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Schachmatt

von

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

I.Reflektionen

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6. Mai ~ früher Abend

Ein kleines Stadtviertel

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Schuldig und ich schlenderten durch den kleinen Ort: An dem Mietshaus, an dem wir Omi und Nagi gefunden hatten vorbei, an einer Tankstelle entlang und schließlich bogen wir in einen kleinen Waldweg ein.

Der Wald roch dumpf nach nassem Holz, die Luft war klar und kalt und bis auf das knirschende Geräusch unserer Schritte war nichts weiter zu hören.

Er schwieg, ich schwieg.

Jetzt hatte ich eigentlich Zeit zum Nachdenken, doch meine Gedanken flossen nur langsam und zäh, der zündende Einfall wollte einfach nicht kommen.

Alles war so schnell gegangen, dass ich mir erst mal die Frage stellen musste: Was war eigentlich los?

Warum verhielten sich Omi, Aya und Ken so seltsam...

Zwischen dem Samstagmorgen, an dem mich Ken ausgeschimpft hatte, weil ich zu spät war und heute schienen Jahre zu liegen!

Ich beobachtete Schuldig.

Wahrscheinlich war er nicht umsonst mitgekommen - irgendwann blieben wir an einer Holzbank stehen und setzten uns.

" Na schön." Sagte ich.

"Fangen wir mal von vorne an. Was wissen wir?"

Schuldig grinste. "Ne Menge. Aber ich denke, du willst auf etwas anders zurück.

Also, gut. Was wir wissen, ist, dass die Chibis zusammen sind - und das in Zukunft wahrscheinlich auch bleiben werden. Das lässt sich nicht verhindern, und ich glaube kaum, dass das irgendjemand verhindern will.

Was wir noch wissen ist, dass Farfarello mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt vor sich hinwegitiert und von der Welt da draußen kaum etwas mitbekommt.

Dann wissen wir, dass äh....."

Er brach ab und schaute mich fragend an.

"Nein, eigentlich weiß ich nicht, wie ich das nennen darf....."

Ich zog die Stirn in Falten. "Was?"

"Na uns! Ich meine. Dich und mich! Ich meine.....also.....verschieben wir das auf später... "

Er seufzte enttäuscht,

"Kommen wir zu Aya und Brad. Weißt du etwas, was ich noch nicht weiß?" fragte ich vorsichtig.

Schuldig nickte.

"Braddy steht auf euer Rotkäppchen... "

Ich holte tief Luft und zählte eins und eins zusammen.

"Was wäre, wenn Aya... "

"Ich glaube. wir können die beiden auch erst mal zusammen packen.....Das würde erklären, woher Aya meine Handynummer hat ."

"Und vielleicht auch, warum Ken weggelaufen ist... "

Schuldig starrte mich verblüfft an.

"Ken ist weg?"

Ich nickte. "Aya hat deswegen angerufen. Er wollte mir genaueres unter vier Augen erzählen. Ich glaub, er wird mir nicht gerade viel neues zu berichten haben...."

"Also, gut: Denken wir uns das mal so: Braddy hat Aya angerufen und ihn schnell hergebeten, weil er wieder weiß Gott was für tolle Visionen hatte - Aya lässt sich von Ken dorthin fahren und sagt ihm, er soll hier anrufen.

Ken ruft hier an, wird auf uns sauer und will noch mal mit Aya darüber reden.

Er klingelt an der Haustür, und Crawford, macht auf, Ken bekommt erst mal einen ordentlichen Schrecken, und tja, weg ist er."

Ich nickte. Das war einleuchtend.

Doch jetzt schlich sich ein unangenehmer Gedanke in meinen Kopf.

"Was glaubst du, wie es jetzt weitergeht?"

Ich bekam keine Antwort.

Schuldig starrte ins nichts - zugegeben, ich wusste ja selber keine Antwort.

"Vielleicht sollten wir uns vorher mal eine andere Frage stellen: Wie lange läuft das schon zwischen unseren beiden Tiefkühltruhen von Anführern?"

Gute Frage.

Schien keine Kurzschlussreaktion zu sein, so wie ich Aya kannte.

