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Schnee der Erinnerung

Die Fortsetzung zu "Schnee der Vergangenheit" Brad Crawford x Schuldig
von

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Autor: TonaradossTharayn
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 1/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint sich zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Betadank geht an KeiraX!
 

Schnee der Erinnerung
 

<Lauf, Häschen, lauf!>
 

Schnee, überall Schnee, soweit das Auge reicht.

Blut, Blut an seinen Füßen, färbte den Schnee ein.

Er lief, rannte, schneller, immer schneller.

Immer wieder dieselben Worte...
 

<Lauf, Häschen, lauf! Hahahaha!>
 

Das Lachen begleitete ihn ständig. Ein tiefhängender Zweig streifte sein Gesicht, hinterließ einen blutigen Strich auf seiner Wange. Sie jagten ihn, immer weiter...
 

<Häschenjagd!>
 

Er kam an einen tiefgefrorenen großen Teich.

Oder war es ein See?

Er wusste es nicht genau. Ein Zögern, ein Umdrehen. Sie kamen näher, immer näher. Er blickte wieder zu dem Gewässer, fragte sich, ob das Eis ihn tragen würde. Das Lachen in seinen Ohren wurde lauter. Ohne weiter zu zögern rannte er auf das Eis, die Kälte schmerzte an seinen blutigen Füßen, er hatte das Gefühl, dass sie in sie hineindrang, das Blut in seinen Adern gefrieren ließ.
 

„Komm, mein Häschen.“
 

Er drehte sich um, seine Verfolger standen am Rand des Gewässers, sahen ihn belustigt an. Langsam ging er rückwärts weiter, seine Augen waren groß und starrten sie angsterfüllt an. Obwohl er entsetzlich fror, hatte er das Gefühl zu schwitzen.
 

„Komm Häschen, komm.“
 

Langsam traten sie auf das Eis, es knackte ein wenig, dennoch trug es sie.

Nun drehte er sich wieder um und rannte weiter, wollte weg, als er plötzlich ein lautes Knacken hörte, den Boden unter sich verlor und stürzte... tief stürzte...
 

***
 

„Wach auf, Schuldig!“

Einen Moment waren seine Augen wieder die eines Kindes, groß, voller Angst und Verzweiflung, bevor sie wieder schmal und ruhig wie immer wurden.

„Du hättest mich fast aus dem Bett geworfen.“

„Sorry...“, nuschelte er nur. Sein Atmen ging immer noch flach und stoßweise, beruhigte sich erst nach einiger Zeit wieder.

Crawford sah ihn nur fragend an.

„Es.. ist hier so kalt drin, kannst du nicht die Heizung höher drehen?“, fragte er meckernd. Brads Augen verengten sich.

„Du schwitzt, Schuldig.“

„Soll ich betteln? Ich friere!“

Seufzend erhob Brad sich. Er konnte sich schon denken, woher es rührte. Es war nicht das erste Mal gewesen und würde auch nicht das letzte Mal sein. Langsam trottete er zu der Heizung.

„Sie ist bereits auf Maximum.“ Deswegen war ihm wohl so warm.

„Verdammt!“, fluchte Schuldig und versuchte sich in die Decke weiter einzukuscheln.

Wenn er anfängt mit den Zähnen zu klappern, reicht es mir!, dachte Brad mit einem Blick zu ihm, bevor er wieder unter die Decke kroch und den Deutschen in seine Arme zog.

„Vielleicht wird dir so ein bisschen wärmer“, flüsterte er, während Schuldig sich dankbar an ihn schmiegte.

Der Amerikaner lächelte kurz und küsste seine Stirn, bevor er wieder die Augen schloss.

Der Winter würde lang werden...
 

***
 

„Guten Morgen!“, gähnte er laut und schlurfte langsam in die Küche. Er fühlte sich wie gerädert, packte sich auf einen Stuhl und schloss die Augen, während Brad nur eine Augenbraue hob und weiter seinen Kaffee trank.

<Das war echt fies von dir, dich einfach aus dem Bett zu stehlen.>

<Du weißt, dass ich meinen Tagesrhythmus von nichts und niemanden stören lasse>, bekam er als Antwort. Schuldig murrte nur, bekam aber von ihrem Japaner eine Tasse Kaffee vor die Nase gestellt.

