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Schnee der Erinnerung

Die Fortsetzung zu "Schnee der Vergangenheit" Brad Crawford x Schuldig
von

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Autor: TonaradossTharayn
 

E-Mail: tonaradoss@yahoo.de
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 4/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.

Die Inhalte hier beruhen zwar zum Teil auf Ereignissen, die in den Dramen stattfinden, jedoch von mir zum Teil anders genutzt werden. Also nicht alles für bare Münze nehmen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Schnee der Erinnerung 4
 

„Du hast Rosenkreuz gefunden? WO?“, fragte Crawford, der sehr damit zu kämpfen hatte, seine Aufregung nicht allzu sehr zu zeigen. Auch er hasste sie aus tiefstem Herzen, auch er wollte sie endlich vernichten. Nur versuchte er sich nicht allzu sehr von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Oder auch gar nicht. Er sah, wie Schuldigs Augen ihn anfunkelten.

„Ja, das möchtest du gerne wissen, nicht wahr? Aber ich verrate es dir nicht“, sagte er leise knurrend. „Und weißt du warum?“

„Ich schätze, du wirst es mir gleich sagen“, antwortete Brad und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Weil du dann alleine den ganzen Spaß hättest.“

Der Amerikaner zog eine Augenbraue hoch. „Ich sehe, wie du Spaß gehabt hast.“

„Du gehst nicht ohne mich!“

„Das hatte ich nicht vor.“

„Doch, das hattest du!“

Er ist völlig verrückt... Was haben die mit ihm angestellt?, dachte er besorgt, während er ihn weiterhin mit steinerner Miene ansah.

„Nein, Schuldig, das hatte ich nicht. Wir planen sorgfältig und schlagen dann zu.“

Etwas verstört sah Schuldig ihn an, nickte dann aber und starrte geradeaus. Der Amerikaner seufzte, trat zu ihm und hob seinen Kopf am Kinn etwas empor, um sich die Wunden anzusehen.

„Was haben sie nur mit dir gemacht?“, flüsterte er leise, nahm seine Hand und führte ihn ins Bad, wo er begann vorsichtig das Blut abzutupfen.

„Was wohl... <Lauf, Häschen, lauf...>. Diese Spinner lieben es mich zu jagen, mich mit Schnee zu bewerfen... Ich hasse es, Brad. Ich hasse es einfach!“

Der Angesprochene nickte. „Ich weiß, Schuldig... Ich hasse es nicht minder.“ Nachdem er fertig war und sein Gesicht gereinigt hatte, sah er deutlich die roten Striemen. Etwas stimmte daran nicht, doch ihm wollte nicht einfallen was...

„Du gehst ins Bett, Schuldig, hörst du? Und ich arbeite einen Plan aus.“ Wieder nickte der Deutsche nur und ließ sich von seinem Lebenspartner ins Bett bringen.
 

***
 

Tropf, tropf.

Das war das Einzige, was er hörte.

Tropf, tropf.

Immer wieder auf den Boden., in die kleine Pfütze, die sich mittlerweile gebildet hatte.

Tropf, tropf.

Er wusste nicht, wie lange er hier nun hing. Sein Körper war aufgeschlitzt, überall trat Blut heraus.

Überall.

Tropf, tropf.

Es hatte ihm nicht mehr genügt, nur seinen Oberkörper zu entstellen. Deswegen hatte er ihn ganz ausgezogen.

Tropf, tropf.

Er hing dort schon seit Stunden. Nackt. Voller Schmerz. Und versuchte sich seine Scham und die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Er sollte nicht noch mehr über ihn triumphieren. Nein, lieber würde er sterben, als das zuzulassen.

Tropf, tropf.

Und dennoch spürte er ein starkes Gefühl, das seinen ganzen Körper beherrschte, sogar noch über Schmerz und Scham dominiere.

Hass.

Er empfand tiefen, reinen Hass.

Tropf, tropf.

Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Oh ja... Er hasste ihn. Und eines Tages würde er ihn mit diesem Hass zerschmettern.
 

Die Tür öffnete sich und eine großgewachsene Gestalt trat ein.

„Na, Crawford... wollen wir uns noch ein wenig amüsieren?“

Die Augen des Amerikaners blitzten ihn an.
 

***
 

Brads Augen öffneten sich panikartig. Sein Rücken, seine Beine, sein Bauch, seine Brust... alles tat weh, wenn er nur an die Zeit damals dachte. Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken. Wieso war er weggedöst? Er streckte seine müden Glieder, nahm die Brille gänzlich von seiner Nase, stand auf und stellte sich ans Fenster. Es schneite leicht, aber wesentlich weniger als noch die letzten Tage.

Die Demütigungen von damals hatte er nicht vergessen, vielleicht würde er das nie. Im Prinzip unterschieden sich seine Rachegedanken nicht unwesentlich von denen von Schuldig, nur hatte er sich besser unter Kontrolle... Von Weiß würden sie demnächst wohl nichts mehr hören, nicht nachdem Schuldig zwei der Mitglieder so übel zugerichtet hatte. Dabei ist es das genau das, was sie wollen. Dass sie sich von ihren Emotionen leiten lassen und alles zerstören, was ihr Leben ausmacht. Aber nicht mit ihm, nicht mit Brad Crawford. Er würde sie brechen und ihnen die gleiche Qual zuteil lassen kommen, die er damals erfahren hatte. Und nur sie würden das zu spüren bekommen. Nur musste er vorher versuchen seinen Geliebten zu beruhigen. Der arme Schuldig... so manipulierbar... Und das, obwohl er genau das bei anderen gerne machte. Der Deutsche war ein Gefangener seiner eigenen Vergangenheit... Eigentlich... bedauernswert... Warum war er mit ihm zusammen? Etwas für das Bett fand er überall. Während er seine Brille wieder auf die Nase schob und sich an den Schreibtisch setzte, grübelte er darüber nach, warum er überhaupt eine Beziehung mit ihm eingegangen war.
 

***
 

Er rieb sich gerade über die Augen, als er das Klacken der Tür hörte, die grade geschlossen wurde. Müde entfernte er den Schlafsand und erblickte Brad, der langsam näher kam und sich zu ihm setzte.

„Geht es dir jetzt wieder besser?“

Schuldig nickte nur und fuhr sich über die noch schmerzenden Wangen.

„Ich denke, je früher wir angreifen desto besser. Deswegen schlagen wir morgen zu, also sei fit bis dahin. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen wir los und überraschen sie. Soweit alles klar?“

„Ja, ich bin schließlich nicht blöd“, maulte der Deutsche, jedoch funkelten seine Augen. Rache, endlich Rache!

„Mehr dazu sage ich dann morgen früh... Und ab morgen Abend ist der ganze Spuk dann vorbei.“

„Wird auch Zeit...“, seufzte er und lehnte sich an seinen Geliebten, als Zeichen dafür, dass ihm das Gesagte von vorhin Leid tat. Es war schon seltsam, dass zwei erwachsene Männer noch nicht einmal in einer Beziehung die Worte „Es tut mir Leid“ aussprechen konnten. Aber mussten sie das denn auch? Sie verstanden sich auch so, ohne Worte. Obgleich es ab und zu nützlich wäre, würden sie ihren Stolz einmal überwinden und offen miteinander reden... Schuldig wusste, dass Brad dasselbe dachte, aber auch gleichzeitig keinen Zentimeter zurückstecken würde. Und irgendwie... machte das auch ein klein wenig den Reiz ihrer Beziehung aus. Aber nur ein klein wenig.

„Schlaf noch etwas“, antwortete Crawford kühl, was Schuldig überraschte. Normalerweise ging er doch auf seine Annäherungsversuche ein...