Ich schluckte. "Muss schwer gewesen sein, meinst du nicht?"

"Was?"

"So zu tun als ob. Ich meine....Sie haben sich gegenseitig angegriffen - und waren nicht gerade sanft zueinander."

Schuldig nickte. "Stimmt. Die Schnittwunden, die euer Kätzchen Braddy verpasst hat, waren manchmal ziemlich tief."

"Ich könnte das nicht... " murmelte ich. "jemanden angreifen, für den ich lieber sterben würde....."

"Du bist ja auch nicht so ein Eisschrank... " murmelte Schuldig leise und rückte unauffällig ein Stückchen näher.

"Kein Argument." sagte ich und rutschte ein Stück von Schu weg.

Halt.

War er jetzt schon Schu?

Ich schüttelte nachdenklich den Kopf.

Was passierte da mit mir?

Als ich ein Kribbeln im Hinterkopf spürte, drehte ich mich schnell zu Schuldig und verpasste ihm eine Ohrfeige.

"Denk gefälligst selber." zischte ich.

"Au." Wimmerte Schuldig. "Warum hast du das gemacht?"

Damit er nicht weiß, was ich gerade gedacht habe!

Ich wollte nicht, dass er früher weiß, was ich denke, als ich es selber tue.

"War nicht so gemeint." Entschuldigte ich mich schnell.

Schuldig zog seine "Schmollschnute".

"Hey. Ich hab dir gesagt, dass du das lassen sollst! Wenn du es trotzdem tust, kann das halt schon mal passieren."

"Brutalo." Muffelte Schuldig.

Das würde ein langer Abend werden.....

"Ich habe gesagt, dass es nicht so gemeint, war, ENTSCHULDIGUNG. Was willst du noch? Soll ich auf den Knien vor dir herumrutschen?"

"Die Vorstellung ist ganz interessant - ja das würde mir gefa...AUA... Warum schlägst du mich immer?"

"Tja, was sich liebt, das schlägt sich!" grinste ich.

Oh je. Was hatte ich da nur angerichtet?

Meine Frage wurde mir einen Augenblick später beantwortet, als sich Schuldig plötzlich auf meinem Schoß befand.

Schuldig lächelte scheu.

Natürlich habe ich Schuldig fast permanent mit seinem typischen Grinsekatzengesicht herumlaufen sehen, aber das war das erstemal, dass er *lächelte *.
 


 


 

II.Auftanken

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6.Mai~Abends

Waldgebiet

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Ein schrilles Klingeln ließ die gerade aufgebaute Situation völlig verpuffen.

"Irgendwann werd ich dieses Handy noch mal versenken!" knurrte Schuldig warf mir einen wehleidigen Blick zu und angelte nach dem verhassten Gerät

"Klasse. Ist sowieso für dich... "

Ich nickte und nahm den Hörer entgegen.

"Aya?"

"Hör mal, Yohji - bleibt am besten wo ihr seid. Ich fahre schon seid knapp drei Stunden hinter Ken her" -

"Du verfolgst ihn?"

"Ja, ich mache mir Sorgen, dass er unvorsichtig wird..."

"Ken und unvorsichtig? Wie kommst du denn darauf!" sagte ich gespielt entrüstet.

"Yohji! Es ist echt nicht der günstigste Augenblick für deine Albereien!"

"Ich also... frag mich nicht warum, aber ich weiß, dass Ken wahrscheinlich in etwa einer halben Stunde an einer Tankstelle etwa in euerer Nähe hält......"

"Schon kapiert. Ich wird ihn an die Leine nehmen und aufpassen, dass er Herrchen nicht schon wieder davonrennt....."

"Danke......" hörte ich Ayas leise Stimme. "Ach und es gibt da noch etwas, was du wissen solltest. also....ich......komme nicht allein."

"Ach, du bringst Braddy mit, ist schon klar. Wir besorgen euch n Zimmer im Hotel..."

Schuldig saß mir Gegenüber und biss sich auf die Lippe um nicht loszuprusten.

