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Le Paon

Dusuus Kinder
von

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Adriens Kopf schmerzte und in seinen Augen brannten die ungeweinten Tränen. Sein Kopf war schwer, seine Nase war verstopft und er bekam kaum mehr Luft, hatte er doch einen Kloß im Hals, aber er kämpfte noch immer darum die aufwallenden Gefühle im Zaum zu halten, bis er die Sicherheit seines Zimmers erreicht hätte. Blindlings tastete er nun nach der Türklinke und obwohl er hören konnte, dass Plagg ihm etwas aus seiner Tasche zuflüstern schien, konnte er es nicht verstehen, da das Blut in seinen Ohren viel zu laut rauschte. Die Tür öffnete sich und er fiel fast mit ihr, dreht sich um und widersteht nur schwerlich dem Drang, sie zuzuschlagen, so sehr er sich auch danach sehnen mochte. Nur, um einen Laut … ein Geräusch zu erzeugen, dass dieses Haus nicht vollkommen leer und bar jeden Gefühls war.

Er schloss die Tür sanft und lehnt seinen Kopf gegen das weiße Holz. Die Tränen liefen über seine Wangen und durchnässten sein T-Shirt. Die Hand, die sich nicht an die Tür klammerte, um ihn vor dem Sturz zu bewahren, war auf seiner Brust geballt, die Fingernägel gruben sich durch den dünnen Stoff seines Oberteils und das nächste Schluchzen klang eher wie ein ersticktes Lachen, als der antrainierte Instinkt einsetzt, sein Aussehen nicht zu beeinträchtigen, für den Fall, dass jemand bemerken sollte, dass etwas nicht stimmte. Er drohte an seinem eigenen Schleim und Rotz, der ihm über das Gesicht lief, zu ersticken und er war sich bewusst, dass seine Augen noch stundenlang geschwollen und rot sein würden, und in diesem Moment war es ihm egal …

„Weißt du, es ist lustig ...“, sagte plötzlich eine Stimme, trocken und ein wenig neugierig und ganz sicher nicht die des Kwamis, den er in seiner Tasche spürte, „Ich hasse es, dich verletzt zu sehen, aber ich liebe es, dich weinen zu sehen.“ Adrien wirbelte herum. Instinktiv tastete er nach seiner Hemdtasche, aber Plagg hatte sich bereits geduckt, um sich zu verbergen und er hoffte, dass es nur so aussehen würde, als würde er sich überrascht ans Herz fassen.

Ein Fremder saß mit gekreuzten Beinen auf Adriens Bett, den Kopf auf eine Hand gestützt, den Blick unpersönlich und gelangweilt und mit einer fast wissenschaftlichen Neugier auf Adriens Gesicht gerichtet. Seine Augen waren blau, die Iris aber pink. Und sie wurde schmaler, als Adrien sich flach gegen die Tür drückte. „Es zeigt mir, dass da noch ein Mensch drin ist ...“, fuhr der Fremde fast emotionslos fort, „... und nicht nur eine perfekte Puppe, die blind jedem Befehl gehorcht.“ "Worüber redest du?", zischte Adrien und bemühte sich wieder aufzurichten, „Wer bist du? Warum bist du in meinem Zimmer? Was machst du hier?“ Das Pochen in seinen Ohren war lauter als zuvor, während seine Gedanken rasten. Wenn es sich um einen Akuma handeln sollte, wäre es möglich, dass es sich um einen zur Besessenheit getriebenen Fan handelte ... aber die Farben des Fremden waren denen von Mayura zu ähnlich, als dass es sich um einen Zufall handeln könnte. Die Pfauenbrosche war aus diesem Blickwinkel zwar nicht zu erkennen, aber die Färbung der Augen und der gefiederte Fächer, der neben ihm auf dem Bett lag, verrieten es dennoch.