„Du siehst furchtbar aus, Schuldig“, meinte er. „Und du solltest duschen.“

„W...a...s...?“, fragte er, seine Augen verengten sich immer mehr, je länger er Nagi wütend anstarrte. Crawford musste sich unterdessen ein Lachen verkneifen.

„So einen Start in den Tag wünscht man sich“, grummelte er, erhob sich mit seiner Tasse und trottete ins Wohnzimmer, nachdem er Farfarello beiseite geschoben hatte.
 

Nagi sah ihm zuerst hinterher, dann setzte er sich dem Amerikaner gegenüber.

„Was ist mit ihm?“

„Das Übliche“, antwortete Crawford knapp. Nagi hatte keine Ahnung, was das Übliche war, und Crawford wollte keine Diskussion darüber. „Das Übliche“ bedeutete einfach nur, es ging ihm nicht so gut. Aus welchem Grunde auch immer. Der Japaner seufzte und trank von dem Kaffee.

„Crawford...?“, begann er leise, ohne ihn anzusehen.

„Hm?“

„Die Zufahrt ist eingeschneit...“

Jetzt senkte Brad die Zeitung, in die er die ganze Zeit vertieft gewesen war, und sah ihn an. „Dann weißt du, was du gleich machen darfst.“

„Drei Schippen!“, verhandelte Nagi.

„Nimm Farfarello mit hinzu.“

Nagi grinste. Auch wenn er nicht eine einzige Schneeschippe anfasste, so war es doch sehr anstrengend mit der Telekinese alle drei zu koordinieren und den Schnee beiseite zu schippen. Und mit Farfarello an seiner Seite wurde es nicht ganz so langweilig.
 

***
 

„Schnee, Schnee, Schnee.“

Nagi schwitzte in seinem dickem schwarzen Mantel, als er die Auffahrt frei schippte, und sah dabei Farfarello zu, wie dieser die meiste Zeit eigentlich nur durch den Schnee hüpfte, als würde er etwas jagen.

„Farfarello, du solltest mir eigentlich helfen“, schimpfte er böse.

„Häschen im Schnee. Lauf, Häschen, lauf.“

„Wie?“, fragte Nagi verwirrt und erkannte erst jetzt, dass ein kleines, weißes Häschen versuchte vor Farfarellos Dolchen zu flüchten.

„Lauf Häschen lauf!“, sagte er wieder und wieder, hüpfte hinterher, ließ sich von dem Hakenschlagen nicht in die Irre führen. Er machte einen Satz und kriegte das Häschen zu packen, hob seinen Dolch...
 

Schuldig hatte die Augen geschlossen, wagte es kaum sie zu öffnen. Brad trat hinter ihm ans Fenster und sah, wie Nagi Farfarello gerade wegen des ganzen Blutes ausschimpfte.

„Ich habe das Gefühl, es ist ein nicht enden wollender Alptraum“, sagte er leise und lehnte seine Stirn gegen das kalte Glas. Crawford erwiderte darauf nichts, sondern führte ihn lediglich vom Fenster weg.

Er setzte ihn in den Sessel und nahm selbst hinter dem Schreibtisch Platz.

„Wir haben heute eine Mission. Fühlst du dich in der Lage, sie auszuführen?“, fragte er und sah die Akten durch.

„Wieso fragst du?“

„Weil du mental instabil bist und dies das Team gefährden könnte.“

„Ist die Mission wichtig?“, fragte Schuldig etwas zögernd.

„Ja.“

„Dann werde ich wohl in der Lage sein, sie auszuführen“, antwortete er und erhob sich wieder. Auch Brad hob den Kopf, um ihn anzusehen.

„Ich geh mich noch ein wenig ausruhen... Ruf mich, wenn du mich brauchst.“ Damit verließ er das Büro und Crawford war sich nicht sicher, ob seine Behauptung auch wirklich stimmte...
 

Schuldig lehnte an der Tür von Brads Büro. Er wusste nicht, ob er sich genug zusammenreißen konnte, andererseits war er bisher immer fähig genug für jede Mission gewesen. Aber Brad hasste Schwächlinge. Brad hasste es, wenn man seine Aufgaben nicht erfüllen konnte. Also ging er. Er wollte nicht, dass Brad ihn hasste, nicht er. Auch, wenn er so ziemlich der einzige Mensch auf Erden war, über den er so dachte.
 

