Sünde
Wieso? Warum hat er mich einfach so verlassen? Bin ich ihm nie etwas wert gewesen?
Tieftraurig vergrub Julian sein Gesicht in dem Kissen. Es war schon ganz nass. Benetzt mit seinen Tränen. War Torin das überhaupt wert? All diese Tränen?
Allein der Gedanke an Torin, seinem nun Ex-Freund, liefen ihm erneut die Tränen über das blasse Gesicht. Sie sind nun schon fast 2 Jahre zusammen gewesen! Er erinnerte sich wie sie sich das erste mal Trafen. Im Sommer, Nachts auf dem Friedhof. Er stand am Grab seiner Eltern, weinte, fast wie jetzt. Plötzlich legten sich tröstende, starke Arme um ihn. Fast 30 Minuten standen sie so da, bis er sich regte. Er war interessiert, wer sein tröster gewesen ist, und erblickte die wohl sagenhafteste Gestalt die er je gesehen hatte. Gut 1, 90 m groß, muskulös, aber nicht angeberisch viel, seidig schwarzes und langes Haar, was zusammen mit den schwarzen Kleidung und schminke perfekt mit seiner fast weißen Haut kontrastierte. Er wurde aus fesselnden dunkelbraunen Augen angeblickt.
Ja, so war seine erste Begegnung mit Torin, seinem Dämon. Sie gingen danach öffters miteinander Aus, bis sie dann durch etwas zuviel Alkohol auf einer Feier nicht nur in Torins Wohnung, sondern auch in dessen Bett gelandet waren. Seitdem waren sie nurnoch zusammen zu sehen. Julian hatte eine Anstellung als Kellner in dem Torins Szeneclub bekommen. Sie waren glücklich. Dachte er. Es wunderte ihn schon das Torin nicht mit ihm zusammenziehen wollte, aber er dachte das läge daran das dieser auch einmal seine Ruhe wollte.
2 Jahre hat er dies geglaubt! Bis er gestern einmal wieder bei Torin vorbeischauen wollte, da dieser am Tag davor nicht im Club war, was eigentlich untypisch für ihn war.
Kurz bevor er in den Gang zu Torins wohnung eintrat stopte er. Er hörte Torins stimme! Und er redete mit jemanden, so wie er nur mit ihm geredet hat!
Wild entschlossen zu erfahren wer dieser jemand war, trat er in den Gang. Was er da sah lies ihm sein Herz in tausend Splitter zerfallen. Torin und der Andere Küssten sich mit einer so starken innigkeit die ihm schlecht werden ließ. Was danach passierte wusste er nicht mehr genau. Er hatte nur erfahren das die beiden seit einem Jahr eine Beziehung führten und kurz davorstanden zusammenzuziehen. Meinte zumindest der Fremde. Torin stand nur daneben, überrascht, ungläubig.
Letztendlich hat er sich in seiner kleinen Wohnung wieder gefunden und heuelte sich seit einem Tag die Seele aus dem Leib. Sein Gesicht muss schon ganz schwarz sein, von der ganzen verlaufenen Schminke. Denn auch er war ein mitglied der dunklen Szene, schon vor Torin.
Kurzentschlossen stand er auf, eilte aus seiner Wohnung und lief zum Nahegelegenen Friedhof. Die nacht gab ihn schutz.
Dort wo alles begann soll auch alles wieder enden.
Traurig befühlte er das Messer in seiner Tasche, welches er vor dem Weggehen einsteckte. Vor dem Grab seiner Eltern blieb er stehen.
"Hallo Mama, hallo Papa. Bald bin ich bei euch!"
Langsam kniete er sich auf den Boden, breitete seinen Mantel wie eine Decke darauf aus und legte sich neben das Grab.
"Vergebt mir!"
Mit Tränen in den Augen setzte er den ersten Schnitt. Es schmerzte, aber hatte auch etwas befreiendes, wie das Lebenselixier aus ihm heraus floss.
Schon etwas schwächer setzte er den 2. Schnitt.
Erschöpft ließ er das Messer sinken. Schloss die Augen.
Er meinte das etwas sein Gesicht berührte. Regen? Nein, Regen konnte es nicht sein. Mühsam öffnete er die Augen.
Was er erblickte lies ihn leicht überrascht hochfahren, jedoch sank er gleich darauf wieder zurück.
Torin kniete über ihn gebeugt da. Tränen liefen über sein sonnst so hartes Gesicht.
"Wieso Julian, wieso? Wieso bestrafst du dich für eine Sünde die ich beging?"
Unverständnis und Verzweiflung spiegelten sich in seiner Stimme.
Vorsichtig legte Julian seine Arme um ihn, zog ihn zu sich hinab.
"Folge mir, Liebster, folge mir ins Paradies. Lass uns ewig zu zweit hier weilen. Um deine Sünde von dir loszulösen, so folge mir!"
Mehr wisperte er diese Worte zu Torin. Dieser kam über ihn, noch immer Tränen im Gesicht. Vorsichtig küsste er Julian.
"Ich komme zu dir, mein Engel und werde Ewig mit dir verweilen. Vergib mir Sünder!"
Entschlossen griff er das Messer. Folgte seinem gefallenen Engel. In der Hoffnung, im Himmel einen Platz der Ruhe zu Finden.
Am nächsten Morgen fand man die beiden. Eng Umschlungen, lächelnd. In den Nachrichten hieß es, es sei ein normaler Doppelselbstmord gewesen, ohne Tieferen Hintergrund, allein die Gesinnung der beiden wäre ausreichend, um zu vermuten, das es sich hierbei um zwei Menschen handelte die mit dem Leben nicht mehr zurechtkamen.
Doch wir wissen. Wir wissen von der Sünde, welche den Dämon und den Engel im tod vereinte und zum Frieden brachte.
~Ende~
Musik: X-Japan Crucify my love
