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Agent Play

von

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Kapitel - 1
 

Es schneite stark, ich ging einen langen, einsamen Weg entlang und versuchte ihn zuerkennen. Die Lampen auf diesem Weg gingen abends nicht mehr an. Plötzlich fuhr ich um, ich hatte etwas gehört. Seit einiger Zeit verfolgte mich jemand, heute wieder ? Ich zog blitzschnell meine Waffe und hielt sie rechts von mir in den Wald, bereit dann zu schießen, wenn jemand mich angreifen würde. Es kam keiner, vielleicht nur ein Tier ? Ich steckte sie wieder gerade weg, als doch jemand aus dem dunklen verstrüppten Gebüsch herauskam. Seine Statur sagte mir, das es ein Mann sein musste. Rasend schnell, wie ich ihn sehen konnte, stand er auch schon vor mir, schlug mir die Pistole aus den Händen und drückte mich an die hinter mir stehende Wand.

"CUT !" rief der Regisseur. "Die Aufnahme war gut. Cath das war wieder einmal beeindruckend".

Der Mann der mich zuvor an die Wand drückte, ist mein Ehemann und er reichte mir ein Handtuch. Endlich stoppte auch der Schnee. "Das hast du mal wieder gut gemacht, Schatz".

"Wirklich ? Danke", ich küsste ihn auf die Wange und ging aus dem Set.

Schauspielerin zu sein ist was wundervolles, dachte ich mir, man kann allmögliche Rollen annehmen.

"Cath alles in Ordnung ?", fragte mein Mann.

"Hm, ja... aber mich stört es halt, das du die Rolle des Agenten von Black Agency angenommen hast".

"Wann hörst du damit auf, Cath. Du weißt doch, als ich das Drehbuch gelesen hatte, und man mich fragte, ob ich der Polizist, als dein Mann, oder der Agent von Black Agency sein will, dachte ich, dass es dir eher passen würde, das ich dich angreife, als irgendein anderer, den du nicht kennst."

Die Flasche mit Wasser stand ein Glück vor mir auf dem Tisch, ich hatte keine Lust ihm es endlich zu erklären, warum es mich störte. Offensichtlich, das ich gerade trank, machte ihn wütend, und er riss mir die Flasche weg und sagte "Sag doch endlich warum es dir nicht in den Kram passt !"

Ich nahm meine Flasche wieder, trank einen Schluck.

"Weißt du wie es ist, von dem eigenen Mann angegriffen zu werden, und mit Ausnahme mal ganz zu Schweigen von dem Ende des Filmes !".

"Darum geht's dir ? Nur weil ich dein Mann bin ? Können wir gerne ändern !".

"Hey, so war das doch gar nicht gemeint".

Wir gingen in eine regelrechte Diskussion über.

"Ach Cath, hör doch auf. Bitte. Du weißt doch ganz genau, das der Mann von dir, der Polizist, von mir umgebracht wird. Würdest du es eher haben wollen, das ich umgebracht werde, und ich nicht mehr mit dir im Film auftreten kann ?".

"Nein, natürlich nicht. Es ist halt nur...".

"Nur was ?".

"HEY IHR BEIDEN STREITHÄHNE, der Film geht weiter !".

"Cath, komm, wir machen weiter. Und ganz ehrlich, mir gefällt dir Rolle echt gut".

Er schlug sich die Arme übereinander hinter den Kopf und ging lächelnd davon.

"Ach was versteht Darren schon davon - er ist halt eben ein Mann".

Die nächste Szene sollte genau dort weitergehen, wo sie eben endete. Darren ist eigentlich perfekt für die Bösewicht-Rolle. Er scheint darin sich irgendwie Wohlzufühlen, und außerdem stimmt es nicht. Ich wollte sogar, das er dieser Agent wird.

"CATH ?", rief der Regisseur wieder.

"JA, komme !".

Schnell drückte ich mir noch mal die Flasche an die Lippen und trank das erfrischende Wasser.

Nun aber Beeilung, sagte ich mir und lief rüber zum Set.

Als ich damals das Drehbuch las, und genau wusste, das der Regisseur mich in der Person haben wollte, und Darren schon die Rolle des Agenten angenommen hatte, wusste ich nicht wie ich mit der nächsten Szene umgehen sollte.

Der Drehort verdunkelte sich wieder, so dass es aussehen würde, als wäre es nur ein Weg mit kaputten Lampen.

"Ich liebe dich", sagte Darren noch mal zu mir, als er auch schon meinen Hals packte und der Mann auf dem wichtigsten Stuhl hier die nächste Szene freigab.

Darren drückte den Hals nur leicht zu, so das es auf der Kamera wie echt aussah. Wieder wurde gefilmt.

Mit beiden Händen packte ich seinen Arm, und kratzte ihn. Dennoch, er lies nicht los, im Gegenteil, er drückte noch fester zu. Nun sollte ich versuchen so auszusehen, als ob er es schaffen würde. Ich verzog das sonst so erstärkte Gesicht, zu einer leblosen Miene. Aber im nächsten Moment sollte ich so aussehen, als würde ich wieder zu meinen Kräften kommen, weil später hier noch andere Szenen, als Erstarkung eingespielt werden sollen. Mein Bein bewegte sie rasant schnell. Ich sollte ihm den Arm von meiner Kehle wegtreten. Als das geschafft war, hielt er sich den Arm. Natürlich traf ich ihn nicht wirklich, nur im Film würde es so aussehen.

Ich schmiss mich auf die Waffe die er mir vorhin aus den Händen schlug und lag mit dem Rücken im kalten Schnee und hielt die Pistole genau auf ihn.

