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Denn gemeinsam sind wir stark

Zusammenarbeit von Yato und mir
von

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Kapitel 1

soo.... am Anfang: Die ff ist nicht nur mein Werk. Ich schreib zusammen mit Yato, die ich an der Stelle mal ganz dolle *knuddel*. Naja, was soll ich noch schreiben? Ich hoffe die Stroy gefällt euch und ihr schreibt uns viele schöne Kommentare. *smile*
 

1. Kapitel
 

Es war unnatürlich. Januar... und 10 Grad über dem Gefrierpunkt.

Thore war froh, dass seine Oma darauf bestanden hatte, die dicke Daunenjacke anzuziehen, trotz der frühlingshaften Temperaturen. Und er war ebenso froh, dass er ausnahmsweise mal auf seine vorrübergehende Erziehungsberechtigte gehört hatte.

Denn ein 'Frosty' war der braunhaarige Mittelstufenschüler ohne Zweifel.

Mit vor Kälte zitternden Knien überquerte er die Straße um zu seiner Schule zu gelangen.

Am Schultor, welches dank des Rostes schon sehr brüchig aussah, erwartete ihn wie jeden Morgen schon sein bester Freund.

Kilian. Grau gefärbte, hüftlange Haare, grüne Kontaktlinsen, leicht russischer Akzent.

So war er am Besten und am abschreckensten zu beschreiben.

Genauso einschüchternd war auch sein Charakter. Unausstehlich, kratzbürstig und morgens grundsätzlich mies gelaunt, eine männliche Zicke ersten Grades; ohne dabei tuckig zu wirken.

Doch zu Thore war er immer anders.

Dieser grau-nasse Januartag begann wie viele Tage im Leben Kilians. Er war früh morgens aufgestanden um sich fertig zu machen. Im Gegensatz zu vielen anderen Jungs in seinem Alter hatte er nämlich keine Mutter, die vor ihm aufstand, um ihm sein essen fertig zu machen. Das musste er schon immer alleine machen. Das erste was ihm nach dem Aufstehen entgegenschlug war der Alkoholgeruch, der überall in der Wohnung hing. Es schien, als habe sich sein Vater wieder einmal besoffen. Und mit dieser Annahme hatte Kilian durchaus Recht. Als er, nachdem er sich fertig gemacht hatte, durch die Wohnung schlich sah er seinen Vater auf dem Sofa liegen und schnarchen. Die Bierflasche noch in der Hand. Kilian seufzte leise, nahm sich einen Apfel aus einer Schale und verließ das Haus. Während er stumm dem Weg zur Schule entlangging hing sein Blick an dem dunkelgrauen Himmel.

Er stand erst ein paar Minuten am Schultor, als sein bester Freund auftauchte.

Thore. Dieser hatte braune Haare, die vom Kinn ausgehend nach hinten immer kürzer wurden. Die dunkelbraunen, fast schwarzen, Augen versteckte er gerne hinter ein paar Haarsträhnen. Auf andere musste er furchtbar eingeschüchtert wirken, dachte sich Kilian. Aber er wusste nicht, was er ohne Thore tun würde. Freundlich lächelnd ging er einen Schritt auf diesen zu. " Na, gut geschlafen?"

Der Braunhaarige legte die Arme fest um seine Brust, um sich selbst zu wärmen. Mit leiser, krächzender, durch die Kälte gefrorener Stimme gab Thore ein furchtbar heiseres "Guten Morgen" zurück. Seine Zähne schlugen aufeinander als er empfahl, doch in das verhasste Schulgebäude zu den noch verhassteren Mitschülern zu gehen.

Leider befand sich gerade in dem Folterhaus die rettende Heizung, also hatte Thore zwischen dem Übel Kälte und Menschen auswählen müssen. Nicht, dass ihn die andern nicht mochten... sie hatten schlichtweg kein Interesse an ihm. Auf sie wirkte er langweilig, typischer Durchschnitt eines Weicheis halt. Deswegen waren sie -die Mädchen ganz besonders- wohl auch so neidisch auf ihn, weil er mit dem coolsten Typen in der Schule rumhing.

Immerhin war Kilian zwei Klassenstufen über ihm und durch sein Äußeres extrem beliebt, obwohl er allen damit Angst machte oder Abscheu erregte. Insgeheim fanden ihn alle toll und niemand konnte verstehen, warum sich dieser krasse Typ von menschlichem Leben mit so einer Couch-Potatoe abgab.

Der 9.Klässler zupfte noch einmal seine recht unauffälligen Klamotten unter der dicken Jacke zurecht und überlegte, welche Blicke ihm heute wieder zugeworfen wurden und sah seinen Gegenüber fragend an, wartete auf seine Entscheidung.

Kilian nickte kurz ohne noch etwas zu sagen. Er sah, wie kalt Thore war und auch wenn er keine Lust hatte in die Schule zu gehen und wieder von den ganzen Mädchen begafft zu werden wollte er es seinem Freund nicht antun noch länger draußen in der Kälte verweile zu müssen. Seine Schritte richteten sich automatisch auf das große, anscheinend schon uralte Gebäude. Ein leises Seufzen entfuhr seinen Lippen, dann aber lächelte er Thore wieder ruhig an. "Und? Was erwartet dich heute so an Unterricht?" Eigentlich kannte Kilian Thores Stundenplan auswendig, aber er mochte diese Stille einfach nicht. Er empfand es als Qual lange zu schweigen. Zumindest in manchen Momenten. Als sie das Schulgebäude betraten sah er sich eine Zeit lang um. "Und wohin jetzt? Ich hab noch keine Lust in meinen Klassenraum zu gehen. Wie ich die Weiber kenne lauern sie mir da schon wieder aus..." Seine Stimme klang genervt, als er von den Mädchen sprach. Und das entsprach auch vollkommen dem, was er fühlte. Es kotze ihn bildlich an, wenn eine Gruppen von zehn Mädchen hinter ihm herrannte. Teils total begeistert, teils mit einer mystischen Angst und Gebanntheit. Und er hatte Recht gehabt. Schon sah er eine dieser Gruppen anrollen. Schnell, schon fast panisch zog er Thore in einen leeren Klassenraum, schloss die Tür und verweilte schweigend. Nach einer Weile, nachdem er gehört hatte wie die Gruppe an der Tür vorbeigezogen war, seufzte er vor Erleichterung. "Tut mir leid, aber noch habe ich keine Lust auf dieses Getratsche."

Grinsend setzte Thore sich auf einer der vorderen Tische. "Schon klar, Großer."

Insgeheim stimmte er Kilian voll und ganz zu, es war schon lästig, wenn Kilis Groupies ihm sogar bis aufs Klo folgten. Der Braunhaarige ließ seine Schultasche von seiner Schulter neben sich auf das schon leicht morsche Gehölz gleiten, welches erheblich knarrte.

Dann erinnerte er sich an die Frage, die sein Freund ihm gestellt hatte und entschloss sich, darauf zu antworten, obwohl er wusste, dass der Grauhaarige seinen Stundenplan in und auswendig rückwärts aufsagen konnte.

"In der ersten hab ich heute 'ne Freistunde, weil die Meyer krank ist", freute er sich, "dann Mathe, Doppelstunde Chemie- ich glaub ich kotz gleich, ich hab die Hausaufgaben nicht! Und dann Franz und Bio."

Thore dachte einen Moment lang nach, bevor er sich mit seinen großen Raben Augen noch einmal schüchterner an Kilian wand.

"Du hast doch Englisch in der ersten, ne?" Er setzte seinen treuesten Hundeblick auf, "kannst du den Heidrich nicht fragen, ob ich mit in den Unterricht kommen darf?"

Nun verlor sein Gesicht, welches von der Kälte draußen immer noch gerötet war, wieder an Niedlichkeit und wurde zu einer grinsenden Visage. Siegessicher zeigte er dem Anderen das Victory- Zeichen.

Kilian lehnte sich mit dem Rücken an die Zimmerwand. Er schwieg eine Weile, bevor er antwortete: "Ja, ich kann ihn ja mal fragen. Aber du kennst ihn ja. Der würde nie nein sagen. Irgendwas hat der ja an dir gefressen." Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht. Es machte ihn rasend, wenn er sah, wie Heidrich Thore immer begaffte. Was sollte das denn? Leise grummelnd blickte Kilian aus dem Fenster. //Ich mag es einfach nicht, wenn dieser alte Knacker meint sich an jungen Schülern zu vergreifen.// Ein kurzer Schauer von Hass durchlief seinen Körper, aber er ließ e Thore nicht merken. Thore und all die anderen an dieser Schule hatten keine Ahnung was wirklich in ihm vorging. Noch nicht einmal Thore wusste das wirklich. Wie sollte er auch? Er hatte ja noch nicht einmal einen blassen Schimmer davon, was bei Kilian Zuhause vor sich ging. Bis jetzt hatte Kilian es immer vermieden Thore mit zu sich zu nehmen und erzählt hatte er erst Recht nichts. Es war ja auch nicht gerade ein Thema, dass man gerne besprach. Es war sein eigenes Problem und so sollte es auch bleiben. Thore hatte schließlich auch seine eigenen Konflikte, die er lösen musste.

Und er wusste auch, dass er langsam wieder etwas sagen sollte, denn wenn er schon etwas wusste über jemand anderen, dann dass Kilian langes Schweigen nicht ausstehen konnte.

Also brach er den Ring der Schweigsamkeit, der sich über die beiden Schüler gelegt hatte.

"Hmm... an mir gefressen... Hör auf so was zu sagen, das ist ja eklig.

Aber andererseits, bei dem Heidrich kann ichs mir gut vorstellen, nur weiß ich nicht, was er an mir finden könnte."

Kritisch besah er sein Alter Ego von oben bis unten und kam zu dem Schluss, dass er noch unauffälliger sein musste als die Staubmäuse auf den Klassenschränken.

"Eklig vielleicht, aber Tatsache. Du weißt doch genau, wie dich dieser alte Lustmolch in den Sportstunden immer anglotzt. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du das nicht merkst." Kilian blickte ein wenig zweifelnd. Das musste Thore doch einfach aufgefallen sein. Oder genoss er diese Aufmerksamkeit vielleicht sogar? Kilian wusste ja, dass der braunhaarige immer das Gefühl hatte nicht bemerkt zu werden. Bei den meisten war es auch so. Thore fiel einfach nicht sonderlich auf. Er war nicht besonders sportlich oder intelligent. Er war in allem guter Durchschnitt. So etwas fiel nicht so schnell auf. Aber für ihn war der kleine immer sein Weltmittelpunkt. Auch wenn dieser das nicht wusste. "Was er an dir finden könnte?" Kilian murmelte diese Worte leise vor sich hin. Diese Frage war gar nicht so schwer zu beantworten. Es waren einfach diese dunklen Augen, die einen in ihren Bann zu ziehen schienen. Und das war nicht das einzigste. Doch dann schüttelte der grauhaarige den Kopf. Er durfte das nicht denken. Thore war sein bester Freund. Er konnte das durch deine Gefühle nicht aufs Spiel setzen.

"Ja, ich bin nichts besonderes", murmelte Thore in dem selben Tonfall zurück, grinste dabei.

"Aber so langsam sollten wir zu deiner Klasse gehen, damit wir 'the one and only master Heidrich' noch vorm klingeln erwischen, es ist drei Minuten vorm klingeln."

Gemächlich ließ sich der 9.Klässler vom Tisch gleiten und schulterte seinen Rucksack.

Er wuschelte sich noch einmal durch seine kurzen Haare und öffnete die Tür des Klassenraumes, warf einen scheuen Blick aus der Tür und meinte dann gespielt verängstigt:" Ich traue mich kaum raus, ich hab Angst vor deinen Fans, die rempeln mich immer um!"

Kichernd gab er der Tür einen Schubs, so dass sie gegen die Wand schlug. Einige der kleineren Schüler blickten ihn geschockt an, doch er lächelte nur zurückhaltend und gab Kilian einen Wink mit seiner Hand.

"Es ist keiner da, wir haben freie Bahn bis zu deiner Klasse. Und Herr Heidrich ist auch schon im Anmarsch."
 

//So meinte ich das doch gar nicht." dachte Kilian für sich, aber er wiedersprach nicht. Dann stieß er sich von der Wand ab und ging hinter Thore her. "Mach dich nicht immer darüber lustig, dass ich von diesen Weibern verfolgt werde. Mir macht das auch keinen Spass." Er grummelte leicht vor sich hin, während er in Richtung Klassenzimmer ging. Kurz vor der Tür fing er Heidrich ab. "Wäre es möglich, wenn Thore heute mit in den Unterricht kommt?" fragte er wiederwillig. Natürlich hatte Heidrich nichts dagegen. Das hätte Kilian auch sehr gewundert. Er trat in die Klasse, in der sich sofort alle Augen auf ihn richteten. Genervt blickte er in die Runde und setzte sich dann in die hinterste Reihe um nicht die ganze Zeit die Blicke der anderen im Nacken zu haben. Ob Thore ihm wohl folgen würde? Ganz bestimmt. Außer Heidrich würde ihn wieder vorne behalten um ihn besser begaffen zu können. Bei diesem Gedanken durchfuhr ihn wieder ein Schauer von Ekel. Er konnte es nicht ausstehen, wenn Thore nicht ihm gehörte. Wenn ein anderer ihn für sich beanspruchte. Bis jetzt hatte er aber noch nie etwas in diese Richtung zu Thore gesagt, und das sollte sich auch nicht so bald ändern. Thore würde sich entweder totlachen oder etwa sich vor Abscheu von ihm abwenden und beide Alternativen gefielen ihm nicht.
 

Thore ignorierte die Blicke von Kilians Klassenkameraden wie gewohnt. Die Schüler kannten ihn schon so halbwegs, da er öfter, wenn er Freistunden hatte, bei seinem besten Freund im Unterricht saß. Er folgte dem Grauhaarigen bis in die letzte Reihe, als er von der Stimme des Lehrers aufgehalten wurde.

"Thore, würdest du dich hier vorne hinsetzen? Ich weiß doch, dass du dich gerne mit Kilian unterhalten würdest, doch du siehst sicher ein, dass es ziemlich kontraproduktiv für den Unterricht wäre. Kilian, sie verstehen das doch, nicht wahr?"

Seufzend begab sich der 15-Jährige wieder nach vorne, um in der ersten Sitzreihe Platz zu nehmen. Er holte seinen Bleistift und Zeichenblock raus und begann einige Skizzen zu machen. Nach einer kurzen Weile schon war er sich seiner Umwelt nicht mehr bewusst, versank vollkommen in den Linien und Schattierungen, die, wenn er aus seiner Trance wieder erwachte, ein stimmungsvolles Bild ergeben würden.

Er lächelte bei dem Gedanken daran, dass er dieses Bild Kilian zu seiner Volljährigkeit schenken würde. Sein Freund hatte sich schon immer über die kleinsten Dinge gefreut, selbst Schmierzeichnungen. Die Hauptsache, sie waren von dem kleinen 9- Klässler mit den dunklen Augen und dem verschlingenden Blick.

Kilian zuckte kurz zusammen. Als wenn er es geahnt hätte. Er warf Heidrich einen finsteren Blick zu. "Nein, im Endeffekt sehe ich das nicht ein, aber wieso fragen Sie? Ich habe doch eh keine Wahl." Genervt ließ er sich auf seinem Stuhl zurückgleiten und starrte an die Tafel. Dieser Idiot von eine Lehrer. Wie er ihn momentan hasste. Während Heidrich seinen Unterricht begann, nachdem er Kilian einen ernsten Blick zugeworfen hatte, machte er sich seine Notizen. Mit den Gedanken jedoch schweifte er weit ab. Er träumte von seinem 18. Geburtstag, der bald sein würde. Noch war er am überlegen, was er mit Thore unternehmen sollte. Vielleicht sollte er mit ihm eine kleine Tour mit seinem Auto machen. Dafür hatte er ja so eisern für die Prüfung geübt. Er wollte unbedingt, dass er mit Thore, wenn auch nur für ein paar Stunden vielleicht, aus dem ganzen Müllberg, den sie Leben nannten, rauskommen. Aber wohin sollten sie dann fahren?

Das Klingeln zum Ende der Stunde riss Thore wie gewohnt aus seiner eigenen Welt. Er packte schnell seine Sachen zusammen, bevor Kilian bei ihm war. Schließlich sollte das ja eine Überraschung werden. Ihm persönlich gefiel das Bild, obwohl er bis jetzt gerade mal die Rohzeichnung fertig hatte. Der Braunhaarige strich seine Haare hinter die Ohren und bemerkte plötzlich wieder alle Blicke. sie schienen wie im Kreuzfeuer auf ihn gerichtet zu sein. Sein Herz klopfte immer schneller, schon fast panisch. Er suchte den Raum nach Kilian ab und sah verängstigt zu ihm, sein Atem beruhigte sich etwas. Wieso musste ausgerechnet jetzt dieser Anfall von Massenpanik kommen? Lag es daran, dass die Fenster zu waren oder an gemeinen Blicken der Mitschüler? Vielleicht hatte sein Unterbewusstsein auch endlich die geifernden Blicke des Lehrers registriert. Thore wusste nur eins. Und zwar, dass er so schnell wie möglich hier raus musste. Aber seine Beine ließen sich nicht bewegen.
 

soo....Fortsetzung hab ich schon auf dem Pc, muss ich nurnoch formatieren. Kommt also bald. *smile*

denkt an die Kommis, wenn die ff euch gefällt

arigatou *verbeug*

2. Kapitel

sooo, Kapitel 2 ist da. Ich hab ja schon angekündigt, dass ich das nur formatieren muss. *smile* Viel Spass beim lesen. *knuddel*
 

2. Kapitel
 

Als es klingelte sah Kilian auf. Herr Heidrich begaffte Thore schon wieder. Er spürte kalten Hass in sich aufsteigen. Dann ließ er seinen Blick zu Thore rübergleiten und er registrierte sofort, was mit diesem loswar. So schnell wie möglich bahnte er sich seinen Weg durch den Klassenraum. Er kannte diese Art von Panikattacken ja schon. Aber gerade jetzt musste sich Heidrich in seinen Weg stellen. "Kilian. Dürfte ich einmal mit dir sprechen?" Er blickte seinen Schüler ernst an. Dieser hatte momentan aber ganz andere Dinge im Kopf, als ein Gespräch mit diesem verhassten Lehrer. "Nein, Sie dürfen nicht," erwiderte er in einem genervten Tonfall. Er wollte sich an Heidrich vorbeiquetschen um endlich zu Thore zu gelangen, doch der Lehrer hielt ihn am Handgelenk fest. "Halt Freundchen. So geht das hier aber nicht. ICH MÖCHTE MIT DIR REDEN!!!" Der Druck um Kilians Handgelenk erhöhte sich. Er wollte jetzt zu Thore und nichts anderes. "Wie gesagt, ICH WILL ABER NICHT!", schrie er Herrn Heidrich an. Und im nächsten Moment hatte er diesem auch schon einen Kinnhaken verpasst, so dass dieser sich zurücktaumelnd den Kiefer hielt. Die Leute, die sich noch im Klassenzimmer aufhielten hielten die Luft an. Doch Kilian interessierte das im Moment überhaupt nicht. Er drängte sich zu Thore durch, nahm seine Hand und zog ihn nach draußen auf den Pausenhof, in eine Ecke in der sie niemand sehen konnte.

Der Braunhaarige klammerte sich in der Ecke so fest es ging an seinen besten Freund. Noch zitterte er nur, doch er wusste, dass die Tränen nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Darum war er Kilian so dankbar. Er wusste immer, wann es ihm schlecht ging und welche Art von Hilfe er brauchte. Genauso wie jetzt. die dunkle Ecke, von immergrünen Pflanzen gut abgeschirmt von der Aussenwelt. er vergrub sein Gesicht an der warmen Brust des Größeren, als sich die ersten salzigen Tropfen aus seinen Augen lösten. Thore hasste diese Art von Anfällen und doch war er dankbar, denn so konnte er Kilian ganz nah sein.

Nur, mischte sich zu seiner Angst jetzt noch die Angst um den 17-Jährigen, denn er hatte sehr wohl mitbekommen, dass Kilian Herrn Heidrich mit einem gezielten Schlag zu Boden geschickt hatte. Was würde das für Folgen haben? Hoffentlich keinen Schulverweis für seinen besten Freund. Er krampfte seine Finger in das T-shirt seines besten Freundes und lies den Tränen freien lauf, wissend, dass dies Erleichterung bringen würde.

Sanft schloss Kilian den Kleineren in seine Arme. Er drückte ihn an sich. Er wusste wie egoistisch das war, aber er genoss diese Nähe mehr als alles andere. Die Pflanzen schlossen sie in ihrer eigenen kleinen Welt ein, ohne auch nur einen einzigen dunklen Gedanken der Aussenwelt einzulassen. Was mit ihm passierte war ihm egal. Der Heidrich hatte das auf jeden Fall verdient. Was bedrängte er ihn auch so? Man würde ihn schon nicht von der Schule werfen. Sowas konnte man nicht verantworten. Kilian war der Stufenbeste, das war ihm schon bewusst. Alles was ihm bevorstehen konnte, war ein Tadel. Für das würde es Zuhause dann wieder Prügel regnen, aber was solls? Die musste er generell jeden Tag einstecken. Er war froh, dass Thore davon nichts wusste. Er hätte sich nur wieder unnötig Gedanken darüber gemacht. Aber es war wichtig, dass Kilian für Thore da war und nicht anders herum.

Der braunhaarige Schüler sah nach einer Weile wieder auf, wischte mit seiner linken, klammen Hand über seine Augen. Zaghaft lächelte er, als er den Blick in Richtung Kilians Augen hob.

"Es tut mir leid", flüsterte er und spürte, wie die Tränen zurück kamen, doch er beherrschte sich und drängte die Trauer zurück in sein Innerstes. Kilian würde so oder so wissen, wie ihm zu Mute war.

Thore legte seine Hand über die Brust des Größeren, fühlte dessen Herzschlag, der aufgeregt gegen den Brustkorb pochte. "Ich hoffe, du hast dir ein zweites Shirt mitgenommen."

Der 15- Jährige schlotterte schon allein bei Kilians Anblick. Seine silberne Raverhose war ja okay aber der Grauhaarige trug nur sein leuchtend rotes Lieblingsshirt, auch ein Geschenk von Thore. Dieser wusste nicht, wie man es bei solchen Temperaturen so aushalten konnte, doch Kilian ging fast immer so in die Pause. Bei diesem Stichwort horchte der Kleinere auf. Es hatte gerade geklingelt und massenweise Schüler strömten in alle Teile des großen, jedoch fast nur asphaltierten Schulhofes. Sie hatten doch tatsächlich die ganze zweite Stunde verpasst und nur da gestanden. Und sich gegenseitig warm gehalten. Thore musste lächeln.

Kilian lächelte nur kurz. "Nein, ich habe kein zweites Shirt dabei. Du weißt doch, dass mir nicht sonderlich schnell kalt wird." Er drückte Thore weiterhin an sich. Als er dessen Hand auf seiner Brust spürte beschleunigte sich sein Puls. Diese Art von Berührungen machten ihn ganz verrückt. Er wollte mehr davon, wusste jedoch, dass er diese wahrscheinlich nie bekommen würde. Gleichzeitig hatte er aber in diesen Momenten auch die furchtbare Angst Thore könnte merken, wie er wirklich fühlte. Was würde er dann nur denken? Bestimmt würde er Kilian für pervers und krank halten. Vielleicht war er das auch, wer wusste das schon, aber er war sich seiner Gefühle so sicher, wie noch nie wegen etwas in seinem Leben. Mit dem Pausenklingeln wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er blickte auf. Hatten sie also wiedermal eine Stunde verpasst. Aber im Endeffekt war es Kilian egal. Er hätte Geschichte gehabt... bei Heidrich. Bei genauerer Überlegung war es wahrscheinlich sogar besser gewesen, dass sie hier gestanden hatten. "Thore? Ich glaube ich schwänze heute die restlichen Stunden. Es hat doch eh keinen Sinn, wenn ich da bleibe. Ich hab außerdem keinen Bock auf das Gelaber der Lehrer..." Er blickte Thore an. Wie würde der Jüngere reagieren?

Der Kleinere blickte den Grauhaarigen Jungen prüfend an, wägte Vor- und Nachteile ab. Es war Anfang der Woche, kein Tag an dem er fehlen wollte, um seinen Unmut nicht zur Schau zu stellen, doch am Ende siegte seine kindliche Unvernunft und seine Kilian- Kenntnis.

Er wusste, dass der andere diesen Tag definitiv nicht mehr in der schule beenden würde, sondern wahrscheinlich im kleinen Stammtisch für Gothics bei einem Glas Met. Und Thore würde ihm folgen.

Was anderes stand nicht zur Debatte. Manchmal kam es ihm so vor, als ob er Kilian hörig war, doch wenn er in die grauen Augen sah, die der 17- Jährige nur Thore in seiner Schönheit und Ehrlichkeit zeigte, wusste er, dass er alles tun würde, damit es Kilian gut ging. Ud das tat er aus eigenem Willen. Kilian würde ihn nie zu etwas missbrauchen, das wusste er.

"Klar, kann ich verstehen aber wir müssen noch unsere Sachen holen. Darf ich überhaupt mitkommen?"

Sicher, würde Kilian nur sagen. Sie waren wie eine Symbiose. Der eine konnte ohne den anderen keinen Spaß haben und schon gar nicht vormittags während der Schulzeit.

Kilian überlegte kurz. Sollte er Thore mitnehmen? Eigentlich müsste dieser ja in seinen Unterricht. Nach längerem Überlegen nickte er allerdings. Ohne Thore würde er doch sowieso nur noch schlechter drauf sein, als er es eh schon war. "Klar kannst du mitkommen. Ich kann dir ja nichts verbieten. Ich hoffe nur, dass gibt keinen Stress für dich mit dem Direx." Dann fielen ihm seine Sachen ein. Ein Seufzen entfuhr seinen Lippen. Also hatten sie keine Wahl. Sie mussten Wohl oder Übel noch mal in die Schule. Schlimm genug. Kilians Miene verschlechterte sich. "Dann müssen wir wohl noch einmal rein." Er war nicht sonderlich erfreut über diese Aussicht, aber sie hatten ja keine Wahl. Langsam und wiederwillig löste er sich von Thore und drehte sich in Richtung Schule. Er zögerte einen Moment, doch dann ging er hinein, darauf achtend, dass Thore hinter ihm blieb. Egal wo sie langgingen, hinter ihren Rücken wurde Getuschelt und Gemurmelt. Aber im Endeffekt war das Kilian vollkommen egal, solange Thore bei ihm war.

Thore folgte Kilian zum Klassenraum. Dabei blieb er so dicht wie möglich an seinen Freund gedrängt, verbarg seinen Blick. Er wollte seine Umwelt nicht sehen. Nicht jetzt, so kurz nach seinem Angstanfall. Die beiden Jungen legten ihren Weg sehr eilig zurück, die Pause würde bald vorbei sein und Thore hatte wirklich keine Lust, einem der Pauker zu begegnen.

Insgeheim freute er sich sehr auf den spontan freigenommenen Schultag, Kilian schien immer aufzutauen ausserhalb der Lehranstalt, ein völlig anderer zu werden. Der Ältere schien plötzlich mehr Lust am Leben zu haben, was natürlich auch an ihm lag, das wusste Thore. Im Klassenraum angekommen holten die zwei in Windeseile ihre Schultaschen und verschwanden wie ein grauer Nebelmorgen aus dem verhassten Gebäude, flüchteten vor den aufdringlichen Blicken der Mitschüler und Lehrer.

Der 15-Jährige war gespannt, wohin Kilian ihn zuerst entführen wollte. Er vertraute ganz auf seinen Freund, denn dieser kannte hier die besten Plätze, wo sie ungestört ihren Träumen von einem besonderen Leben nachhängen konnten. Jeder für sich. Denn Thore glaubt nicht, dass Kilian das gleiche denken würde, wie er, der Träumer. Der 17-Jährige war für sein Alter viel zu abgeklärt; manchmal betrübte das Thore, doch andererseits wäre Kilian nicht Kilian, wenn er nicht jedem seinen zynischen Kommentare um die Ohren schleuderte.

Nachdem die Beiden so schnell wie möglich wieder aus dem Schulgebäude verschwunden waren schlug Kilian eine bestimmte Richtung ein. Er wusste wo er hinwollte. Eigentlich hatte er überlegt an den See zu gehen, an dem sie für gewöhnlich viel Zeit miteinander verbrachten, da er aber wusste, wie empfindlich Thore auf Kälte reagierte hatte er sich etwas anderes überlegt. Er wollte es eigentlich bis zu seinem Geburtstag aufsparen. Als Überraschung sozusagen, aber vielleicht war es jetzt auch schon ok. Kilian blickte sich kurz um, um zu überprüfen, ob Thore noch hinter ihm war und warf diesem ein kurzes Lächeln zu. Dann erreichten sie ihr Ziel. Sie standen vor einem kleinen Mehrfamilienhaus. So wie es aussah, war es ihn 4 Wohnappartements aufgeteilt. Gespannt beobachtete Kilian Thores Reaktion. "Schließ bitte die Augen," befahl er kurz und bündig. Nachdem Thore dies getan hatte nahm Kilian seine Hand und führte ihn ins Haus. Er schloss die eine Tür im Erdgeschoss auf und führte den Jüngeren in die helle, freundliche Wohnung. Dann dirigierte er den Kleineren in einen hellen Raum, der wohl das Wohnzimmer sein sollte. "Du kannst die Augen wieder aufmachen..." Kilians Stimme war sanft und doch in gewisser Weise gespannt. Wie würde Thore darauf reagieren, wenn er erfahren würde, dass Kilian seit einer Woche eine eigene Wohnung besaß. "Ich muss noch warten bis ich 18 bin, bevor ich einziehen kann. Ich muss sie ja auch noch einrichten, aber das ist es. Das ist mein zukünftiges Heim." In gewisser Weise war Kilian stolz auf sich. Endlich konnte er aus dem Dreckloch raus, dass er noch sein zuhause nannte.

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Staunend sah Thore sich in dem leeren aber doch freundlich wirkenden Raum um. "Ei- Eine eigene Wohnung?" krächzte er ungläubig. Dann aber setzte die Freude ein, die er immer verspürte, wenn er wusste, dass es Kilian zumindest für den Moment gut ging. Trotzdem konnte er sich keinen Reim darauf machen, dass seine Eltern dass so einfach zuließen.

Bei ihm selbst war es so, dass seine Eltern in auf keinen Fall gehen lassen würden, denn für ihren Stand in der Gesellschaft- sie waren beide in der Justiz- brauchten sie natürlich einen Vozeigesohn. Sonst aber zählte er nicht in dieser Familie aber Thore verstand das, schließlich waren seine Eltern immer sehr beschäftigt. Der Braunhaarige wand sich wieder um zu dem Grauhaarigen.

Freundlich musternd betrachtete er ihn, bevor er wieder einmal versuchte, das Geheimnis des Älteren zu ergründen. Dass er wieder einmal scheitern würde, versetzte ihm einen kleinen Stich. Er wollte doch nur einen kleinen Einblick haben, damit er Kilian noch näher stehen könnte.

Schließlich wusste der 17-Jährige auch fast alles über ihn. Lächelnd drehte er sich einmal um die eigene Achse, sein Gefallen an dem Wohnplatz zeigend, bevor er mit seinen Augen den geheimnisvollen, düsteren Blick seines Freundes suchte.

"Wie hast du deine Eltern dazu gekriegt? Und vor allem, wie bezahlst du die Wohnung?"

Kilian lächelte schwach. "Weißt du, ich brauche die Erlaubnis nicht. Ich bin ja bald 18. Außerdem bekomme ich Unterstützung vom Jugendamt." Er lächelte schwach. Thore musste ja nicht zwangsweise erfahren, dass man so eine Unterstützung nur mit besonderem Grund bekam. "Natürlich bezahlen die mir nicht alles. Einen Teil muss ich selbst finanzieren. Aber du weißt ja, dass ich schon lange nebenbei jobbe. Sonst könnte ich mir mein Auto ja auch gar nicht leisten. Nun ja, das Geld was ich da bis jetzt verdient habe fließt jetzt eben mit in die Wohnung und Nahrungsmittel. Das Kindergeld bekomm ich zusätzlich ja auch noch bis ich studiere. Von daher..." Kilians Blick wanderte durch das Zimmer. Endlich...endlich hatte er es geschafft. Endlich entkam er dem ganzen Suff und den Schlägen Zuhause. Bald könnte er das machen, was er wollte. Er ging einen Schritt zurück und stellte sich hinter Thore. Dann schlang er die Arme von hinten um ihn und lächelte sanft. "Hilfst du mir die Wohnung einzurichten? Ich schaff das alleine nicht. Außerdem bist du eindeutig der künstlerisch Begabtere." Kilian war sich bewusst, dass wenn er die Wohnung ganz alleine einrichten würde, alles im Chaos versinken würde und er was sich auch sicher, dass Thore nicht nein sagen würde. Eine freudige Erregtheit fasste ihn, wenn er daran dachte, wie das alles hier bald aussehen könnte. Dass er bald endlich Thore mit zu sich nehmen konnte und ihn nicht, wie sonst, an der Haustür abwimmeln musste. Das war einer dieser Momente in seinem Leben, in denen Kilian einfach nur glücklich war. Und er hatte schon lange bemerkt, dass es diese Momente nur in Thores Gegenwart gab.
 

So, das wäre es dann auch erst mit Kapitel 2 gewesen. Ich hoffe es hat euch gefallen. Schreibt uns bitte gaaaanz viele Kommentare, das motiviert nämlich ziemlich. *g*

Bye, Ron

3. Kapitel

soo...und Kapitel 3. Was soll ich noch groß sagen? Viel Spass beim lesen...und... Kommentare bitte...*fleh* T-T
 

3. Kapitel
 

Glücklich schmuste Thore sich in die Umarmung, seufzte lächelnd. Kilian war der Einzige, der ihm noch Zuneigung in dieser Form zukommen ließ; und er war verdammt froh darüber. Bei ihm hatte der Kleinere das Gefühl wirklicher Geborgenheit, ohne Heuchelei oder Bedingung.

Deswegen war es für ihn auch keine Frage, auf Kilians Bitte ihm bei der Einrichtung zu helfen, zuzusagen.

Wenn er sich diesen Raum alleine ansah, durchfluteten ihn die Ideen wie ein wahrer Gewittersturm.

"Natürlich helfe ich dir", gab der 15-Jährige zur Antwort, "als erstes müssen wir aber die Wände neu streichen", mäkelte er schon herum. "Dieses Weiß ist viel zu steril, ein kräftiges rot wäre extrem genial."

Thore löste sich nur ungern aus dieser warmen Umarmung, doch das Element des Innenausstatters hatte ihn vollkommen gepackt. So wie immer, wenn er einen Raum sah, der unvollständig aussah. Seine Eltern meinten immer, er hätte dieses Spleen von seinem Onkel geerbt und darauf waren sie überhaupt nicht stolz. Denn Onkel Christian war einer 'von denen'.

Abartig in seiner ganzen Existenz.

Thore konnte es nicht verstehen. Nur weil sein Onkel lieber Männer mochte? Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. Nein, er konnte es wirklich nicht verstehen. Wie wohl Kilian darüber dachte? Ob er ihn, Thore, auch für schwul hielt, nur weil er sich gerne kreativ betätigte?

Er beschloss, den Grauhaarigen zu fragen, denn schließlich konnten sie über alles reden. Warum nicht auch über Homosexualität? Interessant war das Thema allemal und da er Kilian vertraute, mehr als jedem anderen, fragte er ihn einfach.

"Du, findest du Schwule eigentlich eklig?" Er hoffte, dass die Antwort nicht negativ ausfiel.

Im ersten Moment zuckte Kilian zusammen. Warum hatte Thore ihn das jetzt gefragt? Hatte er etwa etwas geahnt, wegen der Umarmung oder waren Kilians Gefühle so durchschaubar? Seine Stimme zitterte leicht, als er antwortete. "Wieso eklig? Nein. Ich finde es nicht eklig. Ich... ich denke, dass Liebe zwischen Männern genauso normal ist wie Liebe zwischen Mann und Frau. O..oder nicht?" Er war sich nicht sicher, was Thore über das Thema dachte. Hatte er vielleicht jetzt zu viel verraten? War es vielleicht nur eine Art gewesen, Kilian sein angreifbarstes Geheimnis zu entlocken? Unsicher blickte er Thore an. Selbst wenn dieser sein Geheimnis bis jetzt noch nicht durchschaut hatte, spätestens in diesem Augenblick konnte man es an Kilians Gesichtsausdruck ablesen. Und doch hoffte der Grauhaarige mehr als alles andere, dass Thore genau in diesem Augenblick nicht richtig hinsehen würde.

Lächelnd fiel er seinem besten Freund um den Hals. Er hatte auch nicht verstanden, was daran falsch sein sollte und Kilian hatte ihn in seiner Meinung bestärkt. Innerlich war er ihm sehr dankbar, denn er mochte seinen Onkel furchtbar gern.

"Vielen, vielen Dank für deine Toleranz", flüsterte Thore dem Älteren ins Ohr, schmiegte sich währenddessen eng an ihn.

Für einen Moment dachte er, in Kilis Augen so etwas wie Angst gesehen zu haben, als ob er etwas zu verbergen hatte, doch nach einem Moment innehaltens kam ihm wieder zu Bewusstsein, dass so ziemlich alles an seinem Freund ein Rätsel war. Doch es störte ihn ja nicht mehr so arg.

Der Braunhaarige lehnte weiterhin an Kilian, lauschte wie so oft einfach nur dessen Herzschlag und fühlte die innere Unruhe des Anderen.

"Was ist los, Großer?" fragte Thore mit leiser Stimme und warmem Atem, der Kilians Hals umschmeichelnd streifte.

//Toleranz! Wenn du wüsstest. Mein Gott, wieso? Wieso musste ich solche Gefühle für dich entwickeln? Warum konnte es nicht einfach bei einer normalen Freundschaft bleiben? Mein Vater hat schon recht, ich mache alles kaputt.// Kilian gingen so viele Gedanken durch den Kopf. Was sollte er denn jetzt sagen? Wie sollte er Thore das alles erklären? Konnte er es erklären? Sollte er es erklären? Sein Herz raste. "Ich... ich weiß nicht. Wahrscheinlich bin ich nur so aufgeregt, weil ich bald hier wohnen werde und weil du mir alles einrichten willst." Was sonst hätte Kilian in dieser Situation sagen sollen? Ein riesen Liebesgeständnis war wohl kaum angebracht. Kilian legte seine Arme um Thore, ganz egal, selbst wenn dieser seine Gefühle jetzt entdeckte. Ja, Kilian war ein ziemlich gespaltener Charakter, das wusste er selbst. Vielleicht war es der Wunsch, der tief in ihm wohnte, dass Thore sein Geheimnis aufdecken würde. In ihm gab es einen winzigen Funken Hoffnung, dass Thore vielleicht seine Gefühle erwiderte. Ganz egal wie unwahrscheinlich das auch scheinen sollte.

"Ich freue mich auch schon drauf aber ich brauche natürlich auch deine Hilfe, weil allein werde ich das kaum schaffen", murmelte der 15-Jährige an der Brust des Anderen. Gleichzeitig wurde ihm unglaublich kalt, so dass er noch ein Stück weiter in der intimen Umarmung verschwand, denn ein Gedanke durchzuckte ihn urplötzlich. 'Warum liebe ich es so, wenn er mich so festhält?'

Doch Thore war zu fröhlich, um diesen Gedanken weiter ernst zu nehmen. Sein Freund würde eine Wohnung haben. Eine eigene Wohnung, in der er tun lassen konnte, was er wollte!

Vielleicht dürfte der Braunhaarige sogar mal bei Kilian übernachten. Dann konnten sie bis in die Nacht fernsehen, Chips futtern, Cola trinken, vielleicht sogar Alkohol! Alles das, was er zu Hause nicht durfte. Und am Schönsten wäre es, wenn er die ganze Zeit dabei in Kilians Armen liegen dürfte.

Ja, in zwei Wochen schon würde sich beider Leben verändern, das hatte Thore im Blut; das fühlte er einfach.

Je enger sich Thore an Kilian schmiegte um so nervöser wurde er. Wie lange konnte er sich noch zurückhalten? "Klar helfe ich dir auch. Ich will dich doch nicht für mich arbeiten lassen, während ich rumsitze und zugucke." Er lächelte sanft. Seine Gefühle schienen ihn zu zerreißen. Er hatte fast panische Angst davor, dass Thore sein Geheimnis aufdecken würde. Auf der anderen Seite hatte er in Momenten wie diesen das Gefühl, dass Thore vielleicht so dachte wir er. Doch je länger er darüber nachdachte, umso bewusster wurde ihm, dass Thore lediglich seine Nähe brauchte, ihn, seine Wärme, aber nie im Leben seine Art von Liebe. Thore konnte sich gar nicht vorstellen, wie viel er Kilian bedeutete. Ohne ihn hätte sich dieser wahrscheinlich schon lange das Leben genommen. Thore wusste es nicht, aber Kilian dachte oft an den Tod. Oft sah er in ihm den einzigen Ausweg. Doch dann fiel ihm irgendwann Thore ein. Dieser brauchte ihn doch. Er zwang sich dazu durchzuhalten, wegen Thore. Das war ein weiterer Punkt, warum er so große Angst davor hatte, dass der braunhaarige seine Gefühle durchschauen konnte. Dadurch bestand die Gefahr Thore zu verlieren und das war das, wovor Kilian am meisten Angst hatte.