***
 

„Wie viele sind es?“

„Zehn bis zwanzig. Sie müssen alle vernichtet werden. Es werden wie immer keine Spuren hinterlassen. Ihr wisst, was ihr zu tun habt“, sagte Crawford und alle nickten. „Start der Mission.“

Farfarello und Schuldig sollten die Konferenz aufheben und die Männer umbringen, während sich Crawford die Daten besorgen wollte, unterstützt von Nagi. Er hoffte nur, Schuldig würde klar kommen.

Der Amerikaner entledigte sich der wenigen Männer, die versuchten sich ihm entgegenzustellen. „Schuldig, seid ihr bereit?“

„Bereiter geht's nicht!“

Er brauchte nichts mehr sagen, Schuldig und Farfarello würden nun in Aktion treten, während er mit Nagis Hilfe an die Daten kam.
 

Schuldig brach die Tür auf und fing wahllos an zu schießen. „Hallo und auf Wiedersehen“, sagte er zwinkernd, während er um sich feuerte. Farfarello widmete sich derweil den anderen, vor Panik wegrennenden Männer und erdolchte sie.

„Habt ihr Angst? Die solltet ihr auch haben, hahaha!“, lachte Schuldig und schoss immer wieder.
 

<Hallo.>
 

Er hielt inne, die Waffe verstummte. Sein Arm war noch immer ausgestreckt, seine Augen wurden größer.

<Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.>

Hektisch sah er sich um, entdeckte nur die Leichen und ein paar der restlichen Männer, die Farfarello noch beseitigte. Er schien nichts zu hören.

<Erinnerst du dich noch an mich?>

Schuldig begann fast unmerklich zu zittern, seine Hände wurden schwitzig, ließen die Waffe auf den Boden fallen.
 

<Kleines Häschen, hahahahaha.>
 

Der Deutsche rannte zum Fenster, sah hinaus. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Die weißen Flocken standen im Kontrast zu der Dunkelheit um sie herum. Wie immer hatten sie bis zum Einbruch der Nacht gewartet, wenn die Menschen langsam nach Hause eilten, um heiße Schokolade zu trinken und sich aufzuwärmen. Panisch sah er sich um, ob ER in der Nähe war.

<Dummes kleines Häschen!> Ein Kichern folgte, dann zerschlug das Glas, ein paar Scherben trafen Schuldig, doch wie durch ein Wunder schwebte der Rest in der Luft. Dennoch er hatte das Gefühl zu fallen, den Boden unter den Füßen zu verlieren, glaubte, der Schnee käme immer näher.
 

„SCHULDIG!“ Er erwachte aus einer Art Trance, er sah, wie er sich in Crawfords Brille spiegelte und realisierte erst jetzt, dass er in seinen Armen lag. Der Amerikaner hielt sich am Rahmen des Fenster fest und versuchte den schweren Deutschen wieder zurück in den Raum zu ziehen. Als ihm das endlich mit Müh und Not gelang und er sich weit genug davon entfernt hatte, ließ Nagi die Scherben wieder fallen. Das Glas knackte unter den schweren Schuhen des Iren, als er nach draußen blickte und sah, wie sich eine Person entfernte.

„Wa-was...“

„Ich hatte eine Vision, nach der du dich selbst aus dem Fenster stürzt“, meinte Brad und schob sich die Brille zurecht. Eine kurze Zeit lang sah Schuldig ihn einfach nur an, bis er die Worte realisierte.

„Ich habe mich nicht...“

„Ich weiß“, unterbrach er ihn und blickte zu Farfarello, der nickte.

„Wir sollten schleunigst weg hier... die Mission ist abgeschlossen“, sagte Nagi und machte sich auf den Weg. Die anderen folgte.
 

***
 

„Wie geht es ihm?“

„Wie soll ich das sagen? Den Umständen entsprechend?“ Crawford löste seine Krawatte etwas, öffnete seine Minibar und suchte den Scotch.

„Crawford...?“

„Hm?“, meinte er nur, holte ein Glas heraus und schenkte sich ein, bevor er langsam und genüsslich von dem Alkohol trank. Hmm... ja, das war doch recht entspannend...

„Werde ich auch irgendwann... irre...?“, fragte der Junge und sah etwas ängstlich zu Brad hinauf. Ängstlich nicht, weil er Angst vor Brad hatte, sondern weil er um seine Zukunft fürchtete.