"Verschwinde, Darren!".

"CUT !", rief der Regisseur.

"Was ? Warum denn das ?".

Darren hielt mir die Hand hin und sagte "Komm ich helf dir auf". Dankend nahm ich seine Hand an, und er erklärte mir, das ich zu ihm "Verschwinde, Darren!" gesagt habe.

"Weißt du noch was im Drehbuch steht ?".

"Ja natürlich. Es ist mir halt nur so rausgerutscht".

"Cath, die Szene ist nicht wirklich berauschend für mich", sagte er bedrückt. "Versuch du doch mal deiner Frau die Luft abzudrücken. Auch wenn es natürlich nur so aussehen soll".

"Dann verstehst du mich sicherlich auch jetzt, wie ich mich fühle, das ich von meinem Mann angegriffen werde".

"Komm los - Versuch Nummer 2".

Ich stellte mich wieder an die Mauer und lies die Pistole an der Stelle liegen, wo sie vorher lag. "Darren, ich..."

"Ich weiß, Cath. Ich liebe dich !".

Der Schnee wurde wieder glatt gezogen von einem der Assistenten und im nächsten Moment war es wieder vollkommen dunkel auf dem Weg. Wieder mal sah es vor der Kamera so aus, als würde Darren mich erwürgen. Noch einmal verzog ich das Gesicht, um schwach auszusehen. Dann aber stärkte ich mich wieder, trat ihn, und stürzte mich auf meine Waffe, um sie ihm dann entgegen zu halten.

"Verschwinde, Jack", sagte ich dieses mal, wohlwissend, was ich sprach.

Darren, bzw. Jack drehte sich um, und sagte "Wir sehen uns wieder".

"Bleib stehen !", rief ich ihm hinterher, aber er ging weiter. "BLEIB STEHEN !".

Er rannte davon, weil er mich kannte, und wusste das ich ihm hinterherlaufen würde. Ich stand auf und jagte ihm hinterher. Aber als der Weg an einer Straße endete, war er verschwunden.

"Mist!", flüsterte ich wütend.

"CUT !".

"Das war Okay. Aber wenn wir noch mal Zeit am Ende des Drehs haben, werden wir die Szene noch mal drehen. Das war nicht deine beste, Cath. Und Darren..."

Darren kam wieder zum Vorschein. Ich hatte mich umgedreht gehabt, in Richtung Regisseur, von daher konnte ich nicht wissen, das Darren mich von hinten packte.

"AAHhh", schrie ich erschreckt.

"Huuuuhhh, du bist aber leicht zu erschrecken, Liebes".

"Tut mir leid", pustete ich außer Atem, von dem Laufen, und ging wieder den Weg zurück.

Das Requisit, die Pistole, legte ich auf den Tisch, wo mein Wasser stand. Ich schaute auf dir Uhr. "Oh. Wir haben schon 22 Uhr ?". "Echt ?", sagte mein Mann. "Jupp", antwortete ich.

"Es ist auch Schluss für heute", einer von den Assistenten kam herüber.

"Sam!" rief ich und warf mich auf ihn. "Hey hey!", er nahm ich in den Arm.

"He, das ist meine Frau !", lachte Darren. "Och Sorry Schatzi".

"Was machst du hier, Darren ?".

"Habt ihr mich echt noch nicht gesehen ? Auf jedenfall wisst ihr das ich Assistent bin und ich hab gestern erfahren, das ihr in diesem Film mitspielt. Kurz eine Frage : Warum, Darren, hast du die Feindschafts-Rolle von Cath angenommen?".

"Geheimnis", antwortete er nur.

"Hey ? Die Frage könntest du mir auch mal beantworten, dann hast du mich ja vorhin nur belogen!".

"Na egal. Bevor ihr beiden nachher wieder schmollt, erzähl ich lieber weiter. Jedenfalls fragte mich der Regisseur, ob ich nicht Lust hätte, bei den Assistenten zu helfen, und euch auch mal wiederzusehen. Klar antwortete ich, warum nicht ? Es wunderte mich nur das er wusste, das wir drei von Kindesbeinen auf, miteinander befreundet sind".

"Ich erzähl zu viel", sagte ich den beiden, "Sorry".

"Also mal ehrlich, wenn du schon über solch private Dinge redest, was hast du dann alles über mich erzählt ?", fragte mich mein Mann.

"Nichts, und jetzt hör auf zu diskutieren".

"Ich diskutiere nicht".

"ACH NEIN ?!"

"NEIN!".

"Und was machst du dann gerade ?", grinste ich ihn hämisch an.

"Ich nichts, aber du !".

"WAS ?".

"Ach, wer diskutiert denn nun ?".

"DU !".

"Nö".

"Hört doch mal auf ihr beiden !".

Ich seufzte erst mal, holte dann tief Luft, und ging rüber zum lesenden Regisseur.

"Cath ?", fragte er mich, als ob er mich hätte kommen gesehen.

"Ja ?".

"Nun, ähm. Darf ich sie Fragen, warum sie in dieser Szene nicht wirklich ihr spielerisches Ich gezeigt haben ? Sie sind doch üblich immer direkt darauf eingestellt, die Person zu spielen, die in dem Film lebt. Das war aber nicht dieses Ich".

"Na ja. Es hängt wohl damit zusammen, das ich von meinem Mann angegriffen werde, und nicht von einer anderen Person", ich machte eine kurze Pause, "Ich habe diese Situation zwar im Drehbuch gelesen, und ich wusste damals auch schon, das Darren den Agenten spielt, aber die Szene ist nicht einfach".