Ohne sich von seinem Freund zu lösen, fragte Thore leise: "Eigentlich könnten wir ja heute schon anfangen, oder? Ich meine, ich bin so kreativ gerade." Mit lachenden Kinderaugen blickte er Kilian an, sich der ausstrahlenden Erotik und Leidenschaft seiner Kohleaugen nicht bewusst.

Sofort redete er, ohne Punkt und Komma und ganz in seinem Element versunken weiter, dabei immer die verschwenderische Wärme des Grauhaarigen genießend.

"Ich habe noch ganz viele knallige Farben auf unserem Dachboden stehen, und ein Sofa, dass könnte man aufmöbeln. Dann kann man ja auch noch die Fensterrahmen verziehren..." Eine ganze Weile lang murmelte Thore vor sich hin, während Kilian schon lange Ohren haben musste, doch ein arbeitseifriger Thore war nicht aufzuhalten.

Irgendwann jedoch verstummte der 15-Jährige und lächelte den Älteren nur an.

"Ich bin froh, dass du mich so gerne hast."

Kilian hörte geduldig zu. Die meisten von Thores Ideen waren einfach genial. Wie fast alles, was Thore in die Hand nahm. Er lächelte still vor sich hin, während der braunhaarige seine Gedanken aufzählte und blickte tief in diese wunderschönen Augen. Bei Thores letztem Satz erwachte er allerdings wieder aus seiner Trance. Ein leichter Rotschimmer zeichnete sich auf seinen Wangen ab. "Natürlich habe ich dich gern. Sogar sehr. Das weißt du doch. Warum sollte es denn anders sein?" Und ganz leise fügte er hinzu, "Du bist mir sogar mehr als nur wichtig." Direkt nachdem er das ausgesprochen hatte zuckte er zusammen. Was hatte er getan? Eine stumme Hoffnung machte sich in ihm breit, dass Thore genau in diesem Moment nicht mehr hingehört hatte und doch war seine Aussicht auf diesen Zufall gering. Er war so ein Idiot! Mit aller Kraft versuchte er den kleineren abzulenken. "Willst du wirklich schon heute beginnen? Meinetwegen, aber dann müssen wir erst in den Baumarkt und die restlichen Materialen besorgen..und...und" Kilian versuchte zwanghaft ein anderes Thema zu finden. Seine Bemühungen schlugen fast in panische Angst um.

Ein Finger auf Kilians Mund stoppte diesen in seinen Versuchen, ein anderes Thema anzuschneiden, von seiner Aussage einen Moment zuvor abzulenken. Thore war bei dessen Worten, die wie nebenbei gesagt wurden, merklich wärmer geworden, eine zarte Röte breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Ich.. ich mag dich auch... sehr gerne...", lächelte er schüchtern. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und reckte sich nach oben um dem sichtlich verwirrten Halbrussen einen liebevollen Kuss auf die Wange zu geben. Verlegen blickte er den Größeren an, bevor er in ein leises Kichern ausbrach, welches in Kilians Ohren sehr angenehm klang, das wusste Thore.

"Also, dann lass uns mal losziehen, ich will dein Heim heimlich machen!"

Als er Thores Lippen auf seiner Wange spürte weiteten sich Kilians Augen angsterfüllt. //Hör auf. Bitte hör auf. Ich kann nicht mehr. Wieso? Wieso muss ich alles kaputt machen?// All das, was ihm sein Vater all die Jahre eingetrichtert hatte wallte in ihm auf. Auch wenn er sich immer dagegen gewehrt hatte, in diesem Moment glaubte er es, musste er es glauben. Nach einigen Sekunden starren Schreckens schloss Kilian die Augen. Er vernahm Thores sanftes, leises Kichern und das beruhigte ihn. Auch wenn ihn die Worte des Jüngeren sehr verwirrt hatten, in diesem Moment drängte er sie soweit von sich weg, wie es nur irgendwie möglich war. Er nickte Thore zu. Es war kein bewusstest Zustimmen. Es war als hätte sich sein Körper selbstständig gemacht, um aus dieser Lage zu entkommen. "Ja... ja, lass und einkaufen gehen." Kilians Stimme war brüchig und zitterte leicht, aber es war nur sehr gering, so dass er davon ausging, dass dies Thore nicht auffallen sollte. Er musste sich einfach wieder beruhigen.

"Also dann, auf gehts!" grinste Thore und entfernte sich ein Stück von seinem besten Freund. Das Herz des 15-Jährigen klopfte so stark, als wenn es jeden augenblick aus seiner Brust springen würde. Eine leichte Röte bedeckte seine sonst so blassen Wangen, doch er wusste, dass er nicht der einzige war, den seine eigene Reaktion eben verwirrt hatte; er merkte es daran, wie Kilians Stimme zitterte. Im Kopf schwirrten ihm allerdings schon zu sehr die Verschönerungsarbeiten der Wohnung herum, so dass er sich weiter keine Gedanken machte. Thore setzte sich auf den Boden und zog seine Schuhe an. Er wusste genau, dass Kilian das niedlich fand. Er selbst bekam immer ein gutes Gefühl, wenn Kilian so etwas zu ihm sagte, obwohl er auch so wusste, dass er für den Grauhaarigen der wahrscheinlich wichtigste Mensch war.

Kilians Puls raste. Mein Gott, er musste sich wieder beruhigen. Sein Gesicht war rot anglaufen und seine Atmung hatte sich verschnellert. Und jetzt auch noch das. Musste Thore sich gerade jetzt so vor ihn hinsetzen? Das war mehr als grausam. Scheu drehte Kilian sich um und ging zur Haustür, wo seine Schuhe standen. Schnell zog er diese an und streifte sich auch die dünne Jacke über. Dann drehte er sich wieder Richtung Wohnzimmer. "Kommst du?" Er wartete eine Weile auf Thore und als dieser kam hielt er ihm seine Jacke hin. Sein Gesicht hatte wieder seine normale Farbe angenommen und auch sein Puls war wieder normal. Zum Glück. Er überprüfte noch einmal, ob er seine Schlüssel und sein Geld eingesteckt hatte und dann konnte es losgehen. Er öffnete die Tür und wartete bis Thore hinausgegangen war. Dann verließ auch er mit einem letzten Blick die Wohnung. //Bald, bald kann ich das hier mein Zuhause nennen.// Ein glückliches Lächeln umspielte seine Lippen und er schritt neben Thore die Straße entlang.

Kaum dass die Haustür zu war, fing Thore schon furchtbar an zu frieren. Das war immer so.

Darum ging er normalerweise auch nur raus, wenn es unbedingt notwendig war. Und dies war so ein Fall, denn die Dekorationswut hatte den Braunhaarigen gepackt und ein Fluss von Euphorie durchströmt seinen Körper, als er daran dachte, wie Kilian ihn in den Arm nehmen würde um ihm zu danken wenn die Wohnung erst fertig war.

Automatisch rückte er ein Stück dichter zu dem 17-Jährigen, hakte sich bei ihm ein. Das gab ihm ein bisschen mehr Wärme und das Kribbeln in seinem Bauch, welches sich so schön anfühlte, verstärkte sich. "Ich freue ich schon so. Und ab Freitag haben wir ja auch Ferien, dann könnten wir sogar dort bis spät in die Nacht renovieren und ich könnte bei dir schlafen!!" Seine Wangen röteten sich abermals, diesmal allerdings aus purer Freude.

Bei Thores letzten Worten errötete er wieder. Er wusste ganz genau, dass er keinen Schlaf finden würden, wenn Thore neben ihm lag. Das würde die schwerste Probe für ihn werden, die er sich vorstellen konnte. Trotzdem nickte er leicht. Er spürte, wie sehr Thore zitterte. Ohne groß nachzudenken löste er sich von dem Kleineren und zog seine Jacke aus. Dann legte er sie dem Braunhaarigen um die Schultern. Thore hätte sie leicht über seine normale Jacke ziehen können, da Kilians Jacke um einige Größen größer war als seine. Ihm war nicht kalt. Ihm war nie kalt. Dann jedoch hackte er sich wieder bei Thore ein. Auch er wollte nicht auf diesen Körperkontakt verzichten. Leise begann er zu summen. Er hatte noch eine Überraschung für den Kleineren, die er ihm aber erst an seinem Geburtstag geben wollte. Das hatte er sich fest vorgenommen. Bei dem Gedanken an dieses Geschenk lächelte er sanft.

Dankbar blickte Thore den Älteren an. Er hatte es aufgegeben, sich über Kilians Unvernunft der Kälte gegenüber aufzuregen. Er würde den fast volljährigen eh nicht ändern können, also lies er es gleich bleiben. "Ich schlage vor, wir gehen erst mal zur Bank", grinste Thore, "sonst können wir das mit dem Renovieren knicken."

Der Kleinere richtete seinen Blick wieder auf die Straße und schloss Klians Jacke um seinen schmalen Körper, atmete genießerisch dessen Geruch ein. Lächelnd summte er dieselbe Melodie, die sein Freund auch summte. Es war ihr Lied, bei dem sie das erste richtige Gespräch geführt hatten, nachdem Kilian ihn vor einer Horde Schülern gerettet hatte. In dem kleinen Gothic- Café fanden sie dann die Worte, die sie aneinander banden, die zur Folge hatten, dass die Faszination am Gegenüber stetig stieg. Spontan blieb der Braunhaarige stehen und zog den verwirrten Älteren in seine Arme, drückte sich fest an ihn.

"Danke für deine Freundschaft."

Kilian nickte. Er hatte wirklich nicht genug Geld dabei um groß einkaufen zu gehen. Doch als der Kleinere ihn auf einmal in seine Arme zog war er leicht überrascht. "Hey. Ist doch normal. Ich muss mich bedanken, dafür, dass du für mich da bist. Danke!" Er gab dem Braunhaarigen einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Er wollte und durfte nicht zu weit gehen. Glücklich schloss er Thore in seine Arme. Wie sehr er diese Nähe doch genoss. Er wollte sich nie wieder vom dem Kleineren lösen, doch er wusste, dass er keine Wahl hatte. Langsam nahm er seine Arme zurück und ging dann weiter. Endlich waren sie bei der Bank angekommen. Die Türe öffneten sich automatisch und ließen die Beiden eintreten.

Schnurrend blickte der Kleinere Kilian an, als sie die Bank betraten. Er schob sich etwas hinter den Halbrussen, da er sich irgendwie angestarrt fühlte. Das lag wahrscheinlich daran, dass sich alle Bankangestellten beim Eintreten Kilians zu ihnen umgedreht hatten, um das seltsame 'Objekt' von Mensch zu betrachten. Wenn Thore die Blicke nicht so furchtbar gefunden hätte, hätte er wahrscheinlich darüber gelacht. Doch nun siegte wieder einmal seine Angst vor Menschen, die ihn veranlasste, Kilians Hand zu suchen und fest zu drücken.

Nachher würden die beiden sich bestimmt wieder amüsieren über die verwirrten Blicke der Leute, doch jetzt beschränkte sich Thore darauf, sein Gesicht tiefer in die Jacke zu graben.

Kilian merkte sofort, was in Thore vor sich ging. Er kannte seine Angst vor solchen blicken. Dass er jetzt seine Hand nahm machte Kilian im ersten Moment ein wenig verlegen, was er aber sofort wieder verdrängte. Er ging an einen der vielen Schalter und kramte nach seiner Karte, die er letztendlich fand. Er steckte sie in den vorgesehenen Schlitz und tippte seine Nummer ein. Es war ihm egal, dass Thore daneben stand, denn dieser kannte die Nummer sowieso schon. Also machte auch das keinen Unterschied mehr. Bei dem Blick auf sein Guthaben schmunzelte Kilian leicht. Noch vor einem Jahr hätte er sich nicht vorstellen können, dass er so viel Geld sparen könnte. "Was meinst du, wie viel Geld werden wir brauchen?" Bei dem folgendem Gedanken, dass dies ja noch nicht einmal sein ganzes Geld war musste er unwillkürlich lächeln. Was Thore nicht wusste, war dass Kilian vor kurzem ein Erbe von seiner Tante bekommen hatte. Der einzige Mensch, der ihm je Liebe entgegen gebracht hatte.

Thore lehnte sich an den Anderen, sah erstaunt auf die Zahl, die ihm da entgegenleuchtete.

Kilian war immer wieder für eine Überraschung gut. Schnell überschlug er die Summe, die sie in etwa brauchen würden und sah den 17-Jährigen lächelnd an.

"Ich denke, dass wir so um die 200 bis 300 Euro brauchen werden... für den Anfang."

Das sollte dann für die Farben, Pinsel und so weiter reichen. Vielleicht würden sie noch ein wenig Mörtel zum Verputzen der Wände brauchen aber das konnten sie ja später auch noch entscheiden. Als Kilian das Geld in sein Portemonnaie steckte, war Thore sehr erleichtert, das hieß nämlich, dass sie jetzt in den Baumarkt gehen würden, der ja sehr viel mehr Anonymität versprach als diese Bank, in der sie hinterrücks immernoch angestarrt wurden.

Auch Kilian fühlte sich bei dem Gedanken die Bank verlassen zu können besser. Sobald er sein Geld weggesteckt hatte zog er Thore deshalb schnell auf dem modernen Gebäude. "Puh, das die einen nicht einmal in Ruhe lassen können." Seufzte er leise. Dann aber lächelte er Thore wieder an. "Na dann, auf zum Baumarkt. Ich verlass mich jetzt ganz auf deinen Geschmack." Er zog Thore an sich. Konnte sich dieser eigentlich nur im geringsten vorstellen, was er dem anderen bedeutete?
 

Hoffe es hat euch gefallen ^^

Bye, Ron

4. Kapitel

soo..chapter 4.... ich sag da jetzt am besten gar nicht groß was zu...^^'

einfach lesen ^^
 

4. Kapitel
 

Der 15-Jährige lächelte dem Anderen noch einmal zu, bevor sich ihre Wege im letzten Baumarkt trennten. Nach drei Stunden Dauershopping plus 2 mal zur Wohnung zurück- in Ermangelung eines Autos- hatte der 17-Jährige keine Lust mehr, nach Lampen zu sehen, was Thore vollkommen verstand. Also machte sich der Kleinere allein auf den Weg durch die Regale und Pavillions in denen sich die Leuchtquellen befanden.

Nach einer dreiviertelstunde hatte er ein paar passende Grundmodelle gekauft und bewegte sich in Richtung Gothic-Café, wo er seinen grauhaarigen Freund schon in einer Ecke sitzend bei einem Glas Met vorfand.

"So, ich hab jetzt alles."

Erschöpft ließ Thore sich nieder und orderte auch für sich ein Glas des köstlichen Honigweines.

Stolz zeigte er Kilian die Errungenschaften, seine Wangen röteten sich dabei vor Freude und Verlegenheit.

Kilian hätte nie gedacht, dass Shoppen so anstrengend sein konnte. Woher hatte Thore dieses Durchhaltevermögen? Er selbst konnte und wollte nach einem bestimmten Zeitpunkt einfach nicht mehr. Er trennte sich von Thore, wobei er ihm genug Geld daließ, und ging in ihr Gothic-Café.

Dort lehnte er sich entspannt an seine Stuhllehne und beobachtete die Leute im Café. Es waren wieder viele interessante Menschen da, aber er kannte leider nur wenige von ihnen. Er war niemand von den Leuten, die einfach Kontakte knöpfen konnten. Auch wenn Thore das immer von ihm dachte. Thore hatte anscheinend wirklich ein leicht verdrehtes Bild von ihm. Aber wie sollte er sich auch ein genaues Bild machen? Kilian verschwieg ihm ja auch einiges. Aber er konnte Thore damit einfach nicht belasten.

Als sich auf einmal Thore neben ihm niederließ schreckte er aus seinen Gedanken hoch. Er hatte ihn nicht kommen sehen. Er hatte gar nichts weiter wahrgenommen. Kilian setzte sein übliches sanftes Lächeln auf, dass er Thore meistens entgegenbrachte. "Ich hätte nicht gedacht, dass das so anstrengend sein kann. Dann zeig mir mal, was du so schönes ergattert hast." Der Große blickte das durch, was der Kleinere da mitgebracht hatte. Was sollte er sagen? Es war genial. Wie alles, was Thore anfing. Er freudig erregtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. " Du hast echt den genialsten Geschmack. Das ist super. Meine..." Er überlegte einen Moment, dann blickte er verlegen zu Seite, "Nein, nicht meine... unsere Wohnung wird einfach wunderschön werden." Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seine Wangen gelegt.
 

Irritiert blickte Thore den Älteren an. "U- Unsere Wohnung?" brachte er mit Unglauben hervor. "Aber es ist doch deine Wohnung, ich helf dir doch nur beim streichen und dekorieren..." Trotz seiner Verwundertheit sah man dem 15- Jährigen die unbändige Freude an. Thore würde ihn endlich auch mal zu Hause erleben, er würde bestimmt oft bei ihm schlafen und ihn noch viel besser kennen lernen, als er es schon tat.

Das Glücksgefühl durchfloss seinen Körper wie eine Horde Ameisen, die etwas zuckriges gefunden hatten. Er sprang von seinem Stuhl auf, umrundete den Tisch und zog Kilian in eine stürmische Umarmung. Worte, die einfach so in den Raum geworfen worden waren, doch für Thore bedeuteten sie die Erweiterung seines Horizontes, die Nähe zu einem anderen Menschen.

Einem eigentlich völlig fremden, doch stand genau dieser ihm näher als seine eigenen Eltern.

Thore schmiegte seine Gesicht fest an die Schulter des 17- Jährigen, sicher wissend das dieser sein Lächeln spüren würde.

Diese Reaktion hatte Kilian gar nicht so extrem erwartet. Anscheinend hatte Thore besser verstanden, als ihm lieb war. Schon seit dem Moment, in dem sie die Wohnung betreten hatten wollte Kilian diese Worte aussprechen. Für ihn war es ihre Wohnung, nicht nur seine. Sie sollte zu dem Ort werden, an dem sie sich treffen konnten wann sie wollten. Er freute sich auf die Zeit, die sie zusammen verbringen würden. Er schluckte, als Thore ihn umarmte. Ja, genau, da gab es auch noch die andere Seite der Medaille. Die Seite vor der er sich so fürchtete. Wenn Thore so oft bei ihm war, könnte er dann seine Gefühle unter Kontrolle halten? Diese Angst...diese schreckliche Angst. Es kam ihm vor, als würde ihn dieses Gefühl innerlich zerfressen. Trotzdem brauchte er Thore mehr als alles andere. Auch wenn ihn seine Gefühle irgendwann zerbrechen würden. Thore war das auf alle Fälle wert.
 

Plötzlich war Thores Körper voller Tatendrang. Diese innere Unruhe ließ ihn nicht länger still halten, er musste diese unbändige Energie aus purer Freude und Liebe einfach loswerden, sonst fürchtete er zu platzen.

"Ich", begann er aufgewühlt, "Ich könnte meine Eltern fragen, ob ich zu dir darf. Sie kennen dich zwar nicht aber selbst wenn sie es nicht erlauben... dann drohe ich mit Rebellentum!!" Lachend hing Thore noch immer an Kilians Hals, diesen im Nacken leicht kraulend. Er wusste, wie sehr der 17-Jährige, der immer den Unnahbaren spielte, Nähe brauchte. Und Thore hatte massenweise davon. Und Kilian gab er diese Wärme besonders gerne.

Mit wieder einmal rosigen Wangen setzte er seinen allseits wirkenden Dackelblick ein, er wusste, dass Kilian dem nicht widerstehen könnte. Der 15- Jährige bekam Herzklopfen, als er an das Erlebnis dachte, welches ihm bevorstand. Das erste Mal ohne Eltern, nur mit seinem besten Freund, auf alten Matratzen in einer unfertigen Wohnung. Das würde klasse werden.

Kilian nickte ohne groß darüber nachzudenken. Was sollte er auch sonst tun? Er freute sich ja genauso wie Thore, aber seine Gefühle hemmten ihn ein wenig. Genüsslich schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die angenehmen Berührungen des Kleineren. Er musste sich wirklich sehr zurückhalten um in der Öffentlichkeit seine Maske aufrecht zu erhalten. Nach einer Weile öffnete er dann wieder die Augen und blickte Thore an. Dieser Blick...was sollte er denn anderes tun? "Wenn du willst komme ich mit deine Eltern fragen. Dann sehen sie ja auch wie ich so bin. Ich werde mich auch benehmen. Versprochen"! Er lächelte Thore sanft an.

"Hmm... ich hatte nicht vor, nach Hause zu gehen..."

Thores Miene verschloss sich ein wenig, als er sich wieder auf seinen Stuhl zurück setzte und seinen Met austrank. Er wusste genau, dass, wenn er jetzt seine Eltern persönlich fragte, sie ihn nicht gehen lassen würden, da ja ihr Image der rührenden, fürsorgenden Familie einen Knacks bekäme; zumindest vor den Nachbarn.

Nein, der Braunhaarige würde einfach anrufen und der Haushälterin erzählen, dass er noch mit einem Klassenkameraden für die Schule lernen wollte und somit bei ihm schlief. Das würde hundertprozentig klappen.

Genau das erzäht er auch dem Grauhaarigen, der ihn kritisch, wie es ihm schien, dabei musterte.
 

Ihm tat es ja auch leid, dass seine Eltern niemals den Menschen kennen lernen würden, der Thore am Meisten bedeutete, doch er wusste genau, dass sie niemals verstünden, dass er für einen älteren Jungen, der nicht in ihre Gesellschaftsklasse gehörte, etwas so tiefes empfinden könnte.

Im ersten Moment hatte Kilian ein komisches Gefühl. Wollte Thore etwa nicht, dass er dessen Eltern kennenlernte? Bei näherem Nachdenken musste er sich dann aber bewusst machen, dass auch er den Kleineren nie mit nach Hause genommen hatte. Aber das hatte auch einen guten Grund. Zum Glück würde das aber bald zuende sein. Bald könnten sie so viel Zeit zusammen verbringen, wie sie wollte. Sein bis jetzt recht ernster Gesichtsausdruck wich einem Lächeln. "Ok, dann würde ich sagen, gehen wir jetzt zu mir und fangen an, die Wohnung fertig zu machen. Oder nicht?" Er blickte Thore fragend an. Dann trank er den letzten Schluck seines Mets und stellte das große Glas wieder auf den Tisch. Er ließ seinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen, bevor er sich erhob. Er ging nicht davon aus, dass Thore nein sagen würde.

Der 15- Jährige hielt Kilian an dessen Ärmel fest als er sich erhob. "Warte, ich will erst anrufen und bescheid sagen." Er holte sein Handy aus einer der vielen Taschen und reichte dem Grauhaarigen nebenbei noch einen 10 Euro-Schein, damit dieser bezahlen konnte. Währenddessen tippte er die heimische Nummer ein und wartete darauf, dass jemand abhob.

Als Frau Kneister, die Haushälterin, sich meldete, setzte er nur einen kurzen Informationsspruch ab und beendete das Gespräch mit einem "Sorry, Akku leer."

Dann ging er die kleine Stufe zur Tür hinunter, wo Kilian bereits auf ihn wartete. Sie verabschiedeten sich von den Nachtschwärmern und machten sich in einträchtigem Schweigen auf den Weg zu 'ihrem' neuen Heim.
 

"Das war aber nicht sonderlich nett. Deine Haushälterin einfach so abzuwürgen." Kilian meinte das, was er sagte nicht wirklich ernst, denn er hatte gleichzeitig ein freches Grinsen auf den Lippen. Doch dann ging auch er in einem nachdenklichen Schweigen neben Thore her. Die innere Freude kämpfte gegen die wachsende Unwissenheit. Was würde heute Nacht noch passieren? Er befürchtete, dass es eine Nacht mit sehr wenig Schlaf werden würde. Aber was sollte schon groß passieren? Gar nichts. Er würde keine Grenze übertreten. Das hatte er sich fest vorgenommen.
 

sooo...kommis bitte ^^'

Bye, Ron

5. Kapitel

soo...der nächste Teil. Ich hoffe ihr mögt ihn und danke für die lieben Kommentare. wenn es doch auch ein paar mehr sein könnten ;p
 

5. Kapitel
 

Thore gähnte bereits des öfteren, als die zwei Jugendlichen endlich an Kilians neuem Zuhause ankamen. Eigentlich wollte der Kleinere nur noch schlafen, doch sie mussten noch die alte Matratze aus dem Kellerraum holen und dann wusste Thore nicht, ob sie nicht vielleicht schon anfangen sollten. Müde lehnte er sich an Kilian, der trotz der Dunkelheit keine Probleme hatte, dass Schlüsselloch der modernen Haustür zu finden.

Das Licht im Flur ließen sie aus, als sie sich zur Wohnungstür bewegten. Wie lautlose Schatten huschten sie durch den dunklen Flur und Thore konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als er vorrannte und sich vor Kilian auf der Treppe zur nächsten Etage versteckte.

Kilian schmunzelte leicht. Ja, manchmal war Thore doch noch ein Kind, aber wahrscheinlich war es der Mix aus kindlicher Naivität und erwachsener Ernstheit. "Na, was hast du den jetzt vor? Willst du mich überfallen? Ich glaube nicht, dass du da sonderlich Erfolg haben wirst." Er musste grinsen. Die Dunkelheit um ihn herum machte ihm keine Angst, er war nicht nachtblind und nahm deshalb den Großteil seiner Umgebung wahr. Auch er war bereits sehr erschöpft und spürte nicht das Verlangen heute noch an die Arbeit zu gehen. Zum Glück hatten sie morgen frei.

Es war endlich Wochenende und sie hatten Zeit für sich. Nebenbei hatte es den glücklichen Effekt, dass sie Heidrich ganze 2 Tage nicht mehr über den Weg laufen würden. Dieser Gedanke beflügelte ihn irgendwie und er ging leichter als sonst zu seiner Wohnung. Er schloss die Haustür auf und ließ sie einen Spalt offen stehen, dann machte er sich auf den Weg in den Keller um die Matratzen heraufzutragen. Auf seinem Weg summte er leise vor sich hin.
 

Der 15-Jährige legte seinen Kopf auf die Knie und lachte leise. "Warte nur, bis du wieder oben bist. Harharhar!" Dann wartete Thore einfach nur darauf, dass sein bester Freund mit der schweren Matratze wieder nach oben kam. Er grinste in sich hinein, als er sich vorstellte, wie er Kilian von hinten anspringen würde, mit ihm gemeinsam auf die alte Schlafgelegenheit fiel und sie sich dann eine wilde Kitzelschlacht liefern würden.

Doch langsam machte ihm die Dunkelheit Angst, er hätte nicht gedacht, dass Kilian so lange im Keller brauchen würde. Zaghaft rief er mit dünner Stimme nach ihm; die dunklen Schatten wurden für Thore unerträglich.

Der Braunhaarige kniff die Augen zusammen, um die Schwärze des Hausflures nicht mehr zu sehen und hoffte, dass die schleppenden Schritte, die er hörte, von Kilian kamen.
 

Nachdem Kilian die doch recht schwere Matratze die Kellertreppe hochgezerrt hatte zog er sie keuchend hinter sich her. Die Dunkelheit schloss sich um in wie ein angenehmer Stoff. Er mochte dieses Anonymität der Dunkelheit. Man konnte sich in ihr verstecken, sich zurückziehen und einfach nur nachdenken. Aber leider hatte er nicht oft die Möglichkeit sich so viel Zeit zu nehmen. Wo Thore wohl war? Bestimmt war er mittlerweile in die Wohnung gegangen um sich die perfekte Stelle für die Matratze auszusuchen. Für Thore musste immer alles perfekt sein, was auch nur irgendetwas mit Ästhetik zu tun hatte.

Er seufzte leise in das Schwarz hinein, diese Matratze war wirklich schwerer als gedacht. Aber seit wann waren Matratzen so schwer?
 

"Kilian?" fiepte die brüchige Stimme des Jüngeren. Sein Herz klopfte wieder sehr stark und er verfluchte sich, dass er so ein Weichling war. Aber jetzt konnte er es nicht ändern. Er war den Tränen nahe, sein kindischer Scherz würde nicht aufgehen. Er konnte Kilian wirklich nicht erschrecken, denn dazu hatte er selbst zu viel Angst.

Die Schritte kamen immer näher und ein leises Keuchen war mittlerweile zu vernehmen. Thore riss nun doch die Augen auf und versuchte, durch den dunklen Schleier zu sehen, etwas zu erkennen. Noch einmal sprach er, völlig verängstigt: "Kilian? Bist du das?"
 

Während er die Matratze durch den Flur zog hörte er auf einmal ein leises Fiepen. "Thore? Bist du das? Wo bist du?" War er also doch nicht in der Wohnung? Was machte er denn hier? Kilian blickte sich um und suchte nach dem kleinen, zarten Körper. Und wirklich, er sah ihn. Dort saß Thore, auf der Treppe zum nächsten Stock und zitterte. Was war denn los? Sofort ließ Kilian die Matratze fallen und stürmte zu dem braunhaarigen. "Thore. Was ist denn? Was hast du?" Diesmal war es nicht wie in der Schule. Thore war irgendwie...anders. Vollkommen starr.
 

Thore atmete laut aus, als er Kilians Stimme erkannte. Gleich darauf fühlte er einen warmen Körper direkt neben sich, an den er sich sofort klammerte.

Es lösten sich keine Tränen aus seinen Augen. 'Zum Glück', dachte Thore völlig erleichtert.

Immer noch zitternd sprach er leise: "Ich.. ich wollte dich erschrecken... aber da hab ich..."

Verschämt sah er zur Matratze, die sich leicht von dem schwarzen Drumherum abhob, bevor er noch viel leiser, kaum verständlich, weitersprach: "... ich hab Angst bekommen."
 

Kilian lächelte sanft und schloss dann die Arme um Thore. Langsam strich er über dessen Kopf und Rücken. "Dann lass uns am besten in die Wohnung gehen, da machen wir es uns dann gemütlich. Was meinst du?" Er sprach so aufmunternd wie möglich, aber dieser Tonfall war ziemlich ungewohnt für ihn. Doch er wusste, dass Thore schon verstehen würde, wie er das meinte. Ohne weiter nachzudenken nahm er den kleinen, zarten Körper auf seine Arme und trug ihn die Treppe hinunter. Mit dem Fuss stieß er die Tür auf. "Wie nach der Hochzeit. Der Mann trägt seine große Liebe über die Schwelle." Er lächelte errötend, als ihm auf einmal bewusst wurde, was er da eben gesagt hatte. Schnell brachte er Thore in den Raum, der später das Wohnzimmer werden sollte. Dort ließ er ihn sanft auf den Boden sinken und ging noch einmal zurück um die Matratze zu holen, die er kurze Zeit später schnaufend in das Zimmer brachte. Geschafft ließ er sich sofort auf diese sinken und atmete durch.
 

Lächelnd sah Thore Kilian hinterher. 'Seine große Liebe...' Träumerisch drehte er sich auf den Bauch, doch er wusste, dass er nicht gemeint war. Irgendwann würde alles enden. Irgendwann würde Kilian seine große Liebe finden. Ein nettes Mädchen, mit dem er zusammen ziehen würde, Kinder haben...

Thores Freude blätterte ab. Nichts war für die Ewigkeit. Doch er wollte nicht, dass ihre Freundschaft genauso im Nichts verlief. Er liebte Kilian, diesen grauhaarigen, zickigen, miesgelaunten Spinner und er würde es nicht ertragen, wenn dieser ihn verlassen würde. Als ihm diese Gedanken bewusst wurden, errötete er heftigst. War er vielleicht nachher noch so wie Onkel Christian?

Zweifelnd kaute er auf seiner Unterlippe, als Kilian sich seinen Weg mit der schweren Matratze zu ihm bahnte. Er hustete gekünzelt und lachte dann.

"Haben wir Decken hier? Wenn nicht, musst du mich wärmen."
 

Kilian grinste. Jetzt fing also die Zeit an, in der die beiden nur rumalberten. "Welch ein Angebot, das nehme ich gerne an. Und das obwohl wir auch Decken hier haben." Er lächelte und lehnte sich zurück. Das erinnerte ihn an den Tag an dem er mal wieder vor seinem besoffenen Vater getürmt war und sich hier hin geflüchtet hatte. Nur aus diesem Grund waren auch schon Decken da. Sein Blick heftete an der Decke und seine Lippen umspielte ein fast verbittertes Lächeln. Endlich...endlich würde er aus dem Loch herauskommen, in das er normalerweise jeden Abend zurückkehren musste. Bald wäre er frei. Nichts würde ihn dann noch davon abhalten Thore zu treffen wann immer er wollte.
 

"Und wie gut, dass ich an alles denke", grinste Thore und zog aus einer Tüte vom Baumarkt eine etwas kleinere Tüte. Diese hielt er geheimnisvoll hoch und lächelte seinen Freund an.

Dann griff er langsam in sie und beförderte zwei Tafeln Schokolade zu Tage, schwenkte sie verspielt in der Luft.

"Wir werden keinen Hunger leiden!!" Lachend sprang er auf die Matratze, wo auch Kilian schon seinen Platz gefunden hatte. Er kuschelte sich eng an den Älteren, während er eine der verpackten Süßwaren öffnete und in kleine Stücke brach. Eins steckte er sich sofort in den Mund, das Zweite hielt er dicht vor Kilians Mund, den er nur schemenhaft erkennen konnte.
 

Der Grauhaarige musste unwillkürlich lachen. Was hatte Thore nur andauernd für Ideen? Erst ließ er seinen Blick einen Moment zu dem Kleineren schweifen, dann blickte er die Schokolade vor seinen Lippen an. Er wartete einen kleinen Moment und richtete sich dann etwas auf. Spielerisch schnappte er nach dem Stück Schokolade. Lachend ließ er sich wieder zurücksinken. Er wurde bald 18 und benahm sich hier wie ein kleines Kind. Aber was sollte es schon? Solange er mit Thore zusammen war ging es ihm gut.
 

Thore ließ sich neben Kilian sinken, kuschelte sich eng an ihn. "Du musst mich füttern", verlangte er mit übertrieben kindlicher Stimme und schloss die Augen. Es gefiel ihm, wenn Kilian so auftaute. Es war wirklich so, als ob zwei Menschen in dem Älteren wohnten, doch das störte den 15-Jährigen überhaupt nicht. Er war glücklich, so einen besten Freund haben zu dürfen und er war vollends zufrieden damit. Nun ja... fast. Aber darüber könnte er später ja noch nachdenken.

Erwartungsvoll suchte er mit seiner Hand nach seinem Freund und fand schließlich dessen Oberschenkel, den er sanft streichelte.
 

Kilian zuckte kurz unmerklich zusammen, als er auf einmal die Hand des Anderen auf seinem Oberschenkel spürte. Wusste Thore eigentlich was er da tat? Wahrscheinlich nicht, denn sonst würde er es nicht tun. Aber Kilian musste sich jetzt einfach zusammenreißen. Er richtete sich leicht auf und nahm die offene Tafel Schokolade, brach ein Stück ab. Dieses hielt er dann vor die Lippen des Jüngeren. Doch immer, wenn dieser versuchte nach dem kleinen Stückchen zu schnappen zog Kilian es wieder ein Stück zurück, so dass Thore es nicht mehr erreichen konnte. Der Grauhaarige musste grinsen und beobachtete Thores Reaktionen genau.
 

"Du bist so fies, Kili!" Lachend ließ der 15-Jährige sich gegen Kilian fallen, versuchte weiterhin, ihm das Stück Schokolade zu entwenden, was ihm natürlich nicht gelang. Kilian war einfach zu vorrausschauend und auch sehr schnell in seinen Bewegungen. Also musste er auf etwas anderes setzen, von dem er hoffte, sein geliebtes Stück Serotonin pur zu bekommen. Er drehte seinen Kopf in Kilians Schoß nach oben, damit er ihn so weit es ging ansehen konnte. Das Funkeln in Thores Augen war selbst durch die Schwärze zu spüren, als er leise, bettelnd flüsterte: "Bitte, Master Kili... gib mir, was ich will..."

Was damit gemeint war, wusste er in dem Augenblick selbst nicht, denn plötzlich kam ihm alles so surreal vor.
 

Die Augen des Älteren weiteten sich und er biss sich auf die Unterlippe. Quälte ihn Thore absichtlich? Hatte er ihn vielleicht sogar schon lange durchschaut? Nein! Das konnte er einfach nicht glauben. Sein Blick normalisierte sich wieder und langsam, ganz langsam ließ er seine Hand sinken, so dass das Schokostückchen hauchzart die schmalen Lippen des Kleineren berührten. Er blickte Thore tief in die Augen. Diese tiefschwarz wirkenden Augen zogen ihn in einen Bann, aus dem er sich nicht entziehen konnte. Aber er musste. Thore war schon immer gut darin gewesen durch die Augen den Gefühlszustand der Menschen zu entziffern. Wenn er das jetzt bei ihm auch schaffte... Aber die Augen ließen keinen Blick zur Seite zu. Es war wie ein Zwang, ein tiefes Verlangen. So saßen sie nun da. Der Grauhaarige leicht über den Kleineren gebeugt, so dass diesem ein Paar Strähnen seines weichen Haares ins Gesicht fielen.
 

Thore sah Kilian tief in die Augen, sah Trauer, Bitterkeit und... Liebe? Langsam schloss er seine Lippen um die Süßware, berührte dabei sanft die Finger des Grauhaarigen. Es durchfuhr ihn wie ein Stromstoß. Gebannt lag sein Blick in Kilians, fest verschlungen. 'Was passiert hier?'

Zögerlich suchte er die andere Hand des anderen, fand sie schließlich neben dessen Oberschenkel. Und hielt sie fest. Ganz fest.

Er ließ die Schokolade in seinem Mund schmelzen und musste lächeln. Dieses süße Gefühl, der zuckrige Geschmack... ob Liebe auch so schmeckte?
 

,Was...?' Kilian war kurz davor die Kontrolle zu verlieren. Aber nein, das durfte nicht passieren, er würde alles kaputt machen, er würde Thore verlieren. Aber diese Augen... Langsam senkten sich die Lippen des Älteren. Sie näherten sich den zarten, blassrosa schimmernden Lippen des Anderen. Nur noch wenige Zentimeter. Kilian schloss seine Augen, bis nur noch ein kleiner Spalt geöffnet blieb, durch den er in diese schwarzen und doch strahlenden Augen blickte. Ihre Lippen näherten sich, nur noch wenige Milimeter, nur noch ein kleines Stück...ja,...gleich.... Ein Zucken durchfuhr den Körper des Grauhaarigen. Was zur Hölle machte er hier eigentlich? Er sprang fast panisch auf und rannte aus dem Zimmer, ins Badezimmer. Dort klatschte er sich erst einmal eine Ladung Wasser ins Gesicht, doch es half nichts. Die Tränen ließen sich nicht aufhalten. Zitternd ließ sich Kilian an der kalten Wand herunter und stütze den Kopf auf die Hände. Warum musste er das nur machen? Zum Glück sah Thore ihn so nicht, aber was würde der Jüngere jetzt wohl von ihm denken?
 

Regungslos lag der Braunhaarige auf dem provisorischen Bett. Was war hier gerade passiert? Wollte Kilian ihn wirklich eben küssen? Und warum war er so plötzlich weggelaufen? Wäre es denn so schlimm gewesen?

Alles Nebensache, beschloss Thore und folgte den Geräuschen, die Kilian leise von sich gab. Er musste wissen, was mit ihm los war. Vielleicht verabscheute er sich auch jetzt. Oder auch ihn, Thore. Vorsichtig lugte er um die Ecke, stellte sich dann schüchtern in den Türrahmen und als er Kilian, den großen, starken Freund so niedergeschmettert auf dem Boden sah, überrollte ihn die Trauer wie ein Tsunami. Eine Träne entkam seinen Augen, er hockte sich neben Kilian und legte die Arme um ihn. Warum plötzlich alles so war, wie es war, konnte er sich auch nicht erklären.
 

Der Körper des Größeren zuckte zusammen. War das denn jetzt alles so okey? Hatte er nicht eben alles kaputt gemacht? Wie von alleine schmiegte der Ältere sich an den kleinen Körper, vergrub sein Gesicht an der Brust des Anderen. "Es tut mir so leid.... verzeih mir..." Er schluchzte leise. Was sollte er nur tun? Wie sollte er damit klarkommen, was er doch nur für Dummheiten beging, immer wieder. Sein Körper bebte und es gab keine Möglichkeit, dies zu unterdrücken. ,Warum? Warum musste ich das machen? Jetzt weiß er doch ganz genau, was ich fühle. Verdammt. Ich hasse mich... ich hasse mich.' Sein Vater hatte doch Recht gehabt. Er war halt doch nur überflüssiger Ballast.
 

"Shh..."

Vorsichtig, wie bei einem waidwunden Tier, streichelte Thore den Rücken des Älteren. Vollkommen ruhig ging er dann auf Kilians geschluchzte Worte ein. "Was soll dir leid tun? Es war nichts was dir hätte leid tun müssen..."

Gleichzeitig fragte er sich wie schon so oft, was diesem Menschen, den er bester Freund nannte, widerfahren sein musste, dass in ihm so ein Gefühlsvulkan tobte. Und wieder einmal wusste er, dass er darauf keine Antwort erhalten würde. Thore wusste nur, dass Kilian jetzt seinen Schutz brauchte, auch wenn er den sonst so oft brauchte. Es schien, als verändere die Dunkelheit alles. Thore lehnte sich dichter an seinen Freund.
 

