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Erlebnisse

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(III) Enttäuschungen

Und wieder trat dieses unbehagliche Schweigen ein.

Langsam schlich sich in Jean das Gefühl ein, dass er hier unerwünscht war oder dass die beiden ihm etwas verheimlichten. Schließlich war es nicht normal, dass es ständig an Gesprächsstoff mangelte.

Man hatte sich neun Jahre lang nicht gesehen, da müsste man sich doch einiges zu erzählen haben. Oder war genau das Gegenteil eingetreten und man hatte sich entfremdet?

Jean beschloss diese Tatsache zu ergründen "Nun ist es aber genug zu mir... Sagt mir doch lieber, wo sich D'Artagnan und Porthos herumtreiben? Außerdem muss ich noch zu Kapitän de Tréville, ihn um etwas wichtiges bitten. Und Constanze möchte ich natürlich auch wiedersehen...", er sprühte vor Enthusiasmus, doch er sollte bitter enttäuscht werden.

Athos und Aramis tauschten einen schnellen, geheimnisvollen Blick aus, doch er blieb dem Neuankömmling nicht verborgen. Zu wichtig schien er für den Fortgang der Unterhaltung zu sein.

Athos' Augen wurden schmaler "Du musst wissen, Jean, dass einige Veränderungen seit deiner Abreise vor sich gegangen sind...".

"Mmh, das kann ich mir gut vorstellen, schließlich sind neun Jahre nicht von heute auf morgen vergangen", spaßte Jean herum, doch der Ausdruck auf den Gesichtern, die er vor sich hatte, ließen ihn schnell wieder verstummen.

"Gravierende Veränderungen", meinte Athos trocken und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Scheinbar tat er sich schwer damit in seiner Erzählung zu beginnen.

Aramis berührte kurz seine Schulter, um ihm wortlos mitzuteilen, dass sie damit anfangen würde, die letzten Jahre wieder zum Vorschein zu bringen "Wie du sicher bereits bemerkt haben wirst, ist de Tréville nicht mehr Hauptmann der Musketiere. Vor ungefähr drei Jahren ist er schwer erkrankt. Die Ärzte meinen, er würde an Knochenschwund leiden. Daraufhin wurde er vom König aus dem Dienst entlassen und Athos wurde zum neuen Befehlshaber ernannt...", Aramis brach vorerst ab, um die Reaktion von Jean zu deuten. Doch er wollte weiterhin ihren Worten lauschen.

"Einige Monate später erhielt D'Artagnan ein Angebot vom König persönlich, als seine Wache zu dienen, sozusagen als des Königs Leibwache in seine Dienste zu treten. Die Situation in der sich D'Artagnan zu dieser Zeit befand, ließ ihn schnell eine Entscheidung treffen...".

Jean unterbrach sie nun, da er glaubte zu wissen, was nun folgen würde "D'Artagnan ist nun also die Leibwache des Königs?!", ein zustimmendes Nicken auf der anderen Seite des Raumes bestätigte seine Vermutung "Aber warum? Er hatte lange dafür gekämpft, als Musketier aufgenommen zu werden. Es muss sich um eine aussichtslose Situation gehandelt haben, in der sich befunden haben musste", schlussfolgerte Jean, worauf jedoch ein schneller Einwand folgte "Am besten fragst du ihn das selbst...".

Aha, also würden Aramis und Athos ihn den wahren Grund nicht nennen, warum auch immer...

"Aber wo ist Porthos? Hat er etwa auch den Musketierchor verlassen?"

"Er hat eine eigene Fechtschule gegründet", seufzte Athos und rückte auf seinem Stuhl nervös von einer Seite auf die andere "Ihm schienen die Musketiere nicht mehr zu genügen. Er glaubte, alles wissenswerte über das Fechten von de Tréville gelernt zu haben, sodass er diese Kenntnis nun wiederum anderen lehren wollte. Als Fechtlehrer ist er nun sehr angesehen in der Stadt. Er wird von den höchsten Edelleuten aufgesucht, die seine Fähigkeiten in Anspruch nehmen wollen."

Jean benötigte einige Augenblicke, um diese Fülle an Informationen zu verarbeiten.

Irgendwas stimmte da nicht. Athos als neuer Befehlshaber der Musketiere war nicht schwer vorstellbar, eigentlich hatten alle dies bereits in naher Zukunft kommen sehen. Aber Porthos und D'Artagnan hatten freiwillig den Chor verlassen? Dies konnte Jean nicht hinnehmen.

Athos und Aramis berichteten in einer sonderbaren Art über die beiden. Fast so, als ob sie sich seit dem Ausstieg von Porthos und D'Artagnan vor drei Jahren nicht mehr allzu oft gesehen hätten. Konnte das wirklich sein?

Die Frage die sich Jean zudem stellen musste, war, wollte er denn nun seinen eigentlichen Gedanken hier weiterverfolgen? Er war nach Paris zurückgekehrt, um Musketier zu werden. Nur aus diesem Grund stand er gerade in diesem Zimmer und noch dazu vor dem Hauptmann. Nur weil zwei seiner Freunde seit einiger Zeit nicht mehr bei den Musketieren dienen, sollte es ihn nicht davon abhalten, sein gesetztes Ziel weiter zu verfolgen.

Ohne weiter auf die letzten gesprochenen Worte Athos' einzugehen, schob Jean seine Schultern zurück und stand nun aufrecht und mit durchgedrücktem Rücken vor den beiden Hauptleuten "Es gibt einen wesentlichen Grund, warum ich de Tréville aufsuchen wollte, Athos... Doch da nun du, der Hauptmann der Musketiere bist, muss ich mein Anliegen bei dir vorbringen...", Jean verstummte und wartete auf eine Zustimmung, dass ihm erlaubte, weiterzusprechen.

