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Todesengel

von

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Regen prasselte auf sie nieder. Doch sie stand einfach nur da und sah ihn an. Vielleicht auch nicht, doch er spürte ihren Blick auf sich ruhen. Wer war sie nur?

Er zog seinen Umhang enger um sich und ging auf das Mädchen zu. Er fragte sie, ob sie nicht lieber herein kommen wolle, als draußen in der Kälte und im Regen zu stehen. Immerhin war es schon Anfang Dezember und das Mädchen hatte nicht einmal einen Umhang um.

Sie sah ihn einfach nur an, doch als er sich wieder umdrehte und zur Schenke zurückging, folgte sie ihm und setzte sich auch mit an seinen Tisch.

Es war seltsam, der Wirt brachte seinen bestellten Wein, schien jedoch von dem Mädchen keine Notiz zu nehmen. Er fragte sie, ob sie nicht auch was trinken oder vielleicht essen möchte, doch sie sah ihn weiter hin einfach nur mit ihrem ausdruckslosen Gesicht an. Sie war irgendwie unheimlich.

Nach zwei Stunden, einem Weinkrug und etwas hundert Versuchen ein Gespräch anzufangen, wurde er müde. Er bezahlte den Wein und ging auf sein Zimmer. Das Mädchen saß immer noch am Tisch und sah ihm nur schweigend hinterher. Diese Nacht schlief er nicht gut.

Das Mädchen saß nicht mehr am Tisch, als er den nächsten Morgen in die Schankstube kam. Er aß und fühlte sich irgendwie schlecht. Warum hatte er sie gestern Abend nur allein gelassen? Nachdem er sein Zimmer und das Frühstück, das wie von gestern geschmeckt hatte, bezahlt hatte, verließ er die Schenke. Er hatte noch viel zu tun.
 

Langsam war es Sommer geworden. Viele Dinge waren passiert, schreckliche Dinge. Aber das war jetzt alles unwichtig geworden, seine Verabredung war in zwei Stunden. Er musste sich also beeilen. Vielleicht würde sich endlich alles aufklären. Vielleicht würde er jetzt endlich Antworten auf alle seine Fragen bekommen. Aber warum wurde ihm ausgerechnet gestern sein Pferd gestohlen.

10 Meilen sind eine lange Strecke, wenn man durch die Einöde geht und keinen Wasserschlauch dabeihat. Das wurde ihm nach der ersten Stunde bewusst. Aber Umkehren hätte sich nicht mehr gelohnt, er war schon näher an seinem Ziel, als an der Stadt aus der er aufgebrochen war. Also schleppte er sich weiter voran und erreichte nach einer weiteren Stunde völlig erschöpft sein Ziel.

Hier war die Stelle. Hier sollten alle seine Probleme gelöst werden. Doch seine Kontaktperson war weit und breit nicht zusehen. Konnte es sein? War er in die falsche Richtung gelaufen? Hatte seine Kontaktperson ihn vergessen? Nein, dass konnte alles nicht sein!

Da erinnerte er sich an das hämische Grinsen im Gesicht seines Informanten, das er nicht hatte deuten können. Jetzt wusste er, was es bedeutete: Verrat.

Das Schlimmste war aber, er wusste nicht mehr, wo er war. Warum musste in der Einöde auch alles immer gleich aussehen? Nun hatte er völlig die Orientierung verloren. Und nirgends konnte er auch nur einen Hauch von Wasser entdeckten.

Er hatte Durst. Quälenden Durst. Nachdem er sich eine Zeit lang selbst bemitleidet hatte, hatte er sich für eine Himmelsrichtung entschieden und war einfach drauflos marschiert. Nun Stand er an einer steilen Klippe und sah auf eine riesige Wüste hinunter. Doch er gab die Hoffnung nicht auf und ging an dem Klippenrand entlang. Vielleicht fand er ja doch noch das rettende Nass.

Doch dann gab ein Stein nach. Er fiel. Versuchte sich zu halten, doch er griff in die Leere. Er fiel.

Da war sie wieder. Er sah nach unten, der Erde entgegen und da war sie. Sein Mädchen von damals. Sie streckte ihm die Arme entgegen und lächelte ihn glücklich an. Ja, sie lächelte!

Vielleicht hatte er sein Ziel ja doch noch erreicht. Vielleicht konnte er doch noch glücklich werden. Dachte er sich und lächelte nun auch.

Dann prallte er auf die Erde.



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