Diese Nähe, diese körperliche Nähe. Auf der einen Seite war es das grausamste, was Thore dem Älteren jetzt antun konnte, auf der anderen Seite, war es das einzigste, was ihn jetzt noch beruhigen konnte. Die Worte Thores nahm er nicht wirklich wahr. Sie drangen wie von weit her an sein Ohr, aber es war, als könnte Kilian ihre Bedeutung nicht verstehen. Wie lange saßen sie jetzt schon da? Ein paar Sekunden, ein paar Minuten, eine viertel Stunde? Der Grauhaarige hatte sein Zeitgefühl verloren, genau wie jede andere Wahrnehmung. Seine Tränen versiegten langsam, doch er blieb trotzdem eng an Thore geschmiegt. Hätte er doch bloß nicht diese Gefühle für ihn entwickelt.
 

Das Beben des anderen Körpers verebbte langsam und Thore ergriff leise das Wort: "Möchtest du mir vielleicht sagen, was dich belastet? Oder wollen wir uns jetzt langsam schlafen legen?" Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er den Größeren einfach in die Höhe und sah ihm in die Augen. Dann lächelte er liebevoll und drehte sich um, verließ das Bad. Kilian würde ihm folgen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Halbwegs entspannt legte er sich schon mal auf die Matratze und irgendwie gab ihm die Gewissheit, dass Kilian sich auch gleich zu ihm legen würde, den Anstoß, die Augen zu schließen. Keine zwei Minuten später befand er sich auf dem Weg in sein Traumland.
 

Obwohl Thore genauso gut wie er selbst wusste, dass diese Frage überflüssig war schien sie ihn irgendwie erleichtert zu haben. Langsam, fast zögernd, folgte er dem Kleineren zurück ins Wohnzimmer und legte sich auf die Matratze. Er behielt jedoch einigen Abstand zu Thore, zumindest soweit das möglich war, weil er immer noch Angst davor hatte, was er als nächstes tun könnte. Er hasste diese Momente, wenn er die Kontrolle verlor. Man konnte ihn dann immer nur schlecht aufhalten und es war diese Unberechenbarkeit, die er mehr als alles andere an sich hasste.
 

Damit wäre auch das Kapitel wieder zu ende. Schreibt fleißig Kommis...*bettel*

Ron

6.Kapitel

Und der nächste Teil. *smile* Was soll ich sagen, es macht immer mehr Spass mit Yato zu schreiben, weil sie einfach nur genial ist. *fg* *yato knuddel* Meins!

Ich wünsch euch viel Spass beim lesen ^^
 

6. Kapitel
 

Der nächste Morgen begann für Thore mäßig begeisternd. Er erwachte aus einem nicht grad gemütlichen Halbschlaf, indem er von der Matratze kullerte und sein Kopf Bekanntschaft mit der noch unverputzten, rohen Wand schloss. Leise fluchend schälte er sich aus der Decke, die Kilian irgendwo aufgetrieben haben musste und stolperte mit verschlafenem Blick in Richtung Bad. Auch hier sah es noch chaotisch aus, doch der 15- Jährige wollte nichts weiter, als seine Morgentoilette schnell hinter sich bringen. Wenn er schnell genug war, konnte er sogar Brötchen und leckeren Brotaufstrich kaufen, bevor sein bester Freund erwachte. Er lächelte, als er sich vor dem schlierigen Spiegel mit den Fingern durch die Haare fuhr. Was da gestern zwischen den Beiden geschehen war- Kilian hatte es sicher auch gespürt.
 

Kilian wälzte sich unruhig auf der Matratze hin und her. Das gestern geschehene schien er nur sehr schwer verarbeiten zu können. Sein Körper war schweißbedeckt und seine Finger klammerten sich in die Decke. Dann schreckte er aus dem Schlaf hoch, saß kerzengrade und totenblass da. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, um die plötzlichen Tränen zu unterdrücken. Was hatte er da gestern nur getan? Was zum Henker hatte ihn da nur geritten? Thore würde ihn jetzt garantiert für vollkommen widerlich und abstoßend halten. Er hatte ja selbst keine andere Meinung von sich. Sowas war doch vollkommen abstoßend. Diese Gefühle, die er für Thore entwickelt hatte... welcher normale Junge hatte denn solche Gefühle für seinen besten Kumpel entwickelt? Niemand!
 

Thore wandte sich eben zum Gehen, darauf bedacht, leise zu sein um den Älteren in seinem Schlaf nicht zu stören, als er den in der Ecke stehenden, halbverrosteten Eimer umlief.

Laut polternd flog dieser natürlich quer durch das ganze Bad. "Scheiße", murmelte der Kleine vor sich hin und schlich sich aus dem Bad. Doch Kilian war schon wach, das hörte er allein daran, dass die unruhigen Bewegungen aufgehört hatten. Kilian musste also aus seinem Albtraum erwacht sein. Thore hoffte nur, dass er damit nichts zu tun hatte. Lächelnd setzte er sich neben dem Grauhaarigen aufs Bett und fing leise an zu sprechen: "Schade, dass du schon wach bist, ich hätte dich gerne mit einen Frühstück auf der Matratze geweckt." Verschmitzt suchte er den Blick des Älteren. Er wusste, dass er jetzt gut daran tat, kein Mitleid zu zeigen und Kilian einfach vergessen zu lassen. Was auch immer den 17- Jährigen so aufgewühlt hatte.
 

Kilian streifte Thores Blick nur kurz. Er wollte nicht, dass der Kleinere direkt in seine geröteten Augen blicken konnte. Es war an der Zeit, dass er sich wieder beruhigte und auf den Boden der Tatsachen zurückkam. "Schon ok. Wir können ja gleich zusammen losgehen und etwas besorgen." Er erhobt sich langsam und trottete den Weg ins Badezimmer entlang. Sein Blick haftete auf dem Boden, als würde er geblendet, wenn er ihn hob. Im Badezimmer angekommen zog er die Tür hinter sich zu. Nachdem er das kurze Klicken des Schlosses hörte konnte er endlich aufblicken. Das Bild im Spiegel sah ihn mit verzweifelten Augen an. Wie sollte das nur weitergehen?
 

In der Zeit die Kilian im Bad brauchte, sah Thore sich noch einmal die ganze Wohnung an, wobei er sich fragte ob der 17-Jährige wirklich die Miete und die Nebenkosten halten konnte. Schließlich war er noch ein Kind, wenn auch zweieinhalb Jahre älter als der Kleinere.

Doch Kilian war überall raus- bzw. weiter gekommen, egal wie.

Thore setzte sich aus das breite Fenstersims des zukünftigen Wohnzimmers und dachte noch einmal an den vorherigen Abend. Der Gedanke daran, dass der Ältere ihn fast geküsst hätte, verunsicherte ihn und doch schickte er warme Wellen der Zufriedenheit durch Thores Körper.

'Und ich hätte es zugelassen.'
 

Wie lange der Grauhaarige im Bad stand und in den Spiegel starrte wusste er selber nicht. Plötzlich durchfuhr ein Zucken seinen Körper und er löste den Blick. Thore wartete und er wollte schließlich nicht den ganzen Tag im Badezimmer verbringen.

Er drehte das Wasser auf und klatschte sich eine Hand voll des kühlen Nass' ins Gesicht. Das kalte Wasser kühlte seine geröteten Augen und er fühlte sich besser. Gestern hatte er fast einen großen Fehler gemacht, aber schließlich hatte er sich früh genug wieder unter Kontrolle bekommen. Was wollte er denn mehr?

Dass es diese Gefühle in ihm gab, das wusste er schon lange und trotzdem konnte er es nicht ändern. So war es nun mal. Er musste sich nur weiterhin bemühen sie zu unterdrücken, so gut es ging. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und auch sein Blick hatte sich verändert. Thore würde ihm seine gestrige Schwäche verzeihen, ganz sicher. Es würde sich nicht auf ihre Freundschaft auswirken, so hoffte Kilian zumindest. Der Größere holte tief Luft und kämmte sich seine langen und von der Nacht zerzausten Haaren. Dann band er sie zu einem lockeren Zopf nach hinten.

Er lächelte sein Spiegelbild noch einmal an und verließ dann das Bad. Während er über den Flur Richtung Wohnzimmer ging begann sein Herz wieder gegen seine Brust zu hämmern, aber Thore würde nichts weiter dazu sagen, da war er sich sicher. Also warum diese Aufregung? Als er das große, kahle Zimmer betrat lächelte er Thore wie gewohnt an. "Wollen wir dann los?" Seine Stimme war wieder normal, sie zitterte nicht und hatte ihren gewohnten ruhigen, sanften Unterton.
 

"Ja, wollen wir", krähte der Dunkelhaarige fröhlich und sprang umständlich vom Sims hinunter. Beinahe wäre er gefallen, doch Kilians sicherer Griff hatte ihn vor jeglichem Schaden bewahrt. Wie ein Schutzengel mit silbrig leuchtenden Haaren eben sein musste.

Der 15-Jährige hängte sich, verschmitzt grinsend, an Kilians Arm.

Er setzte seinen treuesten Dackelblick auf und fragte mit kindlicher Stimme: "Können wir zu dem Bäcker gehen, wo es diese Schokobrötchen mit Marzipan gibt?"

Dann musterte er den Größeren von der Seite und fügte mit meckernder Stimme und verzogenem Mund, wie ihr allseits geliebter Lehrer Monsieur 'homme fatale' Heidrich an: " Und mach dir deinen Zopf raus. Du weisst doch, dass du mit offenen Haaren viiiiiiel schöner aussiehst."

Was Thores Meinung nach ja auch absolut stimmte, doch der Rest des Satzes wurde ein eher infantiles Gequietsche, welches mit einem Hustenanfall beendet wurde. "Mist, ich glaub ich

krieg' meinen Stimmbruch", krächzte er nun wehleidig.
 

Kilian hörte sofort heraus, wen Thore da zu imitieren versuchte und die Erinnerung an Herrn Heidrich und das gestern Geschehene munterte ihn nicht gerade auf. Was ihm da wohl noch blühen würde? Es war kein Gefühl von Angst, dass da in ihm hochkroch. Eher war es eine Art innerer Spannung, die ihm nicht sonderlich angenehm war.

Nachdem aber Thore so wehleidig beim Gedanken an den Stimmbruch wurde konnte er nicht anders und lächelte.

" Tja, da müssen wir halt alle einmal durch," gab er grinsend von sich. "Und wer weiß, vielleicht ist deine Stimme dann noch viel erotischer," vervollständigte er seinen Satz. Frech grinsend streckte er Thore die Zunge entgegen und schritt langsam in den Flur um sich seine Jacke anzuziehen. All die Anspannung des letzten Abends schien von ihm gefallen zu sein.

Er suchte nach seinem Geld und fand es schließlich in einer seiner endlosen Jackentaschen. Dann musste er also nur noch auf den Jüngeren warten. Als dieser dann endlich auch erschien konnte es also losgehen. Fast hätte er seine Schlüssel vergessen, doch geistesanwesend schnappte er sie sich schnell noch und ließ sie in seine Hosentasche gleiten.

Während das ungleiche Paar nebeneinander herging auf ihrem Weg zum Bäcker dachte Kilian über eine Menge nach. Er hob seine Hand um wie gewöhnlich, wie immer wenn er nachdachte, an seinen Haaren zu spielen. Dann bemerkte er aber, dass er immer noch einen Zopf trug.

Er lugte zu dem Kleineren herüber und öffnete den Zopf. Beim Weitergehen umspielte ein sanftes Lächeln seine Lippen, denn anscheinend schien Thore ihm wegen dem vergangenen Abend nicht böse zu sein.
 

Erstaunt und leicht errötend sah Thore seinen besten Freund an. Erotische Stimme? Er? Geschmeichelt nahm er die Hand des Größeren in seine, streichelte sanft mit dem Daumen darüber. "Ich will aber meine normale Stimme behalten."

Zufrieden registrierte der Kleinere Kilians offene Haare und konnte es sich nicht verkneifen, sein Gesicht über die graue Pracht gleiten zu lassen, während er auf den 17-Jährigen vertraute, dass dieser ihn auf dem geraden Weg hielt.

"Ich mag deine Haare so gerne, meine sind ja nur so kurz und doof braun", mäkelte Thore selbstkritisch an sich herum. Sein Selbstbewusstsein war nicht sehr groß, doch in Kilians Nähe fühlte er sich immer, als wäre er etwas Besonderes. Das Kribbeln in seinem Bauch verstärkte sich abermals, zudem erinnerte er sich wieder an die vorherige Nacht, den Beinahe-Kuss und die unendliche Wärme, die der Große ihn spüren ließ, wann immer er in seiner Nähe weilte.

Thore sah wieder auf und entdeckte seinen Lieblingsbäcker, in dem er auch flink mit den Worten "Warte hier, mein Freund" verschwand. Jetzt würde er sich und Kilian ein Frühstück holen, wie es wahrscheinlich nur die Könige hatten.

Dass er Kilian nicht mitnahm, lag daran, dass er sich beweisen wollte, dass er auch allein klar kam aber auch, weil der Grauhaarige mittlerweile sicher Lust auf seine Morgenzigarette hatte. Lächelnd bestellte er ein paar schöne Dinge, die vielleicht nicht nahrhaft aber dafür um so leckerer waren.
 

Bei Thores Schmuseeinheiten musste Kilian unwillkürlich lächeln. ,Nicht einmal Katzen sind so verschmust,' dachte er sich schmunzelnd, bevor er seine Gedanken wieder auf den Weg richtete. Im Grunde genommen hätte er den Weg schlafend gehen können, aber da Thore sich ja so an ihn schmiegte und dabei, so dachte sich der Größere schon, nicht auf den Weg achtete, musste er aufpassen, dass Thore nicht vor dem nächsten Straßenschild landete.

Als Thore dann anfing an sich herumzumäkeln konnte Kilian das Lachen nicht mehr unterdrücken. Auf den anklagenden Blick des Kleineren entgegnete er, das Lachen unterdrückend: "Mach dich doch nicht immer selbst so fertig. Ich mag dich so wie du bist. Und deine braunen Haare sind doch auch sehr schön. Wo kämen wir denn dahin, wenn du nachher genauso aussehen würdest wie ich?" Er schlang einen seiner durchtrainierten Arme um den Jüngeren und setzte so ihren Weg fort. Thore machte sich einfach zu viele Gedanken um Sachen, die im Endeffekt eh nicht zu ändern waren.

Beim Bäcker angekommen löste sich Thore dann von ihm und huschte in den Laden. Kilian hingegen war ganz zufrieden damit nicht reingehen zu müssen, da er, genau wie der Kleinere vermutet hatte, Lust auf eine Zigarette hatte. Er kramte in seiner Tasche und fand auch kurz darauf die Packung, die er sogleich öffnete und eine Zigarette entnahm. Nachdem er sie angezündet hatte sog er den warmen Rauch ein und ließ seine Gedanken schweifen.
 

Voll bepackt verließ Thore den Bäckerladen wieder, den Weg über die Straße kaum sehend. Lächelnd überquerte er nach genauem Lauschen des Verkehrs die Straße und stand - so vermutete er- wieder vor seinem besten Freund.

"So, wenn uns das nicht satt macht, weiß ich auch nicht weiter."

Die oberste Tüte ein wenig zur Seite schiebend blickte er in die jadegrünen Augen Kilians, während er fragend auf die dreiviertel abgebrannte Zigarette deutete.

"Krieg' ich auch 'nen Zug?", fragte er lieb und setzte seinen gefürchteten Dackelblick auf, der ihm schon so viele Vorteile beschert hatte, wie er innerlich grinsend feststellte.
 

Kilian wunderte sich leicht, was Thore da alles eingekauft hatte. Aber das ging schon ok, schließlich hatte der Kleinere bis jetzt immer ein Talent für Entscheidungen bewiesen. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Dann blickte er erst Thore an und dann seine Zigarette. "Eigentlich nicht. Das wird noch dein Tod werden. Rauchen ist ungesund. Außerdem bist du noch nicht alt genug," grummelte er herum. Dann hielt er seine Zigarette an die Lippen des Jüngeren, damit er einen Zug nehmen konnte. Ohne zu fragen, nahm er dann Thore eine der Tüten an, damit dieser wenigstens noch den Rückweg sehen konnte. Dann blickte er ihn an, weil er darauf wartete zurückzugehen.
 

"Alter Meckerknochen!", grummelte der 15- Jährige zurück, musste aber schon nach den ersten beiden Silben lachen. "In einem halben Jahr werde ich schließlich 16! Und nur, weil du Morgenmuffel ein bisschen älter bist, brauchst du nicht meinen Dad spielen." Lachend bedankte er sich dann aber für die Erleichterung des Tragens der schweren Tüten, die Thores und Kilians Heimweg wohl nur verlängert hätten, wenn der Ältere nicht eingegriffen hätte.

Nach einer kleinen Weile kamen sie an Kilians zukünftigem Wohnort an, Thore hatte schon lange Arme vom schweren, ungewohnten Tragen. 'Vielleicht hätte ich doch nicht soviel holen sollen', stellte er mit schiefem Grinsen fest.
 

Kilian nickte zustimmend. "Ich möchte sowieso wissen, was du da alles eingekauft hast. Erwartest du noch jemanden oder wer soll das alles essen?"

Nebenbei begann der Größere in seiner Hosentasche nach seinem Schlüssel zu suchen. Das war allerdings mit der Tüte in der anderen Hand gar nicht so einfach. Als er ihn dann endlich gefunden hatte schloss er die Tür auf und trat ein. Mit dem Fuss hinderte er sie daran zuzufallen damit Thore noch eintreten konnte.

Als dieser dann auch in der Wohnung stand ließ er die Tür ins Schloss fallen. Dann schleppte er die Tüte in die zukünftige Küche, in der bis jetzt nur ein Tisch stand.

Er begann den Tisch zu decken, jedoch nur provisorisch, das heißt mit Papptellern und zwei von zuhause mitgenommenen Messern. Danach öffnete er die Tüte und lugte hinein.

"Mein Gott, du hast ja den halben Laden leer gekauft."
 

Grinsend stahl Thore sich ein mit Marzipan gefülltes Croissant und lies sich auf dem breiten Fenstersims nieder in Ermangelung eines haltbaren Stuhles. "Naja", schmatzte er, "ich brauch' halt viel Energie wenn ich von dir immer geärgert werde!" Der Braunhaarige nahm sich gleich noch ein zweites Croissant, obwohl er wusste, dass Kilian ihn dafür gleich anspringen würde- und zwar wörtlich. Der 17- Jährige aß die süße Backware nämlich auch sehr gerne, wie Thore natürlich wusste, doch er wollte dem anderen nah sein, so wie den Abend zuvor.

Überlegen schwenkte er das Croissant vor seinem Gesicht hin und her und freute sich dabei diebisch.
 

Thore hatte richtig geschätzt. Schon nachdem Kilian das Marzipancroissant erblickt hatte stürzte er auch schon auf ihn zu. "Wehe du isst mir alle weg," lachte er den Kleineren an. Und schon stand er vor ihm und biss in das Croissant, das dieser noch in seinen Händen hielt. Dann grinste der Größere triumphierend. Was würde Thore jetzt wohl machen? Wie reagieren? Er lächelte dem Jüngeren herausfordernd entgegen, während er seine Hand in die eigene nahm und zu sich hochzog. Dann biss er wieder vom Croissant ab und blickte dem Braunhaarigen lachend in die Augen.

Die Beiden standen weniger als einen halben Meter auseinander und trotzdem schien es Kilian nicht in den Sinn zu kommen Abstand von Thore zu nehmen. Das Geschehen der letzten Nacht hatte er soweit aus seinem Gedächtnis verdrängt, wie das nur möglich war. Es war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb um so unbekümmert Zeit mit Thore verbringen zu können.
 

Das Kribbeln in Thores Bauch nahm gewaltig zu, als sein bester Freund seine Hand umschloss. Mit immer trockener werdendem Hals sah er dem anderen dabei zu, wie dieser Stück für Stück des süßen Genussmittels abbiss, der wärmende Blick lag unbeweglich auf seinem Gesicht.

Er fragte sich, was Kilian jetzt wohl gerade dachte... ob er die Nähe zum jeweils anderen auch so intensiv und gespannt fand?

Thore zog seine Hand ein Stück zu seinem Körper heran und erzielte damit, dass der Ältere ihm noch näher kam. Damit dieser nicht mehr so schnell von ihm loskommen würde, legte der Kleinere seinen anderen Arm um die Taille des grauhaarigen Rebellen. Ein leichter Rotschimmer legte sich über seine blassen Wangen; er fühlte sich sehr wohl, was er Kilian mit einem Schnurren zu verstehen gab, während er ihn in dieser Position blind weiter fütterte.
 

Kilian dachte sich in diesem Moment nicht viel bei all dem. Er schmiegte sich leicht an den Körper des anderen und ließ sich von diesem füttern. Trotzdem gab er dem Kleineren mit einem sanften Lächeln zu verstehen, dass er sich wohl fühlte.

Aber langsam, ganz langsam kam auch in ihm wieder dieses komische Gefühl hoch. Diese Empfindung, dass sie sich eigentlich nicht so nah sein dürften. Kilian wehrte sich mit aller Macht gegen dieses Gefühl. Er wollte Thore nah sein, es war gut so. Dadurch ging es Beiden besser. Er musste doch einfach nur seine eigenen kranken Gedanken unter Kontrolle halten. So schwer konnte das doch nicht sein...

Etwas in seinem Blick veränderte sich während dieser Minuten. Hätte der Größere in einen Spiegel geblickt, er hätte ihn selbst nicht erklären können. Er spürte die Wärme, die Thores zartgebauter Körper ausstrahlte. Sah in seine dunklen, aber glänzenden Augen.

Kilian hatte aufgehört zu essen. Sein ganzes Sein war darauf gerichtet das Gesicht des Kleineren in allen Facetten zu mustern. Es kam ihm immer noch so vor, als gäbe es stets etwas Neues, was es am Jüngeren zu entdecken gab.

Vollkommen paralysiert blickte er Thore an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und das Gefühl des vergangenen Abends kroch wieder in ihm hoch. Was sollte er jetzt nur tun? Auf einmal kam es ihm vor, als benötige sein Körper mehr Sauerstoff als sonst und er begann schneller zu atmen. Seine leicht geöffneten Lippen bebten.
 

Thore bemerkte die leichte Versteifung von Kilians Körper sofort und als er ihn dann auch noch fast hypnotisiert ansah, konnte er nichts anderes, als zurück zu starren. Er merkte nicht, wie er des restliche Stück vom Croissant fallen lies; sein Blick haftete fest an dem des 17-Jährigen.

Plötzlich musste er leicht lächeln. Es schien wie eine magnetische Wirkung zu sein, immer wenn sich die beiden ansahen, konnten sie den Blick nicht voneinander lassen, sich nicht lösen oder auf etwas anderes konzentrieren.

Dann gab es nur noch die beiden, die gar nicht verschiedener sein konnten, die aber doch zusammen gehörten. Das war wieder so ein Moment, in dem das dem Braunhaarigen klar wurde.

Er konnte nicht ohne den sanftmütigen Rebellen leben, würde es nie können.

Thore zog den Anderen näher, wollte seine Wärme intensiver spüren. Er dirigierte ihn zwischen seine Oberschenkel und hielt ihn ganz fest. Sein Herz klopfte ein rasendes Stakkato und seine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen der Freude.

Über einen Menschen, der ihm so nahe war, dass er sich selbst niemals würde suchen müssen, denn Kilian würde ihn immer wieder zu sich selbst bringen.
 

So, das wars auch schon wieder. Ich hoffe wir bekommen wieder gaaanz viele Kommis, denn dann macht das Schreiben wirklich noch mehr Spass. Also bye ihr ^^

Ron

7. Kapitel

Nun isser daa~

Der nächste Teil von <<denn gemeinsam sind wir stark...>> Also, wenn ich ehrlich bin muss ich gestehen, dass der schon ein paar Tage fertig auf meinem Pc ruht, aber steinigt mich nicht gleich. *duck* Dafür sind Yato und ich schon wieder ganz fleißig am schreiben für das 8. Kapitel. Als Entschädigung sozusagen. ^^

Also viel Spass beim lesen ^^
 

7. Kapitel
 

Diese Wärme, dieser Blick. Brauchte man noch etwas anderes um überleben zu können. In diesem Moment hätte Kilian diese Frage sofort verneint.

Er spürte wie Thores schmalen Hände ihn langsam und sanft näher an sich zogen. Jetzt bebten nicht nur seine Lippen, sein ganzer Körper machte sich selbstständig. Er hatte sich kaum noch unter Kontrolle.

Das sanfte Lächeln auf den Lippen des Kleineren schien ihn wie magisch anzuziehen. Wie gerne würde er sie mit seiner Zunge erforschen, spüren wie sie sich leicht und zögerlich auf die eigenen legten.

Diese Illusion ließ sein Herz rasen. Noch einen Moment und es würde aufhören zu schlagen. Die Spannung, die zwischen ihnen entstand, nein, schon immer da war, ließ die Luft um sie herum vibrieren.
 

Langsam bahnten sich die Tränen ihren Weg über die blassen Wangen des Kleineren, er presste den Grauhaarigen enger an sich. Er spürte förmlich, wie es um sie herum knisterte und er wünschte sich nichts sehnlicher, als seiner inneren Spannung ein Ventil zu öffnen, seine Freude frei zu lassen und Kilian einfach zu zeigen, dass er für ihn der wichtigste Mensch auf Erden war. Innerlich dankte er dem Gott an den er nicht glaubte für dieses kostbare Geschenk, dass er glücklich annahm.

Er schniefte ein wenig und musste mental über sich selbst lachen, dass er bei einer für Aussenstehende Banalität wie einer Umarmung anfing zu weinen. Thore vergrub seine Hände in den wunderschönen silbernen Haaren Kilians und wusste sich nicht anders zu helfen, als des Anderen leichenfahlen Hals zu küssen.

Kilian würde es bestimmt verstehen.
 

Die Tränen, die sich ihren Weg über Thores Wangen bahnten verunsicherten ihn. Was war das? Wieso weinte er?

Seine Hände zitterten als er sie auf den Rücken des Jüngeren legte und ihn enger an sich zog. Er hielt den Anblick seiner Tränen einfach nicht aus. Sie berührten ihn tief in seiner Seele und dieses Gefühl machte ihm Angst. Er kannte es bis jetzt nicht.

Auf einmal spürte er die weichen Lippen des Anderen auf der empfindlichen Haut seines Halses. Es war als würde ein starker Stromschlag seinen Körper durchfahren. Seine Augen waren vor Schreck geweitet. Was sollte er jetzt tun?

Noch nie hatte Thore etwas in der Richtung getan.
 

Thore war es egal, was der Größere jetzt vielleicht über ihn denken mochte. Er lächelte gegen den Hals des Anderen, bemerkte aber auch dessen starre Haltung, der das Zittern gewichen war. Doch der Jüngere wollte sich jetzt keine Gedanken über Moral oder irgendwelche Werte machen, sondern einfach nur in diesem seligen Zustand bleiben. Am liebsten für immer.

Doch er wusste auch, dass er, wenn diese Minuten endeten, er Kilian einiges erklären müsste und er wusste ebenfalls, dass es bestimmt sehr unangenehm werden würde.

Aber es war ihm verdammt egal.

'Ich liebe dich so sehr, mein Freund.'

Er hatte keine Ahnung, ob er das jemals über die Lippen würde bringen können, dennoch war er sich sicher, dass Kilian genauso empfand.
 

Kilian war so unsicher in dem was er tat. Seine Hände tasteten sich langsam über den Rücken des Jüngeren. Waren Thores Tränen schon versiegt? Er konnte es schließlich nicht sehen.

Der Drang der sich im ihm aufbaute wurde immer größer. Wie lange konnte er sich noch zurückhalten. Er wollte diesen Moment nicht zerstören. Er wollte nicht schon wieder die Kontrolle über sich und seine Gefühle verlieren. Wie sollte er Thore jemals die Auswirkungen dieser Ausbrüche erklären können?

Würde er Thore jemals so viel bedeuten, wie er ihm bedeutete? Das hielt er nicht für möglich. Niemand anderes hätte solche Gefühle entwickelt. Sein Vater hatte es ihm schon immer gesagt. So jemanden wie ihn, Kilian, konnte man nicht lieben. Das war unmöglich. Er war der Grund an allem übel. Er war Schuld daran, dass seine Welt andauernd zusammenbrach.
 

Den Kopf weiterhin in Kilians Halsbeuge versteckend, lächelte Thore stumm vor sich hin. Ein leises "Bitte sei für immer bei mir", verließ seine zitternden Lippen, unsicher, wie es weitergehen würde wenn sie sich wieder in die Augen blickten.

Vielleicht war diese Angst der Grund, dass der 15-Jährige den Anderen so umarmte, dass dieser unmöglich von ihm fort konnte. Thores rationales Denken war blockiert; er fühlte nur noch. Die warme Brust, die sich schnell hob und wieder senkte, die warmen Arme, die unruhig über seinen Rücken strichen, die warme Schulter an die er sich vertrauensvoll lehnte.

Der Dunkelhaarige legte seine Beine um die Hüften des Größeren, zog ihn so noch näher, barg sich wie ein schutzbedürftiges Kind an seinem treuen Wegbegleiter.
 

Immer näher wurde er an den zitternden Körper des Kleineren gezogen. Kilian spürte die fast schon panisch in seine Kleidung verkrampften Finger des Anderen. Was war nur in ihm los? Noch nie hatte er Thore so aufgelöst gesehen. Es hatte schon oft ähnliche Situationen gegeben, auch hatte er den Jüngeren schon oft weinen gesehen, aber noch nie war es so gewesen, wie jetzt.

,Bitte sei für immer bei mir!' Diese Worte ließen ihn vergessen zu atmen. WAS hatte Thore da gerade gesagt? Meinte er das ernst? Das konnte doch nicht sein, oder doch?

Kilian war sich nicht sicher, ob er das eben ausgesprochene richtig deutete, doch seine Gefühle ließen im Moment keinen anderen Schluss für ihn zu.

"Natürlich. Versprochen. Ich lasse dich nie allein." Er drückte den zarten Körper eng an sich. Entgegen aller Moral.
 

Eine Weile blieben die beiden noch in dieser Position, genossen die Wärme und Zuneigung des jeweils anderen, doch irgendwann begann Thore Schmerzen sein ganzes Rückgrat hinauf zu fühlen. Vorsichtig löste er sich also von dem Älteren und lächelte ihn schüchtern errötend an.

"Ich...", begann er, doch seine Stimme versagte. Der Kleinere rollte ärgerlich mit den Augen, schon wieder so ein Stimmbruchschub! "Ich müsste mal nach Hause, meiner Oma und meinen Eltern bescheid sagen und ein paar Sachen holen. Dann schlafen wir die ganze Zeit hier, ja? Und machen deine Wohnung- äh- unsere Wohnung ganz schön, ja?"

Thores Augen fingen an zu glühen, er freute sich tatswahrhaftig wie ein kleines Kind, was vom Onkel, der den Weihnachtsmann spielte, sein meist gewünschtes Geschenk bekam.
 

Kilian blickte den Kleineren lange an ohne auch nur ein winziges Wort zu sagen. Zu viel war in den wenigen letzten Minuten geschehen.

Dann endlich, nach, wie ihm schien, einer Ewigkeit nickte er leicht. "Ja, mach das. Sonst machen sie sich noch Sorgen." Er war nicht wirklich glücklich darüber, dass Thore gehen wollte, wie kurz der Moment auch sein sollte. Doch im Endeffekt konnte er es nicht ändern.

Kilian beschloss sich mit dem Gedanken an ihre fertige Wohnung abzulenken. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und blickte Thore an. Kein weiteres Wort glitt über seine Lippen.

In der Zwischenzeit hatte er sich noch ein Brötchen genommen und mümmelte fast lustlos daran herum.
 

Thore kam mittlerweile zu Hause an und betrat das große Wohnhaus, das einer Villa im mediterranen Stil glich. Seine Großmutter saß auf der Veranda und las ihr innig geliebtes Wochenblatt. Beim Erklingen von Thores dumpfen Schritten auf dem Torfboden sah sie auf und ein breites Lächeln zierte ihr faltiges aber nicht unansehnliches Gesicht.

"Hallo mein Junge", sagte sie in freundlichem Ton. "Deine Eltern sind gestern nach Mailand geflogen, sie lassen dich grüßen."

Der 15-Jährige umarmte seine Oma, doch eine unterschwellige Bitterkeit breitete sich in seinem Bauch aus. Noch nicht persönlich verabschieden konnten sie sich von ihm.
 

Dennoch lächelte der Braunhaarige zurück und erwiderte in mildem Ton: "Ich wollte ein paar Sachen holen, weil ich meinem Freund beim Renovieren seiner Wohnung helfe. Ich nehme meine Schulsachen auch mit, ja?"

Thores Großmutter sah ihn traurig an, doch natürlich freute sie sich, dass der Junge jemanden hatte, mit dem er seine Zeit verbringen konnte. Sie konnte sehr gut nachvollziehen, dass es für ihn schwer war, ohne Geschwister zu leben. Und dass seine Eltern kaum da waren, machte es für ihn bestimmt nicht leichter. Natürlich war sie traurig, die paar Tage allein zu bleiben,

doch Thores Freude in den dunklen Augen zu sehen machte sie automatisch glücklich.

"Ja, mein Junge. Erhol dich gut. Ich werde mir ein paar schöne Tage mit Martha machen, sie wollte mir ein paar Tricks beim Kochen beibringen. Bald kann ich euch mit Hühnchen süß-sauer verwöhnen."

Sie zwinkerte dem Dunkelhaarigen zu und dem blieb nichts anderes übrig als seine Oma fest zu drücken.

Dann eilte er in sein Zimmer und packte ein paar Sachen zusammen und vergaß auch nicht, seine Schulsachen mitzunehmen. Er war sich sicher, dass sie nicht in die Schule gehen würden aber wenigstens war er vorbereitet, falls Kilian sich doch dafür entscheiden würde, in den Schülerknast zu gehen.

Ziemlich bald verabschiedete er sich von seiner Ahnin und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg in sein zukünftiges Zuhause.

"Moment", murmelte er vor sich hin, "wieso mein Zuhause?"
 

Nachdem Thore gegangen war schien die Wohnung mit einem Schlaf trostlos und leer zu sein. Kilian war nie aufgefallen, die viel Trauer diese weißen Wände ausstrahlten, wenn sich nicht der zarte Körper seines Freundes davor befand. Nie war ihm diese berückende Stille aufgefallen, die ihn einzuhüllen schien. Er musste etwas tun, sonst würde er durchdrehen.

Er begann damit die Küche aufzuräumen und von den Spuren des Frühstücks zu befreien. Dabei fiel ihm diese bekannte, knisternde Spannung zwischen ihm und dem Jüngeren wieder ein und ein komischen Gefühl machte sich in ihm breit.

Es gab zwei Seiten in ihm, die gegeneinander zu kämpfen schienen. Die eine Seite wollte Thore alles gestehen, ihn alles wissen lassen um darauf zu hoffen, dass dieser genauso empfand.

Die andere Seite hingegen wollte all diese komplizierten Gefühle tief in sich drin verschließen, aus Angst Thore durch die Wahrheit verlieren zu können.

Der Kleinere war jetzt schon für fast eine Stunde verschwunden und die Leere, die von den Wänden ausgestrahlt zu werden schien bemächtigte sich seines Körpers, seiner Gedanken. Sie schien Kilian vollkommen einzunehmen, zu lähmen. Er konnte sich nicht wehren, er konnte ihr nicht entfliehen.

Es schien, als würde die Luft um ihn herum gefrieren. Als könnte er nicht mehr atmen. Seine Augen irrten ängstlich durch die Zimmer seiner Wohnung und mit jedem neuen Blick hoffte er den kleinen Körper des Anderen zu erblicken, der ihm wieder einen Streich spielen wollte.

Doch nichts war zu sehen, außer der Leere.

Kilian war, als würde er in einen riesigen Spiegel blicken. Als wäre dieses Nichts direkt seinem Inneren entsprungen. Es gab nur eine Möglichkeit diese endlose Weite zu füllen, es gab nur Thore. Was sonst sollte dem Leben des Älteren noch einen Sinn geben?
 

Thore lief voll beladen den Weg zu Kilians Wohnung zurück, es war ja nicht allzuweit und sein Geld für den Bus ausgeben wollte er nicht. Er würde dem Älteren davon seine Lieblingszigaretten mit dem verruchten Namen 'Black Devils' kaufen. Aber erst, wenn er diesen ganzen Kram losgeworden war!

Nach ein paar Minuten Fußweg und einer Beinahe- Kollision mit einem Pitbull kam er schnaufend an dem Etagenhaus an. Die letzten Meter hatte er laufend zurückgelegt, da er schnell in den Schutz der Mauern verschwinden wollte, um nicht noch weiteren miesgelaunten Hunden zu begegnen. Die Tür zu Kilians Wohnung war angelehnt und mit einem fröhlichen Lachen enterte er das Domizil. "Ich bin wieder daaaaaaaaaaaaaaa!" rief er ein wenig zu Laut; er hatte den Schall der noch leeren Wohnung nicht einberechnet. Der 15- Jährige ließ seine Sachen im Flur fallen und sprang in die Küche wo sein Freund schon sehnsüchtig- wie es Thore schien- erwartete.

"Bin wieder da", sagte er noch einmal leise mit einem schüchternen Lächeln auf den blassen Lippen.
 

Kilian saß schon eine ganze Weile in der verlassenen Wohnung. Immer mehr schien ihn die Leere einzuengen bis er endlich die bekannte Stimme seines besten Freundes vernahm. Sofort veränderte sich der gezwungene Gesichtsausdruck in ein sanftes Lächeln.

Erwartungsvoll blickte er zur Tür, durch die garantiert in wenigen Sekunden Thore kommen würde. Und wirklich, schon sah er den schmalen Körper in die Küche huschen.

"Na, wieder da?" war sein äußerst geistreicher Kommentar. Er kam sich nach diesem Kommentar total dumm vor, aber er konnte es jetzt nicht mehr ändern.

Er stand auf und ging Thore einen Schritt entgegen. Dadurch bemerkte er auch einen feinen Rotschimmer auf den Wangen des Jüngeren. Anscheinend hatte sich dieser vorher etwas verausgabt.

Nun stand er knapp einen Meter vor dem Kleineren und strahlte ihn an. Die ganzen negativen Gedanken schienen vertrieben,

"Was haben sie gesagt?", wollte er wissen.
 

"Naja", begann der Kleinere leise, "sie waren nicht da. Sind auf 'nem Kongress oder sowas. Aber meine Oma hat es mir erlaubt, dass ich hier sein darf."

Etwas traurig sah er den Anderen an. "Manchmal habe ich echt das Gefühl, sie hätten mich nur zum vorzeigen bekommen. Meine Oma ist die Einzige, die mich liebt. Noch nicht mal Hunde mögen mich. Eben hätte mich fast so ein fieser Pitbull gegessen!!"

Er grinste schadenfroh. "Aber sein Herrchen hat die Leine so kurz gehalten, dass das Vieh mich nur geil betrachten konnte."

Er sprang Kilian förmlich in die Arme. "Aber du hättest meinen Hilfeschrei sicher gehört und mich gerettet vor der Bestie."

Thore bekam seine 'Funkelstrahlesternchenaugen', wie er sie gerne nannte und blickte den Größeren voller Zuneigung und Verliebtheit an. Doch letzteres war ihm nicht bewusst.
 

"Hmm...kenn ich nur zu gut," murmelte Kilian fast unhörbar. Erschrocken blickte er an einen Punkt hinter Thore. Das hätte er nicht sagen sollen, was sollte der Jüngere denn von ihm denken? Sowas sollte er doch nicht von ihm wissen.

Schnell versuchte er das Thema zu wechseln. "Sicher hätte ich dich gerettet. So ein Hund vernascht dich doch nicht, so etwas würde ich eher selber tun." Grinsend löste er sich etwas von Thore und blickte ihn an.

Er stutze. Was hatte dieser Blick zu bedeuten? Er war leider nie so gut darin gewesen irgendwelche Blick zu analysieren, wie Thore. Wie gerne hätte er in diesem Moment diese Fähigkeit besessen.

Der Größere schluckte leicht. Schon wieder schien sich die Spannung zwischen den Beiden zu entwickeln, die er kaum aushalten konnte. In letzter Zeit schien es immer mehr zu werden. Es war wirklich an der Zeit, dass er seine Selbstkontrolle verbesserte...
 

Grinsend wandte sich der Kleinere ab. "Soso, du willst mich also vernaschen?" Er ging ein paar Schritte zurück und mit einer schnellen Drehung war er auch schon aus der Küche hinaus. An der Ecke lugte er noch einmal in den Raum hinein, bevor er schelmisch meinte:" Dann versuch erst einmal mich zu fangen, Großer!"

Damit verschwand er und lief kreuz und quer durch die Wohnung, ein passendes Versteck suchend.

Im zukünftigen Schlafzimmer entdeckte er einen begehbaren Wandschrank in dem grade einmal zwei Personen Platz haben könnten. Er öffnete die Tür und presste sich im Schutz der vorhandenen Dunkelheit eng an die Wand und beschloss, dass dies ein gutes Versteck war.
 

