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Gefesselt

Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber
von

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Eine magische Insel

Misty island, quite far away,

waiting all day for sun

Misty island living behind,

living behind your mind

 

The Petards 1969

 
 

Kagome blickte immer wieder zu dem dunklen See oder Meer, dessen Wellen sich seltsam steif und sperrig, aber eben doch, bewegten. Sie hielt sich abgewandt davon an Sesshōmarus Seite, der das auch wortlos duldete, anscheinend ihre Nervosität erkannt hatte. Oder vielleicht auch nur, weil sie daran gedacht hatte sich mit Abstand auf der linken Seite zu halten, so seinen Schwertarm freizulassen. Sagen tat er jedenfalls nichts, was für sie die geradezu gruselige Stille nur noch fühlbarer machte. Außer ihren eigenen Schritten, unter denen der schwarze Sand knirschte, gab es keinen Laut. Auch der Daiyōkai neben ihr vermochte ohne Geräusch zu gehen.

Erst, als sie leise meinte: „Kannst du es auch spüren?“, blickte er zunächst zu ihr, dann nach rechts auf das seltsame Meer.

„Du?“ war immerhin eine Antwort.

Sie seufzte etwas. „Das da ist kein Wasser, aber das ist klar. Aber etwas lebt da, etwas Magisches.“

Sollte er oder nicht? Jaken hätte er so etwas nie erklärt. Nun ja, auch Inu Yasha nicht. Beide besaßen keinen Funken Verständnis für Magie, was zumindest bei dem ehemaligen Krötenkönig doch erstaunlich war. Trotz allem war der ein Youkai. Gut. Es würde sie vermutlich beruhigen. Immerhin spürte sie die Magie. „Der Außenbereich des Bannkreises von Tanjeri. Er schützt gegen die Unterwelt.“ Und was auch immer darin lebte, würde sie nicht angreifen, da es nach außen schützte. Das war ihm die Hauptsache, was auch immer es sonst sein mochte.

„Dann hat er wohl viel Macht.“

Das wiederum bedurfte keiner Antwort. Dafür entdeckte er ein gutes Stück vor ihnen links eine Lücke in den Bergen, womöglich ein Tal, durch das man empor steigen konnte. Vielleicht sogar ein Bach in diesem staubtrockenen Land. Seine Begleiterin sagte zwar nichts, aber sie hatte offenkundig schon wieder Durst und es stand abzuwarten wie lange sie durchhalten konnte. Er dachte nicht daran, dass sie seit Sonnenaufgang, abgesehen von der kurzen Pause bei seiner Mutter, unterwegs gewesen waren – und es schon viel war, dass ein Mensch ohne weitere Rast bislang weiterlaufen konnte.

 

Kagome wusste, dass sie müde war, aber sie hatte sich verbissen vorgenommen bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit durchzuhalten, unter keinen Umständen zu zeigen um wie viel schwächer sie als ein Daiyōkai war. War sie, schön, aber etwas Stolz durfte frau als Mensch doch auch besitzen. Erst einige hundert Schritte später erkannte sie das Tal. „Da ist vielleicht Wasser. Guck mal... Äh, ich meine, ich sehe da Dampfwolken aufsteigen.“ Auweia, das war schon wieder zu viel gewesen und hatte ihr einen dieser berühmten „Ich darf dich zwar nicht umbringen, aber du bist nahe dran“ – Blicke eingebracht. War der Herr Hundefürst schwierig im Umgang.

Wie schaffte das Rin eigentlich? Nun ja, sie lächelte, starrte zu ihm auf, als sei er ein Gott, der um ihretwillen zur Erde gestiegen war, und nannte seinen Namen. Manchmal auch etwas mehr, aber das war die ganze Kommunikation. Zumindest, was man so von außen mitbekam. Sie selbst hatte ja manchmal schon das Gefühl in den letzten Jahren bekommen, seit das Mädchen im Dorf war, dass sich diese beiden so unterschiedlichen Wesen auf einer ganz anderen Ebene verständigen konnten.

Falls der werte Daiyōkai annahm, das könne sie selbst auch, hatte er sich freilich geirrt. Allerdings, erfasste sie im nächsten Moment – er hatte eindeutig die besseren Augen und vermutlich bereits vor Minuten sowohl das Tal als auch die sicherlich heißen Dämpfe erkannt.