„Ich muss heute Nacht schlafen. Aber ich weiß eine andere Beschäftigung...“

Er küsste ihn, sanft, süß... während er begann ihn zu entkleiden. Brad seufzte innerlich, ging jedoch darauf ein und ließ den Kuss stürmischer, leidenschaftlicher werden. Er spürte die warme weiche und doch zugleich feste Haut seines Liebhabers, sein wohlgeformtes Gesäß, die starken Muskeln, die jedoch nichts im Vergleich zu seinen eigenen waren. Fingernägel bohrten sich in seinen Po, als Schuldig ihn fester an sich drückte. Er wusste genau, dass Brad das ab und an antörnte... etwas gröber als sonst... Ebenso wie es Tage gab, wo er sanften Sex mehr bevorzugte. Der Deutsche verstand es immer, genau das Richtige für ihn zu wählen, was nicht hieß, dass sich nicht auch Brad mal auf ihn einließ.

Während der Amerikaner an seinem Ohr stöhnte, kamen ihm die Gedanken, dass vielleicht ihr Sexleben das Einzige war, was wirklich wunderbar funktionierte...
 

***
 

„Schlagen wir endlich zu.“

„Gleich...“

„Ich will sie vernichten!“

„Schuldig, ich will sie nicht entkommen lassen... also sei ruhig.“

Er wartete auf ein Signal, dass Nagi und Farfarello in Stellung gegangen waren. Er konnte sein eigenes Hochgefühl nur schwer unterdrücken. Crawford verstand Schuldig. Aber Ungeduld brachte sie nicht weiter, eher im Gegenteil. Aber das war etwas, was der Deutsche nie gelernt hatte. Am liebsten hätte er geseufzt, wenn er nicht grade gesehen hätte, dass das eine ausufernde Diskussion mit seinem Partner bedeuten würde - und die wäre derzeit sehr hinderlich.

„Wir sind in Position“, meldete ihm Nagi. Der Amerikaner nickte Schuldig zu, dann liefen sie geduckt und nahezu lautlos zu dem Eingang der großen Halle.

„Da drin“, zischte Schuldig leise und ging näher heran.

„Na dann los!“

Während Schuldig und Crawford von der einen Seite in die Halle stürmten, taten Nagi und der Ire es von der anderen. Jedoch staunten sie nicht schlecht, als sie jeweils ihre Teammitglieder auf der anderen Seiten erkannten.

„Die Halle ist leer“, bemerkte Nagi trocken.

Brad verkniff sich ein Kommentar, seine Augenbrauen hatten sich bereits zusammengezogen, während er wütend durch die Halle blickte.

„SCHULDIG!“

„Sie waren hier!“

„Ich sehe sie aber nicht. Erklär mir diese Diskrepanz!“

„Vielleicht sind sie geflohen, während wir uns vorbereitet hatte. Schließlich können sie doch Gedanken lesen, das müsstet ihr beide doch am besten wissen“, vermutete Nagi der eher gelangweilt die grauen-braunen Wände begutachtete.

„Das muss es wohl sein“, grübelte Schuldig, der sich in Gedanken versunken umdrehte und die Halle wieder verließ. Crawford war jedoch noch immer wütend.

„Alles umsonst... Ich hasse es, wenn alles umsonst ist“, knurrte er. Der Japaner warf ihm nur einen verstehenden Blick zu, als er das zerbrochene Fenster bemerkte. Etwas Schnee war in die Halle gelangt und schmolz auf dem Boden langsam. Er ging näher und begutachtete den Schaden.

Das Fenster ist schon länger kaputt... Und Rosenkreuz war hier? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann..., überlegte er.

Er drehte sich um und sah zu, wie Farfarello gemütlich durch die Halle schlenderte und ein paar Ratten, die unterwegs waren erledigte. Nagis Augen wurden größer, als er seine Gedanken und sein Wissen nicht unter einen Hut bringen konnte.
 

