Intime Gespräche (c) MiyaToriaka
Kapitel 3 - Intime Gespräche (© MiyaToriaka)
Langsam wird es spät. Ash und Misty suchen einen geeigneten Platz, wo sie heute übernachten könnten. Auf ihren Reisen machen sie das bekanntlich immer so und da heute absolut kein Pokémoncenter in der Nähe ist, beschließen sie, wieder einmal draußen in der freien Natur die Nacht zu verbringen. Auch Shinchi und Miya sind es schon gewohnt, deshalb lächeln sie nur.
Shinchi beginnt etwas aus seinem großen Rucksack, den er immer bei sich trägt, herauszuholen und aufzubauen. Misty macht große Augen und sieht ihn verwundert an.
"Ein Zelt? Du schleppst echt ein ganzes Zelt mit dir durch die Gegend?"
"Ja, natürlich, oder schlaft ihr etwa ohne Dach?", gibt er ihr genauso verblüfft zur Antwort.
Miya klärt sie lächelnd auf.
"Shinchi und ich schlafen immer in einem Zelt. Das macht die Sache doch viel angenehmer, oder nicht?" Misty kann immer noch nicht antworten, sieht die beiden nur verblüfft an. Als sie gerade etwas erwidern will, kommt Ash ihr mit derselben Frage zuvor:
"Seid ihr zwei etwa zusammen?"
"Ach, I wo!", grinst Shinchi mit einer Hand abwinkend und leicht rot werdend. "Wie Miya schon sagte, ist es nur bequemer."
"Und außerdem ist es ganz normal, dass sehr gute Freunde einmal zusammen in einem Zelt schlafen. Ihr müsstet das doch von euch selbst kennen..." Miya blickt in zwei erschrockene Gesichter, die beginnen, eine gewisse Röte zu zeigen. "O-oder nicht?", stammelt sie zu Ende.
Misty grummelt etwas vor sich hin, zuckt dabei mit einer Wimper.
"Ash und ich, wir..." Sie darf nicht zu Ende reden, denn im selben Augenblick, wirft Shinchi Ash und Misty ein Ersatzzelt zu.
"Hier! Es soll heute Nacht regnen. Da ist es sicherer in einem Zelt zu schlafen", lächelt er zu den beiden rüber, die immer noch total verdutzt dastehen.
"In einem Zelt?! Wir beide?!" Dabei starren sich beide etwas verlegen an. Irgendwie scheint diese Situation für sie neu zu sein.
"Ja, natürlich, wieso denn nicht?", fragt Miya nach, denn sie ist davon ausgegangen, dass die beiden inzwischen nicht nur noch so beieinander im Freien schlafen. Aber da scheint sie sich geirrt zu haben. Trotzdem lächelt sie. "Kommt schon, ihr zwei. Sollte das nicht funktionieren, trennen wir eben Jungs von Mädchen, OK?"
Ash nickt, noch immer ein wenig verlegen und wohl auch mit den Gedanken wo ganz anders.
"OK, Miya. Wir können es ja mal - versuchen..." Dabei schielt er ein wenig zu Misty, die wohl auch nickt, aber es sich andererseits auch nicht zu trauen scheint.
"Das wird schon gehen", lächelt Miya lieb und hilft Shinchi beim Zusammenbauen ihres eigenen Zeltes.
Endlich beginnen auch Ash und Misty mit einem Teamwork-Versuch, scheinen sich aber mal wieder eher in kleinen Neckereien aufzuhalten und dennoch schaffen sie es letztendlich, das Zelt problemlos zum Stehen zu bringen.
"So, fertig!", wischt sich Misty den Schweiß von der Stirn und wendet sich an ihren Partner. "Möchtest du dich zuerst einrichten oder soll ich?" Das klang zwar diesmal selbstbewusster, aber immer noch scheinen Misty und Ash irgendwelche Hemmungen zu haben.
"Mir wäre es lieber, wenn du dich erst einnisten würdest", grinst er ein bisschen zur Antwort.
"Also gut. - Möchtest du auf einer bestimmten Seite liegen?"
"Nein, das ist mir eigentlich egal."
Misty nickt Ash zu und beginnt dann ihren Schlafsack auf der rechten Seite des Zelteingangs auszubreiten.
Auch Miya und Shinchi haben sich eingerichtet, sind schon eine Weile fertig und sammeln statt dessen Feuerholz, um danach etwas zu essen machen zu können. Dabei grinst Shinchi zu Miya rüber:
"Kochst du heute oder soll ich?"