Aber heißer Dampf bedeutete vulkanischen Untergrund – und auch Wasser. Vielleicht gab es da was abgekühltes? Trinkbares? Immerhin würde er ihr sagen können, wenn da was giftig war. Und vermutlich auch tun, wenn er nicht wollte, dass sie drauf ging und ihn gleich mitnahm. Der Weg in die Unterwelt war hier wohl selten kurz. Was sich dieser Tanjeri so unter einem Urlaubsressort vorstellte, war wirklich eigenwillig.

 

Kaum zehn Minuten später war sie enttäuscht. Ja, da war ein Tal, eher ein Einschnitt in die Berge, der sich sichtlich weit empor zog, ja, da gab es heiße Quellen, sogar ein Bachbett, das sich wohl in das Meer aus Gelatine ergießen wollte - aber das war ausgetrocknet. Dafür gab es jede Mengen kleiner Tümpel, manche von Dampfwolken überzogen, manche direkt glitzernd erscheinend. Um diese Pfützen war tatsächlich etwas wie grün – oder zumindest etwas, das nach Pflanzen aussah. Und immerhin hörte man hier auch wenigstens das Zischen, das Schwappen, wenn ein Tümpel durch unterirdische Energien überlief, und so die bedrückende Stille brach.

Heiß, dieses ganze Tal. Und das, wo sie sowieso schon Durst hatte. Sie sah zerknirscht beiseite. Ihre Enttäuschung ließ auch die bislang überspielte Müdigkeit wachsen. „Es tut mir Leid,“ murmelte sie verlegen. „Ich kann nicht mehr.“

 

Das war nur zu eindeutig. Und obwohl es in diesem schwefelhaltigen Wasserdampf schwierig war, suchte der Daiyōkai mit der Nase nach reinem Wasser. Von hier aus war nichts zu finden. Sie mussten weiter. „Es gibt dort Wasser,“ erklärte er, als er weiterging.

Frischwasser? Das gab ihr neue Hoffnung, aber sie spürte selbst, dass sie nur noch fast blind Schritt um Schritt setzte, wirklich am Rande der Erschöpfung.

 

Nur fünfzig Meter im Tal änderte sich das Bild. Es standen dort um die Tümpel, die nicht nur heiß, sondern auch noch mit allerlei Bakterien und langfadigen Algen besiedelt waren, fast drei Meter hohe, weiße Gebilde, die Kagome an Kakteen ohne Stacheln erinnerten. In dem, wohl ehemaligen, Bachbett, lagen hohe, scharfkantige, schwarze Platten, die einstige Hochwasser vermutlich von den Bergen herab gespült hatten.

Und das Ende des Tales war erkennbar. Gut hundert Höhenmeter über ihnen schoben sich die dunklen Seitenwände zusammen.

„Oh nein!“ Sie hätte nicht nur fast geweint, sondern taumelte auch.

 

Ein harter Griff um ihren Oberarm hielt sie. „Komm.“

Sie wusste nicht wohin er wollte, lief nur noch, weil es gegen diese Hand keinen Widerstand gab, und die gewisse Angst existierte, was er machen würde, würde sie sie alle Zwei gefährden, Dann fühlte sie sich zu Boden gestoßen, nein, eher geschoben. „Was...?“ krächzte sie, ehe sie erkannte, dass er sie an einen Stein gelehnt hatte. Und davor war ein Tümpel, der nicht glitzerte, keine ekelhaften Algen hatte und auch nicht heiß schien. „Kann ich...?“

Sonst hätte er sie kaum hierher gebracht, dachte er, ehe ihm klar wurde, dass sie vermutlich nicht einmal mehr begriff, dass sie diese Schale für Wasser im Ärmel hatte. Das sollte er ihr wohl sagen. Es brachte sie beide nicht weiter, wenn sie sich so erschöpfte, dass sie drauf ging. Nun gut, gewisse Sturheit hatte er ihr noch nie absprechen können. „Trink!“

Das war bestimmte die schönste Anweisung des ganzen Tages, dachte sie noch, ehe sie sich ohne Überlegung seitwärts niedersinken ließ, das Gesicht in das Wasser steckte und erst einmal die relative Kühle genoss, ehe sie es schlicht in sich einsaugte.