"WOHER... "

"Ayaschätchen! Jetzt hör mal... Ich sitz hier mit der größten Labertasche der Nördlichen Halbkugel - Was bitteschön hast du gedacht machen wir hier?"

"Also. ich glaube.......ich dachte da an etwas anderes...."

Moment mal. war das wirklich Aya?

"War das da etwa so etwas wie Ironie in deiner Stimme? Oder spielen meine Ohren verrückt......"

"Yohji. ich glaube ihr solltet euch langsam auf den Weg machen....."

"Schon verstanden... Ich dachte echt schon, du würdest so etwas wie Humor besitzen. wie *konnte * ich nur so etwas denken ..."

Aya legte auf.

"Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte Schuldig.

"Wir sollen Ken suchen."

"BITTEWAS?"

Ich erklärte ihm schnell, was Aya gesagt hatte.

"Na dann wollen wir mal!" flötete Schuldig, stand auf - und kippte zum dritten Mal um.

In den nächsten drei Minuten versuchte ich Schuldig wieder in die Welt der Nichtohnmächtigen zurückzuholen - nachdem dieses scheiterte stand ich vor einer Entscheidung:

Hier bleiben, und Schuldig helfen, oder zur Tankstelle, und Kenken abfangen?

Ken oder Schu?

Ich sammelte für beide Seiten Argumente - Naja, vorgestern hätte ich Schuldig ohne mit der Wimper zu zucken liegengelassen und wäre Kenken entgegengeeilt - so ne Art strahlender Ritter in goldener Rüstung - wie gesagt: vorgestern. Aber heute war heute und was eben passiert war - Oh verdammt!

Na schön.

Ken oder Schu?

Mein Kopf fühlte sich an, wie eine Schüssel mit Wackelpudding Weich glibberig, und durchsichtig.

Ken oder Schu?

Warum eigentlich zwischen den beiden entscheiden? Es gab da doch noch eine Möglichkeit...

Na schön. Dann eben in den sauren Apfel beißen:

Ich warf mir Schuldig über die Schulter und machte mich auf den Weg.

30 Minuten bis Ken da war.

Ein Witz! Vorhin haben wir 6 oder 7 Minuten von der Tankstelle aus bis zur Bank gebraucht.

...Vorhin waren wir auch schnell gegangen - vorhin musste ich niemanden durch den Wald tragen - vorhin. war eben vorhin.

Es musste auch so gehen.

Wie war das noch mit Mengenrabatt für die Magersüchtigen?

Schuldig passte wahrscheinlich auch gut in die Runde.

Er war kaum schwerer als Omi - wenn man bedachte, dass er um einiges größer war -

Erschreckend!

Ich biss die Zähne zusammen, versuchte nicht nachzudenken und stapfte weiter.

Vielleicht sollte man die vier einfach mal solange mit Schokopudding voll stopfen, bis sie wieder auf Normalgewicht waren.....

Die Tankstelle - endlich!

Ich schleppte Schuldig auf das Herrenklo und wendete die brutale "Wasser - über -Kopf- kipp" Technik an.

Schuldig prustete einmal auf, schüttelte verwirrt den Kopf, schwankte leicht zur Seite und klammerte sich dann dramatisch an mir fest.

"Hö? Was macht denn das Waschbecken im Wald?" murmelte er geistesabwesend, schloss die Augen und lehnte sich an mich.

"Hey! Wachbleiben! Komm schon!"

"Geb mir mühe!"

"So - am besten besorg ich dir erst mal eine Cola..."

"Wo sind denn die Bäume?"

Ich grinste schief. " Weißt du... wir sind nicht im Wald. In meiner unendlichen Mildtätigkeit habe ich dich den ganzen Weg hierhin getragen...."
 

III. Wiedersehen macht. ziemlichen Ärger

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6.Mai~später Abend

Eine Tankstelle

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Es dauerte einige Minuten, bis die Lichter der Tankstelle nicht mehr verschwommen aussahen und ich mich nicht wie auf einem anderen Planeten fühlte.

Ich lehnte an der Wand und trank etwas, was laut Erzeuger Cola sein sollte, aber mehr nach Spülmittel mit Zucker schmeckte.