„Ich bitte dich, Schuldig ist nicht irre.“

„Aber so wie Farfarello und du euch angesehen habt...“

„Nagi, mach dir keine Gedanken darum. Schuldig wird darüber hinwegkommen. Und Farfarello ist auch nicht deswegen ‚irre’ geworden.“

„Weswegen dann?“

Crawford sah Nagi an. Weswegen dann?

Eine Frage, um die er sich nie gekümmert hatte. Farfarello war schweigsam, ein sehr guter Kämpfer und eigentlich ganz pflegeleicht. Was kümmerte ihn da schon seine Vergangenheit?

„Wir sollten nicht darüber reden. Geh ins Bett, Nagi.“

Stumm sah er ihn an, bevor er leise eine gute Nacht wünschte und davon schlurfte. Er wusste, dass er nicht mehr von Crawford erfahren würde, wenn er es nicht von sich aus erzählte.
 

Der Amerikaner trank noch seinen Scotch aus, bevor er das Licht in seinem Arbeitszimmer dämmte, tief seufzte und langsam ins Schlafzimmer ging, wo er Schuldig nach der Mission ruhig gestellt und schlafen gelegt hatte. Er setzte sich auf die Bettkante, stützte seinen Ellenbogen auf das Bein und legte sein Kinn auf die Hand. Offenbar war Rosenkreuz in der Stadt. Auch er hegte eine gewisse Abneigung gegen sie, jedoch hatte er sich selbst wie immer unter Kontrolle.
 

***
 

Kalt, es war kalt, unendlich kalt, das Lachen verstummte. Er bemerkte, wie seine Arme und Beine gefroren und doch mit größter Anstrengung versuchten zu paddeln. Sein Mund füllte sich mit dem kalten Wasser, bahnte sich seinen Weg durch seine Kehle, er hustete qualvoll.

Plötzlich wollte er schreien, doch er fand keine Luft, trank so nur noch mehr von dem schmutzigen Gewässer, als er langsam, mehr als langsam an seinen Haaren aus diesem herausgezogen wurde.
 

„Nasses kleines Häschen, hahahaha!“
 

Er hustete, Wasser drang aus Mund, Nase, Ohren, er fror entsetzlich, hatte nicht mehr an als ein dünnes Hemdchen.

„Bitte...“ Seine Zähne klapperten, seine Lippen waren blau.
 

„Bitte was?“
 

„Hört... auf...“
 

„Och... aber du bist das kleine Häschen... Wie könnten wir da aufhören? Hahahaha!“

Sie schmissen ihn in den Schnee, nur mit äußerster Kraftanstrengung schaffte er es, sich wieder aufzurichten.

„Hey, wir sollten zurück... wir haben noch eine Mission.“

„Ja richtig.“
 

Er hörte ihre Stimmen und wie sie sich langsam entfernten. Auch er musste zurück. Das wusste er. Und morgen würde das Spiel wieder von vorne losgehen. Er hasste es. Er hasste es abgrundtief. Am liebsten würde er alle umbringen.

Seine Augenlider wurden schwerer, bis sie zufielen und er zurück in den Schnee sackte.
 

***
 

„Brad...?“, hörte der Amerikaner leise seinen Namen. Er sah von ein paar Akten auf, die er bei dämmrigem Licht noch durchgesehen hatte, in der Hoffnung einen Hinweis auf Rosenkreuz zu bekommen.

„Ja?“, fragte er und trat an das Bett heran.

„Du... bist doch da, oder?“

„Natürlich“, sagte er nach einer kurzen Zeit des Schweigens, als er ihn nur überrascht angesehen hatte.

„Sie verfolgen mich, sind hinter mir her“, flüsterte Schuldig, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, seine blaue Augen sahen ihn verzweifelt an.

„Du träumst das nur, Schuldig.“

„Ich will es aber nicht mehr...“

„Dann konzentriere dich auf was anderes... auf was Schönes...“ Solche Worte, ausgerechnet aus seinem Mund. Er hätte aufgelacht, wenn die Situation es erlaubt hätte. So sah er nur auf Schuldig hinab und versuchte ihn zu beruhigen.