 

Erst einige Zeit später kam ihr zu Bewusstsein, dass sie hier buchstäblich zu Füßen dieses sowieso schon arrogant genug seienden Daiyōkai lag und wie ein Hund in sich …

Egal, dachte sie dann. Sie hatte sich vermutlich schon genug blamiert, da kam es darauf auch schon nicht mehr an. Nur noch trinken, soviel diese Pfütze irgendwie hergab und in ihren Magen passte.

Erst dann setzte sie sich auf und lehnte sich erneut an den Stein, kaum überrascht, dass ihr stummer Begleiter wie ein Wachposten praktisch über ihr stand. „Danke,“ war wohl angebracht ehe sie die Augen schloss.

Sie war so erschöpft und übermüdet, dass sie prompt in einen Schlaf sank, der einer Ohnmacht ähnlicher war, und schlicht nach links kippte, gegen den Oberschenkel ihres Schwagers, der diese Annäherung irritiert wahrnahm, allerdings das Bein auch nicht wegzog, als er bemerkte, dass ihr Atem bereits regelmäßig ging, sie nicht mehr geistig anwesend war.

 

Kagome erwachte mühsam. Nur langsam kam die Erinnerung wieder an die lange Wanderung, an den dämlichen Bann … Der Schlaf hatte gut getan und sie lag so warm und weich gelehnt … Moment mal. Woran lag sie gelehnt? Fast vorsichtig öffnete sie die Augen und schloss sie erst wieder, in der Hoffnung noch zu träumen. Einen Alptraum, allerdings.

Sie saß doch nicht wirklich in diesem vulkanischen Tal irgendwo auf der Privatinsel eines irregeleiteten Magiers und hatte die ganze Zeit mit dem Kopf gelehnt an dem Schulterfell, dem Oberarm, eines Daiyōkai, der normalerweise Leute schon umbrachte wenn sie ihn schräg ansahen, geschlafen? Schön, das konnte er nicht bei ihr, zumindest momentan, aber das wären bestimmt hundert Minuspunkte für sie auf einer immer länger werdenden schwarzen Liste.

Hastig richtete sie sich auf, rot werdend. „Entschuldige, das... ich habe das nicht mitbekommen! Ehrlich...“

Das hatte er wiederum durchaus mitbekommen. Für wie einfältig hielt sie ihn?

Auch der Miko wurde klar, dass er sie jederzeit zumindest hätte wegschieben können, sie allerdings geduldet hatte, und beteuerte überstürzt: „Danke, jedenfalls. Vielen Dank. Ich habe auch gut geschlafen.“

Das wäre es jetzt auch noch, wenn nicht. „Trink.“

Diesmal entsann sie sich der kleinen Schale in ihrem Ärmel und rutschte hinüber, zumal er mit einer eleganten Bewegung auf den Beinen war, beide Schwerter sich in den Gürtel schiebend.

Er hatte sie abgezogen, um besser sitzen zu können, sie allerdings nicht außer Reichweite gelassen. Er fand ein gesunder Respekt gegenüber einem so mächtigen Magier, den seine eigene schwer zu beeindruckende Mutter immerhin als Meister bezeichnete, wäre ratsam. Denn die Frage was nun, stellte sich immer deutlicher. Das Tal hier endete dort oben und bot somit keinen Weg in die Berge. Nun, keinen, der für eine Menschenfrau geeignet gewesen wäre. Er hatte ja gesehen, wie müde sie geworden war.... Nun gut, bei solchen Wegstrecken hatte er früher Rin stets auf Ah-Un reiten lassen, aber er hatte doch angenommen, eine erwachsene Frau sei stärker als ein Kind. Ja. War sie ja auch, aber eben keine Yōkai. Er sollte daraus lernen.

 

Kagome sah auf und blickte sich um. Unwillkürlich zog sie ein wenig die Augen zusammen, als sie erneut das vulkanische Tal begutachtete, die schwarzen Berge, die Spitzen noch immer in Nebelfetzen. Der bleigraue Himmel zeigte sich – ohne Sonne. Wurde es hier überhaupt je dunkel?

Sesshōmaru traf seine Entscheidung. „Ich suche den Magier.“

„Und ich?“ fragte sie prompt empört.

Was ihn zu der Erkenntnis brachte, dass sie sich, im Gegensatz zu Jaken, nicht automatisch dabei eingeschlossen fühlte. Trotz des Entfernungsbannes, anscheinend. „Gehst mit mir.“

Kein „Wir“, kein Teamwork. Sie atmete tief durch und suchte mit gewissem Trotz noch einmal die Landschaft ab, ehe sie auf das Talende deutete. „Dann gehen wir dahin.“

„Menschlicher Instinkt?“ Das klang spöttisch.