"Wieso machen wir es nicht schlicht und einfach zusammen? Schließlich sind wir jetzt doppelt so viele wie sonst", gibt sie ihm eifrig zurück, als sie weiter Äste einsammelt und sie zu einem kleinen selbst gemachten Grillplatz trägt.
"Gute Idee!" Shinchi lenkt sich inzwischen auch wieder ab. Er stapelt die von Miya gesammelten Äste zu einem tippiförmigen Gebilde zusammen und macht daraus ein Lagerfeuer.
Inzwischen ist auch Ash endlich fertig. Zur Probe legen sich er und Misty einmal so hin, wie sie auch später liegen werden.
"Ich denke, das sieht gut so aus", gibt Ash von sich, als er das Nachtlager noch einmal begutachtet.
"Ja, so sehe ich das auch." Misty legt ihre Tasche zur Seite.
"Hey!" Miya platzt in das Zelt und grinst die beiden frech an.
"WAAH!", schreien Ash und Misty gleichzeitig, umarmen sich vor Schreck und verschwinden in einer Ecke.
"Oops, entschuldigt!", winkt Miya schnell mit einer Hand und streckt kurz verlegen die Zunge raus. "Ich bin's nur."
"Grr, willst du uns umbringen?!" Misty ist stinksauer. Sie einfach so zu erschrecken und hier reinzuplatzen.
"Recht hat sie! Hast du noch nie was von anklopfen gehört?!" Auch Ash hat einen bösen Blick drauf und schaut gezielt auf Miya.
<<Au Mann, wenn Blicke töten könnte, wäre ich das jetzt doppelt!>>, denkt Miya erschrocken. "Nya, eigentlich wollte ich euch nur sagen, dass es Essen gibt, aber so wie ich das sehe, habt ihr zwei schon was anderes vor..." Miya verkriecht sich aus dem Zelt, während Ash und Misty ihr verwundert nachschauen. Was hatte sie denn damit gemeint? Plötzlich schauen sie sich an und erschrecken von neuem: Warum zum Teufel umarmen sie sich? Misty findet als Erste wieder die Worte.
"Du blöder Idiot! Geh weg von mir!" Schnell schubst sie ihn weg. Beinahe hätte jeweils der eine des anderen wilden Herzschlag bemerkt.
"GNN - Doofe Ziege! Das war doch nicht meine Schuld!"
"Ach ja?! Wessen war es dann?!"
"Wieso soll ich immer alles gewesen sein?!"
"Stell gefälligst keine Gegenfragen! Ich hab zuerst gefragt!"
"Ach ja? Bist du dir da sicher?!"
"JETZT KOMMT ENDLICH ESSEN!!!", schreit Shinchi von der Feuerstelle aus den beiden Streithähnen zu und beendet somit den etwas unfreundlichen Dialog.
Beim Essen dann scheinen sich die beiden wieder einigermaßen versöhnt und von ihrem Schrecken erholt zu haben. Ash unterhält sich ausgiebig mit Shinchi über Pokémon, ihre Level, Stärken und Attacken, während die beiden Mädchen eher nur zuhören und es nicht wirklich danach aussieht, als würden sie ein Gespräch zustande bringen. Sie lächeln nur und essen ihre Portionen.
Ash staunt nicht schlecht, als er hört, dass sich Shinchi auf Boden- und Gifttyppokémon spezialisiert hat. Es ist für ihn neu, dass ausgerechnet zwei so unterschiedliche Typen bei einem einzigen Trainer zu Spezialgebieten zählen können.
"Nya, frag Miya!", gibt er Ash darauf lächelnd zur Antwort. "Sie hat selbst zwei außergewöhnliche Typen, die eigentlich überhaupt nichts gemein haben." Miya errötet ein wenig und versteckt ihr Gesicht im Schatten des Lagerfeuers. "Ist doch so, nicht wahr, Miya?", schaut er nun mit demselben Gesichtsausdruck zu ihr rüber.
"Em - ja..."
"Und welche sind das?", fragt Misty sie etwas neugierig. Als Miya erst einmal keine Antwort gibt, beantwortet Shinchi Mistys Frage:
"Sie ist totaler Spezialist auf den Gebieten Feuer und Elektrizität."
