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Abschied und aufblühende Rosen

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Abschied und aufblühende Rosen
 

Wer hätte gedacht, dass die sonst immer so strenge und ganz und gar nicht flexible Integra Hellsing sich schon nach drei Monaten vor den Traualtar zerren lassen würde und das auch noch von einem strenggläubigen katholischen Finnländer!

Ja, die Überraschung war groß gewesen, doch trotz des großen Erstaunens konnten Walter und Selas innerhalb einer Woche noch alle nötigen Vorbereitungen treffen und das sogar zur Zufriedenheit Integras, die seit dem Heiratsantrag aber auch wirklich alles perfekt haben wollte.

872 Einladungskarten wurden verschickt und 1159 Gäste nahmen an der Hochzeit teil. Außerdem blieb die plötzliche Nachfrage, zur Heirat der Hellsingchefin auch in der Presse nicht unentdeckt. Jeder wollte alles ganz genau wissen.

1 Million spezieller Rosensträucher aus Finnland wurden auf dem ganzen Hellsinggrundstück verteilt und die Hochzeitstorte war zwei Meter hoch!

Die Knospen der Rosensträucher mussten sowohl rot, als auch noch geschlossen sein, da das erste Geschenk des Finnländers an Integra genau so ein Rosenstock gewesen war. Seit diesem Tag standen diese Rosen in Integras Zimmer auf dem großen Tisch aus Buchenholz und bekamen täglich frisches Wasser. Nicht zu viel und nicht zu wenig, denn die Knospen mussten sich unbedingt öffnen. Integras hätte nichts lieber gesehen, als diese aufgeblühten Rosen, nicht mal ihr Revolver war ihr mehr so wichtig. Kein Vampir und kein Mensch auf dieser ganzen Welt hatte für sie mehr Bedeutung, als dieser Rosenstrauch, abgesehen von ihrem geliebten Finnländer natürlich.

Walter kontrollierte noch einmal alle Rosensträucher und Selas wies die Hochzeitsgäste auf ihre Plätze. Alles war perfekt. Nichts konnte mehr dazwischen kommen. Da die Hochzeit im Garten stattfinden sollte bereitete sich der Pfarrer auch schon mal auf die Trauungszeremonie vor. Die Blaskapelle spielte immer noch und das Buffet sah einfach umwerfend aus. Nun konnte alles beginnen.

Selas lief durch die Gänge und suchte die Zimmer noch mal nach Gästen ab, die sie dann in den Garten schickte. Schon komisch. All diese Leute die gekommen waren kamen auf den Wunsch Integras, doch der Finnländer hatte keine einzige Einladungskarte verschickt und somit auch keinen seiner Freunde oder Verwandten eingeladen. Seine Begründung dafür war, das seine Eltern gestorben waren und er nicht sehr viel weht auf die Anwesenheit seiner anderen Verwandten legte, da diese ihn angeblich nicht leiden konnten.

Auch wenn das Selas nicht ganz glauben konnte fand sie ihn ansonsten ganz in Ordnung. Er hatte ein gepflegtes Äußeres, einen guten Charakter und machte aus der ernsten Integra ein lachendes fröhliches Mädchen, das sich über alles freuen konnte, außerdem lieh er Selas hin und wieder sein rotes Kabrio und wer so etwas tut kann doch kein schlechter Mensch sein.
 

Selas bog um die Ecke und ehe sie sich versah stand sie auch schon vor Integras Tür. Alles um sie herum war still. Obwohl keine Gäste zu sehen waren, die den Lärm hätten machen können, den sie hören wollte, hatte Selas ein ungutes Gefühl. Hier war es ihr zu still. Sie wollte gerade weiter laufen, doch dann blieb sie trotzdem irritiert stehen. Irgendetwas stimmte nicht!

Sie drehte sich zu der dicken Eichentür um. Langsam ging sie darauf zu. Immer noch konnte sie nichts hören und das gefiel ihr überhaupt nicht. Sollte Integra denn nicht wenigstens ein bisschen etwas sagen? Sich nicht wenigstens laut freuen? Schließlich war heute doch der Tag ihrer Hochzeit!

Selas legte ihr Ohr an die Tür um besser lauschen zu können. Plötzlich gab die Tür nach. Sie war nicht verschlossen. Erschrocken wich Selas zurück. Die Tür stand nun einen Spalt offen und immer noch war Selas mit dieser Totenstille allein. Nur sie und keiner sonst.