„Menschlicher Scharfblick.“ Sie wies nach oben. Auf einer der Bergspitzen deutete sich im Nebel etwas an, das man nur als Mauer einer Burg oder eines Schlosses interpretieren konnte. „Und das Talende...“

Ja, das war nun plötzlich deutlich für beide zu sehen. Es handelte sich um eine Illusion. Anscheinend ein Portal. Genau hier führte der Weg nach oben weiter.

 

Weder für die Miko noch den Daiyōkai bot die Illusion ein Hindernis, als sie durch den Zauber schritten. Kagome blieb stehen und holte tief Luft. Zum Einen, weil sie doch bereits wieder fast hundert Höhenmeter überwunden hatten, zum Anderen, weil sich das Bild um sie drastisch verändert hatte.

Statt des vulkanischen Grundes waren die zuvor so schroffen, schwarzen Berge mit einem Flaum von Grün bedeckt. Moose und Flechten identifizierte sie. Aber das für sie eindeutig Beste war eine Baumansammlung, in einem Seitental, unter der es schimmerte. Ein Teich. „Wasser!“

Sesshōmaru nahm das zurecht als Hinweis, dass sie erneut etwas trinken musste und bog entsprechend ab. Er musste auf die schwache menschliche Physis Rücksicht nehmen, wollte er auch nur lebend bei Tanjeri ankommen, geschweige denn sich bei diesem unbekannten Vampir für diesen unverschämten Scherz auf seine Art bedanken. Lästig, aber nicht zu ändern. Und was wäre wenn, lag einem Yōkai nicht.

 

Kagome blieb am Rand des Teiches stehen, der vielleicht die Fläche eines großen Schwimmbeckens hatte. Hier unter den Bäumen war es angenehm kühl und ein leiser Wundhauch ließ die Oberfläche kräuseln. Sie betrachtete sie misstrauisch, konnte aber weder das Schimmern irgendwelcher Bakterien noch gar die ekelhaften Fäden von Algen entdecken. Es sah einfach recht klar aus. Da hinten trieb ein größerer Ast im Wasser, aber das war auch wohl das Schlimmste. Dennoch war sie aus gewissen Erfahrungen vorsichtig genug um einen fragenden Blick beiseite zu werfen. Da der Herr Fürst nur geradeaus blickte, beschloss sie, dass Trinken das Beste wäre und sie eine Weile fortbringen würde. Überdies würde das auch das leise Grummeln in ihrem Magen übertünchen. Sie bekam richtig Hunger. Sie wollte die drei Schritte zum Ufer gehen, als sie hart mit der Brust gegen etwas prallte.

„Au...“ Erst dann erkannte sie, dass es sich um den angewinkelten Arm ihres Schwagers handelte. „Was ….“

Er ließ ihn sinken und sah weiterhin auf die Oberfläche des Teiches.

 

Sie folgte seinem Blick, sicher, dass er sie nicht grundlos berührt und damit gestoppt hatte. Was wollte er nur? Da war der dicke Ast, fast ein Baumstamm, aber keine Magie … Moment mal. Sie starrte den Ast an – der guckte zurück.

Super. Das war eine Art Krokodil, erkannte sie erst jetzt und atmete tief durch. Allerdings ein seltsames. Die Schnauze war kaum zu sehen, so, aber die Augen ließen sie nicht aus dem Blick. Und, sie konnte beim besten Willen so keine Schuppen erkennen. „Das würde angreifen, wenn man trinken will,“ stellte sie resigniert fest. „Und ich kann es auch nicht läutern, da ist kein Yōki.“ Das war gemein, wenn man am Wasserrand stand, Durst hatte und dann so etwas!

 

Sesshōmaru warf ihr einen Seitenblick zu. Sie hatte recht, das war ein Tier. Und, so wenig Hemmungen er gewöhnlich hatte Yōkai oder Menschen zu töten, die ihm im Weg standen, so doch bei Tieren. Sie waren einfach nicht oder nur selten in der Lage zu erkennen, wem sie da gegenüberstanden. Manche waren schlau und mieden das stärkere Raubtier, aber das Exemplar hier tat dies eindeutig nicht, sondern lauerte auf seine Chance. Warum nur musste man Menschenfrauen immer beschützen? Er griff zum Schwert.