So schnell wir Thore verschwunden war konnte diesmal noch nicht einmal Kilian reagieren. Er stand in der Küche und blickte stutzend auf die nun leere Tür. ,Fangen?' dachte er, immer noch nicht ganz verstehend.

Als er nach einigen Sekunden endlich erkannt hatte, zu was Thore ihn da eben aufgefordert hatte legte sich ein leichtes Lächeln auf die schmalen Lippen des Älteren.

,Wie du willst,' huschte es durch seine Gedanken als er sich auch schon von seinem Platz losriss und begann die Wohnung zu durchsuchen. So viele Möglichkeiten wo er sich verstecken konnte gab es ja schließlich in dieser leerstehenden Wohnung nicht.

Kilians erste Durchsuchung galt dem zukünftigen Wohnzimmer, in dem sie ja auch schon ihre Nacht verbracht hatten. Doch nichts. Von dem Braunhaarigen war nichts zu sehen.

Nach und nach durchsuchte er die ganze Wohnung bis er als letztes schließlich den Raum betrat, der einmal sein Schlafzimmer werden sollte. Wo sonst sollte Thore sein außer in diesem Zimmer. Er hatte nur diesen und einen weiteren Raum nicht durchsucht, der jedoch aus besonderen Grund verschlossen war und somit dem Kleineren nicht die Möglichkeit gab sich darin zu verstecken.

Nachdem ein einige Sekunden suchend durch das Zimmer streifte fiel sein klarer Blick auf den Wandschrank und ein feines Grinsen begann um seine Lippen zu spielen. Langsam, ganz langsam begann er sich an den Schrank heran zu pirschen. Lautlos und ohne schnelle Bewegungen näherte er sich dem Versteck des Kleineren, bis er blitzschnell die Tür aufriss. "Gefunden!"
 

Erschrocken fiepte der Kleinere als Kilian die Tür zum Wandschrank aufriss und drückte sich weiter an die Wand. Schließlich war es dunkel hier drin und es konnte ja sein, dass der Ältere ihn nicht sehen würde. Grinsend gab er keinen Ton von sich und wartete darauf, dass Kilian die Tür wieder schließen und sich fragen würde, wo Thore denn sein könnte.

Doch ein fieses Untier vereitelte alle seine Pläne, denn als er neben sich blickte, erkannte er im fahlen Licht eine mindestens 5 cm große SPinne mit dickem Körper. Mit einem Schrei sprang er Kilian an den Hals und klammerte sich fest.

"Aahhh, eine Spinne! So groß und eklig mit Haaren auf den Beinen!! Mach sie weg, mach sie weg!" schrie er beinahe hysterisch.

Er wusste ja, dass sein großer Freund diese Tierchen auch mit der bloßen Hand anfasste, sogar manchmal streichelte!

Er würde nie wieder in diesen Schrank gehen, soviel stand fest.
 

Kilian hatte im Gegensatz zu Thores Erwartungen sofort erkannt, wessen kleine Gestalt da in seinem begehbaren Schrank stecke. So groß war die Auswahl da ja auch nicht.

Leicht erschrocken wich er einen Schritt zurück als sich der Kleinere plötzlich um seinen Hals warf. Nachdem dieser jedoch mit einem Zittern in der Stimme und einem Flehen erklärt hatte, was ihn so erschrocken hatte konnte sich der Grauhaarige das Grinsen nicht mehr unterdrücken.

Für einen kurzen Moment schloss er seine Arme um den zarten Körper bis er sich jedoch dazu zwang wieder von ihm abzulassen um das kleine Krabbeltier aus dem Schrank zu entfernen. Sanft nahm er es in seine Hand und trug es nach draußen.

Hingegen der allgemeinen Auffassung nämlich, Spinnen seien eklig, mochte Kilian diese Tiere sogar sehr gerne. Tiere generell zogen ihn in ihren Bann.

Danach kehrte er wieder ins zukünftige Schlafzimmer zurück und lächelte Thore an. Langsam ging er auf ihn zu, als wäre nichts. Dann schließlich, mit einer schnellen Bewegung, packte er den Kleineren und schloss die Arme von hinten um ihn.

"Gefangen!" hauchte er gegen Thores Hals.
 

Eine Gänsehaut stellte sich auf, zog sich über Thores ganzen Körper als Kilian ihn unverhofft von hinten umarmte. Lächelnd lies er sich gegen ihn sinken und schnurrte wie eine rollige Katze. Dieser Gedanke lies ihn innerlich lachen.

'Du bist in seiner Nähe immer wuschig, Thore.'

Er drehte sich in der Umarmung und sah den Grauhaarigen tief in die Augen. Mit einem Tritt schloss er die Tür und schon befanden sie sich in kompletter Dunkelheit.

"So mit dir hab ich keine Angst im Dunkeln", hauchte er leise und lehnte sich an den Größeren.

Er hörte den leicht beschleunigten Herzschlag des Anderen, dumpf pochte es.

'Wäre ich nur ein Mädchen, dann hätten wir keine Probleme.'

Er merkte, wie auch sein Herzschlag sich beschleunigte.
 

Dunkelheit. Es schien als legte sich mit dem Schluss der Tür ein schützender Schleier über die beiden. Ein Schleier, den niemand je durchdringen konnte, in dem es nur sie gab. Hatten sie unter diesem Deckmantel der Dunkelheit eine Chance?

Kilian spürte wie sein Herz gegen seine Rippen hämmerte, bald würde es aus seiner Brust springen, da war er sich ganz sicher.

Thores Augen leuchteten wie zwei winzige Sterne in einer klaren Nacht und sie waren direkt auf die des Größeren gerichtet.

Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Der Grauhaarige war sich sicher, dass Thore seinen keuchenden Atem auf seinem Gesicht spüren musste.

Schon wieder merkte Kilian wie sich seine Lippen denen des Anderen näherten, ohne dass er es hätte ändern oder aufhalten können. Der Drang in ihm wurde immer stärker.

Diese Wärme, diese Nähe, dieser Geruch...

Auf einmal klingelte es an der Tür und als hätte ihn dies aus seiner Trance gerissen lösste er sich blitzschnell von Thore und eilte zur Tür.

Nach wenigen Minuten kehrte er zurück. "Der Hausmeister...," war alles was er sagte. Jetzt passte er aber auf einen gewissen Abstand zu halten. Er musste sich endlich besser kontrollieren, das wurde ihm mit jeder Minute bewusster.
 

Nachdem sie so schreckhaft auseinander gefahren waren, begab sich Thore in die zukünftige Küche und setzte sich auf das Fenstersims.

Es ging ihn ja schließlich nichts an, wer da war.

Kilian kam zurück als der 15-Jährige gerade ein paar Pappbecher auspackte und Kirschsaft hineingoss. Er erfuhr, dass es nur der Hausmeister war, der sie gestört hatte.

Sie hätten sich wieder fast geküsst. Thore wurde flau im Magen, er schwieg.

Als er sich jedoch zu Kilian umwandte, hatte er wieder sein fröhliches Lächeln auf sein Gesicht gezaubert, tat so, als wäre nichts geschehen.

"Wir müssen uns beeilen", begann er während er Kilian den Becher reichte. "Es sind nicht mal mehr zwei Wochen bis zu deinem Geburtstag und wir wollen den doch hier in deinen 4 Wänden feiern, oder?"
 

Soo...das wars dann auch schon wieder. (auch ist gut, ich find das is ganz schön was an Text. O.o) Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr seit nicht zu enttäuscht, dass der erlösende Kuss noch nicht stattfand. *fg* Das kommt alles noch irgendwann, versprochen, aber Yato und ich haben leider die sadistische Ader, dass wir unsere Charas leiden lassen. Vezeiht. *verbeug*

Nun gut, bis bald

Ron

Soo...und der nächste Teil, nachdem er ja so energisch gefordert wurde. *fg* An dieser Stelle möchten sich Yato und ich aber auch für die vielen tollen Kommis bedanken, die ihr uns immer schreibt. *smile* Achja, und einige haben das mal angemerkt, dass sie immer erst später sehen, dass ein neuer Teil oben ist, deswegen folgender Vorschlag: Auf Wunsch kann ich demnächst Bescheid sagen, wenn ich das nächste Kapitel hochlade, ich muss nur wissen, wem ich dann Bescheid sagen soll. Nur so als besonderer Service für unsere Stammleser...*fg* Also viel Spass bei dem Kapitel, Yato und ich arbeiten schon wieder fleißg am nächsten. *g* Also sollte es nicht zu lange dauern. ^^
 

8. Kapitel
 

Thore und Kilian arbeiteten wie besessen an der neuen Wohnung und steckten all ihre Energie in das, was sie ihre Zukunft nennen wollten. Niemand hätte ihren Arbeitsdrang stoppen können und vor allem der Kleinere stachelte den Grauhaarigen immer wieder dazu an all seine Kraft in dieses Unternehmen fließen zu lassen.

In den folgenden zwei Wochen verwandelte sich die leere, kalt wirkende Wohnung in ein buntes Reich, das nur den beiden unterstellt war. Thore kannte sich mittlerweile in den Räumen besser aus als Kilian, nur ein Raum lag immer noch verschlossen.

Der Jüngere hatte oft nachgefragt, was sich in diesem Raum befinden würde. Er hatte alle Register gezogen. Aber noch nicht einmal sein sonst so Verhängnisvoller Dackelblick konnte Kilian in diesem Punkt erweichen. Er hatte einen festen Plan, von dem er nicht abweichen wollte.

Mittlerweile war der 12. Januar und morgen stand Kilians Geburtstag auf dem Plan. Er selbst hatte sich nicht weiter Gedanken darum gemacht, denn es war in seinen Augen nichts Besonderes. Ob er nun 18 wurde oder nicht machte nur soweit etwas aus, als dass er jetzt endlich alleine wohnen konnte.
 

Thore fiel erschöpft in einen der roten Sessel, vom Flohmarkt gekauft und mit neuem Stoff umspannt, legte die Beine auf den ebenso günstig erworbenen, aufgemöbelten Tisch und seufzte laut. Dann warf er dem emsig aufräumenden Kilian einen Blick zu und sofort sah er gespielt reuevoll zu Boden und nahm seine Füße wieder vom Tisch. "Ich weiß, ich lass es", murmelte er noch, musste aber grinsen.

"Aber ich muss dich doch ärgern", fügte er an, "schließlich durfte ich bis jetzt auch noch nicht das letzte Zimmer sehen!"

In Wirklichkeit war er aber nicht böse, denn die Zeit, die Kilian allein in dem anderen Raum rumwerkelte, nutzte der 15-Jährige um an seinem Bild für den bald 18-Jährigen weiterzumalen.

Dazu saß er vor seiner von zu Hause mitgebrachten Staffelei auf dem Fenstersims des knallroten Wohnzimmers; wenn er zwischendurch eine Tiefphase hatte, sah er sich in dem selbstgeschaffenen Reich um, dass gab ihm die nötige Inspiration, sein Werk schließlich zu vollenden und einzurahmen.

Er hatte Kilian oft schon beobachtet, seine feinen aber harten Gesichtszüge, die ihn männlich und dennoch verletzlich wirken ließen. Unnahbar.

Daraus und aus seinen Gefühlen für den Älteren war ein Portrait von Kilian herausgekommen, dass alle seine Emotionen für den Anderen verriet.

In den zwei Wochen, in denen sie intensiv arbeiteten, kam es öfter zu dem ihm schon bekannten Knistern, sei es nur beim zufälligen Greifen des selben Pinsels oder nach den Nächten in denen sie nebeneinander auf dem Fußboden eingeschlafen waren durch das entkräftende Arbeiten.

Oft wechselte Kilian das Thema, wenn sie über Liebe sprachen; überhaupt wich er dem Jüngeren des öfteren aus, doch Thore kannte Kilian zu gut, als das er nachgefragt hätte.

Er wusste, dass der Ältere ihm sowieso nicht antworten würde; erst, wenn dieser selbst eine Antwort gefunden haben würde.

Doch eigentlich war das alles Thore so ziemlich egal, er wollte jetzt nur noch entspannen. Jetzt, wo alles fertig war. Jetzt, wo er sehr viel öfter von zu Hause wegbleiben würde. Zum Glück waren jetzt erstmal Ferien, oft in der Schule waren sie nicht.

Kilian hatte seinen Tadel abgeholt, Thore schrieb noch eine Chemie- und Englischarbeit und dann war dieses Thema für die beiden erstmal erledigt.

"Kili, machst du mir einen Himbeertee, wenn du schonmal in der Küche bist?"
 

Kilian nickte nur kurz ohne noch etwas zu sagen. Er war viel zu erschöpft um jetzt noch viel zu reden. Geschafft schlurfte er in die Küche und setzte Wasser für Thores Tee auf. Dann blickte er in den Kühlschrank und nahm schließlich eine Flasche Wasser heraus aus der er auch sogleich einen großen Schluck nahm. Danach machte er den Tee und brachte das warme Getränk dem Kleineren, der schon durstig im Wohnzimmer wartete.

"Ich kann nicht mehr...," Der Grauhaarige ließ sich auf das weiche Sofa fallen und schloss die Augen. Seine Atmung war schneller als normal und seine Lippen deshalb einen Spalt geöffnet. Er versuchte zu relaxen.

"Hast du wirklich immer noch vor in meinen Geburtstag reinzufeiern?" fragte er zweifelnd, denn so wie es aussah, war Thore nicht weniger geschlaucht wie er. Der Kleinere hatte dieses Vorhaben vor wenigen Tagen geäußert, doch da hatten sie noch nicht begonnen die Wohnung mit Möbeln und Sonstigem auszurüsten.

So wie es jetzt aussah würden es die Beiden wohl kaum schaffen, bis nach Mitternacht wach zu bleiben. Aber er wollte die Entscheidung dem Kleineren überlassen. Zur Not würde er es bestimmt auch schaffen wach zu bleiben.
 

"Danke."

Thore nahm die Tasse mit dem heißen Getränk und nippte daran, während er ein Gähnen zu unterdrücken versuchte. "Ich will wirklich in deinen Geburtstag reinfeiern, wie abgemacht", murmelte er müde durch den Dampf des heißen Tees.

Währenddessen warf er einen Blick auf Kilian, der sich, nachdem er Thore den Tee gebracht hatte, wieder auf das Sofa gesetzt hatte und nun seinerseits träge zurückblickte.

Er lächelte, als er an Mitternacht dachte; dann würde er dem 18-Jährigen das Portrait überreichen. Auf Kilians Gesicht freute er sich schon.

Thore stellte seine Tasse ab und stand auf. "Ich geh mal kurz für kleine Thores." Damit verschwand er im renovierten Badezimmer.

Als er wiederkam, setzte er sich neben den Grauhaarigen und kuschelte sich an ihn, während er mit dessen Haaren herum spielte.

"Du musst deinen Ansatz mal wieder nachfärben", ließ er leise verlauten, lächelte dabei aber.
 

Kilian saß mit geschlossenen Augen da, als sich der Kleinere auf einmal neben ihn setzte und sich ankuschelte. Aber der Grauhaarige würde sich deswegen sicher nicht beschweren. Ein leichtes, erschöpftes Lächeln umspielte seine Lippen, während er spürte, wie die Nähe des Jüngeren seinen Körper wärmte.

"Meinetwegen," hauchte der Größere, der nicht wirklich in der Stimmung war im Moment viel zu reden. Jedes weitere Wort schien ihn noch mehr Kraft zu kosten und wenn Thore wirklich immer noch reinfeiern wollte würde er diese Energie noch brauchen.

"Du musst deinen Ansatz mal wieder nachfärben," tönte es auf einmal mit einem kritischen Unterton von seiner Seite. Kilian öffnete die Augen, zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn lange an. "Ich weiß." Seine Stimme klang trocken, aber Thore würde schon verstehen, dass es nicht böse gemeint war. Sie alberten halt immer herum. Vor allem, seit Thore entdeckt hatte, dass es in dieser Wohnung einen Raum gab, den er noch nicht betreten durfte.
 

Mittlerweile war es 21.34 Uhr, Kilian und Thore lümmelten immer noch in trauter Zweisamkeit auf dem Sofa. Worte wurden nur wenige gewechselt, doch das hatten die zwei ja auch nicht unbedingt nötig. Sie verstanden sich auch ohne die Sprache, die quasi jeder Mensch erlernt.

"Warum zeigst du mir den Raum nicht einfach?", quengelte Thore herum, er konnte es nicht ausstehen, etwas nicht zu wissen.

Zudem blieb ja nur noch eine Möglichkeit für die Nutzung dieses Raumes; ein zweideutiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Doch im gleichen Augenblick wusste er auch, dass er niemals derjenige welcher sein würde. Thores Spannung wurde langsam unerträglich.

Der Braunhaarige beugte sich vor und griff unter den Tisch, hob eine neue Flasche Wikingerblut, ein Gemisch aus Met und Kirschsaft, hervor öffnete diese und trank gleich aus besagtem Behältnis.
 

Kilian kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Thores Drängen nach dem Wissen, was der Grauhaarige ihm bis jetzt vorenthielt war einfach zu niedlich. Er schüttelte den Kopf. "Keine Chance."

Dann blickten seine klaren Augen auf die Flasche, die der Kleinere soeben unter dem Tisch hervorgeholt hatte. Ohne etwas zu sagen nahm er ihm das Getränk aus der Hand und trank einen großen Schluck.

Kilian lehnte sich zurück und blickte den Braunhaarigen provokant an. ,Na, was wirst du jetzt tun?' überlegte er und wartete bereits auf eine Reaktion seitens Thore. Es machte ihm einfach zu viel Spass den Kleineren herauszufordern.

Wieder setzte er die dunkle Flasche an seine Lippen, trank einen Schluck und blickte Thore dabei direkt in die Augen.
 

Thores Hals wurde trocken. Sah Kilian ihn einfach nur so an oder wollte er ihn... anmachen? Unweigerlich rötete sich sein Gesicht während er Kilian weiter in die grünen Katzenaugen starrte. Doch dann kehrte wieder Leben in seine Körperhaltung und er rückte dem Anderen fast auf den Schoß.

"Kriege ich noch einen Schluck?" fragte er mit kleinlauter Stimme und seinem Dackelblick, der wie gesagt weichherzig machte und jeden überzeugte. Nur Kilian schien diesem Blick ab und zu standhalten zu können. Wie zum Beispiel bei dem Geheimnis um den letzten Raum in Kilis Wohnung, den der Kleinere seit dem Beginn des Renovierens nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Irgendwie ärgerte ihn das ja. In Gedanken grinste er jedoch weiter.
 

Kilians Lippen lösten sich von der Flasche und ein niedliches Lächeln lag in seinem Gesicht. Zwar erlag er fast schon wieder diesem süßen Blick, doch noch hielt er stand.

"Wieso solltest du denn das verdient haben?" hauchte er mit seiner rauchigen Stimme und blickte Thore in die Augen. Seine Lippen blieben nach seinen Worten einen Spalt geöffnet und ein Tropfen des leckeren Wikingerblutes floss darüber.

Langsam leckte der Grauhaarige den Tropfen weg ohne auch nur für einen Moment seine Augen vom Jüngeren zu wenden.

Mit seinen Fingern umspielte er den Flaschenhals und grinste vor sich hin. Er konnte einfach nicht wiederstehen dem Kleineren zu provozieren.
 

Wenn es ginge, würde Thores Kehle noch trockener werden. Spätestens jetzt war dem Braunhaarigen klar, dass Kilian ihn tatsächlich anmachte. Doch vielleicht war es nur eine weitere spaßig gemeinte Provokation.

Dennoch ging Thore darauf ein. "Weil ich ein unschuldiger, kleiner Junge bin, der ein wenig gute Pflege braucht von einem großen, netten Fast-Mann", sprach der Kleinere mit unschuldigem Augenaufschlag. Gebannt sah er auf Kilians Mund, der ihn verführerisch lockte.

Er würde das Spiel nicht lange durchhalten können, dessen war er sich bewusst.

Er legte beide Hände auf den Oberschenkel des Anderen und lächelte lieblich.
 

Spätestens ab dieser Berührung wurde nun auch Kilian bewusst, was er da tat. Durfte er denn so weit gehen? Hatte er sich nicht geschworen aufzupassen, dass seine Gefühle nicht mit ihm durchgingen?

Er schluckte. Das beste was er tun konnte, war all das an dieser Stelle abzubrechen. Das Spiel musste hier ein Ende haben. Aber war das wirklich so einfach? Der Blick des Anderen schien bis auf seine Seele zu blicken. Was würden die Augen des Kleineren in seiner Seele entdecken?

Nein, soweit durfte es nicht kommen. Schnell hielt Kilian dem Braunhaarigen die Flasche entgegen, ohne seine Maske des Spiels fallen zu lassen.

"Na, dann will ich mal nicht so sein. Du musst ja auch noch wachsen."
 

Dankend nahm der Braunhaarige die Flasche entgegen und machte einige Schlücke. Die Zeit schien zu schleichen; erst Punkt 12 würde Thore den geheimen Raum sehen dürfen, dass musste er dem Älteren versprechen, ehe sie mit dem Streichen des Wohnzimmers angefangen hatten.

"Ich will endlich diesen verdammten Raum sehen!" nörgelte Thore, sich seiner Kleinkindmanier bewusst. Doch bevor noch etwas von dem köstlichen Getränk verloren gehen konnte durch seine Hampeleien, hatte Kilian ihm die Flasche schon wieder abgenommen und labte sich an dem süßen Geschmack.

'Noch eineinhalb Stunden', mahnte sich der Braunhaarige in Gedanken, 'dann werde ich es ja endlich sehen.'
 

Durch die Anstrengungen der letzten Tage und den Genuss des Met-gemisches wurde Kilian langsam müde, aber das Thore in seinen Geburtstag reinfeiern wollte blieb ihm nichts anderes übrig.

Anscheinend würde der Kleinere eh keine Ruhe geben, bis er endlich um 12 Uhr in den für ihn noch unbekannten Raum sehen durfte. ,Wie kann man nur einen so starken Willen haben?' wunderte sich der Größere, der so etwas bis zu dem Zeitpunkt noch nicht gewohnt war.

Langsam ließ er sich in die weichen Polster des Sofas sinken und schloss die Augen ohne etwas auf Thores Gequengel so erwidern. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass dies nun sein Reich war. Vom morgigen Tag an sollte er nie wieder in die stinkige, kleine Wohnung seines Vaters zurückkehren müssen.

Dieses Glück war zu untypisch für sein Leben. Noch nie hatte er so etwas erlebt. Bis zu diesem Zeitpunkt war sein Leben bestimmt gewesen von Leid und Angst, doch das sollte nun alles vorbei sein. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine blassen Lippen.
 

Die Zeit schlich und schlich. Thore war mittlerweile, seit Kilian nichts mehr gesagt hatte, dazu übergegangen, den Größeren einfach nur zu betrachten. Er würde ihn eh nicht mehr dazu bekommen, vor dem Mitternachtsgong etwas zu sagen; er sah aber auch erschöpft aus.

Feinfühlig streichelte er den Oberschenkel des Anderen und lächelte glücklich vor sich hin, auch wenn diese widerlichen Ameisen in seinem Bauch einen Volkstanz aufzuführen schienen.

Thore sah auf seine silberne Digitaluhr und erkannte, dass es nur noch zehn Minuten waren, dann würde sich das Geheimnis auflösen. Zudem würde der Größere dann das Bild von ihm überreicht bekommen; mal sehen was Kilian zu ihm sagte. Weiterhin den Schenkel des Anderen streichelnd trank er noch den Rest der Flasche aus, fühlte sich mehr als angeheitert.
 

Die Streicheleinheiten, die dem Grauhaarigen zuteil wurden genoss er auf der einen Seite, wie nichts zuvor. Und doch machten ihn diese Art der Berührung, gerade in dem Körperbereich, unruhig und nervös.

Was denn sein Körper jetzt überreagierte? Das könnte mehr als peinlich werden und nachdem er schon einiges an Wikingerblut getrunken hatte, war er auch nicht mehr sonderlich nüchtern. ,Halt durch Kill,' wiederholte er immer wieder in Gedanken. Jetzt durfte so etwas einfach nicht passieren.

Kilian spürte förmlich wie der Blick Thores an ihm haftete und auch, dass dieser immer mal wieder auf seine Uhr blickte. Er konnte es anscheinend einfach nicht mehr aushalten, bis er den geheimnisvollen Raum zu sehen bekam. Sollte Kilian ihm vielleicht...nein... Er hatte sich geschworen an seinem Plan festzuhalten und das würde er auch tun.

Alles was er machen musste war stark bleiben.
 

"Noch eine Minute", flüsterte Thore in Kilians Ohr. Er umarmte den gleich 18-Jährigen und blickte gespannt auf seine Uhr; die Kerze die sie als einzige Lichtquelle angezündet hatten, war schon fast abgebrannt. Leise zählte der Kleinere von 30 an rückwärts. Bei 10 Sekunden sah er Kilian wieder an die Augen. Beide waren jetzt hellwach.

"3, 2, 1... Happy Birthday, Großer."

Eng umarmte der Braunhaarige Kilian, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich habe auch ein Geschenk für dich aber danach musst du mir den Raum zeigen.

Lächelnd sprang er auf und holte aus dem Flur das schön verpackte, gerahmte Bild. Der fröhliche Ausdruck auf Thores Gesicht schwand nicht, wich eher einer unbekannten Aufregung. Was würde Kilian zu dem Portrait sagen?
 

3...2....1.... Jetzt war es soweit. Er war 18 und niemand könnte ihm je wieder Vorschriften machen. Niemand hatte je wieder die Macht ihn in das Gefängnis namens Elternhaus zu sperren. Niemand.

Er spürte Thores kleinen, schmalen Körper an seinem und schlang automatisch seine Arme um ihn. Diese Nähe, dieser Geruch, der von dem Jüngeren ausging, all die Gefühle, die in Kilian aufwallten schienen die Kontrolle über ihn zu erlangen. Und doch musste er sich zurückhalten. Es war nicht richtig, was er fühlte, das wurde ihm schon als kleines Kind eingetrichtert.

Auf einmal löste sich Thore von ihm und rannte in den Flur, kam mit einem sauber eingepackten Packet zurück und überreichte es dem Grauhaarigen. Daran hatte er gar nicht gedacht. Für ihn war es neu an seinem Geburtstag Geschenke zu bekommen, so was hatte es nie gegeben. Oder er erinnerte sich einfach nicht mehr daran.

Mit, für ihn ungewöhnlich, zitternden Händen begann er das Geschenk auszupacken, bis schließlich das gerahmte Bild zum Vorschein kam. In dem Moment, in dem er realisierte, was er da in der Hand hielt durchzuckte ihn ein Gefühl, das er bis zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte. Tränen traten in seine Augen. Dann blickte er Thore an.

"Wow, das ist wunderschön, wirklich, danke....danke," seine Stimmer zitterte und er konnte nicht die richtigen Worte finden, um seine Gefühle auszudrücken. Er hoffte Thore würde verstehen. Kilian legte das Bild zur Seite und zog den Kleineren an sich. "Danke....!"
 

Thore legte seine Arme fest um den Anderen. Er brauchte keine großen Worte, denn Kilians Blick allein reichte ihm, um den größten Orkan in seinem Inneren auszulösen, wie er noch nie in seinem 15-Jährigen Leben erlebt hatte.

"Nicht dafür", murmelte er nur in Kilians Halsbeuge, hauchte seinen Atem auf die empfindliche Stelle und versuchte, seinen fliehenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht lag es an ihm, an dem Grauhaarigen oder einfach nur an dem Alkohol, dass er so außer sich war; und doch spürte er, dass es ihm ernst war mit seinen Gefühlen. Und für sich hoffte er, dass Kilian irgendwann einmal seine Gefühle verstehen würde.

"Und... und jetzt zeig mir dein Zimmer", brachte er atemlos hervor.
 

Das wärs dann auch schon wieder. Hach, das geht mittlerweile so schnell. Achja, nur wen es interessiert, das Kapitel hier ist, im Gegensatz zu allen anderen, an einem einzigen Tag entstanden. ^^ Merkt man da irgendwelche Unterschiede zu den anderen? O.o

Naja, ok, also, wem ich ab dem nächsten Kapitel Bescheid sagen soll, schreibt bitte einen Kommi....*fg* So kann man auch Kommis erzwingen....;p

Bye, Ron

9. Kapitel

So, nun kommt der nächste Teil. Am Anfang mal wieder, danke für die netten Kommis. ^^ Yato freut sich da auch immer wieder drüber ^^. Aber ich lass euch jetzt lieber erst lesen, sonst killt ihr mich noch. Am Ende hab ich dann noch eine Frage an euch, wobei es wirklich nett wäre, wenn ihr darauf mit nem Kommi antwortet. Also viel Spass ^^
 

9. Kapitel
 

Die Beiden standen vor der Tür des, für Thore, noch unbekannten Zimmers. Kilian legte seinen Kopf etwas nach vorne und strich sich die Haare zur Seite. Dann öffnete er die silberne Kette, an der der Zimmerschlüssel hing. Seine Finger zitterten immer noch von der Aufregung der letzten Minuten.

Endlich klickte das Schloss und die Tür schwang langsam auf. Der Grauhaarige trat einen Schritt beiseite um dem Kleineren den Blick ins Zimmer zu gewähren.

"Bitte, dein Zimmer," hauchte er mit immer noch zittriger Stimme. Sein Körper bebte als er darauf wartete, das Thore irgendeine Reaktion zeigte.

Nie hatte Kilian so etwas getan, ein Zimmer eingerichtet, aber durch die letzten beiden Wochen hatte er sehr viel von dem Jüngeren gelernt und hatte all das in seine Arbeit hier einfließen lassen. Es konnte sich wirklich sehen lassen.

,Bitte, es muss ihm einfach gefallen,' seine Gedanken machten sich selbstständig. Er hatte vor allem Thores Lieblingsfarben benutzt, denn für ihn sollte alles perfekt sein, auch wenn Kilian durchaus bewusst war, dass der Braunhaarige immer nur eine gewisse Zeit bei ihm wohnen konnte.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und schien mit jedem weiteren Schlag dem Herzstillstand näher.
 

Thores Herz setzte für einen Moment aus. Stumm besah er sich den Raum- sein Zimmer.

"Es... es... danke", flüsterte er ergriffen, doch gleichzeitig glaubte er, sein Herz müsste zerreißen.

Ein eigenes Zimmer! In einer 'fremdem' Wohnung, in der er sich zum Schlafen nur jedes Wochenende aufhalten würde. Und doch... es war ja nicht so, dass Thore sich nicht geehrt fühlte... Es machte ihm nur deutlich, dass er somit niemals in einem Bett mit dem Volljährigen würde schlafen können.

Gleichzeitig schalt er sich einen Narren. Was hatte er eigentlich erwartet? Sie waren die besten Freunde, engste Vertraute aber keine Liebhaber. Trotzdem tat es weh, so sehr er sich über dieses Geschenk freute.

Thore fiel in Kilians Arme, krallte sich regelrecht fest. An diesem Gefühlswirrwarr war ganz bestimmt der Alkohol schuld. "...danke...", murmelte der Kleinere immer wieder, streichelte den vernarbten Rücken auf und ab.
 

Der Grauhaarige merkte sofort, was Thore dachte. So hatte er sich das nicht gedacht. Zwar bedankte sich der Kleinere stürmisch, doch der Ältere spürte seine Aufgewühltheit, seinen Schmerz. Warum? Was hatte er falsch gemacht?

Er spürte den kleinen Körper eng an seinen geschmiegt, erschauderte leicht durch die sanften Berührungen an seinem Rücken und doch stand er nur da, starr und blickte aus dem Fenster in die schwarze Nacht.

Was hatte er falsch gemacht? Immer wieder kehrte diese Frage in seine Gedanken zurück, ließ ihn nicht mehr los. Ganz egal was der Jüngere sagen würde, Kilian konnte in diesem Moment besser als je in seinen Augen lesen, wie sehr er ihn verletzt hatte.

Mit sanfter Gewalt schob der Größere den Braunhaarige von sich weg. "Schön dass du dich freust," sagte er mit normaler, aber recht brüchiger Stimme. Er hätte so viel anderes sagen wollen, aber kein einziges dieser Wörter kam über seine Lippen. So wie es aussah hatte er Thore schon genug verletzt.

Kilian wich ein paar Schritte zurück, bis er mit dem Rücken an den Türrahmen stieß. Ein scheues Lächeln huschte über seine Lippen. Ihm kam es vor, als hätte er Thore zum ersten Mal gesehen, als müsste er ihm so ängstlich und abweichend begegnen, wie allen Anderen.

Was diese Gefühle beeinflusste wusste er nicht, aber ab dem Moment, in dem Thore sein Zimmer gesehen hatte schien Alles anders geworden zu sein.
 

"Ki- Kilian..."

Verwiirt sah Thore seinen besten Freund an. Warum entfernte er sich so plötzlich von ihm?

Er kannte diesen traurigen Blick, der von Selbstaufgabe geprägt war; Wahrlich, Thore kannte ihn nur zu gut.

Oft genug hatte er den Grauhaarigen morgens nach dem Wochenende gesehen, mit neuem Schürfwunden und Kratzern und jedesmal hatte er ihn so schüchtern angesehen, als müsste er Angst haben, der Kleinere würde sich von ihm entfernen.

Vielleicht hatte er seine Reaktion falsch verstanden- oder besser ausgedrückt- richtig.

"Kilian, ich freue mich wirklich... es ist nur... wie soll ich das erklären?"

Ja, wie sollte Thore sich ausdrücken, ohne dem Anderen die perverse Wahrheit ins Gesicht zu sagen?

Unfähig, verdammt unfähig und trottelig kam sich der 15-Jährige in dem Moment vor. Er konnte nur auf das Versprechen hoffen, dass der Volljährige ihm ein paar Wochen zuvor gegeben hatte.

Und genau das flüsterte er in dem Raum, sah Kilian dabei hilflos an.

"Bitte verlass mich nicht. Entferne dich nicht von mir."

'Denn ich liebe dich', fügte er in Gedanken hinzu.
 

Der Körper des Älteren stoppte von alleine. Was sollte er nun tun? Stumm blickte er dem Kleineren ins Gesicht, unfähig sich zu bewegen.

Nach einigen Minuten endlich schien er wieder einigermaßen klar denken zu können. Sein Blick huschte durch das Zimmer und blieb letztendlich an den Augen des Jüngeren hängen. Zögerlich nickte er, schluckte und stellte sich wieder richtig hin.

Was sollte dieser Ausbruch eigentlich schon wieder? Langsam aber sicher drehte er durch. Irgendwas musste sich ändern, sonst gab es keine Zukunft für ihn.

"Schon ok, ich versteh schon," presste er über seine Lippen heraus und schaffte es sogar ein leichtes Lächeln auf diese zu legen.

Nach weiteren Minuten des Schweigens löste er sich endlich aus der Situation. "Ich mach uns noch einen Tee." Mit diesen Worten tapste er in die Küche.
 

Und Thore tapste ihm treu hinterher. Kilian hatte sein Verhalten also mitbekommen und missverstanden. Lautlos seufzte der Braunhaarige.

In der Küche setzte er sich auf die Fensterbank- zwar war der Raum jetzt schön ausgestattet und besaß auch Sitzgelegenheiten, doch Thore hatte das Sims von Anfang an liebgewonnen, könnte man fast behaupten.

Schüchtern lächelte er den Älteren an, der ihm jedoch den Rücken zudrehte. Kilian schien vollkommen vertieft in seine Arbeit zu sein.

Vor Thores Augen schwankte die ganze Umgebung hin uns her; er hatte anscheinend einen ganz schönen Schwips. Dadurch ließen sich wohl auch seine Stimmungsschwankungen, die er gerade von Minute zu Minute durchlitt, erklären. Und vielleicht erklärte es auch, warum er ganz leise, wie zu sich selbst die Worte "Ich hab dich lieb" aussprach- sie drückten nicht im mindesten das aus, was er tatsächlich für den Halbrussen fühlte.
 

Mit aller Kraft versuchte sich der Ältere auf seine Arbeit zu konzentrieren, was ihm allerdings nicht ganz gelang. Trotzdem versuchte er mit aller Kraft wenigstens den Eindruck zu erwecken sich zu konzentrieren.

Stumm machte er Wasser heiß und suchte die richtige Sorte Tee aus dem Schrank. Dann begann er das heiße Wasser in 2 Tassen zu gießen.

,Ich hab dich lieb,' klang es auf einmal von Thore, zwar nur als leises Flüstern, aber Kilian hatte es verstanden. Verwundert wandte er seinen Blick Richtung Fenstersims, auf dem der Jüngere saß. "Was?" murmelte er leise.

Durch seine Unaufmerksamkeit allerdings kam es, dass er auf einmal, anstatt das Wasser in die Tassen zu füllen, etwas des heißen Gebräus über seine Hand goss.

"Verdammt," der Grauhaarige schmiss den Wasserkocher fast zur Seite und lief zum Wasserhahn aus dem er sofort eiskaltes Wasser über seinen Handrücken laufen ließ.

Alles schien zu brennen und doch... Kilian war in diesem Moment der physische Schmerz egal, denn egal was er tat, wie sehr seine Hand auch schmerzen sollte, kein Schmerz dieser Welt kam an das heran, was sein Herz in diesem Augenblick fühlte.
 

Kaum, nachdem Kilian sich die Hand verbrannt hatte und zum Wasserhahn gestürzt war, sprang Thore von seinem Fenstersims hinunter und lief durch die Küche zu seinem Freund.

"Oh Gott, es tut mir so leid, Kili!" sprach er dabei immer wieder und konnte nur geschockt auf die feuerrote Hand starren.

Was hatte er da auch nur wieder für einen Blödsinn gemacht!

Innerlich verfluchte er sich mehr als tausend Mal, legte dann eine Hand auf Kilians Rücken und fragte eingeschüchtert: "Tut es sehr weh?"

Mehr für sich selbst fuhr er dann fort: " Ich bin so ein Idiot, ich kann nichts richtig machen... hätte ich bloß meine Klappe gehalten..."

Unsicher knibbelte er auf seine Unterlippe herum. Da er sich nicht selbst ansehen konnte, wusste er nicht wie verteufelt niedlich er gerade aussah; seine Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen, die dunklen Augen voller Scham und das Gesicht errötet, der Blick schüchtern auf die Hand seines besten Freundes gerichtet.
 

Kilian schüttelte den Kopf. "Schon ok, es ist ja nicht deine Schuld. Ich hätte einfach besser auspassen müssen," murmelte er beschwichtigend. Er wollte nicht, dass sich der Kleinere die Schuld an seinem ungeschickten Verhalten gab.

Nach einigen Minuten drehte er das Wasser aus. Es hatte eh keinen Sinn mehr. Eine Narbe mehr oder weniger machte bei ihm auch nichts mehr aus. Sein Blick fiel zur Seite, in das Gesicht des Braunhaarigen, der so eingeschüchtert dastand, als würde er jeden Moment eine Ohrfeige von Kilian bekommen.

Der Grauhaarige musste schlucken, kein Anblick könnte ihn mehr verletzten als dieses Bild. Mit seiner unverletzten Hand hob er Thores Gesicht an, damit er ihm in die Augen blicken konnte. Sein Herz schien zu zerspringen.

Noch nie schien Thore so niedlich gewesen zu sein. Langsam, ganz langsam näherte sich Kilian dem Gesicht des Kleineren.

Dieses ganze Gefühlschaos, all die Eindrücke, die auf ihn einströmten, all die Zurückhaltung, die er in den letzten Tagen aufbringen musste, in denen Thore ihm doch so nah gewesen war, all das hatte seine Energie aufgebraucht. Er hatte seine Kontrolle über sich verloren.

Immer näher und näher kamen sich die Lippen der Beiden, doch noch hatte der Größere seine Augen geöffnet, blickte Thore ängstlich ins Gesicht. Und doch, es gab kein Zurück mehr, er war schon zu weit um jetzt zurückzuweichen.

Der Ältere schloss die Augen und schon im nächsten Moment spürte er die weichen Lippen des Anderen auf seinen. ,Oh mein Gott,' schoss es durch seine Gedanken.
 

Thore hatte die Augen weit aufgerissen, als er Kilians Lippen auf seinen fühlte.

Alles hätte er erwartet, nur nicht das. Sein Denken schaltete sich komplett aus, er schloss die Augen; er fühlte nur noch.

Die weichen Lippen auf seinen, so warm obwohl sie sonst so blass und kalt schienen, der ängstliche Blick, den Kilian ihm eben noch zugeworfen hatte, die zärtliche Hand an seiner Wange, die ihn mit ihrer Liebkosung umschmeichelte und der zitternde Körper, der immer noch zu weit von ihm entfernt war.

Unbewusst begann er zu lächeln und schwebte wie auf Wolken noch ein wenig näher zu dem Anderen, ließ alles auf sich wirken.

Sein Traum hatte sich erfüllt. Der Mensch, der ihm von allen auf der Welt am meisten bedeutete, gab ihm das, was er sich schon immer von ihm gewünscht hatte. Das Gefühl, etwas wert zu sein, liebenswert.

Es war eine Geste, die alles von Thore offenbarte; bis auf den Grund seiner Seele brannte sich dieser Moment.
 

Kilian war in diesem Moment mindestens genauso verwirrt wie der Kleinere, dessen Körper sich an ihn schmiegte. Wieso erwiderte Thore den Kuss denn auch noch? Er hatte alles erwatete, nur das nicht.