Miya gibt daraufhin nur ein Nicken von sich und isst weiter an ihrer Nudelsuppe, schaut dabei nicht einmal auf, im Gegenteil, schaut mit halb geöffneten Augen in das Lagerfeuer. Misty sieht sie nachdenklich an, sagt aber nichts.
"Nimm es ihr nicht übel", meint Shinchi zu Misty, dem es anscheinend nicht entgangen ist, dass sie Miya beobachtet. "Sie ist sehr schüchtern, weißt du?"
"Ach so", wispert Misty daraufhin, schaut trotzdem in einem bestimmten Winkel noch auf Miya, die irgendwie weggetreten scheint.
Kurze Zeit später verschwinden Shinchi und Ash in den Zelten. Zwar folgen ihnen Misty und Miya, jedoch schlafen sie nicht sofort.
Nachdem Miya sich ganz sicher ist, dass Shinchi schläft, geht sie noch einmal hinaus. Heute ist Vollmond, da kann sie sehr schlecht schlafen. Doch ob das nur ein Vorwand ist und sie sich damit selbst anlügt, kann sie in dem Moment nicht einmal sich selbst beantworten. Sie schaut hinauf zu den Sternen und an ihrem Gesichtsausdruck ist überhaupt nichts zu deuten, an was sie gerade denken könnte. In den Gedanken aber setzt sie sich auf den nächsten Stein und hält etwas in der Hand. Kurz lächelt sie, dann jedoch seufzt sie.
"Was machst du hier?"
"Hh---!" Miya erschreckt sich fürchterlich, als die Stimme hinter ihr ertönt und sie sich in der Panik ruckartig umdreht. Dabei lässt sie den Gegenstand fallen, den sie eben noch in der rechten Hand hielt.
"Hey, alles OK bei dir?", fragt die Gestalt erneut, als sie Miya diesmal nahe kommt und eine Hand auf ihre Schulter legt.
"Ach - du bist es, Misty... Ich dachte schon..."
"Wieso? Wen hast du denn erwartet?"
"Nun ja, ich - WAAH!!! Wo ist er?! Wo ist er hin?! Ich darf ihn auf keinen Fall verlieren!!"
"Wen denn? Was suchst du denn, Miya?"
Miya springt auf alle Viere und sucht im Gras durch jeden Grashalm das Ding, was sie gerade verloren hat. Misty leuchtet mit einer Taschenlampe ihr zu.
"Miya..."
"Ah! Da ist er! - Gott sei Dank!" Miya nimmt es in beide Hände und ihre gläsernen Augen werden wieder lichter.
"Hmm..." Misty schaut sie besorgt an, setzt sich dann zu ihr ins Gras. Neugierig schaut sie ihr über die Schulter, nachdem sie die Taschenlampe wieder ausgeknipst hat. "Was hast du denn da, dass es so wertvoll ist?"
Miya schaut sie an, etwas erschrocken, wie Misty annimmt. Der Blick lässt sie wieder besorgt schauen. Etwas zögernd öffnet Miya ihre Hand. Ein grell-weißes Licht erscheint und Misty starrt darauf. Es sieht aus, wie das Licht eines...
"Ein Pokéball!", gibt sie erstaunt von sich, als vor ihnen auch noch ein Pokémon auftaucht.
"Glu, glu!" Miya lächelt es glücklich an.
"Mein Kleines..."
"Glumanda!", lacht das Pokémon und fällt Miya in die Arme.
"Ein Glumanda?" Miya nickt auf Mistys Überraschtheit hin nur.
"Das, Misty - ist mein erstes Pokémon", beginnt sie in einem sanften Ton zu erzählen. "Es bedeutet mir sehr viel." Glumanda schmiegt sich an Miya, während sie es in den Schlaf streichelt.
"Ach so - ich verstehe... Es ist so was wie dein Baby, nicht wahr?"
Miya nickt wieder.
"Du hast es erfasst. Aber noch viel mehr ist es für mich ein sehr, sehr guter Freund." Misty lächelt daraufhin warm, schaut dann nach vorn und beobachtet die Sterne.
"Das kann ich nur zu gut verstehen", ergänzt Misty noch, während ihr Blick nun auch eine andere Form bekommt.
"Auch das weiß ich...", murmelt Miya noch.
"Wie?" Misty schaut sie mal wieder überrascht an.
"Ich weiß nur zu gut, dass du auch schon mal jemanden hergeben musstest, den du wie dein eigenes Kind geliebt hast..."
Misty lauscht Miya aufmerksam - woher sollte sie denn das wissen...?
