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Till death...

Salt in my wounds, until the bitter end
von

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Chapter 1

This world... and another one to me?

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Chapter 1
 

Regen, Regen und nochmals Regen. Das war Londons berühmtes Wetter. Besonders jetzt im Herbst, wenn auch noch der Nebel hinzukam, war es besonders düster und ungemütlich.

Mit starrem Blick schaute ich aus dem Fenster und versuchte die Nebelschwaden zu durchdringen, aber sie waren ungefähr so konsistent wie Watte, sodass mein Blick nicht mal die heruntergekommene Fassade des gegenüberliegenden Hauses zu erreichen vermochte. Der stahlgraue Himmel erstickte auch noch den Rest Hoffnung und guter Laune, den ich heute Morgen aufgebracht hatte, denn schließlich war der Geburtstag meiner Schwester. Leider brauchte es nur ein weiteres Frühstück an dem Tisch meiner Eltern und ich war wieder an dem Punkt angelangt, an dem ich mich schon seit fast 17 Jahren befand.

Nicht mal das Geräusch der Tür ließ mich hochschrecken, als jemand mein Zimmer betrat. Anhand der Gangart vermutete ich meine Mutter. Ich hatte sogar Recht. Ihre Stimme war nicht zu verwechseln.

"Elena, was ist denn nun. Die Gäste warten und deine Schwester auch. Komm herunter zu uns. Es gibt Kuchen und ich möchte nicht, das dein Verhalten ein schlechtes Licht auf unsere Familie wirft.", drängelte meine Mutter ungeduldig mit ihrer unangenehm schrillen Stimme, die bis auf dreihundert Yards zu hören war, selbst wenn sie (zumindest nach ihrem Dafürhalten) leise sprach. Ich rutschte provozierend langsam vom Fensterbrett und schaute meine Stiefmutter ein paar Sekunden lang kalt an, bevor ich mich in Bewegung setzte und die Treppe hinunter in das Wohnzimmer ging. Der kleine Raum war komplett umgeräumt worden, sodass ein langer Tisch in der Mitte Platz fand, an dem sich die halbe Verwandtschaft niedergelassen hatte. Zwei Plätze waren frei, einer neben meiner Schwester und einer zwischen zwei älteren Herren, die ich nicht wirklich kannte. Ich beschloss meine Mutter zu ärgern, indem ich mich auf den Platz neben meiner Schwester setzte, sodass sie gezwungen war sich auf den Platz zwischen den beiden Unbekannten zu setzten.

Mit einem eiskalten Lächeln begrüßte ich die Runde und ließ mich neben meiner fünf Jahre jüngeren Schwester, Marina, nieder. Diese sah mich eindeutig gequält an. Offensichtlich musste sie das sinnlose Gerede der Verwandten schon länger über sich ergehen lassen.

Ich schlang die Arme um sie und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich bringe dich so schnell wie möglich hier raus, Kleine. Gedulde dich noch ein wenig, jetzt bin ich ja da."

Marina sah mich aus ihren großen, grünen Augen hoffnungsvoll an und nickte. "Aber handele dir keinen Ärger mit Mom ein."

"Werde ich schon nicht.", erwiderte ich und strich ihr liebkosend durch das blonde, schulterlange Haar.

Marina lächelte.

Ich löste mich wieder von ihr, warf den uns Gegenübersitzenden einen spöttischen Blick zu und widmete mich dann den leckeren Kuchen, die vor meiner Nase standen. Dem entsetzten Gemurmel von den Verwandten schenkte ich keine Beachtung, im Gegenteil, ich ging sogar so weit, dass ich dem jungen Herrn mir gegenüber sogar ein Stück anbot. In seine dunkelblauen Augen blitzte es amüsiert auf. "Aber natürlich." Er hielt mir seinen Teller hin.

Zum ersten Mal betrachtete ich ihn genauer. Er hatte schwarze Haare, die er nach hintern gegelt trug und vorne hingen ihm zwei schwarze Strähnen in die Stirn. Sein Gesicht war etwas breiter, ohne dabei grobschlächtig zu wirken, eher etwas kindlicher. Er hatte volle Lippen, eine schmale Stupsnase und gerade dünne Augenbrauen.