„Kannst du nicht...“

„Nein Schuldig... jetzt nicht...“

„Bitte...“

Brad schloss die Augen. Sein Arm streckte sich aus, seine Hand begann über Schuldigs Brust zu streicheln...
 

Das Intermezzo war kurz, Crawford hatte sich dafür noch nicht einmal ausgezogen. Lediglich mit Hand und Mund hatte er seinen Geliebten verwöhnt, bis dieser völlig ruhig wurde. Es war bezeichnend für Schuldigs Leben, dass er nur so die Ruhe fand, die er brauchte. Vielleicht wäre eine Therapie nicht schlecht? Ein paar Details könnte er auslassen... aber vielleicht würde es ihm helfen.

Er selbst war müde, unterdrückte ein Gähnen und knöpfte sich langsam sein Hemd auf.
 

Auf einmal tauchte ein fieses Grinsen vor Brads Augen auf, seine Augen weiteten sich geschockt.

<Hallo Crawford, erinnerst du dich an mich?>
 

-Tbc-

Autor: TonaradossTharayn
 

E-Mail: tonaradoss@yahoo.de
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 2/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Betadank geht an KeiraX
 

Schnee der Erinnerung 2
 

Ein Knallen war zu hören.

In unregelmäßigen Abständen knallte das Leder der Peitsche auf weiche Haut.

Der junge Mann biss die Zähne zusammen. Er wusste, würde er schreien, würden die Peitschenhiebe nur noch härter werden. So war es bisher immer gewesen.
 

„Du bist niedlich, wie du so da hängst.“ Ein stummes Lachen folgte, die braunen Augen des an der Decke hängenden Mannes fixierten seinen Peiniger.

„Hey, bring mir mal das Salz.“

Eine Person trat aus dem Schatten und reichte ihm einen Salzstreuer.

Er kannte ihn, er war es, der den Deutschen gerne quälte.
 

Der Mann mit den langen grünen Haaren nahm das Salz in die Hand und streute es quer über dem gesamten Körper von Crawford. Dieser schrie auf, schrie, als würde das sein Todeskampf werden...
 

***
 

Er schlug die Augen auf, starrte an die Decke. Wo war er? Er hörte ein leises Atmen neben sich, sein Blick folgte dem Geräusch und erkannte Schuldig, der sich eng an ihn gekuschelt hatte.

Richtig, sein Schlafzimmer.
 

Er seufzte auf und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, kniff noch einmal die Augen zusammen. Eigentlich war er noch müde...

Crawford küsste Schuldig auf die Stirn, bevor er sich vorsichtig von ihm löste und ins Badezimmer ging.

Warmes Wasser perlte auf seiner Haut ab, als er einfach nur darunter stand und seinen Gedanken nachhing.

Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich davon geträumt habe... Rosenkreuz...

Er hatte seine Zeit damals einfach verdrängt. Er war schwach gewesen, zu schwach. Auch wenn diese äußerst schmerzvollen Erfahrungen, die er damals gemacht hatte, auch etwas Gutes hatten: Er wurde der Stärkste. Seine Wunden waren verheilt, doch waren Narben ihr Preis gewesen. Weiße Linien enthüllten sich, je länger das warme Wasser auf die Haut prasselte, zeigten seine Vergangenheit. Mehr konnten die Ärzte damals nicht tun, konnten seinen makellosen schönen Körper nicht vollständig wieder herstellen. Er war gezeichnet, für immer, mit dem Zeichen seiner damaligen Schwäche, eine Schwäche, von der Schuldig nichts wissen sollte. Er brauchte von diesem Kapitel seiner Vergangenheit nichts zu wissen. Brad hasste es sowieso die ganze Zeit darin zu wühlen. Was geschehen ist, ist geschehen und war nicht mehr rückgängig zu machen. Wieso sollte es ihn kümmern? Sein Blick war in die Zukunft gerichtet. Und niemals wieder sollte jemand über ihn triumphieren.

Er verteilte das Duschgel auf seinen Körper und duschte sich ab, bevor er zum Waschbecken ging, sich ein Handtuch um die Hüften schlang und begann sich zu rasieren. So eine lästige Pflicht, aber er konnte keine anderen Männer mit Bart ernst nehmen, wieso sollte er dann einen tragen?

Mit einem bösen Lächeln erinnerte er sich an die Witzfigur von Takatori, der sich einst, als er noch lebte, so wunderbar von ihm beeinflussen ließ. Auch er trug einen Bart und er war schwach gewesen.
 