"Togepi - Togepi war mehr für dich als nur ein Freund, und als du in der Hoenn-Region warst, musstest du es als Togetic gehen lassen. Ich habe mich damals für Togetic gefreut, gleichzeitig hast du mir sehr leid getan."
"Aber, Miya... Woher weißt du das?"
"Ich weiß viel mehr über dich, als dir lieb ist. In manchen Dingen kenne ich dich sogar besser als du dich selbst."
"Was - was meinst du damit?" Misty ist ganz aufgeregt. Ihr Herz rast und sie spürt ein Gefühl von Angst, Angst, Geheimnisse könnten aufgedeckt werden, die sie für sich behalten wollen würde. "Was weißt du?"
Miya streichelt ihr Pokémon weiter, während sie noch einmal zum Vollmond schaut.
"Dass du zum Beispiel eine Wasserpokémontrainerin bist, alles über sie wissen möchtest; dass du Ash getroffen hast, als er dir dein Fahrrad stahl, um Pikachu zu retten und dass du Ash drei Jahre nicht gesehen hast, als er mit Haruka, ihrem Bruder und Rocko durch Hoenn gezogen ist. Außerdem weiß ich, dass du eigentlich eine Arenaleiterin in Azuria City bist und drei Schwestern hast, die dich nach deiner Reise mit Ash und Rocko durch die Johto-Region nach Hause geholt haben, weil sie eine Weltreise unternehmen wollten." Sie macht eine Pause. Obwohl sie sie nicht ansieht, weiß Miya, dass Misty total baff ist und überhaupt nichts mehr sagen kann. Es ist verständlich, schließlich kann Miya ihr jedes einzelne Detail aus ihrem Leben erzählen, Dinge, die sie schon selbst vergessen hatte.
"Ich kann es bis heute nicht verstehen..."
"W-was kannst du nicht verstehen?" Misty ist total nervös. Natürlich weiß das Miya. Misty hingegen merkt auch, dass es Miya selbst unangenehm ist, darüber zu reden.
"Ich mische mich schon viel zu sehr in dein Leben ein!", schreit sie plötzlich, jedoch so, dass die anderen nicht wach werden. "Ich möchte dir nicht noch einmal dazwischen funken! Ich hab schon viel zu viel erzählt...!" Miya steht ruckartig auf, will gehen - jedoch...
Misty hält sie am Arm fest. Zuerst schaut sie auf den Boden, dann jedoch wendet sie sich direkt an sie.
"Miya, bitte...", beginnt sie in einem ruhigen Ton und Miya wendet sich ihr ein Stück zu, hat einen ganz geschockten Blick. "Wenn - wenn du etwas wissen willst, darfst du es mich gerne fragen. - Aber dann musst du mir versprechen, auch mir ein paar Fragen zu beantworten!" Dabei sieht sie sie direkt und unmissverständlich an. Auch Miya tut es, jedoch eingeschüchterter und nicht so selbstbewusst wie Misty, die sie mit einem Funkeln in den Augen ernst ansieht, sie richtig durchbohrt. Miya weiß, in diesem Zustand wird Misty keine Ruhe geben bis sie das weiß, was sie interessiert.
Schwer schließt Miya die Augen, nickt dann endlich und setzt sich zu ihr. Ihr Pokémon schließt sie in den glühenden Pokéball ein, den sie daraufhin schnell versteckt.
"Gut, Misty. Aber bitte versprich mir, dass du mich dann nicht hasst."
"Ich verspreche es dir, wirklich." Misty lächelt. Miya weiß, dass sie ihr vertrauen kann. Schwerfällig setzt sie sich erneut zu ihr.
"Ich - ich kann einfach nicht verstehen, wieso du - damals in Hoenn... Ash einfach so gehen lassen konntest!" Miya kneift die Augen zu. Sie kennt Misty und sie weiß im Bezug auf Ash ist sie sehr eigen und empfindlich.
"Ich - kann es dir nicht sagen. Du würdest das nicht verstehen..." Misty bekommt auf einmal ganz kleine Augen und beginnt vor sich hinzustarren. Irrt sich Miya oder funkeln ihre Augen?
"Würde ich nicht?", schaut Miya ungläubig. "Das wird sich zeigen." Misty schaut auf. Was meint sie denn nun schon wieder damit?
"Lass uns wetten!"
"Wie?"