Wie oft hatte er in Gedanken diesen Moment schon durchgespielt und immer hatte ihn der Jüngere abgewiesen, verlassen, für immer verlassen. Aber das waren nur Fantasien gewesen, das hier war die Realität, auch wenn es Kilian nur wir ein Traum vorkam.

Er schloss seine Arme um den kleinen Körper, zog ihn eng an sich, als hätte er Angst jeden Moment aus diesem wunderschönen Traum zu erwachen.

Zitternd öffneten sich seine Lippen, ohne dass er es wollte, als hätte jemand andere de Kontrolle über ihn übernommen. Und doch schien dieser jemand genau das zu tun, was der Grauhaarige sich immer erträumt hatte.

Zögernd strich ein mit seiner Zunge über die Lippen des Braunhaarigen, flehten förmlich um Einlass. Dieser Augenblick sollte nie enden.
 

Wie in Trance legte Thore ebenfalls seine dünnen Arme um den Anderen, schloss sie fest damit Kilian nie wieder entkommen könnte.

Das war definitiv nicht der Alkohol. Das war ein anderes Gift. Gift, dass sich Liebe nennt.

Er spürte Kilians Zunge zögerlich an seinem Mund und für einen Moment bekam er Panik, wusste er doch nicht, was er tun sollte.

Doch er ließ seinen Gefühlen freien Lauf und ließ den liebevollen Eindringling herein, in sein Innerstes, zu seinem Pendant. Er fühlte, wie die fremde Zunge zärtlich nach seiner suchte, sie schließlich fand und umspielte, mal neckend, mal schüchtern und doch immer wieder liebevoll, was kleine Stromstöße durch Thores Körper sandte.

Kleine Tränen sammelten sich in seinen Augen, liefen seine Wange herab.

Thore war glücklich, so glücklich, wie er noch nie war.
 

Mit jeder weiteren Sekunde schien sein Herz dem Zerreißen näher zu kommen. Warum hatte er sich die letzten Wochen, nein, eigentlich schon die ganze Zeit, die er Thore kannte, zurückgehalten, gequält, wenn dieser seine Gefühle nun doch erwiderte?

Oder tat er das gar nicht. War das hier vielleicht nur eine Kurzschlussreaktion oder fühlte er sich vielleicht sogar dazu verpflichtet, weil er den Größeren verletzt hatte.

Schon wieder, schon wieder wurde dieser wunderbare Moment zerrissen. Zerfetzt von den Zweifeln, die sich tief in dem Grauhaarigen aufbauten. Warum? Warum musste das so sein? Konnte er die Situation nicht so annehmen, wie sie war, ohne zu zweifeln?

Aber das war Kilian, das gehörte zu ihm, seit er klein war. Zu oft war er verletzt worden um jetzt blind vertrauen zu können.

Es brannte, sein Herz brannte heißer als Feuer. Auf einmal spürte er etwas feuchtes, das auf seine Haut tropfte. Weinte der Kleinere etwa? Aber warum? Diese Träne begann sich in ihn zu brennen, tief in seine Seele und die Zweifel errungen die Überhand.

Er hatte Thore verletzt, einen anderen Grund konnte es für diese Tränen nicht geben. Langsam löste er seine Lippen von denen des Kleineren und sah ihn schuldbewusst an. "Verzeih mir," kam es kaum hörbar über seine Lippen.
 

"Es gibt nichts zu verzeihen", brachte Thore unter Tränen hervor. Sein Lächeln überschattete die geröteten Augen und er schmiegte sich noch eine Spur dichter an den anderen.

Der Kleinere gab behagliche Laute von sich, was man mit einem Schnurren vergleichen hätte können.

Die Ameisen in Thores Bauch schienen diesmal wirklich Amok zu laufen; die Spannung, die sich zwischen den beiden Jungen aufgebaut hatte, war einem angenehmen Knistern gewichen, welches Thore vollkommen beruhigte.

"Nein, es gibt nichts zu verzeihen", bekräftigte er noch einmal und fügte lächelnd an: "Und das meine ich ernst. Und ich bin nicht alkoholisiert."

Damit wand er sich ab und schickte, am Türrahmen angekommen, noch einen Luftkuss zum Größeren, bevor er sich lachend auf das Sofa im Wohnzimmer warf und das erstbeste Kissen knuddelte.

'Er liebt mich! MICH!'
 

Vollkommen geschockt blieb Kilian in der Küche zurück. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Auf einmal verstand er die Welt nicht mehr. Auf den ersten Blick würde er sagen, der Kleinere hätte sich über diesen Kuss gefreut, aber warum weinte er dann?

Das war alles zu viel für den Größeren, der solche Gefühlsausbrüche, wie sie im Moment in ihm stattfanden, nicht kannte. Was hatte Thores Verhalten denn nun zu bedeuten? Was wollte er wirklich.

So genauer er eben im Zimmer des Jüngeren seine Gefühle aus einem einzigen Blick entschlüsseln konnte, umso weniger konnte er es jetzt. Vielleicht waren es für ihn auch einfach zu viele Eindrücke auf einmal gewesen, aber es kam ihm vor, als würde eine riesige Welle aus Zweifeln und Ängsten über ihn hereinbrechen, die er nicht mehr kontrollieren konnte.

Ganz egal, was der Kleinere sagte, all diese unbeantworteten Fragen in seinem Kopf ließen sich nicht verdrängen oder gar beantworten. Der Körper des Grauhaarigen bebte vor Unsicherheit. Wie sollte das jetzt alles weitergehen? Was sollte aus dem Beiden werden?
 

"Kili, bring meinen Tee mit!" Rief der Braunhaarige quer durch die Wohnung, noch immer auf dem Sofa liegend, noch immer das Kissen schmusend.

Er wusste, die beiden würden noch reden müssen, doch Thore war das im Moment herzlich egal.

Er wollte nur dieses süße Gefühl genießen; vielleicht würden sie die Sache später klären, wenn sie gemeinsam im Bett lagen. Bei dem Gedanken huschten unweigerlich Bilder durch seinen Kopf.

Bilder, die sein Blut kochen ließen.

Er würde sich definitiv nicht abhalten lassen, die Nacht in Kilians Bett zu verbringen- mit ihm. Lächelnd setzte er sich hin, um Kilian Platz zu machen.

Bei dem Gedanken, nachher mit ihm zu kuscheln, sich ohne die letzten Zweifel an ihn kuscheln zu dürfen, wurde ihm noch ein Stück wärmer.
 

Zwar hörte der Grauhaarige die Stimme des Anderen aus dem Wohnzimmer rufen, doch drang der Ton nur von weiter Ferne an ihn heran. Einen Sinn konnte er in diesem Moment nicht aus diesen Worten ziehen, alles was er zu hören schien, verwischte in seinem Geist zu einer unverständlichen Masse.

Kraftlos ließ er sich auf den Küchenstuhl sacken, der direkt neben ihm stand. Alles drehte sich vor seinen Augen und schließlich, um nicht mehr sehen zu müssen, vergrub er sein Gesicht in seinen Armen.

Mit jeder weiteren Sekunde in diesem Gefühlszustand schien er mehr zu zerbrechen. All die Steine, die er jahrelang zu einer sicheren, dicken Mauer um sich herum gebaut hatte fiele herunter und zerbrachen.

Von jeder Seite schien jemand auf Kilian einzureden. ,Was hast du dir dabei gedacht?' ,Spinnst du?' ,Du asoziales Schwein.' 'Sowas wie du gehört in die Anstalt.'

Immer wieder hörte er unter anderem die Stimme seines Vater, aber auch Herr Heidrich und Mitschüler waren darunter.

"Hört auf, hört auf," flehte das große Häufchen Elend, das da zusammengekauert mit dem Kopf auf dem Tisch lag und am ganzen Körper zitterte. Immer enger zog der grauhaarige seine Arme um sich, um sich vor den Leuten, die ihn anschrieen, zu schützen.
 

Als nach zehn Minuten noch keine Antwort vom Älteren kam, entschloss sich Thore, nachzusehen.

Schließlich wollte er seinen Tee noch heiß haben.

Doch als er die Küche betrat, schämte er sich für seine Gedanken.

Vor ihm bot sich ein grauenhaft trauriger Anblick: Sein bester Freund zitternd am Küchentisch, das Gesicht vergraben, die langen Haare wie ein schützender Umhang um ihn herum.

Er hörte die Worte, die Kilian leise in heller Panik vor sich hinsagte, wie ein Mantra.

Thore löste sich aus seiner Starre und sank vor den Älteren auf die Knie, blickte unter dem Haarvorhang zu ihm.

"Hey, hier tut dir keiner etwas. Ich bin da. Nur ich."

Schon oft hatte Thore Kilian in dieser Weise geholfen, genauso, wie der andere ihm immer geholfen hatte wenn er wieder einmal seine Massenpanik bekam.

"Hey, Großer. Sieh mich an! Ich bin es, ich tu dir nichts."
 

Soo, seid ihr jetzt endlich zufrieden? *ggggg* Der heißersehnte Kuss der Beiden. ^^ Naja, ihr habt euch immer beschwert ihr leidet? Was glaubt ihr wie wir gelitten haben? Yato und ich waren mindestens genauso kribbelig wir ihr. *kicher* Und als es dann endlich soweit war den Kuss einzusetzen musste ich das auch noch schreiben...>.< Ich wusste gar net, wie ich das machen sollte, damit es das richtige Feeling rüberbringt...Ich hoffe es hat geklappt ^^

SO, jetzt aber die Frage, die wir euch noch stellen wollte. Yato und ich haben mal überlegt mit der Story zu einem Verlag zu gehen, wenn sie fertig ist. Was haltet ihr von der Idee? Meint ihr, sieist gut genug um so einen großen Schritt zu machen? Würde uns freuen, wenn ihr uns was dazu sagt. ^^

Also bye, Ron

10. Kapitel

So, ganz am Anfang ein großes Entschuldigung, dass es mit diesem Kapitel so lange gedauert hat, aber es gab bei Yato und mir privat ein paar Probleme, die nicht einfach aus der Welt zu schaffen waren. Ehrlich gesagt sind sie das immer noch nicht, deswegen schreiben wir im Moment nicht so viel wie gewöhnlich. Ich hoffe ihr könnt uns das verzeihen, es ist im Moment wirklich nicht einfach. Trotzdem viel Spass beim Lesen.
 

10. Kapitel
 

Keine Reaktion. Kilian saß da, seinen Blick starr auf den Boden gerichtet, als würde er genau durch den Kleineren hindurchblicken. Er hatte sich vor der Realität zurückgezogen, wollte nichts mehr hören oder sehen. Das alles tat zu sehr weh.

Auch Thores fast schon ängstlich wirkender Blick konnte ihn nicht aus seiner Trance befreien, war er doch schon zu tief in seiner Traumwelt versunken. Diese Welt, die für ihn nicht nur Schmerz und Angst zu bieten hatte. Doch je weiter er sich in dieser Illusion verirrte, umso bewusster wurde ihm, dass es eben nur eine Illusion war, nichts mehr.

Er hatte keine Wahl, er musste zurück. Ganz egal was eben passiert war, er hatte Thore versprochen bei ihm zu bleiben und das wollte er halten. Auch wenn dadurch eine Aussprache unumgänglich wurde.

Gerade vor dieser Aussprache hatte er solche Angst. Was wenn Thore in schließlich doch noch abweisen würde. Der einzige Mensch, der ihm je richtig Halt gegeben hatte. Was sollte dann passieren?

Langsam und leise drang die Stimme des Jüngeren an sein Ohr. ,Ich bin hier. Hab keine Angst.' Die sanfte Stimme des Anderen holte ihn immer weiter aus seiner Traumwelt heraus, zurück ins Hier und Jetzt.

Plötzlich schluckte der Grauhaarige, glitt vor Thore auf die Knie und warf sich in seine Arme, die Tränen nicht mehr zurückhalten könnend.
 

Mit festen Strichen beruhigte Thore den Größeren, dessen Schluchzen langsam abnahm. Immer wieder murmelte er leise Trostworte, banale Dinge, in Kilians Ohr und erzielte die gewünschte Wirkung. Der Kleinere ließ sich gegen ein Tischbein sinken und hielt den Anderen, hoffte, sein Herzschlag würde ihn beruhigen. Das hatte er irgendwann mal in einer Zeitschrift beim Arzt gelesen.

Mütter legten kleine Kinder auch an ihre Brust, dort, wo das Herz war um ihre Kinder zu beruhigen.

Wenn es da klappte, warum dann auch nicht bei den zwei Jungen?

Schließlich waren sie mehr als Vertraute.

Doch Thore tat es leid, dass Kilians Geburtstag so eine schreckliche Wende nehmen musste; er hoffte, er würde einiges gerade biegen können.

"Der Kuss vorhin", brachte er flüsternd heraus, deutlich zitternd. Doch Thore hatte es begonnen, er würde es jetzt auch zu Ende bringen, damit es Kilian besser ging und beide Klarheit hatten. Lange hätte er es eh nicht verbergen können, hätte dadurch nur ihre Freundschaft zerstört.

Jetzt versuchte er, alles zu retten, was zu retten war.

"Der Kuss war ernst gemeint."
 

Endlich waren seine Tränen versiegt, sein Körper wieder ruhig und doch schmiegte sich Kilian weiter gegen den Körper des Anderen. Seine Wärme, seine Nähe war alles, was den wie ein verängstigtes Tier wirkendenden Jungen in der Realität halten konnte.

Nach den Worten des Kleineren blieb Kilian für einige Minuten still sitzen, vielleicht wollte er nicht reagieren, vielleicht konnte er nicht. Das wusste er selber nicht, er kannte sich kaum noch. Dann endlich öffnete er doch die Augen und blickte Thore in die Augen. "Wir...wirklich?" Er schluckte leicht.

War das Thores Ernst oder nur wieder ein Versuch den Größeren aus seiner Verzweiflung zu holen. Nichts hatte er sich mehr gewünscht, als einen Kuss, dass der Kleinere seine Gefühle erwiderte, doch nun, da es so sein sollte hatte er solche Angst vor den Konsequenzen, dass er nicht wusste was besser gewesen wäre. Dass die Beiden für immer ihre Gefühle unterdrückt hätte oder dass sie sich geküsst hatten.
 

"Natürlich meine ich es Ernst", flüsterte der Kleinere leicht verlegen, während er den Anderen im Nacken kraulte. "Ich... ich..."

Er wollte in Worte fassen, was er für Kilian fühlte, wollte ihm klarmachen, dass er ihn wie nix anderes auf der Welt liebte; er fühlte, dass er es endlich durfte. Doch genau jetzt, wo er es konnte, fehlten ihm die Worte.

Der Braunhaarige hoffte, dass der Ältere ihn trotzdem verstand.

Zart küsste Thore den Größeren auf die Stirn, den Scheitel und betete inständig, dass er trotz beider Alkoholpegel, verstand, was der Jüngere ihm zu vermitteln versuchte.

'Ich liebe dich so...'

Und das, was er dachte, sprach er endlich aus; leise, fast unhörbar, doch mit bekennender Ehrlichkeit. Er brauchte keine verschönernden Worte; dass war alles, was er zu sagen hatte.

Sein Herz raste ihm davon, ebenso sein Verstand.
 

Sollte er glauben, was er da aus dem Mund des Anderen hörte? Sein Mund wurde trocken, die Tränen in seinen Augen schienen für einen Augenblick zu versiegen.

Kilian löste sich ein Stück vom Körper des Kleineren und blickte ihm, vor Anspannung zitternd, tief in die Augen. "Ich...ich....." Er brachte es nicht über die Lippen. In alle seinen Träumen hatte er lediglich auf diese Wörter gewartet, doch auch da hatte er sie nie selbst äußern können.

Diese Angst in seinem Inneren verletzt zu werden hielt ihn davon ab. Auch in diesem Augenblick ließ seine Seele es nicht zu sich einem Menschen so weit zu öffnen. Was würde Thore nur über ihn denken? Würde er ihn jetzt hassen?

Bewegungslos ließ der Halbrusse seinen Blick auf dem Menschen ruhen, den er mehr liebte als sein Leben, ohne zu atmen, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Dann, endlich, schien er wieder die Kontrolle über sich zu erlangen, beugte sich leicht vor und näherte sich dem Gesicht des Braunhaarigen. Wenn er schon nicht sagen konnte, was er fühlte, vielleicht würde Thore es so verstehen. Ihre Lippen berührten sich und wieder durchfuhr ihn ein starkes Gefühl, wie ein Blitz, der sein Herz zu rasen begannen ließ. Vielleicht würde es Probleme geben, auch Zweifel und Angst, aber möglicherweise gab es ja doch eine Chance für sie. Es war an der Zeit dies herauszufinden.
 

Lächelnd ließ sich Thore von Kilian zu sich ziehen, als dessen Lippen sich erneut auf seine legten. Dieses wortlose Geständnis machte den Braunhaarigen glücklich. Er verstand.

Er schloss seine Arme um den Älteren, streichelte seinen Nacken und Rücken.

Thore wusste, dass die beiden jetzt unmissverständlich zusammen gehörten, sie waren ein Paar.

Schmetterlinge flogen zu Tausenden durch seinen Magen, stritten sich mit dem kleinen Ameisen, die dort auch herum wanderten.

Der 15- Jährige war glücklich und er vermutete, dass es sein Freund ebenfalls war.

Nur zu gerne ließ er Kilians Zunge, die nach einigen Momenten an seinen Lippen erneut um Einlass bat, ein und begegnete ihr mit seiner eigenen, um ein zärtliches Spiel zu entfachen.
 

Tief in sich spürte Kilian, wie seine Gefühle gegeneinander kämpften. Auf der einen Seite war das unendliche Glücksgefühl, das seinen Körper nach und nach durchströmte, wie eine warme Welle. Auf der anderen Seite allerdings ließ sich seine Angst nicht vertreiben. Sie war beständig, wie ein Stein, der der Zeit trotze.

Das stetige Zittern beherrschte weiterhin seinen Körper, vor Erregung, vor Angst, vor Anspannung. Er hatte sich kaum unter Kontrolle und doch führte er den Kuss mit äußerster Vorsichtigkeit fort, als könnte dieser Moment mit nur einer falschen Bewegung zerbrechen wie Glas.

Wie lange dieser Kuss währte konnten Beide später nicht mehr sagen, aber für den Augenblick schien es wie eine Ewigkeit, eine Ewigkeit mit dem Menschen, den sie liebten. Als sie ihre Lippen wieder voneinander lösten hatte sich Kilian endlich beruhigt, das Chaos in ihm etwas mehr unter Kontrolle, doch wagte er es nicht, die Augen zu öffnen. Würde er dann aus diesem Traum erwachen?
 

Lächelnd ließ Thore sich zurücksinken, zog den Anderen dabei mit sich, bis dieser an seiner Schulter zu liegen kam. Hatte er Kilian eigentlich erzählt, wieso ihn sein eigenes Zimmer quasi schockiert hatte?

Sicher hatte er es in der Aufregung vergessen; der warme, liebevolle Geschmack von Kilians Lippen raubten ihm aber auch jeden Verstand!

Trotzdem begann er leise zu erzählen:" Das mit dem Zimmer... dankeschön. Ich fühle mich wirklich geehrt aber..." etwas schüchterner fuhr er fort:" ...Muss ich dort auch schlafen? Ich meine... ich... ich würde viel lieber bei dir..."

Spätestens jetzt schlich sich die altbekannte Röte Thores wieder auf sein Gesicht. Doch wenigstens hatte er gesagt, was ihn beunruhigte.
 

In seinem Kopf drehte sich alles, als sich der Ältere erschöpft an die Schulter des anderen lehnte. Schweigend lauscht er seinen Worten ohne eine weitere Reaktion zu zeigen. Sie schienen einen Prozess in ihm auszulösen, einen Prozess des Verstehens.

Das war also der Grund gewesen, warum Thore sich nicht wirklich gefreut hatte. Deswegen hatte er so reagiert. Jetzt war es wohl an Kilian zu erklären. Langsam löste er sich von Thore um ihn anzublicken.

Mit brüchiger Stimme begann er:" Ich...ich verstehe... Ich wollte die eine Freude mit dem Zimmer machen. Ich hatte nicht vor dich zu verletzen." Er schluckte. "Ich war feige... verstehst du? Ich denke ich hab dir das Zimmer eingerichtet, weil ich Angst davor hatte dir weiterhin Nachts so nahe zu sein. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren... Ich hatte Angst vor dem, was ich hätte tun können...."

Nach einem kurzen Zögern setzte er noch etwas dazu. "Natürlich musst du nicht dort schlafen." Seine Stimme war leise, aber gut zu verstehen, aber bei diesen Worten hatte er den Kopf verlegen abgewandt.
 

Jetzt verstand auch Thore.

Und er konnte nicht anders, als in ein lautes, hysterisches Lachen auszubrechen. Endlich fand seine Anspannung ein Ventil. Sie hatten sich also die ganze Zeit umeinander geschlängelt ohne zueinander zu finden. Beide haben über einen langen Zeitraum das gleiche empfunden und doch wusste es keiner. Es war schon lustig, auch wenn es eigentlich bitter war.

Die zwei, die sich besser kannten als das die eigenen Eltern sie kannten, wussten nichts über die Gefühle, die in den Jungen schwelten.

"Tut.. tut mir leid", kicherte Thore vor sich hin, während er versuchte, sich zu beruhigen. Dann klärte er den Größeren über seine Gedanken auf und hoffte, dass dieser auch darüber lachen müsste. Ein bisschen abschalten würde diesem auch gut tun, nach diesem Tag.
 

Zwar konnte Kilian durch diese Vorstellung nicht wirklich lachen, doch zumindest lockte sie ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Er holte tief Luft, wollte etwas sagen, doch anstelle von Worten entrann ein herzhaftes Gähnen seiner Kehle.

Ein schwacher Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. Anscheinend hatte ihn das alles hier so erschöpft, dass es Zeit fürs Bett wurde. Auch der Alkohol, mit dem er sich ja nicht gerade zurückgehalten hatte, hämmerte nun in seinem Kopf.

"Ich denke es wird Zeit zum Schlafen," gab er leise von sich. Diese Annahme bestätigte sich dann auch, als er mit einem Blick auf die Uhr feststellte, dass bereits 2 Stunden seines Geburtstages verstrichen waren.

Langsam richtete er sich auf, hielt dann dem auf dem Boden sitzenden Thore seine Hand entgegen um auch ihm auf die Beine zu helfen. Jetzt wo er stand breitete sich die Müdigkeit in seinem ganzen Körper aus und ein weitere Gähnen bahnte sich seinen Weg nach draußen.

Verlegen lächelte er den Kleineren an.
 

Der 15-jährige lies sich aufhelfen, auch bei ihm machte sich so langsam die Müdigkeit spürbar. Lahm trottete er hinter Kilian ins Bad, um sich noch einmal die Zähne zu putzen.

Nachdenken würde er jetzt nicht; er wollte erst einmal alles verdauen und eine Runde drüber schlafen.

Müde blickte er in den Badezimmerspiegel und musste sein Gegenüber auf der anderen Seite des Spiegels anlächeln. Nein, es hatte tatsächlich keinen Sinn, nachzudenken, zu unrealistisch kam ihm das alles vor. Genauso unrealistisch fühlte sich auch Kilians Hand an, die sich von hinten unter sein Shirt auf den Bauch geschoben hatte. Immer noch lächelnd suchte er im Spiegel nach den Augen seines Freundes, doch er fand sie nur geschlossen vor, genießend.
 

Schweigend stand er da, seinen Arm um den Kleineren gelegt. Vor seinem inneren Auge spielten sich so viele verschiedene Szenen ab, dass er das Gefühl hatte mitten in einem Kinofilm zu stehen.

Nach einigen Minuten endlich löste er sich von Thore, schritt zum Schrank und nahm einen Kamm heraus. In Gedanken versunken begann er sich durch die graue Mähne zu kämpfen, was bei der beachtlichen Länge nicht sonderlich leicht war. Als er es endlich geschafft hatte, teilte er seine Haare auf und flocht sie zu einem Zopf, band sie abschließend mit einem Band zusammen.

Auf den vorwurfsvollen Blick des Jüngeren hin, der es ja nicht möchte, wenn Kilian die Haare in einem Zopf trug, lächelte er beschwichtigend. "Sonst kann ich mir meine Haare morgen ganz abschneiden," erklärte er schnell, obwohl der Braunhaarige das bereits kannte.

Anschließend trat der Grauhaarige zum Wäschekorb im Bad und begann sich auszuziehen. Erst die Hose, dann das Shirt. Schließlich stand er in Boxershorts da, lächelte Thore an. Er näherte sich diesem einige Schritte, schloss die Arme um ihn und küsste ihn sanft.

Es kam dem Größeren vor, als wäre die ganzen Zweifel von vorhin verflogen. Und wenn es auch nur für den Moment so sein sollte, er wollte sich jetzt keinen Kopf mehr darum machen, er wollte nur noch genießen.
 

Im Nachhinein musste er sich eingestehen, dass er relativ unerfahren in diesen Sachen war.

Er glaubte kaum, dass der Ältere noch so unberührt und dumm war, wie er selbst.

Mit einem Mal schämte er sich ein wenig.

Aber das würde er dem Größeren gegenüber niemals zugeben.

Überhaupt, jetzt wo er sich überlegte, war er doch ganz schön aufgeregt, wenn er an das Beisammensein in Kilians Bett dachte.

War er für 'sowas' überhaupt bereit?

Konnte er das überhaupt?

Unauffällig hatte er ihn im Spiegel beobachtet, musste aber feststellen, dass er sein Starren nicht so gut wie der Ältere verbergen konnte.

Thore lies sich ganz in den Kuss fallen, umschlang den fast nackten Jungen und wünschte sich, dass sie noch näher beieinander wären. Doch dann verwandelte sich die zierende Röte in eine verlegene; noch nie hatte er 'so' über seinen besten Freund- Geliebten?- gedacht.

Errötend schloss Thore seine Augen, als Kilian ihn wieder so zärtlich küsste, dabei seinen Rücken streichelte.

Schon eben war ihm ein Schauer über den ganzen Körper gelaufen. Klar, er hatte den Anderen schon oft nackt gesehen, doch in dieser Situation jetzt war es ein ganz neues Erlebnis.
 

Noch ein wenig enger schlangen sich die Arme des Älteren um den kleinen, zerbrechlichen Körper des Anderen. Mit einer quälenden Langsamkeit drang er mit seiner Zunge in die Mundhöhle des Kleineren ein, begann seine Zunge zu umspielen, vorsichtig, zögerlich, aber doch provozierend.

Dann begann Kilian Thore etwas nach hinten zu drängen, bis dieser sacht gegen die Badezimmerwand stieß. Die Hand des Grauhaarigen begab sich anschließend auf den Weg über die Brust des Jungen. Nur leicht, ganz leicht berührte er mit seinen Fingerspitzen die Haut auf dieser empfindlichen Stelle.

Bei dieser Art des Körperkontaktes wurde nun aber auch Kilian etwas mulmig, obwohl die Initiative von ihm ausging. Hingegen Thores Annahmen war auch er noch unerfahren- zumindest was den eigenen Willen anging.
 

Ein leises Keuchen verließ Thores Mund. Diese Enge, diese Erregung... war das dem Alkohol zuzuschreiben? Der Braunhaarige wusste, dass es nur an Kilian lag.

Ein leichter Schauer lief über seinen Rücken, während sich Hitze in seiner Körpermitte sammelte. Thore konnte ja auch nichts dafür, denn Kilian machte ihn regelrecht verrückt mit seinen zärtlichen Händen auf seiner Brust.

Der Ältere musste wirklich schon Erfahrung haben, allerdings wusste Thore nicht, woher, denn außer mit ihm schien der Grauhaarige mit niemandem zusammen zu sein.

Gerade jetzt fiel ihm auf, dass er ja den Anderen eigentlich kaum kannte. Gut, er wusste bestens über seine Gedanken und Gefühle bescheid... doch nicht über sein Privatleben.

Doch sollte ihn das jetzt stören?

Jetzt, da sie so nah, so vertraut beieinander waren?

Nicht wirklich, obwohl es in seinem Bauch zu kribbeln begann.

Es war schön, was Kilian mit ihm machte, doch wie weit würde er gehen?
 

Mit jeder Sekunde, die sie in dieser Position verbrachten wurde der Grauhaarige unsicherer. Es schien Thore zu gefallen, was er da tat, doch Kilian glaubte nicht, dass es für sie beide schon an der Zeit war einen weiteren Schritt zu gehen. Davor hatte er selbst noch zu viel Angst, denn diese ganzen Erinnerungen an die letzten sechs Jahre bei seinem Vater brachen in diesem Moment über ihm zusammen, obwohl er es sich nicht eingestand.

Nein, er brauchte noch Zeit.

Langsam, ganz langsam löste er seine Lippen von denen des Anderen und lächelte ihn sanft an. Wie von allein griff er nach der Hand seines Gegenübers und ohne etwas zu sagen, zog er ihn richtig Schlafzimmer, in sein Schlafzimmer.

Er öffnete die Tür, zog Thore ins Zimmer und stieß sie sanft mit dem Fuß wieder zu. Dann legten sich die Hände des Älteren auf die Schultern des Jüngeren und drückten ihn mit leichter Gewalt in die Kissen, beugte sich über ihn und küsste ihn vorsichtig.

In diesem Moment schienen keine Wörter nötig zu sein, damit sich die Beiden verstanden.
 

Zitternd lag Thore auf dem Bett. Nur der Mond schien zum Fenster herein und zeigte ihm die Konturen seines Freundes. Die blauen Augen, die sonst von den tiefgrünen Kontaktlinsen verborgen blieben, glitzerten in diesem diffusen Licht, offenbarten Kilians ganz Seele.

Darin erkannte der 15- Jährige, das der Andere auch unsicher war, Angst hatte, ihm weh zu tun.

Er selbst war aufgeregt, wusste er doch nicht, was jetzt passieren würde, was von ihm verlangt wurde.

Gleichzeitig schalt er sich einen Narren. Kilian würde niemals etwas von ihm verlangen, wenn er nicht selbst bereit war, es ihm zu geben.

Zögernd zog er den kräftigeren Körper zu sich, um den Kuss zu intensivieren; er brachte ihre Zungen zueinander, ließ ein zärtliches Spiel von neuem beginnen.
 

Der Größere beugte sich weit herunter zum anderen, den Kuss genießend und das Spiel erwidernd. Seine starken Hände strichen hauchzart, als würde er zerbrechen, über den Körper des Kleineren.

Die Unsicherheit und die gleichzeitige Erregung ließen den Körper Kilians beben. Dieses Gefühl war fantastisch, die gesamte Spannung, die sich in ihm aufbaute schien ihn zum zerbersten zu zwingen und doch hielt er diesem stand. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas empfunden.

Keiner der Beiden hätte später noch sagen können, wie lange sie so verbrachten, doch irgendwann gewann die Müdigkeit wieder die Macht über den 18-jährigen und veranlassten ihn, sich neben den kleinen Körper ins Bett sinken zu lassen, die Augen geschlossen und wohlig seufzend.

Das konnte doch alles nicht wahr sein, das war viel zu abgehoben um wahr zu sein.
 

Im Grunde war er froh, dass Kilian und er noch auf *das* warten wollten; im stillen Einverständnis. Auch der Grauhaarige schien Angst zu haben, oder hatte Thore den Blick falsch gedeutet?

Doch so langsam dämmerte der 15- Jährige auch weg, zu aufregend war der Tag gewesen. Lächelnd küsste er den Anderen nochmal auf den Mund, auch wenn dieser das nicht spüren würde, dann schlief der Kleine ein und träumte das erste Mal seit Jahren von etwas Schönem.
 

Ich hoffe es hat euch gefallen und das lange warten hat sich wenigstens gelohnt für euch. Ich hoffe es dauert nicht so lange, bis ich das nächste Kapitel hochladen kann, aber das kommt lediglich darauf an, wie es hier bei Yato und mir weitergeht und wie schnell wir unsere Probleme lösen können. Bye denn,

Ron

11. Kapitel

So...der nächste Teil. Wen es interessiert: Yatos und meine Krise ist so gut wie überstanden. Es war ja im Grunde auch kein Problem, dass wir mit dem jeweils anderen hatten, sondern hatte jeder für sich ein Problem mit sich selbst...aber lassen wir das Thema...

Ich hoffe ihr könnt den nächsten Teil genießen. Je näher sich Thore und Kilian kommen umso schwerer ist es für mich zu schreiben. Ich weiß nicht, wie es Yato dabei geht. Trotzdem geben wir uns aber die größte Mühe. *smile*

Viel Spass beim Lesen.
 

11. Kapitel
 

Schon früh am Morgen klingelte der Wecker in Kilians Zimmer um zu zeigen, dass für die Beiden ein neuer Tag begann und zwar ein Schultag.

Verschlafen blickte der Grauhaarige auf den Wecker, dann zur Seite und erkannte Thore, der neben ihm lag. Erschrocken fuhr er auf und rief sich das Vergangene der letzten Nacht ins Gedächtnis.

Die Unsicherheit erwachte ebenfalls in ihm und gab ihm das Gefühl, dass irgendetwas vollkommen aus den Bahnen gelaufen war. Was hatten die beiden Jungen da nur wieder gemacht? Würde es einer von ihnen bereuen?

Nein, dass Kilian es nicht bereuen würde, war ihm klar. Nie in seinem Leben würde er das, was er getan hatte bereuen, oder doch? Würde an all dem nicht seine Freundschaft zu Thore leiden, würde sie vielleicht ein Ende finden? Aber bis jetzt hatten sie doch auch jede Hürde genommen.

Energisch schüttelte der Grauhaarige den Kopf, nein, das war nicht das Ende, das war lediglich ein neuer Anfang, ein neuer Weg, den er gemeinsam mit Thore gehen würde. Zusammen würden sie es schaffen. Er wollte nicht unsicher sein, Kilian wollte stark sein, für sich und seinen Freund.
 

Das Piepen des Weckers hatte Thore nicht sonderlich gestört. Vielmehr war es Kilian, der sich im Bett mittlerweile aufgesetzt hatte. Der 15- Jährige blieb noch liegen; er hatte absolut keine Lust, jetzt auszustehen, viel lieber wollte er im Bett bleiben und mit seinem Liebsten kuscheln.

Irgendwie hatte der Braunhaarige das Gefühl, als grinste er dümmlich.

Jetzt machte er sich sogar schon Vorstellungen als wäre er seit Jahren mit dem Älteren verheiratet. Doch wenn er ernsthaft drüber nachdachte, stimmte das im gewissen Sinne auch.

Seelisch waren sie schon Ewigkeiten eins.

Gähnend kuschelte er sich an den Älteren; es war viel zu früh, jetzt schon solch philosophisch- schweren Fragen nachzuhängen.
 

Als sich der kleine Körper an ihn schmiegte blickte Kilian nach unten und sah in das verschlafene Gesicht des Anderen. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen als er sich herunter beugte und Thore einen sanften Kuss gab.

"Morgen," hauchte er, während er dabei war sich aus der Bettdecke zu schälen. "Ich geh jetzt erst einmal duschen," fügte er noch hinzu und verließ das Schlafzimmer in Richtung Bad.

Dort angekommen öffnete er seinen Zopf, schüttelte seine nun ich Wellen liegenden Haare aus und lächelte seinem Spiegelbild entgegen.

Seine Augen leuchteten zum ersten Mal seit langem vor Glück und leise summend stellte er sich unter die Dusche.

Das heiße Wasser rann über seinen Körper und ein weißer Nebel umschloss seinen nackten Körper. Aus dem Summen hatte sich inzwischen ein Singen entwickelt. Leise aber klar sprudelten die Worte des neusten Songs seiner Band aus ihm heraus, ohne dass er es sonderlich wahr nahm. Das hier schien sowieso mehr ein Traum als die Realität zu sein.
 

Thore hatte des Abgang des Grauhaarigen mit äußerstem Unwillen beäugt. Doch schließlich siegte die ihm anerzogene Vernunft; er sah ja auch ein, dass sie nach vielen Tagen des Schwänzens mal wieder den Ort des Grauens, sprich Lehranstalt, besuchen sollten. Nur hatte er keine Lust.

Dem Braunhaarigen fielen weitere positive Aspekte an Kilis neuer Wohnung auf. Man konnte das Schlafzimmerfenster öffnen und sah nur das Biotop, was wohl irgendwann mal angelegt worden sein musste; und mit dem Bus, der zu günstigen Zeiten fuhr, waren sie in 10 Minuten an der Schule.

Nach einem schnellen Blick auf den Digitalwecker stellte Thore fest, dass die Jugendlich noch gut und gerne 45 Minuten Zeit hatten. Kilian hatte bestimmt noch sein altes Zeitgefühl im Kopf.

Lächelnd öffnete der 15- Jährige das Fenster und setzte sich auf das breite Sims. Es war noch verdammt kalt und die Sonne würde noch lange brauchen, bis sie aufging.

Doch Thore gefiel diese Dunkelheit. Es lies ihn komischerweise immer glücklich werden; auch wenn er das jetzt mit Kilian, der nun noch enger bei ihm war, sowieso war.
 

Nach einigen Minuten beschloss Kilian das Wasser auszudrehen und unter der Dusche hervorzukommen. Seine Hand griff nach einem Handtuch, mit dem er begann seinen Körper abzutrocknen. Seine nassen Haare hingen ihm ins Gesicht und die daraus entstehenden Tropfen perlten langsam am nackten Körper des Älteren herab.

Schließlich wickelte er sich das Handtuch um die Hüfte und begann sich seine Haare so gut es eben ging zu trocknen. Soweit fertig sah er sich dann nach seiner Kleidung für den neuen Tag um....die er natürlich vergessen hatte. Anscheinend hatte ihn die letzte Nach ziemlich aus der Bahn geworfen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als mit dem Handtuch um die Hüften ins Schlafzimmer zu gehen.

Eine leichte Röte zog sich über sein Gesicht, die sowohl durch die heiße Dusche, aber auch durch das leichte Schamgefühl entstanden war. Während er sich dem Schlafzimmer, dessen Tür offen stand, näherte, sah er sie zarte Figur Thores auf dem Fenstersims sitzen, den Blick in die Ferne gerichtet.

Sich in den Türrahmen lehnend blieb der Grauhaarige stehen, um dieses so viel Ruhe ausstrahlende Bild zu betrachten. Die Dunkelheit der verebbenden Nacht schien den Körper des Anderen in die Tiefe zu ziehen und doch schien der Kleinere dem zu trotzen, strahlte ein sanftes Licht aus, dass ihn von allem anderen abhob.
 

Der 15-Jährige drehte sich langsam um, als er die kühle Präsenz in seiner Nähe spürte. Kalt und dunkel, verschlossen... und doch bekannt und liebevoll.

Lächelnd sah er den Anderen an, bewunderte dessen vernarbte Gestalt. Es war freilich nicht das erste Mal, dass er Kilian nackt sah, doch niemals hatte dieser über seine Wunden gesprochen.

Und Thore wollte das auch gar nicht. Es reichte ihm, den momentanen Frieden im Gesicht des Grauhaarigen zu sehen, der ebenso zurück lächelte.

Thore wollte die Stille nicht brechen und doch wusste er, dass er sie beenden musste, wenn sie nicht zu spät zur Schule kommen wollten.

Also stand er auf und näherte sich dem Volljährigen, verlegen an seinen verwuschelten Zotteln spielend.

"Ich glaub'... ich geh' auch duschen", sagte er kokett mit niedlichem Augenaufschlag.
 

Einen weiteren Augenblick verharrte der Grauhaarige schweigend, nickte dann und blickte den Kleineren an. Wie von alleine streckte er die Hand nach Thore aus und zog ihn für einen kurzen Moment an sich heran, in dem sich die Lippen der Beiden zart berührten.

Aber schon im nächsten Moment löste er sich wieder aus dem Bann des Jüngeren, denn auch ihm war bewusst, dass es für die Beiden wieder an der Zeit war in die Schule zu gehen. Sie hatten schon zu lange geschwänzt und alleine das würde eine Menge Ärger geben. Gerade jetzt nach seine Verwarnung wegen dem Vorfall mit Heidrich.

Nachdem Thore das Zimmer verlassen hatte schritt Kilian zu seinem Schrank um sich anzuziehen. Er wählte den üblichen Farbton- schwarz. Danach begann er seinen Schmuck zusammen zu suchen. Seine zwei silbernen Ketten, seinen Ring und die Sachen, die typisch für ihn waren.

Dann machte er sich auf den Weg in die Küche und begann den Tisch zu decken, denn wenn Thore aus dem Bad kam mussten sie ja schließlich auch noch etwas zu sich nehmen.
 

Thore hatte sich mittlerweile geduscht und angezogen- er schwärmte immer noch von dem Geruch, der im Bad hing- ganz viel Apfelduft-Shampoo und Kilians persönliche Note.

Schwärmend, leise singend begab er sich in die Küche, wo sein Freund- er errötete bei dem Gedanken- schon die aufgebackenen Brötchen hingestellt hatte.

Doch als er das neue Glas Nutella sah, fingen seine Augen an zu Funkeln, bevor er Kilian in die Arme sprang und diesen auf einen Stuhl drängte, nur um sich dann wie selbstverständlich auf dessen Schoß zu setzen.

Zärtlich- verliebt blickte er ihm in die Augen. "Du bist so süß... so wie Nutella", flüsterte er leise.
 