Yohji war damit beschäftigt, grimmig auszusehen und auf und ab zu gehen.

Ich seufzte. Dabei hatte sich doch alles vor nur wenigen Augenblicken recht vorteilhaft entwickelt.....

Er hat seine Andeutungen gemacht und ich habe sie für mich interpretiert

Wenn nicht das verdammte Telefon geklingelt hätte.....

Ich hätte ihn küssen sollen als ich die Gelegenheit hatte! Ich Idiot!

Was soll's.

Ich fischte aus meinem Mantel die Zigarettenschachtel heraus, wurde aber sofort von einem Tankwart, der klein und rund war und wild mit den Armen fuchtelte auf das "Rauchen verboten" Schild hingewiesen.

Eine gemeine Welt war das!

Warum konnten Autos nicht mit etwas fahren, was nicht explodiert, wenn es mit Feuer in Kontakt kommt?

Jaja, schon klar: ohne Explosion fährt das verdammt Ding nicht.

Warum dachte ich über solch banale Dinge nach?

Schon klar, ich wollte mich drücken. Ich wollte mich davor drücken, das zu denken, was mein Unterbewusstsein schon lange realisiert hatte.

Einmal tief Luft geholt und los: Ich glaub ich bin ver -

"DA KOMMT KEN!"

Verflixt.

Warum passierten solche Dinge? Oder anders. Warum passierten sie MIR?

Yohji zog mich schnell außer Sichtweite.

"Wir müssen warten, bis er bezahlen geht!"

Schon klar. Ich hatte sowieso vor, erst mal nichts zu tun.

Ein kurzer Blick um die Ecke verriet mir, dass klein Kenken verheulte Augen hatte und allgemein nicht gerade bester Laune war.

Meine Güte! Nur weil sich alle Welt gegen ihn verschworen hatte, brauchte er doch nicht so ein Theater zu machen!

Er betrat die Tankstelle.

"OK. Hier mein Plan: Wenn er rauskommt, stürzen wir uns auf ihn."

Ich sah Yohji zweifelnd an. "Und du glaubst, das funktioniert? Wieso versuchst du es nicht einfach mal mit: Weg versperren und zulabern? Bei mir klappt so was meistens."

"Na schön. Aber wenn's nicht klappt, stürz dich auf ihn."

"Aber immer doch!"

Ich hatte ja nichts besseres zu tun, als mich auf sehr sportliche Ex- Erzfeinde zu stürzen und mir mein Gesicht demolieren zu lassen.

Yohji holte einmal tief Luft und startete Mission " Kenken aufhalten."

Vielleicht sollte ich Wetten abschließen, wer gewinnt.

Klein Ken stolperte aus dem Gebäude, Yohji genau in die Arme, der Geistesgegenwärtig genug war, ihn erst mal festzuhalten.
 

IV. Schokolade und Eis

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6. Mai~ später Abend

Tankstelle

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Da stand ich nun: ein kleines verheultes Bündel Kenken in den Armen und keinen Plan, was zu tun war.

Dafür schien Ken einen festen Plan zu haben: er nutze meine Verwirrung, um mir eine Ohrfeige der besonderen Art zu verpassen.

"Was - hab- ich - dir - bitteschön - getan?" grummelte ich und rieb mir die Wange.

Ken zeigte auf Schuldig.

"WARUM hängst du mit diesem Kerl ab?"

Yo - das war eine gute Frage. Ich hatte auch eine Antwort parat, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie Ken nicht gefallen würde.

"Sag mal, Ken. was ist eigentlich los?"

"Was los ist?" schniefte Ken. "Das würde ich auch mal gerne wissen! Warum macht ihr das alle?"

"Ken - Du hast doch selber gesagt, dass es nicht nur einen Ken gibt - und nicht nur einen Omi. Es gibt auch nicht nur einen Yohji und nicht nur einen Aya."

"Woher weißt du. von Aya ?..."

"Weil er mich angerufen hat. Weil er sich tierische Sorgen um dich macht, Blödmann!"

Ken riss sich los.

"Erzähl keinen Mist! Er macht sich keine Sorgen um mich. er hat besseres zu tun....zum Beispiel mit diesem Typen herumzumachen!" schrie er und rannte los.

/Du, ich glaube. der ist nicht bloß sauer, sondern eifersüchtig!/

/Geh aus meinem Kopf raus, sonst kippst du mir wieder um! /

Aber zugegebenermaßen: Ein interessanter Gedanke!

Könnte es sein, dass. ?

Ach verdammt! Ich hatte doch gesagt, dass ich ihn solange dabehalte, bis Aya da ist...

Gerade wollte ich Ken hinterher stürzen, als sich die Situation von selbst regelte:

Plötzlich stand Aya dort.

Der Mann hat wirklich einen Hang zu coolem Auftreten - da wird jeder Eiszapfen eifersüchtig!

Ken erstarrte, als Aya auf ihn zuging. Er stand einige Meter entfernt, trotzdem konnte ich sehen, dass er am ganzen Körper zitterte.

Aya legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, zwang Ken, ihn anzusehen.

Seine Bewegungen waren langsam und strahlten eine tiefe Ruhe und Sicherheit aus.

"Was wird denn das?" brummte Schu.

Er hatte es inzwischen geschafft, sich wieder einigermaßen von seinen "Dauer -Umkipp- Aktionen" zu erholen.

"Also, ich verstehe euer Boss- Kätzchen nicht. So wie der aussieht, könnte man glatt meinen, dass er auf Ken steht."

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihn noch nie verstanden. Er ist für mich ein Buch mit mindestens sieben Siegeln.."

"Vielleicht war unsere Braddy und Aya Theorie falsch. Oder er steht auf beide....."

Mein Weltbild vom kalten Aya, der jede Form von Gefühlen abblockte, geriet ins wanken, als dieser plötzlich Ken umarmte.

Ich hatte in den letzten zwei Tagen anscheinend mehr über meine Teammitglieder gelernt, als in all den Monaten davor.

"Habe ich Halluzinationen?" fragte ich an Schu gewand.

"Schon möglich. Dann habe ich aber auch welche. Ach du meine Güte!"

Aya beugte sich vorsichtig zu Ken hinunter - und küsste ihn. Mister Eisschrank und der kleine Schokoaugen - Kenken.

Diesesmal - wurde mir schwindelig.

Aber ich schaffte es, mich einigermaßen auf den Beinen zu halten - Ok... Schu half ein bisschen nach.

"Hach! Ich bin ganz aufgeregt!" sagte Schuldig, mit gespielt tuntiger Stimme. "Unser kleiner Aya wird erwachsen... "
 

V. Ent - und Verwirrungen

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6. Mai ~ kurz vor Mitternacht

TAnkstelle

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"Na immerhin..." hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter uns.

Ich grinste. "Oh, hallo Braddymausi! Was machst du denn hier so alleine?"

Brad warf mir einen Todesblick zu. /Nenn mich nicht so, Schuldig! /

"Oh... Eifersüchtig?"

Brad schüttelte den Kopf. " Ich bekomme was ich will. Sogar mit einem netten kleinen Zusatz."

Yohji hatte sich plötzlich wieder gefasst.

"Was zum?"

/Reg dich ab, dass ist seine Art zu sagen, dass er bis über beide Ohren verliebt ist... /

/Na dann gute Nacht. Ich frage mich, wie seine Romantische Ader bei Kenken ankommt... /

"Ihr solltet damit vorerst aufhören." Sagte Brad ruhig. "Es gibt da nämlich etwas... bezüglich deiner Fähigkeiten, was ich dir noch sagen muss. Allerdings sollte Nagi auf davon erfahren. Komm, wir fahren zum Hotel..."

"Braddy? Was ist denn mit denen da?" fragte ich und deutete auf Aya und Ken, die beide romantisch vor sich hinglotzten.

"Die nehmen wir mit."

"Aha. Ok.....Wer sagst ihnen?"

Brads Blicke wanderten zu Yohji.

"Was? Der kleine will mich so oder so schon umbringen!"

"Ja. Aber immerhin zählst du nicht zu seinen Todfeinden."