"Das kann ich mir vorstellen", sagte er und drehte sich zu mir um, und schaute mit seinen tiefblauen alten, müden Augen in die meinen. "Wissen sie, als ich so jung war wie sie, war ich auch Schauspieler. Eines Tages, sollte ich in einer Szene meinen besten Freund erschießen. Beim ersten Versuch klappte es auch nicht, und beim zweiten, na ja, davon wollen wir nicht reden. Aber hatte die Szene doch geschafft und eines anderen Tages sollte ich von meinem besten Freund angeschossen werden. Ja, es waren zwei verschiedene Filme, aber sie wissen bestimmt, das wir oft nur zusammen auftraten. Nun, er hatte es auch nicht leicht. Und nun verstand ich auch, warum ich vorher alles falsch gemacht hatte. Du darfst Darren auf keinen Fall als Mann ansehen, sondern als der, der er im Film spielende Agent, ist".

"Aber das versuch ich ja. Wie komme ich dahinter, das mein Unterbewusstsein das auch denkt ?".

"Das wirst du gleich feststellen".

Ich gluckste, ich glaubte schon was mich erwartete, und schritt schnellen Schrittes auf Darren und Sam zu. "Darren. Die wollen jetzt noch mal die Szene drehen ! Kannst du mir einen Gefallen tun. Denk bitte nicht das ich deine Frau wäre, vor der Kamera !".

"Wie soll ich das denn denken ?".

Schnell nahm ich seine Hand an die meine und zeigte Sam mit der anderen er solle mitkommen.

"LEUTE WIR DREHEN DIE LETZTE SZENE DOCH NOCHMAL !", rief der alte Mann auf dem wichtigen Stuhl.

"Cath ?". Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an. "Es hängt von dir ab, hab ich Recht ?".

"Japp. Und wenn ich weiß, das du denkst, ich sei nicht deine Frau, denke ich auch nicht, das du mein Mann wärst. Also schau bitte so böse wie ein Agent. Schau mich so an, wie wenn wir uns Streiten".

"Na das ist keine Schwierigkeit".

"Das glaube ich dir nur zu gern, Darren. Sorry Cath", fügte Sam noch schnell hinzu als er mein schmollendes Gesicht sah.

Wieder ging das Licht aus. Wind wehte dieses mal über uns hinweg. Der Schnee setzte wieder ein, und ich sah rüber zu Sam. Er zeigte mir beide Daumen nach oben und formte den Mund zu einem "Du schaffst das schon. Du bist die Größte". Ich wusste das er das sagte.

Darren packte meinen Hals und wisperte "Ich...."

"Psst... nein, dieses mal nicht". Ich gab ihm ein Lächeln.

"Okay".

Er drückte meinen Hals, ich packte seinen Arm und wieder wurde gefilmt. Erst kratzte ich ihn, was auf jedenfall keinen Agenten von der Tat abbringen können soll, sein Opfer loszulassen. Nun wusste ich es und spürte es. Nein, Darren würde so etwas nie tun, er würde nicht so böse schauen, wenn auch ein bisschen zu böse, aber er spielte seine Rolle völlig so, als wäre er der, der er sei. Ich versuchte schwach und verzweifelt zu schauen, aber nicht zu sehr. Mit einem Mal guckte ich wieder, mit meiner ganzen Hoffnung zurück. Mein Bein schlug nach oben aus und der Agent hielt seinen Arm fest umklammert.

Darren schaute mit einem unauffälligen Blick in Richtung Regisseur, den ich nicht bemerkte.

Plötzlich ging er auf mich los, wollte mich schlagen, erwischte aber nur die Wand, weil ich mich duckte.

Nicht einmal die Zeit "Was soll das ?" zu sagen blieb mir. Darren begann die Pistole zu betrachten und mich an zu schauen. "NEIN !". Ich warf mich im gleichen Moment wie er darauf. Es war zwar nur ein Requisit, aber wir beide waren mit einer neuartigen kugelsicheren Weste ausgestattet, und wir wussten, das in der Waffe eine Kugel drin war. Es war natürlich gefährlich, und erst vor kurzem legal geworden, aber der Regisseur fragte uns ja auch vorher ob wir dieses in Betracht ziehen wollen. Wir packten sie im gleichen Moment. Der Wind war ziemlich stark geworden, und dann auch noch der künstliche Schnee, fiel auf uns herunter. Mir froren die Hände, ich wusste nicht einmal was das Ganze hier sollte, aber ich wusste, das es dazu dienen sollte, das ich erkenne, ihn als Agenten und nicht als Mann anzusehen.

"Die bekommst du nicht !", schrie ich ihn an. "VERGISS ES !", brüllte er mich an. Ein unbemerkter Blick zu Sam verriet mir, das er davon wusste, und als er sich zur Kamera beugte, wurde mir bewusst, das alles aufgenommen wurde.

Konnte das sein ? Eben als mir der Regisseur erklärte, das er seinen besten Freund erschießen musste, lässt sich auf die Situation zurückführen, als ich Darren, den Agenten, trat und es so aussieht, als würde ich ihn jeden Moment erschießen. Und nun, wie damals bei dem Schauspielerfreund, der den jetzigen Mann auf dem wichtigen Stuhl, anschießen solle, passt auf die gerade filmende Szene.

Darren riss die Pistole an sich und hielt sie mir an die Schläfe. Mein Herz raste wie wild.

"CUT ! Gute gemacht Darren. Das haben wir im Kasten ! Super".

Darren stand lachend auf "Joah, ganz gut. Cath war mit ihrem Gesicht nicht besser zu kriegen !"

Im nächsten Moment war ich aufgestanden und Darren drehte sich zu mir um. Voller Hass schaute ich ihn an, und fing dann an zu lachen. Alle am Set starrten uns an.