Etwas verwirrt musste ich mir eingestehen, dass ich ihn recht hübsch fand, allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, ihn jemals gesehen zu haben, geschweige denn, dass er irgendwie mit uns verwandt war. Vielleicht nur ein Bekannter, denn seine Kleidung wirkte teuer, und auch Haargel war etwas, was sich nicht jeder leisten konnte. Ich vermutete, dass er aus reicheren Verhältnissen stammte, möglicherweise sogar ein eigenes Haus besaß. Unsere Familie war arm, wir hatten eine kleine Wohnung, die nur durch Zufall über zwei Stockwerke ging und deren Vermieter ein Ausländer war, sodass er nicht auf die Idee kam sie teuerer zu vermieten. Wir hatten halt einfach mal etwas Glück gehabt in unserem sonst von Pech gebeuteltem Leben.

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Oh ja, wir waren vom Pech verfolgt, zumindest ich und Marina. Einen gewalttätigen Stiefvater, eine Stiefmutter, die manchmal Dinge mit meiner Schwester anstellte, dass mir vor Ekel schlecht wurde und zumindest mein richtiger Vater war ein bisexueller Prostituierter. Wunderbar, besser konnte es nicht sein.

Wer der leibliche Vater meiner Schwester war, das wusste ich nicht. Unsere gemeinsame leibliche Mutter hatte viele Männer gehabt, bis sie sich dann irgendwann selber umgebracht hatte. Den Abschiedsbrief von ihr hatten Marina und ich fest in einer Schublade verschlossen.

Langsam nur fand ich in die Wirklichkeit zurück. Peinlich berührt senkte ich den Blick, als ich merkte, dass ich den jungen Mann die ganze Zeit angestarrt hatte. Sein Lächeln war ehrlich, aber irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Er hatte schon die Gabel in das Kuchenstückchen gesteckt, aber trotzdem nicht begonnen zu Essen, sondern meinen Blick erwidert. Selten hatte ich so ehrliche Augen gesehen, tief wie ein Ozean und von derselben dunklen, unergründlichen Farbe. Ich hatte auch noch nie jemanden getroffen, der meinem Blick so lange standgehalten hatte. Der Ausdruck meiner Augen war stets etwas leidend, sodass mein Gegenüber sich unwohl zu fühlen begann, dass wusste ich, aber anscheinend wirkte das nicht auf den jungen Mann.

Aber auch er senkte jetzt den Blick und begann sein Stück Kuchen zu essen.

Meine Mutter hatte aus Verzweiflung schnell einen guten Appetit gewünscht, sodass auch der Rest der Gäste anfangen konnte, sich etwas von den Kuchen und Torten zu nehmen.

Ich spürte ihren Blick auf mir lasten, wie die Berührung einer unangenehmen Hand und auch die Blicke meines Vaters verhießen nichts Gutes. Sobald die Feier vorüber war, würde er mich schlagen, dessen war ich mir bewusst, aber genau deswegen gehorchte ich ihm nicht, gerade seine Gewalt regte den Trotzkopf in mir nur zu mehr und mehr Widerstand an. Ich wollte mich seiner widerwärtigen Person nicht beugen, ihm nicht die Genugtuung bieten und auf seine Worte und Schläge hören, ich konnte nicht mal mehr weinen. Meine Tränen hatte ich verloren, genauso wie übermäßige Gefühlsausbrüche. Immer wenn ich drohte zu zerbrechen und in den Abgrund des Wahnsinns zu rutschen, dann schaltete mein Kopf einfach ab, eine dumpfe Taubheit erstickt dann alle Gefühle im Keim und ich kann nicht mehr auch nur eine einzige Träne weinen. Dieser Schutzmechanismus meines Geistes hatte mich schon öfters vor dem völligen Abrutschen in den schwarzen Schlund bewahrt, der einen verlockenden Sog aussandte, um mich in seine Fänge zu bekommen.

Meine Schwester schaute mich an und ich sah Tränen in ihren Augen glitzern. In einem plötzlichen Anfall Zärtlichkeit schlang ich wieder meine Arme um sie. Ich spürte, wie sie ihr Gesicht in meiner Schulter barg und warme Tränen an meiner Schulter hinab liefen. Sachte streichelte ich ihr Haar. "Psst, bleib stark. Ist ja alles gleich vorbei."

"Stimmt etwas nicht?", hörte ich eine sanfte, fast noch jugendliche Stimme fragen und wandte den Kopf in die entsprechende Richtung. Es war der Schwarzhaarige mit den dunklen Augen.