"Wenn das eintreten wird, was ich mir schon immer wünsche - und das eben mit dir und Ash zu tun hat - wirst du mir dein größtes Geheimnis anvertrauen."
"Und wenn es nicht eintreten wird?" Misty hat einen ganz komischen Blick. Wieder ist da dieses Herzklopfen und diese Angst, Miya könnte etwas wissen.
"Dann werde ich euch beide nie wieder belästigen. Ich schwöre es!" Miya muss fast weinen, sie unterdrückt es aber bockig.
"Das überlege ich mir noch!", grinst Misty. Miya schaut sie verwundert an. Was sollte denn eben diese Anspielung?
"Aber gut, du sollst die Wette haben." Misty schaut sie entschlossen an. Dieser Blick strahlt unglaubliche Ehrlichkeit aus und Miya bekommt langsam wieder ein wenig Selbstvertrauen.
"Jetzt zu meiner Frage." Miya horcht auf. "Was hat es mit Glumanda auf sich?"
"Wie? Die Frage verstehe ich nicht." Etwas verwirrt sieht Miya auf Misty.
"Tu nicht so! Ich hab genau gesehen, dass das Pokémon viel zu klein ist und eine ganz andere Farbe auch andere Merkmale hat, als andere Glumandas! Ich muss das schließlich wissen, denn Ash hatte..."
"... eine Zeit lang auch ein Glumanda, das sich später zu Glutexo und Glurak weiterentwickelte und erst sehr spät damit begann, seinem Trainer zu gehorchen", beendet Miya selbst den Satz und wieder ist Misty für kurze Zeit sprachlos.
<<Sie ist irgendwie unheimlich! So viel wie sie über Ash und mich weiß! Ich muss vorsichtig sein, was ich in ihrer Gegenwart sage... - Andererseits scheint sie eine richtige Freundin zu sein...>>
"Hmm, schon gut, schon gut! Dir kann man nichts vormachen", gibt Misty dann endlich zu. "Trotzdem... Was ist mit dem Kleinen?"
Miya schluckt. Dieses Geheimnis hat sie noch nicht einmal Shinchi anvertraut und der ist eigentlich schon immer ihr Ansprechpartner gewesen.
"Tja, weißt du, es..."
Misty wartet geduldig. Sie selbst weiß, wie schwer es ist, manche Dinge zu sagen. Um Miya etwas zu beruhigen, lächelt sie im sanften Schein des Mondes.
"Glumanda - ist ein Mischling."
"Hä? Ein was?!" Nun wird Misty hellhörig. So etwas Komisches hat sie ja noch nie gehört!
"Das ist auch der Grund, warum es sich nicht weiterentwickeln kann, doch selbst als ein so kleines Kerlchen hat es enorme, unvorstellbare Kräfte."
"Wie kam es denn dazu? - Und von was für Kräften sprichst du?"
Miya braucht eine Weile, bis sie sich dazu äußern kann.
"Misty, das, was ich dir jetzt unter engstem Vertrauen erzähle, darfst du bitte niemandem sagen! Ich will nicht, dass Glumanda etwas passiert. - Bitte, versprich mir das!"
Misty ist gerührt, auch etwas erstaunt, was Miya angeht. Im ersten Eindruck hätte sie Miya nie für eine Trainerin eingeschätzt, die so sehr an einem einzigen Pokémon hängt - genauso wie Ash. Entschlossen und im puren Ernst nickt sie streng.
"Das verspreche ich dir hoch und heilig, Miya! Ich werde es keinem sagen, ich schwöre."
"Auch nicht Ash!"
"Hö? Wieso sollte ich ausgerechnet dem so was erzählen?", fragt Misty etwas verstört und knickt ein wenig ein.
"Naja..."
"Ich erzähle es keinem, wirklich nicht." Misty schaut sie freundschaftlich an, legt sogar eine Hand auf Miyas Schulter, die den leuchtenden Pokéball schon wieder fest umklammert.
"Also gut... Glumanda ist der einzige Grund, warum ich meine Ängste gegenüber Feuer und Elektrizität verloren habe, denn Glumanda ist kein reinrassiges Feuerpokémon, sondern besitzt nicht nur die Fähigkeiten eines Feuer, sondern auch die eines Elektrotypen." Wieder macht Miya eine kleine Pause und sieht Mistys überraschten, aber auch verstehenden Blick. "Es ist der einzige Grund, warum ich mir geschworen habe, ein Elektro-/Feuerpokémontrainer zu werden, denn nur so finde ich vielleicht eines Tages Artgenossen, die Glumanda ähnlich sind und mit ihm zusammenleben können."