"Ähm, alles in Ordnung, Schatz ?", fragte er und lies seine beiden Hände auf meine Schulter, und versuchte mich gerade zu halten, weil ich mich beugte vor Lachen.

"Das war echt clever von euch", teilte ich ihm mit.

"Ach Cath", lächelte er, "Komm die Szene ist im Kasten, und wir hören jetzt auf, gehen schlafen und machen morgen weiter !".

Sam und der Regisseur lachten mich an, als ich zu ihnen kam. "Tut uns wirklich leid Cath, aber ich denke du hast meine Botschaft verstanden".

Vor allem fragte ich sie über die Szene, da sie im Drehbuch anders stand, als die, die wir aufgenommen hatten. Sie sagten mir, das ich eine abgeänderte Kopie dahingelegt bekommen hätte, an dem Tag, wo ich auch zum ersten mal las, und danach nicht mehr.

Nach langem Gerede, gingen Darren, Sam und ich zu unserem Haus. Das Set an dem wir drehten, lag eine Straße weiter. Fand ich eigentlich richtig gut, so konnten wir immer mal nach Hause, wenn was wichtiges war.

Sam ließen wir im Gästezimmer zurück und gingen selbst in unser Schlafzimmer.

Ich zog die Sachen aus, die ich beim Film tragen musste. Das war unter anderem auch die Schutzweste, eine dunkel blaue Jeanshose, einen schwarzen Overall, eine schwarze Jacke und die Kette, die in einer anderen Szene zum Einsatz noch kommen sollte.

Sie war so wunderschön. Wenn man ein wenig mehr Fantasie hatte, hätte man aus ihr eine sich streckende oder in sich windende Frau sehen können.

Völlig erschöpft von dem eben geschehenen, fiel ich ins Bett, drehte mich aber von Darren weg und schaute zum offenen Fenster, das kalte Luft hereinbrachte. Es war noch mitten in der Nacht, als ich wieder aufwachte. Jemand musste das Fenster zugemacht haben, jemand hatte mir auch die Decke vom Körper gezogen und als ich mich umdrehte, lag Darren nicht mehr neben mir im Bett. Ich schreckte hoch, weil ich dachte, ein Knarren gehört zu haben. Mit pochendem Herz, stand ich aus dem weißen Bett auf, und schaute zu der jetzt offenen Schlafzimmertür. Als ich gerade im Türrahmen stand, erschreckte mich Sam. Dann war alles schwarz.

Ich griff mit beiden Händen auf meinen Kopf.

"Na ausgeschlafen ?", fragte mich jemand. Wer das war, konnte nur einer sein.

"Sam ? Was ist passiert ?".

"Ja, der bin ich. Nein es ist nichts passiert. Lass die Augen zu... Du bist nur umgekippt und brauchst deine Ruhe !"

Wovor Ruhe ? Ich bin nicht umgekippt - das weiß ich".

Sich versuchen zu erinnern war nicht gerade leicht; was war nur passiert ?

Was ist das ? Ich hatte schon eben bemerkt, das ich Kopfschmerzen hatte, aber konnte es sein ? Könnte Sam so etwas tun ?

Ich machte langsam die Augen auf, es war immer noch Nacht und mit einem Blick auf meine Finger, sah ich, dass das Blut was daran herunterlief, von meiner Stirn stammte. Im nächsten Moment packte mich ein Mann an beiden Schultern und riss mich vom Bett. Er schrie "ICH HATTE DIR DOCH GESAGT, DASS DU DIE AUGEN NICHT ÖFFNEN SOLLST !!".

Ich schaute ihn an, der mich vom Bett riss, es war Sam; wie ich vermutet hatte.

"Warum Sam ?". Ich stand langsam auf, und er packte mit voller Wucht wieder meine Schultern und sagte zu mir, mit einer rauen Stimme. "Wenn du heute auf die Arbeit gehst, sagst du niemandem etwas - hast du verstanden ? Niemandem - und du sagst, das Darren krank sei. Wenn nicht, oder solltest du ein Wort über hier das verlieren - wird ihm was passieren."

Er schmiss mich aufs Bett, das ein Glück weich war. Ich wimmerte leise die Nacht weiter vor mich hin. Sam war aus dem Schlafzimmer verschwunden.

Es war wieder Morgen, als ich gerade einmal nur eine Stunde geschlafen hatte. Ich zog meine Sachen für den Dreh wieder an, und zog nach einem ausgesprochenen Frühstück wieder los, ohne einen der beiden Männer zu sehen. Ich kam ans Set, und dort stand eine Frau. Sie war nicht mal eine dieser üblichen. Sie hatte lange schlanke Beine, einen gut geformten Oberkörper, dazu das passende Oberteil und den Rock, und ihr Gesicht war kaum Geschminkt, wenn man näher hinsah. Als ich zu ihr kam, bemerkte ich erst, das sie zusammengebundene Haare hatte und einen schmalen, strengwirkenden Mund.

"Guten Tag.", sagte sie völlig locker, und doch angespannt.

"Guten Morgen", grüßte ich zurück, "Was bringt sie hierher ?".

"Ein Auftrag. Sie sind doch Agentin, in dem neuen Film ?!"

"Ja, aber keine Ech..." sie lies mich nicht ausreden.

"Aber sie haben doch eine gewisse Ausbildung dafür gemacht, um das Gefühl eines Agenten anzutrainieren ?!".

"Ja, a..." schon wieder. Wer war diese Frau, um Himmels Willen.