***
 

In der Nacht lag Crawford wach und starrte an die Decke, wenn er nicht auf seinen Liebhaber sah. Hatte er wirklich zu spät gehandelt? Aber wenn sie gleich losgestürmt wären, hätten sie keinen Plan gehabt und wären vermutlich in eine Falle gerannt. Mittlerweile lag er wieder auf der Seite, der Kopf ruhte auf dem angewinkelten Arm. Irgendwas ist da schief gelaufen, eindeutig... Vielleicht hatte sich Schuldig ja auch geirrt. Bei den ganzen Blutspuren, die er im Gesicht hatte... Er seufzte und küsste die Schulter des Deutschen.

Noch vorhin hatten sie sich angeschrieen und jetzt lagen sie friedlich nebeneinander...

Rosenkreuz verwirrte ihn, auch wenn er das nicht zugeben wollte. Vielleicht wollten sie auch ihren Zusammenhalt schwächen, indem sie sie beide trennten. Eine Möglichkeit, die er bisher nicht in Erwägung gezogen hatte. Einen festen Partner für die Zukunft wählte er sich schließlich nicht einfach so aus. Er hatte lange und sorgfältig überlegt, bevor er auf Schuldigs Avancen eingegangen war. Wieso vergaß er dann so etwas und stellte ihre Beziehung in Frage? Er musste kühl denken... wie immer, sich nicht auf sie einlassen.

Brad bemerkte, wie Schuldig neben ihm zu zucken anfing. Vermutlich wieder ein Alptraum. Sanft strich er ihm über die Arme, über die Seite und flüsterte leise seinen Namen. Als das jedoch nichts brachte und das Zucken sogar noch stärker wurde, rüttelte er ihn, bis er wach wurde.

„Verdammt“, meinte Schuldig, als er realisierte, wo er sich befand.

„Rosenkreuz?“

„Ich glaube...“

„Du glaubst?“, fragte Brad und zog eine Augenbraue daneben, während Schuldig versuchte seinen Puls und seine Atmung zu beruhigen.

„Es waren wieder diese Worte... aber diesmal nicht so schlimm. Dennoch habe ich Panik bekommen“, meinte er, warf die Decke zurück und stand auf, wobei Crawford Blick auf seinen unbedeckten Hintern fiel.

„Es ist vorbei, Schuldig.“

„Fragt sich nur für wie lange.“

Er schob den Vorhang zur Seite und sah nach draußen. Es schneite diesmal nicht. Er sah, wie der Schnee auf dem Balkongeländer und dem Boden langsam wegschmolz.

„Der Schnee schmilzt“, teilte er Brad mit, der nun neugierig geworden aufstand und zu ihm trat.

„Vielleicht wird es jetzt besser...“, sagte Brad und sah etwas ungläubig hinaus.
 

***
 

„Brad, Brad! Hast du nach draußen gesehen?! Der ganze Schnee ist weg!“, rief Schuldig aufgeregt, als er am nächsten Tag in Brads Büro stürmte.

„Ja, das habe ich, Schuldig“, antwortete dieser und trank seinen Kaffee. „Ich teile deine Begeisterung gerne später, aber jetzt muss ich arbeiten.“

„Mir egal, ich wollte eh gerade gehen!“ Schuldig rannte aus dem Raum und dabei fast Nagi um, der gerade zu seinem Leader wollte.

„Was ist mit ihm?“, fragte dieser verwirrt, bevor er sich setzte.

„Er freut sich, dass der Schnee getaut ist... in der Hoffnung seine Alpträume gehen langsam weg.“

„Aha... übrigens, ich bin fertig.“

„Ich höre.“

Als Crawford vor ein paar Stunden erwacht war und nach draußen gesehen hatte, hatte er eine leichte Ahnung von dem bekommen, was passiert war - und hatte seine Vermutung Nagi mitgeteilt. Gemeinsam hatten sie nach einer Antwort gesucht und scheinbar war Nagi fündig geworden.

„Du hattest Recht mit deiner Vermutung - Rosenkreuz war niemals in dieser Lagerhalle. Aber das hatte ich mir auch schon gedacht, während wir da rumstanden.“

„Hmm.“ Brad verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken, versuchte eine Lösung dazu zu finden.