Ich schüttelte den Kopf. "Geht schon. Sie hatte heute Nacht schlecht geschlafen, das ist alles."

"Vielleicht solltet ihr mal kurz rausgehen.", schlug er vor.

Er war der einzige, der sich um Marina Sorgen machte. Wie immer beachtete niemand sie, wenn es Anzeichen gab, dass es ihr nicht so gut ging.

"Ist vielleicht besser.", erwiderte ich mit einem dankbaren Lächeln. "Komm, Kleine, wir gehen kurz raus.", wandte ich mich wieder an Marina. Jedes Jahr dasselbe, nur diesmal war ein mitfühlender Mensch da, den ich nicht kannte. Vielleicht ein Wink des Schicksals? Wirklich glauben konnte ich es nicht. Ich grübelte noch ein wenig weiter, während Marina und ich den Raum verließen und hinunter in den Garten gingen.

Ich bemerkte die hochgewachsene, schlanke Gestalt in der schwarzen Lederhose und dem dunklen T-Shirt, die uns folgte, nicht.

Im Garten angekommen, zog ich zuerst mal eine Zigarettenpackung aus der Tasche und schob mir eine zwischen die Lippen. Marina hatte sich an mich gelehnt, ihr schmaler Körper bebte vom Weinen und lautlose Tränen liefen ihre Wange hinab. Ich legte meinen Arm um ihre Schulter, um sie wenigstens etwas zu wärmen. Schritte erklangen hinter uns, als jemand den Gang entlang kam, der unter den Häusern lang führte. Sie stockten kurz, änderten dann den Rhythmus, als sie an der kleinen Treppe angelangt waren.

Marina und ich drehten uns gleichzeitig um. Es war der junge Mann mit den dunklen, blauen Augen und den schwarzen Haaren. Er lächelte verlegen und bot mir Feuer an, als er die Zigarette bemerkte. Ich nahm es dankbar an und sog genüsslich an der Zigarette, sodass das Ende in der Dunkelheit rot aufglühte.

"Du solltest nicht rauchen, ist nicht gut für die Stimme.", bemerkte er, sichtlich aus Mangel an etwas anderem, was er hätte sagen können.

Ich musste lächeln. Wie oft war mir das schon gesagt worden. Ich hatte eine angenehme und schöne, helle Stimme, sodass viele ihren Augen nicht trauten, wenn ich eine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog. "Eine Sucht werde ich ja wohl noch habe dürfen."

Er zuckte mit den Schultern. "Ich sollte meinen Mund halten. Ich rauche ja schließlich auch." Ein helles Lachen erklang von seinen Lippen.

Ich musste unwillkürlich mitlachen. Es klang so unbeschreiblich schön, etwas was ich schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte. Ehrliches Lachen kam in meiner Umgebung so gut wie nie vor. Kaum ein Mensch, den ich kannte, hatte so ein glockenhelles, reines Lachen, wie dieser Mann vor mir. Ich ahnte plötzlich, dass es einen Grund geben musste, warum er hier war.

"Wer sind Sie eigentlich?", fragte ich vorsichtig.

"Sag ruhig »du« zu mir.", berichtigte er mich. "Mein Name ist Lucifer de Angelus."

"Und was machst... also... na ja, was ist der Grund, warum du hier bist? Verwandt bist du doch nicht mit uns, oder? Bist du ein Bekannter?"

"Weder das eine, noch das andere. Ich bin sogar ziemlich unerwünscht.", lächelte er.

"Warum denn unerwünscht? Meine Mom hätte dich doch nie rein gelassen, wenn du... unerwünscht wärest." Ich hoffte, das ihm das Zögern vor »unerwünscht« nicht auffiel.

"Tja, hätte sie es nicht getan, dann wäre sie euch beide sehr schnell losgeworden. Ich bin im Auftrag von Tom Taylor hier."

"Mein Vater...", entfuhr es mir ungläubig. "Wie geht es ihm? Was macht er zurzeit? Denkt er manchmal an mich? Kennst du ihn etwa? Warum hat er dich zu uns ge-"

"Immer mit der Ruhe.", unterbrach Lucifer mich mit einem amüsierten Lachen.

Marina neben mir hatte aufgehört zu schluchzen und lauschte ebenfalls gespannt.

