Am I dead
Am I dead
Es war dunkel und kalt. Aber ich spürte die Kälte gar nicht. Kein Geräusch war zu hören und der Wind schien den Atem anzuhalten. Nichts bewegte sich. Alles war wie eingefroren. Selbst mein Körper fühlte sich leblos und kalt an. Es war ein unangenehmes Gefühl und ich stand ruckartig auf, um es abzuschütteln, doch schließlich sah ich zu Boden. Dort lag jemand zu meinen Füßen. Blutverschmiert, regungslos und das Entsetzen war ihm ins Gesicht geschrieben. Menschen schrien. Wahrscheinlich laut, aber ich hörte nichts außer dumpfe Rufe. Ich versuchte zu verstehen was sie riefen, doch verstand ich kein einziges Wort. Einige der Passanten rannten zu dem Körper am Boden.
Was war geschehen? Diese Person war doch nicht etwa ich? War ich etwa schon...tot? War das das Ende?
Ich versuchte mich an die Geschehnisse dieses Tages zu erinnern, an meinen letzten Tag.
Wie immer stand ich erst spät am Morgen auf. Meine Schwester hatte Frühstück gemacht und redete von irgendetwas, doch ich hörte ihr gar nicht richtig zu. Zwar hatte sich das Verhältnis zwischen uns im Vergleich zu früher um ein vielfaches gebessert, doch ohne ein weiteres Wort an sie zu verlieren, stand ich vom Tisch auf und verließ das Haus.
Ich war nicht immer so. Oder doch? War ich noch nie anders?
Wenn ich wieder nach Hause zurückkommen würde muss ich mich bei ihr entschuldigen, aber jetzt ging ich erst einmal sie Straße entlang. Ignorierte die Menschen um mich herum und auch der liebliche Vogelgesang drang nicht an meine Ohren. Doch dann passierte es. Plötzlich stand ein Junge vor mir. Er stand heulend vor mir und funkelte mich mit seinen Augen böse an. Zunächst wusste ich gar nicht wer er war. Belustigt blickte ich auf ihn herab. Der Junge jedoch schien mich gut zu kennen. Er warf mir vor sein Leben zerstört und seine Ehre in den Schmutz gezogen zu haben. Ich erinnerte mich. Damals hatte er mir gedient, doch als er versagte demütigte ich ihn vor allen Leuten. Ich muss sagen es war eine Genugtuung ihn so leiden zu sehen und dies sagte ich ihm auch, obwohl ich längst bereut habe was ich damals tat. Lachend wollte ich ihm den Rücken kehren und meinen Weg fortsetzen. Doch dazu kam ich nicht mehr. Als nächstes durchbrach ein Schuss die Morgenluft Ein stechender Schmerz in der Magengegend ließ mich zu Boden sinken. Nun lag ich zu seinen Füßen. Er lachte trat mich. Demütigte mich wie ich es bei ihm getan hatte.
Aber hatte ich das wirklich verdient? Sollte ich auf diese Weise für meine Taten bestraft werden?
Ich hatte mich doch geändert. War zur Einsicht gekommen. Wollte von nun an zusammen mit meinen Freunden durch die Stadt gehen und mit ihnen lachen.
War mir dieses Leben denn nicht vergönnt?
Anscheinend nicht.
Der Schmerz durchströmte nun meinen gesamten Körper und ich fühlte wie ihn das Leben verließ. Hilflos musste ich zusehen wie immer mehr Blut aus der Wunde floss und eine riesige rote Blutlache unter mir bildete. Das letzte was ich sah war das Gesicht dieses Jungen, er lachte, dann verschlang mich die Dunkelheit...
Es kam mir so vor als würde ich schon seit Stunden neben meine Körper stehen, doch in Wirklichkeit mussten nur einige Minuten vergangen sein. Immer noch stand ich regungslos vor meiner Leiche. Immer noch schrien Leute, aber es interessierte mich nicht mehr. Jetzt nicht mehr. Fast schon apathisch ging ich weiter die Straße entlang. Weg von meinem toten Körper, als ich eine Stimme vernahm.
Sie sprach zu mir >Komm mit. Du hast hier auf dieser Welt nichts mehr zu erledigen.<
Alles drehte sich und um mich herum wurde es schwarz. Ich schrie. Ich wollte zurück. Zurück zu meinen Freunden. Endlich gab mich die Dunkelheit wieder frei und erneut sprach diese Stimme mit einem leisen Lachen zu mir > Deine Freunde? Nun, hier kannst du deine Freunde ein letztes mal sehen<
Als ich mich umsah bemerkte ich, dass ich auf einem dunklen Friedhof befand. Auf einer Anhöhe sah ich einen Pfarrer vor einem Sarg. Niemand sonst stand bei ihm. Ich fragte mich wer diese arme Person im Sarg war, die anscheinend keinen einzigen Freund gehabt hatte. Doch plötzlich traf es mich wie ein Blitz. Diese Person war doch nicht etwa ich ? Ich konnte es nicht glauben. Nicht einmal meine eigene Schwester war zu meiner Beerdigung gekommen.
War dies wirklich mein Sarg?
Die Frage wurde ihm sogleich beantwortet, denn der Pfarrer beendete die Predigt mit den Worten
>Ruhe in Frieden... Marik Ishtar <