Zum Inhalt der Seite

Ein mal eins

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1+10-9+2-3

Eine Fanfiction bietet den Vorteil, direkt mit der Geschichte beginnen zu können, ohne einen Umweg über die einzelnen Charaktere zu machen. Die Hauptfiguren sind bekannt und wurden von den Lesern meist selbst gedreht und gewendet, dass innere nach außen gekehrt, bis sie maßgeschneidert in ihre Geschichten passten. Wir wissen alle wer die Hauptfiguren sind und wir wissen, was wir lesen möchten. Und weil uns alles Recht ist, um unser Ziel zu erreichen klauen wir hemmungslos. Auch ich musste mich der Grundidee einer Sitcomfolge bedienen. Der Kenner wird sie wiedererkennen und wissen, wie viel für diese Geschichte veruntreut wurde.

Wir überspringen jetzt also Danksagung, Einführung und Charaktervorstellung um ummittelbar im Geschehen zu beginnen. Wären wir in einem Film würden Sponsoring, Titelsequenz, Weit-Winkel-Vogelperspektiv der Stadt, mit passender Titelmusik, hinter uns liegen. Die Hauptpersonen wurden vorgestellt, wir hatten Zeit uns an ihre Gesichter zu gewöhnen und befinden uns nun direkt in Monsieur Bonacieux Schneiderwerkstatt....
 

***
 

Langsam verdichteten sich die Schatten, als die rot-goldene Scheibe der Sonne am Horizont versank. Der Himmel nahm jene zauberhafte Färbung an, die ihm nur ein Sonnenuntergang verleihen konnte. Seltsamerweise nahm die Abenddämmerung etwas von dem Lärm und der Hektik eines langen Arbeitstages und ließ für kurze Zeit eine fast andächtige Stille zurück.
 

"Hier ist er." (Somit hätten wir einen typischen Szenenwechsel nach der Einleitung. Wir befinden uns jetzt in Monsieur Bonacieux Arbeitsräumen, wo dieser gerade mit einer Kundin spricht. Die kurze Einleitung im Vorfeld sollte nur der Geschichte einen passenden Rahmen geben. Natürlich hat derzeit Monsieur Bonacieux wenig mit der Romantik eines Sonnenuntergangs im Sinn. Seine Aufmerksamkeit gilt einzig und allein seiner Kundschaft und das rot-goldene Licht einer untergehenden Sonne interessiert ihm in diesem Fall nur als Muster auf Seidenstoff gebannt.)

Bonacieux hielt seiner Kundin einen Ballen blauer Seide aus China entgegen. Er entrollte ihn etwas, damit sie sah, wie weich der Stoff floss. "Hier hätten wir blaue Seide aus China. Mit der einfachen Spitze aus Belgien bekommen Sie die schlichte Eleganz, welche Sie haben wollten."

Die junge Frau zu seiner Rechten nickte nachdenklich. Die langen gepflegten Finger fuhren kennerhaft über den zartschimmernden Stoff. "Wir könnten natürlich auch mit schwarzem Samtvolant arbeiten. Dunkelblauer Stoff mit schwarzem Samtaufsatz an Rocksaum und Ärmelenden." Wieder nickte seine junge Kundin und richtete den Blick nachdenklich in weite Ferne, um sich das fertige Kleid in Gedanken vorzustellen. Monsieur Bonacieux schwieg abwartend und beobachtete ihren Gesichtsausdruck. Es war der jungen Frau anzusehen, dass sie Geschmack und natürliche Eleganz besaß. Sie war jung, besaß eine wohlgeformte Figur, gehörte zu dem Typ Frauen, dem Winterfarben standen und was noch wichtiger war, sie besaß Geld und war gewillt dieses auszugeben. Alles Eigenschaften, die an einer Kundin wünschenswert sind. Was Monsieur Bonacieux irritierte, waren die ebenmäßigen Gesichtszüge welche ihm bekannt vorkamen. Doch so sehr er auch sein Gedächtnis durchsuchte, das Gesicht ließ sich auf keine ihm bekannte Dame kopieren.