"Also, ich bin ziemlich eng mit deinem Dad befreundet, wir kennen uns noch aus der Grundschulzeit. Ihm geht es bis auf sein - vorsichtig ausgedrückt - beschissenes Leben und die Drogen ganz gut. Ich habe ihn vor kurzem bei... per Zufall wieder gesehen und wir gerieten ins Quatschen. Da hat er mir alles erzählt, auch, dass man ihm seine Tochter weggenommen hatte, weil er so einen scheiß Job hat, noch ziemlich jung war und all das."

"Und dann?", fragte ich ungeduldig, als er nicht weiter sprach.

"Na dann hat er mich gebeten auf euch beide acht zu geben und zu schauen, ob man euch gut behandelt. Ich hatte mir extra deinen Geburtstag, Marina, ausgesucht, weil ich mir denken konnte, das dann viele Gäste kommen und ich nicht ganz so doll auffallen würde."

"Und nun?", fragte Marina, mit zittriger Stimme.

"Tja, wie werdet ihr denn behandelt? Also, ich vermute mal nicht sonderlich gut."

Ich schüttelte den Kopf. "Von guter Behandlung kann echt keine Rede sein. Unser Vater schlägt uns, unsere Mutter..." Ich stockte. Die Wahrheit war einfach nur grausam. Selbst ich hatte meiner Schwester nicht glauben können, bis ich es mit eigenen Augen gesehen hatte.

Marina begann wieder zu schluchzen. Ich konnte mir denken, wie sehr sie das mitnahm.

Lucifers Blick wurde schmerzhaft. "Hey Kleine.", begann er sanft. "Ich werde euch da schon irgendwie raus hauen. Wird schon wieder." Er näherte sich, wie um sie auch zu umarmen, aber Marina zuckte erschrocken zusammen, sodass er es dann doch bleiben ließ. Ich schlang meine Arme nur noch fester um sie, auch wenn ich mir irgendwie wünschte, ebenfalls von irgendwem Trost zu bekommen, einfach, dass Lucifer mir nahe sein würde. Aber meine Schwester war mir wichtiger, als die eigenen Bedürfnisse, also blieb ich bei ihr. Meine Zigarette war mittlerweile bis auf den Filter heruntergebrannt und ich ließ sie achtlos auf den Steinboden fallen.

"Lass uns wieder nach oben gehen, sonst könnte es ja ein schlechtes Licht auf unsere Familie werfen.", sagte ich ironisch.

Lucifer schaute mich verwundert an. "Woher hast du denn den Quatsch?"

"Von meiner Mutter.", antwortete ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Sie labert ständig solche Scheiße."

Marina musste lachen. "Stimmt." Aber sie wurde sofort wieder ernst. "Wir sollten wirklich wieder nach oben gehen."

Gesagt, getan. Lucifer wich den ganzen Abend nicht mehr von unserer Seite. Wie ein unauffälliger Schatten blieb er stets in unserer Nähe und beobachtete die Personen und deren Reaktionen auf uns. Die meisten waren gezwungen freundlich, erkundigten sich nach der Schule und all solche langweiligen Dinge, die sie nicht mal selber interessierten, andere hingegen behandelten meine Schwester wie ein kleines Kind, obwohl sie mittlerweile ja schon elf Jahre alt war. Ich wurde nur selten in irgendeiner Weise bemerkt. Nur ein notwendiges Übel an Marinas Seite...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-07-02T09:42:13+00:00 02.07.2005 11:42
wow, du hast ja echt talent!
Du hast eine art zu schreiben,...da muss man einfach weiterlesen und einen total flüssigen stil *respekt zoll*

Und dieser Lucifer *rrrrrr*
Baba Doppi
Von: abgemeldet
2005-07-02T08:32:56+00:00 02.07.2005 10:32
man oh man, das ist ja ne heftige Stiefmutter + Stiefvater *am liebsten hals um dreh würd*, aber zum glück gibt es auch nen guten chara den Lucifer....

Du hast sehr gut geschrieben, am anfang hätte man echt denken können ein Hohlbein hat wieder zu geschlagen.
Es ist sicherlich garnicht so leicht so ne geschichte zu schreiben.*daumen hoch* Ich bin gespannt ob Elena und ihre kleine schwester zu ihrem Dad irgendwann kommen und was noch mit Lucifer de Angelus sein wird.
Das ist wirklich mal eine Geschichte die einen Fesselt. Nur weiter so!!!
*knuff knuff*
die maron


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