Atemu POV
So, hier ist mal wieder ein neuer Teil von Changes, damit meine Nee-chan Morgen ganz viel Glück bei ihrer Prüfung hat (na ja, Morgen und Übermorgen ^^)
Viel Spaß beim Lesen und seid nicht enttäuscht, dass jetzt noch mal Atemu dran ist, aber Ryous POV kommt erst ganz zum Schluss (heißt ja auch, dass man sich das Beste bis zum Schluss aufheben sollte *g*)
Changes IV - Atemu POV
Ein Blick in das Gesicht meines Gegenübers verrät wir, dass er mit gemischten Gefühlen seine Schlüsse aus der gerade eben geschehenen Sache zieht. Sein Lächeln ist nicht zu übersehen, es reicht beinahe von einem Ohr zum anderen.
Wenn er jetzt etwas sagen, würde wäre es bestimmt so was wie: Tja, diese Ohrfeige hast du dir aber auch wirklich verdient, der Kleine gefällt mir langsam. Wenn er es nicht getan hätte... Ich mach das ab sofort auch, wenn du willst und du danach endlich die Klappe hältst.
Ja, so was in der Art würde er mir wieder an den Kopf schmeißen. Nur damit er seine schon angerissene Fassade irgendwie aufrechterhalten kann. Sein Lächeln ist zwar für andere aussagekräftig genug, aber es gibt etwas, das es zerbrechen lässt.
Seine Augen haben nicht diesen hämischen Glanz, in ihnen liegt keine Schadenfreude. Zum ersten Mal in meinem Leben sieht er mich nicht mit kalten, unberechenbaren Augen an. Sie sind warm und auf ihre ganz eigene Art und Weise mitfühlend. Der Spiegel zu seiner Seele...
Und das macht mich noch trauriger.
Die Ohrfeige schmerzt nicht so sehr wie mein Herz. Ich wollte dir doch nur nahe sein, warum hast du mich gleich so demütigend bestraft? Früher warst du anders, hast selber ständig diese Gesten gemacht. Kannst du dich denn gar nicht mehr daran erinnern? Weißt du nicht mehr, dass das zwischen uns etwas Besonderes war - noch immer sein könnte? Kannst du mir in die Augen sehen und sagen, wen du jetzt darin siehst?
You don't remember me
But I remember you
"Du solltest jetzt schlafen. Es war ein... langer Tag." Wenn er will kann er ganz nett sein, aber er lässt mir keine Chance wieder einen Einblick in seine wahre Seele zu haben. Stattdessen schmeißt er ungehalten die andere Hälfte der Decke in mein Gesicht und hat die Augen schon geschlossen, bevor ich mir sie ansehen darf.
Ich decke mich zu, obwohl mir alles andere als kalt ist. Meine Wange glüht. Sie pocht förmlich. Aber dieser Schmerz wird von meinem Herz absorbiert und doppelt so schlimm davon wieder zu mir zurückgegeben. War es denn wirklich so schlimm dich trotz allem umarmen und nie wieder loslassen zu wollen? In diesem Haus ist es mir sogar untersagt, solche Gedanken überhaupt laut auszusprechen. Sie finden eh kein Echo von dir.
Der Mond steht schon lange hoch über uns, erhellt den Dachboden in einem seltsam beruhigenden Licht. Bakura sieht schon seit Stunden diese helle und zugleich dunkle Scheibe an, sie spiegelt sich in seinen - ja beinahe traurigen - Augen. Wenn sie auch sonst vor Hass nur so überfüllt sind, nachts... Nachts, wenn er sich in Sicherheit vor sich selbst und der Welt glaubt, nur dann kann ich ihn so sehen.
Ans Schlafen denkt von uns beiden kaum noch einer. Aber es ist so schwierig die Zeit, in der man wach ist, nicht über sein Schicksal nachzudenken. Es fällt mir so schwer nicht an dich zu denken, von dir zu träumen. Aber wie kann ich dich auch vergessen, wo du doch derjenige bist, nach dem sich jede Faser meines Körpers, meines Herzes sehnt?
I lie awake and try so hard
Not to think of you
But who can decide what they dream?
And dream I do...