"Können Sie den Stoff über die Puppe drapieren?" fragte sie und schreckte Bonacieux aus seinen Gedanken auf. Erstaunlich gewandt für seine gedrungene Gestalt schlängelte sich der Schneider um die Holzpuppe, zupfte hier, steckte dort fest und gab einigen Ellen unvernähtem Stoff erstaunlich viel Form. Die junge Dame, Bonacieux schätze sie auf Anfang 20, legte den Kopf schräg und klopfte nachdenklich mit dem Zeigefinger auf ihre Unterlippe. Bonacieux beobachtete sie unauffällig von einem anderen Blickwinkel aus. Das Gefühl das Gesicht zu kennen traf ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers.

Wenig später hatte man sich auf Stoff, Schnitt, Volant und nicht zuletzt den Preis geeinigt. Galant begleitete er seine Kundin zur Tür. Über der Stadt lag das Zwielicht der ersten Abendstunden.

"Vater." Bonacieux lächelte wohlwollend als er Constance auf sich zukommen sah. "Meine Tochter", erklärte er, mit vor Vaterstolz geschwollener Brust und wies nur auf das Wesentliche hin. Die junge Frau nickte gleichgültig. Wer auch immer, dachte sie und schenkte unterdessen dem Begleiter ihr Interesse. Constance hatte sich nicht alleine auf den langen Weg vom Louvre zum Haus ihres Vaters gemacht. Fürsorglich schickte ihr die Königin einen ihrer Musketiere mit, dessen Dienst als beendet galt. Heute traf es Athos und die junge Dame an Bonacieux's Seite wäre keine Frau gewesen, wenn sie die aristokratischen Gesichtszüge Athos nicht bemerkt hätte. Sie hatte sie durchaus bemerkt und ließ ihren Blick wohlwollend über seine ganze Gestalt wandern. Gute Proportionen, muskulöse Männerwaden, eine schlanke Taille, jegliches fernbleiben eines Fettbauchansatzes und breite Schultern. Hinzu kamen das Gesicht und das Auftreten eines typischen Edelmannes. Auch Constance und Athos bemerkten ihrerseits die junge Frau und stutzten. Anders als Bonacieux, welcher immer noch mit seinem Gedächtnis kämpfte, wussten sie die Züge gleich zuzuordnen und nur eine sehr gute und solide Erziehung hielt sie davon ab, die Unbekannte anzustarren. Bonacieux bemerkte den überraschten Blick der Neuankömmlinge, hoffte auf des Rätsels Lösung und beeilte sich, seine Kundin vorzustellen.

"Dies ist ..." Selbst der Name war ihm entfallen.

"Celinè de Comferrey", half sie nach und streckte Athos ihre zarte Hand entgegen. Athos nickte zuvorkommend. "Madam de Comferrey", sagte er, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. "Verwitwet", fügte sie hinzu.

"Madam de Comferrey, dies ist Athos, einer der Musketiere des Königs", stellte ihn Bonacieux vor. Ein Musketier? Madam de Comferrey's Interesse sank schlagartig. Musketiere waren nicht gerade für die Üppigkeit ihres Solds bekannt, dachte sie. Obgleich sich einige reiche Erben unter die Musketiere begaben, um sich ihre Hörner abzustoßen, und es galt schließlich als Ehre den König zu beschützen. Außerdem war gemeinhin bekannt, dass ein Musketier in Liebesdingen unschlagbar war, und Celinè war gerne bereit ihren Erfahrungsschatz zu erweitern.

"Wo müssen Sie hin, Monsieur Athos?" fragte sie und sah ihn aus halbgesenkten Augenlidern an.

"Rue de Revolin."

"Wunderbar, ganz meine Richtung. Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Sie begleite?"

"Ganz im Gegenteil", versicherte Athos. Mit einem hinreißenden Lächeln hakte sich Madam de Comferrey bei ihm ein.
 

"Woher kennen wir sie, Constance?" fragte Bonacieux, während er dem Paar hinterher sah.