Hatte Monarch nun doch seine wahre Identität herausgefunden? Oder war dieser Fremde … der neue Besitzer des Pfauenmiraculous von Adriens Emotionen angezogen worden und wollte seine Kräfte nun mit einem Sentimonster auszuprobieren? Adrien wäre ihm hilflos ausgeliefert, denn er konnte sich nicht verwandeln und kämpfen …

„Es ist fast unheimlich, wenn man bedenkt, dass selbst du beim Weinen auch hässlich aussehen kannst ...“, der fremde Pfau erhob sich graziös vom Bett, schritt mit selbstbewusster Eleganz durch den Raum, drängte Adrien an die Wand und betrachtete sein tränenüberströmtes Gesicht mit seinen unmenschlichen Augen voller Neugier, „Kein Glycerin oder Augentropfen, kein einziger Tropfen Wasser auf der Wange für einen dramatischen Effekt.“ "Was willst du?", stieß Adrien zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er versuchte nicht zu schniefen, auch wenn Rotz, Tränen oder vielleicht auch beides auf seine Lippe tropfte und ignorierte dabei die Tatsache, dass er nicht durch die Nase atmen konnte.

„Ich kann es fühlen, weißt du … “, sagte der Pfau und schien kurz nach den passenden Worten suchen zu müssen, „Ich wusste, dass dies das Miraculous der Emotionen ist, aber mir war nicht bewusst, wie stark die Gefühle sein würden, die ich … spüren würde. Es ist so schrecklich laut. All deine Wut und Traurigkeit, Frustration und deine Angst.“ Er neigte nun seinen Kopf wie ein Vogel und betrachtete Adrien weiterhin, ohne zu blinzeln. „Eigentlich ist es aber weniger Angst, als ich gedacht hätte.“ „Glaubst du, wir sind das mittlerweile nicht gewöhnt?“, seufzte Adrien und schloss kurz die Augen, um dann frustriert den Kopf zu schütteln, „Nach über einem Jahr voller Akumas, Sentimonster und Miraculous ? Ich habe ganz sicher keine Angst ... wozu auch immer Monarch dich geschickt haben mag.“

„Monarch? Ich arbeite nicht für ihn.“, sagte der Pfau und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Abscheu. Adrien ballte seine Faust und spürte die vertraute Kühle von Plaggs Ring an seiner Handfläche und seinem Daumen. „Ich habe nicht alle … Helfer von Ladybug kennengelernt, aber das scheint keine besonders heroische Art zu sein ...“, sagte er und dieses Mal klang der Pfau beinahe amüsiert, „Ich arbeite auch nicht für sie.” „Was willst du dann hier? Bist du nur hier, um mich zu triezen … zu manipulieren, bis ich die richtigen Gefühle für das Sentimonster habe, das du erschaffen willst?“, erkundigte Adrien sich und dieses Mal blinzelte der Pfau fast verwundert und hob den Fächer und betrachtet ihn, als hätte er die Waffe des Pfaus noch nie zuvor gesehen. „Das könnte ich ...“, murmelte er kaum hörbar und sah nun beinahe erstaunt aus, als wäre ihm die Idee noch nie gekommen, „Ich könnte deine Emotionen nehmen und daraus ein völlig neues Geschöpf erschaffen.“ Er fuhr mit den Fingern beinahe zärtlich über die dunklen Federn des Fächers, macht aber keine Anstalten, eine herauszuziehen, „Ich frage mich, welche Emotionen es empfinden würde, wenn es aus deinen Gefühlen erschaffen würde. Könnte es so wehtun, dass es ein eigenes Sentimonster erschaffen würde?“

Adrien bewegte seine Hand langsam an die Türklinke, aber der Fremde bemerkte die Bewegung und schüttelte mit einem fast nachsichtigen Lächeln den Kopf. „Lauf doch nicht weg, Adrien.“, sagte er und Adrien erstarrte erneut. Er biss sich auf die Innenseite seiner Lippe und fragte sich, ob er seine Partnerin kontaktieren könnte, bevor die Situation unweigerlich eskalieren würde. Es sah nicht so aus, als würde er eine Chance bekommen, sich zu verwandeln ...

