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Till death...

Salt in my wounds, until the bitter end
von

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Chapter 13

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Chapter 13
 

Mein Haar war schwarz und recht voluminös, in den seitlich liegenden, glatten Pony war eine knallpinke Strähne gefärbt. Jetzt war es nass und rahmte strähnig mein Gesicht teilweise bis auf meine Schultern hinunter.

Tja, und mein Gesicht, es war so hübsch, dass ich mich als Elena sofort darin verliebt hätte. Feine, wie mit einem Pinsel gezogene Augenbrauen, eine schmale Nase und volle Lippen, die weich geschwungen waren und leicht melancholisch wirkten. Zwischen Wangenknochen und Kiefer lagen Schatten, sodass meine Wangen sehr schmal erschienen und mein Kinn war nicht zu klein, aber auch nicht zu prägnant, genau so, dass man nicht eindeutig sagen konnte, ob es weiblich oder männlich wirkte. Einzig die goldbraune Farbe meiner Augen, die nun leicht schräg standen, war geblieben.

Ich sah eben aus wie der typische Emo-Boy oder wie auch immer man das nannte heutzutage. Meine Haut war weiß wie Alabaster und leuchtete in dem dunklen Raum als das einzige, was wirklich hell war. Der Dunkeldämon hinter mir schien wie in Schatten gehüllt, seine ganze Aura war von etwas Dunklem geprägt, dass sich schwer beschreiben ließ, aber fast greifbar da war.

Und ich war stockschwul. Anders konnte man es nicht sagen. Mein Denken war so weiblich geblieben, wie es schon immer gewesen war und ich musste sagen, der Dämon war nicht gerade unattraktiv. Aber wie konnte ich in dieser Situation überhaupt an so was denken? Ich schüttelte leicht den Kopf, um meine Gedanken zu vertreiben. Ich musste unbedingt herausfinden, was mit Lucifer geschehen war und dann musste ich noch Tommy und Marina finden. Ein beißender Schmerz begann sich in meinem übermüdeten Kopf breit zu machen und ich rieb mir die Schläfe.

„Hast du dich genug betrachtet? Welch eine eitle Rasse ihr doch seid, Mensch.“, unterbrach May meine Gedanken. Ich sah im Spiegel, wie er missbilligend den Kopf schüttelte und drehte mich zu ihm um.

„Wieso tust du das?“ Auf einmal kam es mir so seltsam absurd vor, dass der Dunkeldämon mich nicht schon längst getötet hatte, sondern mir auch noch ein Bad ermöglichte und saubere Sachen zur Verfügung stellte. Und auf einmal wollte ich endlich mal eine Antwort auf meine tausend Fragen erhalten, selbst wenn es nur so eine unbedeutende war.

„Was tue ich?“, knurrte er betont langsam. Der Blick seiner so fremdartig violetten Augen war stechend.

„Das alles.“, antwortete ich mit einem Schulterzucken und versuchte so gut es ging seinem Blick standzuhalten. Und tatsächlich, nach einigen Sekunden flackerten seine Augen und irgendetwas zerbrach zwischen uns, diese unsichtbare Anspannung entlud sich in einer einzigen, winzigen Geste; er schlug die Augen nieder.

„Sollte ich dich lieber sterben lassen?“

Ich war verwirrt. „Nein. So meinte ich das nicht, aber... du ziehst doch überhaupt keinen Nutzen daraus, wenn du mit hilfst. Du hättest mich doch einfach in dem Gang zurücklassen können oder wenigstens einfach aus dieser Bar schmeißen oder...“

Er machte eine herrische Geste mit der Hand, die mich zum Verstummen brachte. „Stell nicht so viele Fragen. Alles zu seiner Zeit. Und jetzt komm mit.“ Der Dunkeldämon wandte sich zur Tür um und ging hinaus.

Ein paar Sekunden lang blickte ich ihm komplett verstört hinterher, aber dann folgte ich ihm in ein Zimmer auf der anderen Seite und am Ende des schmalen Flures. Auch dieses war in Schwarztönen gehalten und allem Anschein nach ein Raum für alles. Ich entdeckte ein Bett, einige Schränke und Regale mit undefinierbarem Inhalt, Einrichtungen einer Küche, Tische, Stühle und ein Sofa und noch andere Einrichtungsgegenstände, die mir ziemlich unbekannt waren. May riss die hohen Doppeltüren eines Schrankes auf und schaute nachdenklich auf die unterschiedlichen Kleidungsstücke. Derweil betrachtete ich neugierig die bodenlangen Fenster die zwei Wände komplett einnahmen, wurde aber auch hier enttäuscht, denn weißgraue Vorhänge, die zwar lichtdurchlässig waren, aber ziemlich blickfest, versperrten auch hier jegliche Aussicht auf die Stadt.