„Also war Rosenkreuz doch in einer anderen Lagerhalle“, meinte Nagi.

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht und sie haben es Schuldig nur suggeriert. Womöglich saß er noch auf einen Baum und sie haben ihm glauben gemacht, es wäre eine Lagerhalle gewesen.“

„Auch eine Möglichkeit“, gestand Nagi ein. „Vielleicht finde ich noch etwas heraus. Bis später.“

„Ja... und danke, Nagi.“

Der Japaner lächelte nur.
 

***
 

„Ist es nicht schön, endlich wieder den braunen Boden zu sehen, Brad?“, fragte Schuldig und lief aufgeregt wie ein kleines Kind durch den Park, während Crawford grübelnd hinter ihm herlief. Seit dem Vorfall in der Lagerhalle waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Drei sorgenfreie Wochen. Fast. Der Amerikaner war ständig auf der Hut, dass Rosenkreuz auftauchen konnte, während sein Geliebter aufblühte. Die Alpträume waren verschwunden, er dachte kaum noch daran. Selbstschutz? Wahrscheinlich nicht... dafür hätte es zu spät gegriffen. Die Bäume waren nach wie vor kahl, aber gänzlich von Schnee und Eis befreit. Es hatte auch seit drei Wochen nicht mehr geschneit.

Schnee...

Alpträume...

Rosenkreuz...

Schnee... Alpträume... Rosenkreuz...

Schnee. Alpträume. Rosenkreuz.

Schnee, Alpträume, Rosenkreuz!

Als ihm die richtige Verbindung erst bewusst wurde, blieb er stehen und sah Schuldig hinterher, wie er freudig an dem kleinen Teich rumhüpfte. Ein Seufzen entfuhr ihm, bevor er sein Handy aus der Manteltasche holte und Nagi einen Auftrag erteilte.

„Mit wem hast du telefoniert?“, fragte Schuldig, als er wieder auf ihn zukam. „Nagi“, antwortete er kurz angebunden.

„Warum?“

„Die Frage beantworte ich dir später... lass uns heimgehen, Schuldig, wir müssen reden...“
 

***
 

„Es war alles nur Einbildung?!“, fragte er ungläubig.

„Sozusagen“, erwiderte Crawford. „Das Trauma damals, die Qualen, die er erlitten hat, haben sich in sein Unterbewusstsein vergraben und sind herausgebrochen, als er den Schnee wiedersah. Es spielte sich quasi alles wieder vor seinem geistigen Auge ab und es gipfelte darin, dass er sich einbildete die Stimmen von Rosenkreuz zu hören, als würden sie ihn weiterhin verfolgen, ihr kleines Häschen jagen.“

„Aber du... hast doch auch...“

Er erwiderte darauf nichts und Nagi fragte nicht weiter nach. Scheinbar war auch sein Anführer kein unbeschriebenes Blatt. „Was ist mit seinem Gesicht? War er das etwa...?“

Crawford nickte. „Ja, Schuldig hat sich selbst die Schneebälle ins Gesicht geworfen, hat sich selbst das Gesicht zerkratzt. Und dachte dann, er hätte Rosenkreuz gefunden.“

„Aber jetzt ist alles vorbei?“

„Jetzt wo der Schnee geschmolzen ist, verschwinden seine Alpträume. Es ist praktisch so, dass sein Unterbewusstsein ihn zwingen wollte sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen. Der Schnee bildete die Grundlage. Er ist weg, also verschwinden die Alpträume. Und Schuldig weiß jetzt, was er zu tun hat.“

Nachdem Brad die Zustimmung von Nagi erhalten hat, dass Rosenkreuz in den letzten Wochen noch nicht einmal im Land waren, hatte er mit Schuldig geredet. Sie hatten Rosenkreuz nicht gefunden, weil sie es nicht wollten, sondern weil sie gar nicht da waren. Sie waren im Lager in der Schweiz... wie damals. Weit weg ohne Interesse an ihnen zu haben. Zunächst hatte sich Schuldig geweigert Brad zu glauben, aber dann sah er es ein. Nur so konnte er genesen, es überwinden.