Der Fächer streifte Adriens Wange und der Blonde zuckte zusammen „Ich bin nicht hier, um ein Sentimonster zu erschaffen, Adrien.“, die wiederholte Verwendung seines Namens bereitete ihm Unbehagen, aber die Vertrautheit in der Stimme des Pfaues weckte irgendeine … Erinnerung an etwas, das er gut kannte. „Warum bist du dann hier?“, verlangte er zu wissen, während die Flaumenfedern des Fächers noch immer auf seiner Wange ruhten und er gegen den Drang Niesen zu müssen ankämpfen musste, als sie ihn nun an der Nase kitzelten. „Weißt du, ich war früher eifersüchtig auf dich ...“, der Pfau sprach leise, beinahe zu sich selbst, „Verwöhnt und behütet, scheinbar jeder Wunsch wird erfüllt … du wirst gefeiert und geliebt und du hast nicht einmal etwas getan, wodurch du es verdient hättest.“ „...Niemand ‚tut‘ etwas, um Liebe zu verdienen!“, schnappte Adrien und versuchte den Kopf wegzudrehen, „Oder... niemand sollte etwas tun müssen.“ Der Pfau grinste und strich mit dem Fächer über Adriens Wange, was ihn in einen heftigen Niesanfall versetzte. „Heutzutage bin ich eher über deine anhaltende Ignoranz empört ...“, fuhr der Pfau fort, während Adrien verzweifelt versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, „Ich nehme an, dass das auch nicht deine Schuld ist. Und ich … ich arbeite nur mit dem, was du mir gibst …“ "Worüber redest du?", Adriens Stimme klang gedämpft und seine Nase lief, "Was willst du von mir?!" „Eigentlich wollte ich dir ein Geschenk machen ...“, sagte der Pfau und lächelt immer noch mit diesem selben, seltsamen Lächeln, „Aber ich glaube, ich muss doch noch eine Weile warten. Bis dahin ... Magst du Zaubertricks, Adrien?“ „Was ...“, begann Adrien zu fragen, brach jedoch ab, als der Pfau plötzlich geübt und merkwürdig vertraut wirkende Bewegungen mit seinen Händen auszuführen begann. Der dunkle Fächer verschwand, löste sich scheinbar in Luft auf … Wie Adriens Buntstifte, als er ein Kind gewesen war … Damals, als es falsche Zauberstäbe und glänzende Steine gegeben hatte ... und der Brokkoli von ihren Tellern verschwunden war, als sie sich geweigert hatten, ihn zu essen, und dann lachend von ihren Müttern ausgeschimpft worden waren, als das Gemüse zu Boden gefallen war, als sie aufgestanden waren, um den Tisch zu verlassen... Die schlanken Finger bewegten sich noch mehr und als der Pfau dann schließlich innehielt, hielt er einen Ring zwischen Daumen und Zeigefinger. Einer der Ringe von Adriens Eltern.

„Félix?“, Adrien formte den Namen beinahe lautlos. Der Pfau …Félix lächelte traurig und plötzlich schien es trotz der Magie des Miraculous alles offensichtlich zu sein, die Art und Weise, wie einige seiner Haare in sein Gesicht fielen, seine Haltung, seine Stimme, die müden Schatten unter seinen Augen, die nicht einmal die dunkle Maske verbergen konnte. Während er den Arm seines Cousins ergreift, bemerkt Adrien eine Unsicherheit in seinem Gang, die kaum zu bemerken ist, außer dass Adrien wusste, wie Felix sich normalerweise zu bewegen pflegte. Felix streifte den Ring über seinen eigenen Finger, wo er neben einem anderen, Félix‘ eigenem Ring, den er von seinem Vater geerbt hatte, lag und Adrien wunderte sich über die Magie, die es ihm zuvor unmöglich gemacht hat, die Wahrheit erkennen zu können.

