Zum Inhalt der Seite

Wenn kein Schnee mehr fällt

.. Wunscherfüller
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

“Opa?” Fragend sah Bernard auf, als er die Stimme seiner siebenjährigen Enkelin Alicia hörte. Das Mädchen stand direkt vor ihm und hielt eine Puppe in ihren Händen. “Was denn, meine Kleine?”, wollte er wissen und legte das Buch an die Seite, in dem er gelesen hatte. Er klopfte auf seine Oberschenkel, woraufhin Alicia noch einen Schritt näher kam, damit sie auf den Schoß ihres Großvaters klettern konnte.

“Was passiert, wenn kein Schnee mehr fällt?”, stellte das Mädchen direkt ihre Frage und sah zu dem Älteren auf.

“Was meinst du? Was soll denn dann passieren?”, hakte Bernard nach, woraufhin Alicia ihren Blick senkte und ihre Puppe betrachtete.

“Mina hat gesagt, dass Weihnachten ausfällt, wenn kein Schnee mehr fällt”, entgegnete das Mädchen und spielte dabei mit dem Saum des Kleides, dass ihre Puppe trug.

Bernard runzelte die Stirn und strich dem Mädchen leicht durch die Haare. “Wie kommt Mina dann darauf?”, antwortete er und blickte seine Enkelin mit einem Lächeln an. Erneut schwieg die Siebenjährige einen Moment lang, als müsste sie erst darüber nachdenken, was sie antworten sollte.

“Weil der Weihnachtsmann doch mit seinem Schlitten kommt und wenn es nicht schneit, dann kann der Weihnachtsmann nicht kommen und uns keine Geschenke bringen oder vorher die Wunschzettel abholen. Du hast doch gesagt, dass er sich die Wunschzettel ein paar Tage vorher abholt, aber bislang war er noch nicht da und wenn kein Schnee fällt, dann kommt er vielleicht gar nicht. Und wenn er nicht kommt, dann weiss er doch gar nicht, was ich mir wünsche”, redete das Mädchen direkt darauf los und verhaspelte sich dabei sogar ein paar Mal, weil sie einfach zu schnell redete.

Bernard wusste ganz genau, was das Mädchen sich wünschte und er wusste auch genauso gut, dass dieser Wunsch nur schwer zu erfüllen war. Wenn er es schon nicht konnte, wie sollte dann der Weihnachtsmann der Siebenjährigen ihre Eltern zurückgeben?

Seine Tochter und ihr Mann waren erst vor ein paar Wochen bei einem Autounfall gestorben und Bernard war noch immer froh darüber, dass Alicia an diesem Tag nicht mit im Auto gesessen hatte. Jeden Tag vermisste er seine Tochter und seinen Schwiegersohn und es verging kaum ein Tag, an dem er sich nicht fragte, wie es in Zukunft überhaupt weitergehen sollte.

“Ich verspreche dir, dass es rechtzeitig schneien wird”, sprach er seine Enkelin anschließend an und drückte sie an sich heran.

“Ich muss kurz telefonieren, magst du in der Zeit schon mal die Formen für die Kekse aus dem Schrank in der Küche holen? Du weißt ja, wo die sind”, schob er wenig später hinterher, woraufhin Alicia sofort von seinem Schoß rutschte.

“Auja!”, stimmte das Mädchen zu und verschwand in der Küche. Mit einem Seufzen sah Bernard ihr kurz nach und griff anschließend nach seinem Handy, um seinen besten Freund Gerd anzurufen.

“Ich brauche deine Hilfe”, fiel er direkt mit der Tür ins Haus, wodurch Gerd sich im ersten Moment etwas überfahren fühlte. “Wobei?”

Kurz huschte Bernards Blick in Richtung Küche, wo Alicia aus einer der Schubladen die Ausstechformen suchte und dabei leise vor sich summte, bevor er sich wieder dem Telefonat widmete.

“Ich möchte es für Alicia schneien lassen”, fing Bernhard schließlich an und im ersten Moment schwieg Gerd direkt wieder.

“Und wie kann ich dir dabei helfen?”, hakte Gerd nach, bevor er geduldig zuhörte, als Bernard ihm von seinem Plan erzählte.

Er wusste, dass der Sohn seines Freundes im nahegelegenen Skigebiet arbeitete und dort auch Schneekanonen benutzt wurden. “Kannst du Ben vielleicht fragen, ob er damit hier in der Straße ein wenig Schnee verteilen würde? Ich würde das vorher natürlich auch mit der Stadt absprechen, damit es kein böses Nachspiel gibt”, beendete er seinen Monolog und holte kurz tief Luft.

“Ich schaue, was ich machen kann. Ich melde mich später, wenn ich etwas weiss”, erklang Gerds Stimme, bevor er einfach auflegte, ohne Bernard noch einmal die Chance zu geben, ihm zu antworten. Mit einem weiteren Seufzen ließ Bernard das Handy sinken und erhob sich anschließend, um seiner Enkelin in der Küche Gesellschaft zu leisten. Er hatte ihr versprochen, gemeinsam zu backen und es war auch für ihn eine gute Abwechslung, bis sich Gerd endlich zurück meldete.
 

Später am Abend, als Alica längst in ihrem Bett lag, klingelte es und Bernard sprang sofort auf. Schon eine Stunde zuvor hatte sich sein bester Freund endlich zurück gemeldet und zu Bernards persönlicher Freude hatte dessen Sohn direkt zugestimmt, ihm bei der Erfüllung dieses Wunsches zu helfen.

Kaum, dass er das Haus verlassen hatte, erblickte er Ben. Der Jüngere stand vor seiner mobilen Schneekanone und trat sofort auf Bernard zu. "Stets zu Diensten”, erwiderte er direkt, nachdem Bernard ihn begrüßt hatte und ihm gleichzeitig auch dafür gedankt hatte, dass er sich dafür überhaupt bereit erklärt hatte.

Nachdem sie zusätzlich abgeklärt hatte, wohin der Schnee sollte und Bernard sich im Vorfeld auch die Bestätigung geholt hatte, dass die Stadt nicht dagegen hatte, schmiss Ben die Schneekanone an.

Bernard trat ein paar Schritte an die Seite und sah zufrieden zu, wie nicht nur die Einfahrt mit der weißen Pracht bedeckt wurde, sondern auch das Dach und ein Teil des Rasens.

“Danke Ben. Du hast echt was gut bei mir”, richtete er anschließend das Wort an den Jüngeren, nachdem dieser fertig war, doch Ben schüttelte nur den Kopf. Er wusste um die Situation, in der sich die beiden befanden.

“Solange ich damit nicht nur Alicia ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, sondern auch dir, ist jeder Dank dafür genug”, erwiderte er und umarmte Ben kurz, bevor er sich wieder auf den Heimweg machte.

Der Ältere sah ihm einen Moment lang nach und wischte sich kurz über die Augen, bevor er wieder in Richtung Haus lief.

Die künstliche Schneedecke knirschte unter seinen Schuhen und er war sich sicher, dass er seiner Enkelin damit zumindest einen kleinen Wunsch erfüllen konnte.

Wenn auch nicht ihren allergrößten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück