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Erlebnisse

von

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(I) Wiederkehr

Die Sonnenstrahlen durchdrangen das Blattwerk der Bäume und fanden sich auf dem ausgedörrten Boden wieder.

Seit Tagen hatte es schon nicht mehr geregnet und die brennende Hitze schlug auf die Gemüter der Menschen.

Einer jedoch erfreute sich an der herrlichen Sonne und blinzelte ihr entgegen, als ihr Licht seine Augen traf.

Er hatte einen langen Weg zurückgelegt, um sein Ziel zu erreichen. Und nun bewunderte er die Aussicht auf die Hauptstadt Frankreichs.

"Paris, du hast mich wieder...", murmelte er vor sich her und lächelte.

Knapp neun Jahre waren nun vergangen, seit er diese Stadt zum letzten Mal gesehen hatte.

Er hatte schon fast geglaubt, er würde nie wieder hierher zurückfinden, aber Gott sei Dank, dachte er bei sich, war dies nicht wahr geworden, denn soeben hatte er das Eingangstor St. Denise durchschritten. Und erneut wurde er sich bewusst, dass zugleich ein Stück Erinnerung wieder den Weg in sein Gedächtnis gefunden hatte. Diese unscheinbaren Augenblicke hatte er gelernt in seinem Herzen zu bewahren und sich in schlechten Zeiten daran zu erinnern.

Erleichtert strich er sich über die Stirn und beseitigte damit Schweiß und Schmutz. Dabei wurde ihm plötzlich klar, dass er sich bereits seit Tagen nicht mehr gewaschen hatte, was ihn dazu trieb, den nächst nahe gelegenen Brunnen aufzusuchen.

Wochen war er zu Fuß unterwegs gewesen. Meistens musste er in freier Natur nächtigen, was ihn lediglich störte, sobald es regnete.

Manchmal hatte er Glück und ein Bauer fuhr mit seinem Karren an ihm vorüber und winkte ihn zu sich hoch, ohne das er ihn überhaupt fragen musste, ob er denn mitfahren dürfe.

In den letzten Jahren hatte er viele Orte von Frankreich kennen gelernt und eine Vielfalt an Erfahrungen gesammelt.

Dennoch spürte er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, dass er ganz bestimmtes Leben vermisste, welches er glaubte in Paris wiederzufinden.
 

Das kalte Wasser des Muchoix Brunnens hinterließ nur eine geringe Wirkung an Abkühlung auf der Haut der Menschen.

Die Frauen aus dem Bürgertum mussten auch an solch einem heißen Tag zum nahen gelegenen Brunnen, um dort die Wäsche der Familie zu waschen oder die ihrer Herren, für welche manche als Zimmermädchen arbeiteten.

Der fremde Besucher hatte sich seines weißen Hemdes entledigt und war nun dabei notdürftig seinen Oberkörper zu säubern.

Die Frauen in seiner Umgebung blickten ihn überrascht und begierig zugleich an und zum zweiten Male musste sich der junge Mann daran erinnern, dass er sich in einer Großstadt befand und nicht an einem Bach in einem dichten Wald.

Etwas errötet, beendete er seine Körperwäsche und blickte sich hastig nach seinem Hemd um.

Als ihm plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippt "Ich glaube, du suchst dieses hier...", sprach eine weiche Stimme.

Der Fremde blickte in zwei grasgrüne Augen, die von blonden langen Haaren eingerahmt wurden. Die Kleidung der unbekannten Schönen wies daraufhin, dass sie aus ärmlichen Verhältnissen kam, doch diese Tatsache verging unter dem Ausdruck, der ihre Augen füllte.

Der Angesprochene nahm zaghaft das Hemd aus ihren Händen, die rot und geschwollen waren, wahrscheinlich vom vielen Wäsche waschen.

"Dein Hemd war auf den Boden gefallen...", sprach sie weiter, doch erntete erneutes Schweigen. Sie hob ihre Augenbrauen an, da sie langsam annahm, ihr Gegenüber sei stumm oder taub, je nach dem.

Doch endlich fand der Fremde seine Worte wieder "D... Danke... Es steht mir eigentlich nicht zu, mich hier so lange aufzuhalten, wenn ich sehe, wie viele Frauen der Stadt hier schwer arbeiten müssen... Deswegen werde ich jetzt lieber gehen", er zog sich sein Hemd über und nahm den Stoffsack, den er an den Brunnen gelehnt hatte. In diesem Beutel trug er alle kostbaren Sachen mit sich, auch wenn das nicht gerade viele waren. Darin waren noch ein paar Hemden und eine Hose und etwas Geld, was er durch gelegentliches Arbeiten verdient hatte.

Das junge Fräulein sah ihn nun noch überraschter an, als sie es sowieso schon tat, da sie offensichtlich noch keinen Mann erlebt hatte, der sich derart nervös verhielt bei einer Frau. Sie beobachtete ihn dabei, wie er den Beutel auf seinen Rücken schwang und den belebten Platz im schnellen Schritte verließ.

"Au revoir", rief die junge Frau ihm noch nach und wollte doch dabei eigentlich seinen Namen erfahren.

Etwas betrübt erkannte sie, wie der Unbekannte hinter der nächsten Hausecke verschwunden war. Sie seufzte und machte sich mit gemischten Gedanken wieder an die Arbeit.
 

Auf einer Nebenstraße wunderten sich einige Leute, warum ein junger Mann kopfschüttelnd und immer wieder leise fluchend an ihnen vorüberging.

Er konnte gar nicht glauben, wie er sich gerade verhalten hatte. Als ob er noch zwölf Jahre alt gewesen wäre. Dabei hatte er noch nie eine solche Schönheit vor sich gehabt, die auch noch bereitwillig mit ihm sprechen wollte.

Er schob diesen Gedanken beiseite, da er doch eigentlich wegen einem anderem Grund nach Paris zurückgekehrt war und nicht um von schönen Frauen angehimmelt zu werden.

Dennoch könnte er ja später noch einmal zu diesem Ort zurückkehren. Vielleicht würde das Fräulein ja wieder ihre Arbeit dort erledigen.

Erfreut über diese Entscheidung hob er seinen Kopf und schlug den Weg zu Kapitän de Trévilles Behausung ein; dem Musketieranwesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fastcaranbethrem
2004-04-01T11:55:12+00:00 01.04.2004 13:55
Liebe Krisi,
darf ich dich zu deiner neuen Schaffenskraft beglückwünschen. Der Spannungsbogen beginnt sich zu spannen :-) Gut zu wissen, dass dich die ganzen trockenen Rechtsparagraphen nicht in deiner Kreativität gestört haben. Deine neue Story hat einen wunderbaren Stil und verlangt nach mehr.


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