"Ach so ist das... Dann möchtest du es eines Tages also frei lassen, damit es wie ein ganz normales Pokémon in einem Rudel aufwachsen und sich vermehren kann." Die ganze Sache erstaunt Misty sehr. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass es so etwas gibt.
"Genau. Ich mag es nicht, wenn sich Pokémon als ,gefangen' fühlen und nie mehr frei sein können. Ich wollte nie Pokémontrainer werden, weil ich wusste, ich wäre nicht stark genug und hätte auch nicht das Selbstvertrauen dazu - aber Glumanda, du und Ash habt mich verändert und angespornt, ein Ziel vor Augen zu haben und es umzusetzen."
"Ash und - ich?", wiederholt Misty die Worte etwas steif und muss aufpassen, dass sie nicht umfällt. Wieso sollten ausgerechnet Ash und sie jemanden anspornen, auf Pokémonreise zu gehen, wo derjenige sich doch viel lieber aus Kämpfen heraushält?
"Miya, was meinst du damit?"
"Äh - nichts, nichts!"
"Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, wie du zu deinem Pokémon gekommen bist!", murmelt Misty trotzig und schielt sie misstrauisch vond er Seite an.
"Das kann ich dir nicht erklären - nicht jetzt!" Miya steht auf. "Sei mir nicht böse - aber wir müssen morgen früh aufstehen und ich komm doch einfach nicht aus den Federn..." Miya wird rot und kratzt sich etwas verlegen am Hinterkopf.
Das haut Misty um. Wie kann man ein so wichtiges Gespräch nur so abblocken?!
"OK, Miya!", mahnt sie und steht auf, zeigt noch auf sie. "Heute bist du mich vielleicht los, aber ich werde deinem Geheimnis schon noch auf die Schliche kommen."
"Geheimnis?", murmelt Miya leise, dass Misty es kaum hört.
"Du bist kein normales Mädchen. Du kannst nicht einfach hier auftauchen und meinen ganzen Lebenslauf kennen." Mies grinst sie sie an. "Ich fordere dich heraus! Ich werde das Geheimnis lüften, hinter dem du dich versteckst und dass du zu verbergen versuchst. Ich wette, Glumanda ist nicht die einzige Überraschung, die du uns allen vorenthältst." Mit einem Auge zwinkert sie Miya zu und legt den Zeigefinger auf die Lippen. "Das bleibt aber unter uns!"
"J-ja!" Miyas Lippe zuckt ein wenig. Misty ist ihr schon wieder sehr unheimlich und doch scheint sie eine wahre Freundin zu sein.
"Wir werden ja sehen, wer von uns das Geheimnis des anderen zuerst lüftet!", grinst sie Misty diesmal etwas selbstbewusster hinterher.
"Das nehme ich ernst!" Wieder hat Misty diesen herausfordernden Blick Miya gegenüber.
Miya muss noch einmal schmunzeln und schaut zum Himmel.
"Shinchi hatte unrecht."
"Was?" Noch einmal wendet sich Misty ihr zu.
"Es regnet nicht!", lächelt Miya und so wie sie verschwindet auch Misty grinsend in ihrem Zelt.
Als sie Ash sieht, kommen ihr wieder einige Gedanken in den Kopf.
<<Unglaublich, dass er so ruhig schlafen kann, obwohl er genau weiß, dass ich neben ihm liege...>>
Misty kann von Glück sagen, dass sie ihre Gedanken nicht laut gesagt hat, denn Ash ist schon die ganze Zeit über wach gewesen. Auch er wollte warten bis sie schläft, damit auch endlich er seine Ruhe findet.
<<Mann! Ich dachte schon, die kommt gar nicht mehr...>>, seufzt er leise in sich rein, doch dann schaut er ein letztes Mal zum Zelteingang. <<Genau wie Misty frage ich mich, woher Shinchi und Miya stammen. Es ist, als wären zwei neue Wesen in unserer Pokéwelt erschienen; mit neuen Geheimnissen, die wir lösen müssen. Ich werde mich an ihre Worte halten und ebenfalls die Dinge studieren...>> Nach seinen letzten Gedankenzügen schläft nun auch endlich Ash ein, ebenso mit dem Gedanken, seine und Mistys Mission ab morgen in die Tat umzusetzen...