"Ich fürchte gleich schon... " murmelte Yohji, drehte sich seufzend um und bewegte sich auf Aya und Ken zu.

"Wenn er dich zerfleischen will, rette ich dich!" flötete ich ihm hinterher.
 

Es war mir ein Rätsel, wie genau Yohji es geschafft hatte, seine Teammitglieder zu besänftigen -

Jedenfalls saßen die drei nun hinten in Braddys Auto - teils verheult, teils ernst - teils mit einem dämlichen grinsen im Gesicht.

Brad hingegen gab sich in etwa so emotional wie ein Betonklotz und konzentrierte sich ganz auf den Straßenverkehr.

Erst jetzt wurde mir bewusst, was für eine Strecke Yohji und ich zurückgelegt hatten - es dauerte selbst mit dem Auto eine gute Viertelstunde, bis wir das Hotel erreichten.

Während der Fahrt sagte niemand etwas - nichtmal ich selbst hatte das Bedürfnis zu reden, was recht ungewöhnlich war.

Aber ich war im allgemeinen nicht ganz bei mir. Immer noch tanzen blasse Sternchen einen Walzer um meinen Kopf und wollten einfach nicht stillstehen.

Eigentlich hatte ich nur noch zu einem Lust: schlafen.

Möglichst lange, in einem warmen weichen Bett - und, wenn möglich, mit charmanter Begleitung.

Aber ob daraus heute nacht etwas werden würde?

Wahrscheinlich würde es ganz diskret ein "Schwarz-" und ein "Weiß- Zimmer" geben.

Der Wagen hielt.

"Wir reden morgen früh." Erklärte Brad und bestätigte meinen Verdacht. "Wir reden morgen früh" könnte man anders auch so Übersetzten: "Ab ins Bett und Schnauze halten, wehe ich höre etwas, dann könnt ihr was erleben... "

Ich nickte müde.

"Und seht zu, dass ihr euch ein anderes Zimmer besorgt! Es könnte unter umständen sonst ein wenig peinlich für euch werden!"

"Warum denn? Die Chibis werden doch wohl kaum... " sagte ich und unterbrach mich dann selbst ". oder etwa doch? Oh mein Gott! Was für eine gemeine Welt!"

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Yohjis Grinsen breiter und Kens besorgter Blick noch eine Spur besorgter wurde.

Brad öffnete als erster die Wagentür.

Bis sich die Kätzchen aus den Gurten entwirrt hatten, herrschte peinliche Stille.

Ich brauchte nicht erst in die Köpfe der anderen zu blicken, um zu wissen, dass alle gerade daran dachten, was klein Omi und klein Nagi da so feines trieben.

Als wir die Halle des Hotels betraten, brach Yohji endlich das Schweigen.

"Und nun?"

Brad zuckte mit den Schultern. "Ich nehme ein Einzelzimmer. Der Rest ist mir egal."

Ja klar, du weißt es ja sicher eh schon.

Gemeiner Kerl.

Er hätte wenigstens eine seiner zynischen Andeutungen machen können.....

Aber... dann kam mir ein recht angenehmer Gedanke: ....Wenn er ein Einzelzimmer nahm, hieß das, dass es kein "Schwarz-Zimmer" gab - und Aya und Ken sahen nicht so aus, als würden sie sich heute noch einmal loslassen.

Das wiederum würde bedeuten, dass die Chibis morgen früh nicht die einzigen wären, die verträumt grinsen würden und versuchen würden, möglichst unauffällig im Stehen zu frühstücken aufgrund kleinerer Einschränkungen , die sie sich während der Nacht zugezogen hatten. und die es ihnen nicht erlaubten, viel zu sitzen.....

Die Rezeptzionistin war heute ein klein wenig umgänglicher, und hatte, wie passend, noch genügend Zimmer frei.

Nun gut, ich hatte einigen Gästen heute früh beim Frühstück den Gedanken eingepflanzt, dass sie wahrscheinlich eine Tür bei sich zu Hause hatten offen stehen lassen, oder dass sie einen wichtigen Geburtstag vergessen hätten. was zu überstürztem Aufbruch eben dieser Leute geführt hatte.
 

VI.Grauer Morgen

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7. Mai ~früher Morgen

Ein Hotelzimmer

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Ich lag bereits seid vier Uhr morgens wach und ließ den gestrigen Tag wieder und wieder vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Ich schüttelte leicht den Kopf.

Es war so nicht geplant gewesen!

Es hätte ganz anders ablaufen müssen, das hatte Brad Crawford mir mehrfach bestätigt.

Ken hätte völlig anders reagieren müssen!

Vorsichtig drehte ich mich zu Seite und beobachtete ihn ihm Schlaf.

Glücklich sah er dabei nicht gerade aus - seine Stimmung hatte sich wahrscheinlich so tief in sein Unterbewusstsein gegraben, dass er auch im Schlaf verwirrt und wütend war.

Hatte ich vielleicht doch einen Fehler gemacht, als ich beschlossen hatte, Brad Crawford zu vertrauen?

Hatte er mich nur angelogen?

Aber was war dann mit Omi und Nagi? Was er mir über die beiden erzählt hatte, war genauso eingetreten!

Ein schwammiges Gefühl packte mich plötzlich. Eine unangenehme Mixtur aus Nervosität, Angst und Schuldgefühlen.

Ich wusste, was mir heute bevorstand........

Die Wahrheit.

Nichts als die reine Wahrheit.

Geplant war, dass wir uns alle gemeinsam am Abend zusammensetzten und die Zusammenlegung von Schwarz und Weiß in einem netten, gemütlichen Gespräch geklärt würde - zwar mit dem ein oder anderen Zweifel, aber im großen und ganzen problemfrei.

Stattdessen war Ken erschöpft ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen und die anderen hatten sich diskret auf ihre Zimmer verteilt.
 

Ken öffnete vorsichtig die Augen, blinzelte mich ein paar mal an und schien ernsthaft zu überlegen, wo er sich gerade befand.

Bedauerlicherweise fiel es ihm wieder ein.

Er setzte nun eine Leidensmiene auf und begann, wie ich es eigentlich schon befürchtet hatte, mit der alles entscheidenden Frage.

"Warum?"

Warum. Das war eine Frage, die ich mir oft genug selbst gestellt hatte.

Warum war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich nun war?

Was erhoffte ich mir davon?

Brad Crawford hatte genügend Argumente genannt, die alle dafür gesprochen hatten, so zu handeln, wie ich es getan hatte.

Aber: Warum hatte ich ihm vertraut?

Es war schon schlimm genug, mit meiner eigenen, Inneren Stimme zu ringen, aber vor mir saß jemand, der Antworten wollte.

Ich wich der Frage aus.

"Wir reden später alle zusammen..."

"Nein." Sagte Ken. "Ich will es jetzt wissen. Und ich will es aus deinem Mund hören."

Schuldbewusst blickte ich nach unten.

"Was hast du mit Oracle zu schaffen?" Kens Stimme war zittrig und unsicher. Er schien zu wissen, dass er sich mit seiner Fragerei auf einer dünnen Eisdecke bewegte. Wenn er Pech hatte, erwischte er ein recht instabiles Stück und konnte sich auf eine mehr als eiskalte Überraschung gefasst machen.

"Ich. also......wir........" ich war noch nie ein besonders guter Redner gewesen, aber jetzt wollten meine Gedanken anscheinend nicht aus meinem Kopf heraus sondern klammerten sich in meinem Hirn fest.

"Wir?" fragte Ken. "Was für ein Spiel spielst du eigentlich? Und was sollte der Blödsinn gestern Abend?"

Blödsinn?

"Wenn du es nicht ernst gemeint hast, warum hast du es dann getan?"

Oh. er meinte den Kuss.......

"Es WAR ernstgemeint." Sagte ich langsam.

"Glaub mir, mir war fast noch nie etwas so ernst."

Ken sah mich traurig an. "Ich würde dir gerne glauben. Und ich würde es auch, wenn....."

Er brach ab, da seine Stimme immer brüchiger geworden war.

Ich seufzte leise, wollte Ken am liebsten in den Arm nehmen, doch dieser schlug meine Hand weg.