Athos war überrascht, dass Jean plötzlich wieder so förmlich geworden war. Außerdem hatte er eine stramme Haltung eingenommen, die die einer Soldatenstellung glich. Es musste sich also um etwas wichtiges handeln. Eigentlich konnte er bereits erahnen, um was der junge Jean ihn bitten wollte.

"Athos, ich bitte dich darum, mich in den Musketierchor aufzunehmen... Ich möchte meinem König und meinem Land in jeder Weise dienen und ihm eine Hilfe sein...", gut, lobte sich Jean, er hatte diesen so lang geübten Satz aufgesagt, ohne dabei ins Stottern zu geraten.

Trotzdem kam wenig Begeisterung in Athos auf, das konnte Jean bereits an seiner in Falten gelegte Stirn erkennen.

Selbst Aramis war nun auf die Entscheidung von Athos gespannt.

Die nachdenklichen Augen des Kapitanes gingen wieder auf seinen Gegenüber "Es tut mir leid, aber das kann ich nicht tun...".

"Mit welcher Begründung?", etwas anderes ist Jean gerade nicht eingefallen. Zu groß war die Enttäuschung.

"Die Musketieranzahl ist begrenzt, wir sind mit Anwärtern derzeit völlig ausgelastet...".

Das war doch nicht sein Ernst? Bestimmt wollte Athos nur scherzen.

Aber Jean musste erkennen, dass sein Gesichtsausdruck unverändert blieb.

Irgendwie kam sich Jean nun sehr albern vor, aufgrund der Tatsache, dass ihn dieses Szenario sehr bekannt vorkam. Genauso wurde D'Artagnan damals bei Monsieur de Tréville behandelt. War es einfach nur Ironie, dass es ihm nun ebenfalls so erging oder einfach nur Schicksal?

Er wusste nicht, was er hier nun noch sollte. Er war wütend und traurig zugleich und wollte die beiden gerade nicht mehr im Blickfeld haben "Ich danke euch, dass ihr eure Zeit für mich geopfert habt und mir zugehört habt. Au revoir.", ohne auf einen Einwand zu warten, machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro von Athos.
 

"Warum hast du das getan?", Aramis schien sichtlich wütend über ihren Kollegen und Vorgesetzten zu sein "Hast du nicht gemerkt, wie viel ihm es bedeutet, bei uns anzufangen?"

Athos stand von seinem Stuhl auf und kehrte ihr den Rücken zu, indem er sich vor das Fenster stellte "Glaubst du denn, ich sei blind? Ich habe meine Gründe, dass ich ihn nicht bei uns aufnehme...".

"Was für Gründe sollen das sein?", Aramis' Ton nahm stetig an Lautstärke zu "Den Grund den du Jean gerade genannt hast, war auf jeden Fall gelogen!".

"Hör auf, Aramis!", die lauten Worte von Athos kamen plötzlich und unerwartet für sie. Es musste schon einiges sein, dass ihn dazu veranlasste anderen gegenüber laut zu werden. Aramis hatte soeben diese Grenze überschritten und schwieg.

Schon im nächsten Augenblick tat es Athos aber schon wieder leid, dass er so mit seinem Kollegen umgegangen ist "Entschuldige, ich wollte die Nerven nicht verlieren...".

"Dann verrate mir, was dich so bedrückt."

Athos wandte sich ihr zu "Du kennst unsere derzeitige Lage, Aramis. Die Musketiere sind verängstigt, weil irgend so ein Wahnsinniger seit Monaten durch Paris läuft und willentlich nur Musketiere tötet. Man stellt uns bereits vor dem König bloß, weil wir es nicht schaffen, diesen Mörder zu finden und er es bis jetzt geschafft hat, jeden Musketier den er angegriffen hat, auch zu töten."

So langsam konnte Aramis seine Gedankengänge nachvollziehen "Und du möchtest Jean keiner Gefahr aussetzen, ich verstehe...", sie nickte ihm zu und lobte im Innern seinen Schutzinstinkt "Es tut mir leid, dass ich deine Gründe in Frage gestellt habe".

Athos begutachtete seinen Gegenüber. Er konnte wirklich froh darüber sein, Aramis an seiner Seite zu wissen. Doch plötzlich musste er feststellen, wie der Musketier vor ihm, blass um die Nase wurde und nach vorn kippte. Athos konnte seinen Freund an der Schulter halten, während sie sich an der Schreibtischkante abstützte.

"Dir ist schon wieder übel, nicht wahr?", es war eigentlich schon eine Beantwortung seiner Frage, dennoch konnte er auf ein zustimmendes Nicken nicht verzichten, was auch geschah.

"Ich werde dich nach Hause bringen..."

Ein Widerspruch konnte nicht erhoben werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fastcaranbethrem
2004-04-02T19:41:14+00:00 02.04.2004 21:41
siehste, das Krisi-melancolie-dramatik-lied ist gut und findet seine anhänger, außerdem ist es unglaublich, unglaublich spannend ...
Von:  Tach
2004-04-02T18:11:01+00:00 02.04.2004 20:11
Eine seeeeeehr merkwürdige Geschichte...und die Kapitel sind so kurz o.O. Aber trotzdem packend. ich hoff doch das Uni dich nich zu sehr einnimmt, dassde fix weiterschreiben kannst ^^
Von:  Kajuschka
2004-04-02T07:36:54+00:00 02.04.2004 09:36
Du kannst echt gut schreiben. Ein spannendes Kapitel. Ich kann es kaum erwarten, das nächste zu lesen. Bitte schreib' schnell weiter...^_^


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