"Dann rufen sie doch bitte bei dem Regisseur bei dieser Serie an - er möchte sie gerne als Schauspielerin in einer oder mehreren Folgen haben !", sie drückte mir eine Visitenkarte in die Hand, ging davon, stieg in ihr Auto und fuhr weg.

"Hey Cath !"

Ich drehte mich rum, der Regisseur rief mich.

"JAAaa, komme".

Ich ging zu dem Platz neben dem Schauspielplatz von gestern Abend, wo schon alles aufgestellt war.

Sofort steckte ich die Karte weg, das dürfe erst mal keiner Erfahren.

"Cath, wo ist dein Mann ?"

"Ähhh...."

Ich schreckte auf - dort hinten, in einer Hecke in dem kleinen Waldstück stand Sam. Er schaute ziemlich angespannt und dennoch entschlossen.

"Er - er ist krank." sagte ich mit zittrigen Händen.

"So wie du am Zittern bist, könnte man meinen, du hast dich dann wohl angesteckt. Ist irgendetwas ? Vielleicht solltest du dich noch mal hinlegen."

Ich steckte die Hände hinter meinen Rücken in die Hosentaschen und schaute ihn fröhlich lächelnd an "Nein, alles in Ordnung. Wirklich !"

Mir lief eine Schweißperle die linke Schläfe hinunter. Woher sollte ich wissen, was ich tun sollte, was überhaupt der ganze Aufwand sollte, weder noch wie es Darren ging, wusste ich. Nach ein paar Stunden am Set, durch reden, normalen Aufgaben und sonstigem, in denen nur Szenen ohne Darren gedreht werden konnten, hatte ich endlich meine langersehnte Mittagspause.

Schnell hüpfte ich zum Tisch, der mit Getränken und Essbarem beladen war. Meine Flasche Wasser wurde ettiketiert, so was konnte ich nicht ausstehen. Ich bin doch nur ein Mensch wie jeder andere auch, sagte ich mir, ich brauche keine Sonderheiten, also rief ich lauthals "ICH HASSE WASSER, WAS MIT MEINEM NAMEN ETTIKETIERT WIRD !". Ich hoffte wirklich, das der, der mir das Wasser beklebt hier hingestellt hatte, dies wahrnehmen konnte und sich das in Zukunft ändern wird.

Eigentlich wollte ich diese Mittagspause nutzen, um ein Buch zu lesen, aber hätte ich das wirklich mit meinen sorgenumwobenen Gedanken machen können ? Ganz sicher nicht. Einer der Assistenten kam zu mir herüber.

"Hey Cath, tolle Aufnahmen mit dir eben. Ich denke zwar, das du noch besser spielst, wenn Darren da ist, aber bei dem Wetter würde ich dir das auch keinesfalls übel nehmen. Was ist denn mit dir los ?".

Ich schaute ihn entsetzt an. Was sollte ich sagen, ich durfte nicht, ich konnte auf keinen fall.

"Ähm, ich fühle mich nicht ganz so besonders, liegt wohl daran, das Darren nicht da ist, und ich ihn alleine im Bett zurücklassen musste. Dave, kannst du vielleicht dem Regisseur ausrichten, das ich nach der Mittagspause wieder da bin ?". Ich hatte einen Entschluss gefasst und rannte weg.

"Klar, kann ich das, aber wo willst du hin ?" rief er mir nach.

Ohne mich umzudrehen oder auf ihn zu achten, antwortete ich "Nach Hause !"

Es war ein 20 Minuten langer Weg vom Camp-Set aus, und ein abgesiedeltes kleines Haus, das mehr nach einer Wohnung aussah. Dieses Grundstück, mit Strand, Weg und kleiner Straße, gehörte vollkommen allein mir, und es liefen nur selten ein paar Passanten herüber. Als ich kurz vor meinem Kleinhaus ankam, betrachtete ich die Narzissen, die wild in meinem Garten blühten. Ob vielleicht Darren zu Hause war ? Jedenfalls hatte ich meinen festentschlossenem Gedanken als Vorhaben zugesagt. Ich wollte diese Tante anrufen, die heute Morgen bei mir war. Wenn sie nicht so gezielt gefragt hätte, nach einer Art Agenten-Ausbildung, wäre ich sicherlich nicht auf die Schnapsidee gekommen, das sie vielleicht, was damit zu tun hat. Plötzlich wurde ich geschubst, und mir sagte jemand "Dreh dich nicht um". Diese Person, von Stimme und Stärke her, konnte nur ein Mann sein, und das der Mann, der mich und Darren terrorisierte.

"Was willst du, Sam ?", fragte ich hart aber mit einer gewissen angsterfüllten Stimme.

"Schließ verdammt noch mal die Tür auf !".

Ich kramte nach meinem Schlüsselbund in der Hosentasche, und als ich ihn herauszog, fiel er mir zu Boden. Völlig entgeistert, und hoffend, das nichts passierte, hob ich ihn wieder auf. Rannte zur Tür, schloss sie umgehend auf, und versuchte sie zu schließen, bevor Sam hereinkam. Er drückte unbehutsam die Tür auf. Ich dachte mir, jetzt oder nie. Rasendschnell lies ich die Tür los, und lief los. Durch das weiße Wohnzimmer, mit Wintergarten und Terrasse, durch die Küche und schloss mich in der Vorratskammer ein. Ich hörte wie Sam mir hinterhergelaufen kam, aber nicht wusste wo ich mich versteckt gehabt habe. Leicht außer Puste, drückte ich mir die Hand auf den Mund, um mein erschreckendes Aufatmen zu stoppen, als er vor der Tür stand.

"MACH AUF !", brüllte er. Ich erschrak. Was soll ich tun, was soll ich tun, dachte ich.