Unweigerlich zeichnete sich ein Lächeln auf den Lippen des Älteren ab. Süß wie Nutella, das war er also. Zwar war ihm bewusst, dass nicht viele diese Meinung mit Thore teilen würden, aber es reichte ihm vollkommen, dass sein Freund so über ihn dachte.

Auch er begann nun sich ein Brötchen zu schmieren und langsam es zu verzehren. In Gedanken versunken saß er da, einen Arm um den Kleineren gelegt und starrte Löcher in die Luft. Zeitweise vergaß er sogar vollkommen zu essen.

Seine Gedanken flogen um alles, was in den letzten Tagen passiert war. Alle möglichen Gefühle, die sich aufgestaut hatten. Langsam kroch wieder eine ihm bekannte Angst in ihm hoch, die diesmal jedoch nichts mit Thore zu tun hatte.

Irgendwann im Laufe des Tages musste er einen der schwersten Gänge seines Lebens gehen. Er musste ein letztes Mal nach Hause, ein letztes Mal seinem Vater in die Augen blicken, es gab keinen anderen Weg. Seine letzten Sachen lagen noch Zuhause und auch so wollte er sich noch einmal verabschieden, damit er einen Punkt bei diesem Abschnitt seines Lebens setzen konnte. Doch es fiel ihm nicht leicht und seine Gedanken ließen sich nicht von diesem Thema trennen.
 

Der Kleinere bemerkte die Abwesenheit des Anderen, doch er lies ihn seine Ruhe. Schließlich musste jeder von ihnen früher oder später einmal um Auszeit bitten. So sehr ihn auch interessierte, was sein Freund dachte, Thore schwieg und aß sein Brötchen weiter.

Dann fielen ihm seine Eltern ein.

Seit einer Woche waren sie wieder zu Hause, doch er war nicht einmal da. Er würde gewaltigen Ärger kriegen.

Heute sollte er wohl besser zu Hause vorbeischauen, nachmittags konnte er ja immernoch zu Kili gehen. Überhaupt Kilian... 'egal', dachte Thore, 'irgendwann wird er mir von seiner Familie erzählen.'

Er kuschelte sich an seinen Freund und bemerkte beim Blick auf den Küchenwecker, dass sie nur noch eine Viertelstunde hatten. Seufzend aß Thore auf und sah Kilian an; ein wenig traurig vielleicht.

Leise murmelte er: "Ab heute kann ich wohl nur noch am Wochenende bei dir schlafen... wegen meinen Eltern. Sie kümmern sich zwar sonst nicht...aber wenn die Nachbarn bemerken, dass ihr Sohn aus den Bahnen gerät, ruiniert das ja ihren Ruf."

Er küsste Kilian kurz auf den Mund, bevor er sich erhob um seine Schultasche und seine Jacke zu holen. Nebenbei räumte Kilian wohl die Küche auf, wenn er die Geräusche die von dort kamen, richtig interpretierte. Seine Schuhe standen im Flur; wie gewohnt setzte er sich auf den Boden und kämpfte mit der komplizierten Schnürung.
 

Kilian räumte gedankenverloren die Teller und Tassen weg bevor er schweigend in sein Zimmer ging und sie Schulsachen in seine Tasche packte. Schließlich schulterte er seinen schwarzen Rucksack und machte sich auf den Weg auf den Flur, in dem Thore immer noch mit seinen Schnürsenkeln kämpfte.

Als er das sah huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. Der Grauhaarige ließ sich hinter dem Kleineren auf den Flur sinken und blickte ihm über die Schulter. "Wenn ich dir helfen soll, sag bescheid," neckte er spielerisch. Dann schloss er seine Arme um ihn und schloss noch einen Moment die Augen.

Er wollte nicht in die Realität zurückkehren. Er wollte nicht in die Kälte des Alltages abtauchen. Jetzt wo Thore wusste was er fühlte hatte er Angst davor, dass die Gesellschaft alles verändern könnte. Das wollte er nicht. Auf keinen Fall.

Langsam aber sicher dämmerte es jedoch auch ihm, dass sie nicht mehr sonderlich viel Zeit hatten, bis sie gehen mussten und er löste sich vom Jüngeren und stand auf. Langsam zog er seine Jacke über, obwohl ihm nicht kalt war, was man schon an dem dünnen, jedoch langärmligen, Oberteil sah, dass er anhatte. Lange Ärmel nur deswegen, weil er nicht wollte, dass jeder seine Narben sehen konnte.
 

Endlich hatte Thore seine Schuhe zubekommen, schulterte gerade seinen Rucksack und sah Kilian abwartend an.

Er machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn fest, während er glücklich seufzte.

Jedoch fiel ihm der unangenehme Aspekt wieder ein, der ihn schon beim Frühstück beschäftigt hatte. "Ich muss dann nach der Schule mal nach Hause aber ich versuche am Nachmittag herzukommen, ja?"

Überhaupt, seine Eltern würden ihn sowieso zurechtstutzen... schließlich hatte er sich in den letzten drei Wochen vom braven Lieblingssohn, der immer strebsam war zum oft mauligen, schwänzenden Teenager entwickelt- natürlich bemerkten seine Eltern das kaum, da sie ja fast nie zu Hause waren, doch wenn sie sich gesehen hatten, hatten seine Erzeuger nur mit dem Kopf geschüttelt. Sein Vater ging sogar soweit, ihm den Kontakt zu Kilian zu untersagen- Thore hatte daraufhin seine Sachen gepackt und lebte in der zu dem Zeitpunkt noch halbfertigen Wohnung.

Die Einzige, die sich noch wirklich um ihn kümmerte, war seine Großmutter.

Thore beschloss, nicht weiter nachzudenken, denn sie mussten wirklich los.

Was würden nur seine Klassenkameraden sagen? Es interessierte ihn zwar nicht, doch er hasste die Blicke, die ihn unweigerlich treffen würden. Beim Gedanken daran schlug sein Herz ein wenig schneller.
 

Er schmiegte sich leicht in die Arme des Kleineren, bis er sich endgültig löste und sich auf den Weg aus der Wohnung zur Schule machte, immer darauf bedacht, dass Thore ihm folgte.

Schweigend machte er sich auf den nicht sonderlich langen Weg bis er schließlich das Schulgebäude sehen konnte.

Wie sehr er diesen Anblick hasste, denn er war mit so vielen negativen Erinnerungen verbunden, dass er es am liebsten anstecken würde. Aber er hatte keine Lust für so einen kurzen Moment des Spasses in den Knast zu gehen.

Nach einem kurzen Moment des Zögerns setzte er seinen Weg fort, schweigend und in sich gekehrt. Die Nervosität in ihm wuchs, denn er wusste nicht, wie es weitergehen sollte.
 

Thore bemerkte die wachsende Unruhe in seinem Freund, was ihn dazu veranlasste, den Größeren an der Hand zu nehmen und liebe voll Worte in sein Ohr zu flüstern.

"Wir überstehen den Tag schon, keine Sorge. Und wir sehen uns ja in jeder Pause", nach kurzem Zögernd setzte er ein schüchternes "Geliebter", hinzu und errötete leicht.

Kurz vor der Schule lies er unsicher Kilians Hand los, obwohl er sie gerne weiter festgehalten hätte, doch er war sich nicht sicher, wie alle anderen darauf reagieren würden.

Vorsicht war schließlich die Mutter in der Porzellankiste.

Trotzdem konnte es sich der 15- Jährige nicht verkneifen, einen funkelnden Blick auf seinen Freund zu werfen, hoffend, dass dieser ihn bemerkte.

Ohne einen letzten Kuss würde er den Schultag nicht überleben.
 

Kilian war mindestens genauso nervös wie der Kleinere. Zwar bemerkte er seinen Blick, doch zögerte er auf diese indirekte Bitte einzugehen. Was wenn sie jetzt jemand sehen würde? Wäre er dazu schon bereit?

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war zog er Thore an die Seite und küsste ihn kurz und hektisch. Er hatte nicht das Bedürfnis aufzufliegen, das sollte klar sein. Genau wie Thore brauchte auch er Zeit um mit der neuen Situation klarzukommen.

Beim Ertönen der Schulglocke löste er sich dann endgültig und verabschiedete sich kurz von Thore bevor er in seinen Kursraum ging. "Wir sehen uns in der Pause," brachte er hastig hervor, denn wenn er schon einmal in der Schule war wollte er nicht auch noch zu spät kommen.

Während er durch die Flure lief blickte er nicht auf den Weg und knallte natürlich sofort mit jemandem zusammen. Während er sich noch den schmerzenden Hinter rieb, auf den er gefallen war, versuchte er zu erkennen, mit wem er da zusammen gelaufen war.

Mit einem riesigen Schrecken stellte er fest, dass es Herr Heidrich war. "Ent-...Entschuldigung," presste er mit leicht zitternder Stimme hervor. Seit dem letzten Vorfall hatte er es tunlichst vermieden mit Herrn Heidrich zusammenzutreffen.

Dieser starrte ihn nun mit eiskalter Miene an. ,Mist...'
 

Einen Moment noch starrte er Kilian hinterher, bevor er das zweite Klingeln, was den endgültigen Beginn der Stunde ankündigte, hörte und den Ruf folgte.

Natürlich war es besser, wenn sie sich zurückhielten mit ihren Liebeleien in der Schule, doch Thore fragte sich, wie er das aushalten konnte.

Er betrat seine Klasse und sein Herz klopfte schneller. Wie immer, wenn er irgendwohin kam. Dann fühlte er sich plötzlich von allen angestarrt, fiesen Blicken ausgesetzt.

Mittlerweile hatte der 15- Jährige sich fast dran gewöhnt, ging er doch schon 3 Jahre mit denselben Leuten in eine Klasse.

Doch jetzt... jetzt war das erste Mal, dass er sich die Blicke nicht eingebildet hatte. Dieses Mal starrten ihn wirklich alle an. Abwertend. Höhnisch.

Thores Herz schlug Kapriolen, doch er zwang sich zur Ruhe, setzte sich auf seinen Einzelplatz in der ersten Reihe.

Ein Mitschüler ging an ihm vorbei und schlug ihn leicht auf den Hinterkopf. Johannes, von allen nur 'die Sense' genannt. Denn wo der hinlangte, wuchs kein Gras mehr.

Und genau dieser hauchte ihm ein gefährliches "Wir sehen uns nach der Schule, Schwuchtel", ins Ohr.

Thore konnte nicht mehr klar denken. Die Sense hatte etwas gesehen. Er würde nicht heil nach Hause kommen. Soviel war klar.
 

Immernoch saß er schwer atmend am Boden des Flures und starrte Herrn Heidrich förmlich an. Dieser hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und strich sein Hemd glatt. "Pass das nächste mal gefälligst besser auf," knurrte er ihm entgegen...und ging.

Er lebte noch, er hatte eben Herrn Heidrich umgelaufen und er lebte noch. Was ging hier vor sich? Warum war sein Lehrer nicht gleich ausgerastet? Irgendetwas war faul, das spürte Kilian, nur was?

Schließlich hörte aber auch er das zweite Klingeln der Schulglocken und er stemmte sich auf die Beine. Im Eiltempo lief er in seine Klasse und schaffte es gerade noch rechtzeitig vor seinem Mathelehrer.

Normalerweise begrüßten ihn die anderen Schüler immer gleich und auch die Mädchen umschwärmten ihn sofort, auch wenn der Lehrer bereit da war. Heute jedoch blieb das aus. Die Mädchen blickten ihn mit fast wehleidigem und mitleidigem Blick an und die Junges warfen ihm angewiderte Blicke zu. Was war hier los?
 

Der Unterricht zog sich langsam und Thore wurde von seinem Herzrasen jede Sekunde begleitet. Sobald Pause war, lief er so schnell wie möglich aus der Klasse, damit die Sense ihn nicht in die Finger bekam. Er wartete vor Kilians Klasse und kaum dass dieser draußen war, hatte der 15- Jährige ihn schon beiseite gezogen; die Blicke aller waren ihm förmlich in den Rücken gebrannt.

Thores Blick war voller Panik, als er Kilian in der schulinternen Bücherei in eine abgelegene Ecke gezogen hatte.

Er lehnte, klammerte sich regelrecht an den Älteren, als er atemlos und mit zitternder Stimme flüsterte:" Ich kann hier nicht bleiben. Die Sense hat uns gesehen. Jeder weiß es. JEDER! Er wartet nach der Schule auf mich!"

Flehend sah der Jüngere Kilian an, hoffte auf Zustimmung. Sicher, es war nicht richtig, jetzt wieder abzuhauen, doch Thore spürte, dass er kurz vor einem seiner Anfälle war. Er bekam kaum noch Luft.
 

Mit unruhigem Atem hörte Kilian dem Kleineren zu ohne den Blick von ihm zu wenden. Er hatte also doch Recht gehabt. Schon als er die Klasse betreten hatte, musste er realisieren, dass etwas nicht stimmte. Jetzt wusste er endlich was es war.

Langsam zog er Thore an sich heran, schloss ihn in seine starken Arme. Wenn es sowieso schon jeder wusste, spielte das hier auch keine Bedeutung mehr. Beruhigend strich er dem Brauhaarigen über den Kopf, küsste seine Schläfe. In diesem Moment wusste auch er nicht was zu tun war, aber er spürte den nahenden Anfall des Kleineren.

Langsam und mit ruhiger Stimme begann er auf ihn einzureden. "Ich werde nicht zulassen, dass dir die Sense irgendetwas antut, verstehst du? Nur wir können hier nicht weg, nicht schon wieder, nicht jetzt. Wir müssen jetzt stark sein und ich weiß, dass du das schaffen kannst."

Mit seinem Zeigefinger griff er unter das Kinn des Kleineren, hob es sacht an, damit er ihn anblicken musste. " Du kannst stark sein. Glaub an dich, glaub an uns. Ich werde das nicht zulassen. Ich kann hier nur nicht weg... Ich brauch doch das Abi."

Wie egoistisch er war, wie furchtbar egoistisch. Aber es war die Wahrheit. Kilian brauchte das Abitur um jemals frei von seinem Vater zu sein, um ihn jemals hinter sich lassen zu könne. Aber er würde auch nicht zulassen, dass man Thore weh tat.

"Ich werde nach der Schule bei dir sein. Du bist nicht alleine, glaub mir." Der Grauhaarige hatte nicht weniger Angst als der Kleinere, was da kommen würde, aber er spürte, dass er jetzt stark sein müsste, damit es eine Zukunft für sie gab.
 

Langsam beruhigte sich Thores Herz ein wenig. Er klammerte sich immernoch an seinen Freund, wollte ihn nicht loslassen. Doch das Klingeln hieß die beiden, wieder zu ihren Klassenräumen zu gehen und dem Unterricht zu folgen.

Thore ließ sich von dem Grauhaarigen bis kurz vor seine Klasse bringen; sämtliche Schüler starrten sie an und wenn Kilian nicht gewesen wäre, hätte Thore schon die Flucht ergriffen.

Stumm setzte er sich an seinen Platz, nur um eine weitere Gemeinheit zu entdecken. Sein Englischheft war beschmiert mit perversen Zeichnungen und widerlichen Sprüchen. Der 15- Jährige spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten, doch er würde diesen Menschen nicht die Gelegenheit bieten, sich über ihn weiter lustig zu machen.

Den Kopf gesenkt haltend wartete er auf das Eintreffen des Lehrers.

Warum zur Hölle konnten Leute, die halbwegs erwachsen sein müssten, nur so gemein sein?

Die Stunden vergingen recht schnell, was Thore gar nicht so lieb war. Bisher hatte die Sense ihm jedesmal auf den Hinterkopf geschlagen, er hatte bereits Kopfschmerzen davon. Die anderen hielten sich mit körperlichen Attacken zurück, dafür wirkten ihre Sprüche wie vergiftete Pfeilspitzen auf den Braunhaarigen.

Lange würde er das nicht durchhalten...
 

Das wars auch schon wieder. Ich hoffe es hat euch gefallen. *smile* Schreibt uns Kommis wie es war, ja? *lieb guck*

Bye denn, Ron

12. Kapitel

Na ihr ^^

Also...das 11. Kapitel wäre schon lange oben gewesen, wenn ich mal öfters hier vorbeigucken würde...*schäm* Musste nämlich was ändern, bevor es freigeschaltet werden konnte....*drop* Verzeiht mir...*auf die Knie fall und um Vergebung fleh*

So, hier kommt auch schon Chap 12, ich will net lange labern ^^
 

12. Kapitel
 

Der Gong beendete nach kurzer Zeit schon die letzte Stunde und Thore begann zu zittern. Er hatte Angst. Nackte Angst, denn jetzt hieß es, Schulgebäude verlassen. Die Sense würde auf ihn warten. Sie würde ihn fertig machen.

Sein Schicksal schon fast akzeptierend, trat der Junge mit dem verletzten Blick ins Freie und stand auf Augenhöhe mit seinem Henker.

Die Sense trat auf ihn zu und packte ihn grob am Kragen.

"Du perverses Mistvieh. Wegen dir werden wir noch alle AIDS kriegen, du schwules Dreckskind!"

Thore schloss die Augen, als der erste Schlag ihn traf und schaltete sein Denken ab, als ein paar andere Jungs dazu kamen und sie förmlich mit dem Kleinen Fußball spielten.

'Das überlebe ich nicht...'
 

Schon kurz bevor die Schulglocke die letzte Schulstunde beendete suchte Kilian seine Sachen zusammen. Hastig und mit zitternden Händen steckte er sie in die Tasche und versuchte sich innerlich zu beruhigen. Es würde schon alles irgendwie gut gehen.

In dem Augenblick in dem er den Schulgong vernahm stürzte er von seinem Platz und auf die Tür zu, die zum Flur führte. Einen halben Meter, bevor er sie erreichte versperrte ihm auf einmal jemand den Weg. Herr Heidrich, bei dem er die letzte Stunde Unterricht hatte.

"Kilian, ich möchte einmal mit dir sprechen. Sofort," ließ er mit einem strengen Unterton vernehmen, der keinen Widerspruch zu akzeptieren schien. Wie versteinert stand der Grauhaarige da. Warum gerade jetzt? Er hatte doch keine Zeit.

"Herr Heidrich, morgen werde ich liebend gerne mit ihnen darüber diskutieren, was auch immer sie mir berichten möchten, aber jetzt habe ich wirklich keine Zeit," und schon versuchte er sich an seinem Lehrer vorbeizudrängen.

Dieser hielt ihm aber mit einem festen Griff an der Schulter fest. "Ich möchte aber jetzt mit dir sprechen!" Kilian spürte förmlich, wie sich die brennenden Blicke in seinen Nacken bohrten. Er hatte keine Zeit, jetzt ging es um Thore und nur um ihn.

"Ich kann jetzt nicht," kam es fast flehend vom Halbrussen. Härter als gewollt riss er sich los, schob Herrn Heidrich zur Seite und drängte sich aus dem Klassenraum. Er konnte sich jetzt keine Gedanken um sein Abitur oder diesen Lehrer machen, der ihn sowieso bereit hasste.

So schnell er konnte hastete er zu Thores Klasse, doch sie war bereits leer. Wo konnte er nur sein? Hatte Kilian ihm nicht gesagt, er solle hier warten? Fast panisch lief der Junge weiter auf den Schulhof, auf dem er bereits von weitem eine große Menschentraube stehen sah.

,Nein...,' schoss es ihm durch den Kopf. Er kämpfte sich durch die Menge und der nächste Anblick brannte sich ihm ins Gedächtnis, das würde er nie vergessen.

Thore lag auf dem Boden, zusammengekauert und sich, so gut dies ging, mit den Armen schützend. Um ihn herum standen vier bis fünf Jungen, die auf ihn einschlugen und -traten. Einen Moment lang wusste Kilian nicht was zu tun war, dann zersprengte er die kleine Gruppe, stieß sie zur Seite um sich schließlich auf die Knie zu werfen, Thore schützend in seinen Armen bergend.

"Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid." Die Tränen standen ihm in den Augen. Warum hatte Heidrich ihn nur so lange aufhalten müssen? Warum hatte er sich nicht schon eher losgerissen? Es war alles seine Schuld.

Die Worte seines Vaters schossen ihm durch den Kopf: "Du bringst nur Unheil! Allem und Jedem! Warum springst du nicht einfach von der Brücke, dann hätten wir alle Ruhe!"
 

Alles war schwarz. Nein. Nicht ganz. Thore sah rot, denn das Blut, dass er roch brannte sich in sein Gehirn, dass er es beinahe wirklich sehen konnte.

Die Tritte hatten ganz plötzlich aufgehört. Alles war verstummt. Die Schreie der Jungen, die anfeuernden Rufe der Leute, die drumherum standen.

Die Schmerzen waren auch weg, zumindest die temporären.

In seinem ganzen Körper waren sämtliche Muskeln angespannt, alles tat ihm weh. Doch Kilian war da, das spürte er. Zaghaft öffnete er die Augen und lächelte seinen Freund liebevoll an.

"Du... bist spät..."

Mittlerweile waren die Jungen und der Anführer, die Sense, verschwunden. Sie kannten Kilian und sie wollten nichts riskieren. Wenn es jemanden gab, der mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser zuschlagen konnte, dann war es der 18-Jährige. Dieser hatte es jedoch niemals in der Schule bewiesen. Thore wusste, das Kilian Gewalt eigentlich verabscheute.

Unter Schmerzen richtete sich der Braunhaarige auf, keuchte leise. Er hielt sich fest an seinem Freund, der sich mittlerweile mit tödlichen Blicken der Menge zuwandte.

Der 15-Jährige vernahm nur noch ein leise gezischtes "Warum hat niemand von euch etwas getan?!", bevor er den Halt verlor und einfach zur Seite sackte.
 

Er spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten, doch er wollte jetzt nicht noch mehr Schwäche zeigen. Seine Gefühle waren ein Chaos aus Schuldgefühl, Wut, Hass und Sorgen. Am liebsten wäre er sofort auf die anderen losgegangen, doch er wusste, dass er sich dann nicht mehr hätte halten können. Kontrolle ade.

In dem Moment, in dem er diese wirklich fast verloren hatte sah er gerade noch in im Augenwinkel, wie die gequälte Gestalt Thores zusammensackte und nur seinen schnellen Reaktionen hatte er es zu verdanken, dass er diesen noch rechtzeitig auffing, bevor er auf die Steine schlug.

"Verdammt..." Eine einzelne Träne lief ihm über das Gesicht, als er Thore vorsichtig auf seine Arme hob. Er musste zu einem Arzt und das ganz schnell. Mit einem letzten Blick auf die erstarrte Masse, bei dem es ihm egal war, ob man seine Tränen sah oder nicht, machte er sich auf den Weg.

Zum Glück hatte sein Hausarzt nicht weit entfernt seine Praxis. Als er ankam klingelte er Sturm, in der Hoffnung, dass jemand da war, denn es war zu dieser Zeit eigentlich Mittagspause. ,Bitte, sei da, bitte,' flehte er in Gedanken, als sich endlich die Tür öffnete.

Sein Arzt staunte nicht schlecht, als er die vollkommen aufgelöste Gestalt Kilians erkannte. Trotzdem erkannte er die Situation sofort und ließ sie ein, wies den Grauhaarigen an Thore in den Behandlungsraum zu bringen und dort auf eine Liege zu legen.
 

Nach einer ganzen Weile wachte der Braunhaarige wieder auf, sein ganzer Körper schmerzte bei der kleinsten Regung. Er öffnete die Augen und erkannte einen weißen Raum und einen älteren Herren, ebenfalls in weiß. Er musste demnach im Krankenhaus oder einer Arztpraxis sein.

Gerade wollte seine Psyche ihm wieder einen Anfall unterschieben, da erkannte er hinter dem Arzt seinen Freund, der sich leise mit besagtem Mann unterhielt.

Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten, doch es ging nicht. Ein wehleidiger Laut entfuhr ihm, doch zumindest saß er jetzt auf der Liege.

Seine Sicht hatte sich auch soweit geklärt, er konnte sogar die Tränen auf Kilians Gesicht sehen.

Lächelnd sah er ihn an.

Sein Freund. Er hatte ihn beschützt vor schlimmerem. Dafür war er ihm dankbar.

"Kili...", krächzte er, "ich möchte zu dir..."

Die Sehnsucht sprach aus Thores Augen, er wollte jetzt in Kilis weiches, warmes Bett und mit dem Halbrussen schmusen. So würde er am besten die Schmerzen überwinden können.
 

Erschrocken zuckte der Grauhaarige zusammen, als er die angeschlagene Stimme des Kleineren hörte. Wie von alleine schnellten seine Hände nach oben um sich die Tränen wegzuwischen.

Dann warf er dem Arzt einen zweifelnden Blick zu. Sollte das möglich sein, dass er Thore sofort wieder mit zu sich nahm? Doch dieser nickte nur, hauchte Kilian jedoch noch einige Worte ins Ohr: "Er muss sich schonen. Wenn er genügend Ruhe bekommt kann er morgen wieder zur Schule, aber du musst auf jeden Fall seine Eltern informieren." Mit diesen Worten gab er Kilian noch einen aufmunternden Klopfer auf die Schulter und verließ den Raum.

Bei dem Gedanken an Thore Eltern rutschte dem 18-jährigen das Herz in die Hose. Wie sollte er ihnen DAS HIER klar machen? Er sah den Braunhaarigen mit einer Mischung aus Angst und schlechtem Gewissen an, schließlich war das hier alles seine Schuld.

Ohne ein Wort zu sagen hob er den geschundenen Körper des Anderen so sacht wie möglich auf seine Arme du trug ihn nach draußen. Es hatte keinen Sinn zu sprechen, denn er hätte keinen klaren Ton herausgebracht. Schweigend, langsam und vorsichtig trug er Thore nun in seine Wohnung, die glücklicherweise auch nicht sehr weit entfernt war.

Wie sollte er das alles nur je wieder gut machen? Er hatte da schon eine Idee- von der der Braunhaarige aber unter keinen Umständen erfahren durfte!
 

Thore klammerte sich fest an seinen Freund, während dieser langsamer als sonst nach Hause ging. Immer wieder stellte sich dem Braunhaarigen die Frage 'Was habe ich denen getan?'

Doch eine Antwort fand er nicht.

Erschöpft schloss er seine Augen, doch schon bald öffnete er sie wieder, als Kilian seine Wohnungstür aufschloss.

Krächzend sagte er: "Du sollst mit ins Bett kommen."

Er bemerkte Kilians beschämtes Nicken... machte er sich etwa dafür Verantwortlich?

Beruhigend strich er am Hals des Älteren entlang.

"Mach dir keine Vorwürfe, so sind Idioten halt."

Im Schlafzimmer sah Thore sich dann vor das nächste Problem gestellt. Er konnte sich nicht ausziehen, doch mit Klamotten hinlegen mochte er auch nicht. Unter Schmerzen zog er also seinen Pulli aus, doch ab dem Shirt, was er drunter trug, streikte sein Körper.
 

Natürlich, Thore tat wieder so als könne er nichts für alles. Als hätte er es nicht ändern können. Aber Kilian war sich sicher, dass er etwas hätte ändern können.

Er hätte nur seine Gefühle kontrollieren können, er hätte besser aufpassen können, damit es niemand mitbekam, er hätte schneller bei Thore sein können.

All das spukte in seinem Kopf herum, wiederholte sich wie ein Mantra. Hätte, hätte, hätte... Tatsache war aber, das er nicht hatte. Es war seine Schuld. Eine Schuld die er nie wieder gutmachen könnte. Er wusste wie tief die Wunden bei dem Kleineren sein mussten. Nicht die physischen, aber die psychischen.

Aber er würde diesen intoleranten Idioten schon noch zeigen, was sie davon hatten, denn die Wut in ihm war nicht etwas verflogen, nein, sie staute sich immer weiter auf, schien ihn schon fast mit ihrer Wucht zu überrollen, aber noch konnte er sich zurückhalten.

Langsam und vorsichtig begann er dem Jüngeren dabei zu helfen sich auszuziehen, bis dieser schließlich nurnoch seine Boxershorts anhatte. Immernoch schweigend setzte er sich auf die Bettkante, den Blick von Thore abgewandt. Er konnte es nicht ertragen, diese verletzte Gestalt zu sehen.
 

"Hey... leg dich zu mir, bitte."

Der Braunhaarige sah förmlich die Aggression, die in Kilians Körper wuchs. Und er wusste auch, dass ihm eigentlich jeder aus dem Weg gehen sollte. Außer Thore. Aber der hatte ja schon immer einen besonderen Stand bei dem Halbrussen.

Trotzdem wollte er nicht, dass der Größere irgendeine Dummheit machte, denn wenn er jetzt zur Sense ginge, hätte Thore erst einmal ein noch schwereres Leben und zudem war Kilian jetzt volljährig, das hieß, wenn er jetzt bestraft würde, hätte er die volle Verantwortung zu tragen.

Und damit hätte Thore dann alles verloren.

Mühsam richtete er sich also auf und schmiegte sich eng an den anderen.

"Komm... leg' dich bitte mit hin, ja?"

Zart streichelte er über Kilians Schulter; er würde jetzt alles tun müssen, damit der Größere nicht ausrastete.
 

Kilians Blick war in die Weite gerichtet, schien die Zimmerwand zu durchdringen und etwas anzublicken, etwas besonderes, von dem man den Blick nicht abwenden konnte. Dann spürte er den Körper des Anderen. Er wusste, dass er seine Aggression jetzt herunterschlucken müsste, aber vergessen würde er sie nicht.

Langsam ließ er sich zurücksinken, verdrängte den Gedanken an die Sense und all die anderen Jungen, die um Thore herum standen und auf ihn eintraten. Dieses Bild erschien jedoch immer wieder vor seinem inneren Auge. ,Und ich bin schuld,' kehrte es in seine Gedanken zurück. Tief durchatmen drängte er all dies erneut zurück. Jetzt musste er sich um Thore kümmern.

Der Grauhaarige zwang sich seinen Blick auf den Kleineren zu richten, ihn sanft anzulächeln, auch wenn ihm nicht nach lächeln zumute war. Bald erfror dieses auch schon wieder, denn ein anderer Nebenaspekt machte sich in seiner Erinnerung bemerkbar. "Ich muss deine Eltern benachrichtigen."

Mit ernstem Ausdruck auf dem Gesicht setzte er sich wieder auf, nicht wirklich motiviert auch nur nach dem Telefon zu greifen. Sicherlich würde das das Ende ihrer Freundschaft sein. Thores Eltern würden es nicht zulassen, dass ihr Sohn weiter mit ,so jemandem' seine Zeit verbrachte und doch gab es keine andere Wahl. Er musste es ihnen mitteilen.
 

"Meine Eltern? Ja, sicher. Die Telefonnummer ist in meinem Rucksack", murmelte Thore erschöpft- und ein wenig enttäuscht. Warum konnte Kilian sich nicht um ihn kümmern? Die Eltern konnten auch warten, sie kümmerten sich schließlich seit 15, fast 16 Jahren kaum um ihn.

Zudem würden seine Eltern wieder einen auf wichtig machen, um zu demonstrieren was für tolle Eltern sie doch waren.

Seufzend ließ er sich zurücksinken, legte die Hände vor die Augen. Alles tat ihm weh. Doch der Körper schmerzte nicht so sehr wie seine Seele.

Für einen kurzen Moment jedoch grinste er, als er daran dachte, wie seine Eltern gucken würden, wenn sie ihn hier abholen kamen. Sie wussten ja nichts von seinem Freund. Sie wussten gar nichts von ihm. Und es interessierte sie auch nur insofern, wie es um ihr Ansehen ging.

Also war Thore der Überzeugung, das es sie nichts anging. Er wollte sein Leben allein leben. Mit Kilian.

Denn der behandelte ihn wie einen Menschen.
 

Langsam ging Kilian zu dem Rucksack des Brauhaarigen und öffnete ihn wie in Zeitlupe. Er war nicht wirklich motiviert sich mit Thores Eltern auseinander zu setzen. Eine Wahl hatte er jedoch nicht.

Als er die Nummer gefunden hatte nahm er sein schnurloses Telefon zur Hand und wählte wie in Trance die auf einem Zettel stehende Nummer. Mit glasigem Blick starrte er an eine Wand, bis schließlich eine Frau mit recht junger Stimme am anderen Ende abnahm.

Das musste die Mutter des Jüngeren sein. "Ja, entschuldigen Sie," begann Kilian zögernd und kleinlaut. "Ich bin der Freund ihres Sohnes, Thore. Es gab einen kleinen...Unfall. Ja, es geht ihm gut, mehr oder weniger zumindest."

Genau das hatte er erwartet. Die Person am anderen Ende der Leitung brauste auf, als hätte man ihren Sohn umgebracht. Sie bestand darauf ihn sofort abzuholen und ließ kein Widerwort zu. Leise murmelnd gab der Ältere ihr schließlich die Adresse durch und legte dann mit zitternden Händen auf.

Ihm war klar gewesen, dass Thores Eltern anders reagieren würden, als sein Vater das getan hätte, aber so extrem, das schien keine gute Aussicht zuzulassen. Was würden sie sagen, wenn sie den Kleineren in so einem Zustand sehen würden?

Schleichend kehrte Kilian ins Schlafzimmer zurück. Er konnte jetzt nicht viel sprechen. Alles was er heraus brachte war ein leises: "Sie holen dich gleich ab."
 

Thore nickte nur erschöpft. Was sollte er auch anderes tun? Seine Eltern würden gleich hier auftauchen, ihn mitnehmen, Kilian wahrscheinlich die Dankbarkeit nur so aufdrängen und dann mit ihm nach Hause fahren, ohne ein Wort zu sagen.

Vielleicht würde sein Vater einige abwertende Kommentare ablassen und seine Mutter würde garantiert mit ihrer penetranten Stimme versuchen aus ihm herauszubekommen, was denn wohl passiert war.

Der Braunhaarige wollte nicht weg hier; er hasste diese geheuchelte Zufriedenheit innerhalb seiner Familie. Er wollte viel lieber bei Kilian bleiben.

Doch er erkannte, dass er sowieso keine Chance auf freie Wahl hatte, zumindest nicht die nächsten zweieinhalb Jahre. Es war zum Kotzen!

Tränen der Wut schlichen sich in Thores Augen, der einfach nur hier in diesem Bett seinen Frieden haben wollte.

Doch das konnte er vergessen, denn in diesem Moment ging die Türklingel.
 

Kilian bemerkte noch die Tränen in den Augen des Anderen, küsste ihn kurz auf die Stirn und erhob sich dann erneut, um die Tür zu öffnen. Konnten Thores Eltern fliegen oder warum waren die so schnell hier. Ihr Sohn lag doch nicht im sterben.

Als er die Türklinke herunter drückte sprang ihm die Tür fast entgegen. Sofort sprang ihm eine sehr geschminkte und vollkommen hysterische Frau entgegen, dann folgte ein etwas älterer Mann im Anzug, der ihn abwertend musterte. Waren DAS etwas Thores Eltern?

Die Frau war in der Zwischenzeit schon durch alle Zimmer gewuselt, bis sie ihre Sohn schließlich im Schlafzimmer fand. Zu ihrer großen Verwunderung allerdings trug er lediglich seine Boxershorts und als ihr Mann und Kilian folgten warf sie letzterem einen finsteren Blick zu.

Im nächsten Moment schon war sie aufgesprungen und drängte den Grauhaarigen wieder aus dem Zimmer. Schon begann sie auf ihn einzureden. "Was ist denn passiert? Er sieht ja schlimm aus. Hatten Sie einen Unfall oder haben sie das gemacht?" Daraufhin musterte sie Kilian erneut mit sehr misstrauischem Blick und setzte erneut an. "Wenn Sie sich an ihm vergriffen haben, sorge ich dafür, dass Sie nie wieder aus dem Gefängnis kommen." Ihre dunklen Augen funkelten ihn böse an, bevor sie wieder ins Schlafzimmer schritt.

Kilian blieb verwirrt und völlig überrannt im Flur seiner Wohnung zurück.
 

Thore hatte sowas Ähnliches erwartet. Seine Eltern waren grausam. Sie kümmerten sich nie um ihn, doch wenn es darum ging ihr Prestige zu bewahren, dann schlugen bei ihnen sämtliche Eltern-Glühbirnen Alarm.

Darum sah er sie wütend an bevor er leise zischte: "Dieser jemand ist mein Freund Kilian, den ihr noch nie kennen gelernt habt, da ihr euch ja so großartig für mich interessiert!" Seine Stimme tropfte nur so vor Ironie.

"Er hat mir das Leben gerettet, bevor mich eine Horde Mitschüler dem Erdboden gleichmachen konnten! Und wisst ihr was?! Ich habe gar keine Lust mehr, mit nach Hause zu kommen. Hier kümmert sich wenigstens ein Mensch um mich, der mich aufrichtig liebt!"

Das war das erste Mal, dass Thore seinen Eltern die Meinung sagte. Und es fühlte sich verdammt gut an. Egal, was er da gerade von sich gegeben hatte, er setzte noch eins drauf, indem er schrie: "Und jetzt verschwindet, ich will, dass Kilian sich um mich kümmert!"
 

Der 18-jähirge stand in der Tür, als Thore seinen Eltern die Meinung sagte. So etwas war er von dem Kleineren gar nicht gewohnt. Mindestens so geschockt wie die Eltern des Braunhaarigen stand er da und starrte diesen an.

Hatte Thore wirklich gerade seinen Eltern ins Gesicht gesagt, dass Kilian ihn aufrichtig liebe? Was, wenn diese das genau in die richtige Richtung deuten würden? Dann wäre Kilians Todesurteil besiegelt, dann könnte er schon das Bestattungsunternehmen bestellen.

Der Braunhaarige hatte immer erzählt seine Eltern hätten eine lange Leitung, doch gerade in diesem Moment schien es zumindest bei der hysterischen Dame ,Klick' gemacht zu haben.

Geschockt wand sie sich zum Grauhaarigen um und blickte ihn entgeistert an. Dann stand sie auf, schritt wie in Zeitlupe auf ihn zu- und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

"Was fällt Ihnen ein, meinen Sohn in solch eine perverse Richtung zu zwingen. Sind Sie noch bei Trost. MEIN Sohn wird ein vernünftiger Mensch und kein so widerlicher Perverser."

Das hatte gesessen. Wie in Trance starrte Kilian sie an. Das wuchs ihm alles allmählich über den Kopf.
 

Das reichte. Trotz seiner Schmerzen hievte Thore sich aus dem Bett und stellte sich schützend vor seinen Freund. Das würde er nicht zulassen!

"Lasst ihn in Ruhe", fauchte er, seine Augen funkelten böse. "Verschwindet bloß, ich will euch nicht hier sehen!!!

Es ist meine Entscheidung, wer mein Freund ist und wer nicht, verdammt! Ihr habt euch fast 16 Jahre nicht um mich gekümmert und jetzt wollt ihr einen auf Supereltern machen?! Verschwindet bloß!! HAUT ENDLICH AB!"

Hysterisch schreiend hielt der Braunhaarige sich an seinem Freund fest, Tränen der Wut kullerten über seine Wange. Er war enttäuscht. Maßlos enttäuscht.

Seine Mutter wollte gerade zu einem lauten Konter ausholen, da rastete er völlig aus und in blinder Wut langte er einmal kräftig zu; seiner Mutter direkt ins Gesicht.

Erschöpft lies er sich weiterhin von Kilian stützen, während er zum vernichtenden Schlag ausholte: "Du warst nie meine Mutter. Verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen. Und Vater, du gehst am besten gleich mit."

Es war totenstill in dem Raum. Bis Thores Vater seine Frau am Arm griff, den beiden Jungen einen traurigen Blick zuwarf und seine Frau wortlos hinter sich her aus der Wohnung zerrte.

In dem Moment, als Thore die Tür zuschlagen hörte, fing der Braunhaarige an zu weinen. Vor Wut, aber auch vor Freude, denn endlich hatte er seinen Eltern klar gemacht, dass er mittlerweile eigenständig war.

Doch auch Kilian brauchte noch ein paar Worte.

"Und wenn du dir jetzt Vorwürfe deswegen machst, dass du mich verderben hättest können, vergiss sie, sonst kriegst du auch auf deiner anderen Wange eine Ohrfeige."

Damit klammerte er sich an den erstaunten Größeren und ließ sich beruhigend streicheln.

Das hätte ihm wohl niemand zugetraut.
 

Stumm und starr stand der Grauhaarige da. War das ein Traum? Das konnte nur ein Traum sein. Fassungslos ruhte sein Blick auf Thore. Hatte dieser wirklich gerade seine Mutter geschlagen? Das konnte doch nicht sein.

Mit leichter Gewalt drückte er den Kleineren in die Knie, so dass er sich wieder auf das Bett setzte. Dann schwieg er einem Moment, bevor er zu sprechen ansetzte.

"Bist du eigentlich noch ganz bei Trost? Sie ist deine Mutter und ganz egal wie wenig sie sich um dich gekümmert hat, sie wird es bleiben. Außerdem ist die eine Frau. Mach dir doch mal klar, was du da getan hast."

Wut kochte in ihm auf. Die verdrängte Wut auf die Sense, die Wut auf die Jungs und eine neue Wut, eine riesige Wut, resultierend aus Enttäuschung. Wie hatte Thore das tun können?

Lange, sehr lange blickte er den Jüngeren nur stumm an. ,Er freut sich auch noch darüber...er freut sich,' wiederholte es sich immer wieder in seinen Gedanken. Dann wich er ein paar Schritte zurück.