„Ich werde dir den Ring so schnell wie möglich geben ...“, sagt Félix und drehte sich um, um Adrien dazu zu drängen, sich auf das Bett zu setzen, womit ihre Positionen im Vergleich zu Beginn nun vertauscht waren. Er hielt die Hand mit den beiden schmalen Silberringen zwischen ihnen hoch, damit Adrien sie sehen konnte, "Das verspreche ich dir ..." „Felix, wovon redest du?“, Adrien schüttelte den Kopf, aber sein Cousin schloss nur müde die Augen, “Vergiss es einfach …" Da die unnatürlichen Farben seiner Augen nun verborgen waren, wirkte er nicht mehr wie ein Superheld oder gar ein Superschurke, sondern nur noch wie ein trauriger Junge in einem Kostüm, „Es tut mir leid, Ren. Du ... solltest das noch nicht ... erfahren ... Ich hätte gar nicht erst kommen sollen.“ Félix drehte den Ring um seinen Finger, während er nun zurückwich und auf das Fenster, das Adrien, für den Fall dass ein Akuma angreifen würde, immer unverschlossen hielt, zutrat. „Vergiss, dass ich hier war.“, befahl er ruhig und Adrien konnte die Worte wie einen Schraubstock in seinem Verstand zu spüren, „Vergiss, was du gesehen hast, vergiss, dass du mich oder das Pfauenmiraculous gesehen hast, vergiss, dass du weißt, dass ich es habe. Und ... versuche, dich nicht von deinem Vater verärgern zu lassen. Er ist es nicht wert.“
 

Adrien lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Seine Nebenhöhlen waren noch immer verstopft, sein Hemd immer noch feucht und sein Kopf pochte noch immer. Er fühlte immer noch den alten Ärger, aber er schien jetzt … viel weiter weg zu sein. Er schloss für einen Moment die Augen und spürte das heiße Brennen der Tränen, aber dennoch setzte er sich auf und trat zu seinem Schrank, um sein Hemd zu wechseln. Er hatte das Bedürfnis etwas frische Luft zu schnappen und auch wenn er sich in Chat Noir verwandeln würde, so wollte er sich bei seiner Rückkehr nicht mit einem trännennassen Hemd herumschlagen müssen.

Es gab ein vertrautes Ziehen am Stoff, als Plagg nun aus seiner Tasche flog und der schwarze Kwami beobachtete einen Moment, wie Adrien sich umzog, bevor er sich räusperte. „Also, äh … Werden wir darüber reden?“, fragte Plagg, als Adrien an ihm vorbeiging, um sein Telefon anzuschließen und einen Blick auf die Uhr zu werfen. Es war viel später, als er gedacht hatte und er würde sich beeilen müssen, wenn er noch pünktlich zu ihrer Patrouille kommen und sich nicht den Zorn von Ladybug zuziehen wollte. „Das möchte ich lieber nicht.“, murmelte Adrien und seufzte schwer. Er rieb sich erneut das Gesicht und versucht das heftige Pochen zwischen seinen Schläfen zu ignorieren, „Ich bin sauer, ja, aber Vater steht unter großem Stress, besonders seit Nathalie krank geworden ist. Ich werde... versuchen, mit ihm zu reden, nachdem ich mich etwas beruhigt habe.“ „Das meine ich nicht.“, Plagg klang seltsam aufgebracht und flog zu Adriens Gesicht, zog seine Hände weg und funkelte ihn wütend an, „Du erinnerst dich nicht? Was ist gerade passiert? Gerade jetzt? In diesem Raum?” "Nein, ich ... Was war denn ...?", Adrien klang nun verwirrt, aber der Kwami wirkte auf eine Weise, die Adrien nicht mehr gesehen hatte, seit er versucht hatte, ihn davon zu überzeugen, Cat Walker zu sein, todernst. „...Okay ...“, Plagg blinzelte und wich etwas vor seinem Besitzer zurück, „Kitten ..."



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