"Fass mich nicht an." Zischte er. Dann, einige Augenblicke später, fügte er kleinlaut "Nicht jetzt......" hinzu.

Ich nickte.

"Gehen wir frühstücken. Wenn du nachher noch Fragen haben solltest, können wir dann auch noch reden."
 

Die morgendliche Frühstücksrunde schien Ken dann doch ein wenig aufzuheitern.

Zugegeben, der Auftritt Brad Crawfords in übergroßen, grünen Plüschpantoffeln hätte wohl niemanden völlig kalt gelassen.

Als dann auch noch Omi und Nagi, die von den gestrigen Ereignissen überhaupt nichts mitbekommen hatten, mit tellergroßen Augen und offenen Mündern im Essraum erschienen, musste sogar ich mehr als dämlich grinsen.

Den Vogel schossen jedoch Yohji und Schuldig ab, die, gegen alle Erwartungen, sehr schlecht gelaunt waren.

"Was denn?" fragte Brad, mit einem spöttischen Grinsen. "Ihr wart erstaunlich ruhig, wenn man bedenkt, was ihr vorhattet... "

"Ich wollte ja, aber er..." sagten die beiden im Chor und deuteten aufeinander.

"Das war wohl ein bisschen zu viel Ego für ein einziges Bett!" kam es von Nagi, worauf alle losprusteten, außer Schuldig und Yohji, die mit hochroten Köpfen vor uns standen, wie zwei Schuljungen, die etwas ausgefressen hatten.

"Vielleicht solltet ihr auswürfeln, wer oben liegen darf... " brummte Brad, der sich inzwischen hinter einer Zeitung verschanzt hatte.

Schuldig machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, klappte ihn aber, da ihm scheinbar nichts passendes einfiel wieder zu.

"Eine Frage....." meldete sich Nagi leise. "Wo ist Farf?"

"Genau! Ich hoffe, ihr habt diesen Irren nicht alleine gelassen... Wer weiß, wen der als nächstes verstümmelt......"

"Er ist im Krankenhaus." Sagte Crawford ernst.

"Hat er sich wieder die Pulsadern aufgeschlitzt?"

"Nein....... Er hatte Schmerzen."

Der Satz blieb einige Minuten in der Luft hängen.

"Schmerzen? Aber das ist doch unmöglich. Ich meine....du weißt doch, er...."

"Das weiß ich selber."

Die Gesichtsausdrücke von Nagi und Schuldig änderten sich schlagartig.

"Ihr bemerkt es doch selber... " fuhr Brad fort.

"Unsere Fähigkeiten. Sie lassen nach."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-07-18T17:48:31+00:00 18.07.2004 19:48
Ich kann mich Furu nur anschließen, die Idee mit den nachlassenden Kräften finde ich auch sehr innovativ, habe ich jedenfalls noch in keiner WK Fanfic gelesen.
Aber wer kann das noch sagen, nach diesem Fanfics-Verbrauch (meine Droge ^__^).
Die Partner passen alle gut zueinander und ich habe viel gelacht.
Ich erwarte sehnsüchtig weitere Kapis !!!
LG Ricarda
Von:  Furu
2004-04-13T13:36:51+00:00 13.04.2004 15:36
Hui die Story ist absolut cool! *smile* Als erstes danke ich dir für soviel Schuldig! Der Mann ist einfach so hammergenial. Du hast echt ein Talent Pairings zusammen zu stellen, bei denen man einfach denkt: So muss es sein und nicht anders! Mir gefällt auch Ken als kleiner Rationalist! *ggg* Omi und Nagi sind einfach nur süß und ich find die Idee interessant, dass die Kräfte von Schwarz nachlassen.
Mir gefiel, mit wieviel Humor du die Ff geschrieben hast! *nick nick* (Einen Tip an alle, lest nicht vorher Right here waiting und dann die hier, so wie ich das gemacht hab! Bei der einen heult man und bei der hier grinst man, bis man Krämpfe hat. *lol*)
Richtige Kritik hab ich nicht! Ich hoffe nur, dass du immer fleißig weiterschreibst!


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