Kagome wollte fast schon etwas sagen, sah dann erleichtert, dass er Bakusaiga nicht mit seiner Energie auflud, zumindest nicht so, wie er es in einem Kampf getan hätte, sondern nur ein wenig, ehe er die Spitze der Klinge ins Wasser steckte. Für das Krokodilwesen, oder was es auch immer war, musste das wie ein Stromschlag wirkten, denn es zuckte zusammen und tauchte irgendwohin ab. „Äh, danke.“ Es kam ihr immer noch eigenartig vor, sich dauernd zu bedanken, aber das war natürlich nur korrekt. Bevor das Vieh wieder kam, sollte sie hier fertig sein. So ließ sie sich auf die Knie nieder und griff zu der Trinkschale im Ärmel, diesmal unbekümmert darum, dass sie hier zu Füßen eines Daiyōkai kniete, der sein Schwert zurückschob und durchaus wachsam die Gegend musterte. Vielleicht war es das, was Rin an ihm so schätzen konnte – pragmatische Hilfe, kein Drumherumgerede. Leider halt auch keine Emotionen, keine netten Gespräche am Lagerfeuer, aber man durfte vermutlich nicht zu viel verlangen. Sie hatte ja auch lernen müssen, dass Inu Yasha eben kein Mensch war und nicht nur körperlich anders war als sie selbst. Mal abgesehen von seiner traumatischen Kindheit, gegen die ihre, trotz Vaters Tod, recht friedlich abgelaufen war. Sie stand auf. „Äh, ich würde dann die Gelegenheit nutzen...“ Und verschwand hinter einem großen Busch, der an einen Rhododendron erinnerte.

Diese körperlichen Schwächen von Menschen waren einfach … Nun ja. Sie vermochten es nicht sich aus der Quelle ihrer eigenen Energie zu ernähren. Hm. Warum eigentlich nicht? Kagome war eine durchaus mit Reiki ausgestattete Miko. Warum bedurften selbst solche menschlichen Exemplare dauernd Flüssigkeit von außen? Und Nahrung, denn er hatte das Knurren ihres Magens durchaus vernommen. Immerhin schwieg sie zu dem Thema, wie einst Rin. Da sie zurückkam, wartete er nur, bis sie sich die Hände gewaschen hatte, ehe er sich umdrehte und weiterging, sicher, dass sie ihm nicht nur folgen würde, weil sie sonst hinterher fliegen würde, sondern weil sie eingesehen hatte, dass es keine andere Wahl gab.

 

Zurück in dem Haupttal, blieb Kagome allerdings stehen und griff unwillkürlich zum Bogen. Sesshōmaru bemerkte es, konnte allerdings nichts außergewöhnliches feststellen, ehe er Yōki spürte, schwach und wirklich nicht der Rede wert, aber sie hatte tatsächlich recht. Nichts auf dieser Insel hatte bislang dämonische Energie gezeigt, außer diesem Etwas, das da auf sie schnell zugeschossen kam. Nun ja, für einen Menschen. Er fing das kleine Ding mühelos mit der Rechten auf und erkannte irritiert eine kleine Kugel. Was war das denn?

„Sie ist aus Metall.“ Kagome schob ihren Bogen zurück und trat heran. „Kannst du sie öffnen?“

Wortlos erhöhte er sein Yōki. Prompt klappte die Kugel auf und offenbarte ein Papier. Er bot es seiner Begleiterin.

Sie war sich durchaus nicht sicher, ob er nicht lesen konnte oder es nur nicht wollte, aber nahm behutsam das Papier. „Das ist sehr altmodische Schrift,“ erklärte sie. „Ich lese es als: folgt dem Pfad und beseitigt den Torwächter. - Das müsste doch von Tanjeri-sensei sein, oder?“

Ja. Und es war der erste Hinweis darauf, dass die kleinen Schikanen hier auf der Insel durchaus als Prüfung gedacht waren. Nun, einen Wächter zu beseitigen sollte nicht allzu schwer fallen.

Die Miko an seiner Seite sah allerdings seufzend empor. „Der Pfad, ja? Das wird noch richtig steil.“ Und der weitere Weg war kaum einsehbar, denn er schien immer wieder in engen Kurven empor zu steigen.