„Hilf ihm dabei... Ich glaube, er könnte dich dabei gut gebrauchen.“

Abermals nickte der Amerikaner. „Jedenfalls haben wir davor jetzt alle wieder Ruhe und können uns wieder an die Arbeit machen.“

„Es ist noch nicht Frühling, was, wenn der Schnee wiederkommt?“

„Schuldig weiß jetzt, was es damit auf sich hat. Es wird nicht wieder passieren.“

Skeptisch sah er ihn an. Es verwunderte ihn, dass all die letzten Jahre nichts passiert war. Obwohl... Erwähnte Brad nicht, dass er alljährlich Alpträume bekam, die normalerweise aber weniger schlimm waren? Brach sich Schuldig nicht letztes Jahr den Arm? Im Jahr zuvor wäre er fast überfahren worden... Weil er sich mitten auf eine schneebedeckte Straße gestellt hatte und das ohne überhaupt die Absicht gehabt zu haben, sich umzubringen. Sein Unterbewusstsein schien ein sehr perfides Spiel mit ihm zu spielen.

„Okay...“, meinte Nagi, sprang vom Stuhl und sah Crawford noch einmal an. „Ist mit dir auch wirklich alles okay?“

„Natürlich. Wieso fragst du?“

„Nur so... Eigentlich könnte ein bisschen Urlaub jetzt nicht schaden!“

„Nagi.“

„Ja, ja...“, etwas missmutig trottete er zur Tür, drehte sich noch einmal um. Irgendwie hatte er seine Zweifel...
 

Als er gegangen war, lehnte sich Brad in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Ja... auch er hatte sich alles eingebildet. Vielleicht hatte er sich bei Schuldig damit angesteckt. Vielleicht wollte er sich ihm zuliebe mit quälen. Er wusste es nicht, aber nun war es auch für ihn bereits Vergangenheit. Er musste sich nicht mehr damit auseinandersetzen. Der starke Anführer von Schwarz... nein, er war nicht schwach. Und würde es nicht sein. Dieses peinliche Gehabe in den letzten Tagen war schon schlimm genug gewesen. Jetzt konnte er sich wieder konzentriert seiner Arbeit widmen.
 

Er seufzte noch einmal, dann setzte er sich grade und schlug die Akten auf.

<Hallo Crawford.>

Der Angesprochene hob den Kopf, seine Augen sahen ins Nichts.
 

-Ende-
 

Nachwort: Es hat Spaß gemacht, diese FF zu schreiben, wenngleich ich denke, dass an manchen Stellen vielleicht etwas fehlt, aber ich mit der Nase nicht drauf stoßen kann. Letzten Endes hat sich der Blickpunkt von Schuldig auf Brad verschoben, was auch so gewollt war. Nicht Schuldig ist der derjenige, der nicht mit seiner Vergangenheit kann (obwohl auch), sondern Brad ist es. Für viele vielleicht überraschend, wie die Wendung kommt. Es war ehrlich gesagt sehr schwer beide nicht allzu sehr OOC darzustellen und ich weiß nicht, ob es mir 100%ig gelungen ist. De facto ist ihre Psyche hier schwierig darzustellen... Beide wurden stark misshandelt und beide gehen anders damit um. Ihre Beziehung ist es, die die Stabilität in ihrem Leben bringt, wenngleich sie drohen bei ihren Halluzinationen zu verlieren... Doch sie ist stärker und gibt ihnen Halt und ich hoffe, ich habe es wenigstens einigermaßen verständlich rübergebracht... Es ist klar, dass auch sie Höhen und Tiefen haben, aber solange sie einander haben, ist es nicht allzu schlimm... oder? *geheimnisvoll grins*
 

So far~
 

TonaradossTharayn



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