„Ah.“, kam es von dem Dämon und ich wandte meine Aufmerksamkeit hastig wieder ihm zu. Er zog eine Art ziemlich große Klammer, ähnlich wie ein Bügel, aus dem überfüllten Schrank, in die ein komplettes Outfit geklemmt schien. „Das dürfte dir passen.“ Er drehte sich um, kam zu mir herüber und drückte es mir in die Hand. „Die Sachen sind ein wenig alt. Ich trug sie, als ich noch so klein war, wie du es bist und das ist schon eine Weile her.“

Ich pflückte die Sachen aus der überdimensionalen Klammer und betrachtete sie erst eine Weile skeptisch, ehe ich sie mir dezent unter dem Bademantel anzog, so weit es ging. Es war eine Hose aus einem glatten, braunschwarzen Material mit verschiedenen Schnallen und Gürteln dran, Shorts natürlich darunter, dazu ein T-Shirt von der Farbe schmutziges Dunkelgrün und aus demselben Material gefertigt und darüber eine dünne, schwarzbraune Jacke mit mindestens ebenso vielen Schnallen wie an der Hose. Nach einigem weiteren Suchen stellte May mir noch kniehohe Stiefel von der Farbe der Jacke und der Hose vor die Nase, die ich mir ebenfalls überstreifte. Die Sachen waren allesamt hauteng und ich fühlte mich wie in einer schlechten Science-Fiction-Story. Etwas argwöhnisch schaute ich an mir herunter.

„Ach, ich vergaß.“, meinte May plötzlich und ging hinüber zu dem Fleckchen freier Wand neben der Tür. Er wiederholte die Worte aus dem Bad und erneut erschien ein Spiegel aus dem Nichts. „Die eitle Rasse braucht einen Spiegel.“ Er wies mit einer angedeuteten Verbeugung und einem spöttischen Grinsen auf das reflektierende Glas. Ich kam der Aufforderung wortlos nach und blickte auf das mir vollkommen fremde Spiegelbild, das mir mit großen, fast verängstigten Augen entgegenschaute. Im ersten Moment erschrak ich wieder, aber ich zwang mich genauer hinzusehen. Es war, wie als hätte ich mir die Haare gefärbt und musste mich an den Anblick erst mal gewöhnen, nur dass die Veränderung dieses Mal auf den ganzen Körper bezogen war und so drastisch, dass ich nicht wusste, ob ich mich jemals damit abfinden könnte. Ich hoffte immer noch, dass ich mein altes Ich zurückgewinnen würde, wenn ich zurück in meine Welt käme.

„Zufrieden mit dem, was du siehst?“, kam es von May ungeduldig.

Ich zuckte mit den Schultern und blickte beinahe hilfesuchend zu dem Dunkeldämonen.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du heißt.“, fuhr er fort.

„Aber ich...“

Er unterbrach mich erneut. „Und hör bloß auf mit dem Quatsch, du seiest ein Mädchen gewesen.“, meinte er dann unwirsch.

Ich seufzte leise. Eigentlich würde ich mir selber die Geschichte auch nicht glauben, musste ich mir eingestehen. „Ich heiße...“ Den Bruchteil einer Sekunde lang überlegte ich verzweifelt, welcher männliche Name mir am besten gefiel, ehe ich den Satz beendete. „...Dorian LeBlanc.“

„Dorian. Na also, geht doch.“ Er nickte zufrieden. „Und jetzt erklär mir gefälligst, wie ein Menschenwesen in unser Kara kommt.“