Egal wie sehr sich Selas auch anstrengte die Gegenwart von Integra zu spüren alle ihre Versuche blieben vergeblich.

Zögernd gab Selas der Tür noch einen kleinen Schups, woraufhin die Tür sich nun ganz öffnete.

Selas blieb wie versteinert stehen. Ängstlich ging sie noch drei Schritte zurück. Dicht mit dem Rücken an der Wand richtete sie ihren Blick wiederum in Integras Zimmer. Blass im Gesicht und immer noch völlig verstört sah sie wie gebannt immer in dieselbe Richtung. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und wie in Tranche streckte sie ihre Hand nach Integra aus.

Diese lag in ihrem weißen Hochzeitskleid seitlich auf dem Boden und rührte sich nicht. Selas konnte nicht einmal mehr Integras Atem hören, geschweige denn irgendeine Bewegung feststellen.

Immer noch völlig ungläubig taumelte Selas ins Zimmer, drehte sich zu Integra um und fiel auf die Knie. Sie sah alles durch die Tränen nur noch ganz verschwommen.

Integras Haare waren ganz durcheinander und breiteten sich wie ein Labyrind auf dem Paketboden aus. Das Gesicht allerdings konnte man ganz klar erkennen, nur eine Strähne hing Integra durchs Gesicht. Ihre Augen, Ja ihre strahlenden blauen Augen, hatten nun einen weißlichen schein und starrten still in die Leere, in das Nichts. Trotzdem hatten sie eine eher freundliche Ausstrahlung und ihre Mundwinkel bogen sich ein wenig nach oben, so als ob sie vor ihrem Tod noch einmal Gelächelt hätte. Integra, gelächelt!!! Neben ihrem Gesicht lag ihre Brille, die ihr anscheinend runter gefallen sein musste. Die Brille hatte einen Riss in das rechte Brillenglas bekommen, der sich in etwa in der Mitte gabelte.

So lag sie vor Selas.

Um ihre Brust hatte sich eine Blutlacke gebildet. Sie musste schon vor einigen Stunden gestorben sein, da das Blut zum Rand der Lacke hin und die einzelnen Blutstropfen die sich noch über die Lacke hinaus eine einzelne Bahnen gebildet hatten, schon geronnen waren.
 

Das ganze Blut auf dem Paket sah aus wie ein großer See mit vielen Abzweigungen, die sich wanden, verzweigten, eventuell vereinigten und dann irgendwann endeten.

Parallel zu ihrem Körper und durch die Blutlacke hatte Integra ihren rechten Arm gelegt und ihren linken Arm hatte sie angewinkelt, wobei ihre linke Hand unter ihrem Kopf lag.

Unterhab ihrer Brust auf der linken Seite steckte ein goldener Griff. Selas bemerkte ihn erst jetzt, da Integras Arm ihn fast verdeckte. Als sie ihn sich nun genauer anschaute bemerkte sie genau dasselbe Zeichen, das der Finnländer immer auf seinem Anzug hatte. Ein Sonderzeichen der katholischen Finnländer. Sofort wurde Selas alles klar. Der Griff gehörte zu einem Messer, und das Messer gehörte zu einem Finnländer und der Finnländer war......Integras Geliebter.

Entsetzt stand Selas auf und wich einige Schritte zurück. Sie sah zu Integra hinab. Integra, die nun endlich vertrauen zu Männern und vor allem zur Liebe gefunden hatte. Wieso nur? Wie konnte sie sich ausgerechnet in diesen Mann verlieben? Wieso ausgerechnet er?

Integra lag auf dem Boden, in ihrem weißen Hochzeitskleid, das sich auch an den entsprechenden Stellen mit Blutt voll gesogen hatte.

Immer noch mit Tränen in den Augen, mit dehnen sie nur alles ganz verschwommen wahrnehmen konnte, wollte sie langsam und Ruhig aus dem Zimmer gehen, um es Walter sagen zu können und sich danach in ihrem Zimmer einzusperren. Sie wollte die Tür verriegeln und nie wieder aufmachen.

Selas hatte schon die Schwelle in den Flur überschritten, als ihr Blick auf einmal auf den Tisch fiel. Sie blieb stehen. Auf den Tisch stand immer noch der Rosenstrauch. Der Topf war zwar zerbrochen, und die Erde lag überall verstreut auf dem Tisch herum, doch Selas konnte ihren Augen gar nicht glauben. Die Rosen, die Integra unbedingt blühend sehen wollte, sie.... waren wirklich erblüht.

