrauernd, der nur zwei Meter entfernt lag und keine Ahnung von ihrem Dasein hatte.



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