„Wenn du mir sagst, was das Kara sein soll?“, erwiderte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Es ist unser Gängesystem ähnlich wie eure Fußwege, nur dass es eigentlich sehr lange Strecken stark kürzt. Dieser Effekt entsteht durch die andere Dimension, in die es nach seiner Fertigstellung versetzt wurde.“, erklärte May. „Mit Hilfe unserer Kräfte schufen wir Türen von jedem Haus zu diesem System, sodass man bequem von einem Punkt zum anderen reisen kann. Es ist unsicher dort geworden in letzter Zeit. Räuberbanden machen sich über Alleinreisende her, deswegen sollte man immer acht geben, dass man ausreichend bewaffnet ist.“ Er hielt kurz inne und betrachtete mich. „Du kannst von Glück reden, dass ich dich gefunden habe und nicht eine von diesen Banden.“

Ich nickte. Bei der Vorstellung, was man mit mir anstellen würde, wäre ich diesen dämonischen Vandalen begegnet, war ziemlich unangenehm und jagte mir kalte Schauer über den Rücken.

„Jetzt erklär es mir endlich.“, meinte May ungeduldig und ich begann ihm in groben Zügen zu erzählen, was geschehen war, pedantisch darauf bedacht, Lucifer nicht bei seinem Namen zu nennen.

May lauschte schweigend und mit schief gelegtem Kopf, bis ich geendet hatte und schien danach noch einige Sekunden zu überlegen, vielleicht wie viel Wahrheitsgehalt in meiner Geschichte war. Ich blickte erwartungsvoll zu ihm hoch, bis er das Schweigen brach. „Und jetzt suchst du deinen Vater und deine Schwester?“

Ich nickte erneut.

„Häh?“, machte May in einem Ton kompletter Verwirrung und ließ die verschränkten Arme sinken.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht ganz verkneifen. „Was verstehst du denn jetzt nicht?“

Er zuckte mit den Schultern. „Das klingt alles irgendwie absurd. Wir schicken schon seit Jahrhunderten keine Projects mehr auf die Menschenebene. Aber andererseits klingt diese ganze Sache arg nach Cane. Er wäre der einzige, der wirklich in der Lage ist, dich unbemerkt in eine andere Dimension zu schicken.“

„Cane?“

„Unangenehm berühmt unter Dämonen, dunkel wie hell. Er ist einer der mächtigsten Magier, die diese Welt je erschaffen hat. Und er verlor vor Jahrhunderten seinen Sohn Baphomet auf eine unbekannte Weise. Manchmal bekommt man das Gefühl, der Typ wird noch ewig leben. Mit Magie lässt sich eben alles anstellen. Wenn er wollte, könnte er die ganze Welt aus ihrem Raum-Zeit-Gefüge heben.“

Ich zuckte zusammen. „Baphomet sagst du?“

May nickte.

Der Name kam mir bekannt vor, aber ich brauchte einige Momente, ehe mir einfiel, wo ich ihn das erste Mal vernommen hatte: Lucifers Erinnerungen. Sein Vater hatte ihn so genannt. Aber wieso waren Jahrhunderte vergangen? Lucifer lebte nach seinen eigenen Angaben genauso lange wie mein Vater in der Menschenwelt. Irgendetwas stimmte hier nicht, aber mir war nicht klar, was genau hier schief gegangen war. „Kann Cane auch die Zeit verändern? Ich meine, hätte er mich auch in die Zukunft versetzen können oder so?“, fragte ich hastig.

Erneut nickte der Dunkeldämon. „Er kann alles, wie gesagt. Die Zeit ist für ihn nur ein Spielzeug.“

„Und welches Jahr haben wir jetzt?“, fragte ich weiter.

„2009.“, antwortete er.

Das war das ganz normale Jahr, in dem ich auch aus der Menschenwelt verschwunden war, also daran konnte es nicht liegen, dachte ich verwundert. „Würde es auffallen, wenn zwei weitere Menschen in eurer Welt auftauchen?“

„Du meinst deinen Vater und deine Schwester?“ Er zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich würde es auffallen, die Frage ist nur, ob das auch wirklich bis hier her durchdringt und wo sie überhaupt gelandet sind und ob sie noch leben und all so was. Ich würde mich nicht darauf verlassen, aber es gibt bekanntlich Wege und Mittel so etwas herauszufinden.“

Ich blickte ihn hoffnungsvoll an, aber May machte eine abwertende Handbewegung. „Du solltest nicht zuviel vom Leben erwarten. Ich hab schon genug Zeit mit dir vertrödelt. Komm lieber mit und geh mir zur Hand.“

Ich schluckte schwer, nickte dann aber und folgte ihm aus dem Raum hinaus, hinunter in die Bar.



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