Die Tür wird er jedenfalls nicht einrennen können. Dabei könnte er mich verletzten und würde nur eine Antwort auf Tausende von Fragen bei der Arbeit schließen. Er hämmerte dagegen, und bei jedem knacken der Tür, zuckte ich zusammen. Plötzlich war es still, dann ein Klirren und Aufschlagen. Was war passiert ?

"Cath ?", hörte ich Sam rufen.

"CATH ! Komm bitte raus, es ist alles in Ordnung. Ich bin es Sam. Der andere ist mein Zwillingsbruder. Bitte entschuldige."

Irgendwo wollte ich das Glauben, aber mein Verstand sagte mir, das es auch eine Falle sein könne.

"Cath ? Cath, bitte - ich weiß, das du mir nicht glauben kannst, aber sagen wir zum Beispiel das hier: Als wir 16 waren und ich und du auf dem Kinderspielplatz unserer Kleinzeiten waren, küssten wir uns innig, und Darren kam, um dich eigentlich abzuholen. Schließlich war er dein Freund, und du hattest auf ihn im Park gewartet - als er uns sah flippte er aus und du liefst weg, und schriest ganz genau vorher noch "Ich liebe Darren"."

Sam, er musste es sein. Auch wenn ich niemals von seinem Zwillingsbruder gewusst habe, und ihn nie kennengelernt habe, dann hätte er das auch nicht wissen können. Ich schloss leise und langsam die Tür auf, aber als sie einen Spaltbreit geöffnet war, wurde sie aufgerissen. In dem Moment, als ich durch den Ruck zu Boden flog, wurde mir klar, das es ein Fehler war. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich die vielen Scherben verteilt auf dem Boden. Es sollte sich nur nach einem Kampf anhören, ohne das einer stattfand. Ich spürte das Aufsitzen auf meinem Rücken, einen Ruck, das meine Arme auf dem Rücken festgehalten wurden. Langsam kam er näher, den ich nicht kannte und hauchte mir ins linke Ohr. "Ja, ich bin Sam's Zwillingsbruder. Ich habe ihn außer Gefecht gesetzt, damit er nichts sagen kann, was ich vorhabe. Er wusste alles, und dennoch nichts. Und solange du alles befolgst, was ich dir sage, wird Darren, wie auch Sam nichts passieren. Also sei brav."

"Lass mich los, und verrecke !".

"Ui ui ui, so was höre ich aber gar nicht gerne.", er kam noch weiter nach vorne, und leckte mein Ohrläppchen.

"HÖR AUF, du bist ja pervers !".

"Das habe ich schon von vielen meiner Opfer gehört."

"Und alle haben sie nichts gegen dich ausrichten können. Du bist es doch, der das Buch geschrieben hat, und es nach diesem Buch befolgt, 27 Frauen umgebracht hast und niemals dafür verdächtigt, geschweige denn verhaftet worden bist."

"Ja, genau der bin ich, und du wirst auch Schweigen, nicht mit einem toten Mund, aber du wirst schweigen !".

"Miese Ratte, dein armer Bruder musste ja immer ganz schön unter dir leiden."

"Mein Bruder ist eine Missgeburt, er ist zu allen nett, zu allen freundlich, immer der beste, immer der klügste, sportlichste, alles was er getan hat, immer nur er hier, er dort."

"Weißt du was ? Bei so Leuten wie dich, geht man hin und steckt sie in eine Psychiatrie !".

Er drückte meine Arme höher zum Kopf, und es schmerzte stark, aber ich wollte keinen Ton rausbringen.

"Tut's weh ? Ich hoffe doch !".

Als er wieder etwas losließ, war meine Chance gekommen. Mit voller Kraft, die ich aufbringen konnte, trat ich mit beiden Beinen, die noch frei beweglich waren, gegen seinen Rücken. Er knallte weiter weg wieder auf den marmorierten Kachelboden auf. Nicht lange zögernd, schmiss ich mich auf ihn, und drückte ihn feste zu Boden.

"Du bist eine miese Schauspielerin, wusstest du das ?".

Mühelos drückte ich ihn zu Boden, und schaute ein wenig traurig in sein so identisch vergleichbares Gesicht seines Bruders.

"Wenn du weißt, das ich eine schlechte Schauspielerin bin, und ich kann dem nicht zustimmen, dann müsstest du auch wissen, das ich mehrere Monate Vorbereitung, auf einer Agentenschule hinter mir habe."

"Klar weiß ich so was. Ich kenne dich praktisch von Kindesbeinen auf !".

"Woher wusstest du den Vorfall mit meinem 16.ten-Lebensjahr ?"

Ich hatte eigentlich eine Antwort erwartet, aber er sagte nichts. Er hatte nur die Augen geschlossen, und quälte sich, warum auch immer. Aber da lag ich vollkommen falsch, und das bekam ich auch im nächsten Moment zu spüren. Er drückte sein Bein irgendwie hoch, und dabei musste ich kurz aufstehen. Er trat mir in den Bauch und ich flog gegen die neben uns festverankerte Theke. Krachend kam ich zu Boden und sah nur noch diesen Bruder von Sam, wie er mich aufhob. Ich wusste, ich war wehrlos, völlig entkräftet, und stand kurz davor in Ohnmacht zu gleiten, aber ich bleib bei Bewusstsein und bekam dennoch alles mit, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren.

Wo brachte er mich hin ? Das wusste ich nicht, ich wurde doch bewusstlos.

