Ein Quintaped
11. Kapitel
Gerade wollte Sirius den Platz im Wald verlassen, an dem er und Snape
übernachtet hatten, als ihm etwas Ebenholzfarbenes auf dem Waldboden
entgegenblitzte.
?Ein Zauberstab!?, dachte Sirius.
Doch es war nicht Sirius Zauberstab, obwohl es schon merkwürdig war einen
Ähnlichen wie den Eigenen einfach so auf dem Boden zu finden. Er hob den
Zauberstab auf und vermutete, dass es sich bei diesem Stück nur um Snapes
Eigentum handeln konnte.
Es war ein sehr schöner Zauberstab und im Gegensatz zu dem von Sirius
unglaublich gut gepflegt. Um das gute Stück auf dem Weg zurück zu seinem
Besitzer nicht zu beschädigen, steckte Sirius diesen behutsam in seine
Umhangtasche und machte sich schnellen Schrittes auf damit er Snape noch
einholen konnte. Je schneller er den Zauberstab zurückbrachte, desto weniger
wahrscheinlich war es diesen zu beschädigen und Sirius wollte lieber nicht
erfahren, was Snape dann mit ihm machen würde.
Plötzlich hörte er wie Snape jemanden anschrie, nach der Lautstärke zu
urteilen musste er sich ganz in der Nähe befinden.
Nach wenigen Schritten sah Sirius Snape. Doch neben diesem stand ein
riesenhaftes Vieh und starrte den Tränkemeister an. Dieser wich langsam
zurück, offensichtlich hatte Snape das Fehlen seines Zauberstabes bereits
bemerkt.
Sirius zögerte nicht lange, holte seinen Zauberstab heraus und rief
?Petrificus totalus?. Der Zauber erreichte das Ungeheuer nur Bruchteile von
Sekunden später, doch es blieb gänzlich unbeeindruckt, drehte sich um und
richtete seine Aufmerksamkeit jetzt auf Sirius. Die Entfernung zwischen ihm
und dem Monster, was immer es auch war, betrug etwa 50 Meter und Sirius rannte
so schnell er konnte los. Er hatte keine Lust mit diesem Ding nähere
Bekanntschaft zu schließen.
Das Ungeheuer legte einen beachtlichen Spurt, trotz seiner behäbig wirkenden
Figur, hin. Sirius hatte Mühe die Distanz zwischen ihm und dem Vieh zu halten.
In großem Bogen lief er zurück zu Snape damit sie den Wald und damit das
Gebiet des Schutzzaubers hinter sich brachten, um endlich von diesem
verfluchten Ort zu verschwinden.
Snape sah Black nicht kommen, denn er war zu sehr mit dem Quintaped
beschäftigt. Einen passenderen Zeitpunkt hätte sich Black gar nicht aussuchen
können und die gewünschte Ablenkung lieferte er gleich mit. Als sich das
Quintaped umdrehte, nahm Snape die Beine in die Hand und rannte davon. Einen
Blick zurückwerfend bemerkte er wie Black einen Bogen machte und danach in
seine Richtung flitzte. Snape schlug einen Weg ein, wo die Bäume viel dichter
aneinander standen und zwar so dicht, dass das riesige Quintaped ihnen
unmöglich folgen konnte ohne den halben Wald abzuholzen. Black folgte Snape,
er hatte wohl die Gedanken des Tränkemeisters erraten.
Doch das Quintaped gab nicht so schnell auf, es lief den beiden Zauberern
hinterher und beachtete die ihm dabei im Wege stehenden Bäume überhaupt nicht.
Mit diesem ohrenbetäubenden Getöse hinter sich verdoppelten beide ihre
Anstrengungen diesem Monster zu entkommen.
Snape rannte dabei Black davon. Man sah es dem Tränkemeister nicht an, aber er
achtete auf seine Konstitution und war deshalb klar im Vorteil. Er sah bereits
das Ende des Waldes doch bei der Hetzjagd durch diesen war Snape die
Orientierung abhanden gekommen. Ob es sich um die richtige Seite des Waldes
handelte, wusste er nicht. Aber mit dem Quintaped im Rücken musste es einfach
die Richtige sein und damit auch das Ende des Schutzzaubers, sonst waren sie
beide ein gefundenes Fressen.
Sirius traute seinen Augen kaum wie schnell Snape laufen konnte. Wo hatte
dieser Zauberer nur solch eine Ausdauer und Kondition her? Von seiner Angst
beflügelt rannte auch Sirius schneller als er es sich je selbst zugetraut
hatte. Aber in dem Affentempo indem Snape davon spurtete, konnte er unmöglich
folgen.
Zum Glück war Sirius wenigstens in der Lage die Distanz zwischen ihm und
was-immer-es-war halbwegs zu halten.
Kein Wunder das Ding pflügte den halben Wald hinter Sirius um.
Das Ende des Waldes erkennend, sah er wie Snape sich diesem schnell näherte,
es erreichte und daraufhin einfach verschwand.
Sirius blieb wie angewurzelt stehen und konnte es nicht glauben. Dieser
verdammte Giftmischer war ohne auf ihn zu warten disappariert.
?Ganz toll!?, dachte Sirius wütend.
Das Quintaped kam immer näher und Sirius realisierte gerade erst das
Verschwinden von Snape, als er bemerkte, dass er aufgehört hatte zu rennen und
die Distanz zwischen ihm und dem Monster dahin schmolz.