Wenn ich doch nur endlich erfahren könnte, warum du dich mir gegenüber so verhältst, was dich wirklich so drastisch verändert hat. Das alles hat doch einen Ursprung, es muss einfach einen Grund geben. Es muss! Einen, den du mir nicht sagen willst oder vielleicht auch nicht kannst. Einen Grund, warum du dich so sehr von mir distanzierst und mich so behandelst. Nichts auf dieser Welt geschieht ohne Grund, das hast du selbst einmal zu mir gesagt.
Und wenn ich diesen weiß, vielleicht bin ich dann in der Lage dich zu verstehen. Und womöglich werde ich dann einen Weg finden - einen Weg zu dir und zu deinem Herzen. Ich werde nicht eher aufgeben, bis ich dich in meinen Armen halten kann. Ich bin sicher, nein ich weiß, dass wir beide nicht dieses Ende verdient haben. Es gibt einen Weg, der deinen Hass zu mir in Luft auflöst - der die Ketten, die dein Herz momentan einsperren, sprengt und es wieder für mich zugänglich macht. Eines Tages... Alles wird wieder so wie früher, du wirst schon sehen. So wie es war, bevor Ryou kam.
Ich gebe nicht auf.
I believe in you
I'll give up everything just to find you
I have to be with you to live to breathe
You're taking over me
"Bakura?"
Meiner Frage folgen ein genervtes Seufzen und ein verärgertes Klirren unserer Ketten. Ich weiß nicht, wie er es schafft, aber Bakura hat die Gabe durch das Eisen, das uns verbindet, seine Stimmung zu vermitteln. Ich bin mir sicher, dass er lieber weiterhin den Mond betrachten würde, der sich so unheimlich leuchtend in seinen dunklen Augen spiegelt.
Mir kommt es beinahe so vor, als würden seine Augen das ganze Licht ausstrahlen und nicht der echte Mond. Wenn man darüber genauer nachdenkt, bekommt es einen überraschenden Bezug zur Realität. Tagsüber saugen Bakuras Augen das grelle, stechende Sonnenlicht auf, um es nachts mild und beruhigend wieder abzugeben.
"Was?"
Es wundert mich immer noch, wie er so sanfte Augen, aber eine so hasserfüllte Stimme haben kann.
"Sag mir, dass es einen Grund für all das gibt." Verwundert wendet er den Kopf in meine Richtung, zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich lange Zeit mit einem seltsamen Blick prüfend an.
"Es gibt einen Grund, warum das hier passiert."
Ich warte einige Minuten, aber er verrät mir die Antwort auf meine Bitte nicht. Vermutlich will er mich nur beruhigen. Im Grunde hat er mir ja nur das gesagt, wonach ich verlangt hatte. Dass das hier nicht grundlos geschieht.
"Warum haben unsere Hikaris sich so sehr gewandelt?"
Warum bist du so anders geworden? Was hat dich dazu bewogen dich von mir abzuwenden und zu Ryous Seite zu wechseln?
Have you forgotten all I know
And all we had?
"Warum? Was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Vielleicht das Orakel von Delphi? Woher zum Teufel soll ich das bitte wissen? Ich hab sie nicht dazu überredet!"
Wir wissen es also beide nicht. Aber ich gebe nicht auf, ehe ich dich wieder in meinen Armen halten kann. Unwillkürlich gleitet meine Hand zu meiner Wange, die nun endlich nicht mehr schmerzt. Vielleicht ist sie noch immer gerötet, aber das kann ich nicht sehen und es ist wohl auch besser so.
"Die hat ganz schön geknallt, mein Lieber. Ich hab schon gehofft, dass dir dabei der Kopf abfällt!" Bakura schlägt grinsend mit der Faust auf den Boden, während er das sagt. Dann fängt er an lauthals über seinen Witz zu lachen - und so seltsam es auch ist, er steckt mich damit an, obwohl er sich ja über mich lustig gemacht hat. So was kommt hier eigentlich sehr selten vor. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann das letzte Mal einer vor uns so ausgelassen gelacht hat oder ob wir beide das überhaupt schon einmal zusammen getan haben.