"Wir kennen sie nicht, Papa. Sie sieht nur aus wie Monsieur Aramis."

"Jetzt wo du es sagst. Ich glaube sie haben sogar die gleiche Größe", bemerkte Bonacieux und führte seine Tochter ins Haus. "Sie ist wirklich ungewöhnlich groß für eine Frau. Sie reicht fast an Monsieur Athos heran. Das macht mindestens eine halbe Elle mehr an Seidenstoff aus."

"Das solltest du ihr aber besser nicht sagen, Papa. Frauen mögen es nicht, groß zu sein." Die Tür fiel ins Schloss. Irgendwo am Ende der Straße bellte ein Hund, während zwei Fuhrleute sich in einer viel zu engen Straße lauthals anbrüllten, wer zuerst fahren sollte. Ein Passant schimpfte laut, weil unmittelbar vor ihm aus einem der Fenster der Inhalt eines randvollen Nachttopfs ihm vor die Füße schwappte. In der Nummer 27 stritten sich ein Ehepaar und von Notre Dame her schallte die große Glocke zur sechsten Abendstunde. Die Stille der Abenddämmerung wich der Geschäftigkeit der letzten Arbeitsstunden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kitty
2005-04-16T18:19:29+00:00 16.04.2005 20:19
^^ aloha ich melde mich zurück! Das Kapitel gefällt mir echt gut. Soso erinnert sie an Aramis... *gleich wieder ins fantasieren kommt* ist es vielleicht Aramis? *grins*
Also dann ich lese weita^^
Von:  amacie
2004-03-09T19:53:50+00:00 09.03.2004 20:53
Was muss ich hier sehen, eine NEUE FF? Wahnsinn, wunderbar, rätselhaft !!! ^-^
Und ich darf mich nicht einmal beschweren, das mir keiner Bescheid sagt *Seitenblick auf Keks werf* ahhh warum müsst ihr immer nur so verdammt gute Fanfics schreiben, wenn ich nicht an meinen Computer rankann? Eine Verschwörung, ich seh schon, scheint mir nicht anders wie Aramis zu gehen *g*

Das es sich um ihre Zwillingsschwester handelt war ja ziemlich schnell klar (hatte ausnahmsweise ein gutes Näschen) und in mir regt sich schon so ein kleiner Verdacht was weiter passieren könnte, aber ich will mal noch nichts vorweggreifen, sonder warte artig bis du weitergeschreibst *Zaunpfahl schwing*
^-^ nur weiter so *smile*

^°^ amacie
Von: abgemeldet
2004-02-20T15:36:17+00:00 20.02.2004 16:36
Mift.. Kopfrechnen.. bin ich ein loser ^^; Aber die story find ich toll, mag deinen Schreibstil voll gern. Ich wüsste nur gern, war das denn jetzt Aramis, oder nicht?? Könntest du nicht noch ein Kapitel schreiben... das schreit nach einer Fortsetzung (ok, ICH schreie nach Fortsetzung ^^;). Was passiert denn auf dem Weg zu Athos Haus??
Von: abgemeldet
2004-02-20T12:04:55+00:00 20.02.2004 13:04
Schön, endlich setzt du eine deiner Ideen um, ich bin gespannt wie es weitergeht.
Von: abgemeldet
2004-02-20T11:49:48+00:00 20.02.2004 12:49
Hey Annchen,
also auf diese Story bin ich ja gleich aufmerksam geworden, erstensmal ist der Titel doch eher selten und zweitens musste ich bei dem Kapiteltitel erstmal nachrechnen :o)
Also haben wir ne schwere Matheaufgabe als Story zu erwarten oder läuft es wieder auf etwas doch eher spannenderes hinaus? Dein erstes Kapitel bringt ja meine Vorstellung schon wieder in Gang :o)
Deine Schreibweise ist auch ungewohnt, aber ich denk mal, irgendwas wirst du schon damit bezwecken, deshalb erwarte ich mit Freuden deine Fortsetzung :o)
Liebe Grüße
Krisi


Zurück