Schreckend wachte ich auf. Völlig außer Puste, und schwitzend lag ich im Ehebett von mir. Ich wollte sofort aufstehen, bemerkte aber, das ich mit den Händen an der oberen Bettstange gefesselt war. Das konnte alles nicht sein, nein, wirklich nicht, bestimmt muss ich nur die Augen zusammenkneifen und ganz feste daran denken, das ich aus diesem Alptraum erwache und feststelle, dass das alles nicht die Wirklichkeit ist. Mir liefen Tränen über die Wange, ich kniff langsam zu Augen zusammen, seufzte und fragte mich, wie ich wieder aus dieser Situation herauskommen sollte. Was wird er mit mir tun, ob er noch im Haus war, wie es wohl Darren ging ??? Ich wusste nichts. Früher, als ich 17 war, habe ich kurzzeitlich an einem Nottelefon gearbeitet, weil ich in der Schule oft angesprochen wurde, wenn es Probleme gab. Und nun brauchte ich selbst Hilfe. Hilfe, von der ich nicht wusste, woher ich sie beziehen sollte.

Ich fing an zu schreien. Nervosität, Aufgeregtheit, Angst ? All das ließ mich schreien. Ich wollte raus, ich wollte zu Darren. Ich wollte nicht misshandelt oder gar vergewaltigt werden, wie er es vorher auch bei den anderen 27 Frauen tat. Ich war und bin immer noch eine Leseratte. Vor 5 Jahren erschien ein Buch, das alle in Aufregung versetzte. Es handelte von einem Mörder, einem Vergewaltiger, der 28 Frauen umbrachte. Aber wer hätte gedacht, das ein Verrückter, das auch in Wirklichkeit umsetzt, und genau das tut, wie es darin stand. Natürlich - wenn er es geschrieben hatte, und er hatte niemals darin erwähnt, wie der Täter auch nur eine Sekunde aufflog, dann konnte auch er nie auffliegen. Gedacht, das ich so nahe zu ihm stand, hätte ich nie. Mich wunderte es nur, das er jetzt mich wollte und warum. Sollte ich die 28-ste werden ? Bei dem 28-sten Opfer wurde ein Extra-Buch herausgegeben, das mehr Seiten bezog, als das Buch mit 27 Morden vorher. Ich hatte Angst - fürchterliche Angst.

Ich rieb an den Seilen, an meinen Handgelenken, und spürte, wie sie sich dabei gegenseitig in meine Haut ritzten. Als ich klein war, spielten Darren, Sam und ich oft Indianer und so was. Ohne Ankündigung, packten sie mich oft, und banden mich irgendwo fest, und lachten mich aus. Natürlich war ich ihnen nie böse - aber nachdem ich mich, anfangs schmerzhaft, später ohne Probleme, befreite, habe ich es ihnen immer gezeigt. Und dann rannten sie immer, zwar lachend, aber auch ängstlich. Von daher machte mir das nichts aus, an ein bett gefesselt zu sein. Aber die Tatsache, das so etwas passiert, und ausgerechnet mir, bringt mich doch zum Verzweifeln.

Den Schrei von eben schien keiner gehört zu haben, denn niemand, und auch nicht dieser perverse Bruder Sams, kam. Ich stieg langsam aus dem Bett, richtete mich auf und bemerkte erst dann, das ich keine Schuhe, weder noch Socken anhatte und der Boden völlig übersäht von Glassplittern und Reisnägeln war.
 

Ich hörte ein lautes Krachen - es hörte sich an wie zerborstende Schränke. Er, dieser perverse Kerl, nahm meine Wohnung auseinander. Wie sollte ich hier rauskommen ? Ich sah zu der Glastür des Schlafzimmers, das konnte doch nicht sein ! Sie war bestückt mit einem Sprengstoff - wie konnte dieser Mann so blöd sein ? Er würde sich doch damit selbst in die Luft fliegen lassen. Es musste eine Attrappe sein. Ich versuchte die Reisnägel unter meinen Füßen auszulassen und nur auf die Scherben zu treten. Einige bohrten sich mit ihren scharfen Kanten und Ecken in meine Füße, andere wiederum zerplatzen, beim drauftreten. Langsam arbeitete ich mir zur Tür vor. Das Blut zog sich wie eine schleimige Spur hinter mir her, und als ich die Sprengstoff-Attrappe in den Händen hielt, riss ich sie einfach ab. Und ich hatte Recht, sie sollte nichts in die Luft sprengen. Ich zog langsam die Tür auf. Aber sofort erschrak ich. Durch was weiß ich nicht, nur das ich schmerzvoll zurück in den Raum geschubst wurde, und in eine Ecke viel, in denen mehr als genug Glasscherben auf dem Boden übersäht waren. Ich packte eine Hand voll, und warf sie voller Wucht gegen die Glasscheibe der Tür. Ich konnte nicht einmal mehr treffen. Nun war ich schwächer als eine Maus. Der Typ kam auf mich zu - ich hörte es durch das Knacken des zerbrechenden Glases. Er riss an mir, um mich hoch zu ziehen, schwang mich über seine linke Schulter. Das Blut von Händen, Rücken und Füßen tropfte nur so runter.

Ich nahm ein Wort wahr, als ich die Augen geschlossen hatte, und wieder mal davor war in Bewusstlosigkeit über zu gehen. Ein Wort das mir Kraft gab, die Augen zu öffnen -

"CATH", da rief jemand nach mir.

Kalt, mir war kalt, und ich spürte den kalten Boden unter meinem Körper. "Cath".... wieder hörte ich die Stimme - sie hörte sich suchend, aber nicht gefunden an. Sie hörte sich merkwürdig besorgt an, traurig.