Und auch wenn es mit Bakura ist - es tut einfach gut alles zu vergessen und nur noch zu lachen. Alle Sorgen verschwinden für einen Augenblick und diese kurze Zeit sind wir endlich einmal frei. Egal von welchen Ketten wir auch gehalten werden, jetzt verschwinden sie und unsere Herzen haben nach so langer Zeit Platz... Raum, um zu schlagen, zu leben.
Aber alles muss ein Ende haben und Bakura ist es, der diesen Moment der Freiheit beendet.
"Warum zum Teufel lachst du eigentlich? Dein Liebling hat dir nach deiner Umarmung eine geknallt und du lachst auch noch? Ich wusste ja schon immer, dass du nicht richtig tickst, aber wenn du sogar darüber lachst, dann bist du wirklich richtig krank!"
Wieso kann er die Dinge denn nicht ein Mal so belassen, wie sie sind? Ein Mal alles mit mir vergessen und einfach nur Mensch sein... frei sein?
Aber irgendwo hat er Recht. Ich darf nicht darüber lachen, wie du mich behandelst. Und plötzlich kommt das Pochen zurück in meine Wange. Ich kann den Schmerz, den du mir zufügst nicht mehr länger unterdrücken. Vor allem, weil du dir deines Hasses und deiner Liebe doch nicht so bewusst bist, wie du denkst.
Vor ein paar Stunden, als du uns das Essen gebracht hast und gehen wolltest - da habe ich zum ersten Mal den ersten Schritt getan und dich instinktiv umarmt. Ich wollte dich auf keinen Fall loslassen, auch, wenn mich die Eisenstäbe davon abgehalten haben dich vollkommen in meinen Besitz zu bringen. Ich habe deutlich gespürt, wie dein Hass schwand und ich habe noch etwas anderes gefühlt, bevor du mich von dir gestoßen und geschlagen hast. Für einen kurzen Moment verweilten deine Hände auf meinen und in genau diesem Augenblick wusste ich es.
You saw me mourning my love for you
And touched my hand
I knew you loved me then
"Es spielt keine Rolle, wie stark sie zusammen sind. Dein Hikari ist nicht der Drahtzieher. Ryou ist an allem Schuld, aber ich werde nicht eher ruhen, bis er erledigt ist. Ich werde garantiert nicht vor ihm sterben. Nein, ich bin am Ende derjenige, der triumphierend über ihm steht. Darauf kannst du Gift nehmen."
Keine Sorge, das glaube ich ihm aufs Wort. Aber so lange er dich und mich aus dem Spiel lässt ist es mir egal, was er mit Ryou macht. Mittlerweile ist es mir wirklich egal. Wenn ich nur dich endlich wieder in meinen Armen halten kann. Ryou hat schon so viel Leid verursacht, da wird er auch mal welches einstecken müssen. Und ich bin sicher, dass Bakura genau der Richtige für diese Angelegenheit ist.
Er wendet sich wieder der dunklen Nacht zu und schließt für eine Weile die Augen. Auch ich bin müde. Alles hier macht einen fertig. Am liebsten würde ich mal wieder beruhigt einschlafen können, ohne Alpträume zu haben. Aber Bakuras Worte bleiben ständig in meinem Kopf, sie haften sich an mich und lassen mich nicht mehr los. Und so ist es unmöglich für mich lange meine Augen geschlossen zu halten.
Mein Blick fällt auf mein schwaches Abbild auf dem Fenster. Ich weiß genau, was passiert, wenn ich noch länger darauf sehe. Es ist nicht zu vermeiden. Meine Gedanken sind eh schon die ganze Zeit bei dir, rätseln über dein seltsam gespaltenes Verhalten. Zudem bist du doch ich - wenigstens ein bisschen. Wenn du in einen Spiegel siehst, dann bist nicht nur du darin zu erkennen. Ich bin ein Teil von dir und wir erkennen in jeglichen Spiegeln dasselbe. Jedes Mal sehen wir darin einfach nur... den anderen...
I look in the mirror and see your face
If I look deep enough
So many things inside that are
Just like you are taking over
"Mou Hitori no Boku..."
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So, das war's dann für heute *gg*
Dass Atemu am Ende den Satz sagt, ist beabsichtigt *extra nicht Aibou genommen habe*
Mir fällt eigentlich gar nix mehr ein, was ich jetzt sagen könnte...
*winkz*
Kura