?Verfluchter Mist!?, dachte Sirius und schallt sich einen Narren.
Wieso hatte ihn Snapes Verhalten so aus der Fassung gebracht?
Wieder losrennend, schätze Sirius die Entfernung zum rettenden Waldrand, was
durch Snapes Verschwinden eindeutig bewiesen war, auf gut 100m ein. Wenn er
sich beeilte konnte er es noch schaffen bevor das riesige Vieh ihn eingeholt
hatte.
Das Geräusch hinter ihm war inzwischen zu einem Getöse angeschwollen und als
er zurückblickte war das Monster ihm dicht auf den Fersen.
Dessen Durchkommen wurde nicht mehr durch engstehende Bäume aufgehalten und es
wurde noch schneller.
So schnell wie ihn seine Beine trugen versuchte Sirius zu entkommen. In seiner
Animagusgestalt wäre er sicherlich im Vorteil gewesen, doch die benötigte Zeit
für die Verwandlung fehlte ihm bei dieser Verfolgungsjagd. Noch ehe er sich
verwandelt hätte, würde dieses Monster ihn eingeholt haben und seine gierigen
Reißer in ihn schlagen.
Den Waldrand beinahe erreicht, machte das Quintaped einen riesigen Satz auf
Sirius zu, um den Abstand zwischen ihm und der Beute mit einem Mal auf Null zu
verringern. Dem Ziel so nahe holte es mit einer seiner Klauen aus und warf
diese mit voller Wucht auf den flüchtenden Zauberer.
Als das Ungeheuer plötzlich sprang bebte der Waldboden und Sirius war sich im
Klaren was als Nächstes passieren würde. Mit einem seiner Klauenbewehrten
Beine holte es aus und ließ diese in voller Geschwindigkeit auf Sirius
niederprasseln. Genau in diesem Moment tauchte Snape wieder auf, griff sich
Sirius Arm, zerrte ihn aus dem Wald und beide verschwanden mit einem leisen
PLOPP.
Wütend und hungrig brüllte das Quintaped auf. Seine sichergeglaubte Beute war
entkommen. Seinen Zorn an den umstehenden Bäumen auslassend, verschwand es
wieder im dichten Wald.
Der Tränkemeister hatte erfolgreich appariert und war so schnell wie möglich
auf die Insel von Drear zurückgekehrt. Gerade rechtzeitig um Sirius Arm zu
packen und gemeinsam mit ihm von diesem verwünschten Ort zu entkommen.
Sie apparierten in die Heulende Hütte.
Beide lagen sie auf dem Boden völlig außer Atem nach dieser überstürzten
Flucht.
Keuchend holte Sirius Luft und fragte Snape: ?Was war das für ein Ding??.
?Ein Quintaped, wenn ich mich nicht irre.?, antwortete dieser ebenfalls nach
Luft schnappend.
?Die Biester sind auf der Insel von Drear beheimatet. Schätze damit wissen wir
jetzt wo wir waren.?, fügte er schnaufend hinzu.
?Die Insel wurde vom Zauberministerium unortbar gemacht. Vermutlich hat man
aus Sicherheitsgründen einen weiteren Schutzzauber auf die Gegend gelegt,
damit niemand aus Versehen dorthin appariert. McEdins hätte uns ruhig
vorwarnen können dieser senile Alte.?, schimpfte der Tränkemeister.
?Black? Was ist du bist so ruhig.?, fragte Snape etwas beunruhigt als er den
Grund für dessen Schweigen sah.
Der dunkle Umhang des ehemaligen Gryffindor war am Rücken nahezu vollständig
zerfetzt und rote blutige Striemen zogen sich über diesen.
?Verdammt. Wie ist das passiert??, fragte Snape erschrocken und Anteilnahme
schwang in seiner Stimme mit.
?Ich schaff das schon?ich muss nur bis Hogwarts durchhalten, dann bekommt mich
Poppy schon wieder hin.?, stöhnte Sirius und machte Anstalten sich
aufzurappeln. Nach zwei erfolglosen Versuchen half Snape ihm schließlich auf
und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
Sirius hatte starke Schmerzen, doch mit Snapes Hilfe schafften sie es
letztlich bis nach Hogwarts.
Auf dem Innenhof der Zaubererschule angekommen, schleifte der Tränkemeister
Black nur noch über den Boden, da dessen Beine vollkommen versagt hatten. Der
Erste, den Snape traf war Hagrid, welcher irgendein merkwürdig aussehendes
Ding mit sich rumschleppte. Hagrid erstarrte als er Snape mit dem
totgeglaubten Sirius Black unter seinem Arm sah.
?Halt hier nicht Maulaffen feil und hol sofort Madame Pomfrey hierher!?,
herrschte dieser den Halbriesen an.
Welcher sich unverzüglich in Bewegung setzte und Richtung Krankenflügel eilte.
Behutsam setzte Snape den Verletzten ab und kurz darauf stürmte auch schon
Poppy ihm entgegen, versorgte Black notdürftig und brachte ihn anschließend
auf die Krankenstation.
Erschöpft lehnte sich der Tränkemeister an die kühle Wand und kam langsam
wieder zu Atem.
Das was er jetzt brauchte war etwas Ruhe.
Bevor ihm diese jedoch gewährt wurde, bog Albus Dumbledore um die Ecke und
forderte eine Erklärung für das eben Geschehene.