„Ich kann fliegen.“

Sie erkannte einen gewissen Sarkasmus und musste ihren ersten Kommentar unterdrücken, der sicher sehr undiplomatisch geworden wäre. Und ihn womöglich dazu gebracht hätte sich tatsächlich in die Luft zu erheben. Leider samt ihr. Dieser Trip war ein Leistungskurs in Selbstbeherrschung! Oh, wenn sie diesen Vampir ins Visier bekam! Sie atmete durch. „Ja, ich weiß, aber das muss wirklich nicht sein. Ich kann dir versprechen, dass mein Magen da nicht mitmacht.“ Sie erkannte – leider - ein Zucken eines Mundwinkels. Verflucht, war das lästig immer als die Schwächere dazustehen, magisch untalentiert, hungrig, schutzbedürftig... Ja, schön, er war ein Daiyoukai, aber musste der das denn auch dauernd beweisen? „Ich halte das schon durch,“ beteuerte sie daher fast wütend. „Aber ich kann ja wohl meine Meinung dazu sagen!“ Dem Blick nach zu urteilen, fand er gerade, dass sie zu viel redete. Unkommunikativer Hund! Sie hätte vielleicht nicht nur den Crashkurs Konfliktmanagement buchen sollen, sondern das ganze Semester. Aber irgendwie hatte ihr das vor vier Jahren noch niemand geweissagt. Und sie war ehrlich genug, dass sie das mit fünfzehn auch niemandem geglaubt hätte. Schön, wie war die Grundregel gewesen: immer auf den Anderen zugehen, Ich-Botschaften aussenden. „Wenn du willst, gehen wir weiter,“ war aber auch das Äußerste, was sie ihm zugestehen wollte. Hoffentlich verkaufte dieser Tanjeri-sensei Bannkretten.

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kirimi12
2023-07-31T09:34:40+00:00 31.07.2023 11:34
Würde nur zu gerne mehr von denn Beiden lesen wie es weiter geht. Das ist wirklich sehr wirzig und musste ab und an lachen.
Antwort von:  Hotepneith
31.07.2023 15:18
Damke Normaleweise ( es sei denn beruflich steht was anderes an) lade ich Samstag hoch.


hotep
Antwort von:  Kirimi12
31.07.2023 15:19
Oh dann warte ich gerne darauf das es weiter geht. Konnte heute auch nur lesen weil ich frei habe.
Antwort von:  Hotepneith
31.07.2023 15:37
Das nächste Kapitel heisst: Eins teiler Berg... mit gewissen Überraschungen, und sollte wirklich am Sanstag kommen.

Aber der werte Tanjeri an sich ist schon auch eine Überraschung, denke ich.
Von:  SUCy
2023-07-30T17:53:43+00:00 30.07.2023 19:53
Also die Beiden sind wirklich witzig zu beobachten. Kagome erweist ungeahntes Geschick, und Sesshoumaru Nachsicht. schau einer an XD
Antwort von:  Hotepneith
31.07.2023 15:17
Danke. Nachsicht a la - ich darf sie nicht killen, sonst bringe ich mich slebst um, sie darf nicht draufgehen, sonst gehe ich gleich mit.....Da knirschen wohl manchmal die fangzähne...


hotep
Von:  DuchessOfBoredom
2023-07-27T17:39:22+00:00 27.07.2023 19:39
Ein sehr schönes Kapitel. Wie Kagome gefällt mir auch gut, wie Sesshoumaru einfach ohne viel Gerede die richtigen Maßnahmen ergreift und schön, wie man merkt, dass sich die beiden auf eine gewisse Art und Weise annähern, auch wenn Sesshoumaru noch sehr auf Kagomes Schwächen achten und sie immer wieder beschützen muss, aber wie ich dich und deine Stories so kenne, wird sie wird sicherlich noch die Gelegenheit bekommen, sich zu revanchieren – und da freue ich mich auch schon drauf! :)

Bis zum nächsten Mal!
Antwort von:  Hotepneith
28.07.2023 07:13
Danke - und du kennst mich:) Bisschen ausgeglichener muss es schon werden da hast du recht. Überdies wissen sie noch nciht alles über diese Zauber, mit denen sie aneinander hängen. Sie haben ja nur die Vermutungen von Toutousai und Mama.

Ich denke, es wird amüsant. Nun ja, für den Leser



hotep


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