"Ich... ich muss zu meinem Vater. Ruh dich aus, ich komm wieder." Er musste raus, er brauchte Frischluft. So viele Erinnerungen quollen in ihm auf und drohten ihn zu zerreißen. Raus!
 

So wie seine innere Zufriedenheit gekommen war, so schnell war sie bei dem 15- Jährigen auch schon wieder verschwunden. Er dachte, er würde jetzt von Kilian in den Arm genommen werden... stattdessen wurde er wieder aufs Bett verfrachtet. Das meinte Kilian doch nicht ernst oder?

Er wollte ihn tatsächlich hier allein lassen... allein.

Schnell rannte er zum Flur und erwischte seinen Freund gerade noch im Hauseingang. Er hielt ihn fest, die Tränen liefen bereits wieder.

"Du kannst mich doch nicht allein lassen! Bitte! Ich entschuldige mich auch bei ihr!"

Nein, Kilian durfte ihn jetzt nicht allein lassen, verdammt noch mal.

Doch gleichzeitig fühlte er, dass er besser die Klappe halten sollte.

Traurig wischte er sich über die Augen und ging wortlos wieder in die Wohnung, schloss sich im Bad ein und sah in den Spiegel. Es war das erste Mal, dass er sich bewusst sah.
 

Schon war Thore wieder verschwunden, verletzt, das konnte der Grauhaarige in seinen Augen lesen. Aber er würde das nicht verstehen, wie sollte er auch. Kilian hatte ihm nie etwas erzählt, alles in sich verschlossen, tief in sich vergraben.

Wortlos drehte er sich um, folgte Thore bis zur Badezimmertür. Noch während er die Augen schloss um sich zu beruhigen überlegte er, was er sagen sollte. Konnte er das alles erklären? Wollte er das denn überhaupt?

"Thore, bitte komm raus. Ich wollte das nicht. Es tut mir Leid, aber...." Er stoppte. Er konnte nicht weitersprechen. Vielleicht irgendwann, aber nicht jetzt, nicht durch eine verschlossene Badezimmertür.

"Bitte komm wieder raus," murmelte er erneut.

Langsam ließ er sich an der großen Holztür heruntersinken, legte den Kopf nach hinten. Was hatte er da nur wieder mit seinem unkontrollierten Verhalten angerichtet? Alles musste er kaputt machen.
 

Das wars ^^ Wenns euch gefallen hat, schreibt uns nen Kommi ^^ bitte. Bin etwas im Stress, kann nicht lange reden ^^

Bye, Ron

13. Kapitel

soo... erstmal ein großes Sorry, dass es diesmal wieder so lange gedauert hat, aber sowas wie ein KreaTief scheint ne chronische Krankheit zu sein *drop* Heute ging es aber endlich wieder weiter im Text und auch wenn sich dieses Kapitel etwas schleichend dahinzieht so kann ich euch jedoch fürs nächste mehr Action versprechen ;p

Also viel Spass beim Lesen. ^^
 

13. Kapitel
 

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe Thore den Mut fand, die Tür zu öffnen. Er hatte wieder einmal total überreagiert. Seine Zweifel hatten überhand genommen. Kaum war er mit dem Menschen zusammen, den er liebte, machte er alles kaputt.

Vorsichtig lugte er aus der Tür heraus, sah Kilian auf dem Boden sitzen.

Na toll, er hatte es mal wieder hingekriegt. Alle weinten. Oder waren traurig. Nur wegen ihm.

Schüchtern trat er aus dem Badezimmer heraus, sein Herz klopfte heftig.

Was würde ihn jetzt erwarten?

Er hatte Angst. Große Angst.

Thore war kurz vor einem Anfall, doch er beherrschte sich; er wollte nicht, dass Kili sich ein schlechtes Gewissen machte.

"Es.. es tut mir...leid", flüsterte er mit zitternder Stimme.
 

Als sich die Tür öffnete blickte Kilian reflexartig nach oben, sah Thore in die Augen. Er lauschte seinen Worten, blickte in einen Moment lang stillschweigend an.

Dann endlich nahm er seine Hand und zog ihn zu sich nach unten, schlang die Arme um ihn und drückte ihn vorsichtig, aufgrund seiner Verletzungen, an sich.

"Es ist nicht deine Schuld. Du kannst doch nichts dafür. Ich bin Schuld, ich habe falsch reagiert, ich..." Seine Stimme versagte ihm. Leise schluchzend stand er nun auf, hatte er doch nicht vor den Rest des Tages auf dem Boden zu verbringen.

Sanft zog er Thore wieder auf die Beine, nahm ihn dann auf den Arm und trug ihn ins Schlafzimmer, bettete ihn auf der weichen Matratze.

Ohne weitere Aufforderung legte er sich neben ihn, schließlich hatte Thore schon oft genug an diesem Tag geäußert, was er wollte. Ruhig atmend schloss Kilian die Augen und konzentrierte sich darauf, all die alten Erinnerungen zu verdrängen. Er wollte vergessen, alles vergessen, was ihn erinnerte, erinnerte an die Zeit Zuhause, an die kurze Zeit mit seiner Mutter- und an seinen Vater.
 

Thore schmiegte sich eng an seinen Freund, während er leise Tränen vergoss. Er hoffte, dass Kili nicht allzusehr von ihm enttäuscht war... doch er musste ihn einfach verstehen.

Unsicher streichelte er seinen Rücken, suchte unterdessen nach Worten, die sein Verhalten erklären konnten, doch sein Kopf war leer gefegt.

Ihm fiel nichts ein, was dem Anderen hätte glaubhaft erscheinen können.

So oder so... es war eine beschissene Aktion von Thore, das gestand er sich selbst ein. Doch er fand auch, dass er Recht hatte. Und entschuldigen würde er sich nur Kilian zuliebe.
 

Die nächste Zeit verging schleppend, träge, aber sie heilte die Verwirrung der beiden Jungs fürs erste. Die ersten Minuten hatte Kilian lediglich mit geschlossenen Augen dagelegen, sich beruhigt doch allmählich war er eingeschlafen. Die Aufregung des Tages hatte ihn überwältigt.

Regelmäßig sog er die Luft durch den leicht geöffneten Mund ein, murmelte ab und zu ein paar unverständliche Worte. Seine Finger hatten sich in der Bettdecke vergraben, fast schien es als klammerte er sich von Zeit zu Zeit an sie, warf in diesen Momenten den Kopf unruhig von der einen zur anderen Seite.

Alles in Allem war er jedoch ruhig und ließ sich tief in einen traumlosen Schlaf ziehen. Er spürte den warmen Körper des Anderen neben sich und roch seinen Geruch. Nicht hätte beruhigender sein können.
 

Thore lag noch eine ganze Weile wach und sah den Anderen an. Es tat ihm wirklich leid, was er getan hatte; doch nicht im Bezug auf seine Mutter. Es tat ihm nur leid, weil Kilian sich deswegen schlecht fühlte.

Zaghaft strich er dem Anderen Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten und küsste ihn zart auf die Stirn.

"Entschuldige bitte, ich wollte dir nicht weh tun."

Dies war wieder einmal einer der Momente, in denen Thore gerne etwas über Kilians voriges Leben wissen würde.
 

Nach einer knappen halben Stunde wurde der Grauhaarige wieder unruhig, aber das kannte man mittlerweile von ihm, denn auch der traumloseste Traum hielt nicht ewig.

Unruhig schlug er mit dem Kopf zur Seite, doch im Gegensatz zu vielen anderen Nächten war es dieses Mal noch recht harmlos.

Seine Finger krampften sich in die Kleidung des Jüngeren und ließen ihn nicht mehr los. Stumm bewegte er seine Lippen, doch kein einziges Wort trat über Kilians Lippen.

Die Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch nichts deutete darauf hin, dass er bald aus seinem Traum erwachen würde.
 

"Hey, wach auf, Kili", flüsterte Thore, doch er sah keine andere Möglichkeit, als dem Älteren zu schütteln; sanft natürlich.

Zu tief schien dieser in seinen dunklen Träumen gefangen zu sein.

Das Schlimmste war, dass Thore ihm nicht helfen konnte. Es schmerzte ihn, Kilian so sehen zu müssen. "Bitte, wach doch auf!"

Was sollte der Braunhaarige noch tun?

Er konnte ihn nicht so schlafen lassen, er wollte ihm ja helfen. Es war alles seine Schuld.
 

Erschrocken wachte Kilian auf, blickte starr an die Decke. Er musste nicht fragen, was passiert war, er wusste es. Intuitiv. So schwer war es auch nicht zu erraten.

Sein Körper war von Schweißperlen bedeckt, die auf seiner Stirn blitzten, seine Augen waren feucht vor Tränen, noch immer bebte sein Körper vor Schmerz. Schon viel zu oft war der Ältere so aus dem Schlaf erwacht, als das er noch fragen müsste, warum dies so war.

Sein Blick fiel af Thore, in dessen Augen, die ihn so ängstlich anblickten. "Schon ok," murmelte erschöpft und rang sich ein schwaches Lächeln ab. Und er konnte noch etwas anderes auf Thores Gesicht lesen.

"Du hast keine Schuld!"

Die Stimme das 18-jährigen war bei diesen paar Worten so sicher und fest, dass sie keine Widerrede duldete.

Wie so oft huschte ihm ein schwacher Gedanke durch den Kopf. Sollte er Thore alles erzählen? Seine Vergangenheit, sein Leben, seine Angst? Gedanklich schüttelte er den Kopf. Das konnte er nicht. Der Jüngere hatte doch auch so schon genug Probleme und noch mehr von diesem mitleidigen Blick, dem Thore ihm immer zuwarf, würde er auf die Dauer nicht ertragen. Er wollte kein Mitleid.
 

"Ich...", Thore unterbrach sich selbst, es hatte keinen Sinn, jetzt mit Kilian zu diskutieren. Stattdessen schloss er ihn in die Arme und hauchte ihm Schmetterlingsküsse auf die Stirn, die Wangen, den Mund.

Er war froh, dass der Ältere aufgewacht war, denn lange hätte er diesen Anblick nicht mehr ertragen können. Der Dunkelhaarige schmiegte sich eng an seinen Freund.

Nach einer Weile jedoch ging er wortlos in die Küche. Er sah aus dem mit blauen Window-Color-Häschen verzierten Fenster. Typisch. Das Wetter passte zu seiner Stimmung. Grau und kalt. Regnerisch.

Seufzend öffnete er den Küchenschrank und holte zwei Tassen heraus, stellte dann den Wasserkocher an und suchte die Teebeutel. Vanille- Himbeer- das würde genau das Richtige sein.

Stumm stand er vor dem Wasserkocher und wartete auf das Klicken, welches verkündete, dass das Wasser seine Siedetemperatur erreicht hatte.
 

Als der Braunhaarige das Zimmer verließ folgte Kilian diesem mit den Augen, bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war. Dann ließ er sich nach hinten in die Kissen sinken und blickte ruhig atmend an die Decke seines Zimmers. Dieser Blick, es vergingen kaum noch Momente in denen Thore ihm nicht diesen mitleidigen Blick zuwarf.

Es verletzte den Grauhaarigen immer und immer wieder. Im Endeffekt jedoch konnte er es auch verstehen, wie auch sollte der Jüngere ihm anders begegnen. Wahrscheinlich könnte Kilian dies selber nicht. Und doch- wie gut nur konnte er sich vorstellen was in dem Kleineren vor sich ging, der tiefe Drang endlich zu verstehen, was mit dem Älteren los war, was er fühlte und dachte.

Das Schuldgefühl wuchs im Inneren des 18-jährigen, drückte ihn zu Boden und schnitt ihm die Luft ab. Aber wie sollte Thore denn alles was passiert war verstehen, wie sollte er das nachvollziehen? Außerdem, da war sich der Grauhaarige sicher, würde seine große Liebe ihn danach bis aufs Blut hassen.
 

Das Wasser war heiß genug. Thore füllte es in die übergroßen Tassen und warf bei sich noch einige Stücke Zucker hinein. Er mochte es extrem süß, während Kilian lieber bitter trank. Er rührte ein paar mal um und entfernte dann die Teebeutel, stellte die Tassen auf ein Tablett und legte noch ein paar Kekse dazu.

Dann ging er vorsichtig ins Schlafzimmer zurück und stellte das Tablett auf Kilians Nachttisch ab, kroch dann auf der anderen Seite des mit schwarzer Bettwäsche bezogenen Bettes zu seinem Freund und beugte sich über ihn um sich seine Tasse mit dem dampfenden Aufgussgetränk zu nehmen.

Bedächtig roch er daran; es wurde kein Wort gewechselt.
 

Völlig in Gedanken versunken lag Kilian immer noch auf dem Rücken, die Augen starr nach oben gerichtet. Als der Kleinere das Zimmer betrat stieg ihm der Geruch frischen Tees in die Nase und endlich richtete er sich ein wenig auf, sah Thore schwach lächelnd an.

Für einige Momente beobachtete er die dampfende Tasse in den Händen des Anderen, bis er sich schließlich ebenfalls seine Tasse nahm.

Seine Hände schlossen sich um die vom kochenden Wasser erwärmte Tasse und schienen seinen Körper mit neuer Energie zu versorgen. Vorsichtig setzte er seinen Becher an die Lippen und trank einen kleinen Schluck- bei dem er sich natürlich sofort verbrannte.

Während er das Getränk leise verfluchte strich er mit seiner Zunge über das empfindliche Fleisch der Lippen. Zwar brannte es für einen Moment fast unerträglich, doch ließ dieser Schmerz schon nach wenigen Sekunden nach, war Kilian Schmerzen dieser Art ja gewöhnt.
 

Thore hingegen pustete die ganze Zeit über sein Getränk, besah sich die kleinen Wellen, die in der Tasse entstanden. Er traute sich nicht, etwas zu sagen; er wusste auch gar nicht, was. In ihm stritten sich immer noch das gute Engelchen und das böse Teufelchen, ob er sich nun bei seiner Mutter entschuldigen sollte oder nicht. Er befand das 'Nein' für richtig, denn seine Mutter hatte es verdient. Was ihn dabei wunderte war der Blick seines Vaters.

Warum hatte er ihn so traurig angesehen?

Ob er nun enttäuscht war, dass seine Erziehung versagt hatte? Ob er sich für das schämte, was seine Frau gesagt hatte? Oder ob er einfach nur Mitleid hatte?

Und dann war da ja auch noch Kilian. Es stach immer noch in ihm, als er an die Zurechtweisung dachte.

Thore schloss die Augen. Es war zum Verzweifeln!
 

Als der Tee endlich genug abgekühlt war setzte Kilian ihn wieder an die Lippen, trank ein paar Schlucke. Er spürte wie das warme Getränk seinen Hals hinunterlief und fühlte wie dies warme Gefühl seinen Körper durchflutete. Endlich konnte er sich entspannen und blickte Thore an.

"Worüber denkst du nach?" kam es über seine Lippen, denn der Grauhaarige sah genau, dass sein Gegenüber angestrengt nachdachte und sich nicht gerade gut dabei fühlte. Auch spürte er förmlich, dass es mal wieder etwas mit ihm zu tun hatte, denn die kleinen, flüchtigen und schüchternen Blicke, die Thore ihm immer wieder zuwarf, waren ihm nicht entgangen.

Kilian lehnte sich an die Bettkante und sah Thore ruhig an. Er wollte nicht noch mehr Anspannung in die Situation bringen, war es doch schon schlimm genug, so wie es war. Auch dem 18-jährigen ging jetzt viel durch den Kopf.

Endlich war aus ihm und dem Jüngeren ein Paar geworden, endlich hatten sie die Grenze der Freundschaft, die Kilian so verflucht hatte, überwunden und hatten zueinander gefunden. Es könnte jetzt doch alles so schön sein, aber es war alles andere als das.

Es gab so viele Fragen, die ihn quälten. Woher hatten die Anderen so schnell von ihrer Beziehung erfahren? Warum hassten diese Menschen sie so? Was zu Teufel hatten sie ihnen getan, dass sie so etwas verdient hatten?

Tief in seinem Herzen spürte er einen schrecklichen Stich, fast fühlte es sich so an, als wolle es aufhören zu schlagen nur um nicht mehr verletzt zu werden.
 

"Ich denke an meinen Vater", antwortete Thore leise, "ich habe mich gefragt, was sein Blick bedeuten sollte... vielleicht hasst er mich jetzt noch mehr als er es schon getan hat. Weil ich Mutter meine Meinung gesagt habe." Das war eine sehr nette Umschreibung für die Ohrfeige; der Braunhaarige musste grinsen.

Doch schnell wurde er wieder ernst und sagte verschüchtert, weil er genau wusste, dass Kilian das nicht so sah wie er:" Ich werde mich nicht bei der entschuldigen, sie hat das verdient."

Thore wich Kilians Blick konsequent aus, blickte weiterhin in seine Tasse.

Er hatte keine Lust mehr, etwas zu sagen oder sich zu rechtfertigen.
 

Der Grauhaarige merkte schon, dass das Thema für Thore damit beendet war, auch wenn er nicht damit einverstanden war. Was sollte er schon tun? Zwingen konnte er den Kleineren nicht.

Schweigend setzte er die Tasse an seine Lippen und trank sie aus. Dann setze er sich wieder gerade auf und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Anscheinend brauchte Thore genau wie er jetzt seine Zeit für sich, deshalb griff er seinen Plan, seine restlichen Sachen von ,Zuhause' zu holen wieder auf.

Mit den Händen strich er ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, öffnete den Zopf, den er bis zu diesem Zeitpunkt trug und lockerte sein Silber glänzendes Haar auf. Dann stand er auf.

"Ich werde jetzt mein Zeug von Zuhause holen. Ich denke nicht, dass es allzu lange dauern sollte. Soll ich uns auf dem Rückweg was zu essen mitbringen?"

Er wartete noch einige Momente auf die Antwort des Jüngeren, die als ein leises ,Ja!' ausfiel und verließ dann langsam das Schlafzimmer. Ein letzter Blick in den Spiegel ließ ihn erkennen, dass er immer noch Tränen in den Augen hatte, die er sofort mit dem Handrücken wegwischte.

Dann zog er sich seine Schuhe an, warf sich die Jacke über und griff sich mit einer letzten Handbewegung den Haustürschlüssel. Schon fiel die Tür ins Schloss.
 


 

So, das wars auch schon wieder. Ich hoffe es hat euch trotz der langen Wartezeit gefallen. *Smile*

Bye, bis zum nächsten Mal, Ron

14. Kapitel

Sooo....*verbeug* ganz großes Gomen an alle Leser (wwenn nach dieser langen Zeit überhaupt noch welcher übergeblieben sind..*schnief*

Ich weiß, es hat wirklich sehr lange gedauert, aber bei Yato und mir gab es ne Menge Probs die uns vom Schreiben abgehalten haben. Jetzt will ich aber nicht noch länger reden und euch endlich lesen lassen *smile*
 

14. Kapitel
 

Thore blieb noch eine Weile faul im Bett liegen, doch es wurde ihm bald zu langweilig, die schwarzen Wände mit seinem Blick zu durchlöchern, also stand er auf und ging ins Bad um sich ein heißes Bad einzulassen.

Das hatte er von seiner Oma; immer, wenn es ihr schlecht ging, ließ sie sich ein heißes Kamillebad ein und entspannte sich. Danach ging es ihr besser. Thore hatte diesen Tick von ihr geerbt.

Er warf zwei Kamillebadekugeln in das heiße Wasser und entkleidete sich. Dann setzte er sich auf den Wannenrand und wartete darauf, dass die Wanne sich füllte.

Der 15- Jährige lief noch einmal schnell ins Wohnzimmer und holte sich einen Comic, damit er nicht noch einschlief.

Dann machte er das Wasser aus und lies sich langsam in die heiße Quelle sinken, vor Erleichterung aufseufzend.
 

Während Kilians Schritte immer langsamer wurden begannen seine Gedanken erneut durcheinander zu wirbeln. Er wollte jetzt nicht zu seinem Vater, er wollte eigentlich nie wieder zu seinem Vater, aber er hatte keine Wahl, wenn er die wenigen Gegenstände, die zu seiner Vergangenheit gehörte zu sich in die neue Wohnung holen wollte.

Irgendwann, wie viel Zeit vergangen war, hatte er nicht wahrgenommen, stand er vor dem schäbigen kleinen Haus, das er 18 Jahre lang sein Zuhause nennen musste. Seine Hände steckten in den Jackentaschen und seine Finger spielten mit dem kleinen silbernen Schlüssel mit dem er gleich die schwere Tür öffnen müsste.

Endlich hatte er sich überwunden und seine zitternden Hände versuchen den Schlüssel in das alte Schloss zu stecken, was sich als nicht so einfach erwies. Endlich vernahm er das leise Klicken und die Tür sprang auf. Noch einmal nahm er einen tiefen Luftzug bevor er in die stickige Welt seines Vaters abtauchte.

So leise wie möglich huschte Kilian durch die Wohnung in sein Zimmer, packte seine Sachen in eine große Reisetasche und ließ seinen Blick ein letztes Mal durch sein Zimmer schweifen. Vor wenigen Tagen noch hatte er gedacht, dass er diesen Raum vielleicht in irgendeiner Weise vermissen würde, aber jetzt, in diesem Augenblick war er sich sicher, dass dies nie der Fall sein würde.

Der Grauhaarige schulterte seine Tasche und schlich die alte Treppe wieder herunter, wobei er jedoch die vorletzte Stufe vergaß, deren Brett sich mit einem lauten Knacken verbog. Das Herz des 18-jährigen hämmerte gegen seine Brust. Hoffentlich hatte dies sein Vater nicht gehört. Alles nur das nicht.

"Kilian? Bist du das?" Natürlich hatte er kein Glück, wie sollte es auch anders sein. Die schon wieder besoffene Stimme seines Vaters drang aus dem Wohnzimmer und obwohl er einfach hätte gehen können schritt er langsam, die Tasche geschultert, in das qualmverpestete Zimmer.

"Ja, was ist?" Mit gesenktem Kopf und zitternder Stimme stand er vor dem Sofa, auf dem ein Mann von ca. 50 Jahren lag, eine Flasche Bier in der Hand.

Dieser Mann erhob sich langsam vom weichen Untergrund und beäugte Kilian misstrauisch, hatte er doch trotz seines Alkoholpegels die Reisetasche entdeckt. "Wo willst du hin?" knurrte er. "Abhauen, was? Pfff.... Meinst du, du kleines Dreckskind schaffst das alleine? Das ist doch lächerlich. Irgendwann kommst du doch wieder angekrochen, genau wie deine Mutter."

Der abfällige Ton in der Stimme dieses Menschen stach Kilian wie ein Messer ins Herz, seine Hände ballten sich zu Fäusten, doch schien sein Körper wie angewachsen, unfähig sich zu bewegen. Schon trafen ihn die Fäuste seines Vaters wie Keulen im Gesicht, im Magen. Seine Tasche rutschte ihm von der Schulter und der großgewachsene Junge sackte auf dem Boden zusammen. "Nein... bitte nicht, hör auf...bitte...," Das leise Wimmern Kilians war kaum zu hören. Er hätte sich wehren können, war er doch längst nicht mehr schwächer als sein Vater und doch- es schien als würde ihn irgendetwas zu Boden drücken.
 

Thore lag unterdessen immernoch in der Wanne, seinen Lieblingscomic lesend. Er fragte sich, was sein Freund zu Hause wollte, schließlich schien er immer froh gewesen zu sein, dass er von dort weggekommen war.

Nun ja, vielleicht wollte er sich Rat holen, wie man mit Beziehungskrisen umging oder... oder er ging zurück und kam nie wieder. Dieser Gedanke ängstigte Thore. Was, wenn Kilian wirklich nicht mehr zurückkam? Ihn hier einfach allein ließ?

Das Bad half plötzlich nicht mehr. Thore wurde eiskalt. Er stieg aus der geräumigen Badewanne und wickelte sich in seinen roten, flauschigen Bademantel. Dann lies er das Wasser ab und lümmelte sich im Wohnzimmer auf das seiner Meinung nach kultige Sofa. Doch ihm war immer noch kalt.

Mittlerweile dämmerte es draußen und in der ganzen Wohnung verbreitete sich ein schauriges Licht. Vorsichtig sah Thore sich zu allen Seiten um. Er wurde unruhig. Es war viel zu still.

Sein Herz schlug schneller. Er hasste es, allein zu sein. Seine Haut wurde feucht von Angstschweiß, er konnte seinen Atem hören; hastig und röchelnd.

Wenn doch nur Kilian wieder zurück käme!

Jetzt einen Anfall zu kriegen wäre äußerst ungünstig, denn hier konnte ihm niemand helfen.
 

Langsam rutschte der Körper des Grauhaarigen auf dem Bürgersteig zusammen, die Kraft hatte ihn verlassen, er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sein Gesicht war blutverschmiert, sein Körper brannte wie Feuer, alles tat ihm weh.

Er versuchte sich an die letzten Minuten zu erinnern, doch es traten nichts als verschwommene Bilder vor seine Augen und in seinem Kopf hallte die Stimme seines Vaters wieder. Alles was er einigermaßen klar vor sein inneres Augen zwingen konnte war, wie er sich aus dem Wohnzimmer seines Vaters geschleppt hatte, seine Tasche hinter sich herschleifend und das kalte Lachen des Mannes, den er seinen Erzeuger nannte.

Er hatte sich durch die Straßen geschleppt, während ihm die Blicke der Passanten folgten, die hinter seinem Rücken tuschelten und mit dem Finger auf ihm zeigten, aber er konnte es ihnen nicht verübeln, er musste auch wirklich komisch aussehen.

Verheulte Augen, Blut, überall Blut und die Kleider verrissen. So schlimm war es noch nie gewesen. Nie hatte sein Vater so hart zugeschlagen, nie seinen Fuß so gewalttätig in den Magen des 18-jährigen gebohrt.

Sein Atmen war flach, kaum zu vernehmen und sein Körper zitterte ohne Kontrolle. Sterben... er wollte einfach nurnoch sterben.
 

Thore konnte nicht hier bleiben. Er musste Kilian finden, auch wenn er keine Ahnung hatte, wo.

Schnell zog er sich ein paar Klamotten an und stürmte nahezu fluchtartig aus dem Haus. Er kam nicht weit, denn auf dem Bürgersteig entdeckte er ihn. Nur Kilian konnte diese langen, grau gefärbten Haare haben. "Kili?!"

Eilig lief er zu ihm und unterdrückte seinen akuten Würgreiz. Da lag er, blutig, mit zerrissenen Klamotten, einfach fertig.

Sofort rückte seine eigene Panik in den Hintergrund; jetzt galt es, seinen Freund in die Wohnung zu schaffen und zu versorgen. Mühsam schleppte er den Größeren zurück in die eigenen vier Wände, legte ihn dort auf das Sofa.

Dann holte er Reinigungsutensilien und desinfizierte die Wunden. Als er fertig war, bemerkte er den Knoten in seinem Bauch. Er war wütend. Sehr wütend. Er hasste Kilis Vater, denn sicher war er es, der seinem Freund das angetan hatte!

Gegen jeden anderen würde Kili sich zur Wehr setzen, doch niemals gegen seinen Vater.

Das würde der Bastard bereuen. Irgendwie. Irgendwann.

Wenn Thore kein Feigling mehr war.
 

Nur abwesend bekam Kilian mit, was da mit ihm passierte. In diesem Moment hätte ihn auch jeder beliebige Zuhälter mitnehmen können, er hätte es nicht realisiert.

Er spürte wie sein Körper auf einen weichen Untergrund sackte, wie jemand eine brennende Flüssigkeit auf seine Wunden träufelte. Aber das war ihm egal, alles war ihm egal. Sterben oder leben, was machte das in diesem Moment für einen Unterschied?

Der sonst so vor Kraft strotzende Halbrusse lag nun wie ein kleines wehrloses Kind auf dem Sofa seiner eigenen Wohnung und hatte nicht einmal mehr die Energie die Augen zu öffnen.

Das Schluckten tat ihm weh auch außerdem bemerkte er langsam den Geschmack des Blutes, das seine Kehle herunterlief. Er hatte es sich schlimmer vorgestellt. Blut zu schlucken. Bei genauem Überlegen war der Geschmack gar nicht so schlecht.

Hätte er nur die Kraft gehabt, hätte er jetzt lachen müssen. Was dachte er denn jetzt für wirres Zeug? Hatte sein Kopf etwas abbekommen oder war er jetzt einfach nur vollkommen durchgedreht?
 

"Schlaf eine Runde", flüsterte Thore leise und deckte den anderen fürsorglich zu. Dann lief er zum Telefon. Er hasste es zwar aber ER war seine einzige Rettung.

Der Schüler wählte die ihm bekannte Nummer und wartete auf das Freizeichen. Nach viermaligem Tuten wurde abgehoben. Eine hochnäsige Frauenstimme säuselte.

Thore lies die Frau gar nicht ausreden, seinen Nachnamen kannte er schließlich selbst. "Gib mir meinen Vater, Martha!", befahl er der Haushälterin, die ihn schon zurechtweisen wollte, als plötzlich die Stimme seines Vaters erklang.

"Thore? Kann ich dir helfen, Sohnemann?", fragte dieser. Thore hörte die echte Besorgnis in dessen Stimme und er biss sich auf die Lippen. Vielleicht hatte er zumindest seinem Vater Unrecht getan.

. "Papa", sagte er mit weinerlicher Stimme, "bitte komm vorbei, Kili gehts nicht gut. Bitte!"

Am anderen Ende vernahm er ein Zögern, doch er bekam die Zusage. Sein Dad würde so schnell wie möglich vorbeikommen. Er kannte sich als Mediziner mit solchen Verletzungen aus; außerdem würde Kili so nichts Schlimmeres passieren.

Und Thore wäre nicht allein mit seiner Angst.
 

Für den Grauhaarigen machte es im Moment keinen Unterschied ob er schlief oder nicht. Er befand sich in einem Zustand vollkommener Abwesenheit. Seine Augen waren geschlossen, seine Atmung ging, soweit das durch das ganze Blut möglich war, ruhig und seine Umgebung nahm er nicht mehr wahr, höchstens noch als leichtes Rauschen um ihn herum, ähnlich dem Wind, wenn er durch die Herbstbäume strich.

Trotzdem bemerkte er, dass die Person, die sich eben noch in seiner Nähe aufgehalten hatte, plötzlich verschwunden war. Er wollte eine Hand nach ihr ausstrecken, sie rufen, doch seine Kraft reichte nicht einmal aus um die Augen zu öffnen.

Er hatte sich abermals in sein Schicksal zu fügen. In diesem Augenblick gingen Kilian die Worte seines Vaters durch den Kopf. Er hatte gesagt, der 18-jährige würde genau wie seine Mutter damals wieder zu ihm zurückkommen, er würde es nicht schaffen. Aber das war nicht wahr, das konnte nicht wahr sein.

Thore und Kilian würden es schaffen, sie würden es ganz sicher schaffen- oder?
 

Es dauerte noch ungefähr eine Stunde, bis Thores Dad an der Wohnungstür klingelte. Bis dahin hatte Thore an Kilis Seite gesessen und über dessen Gesicht gestreichelt. Ganz zart natürlich, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.

Beim Ertönen der Klingel sprang der Braunhaarige sofort auf und öffnete die Tür. Sein Vater lächelte vorsichtig.

"Was ist denn passiert, Kleiner?"

Kleiner? Hatte sein Vater ihn jemals so genannt?

Thore musste im Moment seine Gefühle beiseite schieben. Er erklärte seinem Dad die Sachlage und dieser sah sich den Halbrussen genau an. Er stellte einige Prellungen fest, doch er sagte auch das Thore diese gut versorgt habe.

Jener kochte nebenbei einen Espresso für seinen Vater, der Kilian in das bedrückend gestrichene Schlafzimmer brachte, und für sich einen Erdbeertee.

Danach saßen sich Vater und Sohn in der Küche gegenüber und führten das erste Mal in ihrem Leben ein richtiges Gespräch miteinander.

"Es tut mir leid, was deine Mutter zu dir gesagt hat. Sie hatte kein Recht dazu. Und mir tut es leid, dass du für mich immer so selbstverständlich warst."

"Dad", antwortete Thore leise, " ich habe euch gehasst. Ihr habt euch nie um mich gekümmert. Ich kam mir immer ausgesetzt vor. Als gehöre ich nicht dazu. Und falls du möchtest das ich mich bei Mutter entschuldige, dann vergiss es."

"Sie ist nach Mailand geflogen." Die Stimme des Vaters klang seltsam melancholisch. "Zu hause habe ich mich mit ihr gestritten. Sie hatte kein Recht, euch zu verurteilen. Es ist doch so... du liebst Kilian, nicht wahr? Ich meine, so wie ich deine Mutter liebe." Das war eine leicht ungeschickte Ausdrucksweise seines Vaters, Thore musste lächeln. "Ja, Papa. Ist das schlimm? Ich meine, wo ist der Unterschied? Er liebt mich auch aufrichtig und er beschützt mich, akzeptiert mich."

"Du brauchst dich vor mir nicht zu verteidigen, Kleiner. Ich akzeptiere das. Weißt du... einer meiner Patienten ist auch schwul. Er ist ein sehr lieber Mensch, also hat die Sexualität für mich keine Bedeutung. Und vielleicht ist es bei dir nur eine Phase. Und selbst wenn nicht, ist das keineswegs schlimm. Ich weiß, ich war nie ein Vater für dich... und ich bereue es."

Ehrliche Trauer klang in der Stimme von Thores Vater nun mit, was diesen dazu veranlasste, seinen Vater zu umarmen. "Ich... ich verzeihe dir das, Papa. Wir... wir könnten doch einen Neuanfang machen, oder? Ich meine, sei mir nicht böse aber ich will erstmal nicht zurück nach Hause. Außerdem habe ich hier bei Kili auch einen Schlafplatz. Ich möchte nicht zuviel verlangen, aber hilfst du uns, falls mal etwas nicht so klappt?"

"Na klar", lächelte der Mann wieder glücklich, "ich bin froh, dass ich das, was ich all die Jahre vermasselt habe, wieder kitten kann. Aber ob mir dein Freund eine Chance gibt? Er sieht.. nun ja.. er sieht halt etwas seltsam aus."

Grinsend stellte Thore die Tassen in den Abwasch. "Naja... du wirst ihn sicher noch richtig kennen lernen. Er ist zwar ein wenig verrückt aber trotzdem sooooo süß!!"

"Na dann ist ja gut. Und jetzt gehen wir in Kilians Zimmer damit er nicht so allein ist. Und du kannst mir mal erzählen, wie ihr euch kennen gelernt habt."

Die Beiden gingen ins Schlafzimmer und Thore erzählte seinem Vater alles aus seinem Leben, was sein Vater bisher verpasst hatte. Und dieser kam nicht umhin, seinen Sohn zu bewundern.
 

Der Grauhaarige lag still im Bett, bewegte sich kaum bis gar nicht. Jede Bewegung tat ihm weh, jeder Atemzug versetzte ihm tausend Stiche. Jedoch schlief er ein wenig, es war ein schwacher, sehr unruhiger Schlaf, doch besser als gar nichts.

Während Thore mit seinem Vater in der Küche sprach murmelte Kilian undeutliche Worte vor sich hin, ohne Unterlass, Worte ohne wirklichen Zusammenhang, zumindest für Menschen, die von seinem Leben keine Ahnung hatten.

Die Hände des Halbrussen hatten sich, trotz oder gerade wegen der Schmerzen, in die Bettdecke gekrallt. Die neblige Wand aus Gefühlen trennte den 18-jährigen vollkommen von seiner Umgebung. Er wusste nicht wo er war, wie er hierhin gekommen war und wer sich die ganze Zeit um ihn gekümmert hatte. Und es war ihm auch egal.

Plötzlich spürte er wieder wie die Personen das Zimmer erneut betraten und sich neben ihn setzten, was ihn auch schließlich dazu brachte aufzuwachen, jedoch behielt er seine Augen geschlossen und lauschte etwas.

Es ging ihm etwas besser, als zu dem Zeitpunkt in dem ihn Thore gefunden hatte, jedoch fühlte er sich immer noch schwach und zerbrechlich. Seine Sinne funktionierten soweit aber wieder, zwar waren sie etwas benebelt, aber er verstand zumindest schon einmal, dass es Thore und, wahrscheinlich, sein Vater waren, die da über ihn und auch den Braunhaarigen sprachen.

Das war der Jüngere erzählte, schaffte es sogar Kilian ein leichtes Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
 

"Naja, und so sind wir dann halt zusammen gekommen", endete der 15- Jährige seinen kleinen Vortrag. Sein Vater nickte. Und lächelte.

Ein wenig traurig war dieser schon; er hatte so viel vom Leben seines einzigen Sohnes verpasst oder ignoriert. Ihm wurde einmal mehr bewusst, dass er sich nicht gerade wie ein Vater verhalten hatte. Zaghaft legte er seinem Kind den Arm um die Schulter.

Thore fühlte etwas, was innerer Zufriedenheit nahe kam; sein Vater war bei ihm und leistete ihm Beistand. Er war also gar nicht so ein Arschloch, wie er immer dachte.

"Danke, Papa", murmelte er und wurde als Antwort nur fester in die starken Arme des Mannes gezogen. Eine Weile saßen sie noch so, bevor Thores Vater sich erhob.

"Ich werde euch etwas zu essen machen, okay?"

Mit diesen Worten verschwand er in die Küche und Thore war mit Kilian allein. Jener räkelte sich ein wenig, was den Jüngeren dazu veranlasste, ganz aufs Bett zu krabbeln und sich vorsichtig an den Größeren zu kuscheln.
 

Kilian spürte, wie sich ein wärmender Körper an sich schmiegte und lächelte sanft. Seine Hände griffen reflexartig in die Kleidung des Brauhaarigen, klammerten sich leicht fest, hatte er doch jetzt eine grobe Idee, wer da bei ihm im Bett lag.

Wer sonst außer seinem Freund sollte sich so eng an ihn schmiegen? Außerdem war ihm als spürte er tief in seinem Inneren eine Art Gewissheit, die ihm sagte, welche Person da bei ihm lag.

Es war der Geruch des Jüngeren, dessen Wärme, seine Aura. Ja, Kilian war sich sicher, das musste Thore sein.

"Liebe dich...," nuschelte er vor sich hin.
 

Thore schnurrte und lächelte selig, strich seinem Freund einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er küsste ihn auf die Stirn bevor er antwortete.

"Ich dich auch."

Kilis Worte hinterließen in ihm eine unbeschreibbare Wärme, ein Gefühl, nicht nutzlos zu sein. Er umarmte den Grauhaarigen fester doch er passte auf; schließlich wollte er dem Halbrussen nicht noch mehr Schmerzen bereiten.

Schon bald duftete es in der Wohnung nach asiatischen Gewürzen- Thores Dad machte wohl wieder leckere Nudeln mit Bambussprossen, eines der Lieblingsmenüs der Jungs.
 

Auch zu Kilian, der in gewisser Weise immer noch in seiner eigenen Welt gefangen war, drang der Duft des Essens vor und löste etwas in ihm aus. Etwas ging in ihm vor, er wollte wach werden, in gewisser Weise erkannte er, dass seine Traumwelt nie ein Ort zum Leben wäre, denn dort war er allein, nicht einmal Thore könnte zu ihm vordringen und das wollte er nicht.

Langsam öffnete der die Augen und blickte zur Seite, zu dem warmen Körper, der so eng an ihn geschmiegt dalag- und er erkannte seinen Freund. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, dann öffnete er sie, wollte etwas sagen, aber als wäre es nicht an der Zeit dazu, drängte ein Hustenreiz seine Worte zurück.

Sein Körper schmerzte von den unsanften Bewegungen, die der Husten in ihm auslöste und ein schmerzverzerrter Blick löste das Lächeln ab. Der Grauhaarige hob unter einigen Anstrengungen die Hand und legte sich an die Wange des Jüngeren, schmiegte sich an ihn.

Seine Gedanken allerdings schweiften ab, in alle möglichen Richtungen. Nie hätte er gedacht, dass sein Vater ihn je SO zusammenschlagen würde, er hatte anscheinend mehr abbekommen, als gedacht. Wie lange es wohl dauern würde, bis er wieder oben auf war?
 

Das wars auch schon ^^

*smile*

Ich hoffe die Leute, die sonst immer fleißig gelesen haben sind immernoch dabei und es hat euch gefallen. Ich hoffe, dass es jetzt wieder regelmäßiger weitergeht.

Bye, Ron

15. Kapitel

So, bevor ich jetzt die nächsten paar Tage nicht mehr am Pc sein kann lad ich noch schnell das nächste Kapitel hoch. Jaha~, Yato und ich waren in den letzten Tagen wieder mal ne Zeit sehr kreativ und produktiv. *freu* Ich hab nur das dumme Gefühl uns sind unsere Leser abhanden gekommen....>.> *heul*

Naja, ich hoffe mal, die finden sich wieder, sonst müsste ich ne Vermisstenanzeige machen. XD

Viel Spass beim Lesen. ^^
 

15. Kapitel
 

Der 15- Jährige hielt den Anderen fest, streichelte sanft dessen Rücken und sah hilflos zu, wie der Körper sich vor Schmerzen krümmte. Nur langsam ebbte Kilis Hustenreiz ab, Thore lächelte ihn aufmunternd an. "Papa macht Nudeln, hast du bestimmt schon gerochen", sagte der Braunhaarige und kuschelte sich an seinen Freund.

"Ich hab einen ganz schönen Schock gekriegt, als ich dich gefunden habe aber Papa sagt, ich habe dich gut verarztet."