Die vielen, kleinen, roten Knospen der Pflanze streckten sich in alle Himmelsrichtungen. Der Stamm des Strauchs stecke in dem noch verbliebenen größten Erdhaufen und durch das Fenster fiel strahlendes Licht darauf.

Selas drehte sich um, und versuchte mit allen Mitteln, die Wut, die nun plötzlich in ihr aufstieg zu unterdrücken. Wie konnte das nur sein? Selas musste sich sehr zusammen reisen, um nicht einfach laut los zu Schrein.

Nein, die wollte nicht weinen, sie war nicht traurig, ganz im Gegenteil, sie kochte vor Wut. Wut auf den Finnländer, der Integra ermordet haben musste, Wut auf Alukard, der Integra alles ausreden hätte müssen, Wut auf Walter, der doch sonst alles immer schon vorher alles wusste, aber vor allem Wut auf sich selbst.

Sie hätte Integra doch beschützen müssen! Selas fühlte sich Schuldig. Sie hatte doch Integras Beziehung so gut gefunden. Sie hatte Integra dabei auch noch unterstützt. Wieso hatte sie das getan?

Selas konnte ihre Wut nicht mehr im Zaum halten, stürzte auf den Tisch zu und schmiss ihn mit voller Kraft um. Danach nahm sich einen Stuhl, der zufällig neben ihr stand und schlug ihn immer wieder auf den Boden. Oder besser noch auf den Tisch, oder noch viel besser auf die immer noch strahlenden Rosen, die alles so schön und romantisch aussehen ließen. Immer fester und fester schlug Selas zu und dabei füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.
 

Sie müssen kaputt gehen, sie müssen doch endlich kaputt gehen! Selas warf den Stuhl zur Seite und begann mit den Händen auf die Rosen zu schlagen. Immer und immer wieder. Auch wenn die Dornen ihre Hände zerkratzten und ihr Blut an den Sträuchern hängen blieb, Selas hörte nicht auf. Sie konnte nicht aufhören. Wieso? Wieso nur? Das konnte doch alles gar nicht war sein, das musste doch ein Traum sein. War es nicht so?? Was es nicht so??????
 

Da kamen Alukard und Walter durch die Tür. Sie waren gekommen um Integra mitzuteilen, das ihr Bräutigam nirgends zu finden war. Schlagartig blieben auch sie stehen. Walter nuschelte leise: "Integra, ...", und Alukard konnte auch nur noch stottern: " My Master,...".

Selas saß neben dem umgeworfenen Tisch und schaute die beiden mit ihren großen verweinten Augen an, danach kroch sie langsam auf Integra zu und streckte ihre Hand nach der ihren aus. Als sie Integras Hand berührte war diese kalt und steif...
 

Drei Tage später war Integras Beerdigung und es kamen genau 1159 Gäste, dieselben, die wenige Tage vorher eigentlich ihre Hochzeit mit ihr feiern hätten sollen, nur eine Person fehlte. Er war immer noch Spurlos verschwunden, der Finnländer, der Integras Gefühle zu sich so schamlos missbraucht und somit das Oberhaupt der Hellsingorganisation ausgelöscht hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Naschkatze
2007-05-15T12:56:39+00:00 15.05.2007 14:56
Ich find die Geschichte mehr als geil! Sie ist wirklich mal was anderes! Ich musste mir mal seit längerer Zeit die Tränen verkniffen.Die ist echt supi!
Von: abgemeldet
2007-03-06T19:09:34+00:00 06.03.2007 20:09
Rache, Rache für die Auslöschung des Lebenslichtes des königlich protestanitischen Ritterordens und Rache für Sir Hellsing!!

...Bitte, ja? *liebguck*...

jetz mal eernst: ich finds super *klatsch* freu mich shcon auf weitere arbeiten von dir ;-)
Von:  Honeycat
2005-07-18T13:25:17+00:00 18.07.2005 15:25
Wie immer ein superguter FF auch wenns dieses Mal im vergleich zu sonst ziemlich düster und traurig war.

Lan_14
Von:  das-schrecken
2005-07-15T14:44:07+00:00 15.07.2005 16:44
Sehr interessant, mal was ganz anderes. Echt super!
Mfg


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