Jemand hob mich hoch. Es war der Assistent dem ich vorhin gesagt hatte - vorhin ? Wer weiß wie viel Zeit vergangen war - dem ich sagte, das ich nach der Pause wiederkommen würde. Ich hatte die Augen leicht geöffnet und konnte ihn erkennen. Er sah besorgt aus, woher kam er, und wo war Sam's Bruder ?

Ich spürte einen Ruck, und rollte wieder auf den Boden. Durch den Ruck, wachte ich mehr auf, und schaute mich um. Das gibt's doch nicht. Dave lag bewusstlos auf dem Boden, und hinter der Theke in der Küche, musste dieser verrückte Zwillingsbruder stecken. Keuchend und Hustend kam er hervor. Wovon auch immer er getroffen wurde, er blutete am Kopf, und es lief seine Wange hinunter.

"Wie heißt du ?", fragte ich entsetzt. "SAG ES - WIE HEIßT DU !"

Er kam zu mir herüber gekrochen - ich konnte mich nicht wegbewegen, hinter mir war nur eine Wand, links von mir, die Theke und rechts die Glastür, zum Strand hinunter, und diese war auch noch abgeschlossen.

"ICH ? Ich heiße Dan" er grinste, "Soll ich dir was sagen ?".

"Was ?", fragte ich nicht seinem grinsen erwidernd.

"Du bist meine Schwester !".

Ich hielt mir die Hand vor dem Mund.... Ich konnte das nicht glauben.

"DU LÜGST !".

Ich fasste meine Kraft, auch wenn nicht viel von ihr mehr da war, stand auf, zog mich an der Theke hoch, schubste Dan auf Seite, und ging so gut wie ich konnte aus der Küche. Ich wollte mir erst mal ein wenig Zeit verschaffen und dann Dave holen.

Sogar zu rennen versuchte ich, damit Sam's Bruder mir nicht so schnell hinter her kommt. Aber er holte mich ein, er war kräftiger, und riss mich zu Boden. "Du bleibst hier !", hechelte er.

"Du kommst mir nicht davon!". Er packte meine Arme, und hielt sie mir über dem Kopf zusammen.

"Lass mich los !", ich wollte es erst in einem normalen Ton versuchen, und ohne auszutreten oder zu schlagen. Doch er grinste nur mit geschlossenen Augen.

"Also wirklich, Cath. Ich habe dich mein Lebenlang geliebt, wollte dich immer haben - wollte, das du mein bist. Und du glaubst, das ich dich jetzt noch mal gehen lasse ?"

"Alles das hier nur, weil du mich haben wolltest ? Weder Dan noch Dave, oder jemand anderes können was dafür. Warum ziehst du sie alle mit darein ?".

"Weil sie nie wollten, das ich dich kennenlerne. Sie dachten, es könne anders enden, als geplant."

"Was meinst du mit geplant ?", irgendwie schockierte mich das Wort.

"Wie, du weißt nichts davon ? Das alles hier - Darren, und Sam, sie mögen dich nicht, sie hassen dich, und wollten dich nur reinlegen."

"Das ist eh nicht wahr - du lügst doch nur schon wieder !".

"Ach ja ? Denkst du dir so ? und warum wollte dann Darren nie ein Kind ? Du wolltest schon lange eines haben, doch Darren nicht."

Schlagartig erschütterte mich dieser Gedanke, das Darren und Sam mich doch nur reinlegen würden. Fing ich ihm jetzt an zu glauben ? Schließlich sagte Darren nie, warum er kein Kind haben wolle. Es konnte nicht wahr sein - mein ganzes Leben hätte eine vollkommene Lüge sein müssen. Nichts was mir jemals passiert war, konnte Wirklichkeit gewesen sein. Er war durchgeknallt - völlig psychopatisch. Er sollte mein Bruder und gleichzeitig in mich verliebt sein. Nein, das konnte und musste nur Scherz gewesen sein, um mich zu verwirren.

Ich nahm so viel Kraft zusammen wie ich brauchte, und drückte ihn mit einem Tritt über meinen Kopf, so das er gegen die Wand knallte und mit einem Schlag auf dem Boden landete. Er blinzelte benommen, er konnte auch nicht mehr und wurde kurz danach bewusstlos. Schnell rutschte ich zur Tür zum Bad, zog mich an dem Türknopf hoch und rannte zur Küche.

"Dave", ich rüttelte an ihm, "Dave, bitte wach doch auf !".

Sanft und leicht öffnete er die Augen und sprach zu mir "Cath..., wi-wie geht es dir ?".

Erleichtert antwortete ich ihm "Gut - mir geht es gut... Komm steh auf !".

Dave rappelte sich auf, und ich half ihm, sich zu stützen.

"Als du gestern nicht mehr wiederkamst, machte ich mir Sorgen. Und als du heute immer noch nicht kamst, dachte ich mir, bei dir vorbei zu schauen. Aber als ich eintrat, kam er mir schon entgegen. Dieser merkwürdige Kerl. Wer ist das überhaupt, Cath ? Was geht hier vor ?".

Niedergeschlagen betrachtete ich den Boden, der mit Glasscherben und Blut beschmiert war. Dave und ich gingen aus dem Haus. Als wir vor der Tür standen, kam uns die Polizei entgegen. Ein Krankenwagen mit Blaulicht folgte dem Grün-silbernem Fahrzeug vorneher. So schnell, wie die Polizisten ins Haus stürmten, kamen auch die Menschen aus den Häusern, von weit her. Die Sanitäter kamen zu uns, und halfen uns beim Einsteigen in den Krankenwagen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-08-07T20:09:11+00:00 07.08.2005 22:09
wow! gut geschrieben!
super ^-^


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