Schüchtern blickte er Kilian in die Augen. "Dad weiß das mit uns", murmelte er und eine niedliche Röte bedeckte seine Wangen. "Aber er findet es gut. Und er scheint dich zu mögen."
 

Abwartend lauschte Kilian den Worten seines Gegenübers und blickte ihm dabei in die Augen. Nun wusste also dessen Vater davon, würde das etwas ändern? Bestätigten sich jetzt nicht etwa all die Vorurteile, die Thores Mutter gegen ,Ihresgleichen' hegte? Aber nun war es zu spät, sie mussten sich damit auseinander setzten, so oder so.

Aber anscheinend schien es wenigstens dem Vater des Brauhaarigen nichts auszumachen, war das vielleicht ein Anfang?

Als der Jüngere geendet hatte wartete der Grauhaarige einen Moment, bevor er antwortete. "Ja," kam es lächelnd über seine Lippen, "ich habe die Nudeln gerochen. Du kennst mich doch." Ein schwaches Lachen kam über seine Lippen, jedoch verbunden mit Schmerzen in seiner Brust, der Grund, warum es sogleich wieder verebbte.

Die sanfte Röte auf Thores Wangen allerdings ließ ihn der Versuchung unterliegen, und seine Hand legte sich an das Kinn des Jüngeren, zog ihn vorsichtig zu sich. Dann schloss er seine Augen und legte seine Lippen auf die seines Gegenübers- das war besser als jede Medizin.

Genau in diesem Moment jedoch betrat Thores Vater das Zimmer.
 

Thore schnurrte und hatte sich gerade in den Kuss gelehnt, genoss das süße Gefühl, das von seinem Freund ausging, doch als er spürte, dass sein Vater ins Zimmer kam, löste er sich, heftigst errötet.

Sein Dad jedoch grinste nur schelmisch und begrüßte den Verletzten. Dann stellte er das

Tablett zwischen ihn und seinen Sohn und setzte sich selbst ans Fußende des Bettes.

"Tut's sehr weh", fragte der Mann Kilian mitfühlend bevor er anfügte:" Ich hoffe ihr mögt das, hab's ein bisschen schärfer als sonst gemacht."

Thore hatte sich in der Zeit schon einen Teller geschnappt und mampfte vor sich hin, was ihm einen Tadel seines Vaters einbrachte. "Mein Sohn ist ein Vielfraß. Wie hälst du es mit ihm nur aus?" fragte er grinsend an Kilian gewandt.
 

Der 18-jährige lächelte kurz. "Das lässt sich aushalten... Ab und zu zumindest." Er grinste frech und blickte zu seinem kleinen Freund herüber. Trotzdem konnte er auch nicht verheimlichen, dass er selbst Hunger hatte und nahm sich den zweiten Teller.

Vorsichtig nahm er ein paar Nudeln auf die Gabel uns aß sie. Die scharfen Gewürze brannten in den frischen Wunden, aber er ließ sich nichts anmerken, schließlich wollte er nicht undankbar sein.

Sein Blick wanderte wieder zu Thores Vater, dem er auch nach kurzem Schweigen antwortete. "Ja, mir geht es soweit ganz gut, denke ich. Und die Schmerzen lassen sich aushalten." Leise setzte er hinzu: "Ich kenne das bereits." Sein Blick senkte sich zu Boden.
 

Thore grinste vor sich hin und lauschte mit vollem Mund der Unterhaltung der Beiden. Sein Vater aß auch etwas und antwortete seinem Freund dann. Sein Gesichtsausdruck war etwas überschattet. "Wie oft ist das denn vorgekommen? Du weißt, dass du ihn anzeigen kannst?"

Thore hingegen fiel fast die Gabel aus dem Mund. Wieso hatte er das nie bemerkt?

Leise schlichen sich die Schuldgefühle in seinen Kopf. Er hätte ihn beschützen können. All die Jahre, die sie sich nun kannte. Das war also der Grund, warum Thore so wenig über seinen Freund wusste.
 

Hart schluckend schwieg der Grauhaarige einige Minuten, bis er schließlich leise antwortete. "Ja, ich weiß." Mehr konnte er nicht sagen, zu mehr war er nicht in der Lage. Sicher hatte er all die Jahre gewusst, dass er seinen Vater hätte anzeigen können, aber das hatte und würde er nie wagen.

Nur langsam aß er weiter. Wieder schossen die Gedanken durch seinen Kopf. Er hätte seinen Erzeuger schon für so viel anzeigen können, aber immer wieder fielen ihm die Worte dieses Mannes ein. "Wer würde dir schon glauben? Ein Missgeburt wie du ist wertlos!"

Kilian schüttelte den Kopf, er wollte nicht mehr daran denken.
 

Der Mann sah, dass es Kilian unangenehm war, darüber zu reden, also lies er dieses Thema fallen und aß weiter, lenkte dann auf das unverfänglichere Thema Beziehung Thore- Kilian. Er wollte nun auch noch einmal Kilians Sichtweise hören. Mit einem Schmunzeln registrierte er die leichte Röte auf beider Wangen und Thores mauliges "Papa!".

Der braunhaarige Junge hatte seinem Dad doch schon alles erzählt, warum wollte er jetzt nochmal alles von seinem Freund hören?

Doch Thores Vater grinste nur.
 

Der ältere der beiden Jungs musste unweigerlich leicht schmunzeln. Was sollte er schon groß über die Beziehung erzählen? So wirklich bestand sie ja auch erst seit 2 Tagen. Jedoch, wenn man es genau nahm gab es sie schon ewig, seit die Beiden sich getroffen hatten, seit sie erkannten dass sie Seelenverwandte waren.

Wieder huschte ein scheues Lächeln über die Lippen des Grauhaarigen. "Was soll ich schon sagen? Viele Menschen würden sagen, es war Schicksal. Ich bin mir da nicht so sicher, denn wir haben und müssen noch oft genug dafür kämpfen, zumindest befürchte ich das. Im Grunde ist das Alles meine Schuld, ich als der Ältere hätte mich kontrollieren müssen, vieles wäre uns erspart gewesen, aber jetzt ist es halt passiert und Thore fühlt genau wie ich, da lässt sich nichts mehr ändern. Für mich ist es das beste was mir in meinem ganzen Leben passiert ist. Ohne ihn würde ich nicht mehr leben können."

Ein roter Schimmer hatte sich auf seine Wangen gelegt, sein Blick war seltsam verschwommen.
 

Bewegt von diesen sichtbaren Gefühlen legte Thores Vater eine Hand auf die Schulter des älteren Jungen. Genau dieses Funkeln hatte er auch bei seinem Sohn in den Augen leuchten gesehen und er konnte nichts Falsches an diesen Gefühlen erkennen.

Er sah, wie auch sein Sohn errötet war und wahrscheinlich unbewusst ein Stück näher an den Halbrussen gerutscht war.

So blieb dem alternden Menschen nichts anderes über als zu lächeln und die Schulter unter seiner Hand freundschaftlich zu knuffen. "Na dann hoffe ich doch, dass du ein guter Schwiegersohn sein wirst Kilian!"

Thore indessen hatte aufgegessen und schämte sich ein wenig für seinen Dad. Doch auf der anderen Seite fand er es klasse, dass sein Erzeuger und Vater von so positiver Natur war.
 

Der Grauhaarige nickte leicht, wusste er doch nicht, was er in dieser Situation sagen sollte. Schließlich ergab sich so etwas nicht alle Tage. Vorsichtig zog er erneut den Teller mit Nudeln zu sich, er wollte nicht unhöflich erscheinen und begann wieder zu essen, auch wenn die scharfen Gewürze immer stärker brannten.

Nichts anmerken lassen, lautete die Devise. So aß er, zwar langsam, aber stetig den Teller leer und wollte sich dann erheben, um ihn in die Küche zu tragen. Er kam allerdings nicht weit, denn schon nach wenigen Zentimetern, die er sich hochbewegt hatte, brannten seine Wunden und er ließ sich ruckartig wieder ins Bett sinken.

"Sowas sollte ich in nächster Zeit anscheinend lieber lassen, was?" Er versuchte zu lächeln, was ihm auch einigermaßen gelang, jedoch blieb der Schmerz noch einige Minuten.

Wenn er jetzt, in diesem Augenblick, schon so starke Schmerzen hatte, wie sollte es dann nur in der Schule gehen? Tatsache war, dass er dort hin musste, schließlich stand er kurz vor dem Abitur und in der letzten Zeit, in der sie seine Wohnung renoviert hatte, hatten sie schon viel zu viel Stunden verpasst. So durfte das nicht weitergehen.
 

Thores Vater nahm Kili sofort das Geschirr aus der Hand und brachte alles in die Küche, nicht ohne jenem noch die Anweisung zu geben, sich zu schonen.

Thore hingegen musterte seinen Freund besorgt. "Ist alles okay?", fragte er mit seiner quietschigen stimme- hatte er schon erwähnt, dass er seinen Stimmbruch hasste?! Dann fiel ihm noch etwas ein. Er kuschelte sich an Kili und sprach dann mit leiser Stimme, die Geräusche des abwaschenden Vaters im Hintergrund:" Du hast einige böse Prellungen, sagt Paps. Wir sollten einen Facharzt rufen, damit er dir ein gültiges Attest schreibt. So kannst du schließlich nicht in die Schule!"

Bei diesen Worten strich er vorsichtig über den Bauch des Halbrussen. Er war echt froh, dass nicht noch schlimmeres passiert war.
 

Der Grauhaarige seufzte leicht. Er wusste, dass das junge Paar bei diesem Thema geteilter Meinung sein würde. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und genoss die leichte Berührung des Jungen, dann jedoch sah er ihn ernst an.

"Ich brauche kein Attest. Ich werde zur Schule gehen. Du weißt, ich stehe kurz vor dem Abitur und wir haben schon zu oft geschwänzt. Und ganz ehrlich, wenn ich hier bleiben würde, dann würdest du doch auch nicht hingehen, oder? Sei ehrlich."

Schließlich kannte Kilian seinen kleinen Freund schon so lange, nie würde er einfach zur Schule gehen, wenn es dem Älteren so schlecht ging. Wieder schloss der Grauhaarige seine Augen, machte sich gefasst auf die wohl etwas stürmischere Antwort des Kleineren.
 

Thore zog eine Augenbraue hoch. Er versuchte ruhig zu bleiben, doch man merkte ihm an, dass ihm Kilis Ansicht nicht passte. "Hör mal... es ist unverantwortlich, du KANNST so nicht zur Schule. Vielleicht bringt dir ja jemand den Stoff vorbei aber... ach ich weiß auch nicht. " Dann plötzlich musste er grinsen. "Aber du hast Recht... ich würde wohl auch zu Hause bei dir bleiben und dich bemuttern. Überleg es dir trotzdem noch mal!"

Der Kleinere hauchte seinem Freund einen Kuss auf den Mund und sah ihn dann treu an. "Ich bin doch nur besorgt um dich, mein Großer."
 

Dieser Blick war eine gemeine Geheimwaffe, die Thore immer einsetzte wenn er seinen Freund schwach machen wollte. Aber dieses Mal würde seine Taktik nicht aufgehen, dieses mal nicht.

Fest entschlossen schüttelte der Grauhaarige den Kopf. " Nein, ich werde gehen. Thore, bitte, mach dir keine Sorgen oder so, aber ich kann den Stoff nicht immer verpassen. Ich muss dieses verdammte Abi schaffen, sonst ende ich genau wie...wie...ach egal. Außerdem will ich nicht vor diesen dreckigen Typen davonlaufen, die dich verprügelt haben. Mit denen habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen."

Die alte Wut kochte erneut in dem 18-jährigen auf. So weit musste es noch kommen, dass sich diese Typen einbildeten sie hätten ihn eingeschüchtert. Der Stolz des Halbrussen war zu mächtig um sich dieser Vorstellung zu ergeben.
 

"Wenn du unbedingt meinst."

Der Braunhaarige musterte seinen Freund noch einmal scharf und lehnte sich dann zurück. Es ärgerte ihn, dass der Ältere nicht vernünftig handelte. Er sollte sich schonen. Und schon gar nicht sollte er sich noch einmal mit diesen Idioten anlegen.

Thore schaute kurz auf, als sein Vater noch einmal um die Ecke ins Zimmer blickte. "Ich werde wieder nach Hause gehen. Sollte noch etwas sein, meine andere Handynummer habe ich euch auf den Tisch gelegt. Erholt euch gut, ihr zwei!"

"Ja Papa, und dir eine geruhsame Nacht!"
 

Noch einmal lächelte Kilian seinem ,Schwiegervater in spe' zu und ließ sich dann zurück in die Kissen sinken. Sein Blick wanderte zu Thore.

"Schmoll du ruhig," kicherte er leise, "auch ich habe meinen Dickkopf, das sollte dir bekannt sein." Ein ruhiges Lächeln lag auf seinen Lippen und sein geschundener Körper schaffte es sich ein wenig zu entspannen. Tief atmete er die kühle Luft ein, die der Nachtwind zum Zimmerfenster herein wehte. Ein paar Haarsträhnen fielen wie in Zeitlupe in sein Gesicht, verdeckten seine, von blauen Schatten bedeckten, Augen.

Der Größere war vollkommen ruhig, seine Atmung war normal und er spürte wie das warme Blut durch seine Adern pulsierte. Es war angenehm still und nur das leise Pfeifen der Atmung der beiden Jungen durchschnitt die endlose Stille um sie herum.

Langsam bemächtigte sich die Nacht des Lichts des Zimmer, verschluckte den Tag und hüllte das Pärchen in seine dunklen Schwingen. Nichts schien sie unter diesen Flügeln erreichen zu können, kein Strahl der Aussenwelt berührte sie in diesem Augenblick und die Unendlichkeit schien ihren Preis zu fordern.
 

^Das wars auchschon wieder *smile* Ich hoffe es hat gemundet und die beiden neunen kapitel entschädigen euch für die lange Wartezeit. ^^

Und ich geh jetzt unsere Stammleser suchen...;_;

*loszieh mit detektor*

*such*

Bye, Ron

16. Kapitel

Hi Leute!

Ja, man soll es ja nicht glauben, aber auch diese Fanfic geht weiter. Lange stand es auf der Kippe, ob es überhaupt weitergeht, weil es ein paar Probleme gab, die aber nun behoben sind. Und Yato und ich haben uns auch vorgenommen, jetzt wieder regelmäßig weiterzuschreiben, insofern es die Schule zulässt. *Smile* Ich hoffe ihr verzeiht und diese lange Pause und ihr genießt das neue Kapitel. Es ist auch schön lang geworden. ^^

Viel Spass bei lesen.

Und nochmal: Gomen!
 

16. Kapitel
 

Die beiden Jungs lagen schon eine ganze Weile stumm nebeneinander, doch es war kein unangenehmes Schweigen, welches zwischen ihnen herrschte. Vielmehr war es ein Fühlen auf emotionale Art und Weise. Thore drehte sich schließlich auf die Seite und kuschelte sich an seinen Freund. "Ich bin froh dass du soweit okay bist", murmelte er. Er erinnerte sich wieder daran, wie er Kilian gefunden hatte. Zu schrecklich waren diese Bilder, die sich in seinem Kopf aufbauten.

Er bekam eine Gänsehaut und dankte dem Gott, an den er nicht glaubte, dass Kili nicht mehr widerfahren war.
 

Noch immer verharrte der Grauhaarige in diesem Schweigen, dass die beiden Jungs einzuhüllen schien. Seine Augen waren lediglich einen Spalt weit geöffnet und unbewusst verabschiedete sich Kilian von den letzten Sonnenstrahlen des Tages, die sich der Nacht ergaben.

Dann jedoch durchschnitt Thore die Ruhe, den sanften Mantel der sie umgab. Trotzdem war es nicht negativ. Der 18-jährige nickte leicht. Ja, auch er war froh, dass sein Vater nicht noch weiter gegangen war. So weit, wie er doch schon so oft gegangen war.

Kilian schluckte heftig, er wollte diese Gedanken nicht zulassen, er wollte nicht mehr daran denken.

Ein gequälter Ausdruck legte sich in seinen Blick, er biss sich leicht auf die Unterlippe. Wieso musste er gerade jetzt daran denken? Warum jetzt?
 

Thore bemerkte die Angespanntheit in Kilians Körper, doch er sagte nichts dazu. Er wollte auch nicht fragen, denn dann fühlte sich der Ältere vielleicht bedrängt und entzog sich ihm noch mehr.

Irgendwann würde er es bestimmt erfahren, doch das sollte aus Kilians freier Entscheidung geschehen; nicht aus seiner.

Der Braunhaarige schmiegte sich weiter an seinen Freund und streichelte vorsichtig über dessen Bauch, der wie der Rest des Körpers mit furchtbaren Hämatomen übersät war. Thore tat der Anblick seines Freundes weh.
 

Zum Glück schaffte es der Grauhaarige die negativen Gedanken, wie so oft, einfach für den Augenblick zu vergessen. Er schmiegte sich an den zarten Körper des anderen und schloss die Augen. Die Erschöpfung überwältigte ihn und eine unerträgliche Schwere bemächtigte sich seines Körpers.

"Thore, lass uns schlafen, bitte," leise und schwach drang die Stimme aus seiner Kehle, doch er war sich sicher, dass der Jüngere ihn verstanden hatte. Noch einmal drehte er sich zur Seite, griff nach dem kleinen Wecker den er auf die richtige Uhrzeit einstellte, schließlich war es mitten in der Woche und das erholsame Wochenende war noch weit entfernt.

Danach ließ sich der 18-jährige vollends ins Bett sinken und schmiegte sich an den kleinen Körper neben ihm. Noch einmal versuchten die Erinnerungen der letzten Jahre in ihm aufzuflammen, aber er ließ er nicht zu. Nie wieder wollte er daran denken, es war vorbei, es war für immer seine Vergangenheit und würde nie wieder seine Zukunft werden.

Schon war er in die nächste Welt übergetreten, in die Welt seiner Träume, die er genauso wenig lenken konnte wie die Realität, in der er jedoch ab und zu auch einfach abschalten konnte.
 

Eine Weile noch lag der Dunkelhaarige Junge wach neben seinem Freund und dachte nach. Über alles und nichts. Dann entschloss er sich, nachdem er sich vergewissert hatte dass es Kilian gut ging, noch ein wenig fernzusehen; schlafen konnte er nach der Aufregung ohnehin nicht.

Ihm ging das Verhalten seines Vaters durch den Kopf.

Wieso war er erst so streng, wollte ihm sogar den Kontakt mit dem Grauhaarigen untersagen, doch dann änderte er seine ganz Einstellung von jetzt auf nun?

Ganz klar, war es Thore nicht, doch es war ihm müßig, darüber weiter nachzudenken. Er schloss die Augen und schlief mit dem Geräusch von stöhnenden Frauen, die für bestimmte Telefonnummern Werbung machten, ein.
 

Erst als am nächsten Morgen der Wecker klingelte wurde Kilian aus den tiefen seiner Traumwelt gerissen und sah sich irritiert um. Wo war Thore geblieben? Wieso lag er nicht neben ihm?

Unter Schmerzen richtete sich der junge Mann auf und blickte sich um. Auch im Zimmer war nichts von seinem Freund zu sehen, hatte der Grauhaarige doch erwartet, dass es diesen an den Schreibtisch zum zeichnen gezogen hatte. Langsam stand er auf, versuchte seinen linken Fuss möglichst wenig zu belasten und machte sich auf den Weg durch die Wohnung. Irgendwo musste der Kleinere doch sein.

Als er im Wohnzimmer ankam entdeckte er die kleine Gestalt sofort, zusammengekuschelt im weichen Sessel. Der Fernseher lief und beschallte den Raum mit unsinnigen Sendungen.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Älteren und er machte den Flimmerkasten aus, blickte auf den Jungen, der so ruhig schlief.

Dann beschloss Kilian sich ins Bad zurückzuziehen und sich fertig zu machen, bevor er den Braunhaarigen weckte.
 

Thore schlummerte immer noch, doch als er die Badtür hörte, wachte er aus seinem seligen Schlaf auf. Nun ja, selig war sein Schlaf nicht gewesen, immer wieder drängten sich die Bilder von Kilian in sein Unterbewusstsein und quälten ihn.

Umso geräderter war er jetzt. Vorsichtig setzte er sich auf, gähnte herzhaft und streckte seine steifen Glieder, die unter der ungewohnten Schlafhaltung doch merklich gelitten hatten.

Er bewegte sich in die Küche um Himbeer- Vanille Tee zu kochen, so wie die beiden Jungs es jeden morgen taten. Dann holte er die aufbackbaren Brötchen aus dem Kühlschrank und schob sie in den Backofen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass sie noch etwas mehr als eine Stunde hatten.

Der Braunhaarige war Kili dankbar, dass dieser den Wecker so früh stellte, do konnte man sich wenigstens mental auf die Schule einstellen.
 

Im Bad zog sich der Grauhaarige langsam aus. Langsam glitt die Kleidung von seinem Körper, entblößte die geschundene Gestalt. Kilian sah sich nicht im Spiegel an, er wollte nich daran denken und doch drängte sich der vorherige Tag alleine durch den Schmerz immer wieder in sein Gedächtnis.

Er stieg in die Dusche, drehte das warme Wasser auf, das sich über seinen Körper ergoss. Es brannte in den Wunden, schien sie dazu zu zwingen, erneut aufzureißen. Einige von ihnen begannen wieder zu bluten und das tiefrote Lebenselixier vermischte sich mit dem Wasser, floss an dem Körper des Grauhaarigen herab.

Dieser verzog das Gesicht, Tränen drängten sich in seine Augen, denn der Schmerz schien zu viel zu sein. Trotzdem machte er keine Anstalten sich zu beeilen, vielmehr stand er da, unfähig sich zu bewegen.
 

Die Zeit verstrich und Thore wurde unruhig. Warum brauchte Kili so lange?! Die Brötchen wurden schließlich kalt... Er stand auf und betrat das Bad- rein aus Reflex- und erschrak.

Selbst hinter dem blickdichten Duschvorhang konnte er das Rot von Kilians Blut erkennen.

Er stolperte zur Dusche und zog den Vorhag beiseite.

Er sah Kilian ins Gesicht und wäre am liebsten gestorben. Die Tränen brannten in dessen Gesicht, der bleiche, zerschundene Körper zitterte vor Schmerzen.

Geistesgegenwärtig zog er den Älteren aus der Dusche, drehte das Wasser ab und wickelte ihn in ein Handtuch. "Was machst du bloß?", murmelte er und trocknete die zerkratzte Haut. Dann holte er Wundsalbe und verteilte sie auf den Wunden, rieb sie vorsichtig ein. Danach machte er Pflaster darauf und reichte ihm seine Kleidung.
 

Der 18-jährige wehrte sich nicht, als der Kleinere in verarztete, aber er fühlte sich schuldig. Thore hätte das nicht sehen dürfen, es würde er sich wieder so viele Gedanken machen. Langsam zog er sich an, versuchte den Blicken des Jüngeren auszuweichen.

"Es tut mir leid, ich wollte dir keine Angst einjagen," murmelte er vor sich her, den Blick gesenkt. Dann ging er Richtung Tür, wollte das Bad verlassen. "Mach dich fertig, ich werde meine Tasche packen, dann frühstücken wir."

Schon hatte er das Zimmer verlassen, die Tür hinter sich geschlossen. Er blickte sich im gegenüberliegenden Spiegel an. Die Hemmatome um die Augen gaben ihm etwas unheimliches, die Platzwunde an der Stirn gab ihm etwas antiautoritäres. So stellte man sich einen Rebellen vor, doch der Junge war sich klar, dass er alles andere als das war.

Ein Rebell hätte sich gegen den Vater gewehrt, sich nicht zu dessen Spielzeug machen lassen.

Mit einem Zucken wand er den Blick von diesem Rebellen ab, der er nicht war, ging in sein Zimmer und ließ sich am Schreibtisch nieder. Nachdenklich, vollkommen in Gedanken versuchen, packte er seine Tasche für den neuen Schultag. Was wohl die Lehrer über sein Aussehen sagen werden würden? Wahrscheinlich nichts, denn in ihren Augen war er ein Schläger. Schon früh hatten sie dieses Bild von ihm im Kopf, seit sein Vater dies einmal bei einem Elternsprechtag geäußert hatte.

Ja, einmal war er dort gewesen und hatte das Bild vieler mit ein paar wenigen Worten vollkommen gedreht.
 

Thore sah seinem Freund noch eine Weile hinterher und wusch sich dann- zu mehr konnte er sich jetzt nicht aufraffen. Er wechselte seine Kleidung, war mit den Gedanken immer bei Kilian. Dann jedoch ging er in die Küche und wartete auf den Halbrussen.

Seine eigene Tasche war schon gepackt, das hatte er zwischen Tür und Angel erledigt.

Der 15- Jährige nahm sich schon mal ein Brötchen und schnitt es auf, legte es dann aber auf seinen Teller und begab sich ins Schlafzimmer der beiden.

Dort sah er Kili am Schreibtisch sitzen. "Du hast heute kein Bio", murmelte er, als der Größere anscheinend gedankenverloren das Biologiebuch einpacken wollte.
 

Der 18-jährige schreckte auf, als er auf einmal von hinten angesprochen wurde. Wie gebannt sah er auf das schwere Biologiebuch, das er in der Hand hielt. Hatte er wirklich vorgehabt dies einzupacken? Verlegen legte er es zur Seite, blickte in seinen Rucksack.

Zweifelnd sah er daraufhin zu seinem Freund. Der Rucksack platze bald aus allen Nähten, denn Kilian hatte alles hineingepackt, was er in die Finger bekommen hatte. Leise seufzend begann er die überflüssigen Sachen wieder auszupacken und die restlichen Gegenstände, die er definitiv brauchte einzupacken. Dann schulterte er die Tasche und ging aus dem Zimmer, stellte den schwarzen Rucksack auf dem Flur ab.

Er warf einen Blick zurück zu dem Braunhaarigen und lächelte verlegen, den schmerzhaften Ausdruck aufgrund der Wunden überdeckend. "Wollen wir dann endlich frühstücken?" Langsamen Schrittes betrat er die Küche und blickte den gedeckten Tisch an, warf dem Kleineren einen dankenden Blick zu. Vorsichtig ließ er sich daraufhin auf einen der beiden Stühle sinken und nahm sich ein Brötchen.
 

"Dein Dickkopf sollte mal vernünftig werden", schmollte Thore in der Tat mit einem beleidigten Seitenblick auf seinen Freund. Dann jedoch schwieg er und genoss die Zweisamkeit, die sie anscheinend nur in dieser Wohnung ohne Gefahr teilen konnten.

Zweifel kamen in dem Jüngeren auf.

Hatte diese Beziehung überhaupt eine Chance? Er wusste, dass die Toleranz gegenüber Homosexuellen in den letzten Jahren gewachsen war, schließlich war er Teil einer aufgeklärten Generation. Doch er wusste auch, dass es immer noch Leute gab, die so etwas für krank hielten.

Er sinnierte eine Weile, doch er kam zu keinem Ergebnis.

Ob Kilian sich über sowas Gedanken machte?
 

Auch Kilian war völlig in Gedanken versunken, während er sich sein Brötchen mit Käse belegte. Den Kommentar des Jüngeren hatte er gekonnt überhört, schließlich wollte er sich jetzt nicht auch noch streiten. Nicht heute, nicht nach all dem, was am Vortag passiert war.

Seine Gedanken hingen bei Thores Klassenkameraden. Er konnte sich schon denken, wie es dem Jüngeren heute in der Schule ergehen würde und um ganz ehrlich zu sein, hatte er nicht vor, es so weit kommen zu lassen. Diese Jungen würde er sich bereits vor der ersten Stunde einmal gehörig vorknöpfen, sonst wäre sein kleiner Pfleger nämlich selbst bald ein Fall für das Bett und jemanden, der sich um ihn kümmerte.

Langsam schweifte der Blick des Grauhaarigen durch die Küche und ihre Einrichtung. Ja, das musste man schon sagen, die beiden Jungs hatten sie bis jetzt nicht schlecht hergerichtet. Sicher, hier und das fehlte noch etwas, aber in ein paar Tagen sollte auch das fertig sein.

Schließlich strichen seine Augen über das nachdenkliche Gesicht des Braunhaarigen und blieben dort hängen. "Wenn du weiter so nachdenkst bekommst du noch Falten," stichelte er leicht. Er wollte nicht, dass sich Thore solche Sorgen machte.
 

Leicht pikiert über den Kommentar seitens Kilian sah der Kleinere schmollend auf. "Ich bin jung, ich kriege keine Falten!" behauptete er und streckte seinem Freund gespielt beleidigt die Zunge raus.

"Ich mache mir Sorgen um dich, Großer", fügte er lächelnd an, biss dann verlegen von seinem Nutellabrötchen ab und betrachtete scheinbar neugierig die schwarz- glänzende Lacktischdecke.

'Er sollte heute noch zu Haus bleiben... er sieht nicht grad fit aus...', dachte Thore besorgt.

Dieser Tag würde die beiden viel Kraft kosten... die Blicke und Kommentare in der Schule, die Jungs die Thore verprügelt hatten zur Rede stellen, Herr Heidrich an sich, der ja immer eine mentale Erschütterung darstellte.

"Können wir nicht heut zu Haus bleiben? Ich habe Angst in die Schule zu gehen", resümierte er leise, an Kilian gewandt.
 

Leise seufzend senkte der Grauhaarige den Kopf, schien im ersten Moment zu resignieren. Dann jedoch schüttelte er langsam den Kopf und sah Thore an. "Du weißt genauso gut wie ich, dass uns das nichts bringen würde. Vielleicht einen Tag Aufschub oder so, aber mehr doch nicht. Wenn wir heute nicht gehen, fängt das alles für uns morgen an. Das macht doch keinen Sinn."

Der Ältere wusste, was er seinem Freund damit antat, doch war er sich auch bewusst, welche Wahl sie hatten- nämlich gar keine. Man konnte nicht ewig davon laufen und Kilians Verletzungen waren auch kein Grund der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Sicher hatte er noch nie so schlimm ausgesehen, wie am heutigen Tag, doch hatte er sicherlich noch genug Kraftreserven. ,Nein, ich will nicht mehr weglaufen!' sagte er zu sich selbst während er langsam sein Brötchen weiter zu sich nahm.

Er konnte nur hoffen, dass Thore verstand, warum sie heute zur Schule müssten. Jeder weitere Tag, den sie vergeudeten würde sie mehr zweifeln lassen und zusätzlich würden sie dann auch noch als Feiglinge dastehen. In ihrer jetzigen Situation würde ihnen das sicherlich nicht helfen.
 

Thore seufzte leise, stand dann auf und stellte sein Geschirr in die Spüle. Er wusste ja, dass Kilian Recht hatte... aber trotzdem. Er hatte einfach Angst.

Schweigend und auch ein wenig beleidigt ging er in den Flur und focht seinen täglichen Kampf mit seinen Schuhen aus. Doch heute wollte es dem Braunhaarigen nicht so Recht gelingen, die Schuhe über die Füße zu ziehen geschweige denn zuzumachen. Wütend kickte er die roten Turnschuhe mit einem Schrei gegen die Wand und lies sich an dieser herab rutschen."Gar nichts kann ich, gar nichts kann ich!" murmelte er gefährlich leise, drückte die Fingernägel in die Handflächen. Er war sauer, nein, er war verdammt wütend über Kilians 'Nein' zum Schwänzen. Was ihn aber noch viel ärgerlicher machte, war seine eigene Feigheit, sich der Situation zu stellen.

Man hatte sie nun einmal gesehen, auf dem Schulweg.

Wie sie sich festgehalten hatten.

Wie sie sich geküsst hatten.

Das so etwas wie ein Lauffeuer herum ging, hätte beiden klar sein dürfen. Im Grunde war es Thores Schuld. Er hätte seinen Freund nicht bedrängen sollen.

Das er sich wie ein bockiges Kind aufführte, merkte er nicht.
 

Als Thore die Küche verließ blieb Kilian einfach sitzen. Er wusste, dass der Jüngere sich jetzt seine Gedanken machen würde und er wollte ihm den Freiraum zugestehen, den er brauchte. Langsam leerte er seine Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit und blickte dabei aus dem Küchenfenster. Es schien ein regnerischer Tag zu werden.

Der Grauhaarige hustete- und alles in seinem Körper schien sich zusammenzuziehen. Es tat weh und zwar in jeder einzelnen Faser. Sicher wäre auch er gerne Zuhause geblieben und hätte sich ein wenig Ruhe gegönnt, aber er befand es als wichtiger ein für alle Mal die Fronten in der Schule zu klären. Dass er dabei nicht ohne weitere Verletzungen rauskommen würde, war ihm klar und obwohl er Gewalt bis aufs Äußerste verachtete war es jetzt an der Zeit für die eignen Interessen mit allen Mitteln einzustehen. Schließlich tat er das auch für Thore.

Dann vernahm Kilian ein leises Schleifgeräusch aus dem Flur und ein Gemurmel, das zu leise war, um es zu verstehen. Er konnte sich bildlich vorstellen, was da gerade passierte, aber in diesem Augenblick hätte er nicht die Kraft gehabt sowohl für sich als auch für Thore zu stehen. Der Braunhaarige würde bestimmt kommen, wenn er es nicht mehr aushielt.
 

Nach einer Weile hatte Thore sich ein wenig beruhigt und stand auf. Immernoch ein wenig missmutig stapfte er zurück in die Küche, wo er Kilian nachdenklichen Blickes aus dem Küchenfenster starren sah.

Der Jüngere biss sich auf die Lippe; er hatte den Halbrussen wirklich nicht verärgern wollen.

Wie ein junges Kätzchen schlich er sich an seinen Freund heran und kletterte auf dessen Schoß, schmiegte seinen Kopf an die Brust des Älteren.

"Ich kriege meine Schuhe nicht zu", murmelte er leise, ein wenig beschämt. Er hatte schon immer Probleme damit, doch wenn er sich so wie eben aufregte, klappte gar nichts mehr.

Doch Kilians Nähe ließ ihn ungemein zur Ruhe kommen.
 

Mit einem warmen Lächeln drehte sich Kilian zu Thore herum und schlang die Arme um ihn. Er konnte dem Braunhaarigen doch gar nicht wirklich böse sein. "Na dann setz dich mal gegenüber hin, dann mach ich sie dir zu," murmelte er leise, während seine Lippen von einem Schmunzeln umspielt wurden. Nachdem sich Thore dann wirklich auf einen Stuhl ihm gegenüber gesetzt hatte nach er dessen Fuß hoch, der schon in einem der großen Stiefel steckte und stellte ihn auf dem Stuhl, auf dem er saß, ab. Genau zwischen seinen Beinen.

Dann begann er langsam, die beiden Schnürsenkel zu entwirren und danach in die richtige Reihenfolge in die Laschen zu bringen. Dabei lächelte er stumm und nachdenklich. Als der erste Schuh geschafft war, setzte er diesen sanft zurück auf den Boden und nahm sich den zweiten vor.

Dann, ohne Vorwarnung murmelte er sehr leise: " Wir schaffen das heute schon irgendwie."
 


 

Wie immer würden wir uns über Kommis sehr freuen, damit wir wissen, dass es sich wirklich noch lohnt weiterzuschreiben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (61)
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Von:  Jami-san
2005-09-03T21:26:49+00:00 03.09.2005 23:26
Erstmal schließe ich mich meinen Vorrednern an. Ich finds echt klasse, dass ihr nach so langer Zeit weiterschreibt. (Ich glaube damit gerechnet, hatte keiner mehr) Das soll jetzt aber keine Kritik sein. Ich freu mich echt.
Das Kapitel is wieder voll toll. Die beiden sind so waii miteinander ^.^ Obwohl sie mir auch wieder leid tun, denn ihr macht es ihnen ja wirklich nicht leicht >.<
Aber das macht ja die Story aus, XD
Also, schreibt bald weiter
LG Jami-san
Von: abgemeldet
2005-09-01T19:28:55+00:00 01.09.2005 21:28
schreibt

ich kann nur das eine wort sagen.
davor noch ein "bitte" oder "ich flehe euch an"
aber tut eins: schreibt.

es lohnt sich .

tsuya hat mich ja schon entschuldigt, also (was heißt "eine freundin" ich hab auch einen naaaaaaaaaamen, eri-chan)

jetz gehts erst richtig los.....
kommt mir irgendwie bekannt vor (kennt ihr die stelle in AS in der in der schule von setsuna die flyer verteilt werden und alle außer einer verurteilen ihn????)

ohje, ich kann mir denken was da bei kili los war....shitshitshit

also mädels, schön das ihr euch zusammenraufen konntet.

auf bald

eure
ina-chan

p.s.: bitte. schreibt.
Von:  Tsuya
2005-08-26T17:23:32+00:00 26.08.2005 19:23
oh...mein....gott...
ich kann es immer noch nicht fassen..
ich bin wirklich vom sessel gekippt...als ich die ens bekommen hab
ich hab mich so gefreut *___________________________*
habs aber erst später lesen können T__T weil ich mit einer freundin verabredet war XDDD der ich die freudige nachricht auch gleich überbracht hab XDDD
*lach
aber sie muss noch warten bis sie wieder internetstunden hat X___x
naja..
haaaach is das schön *--*
*strahl*
freut mich dass das problem geklärt wurde und es wieder weitergeht
*noch mehr strahl*
freu mich schon aufs nächste kap ^^
bye
tsuya
Von:  Roxelane
2005-05-29T16:15:09+00:00 29.05.2005 18:15
Ich kann mich meinem Vorgänger nur anschliessen. Zu lange gabs kein neues Kapitel mehr. Ich hoffe deine Suche nach den Stammlesern war erfolgreich und du hast sie inzwischen entdeckt und kannst weiter schreiben? Es gibt noch genügend die im Dunkeln stecken und deine Fic immer im Auge behalten. ^_~ Also bitte schnell weiterschreiben.

Alles Liebe R.
Von: abgemeldet
2005-05-16T22:41:01+00:00 17.05.2005 00:41
hi,
gehts hier noch weiter oder ist die story abgebrochen? das wäre ziemlich schade... will doch wissen, wie es weitergeht!!!!
Biiiiiiiiiiiiitte weiterschreiben!!!!!!!!!!!!

lg
kei83 (emilyheart)
Von: abgemeldet
2004-09-20T18:49:07+00:00 20.09.2004 20:49
hallo meine kuschelmäuse
hab gestern meine ausgedruckten kapis gelesen und war sauer auf mcih, das ich dieses hier noch nicht gedruckt habe (seid ihr schon mal um 23:56 druafgekommen das in der mitte eine seite fehlt??? das nervt unendlich viel)
das is sooo ein süßes kapi mein lieblingssatzerl hab ihc auch nochmal hergekritzelt:
>Genauso unrealistisch fühlte sich auch Kilians Hand an, die sich von hinten unter sein Shirt auf den Bauch geschoben hatte. Immer noch lächelnd suchte er im Spiegel nach den Augen seines Freundes, doch er fand sie nur geschlossen vor, genießend.< (ok, es sind 2)
ich liebe dieses chappi und bitte her mit dem 16
bussal eure ina-chan
Von: abgemeldet
2004-08-27T18:02:02+00:00 27.08.2004 20:02
Also ich bin wieder da. Gomen ne, war im Urlaub... Aber dafür hatte ich jetzt auch mehr zum lesen.>^_^< Ano... mal wieder klasse... *freu* Weida büddö!!

(<--keine Zeit mehr hat..*saus*)

da Peru
Von: abgemeldet
2004-08-17T12:04:07+00:00 17.08.2004 14:04
stammleser (?) ina-chan meldet sich auch ohne detektor zum dienst *kicher*
hehehehehe
ich mag thores paps immer mehr *fg*
typische tennie reaktion: maulen *rofl*
aber diese heavy- liebeserklärung war toootal super gigantisch galaktisch super riesig.... *schnauf*kawaii
*hach* romantisch....
auch die szene (?) in der sie eingeschlafen sind war richtig träumerisch....*sabber*
(bin ne romantikerin, aber echt heftig)
macht bald weiter!!!
(sonst geh ich in die wälder, um meinen seelenfrieden zu finden *ooooooommmmmm* dann könnt ihr schön suchen gehen)

bis bald, ihr wahnsinnsautoren *fetteslob* *kekstüteschenk*
ina-chan
Von: abgemeldet
2004-08-17T12:03:42+00:00 17.08.2004 14:03
moi!
vater und sohn wieder vereint!
ich bin echt wahnsinnig froh das wenigstens thore's vater zu ihnen hält.
aber kilis vater ist ein echtes arschloch.
*knöchelknacks* wenn der den gekillt hätte? was wär denn dann los gewesen im karton????
man kann doch nicht seine frau und seine kinder schlagen! das ist doch so.....so.....einfach nur wahnsinn. der typ gehört in ne anstalt. so
weiter im text, ich find die zwei soooo süß. das is s o super kawaii *hach*
dann stürtz ich mich ins nächste kapi (ne gute story am morgen vertreibt kummer und sorgen (bin grad aufgestanden))

ok, adios
ina-chan
Von:  YU-Rl
2004-08-16T07:09:35+00:00 16.08.2004 09:09
dummer hausmeister!!! was musste der auch stören?!
fast,fast hätten sie sich geküsst! *drooooop*
aba eben nur fast... ;-;

ansonsten is es wie imma genial!!!! XDDDD


lg azumi =^^=


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