Schwäche...

Auch seine Reaktion gestern war schwach gewesen. Angsterfüllte Augen, als er die ihm wohlbekannte Stimme gehört hatte. Aber immerhin hatte er sich ziemlich schnell wieder gefangen, war auf das Gespräch, dass er versucht hatte anzufangen nicht weiter eingegangen. Bald schon hatte er es aufgegeben mit Crawford reden zu wollen. Dafür kam der Traum. Ob die das auch konnten? Der Anführer von Schwarz wusste es nicht und es interessierte ihn auch nicht wirklich. Solange sich die Sache nicht wiederholte...

Seine Haut hatte sich wieder normalisiert. Brad ging zurück ins Schlafzimmer, warf einen Blick zu Schuldig. Dieser umarmte in seinem seligen Schlaf das Kissen seines Geliebten und schmatzte ein wenig. Ein Lächeln schlich sich auf Crawfords Lippen. Anscheinend hatte er wenigstens heute einen schönen Traum.
 

***
 

Langsam schlurfte Nagi in die Küche. „Gute Morgen“, gähnte er und suchte sich im Kühlschrank etwas zu essen.

„Guten Morgen“, erwiderte Crawford den Gruß und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.

„Hast du schon mal nach draußen gesehen?“, fragte Nagi und stellte sein Essen auf den Tisch.

„Nein, wieso?“, fragte Brad und sah ihn an. Auch wenn er ab und an einen Blick in die Zukunft werfen konnte, Wettervorhersagen konnte er nicht treffen.

„Schneesturm“, antwortete Nagi. Brads Augenbrauen zogen sich zusammen. Er war zwar schon seit Stunden wach gewesen, aber nach draußen hatte er nicht geschaut. Der Amerikaner stand auf und ging zum Fenster.

Tatsächlich... Ein Schneesturm fegte über das Land.

„Wie gut, dass die Mission gestern war“, meinte er, füllte eine Tasse mit Kaffee und ging ins Schlafzimmer.
 

Leise betrat er das Zimmer. Noch immer waren die schwarzen Jalousien geschlossen, die dunklen Vorhänge zugezogen. Er sah, wie sich etwas unter der schwarzen Seidendecke bewegte und hörte den Deutschen herzhaft gähnen.

„Gut geschlafen?“, fragte Crawford und sah ihn an.

„Zur Abwechslung mal...“, antwortete Schuldig verschlafen dreinblickend. Brad trat ans Bett, küsste ihn sanft und hielt ihm dann die Tasse Kaffee hin.

„Ausnahmsweise darfst du ihn hier trinken.“

„Hey, wie komme ich zu der Ehre?“, schmunzelte er, war aber äußerst dankbar dafür.

„Es herrscht ein Schneesturm draußen.“

„Nee, oder...?“, meinte der Deutsche und sah Brad mit verkniffenem Gesicht an. Doch Crawford nickte.

Schneesturm... Ich hasse Schneestürme..., dachte er seufzend.
 

***
 

Er stand mit geschlossenen Augen da. Hätte er sie geöffnet, hätte er nicht viel gesehen. Der Schnee umwehte sein Haar, seine Sachen, seinen Körper und riss ihn fast um. Der kalte Wind fühlte sich wie kleine Stiche auf seine Haut an, er hatte Angst, dass er noch mehr Wunden reißen würde.
 

<Häschen.>
 

Seine Lider hoben sich panikartig, doch sofort wurden sie wieder zusammengekniffen. Er musste hier weg, schnell. Doch der Schnee wurde immer mehr, bald stand er bis zu den Knien in ihm.
 

<Kleines Häschen.>
 

Er wusste nicht einmal, ob sie hinter ihm waren. Vielleicht saßen sie drin und tranken Kaffee? Doch je weiter er weg wäre, desto schwächer würde die Verbindung werden. Seine Beine hoben und senkten sich, versuchten sich durch den Schnee zu kämpfen. Das Zittern wollte nicht aufhören, seine Haut war blass. Und doch konnte er nicht zurück. Seine Arme umschlangen den kleinen Leib, strichen darüber, versuchten ihn zu wärmen. Doch wer selbst kalt war, konnte keine Wärme geben.
 

<Komm her, Häschen, komm!>
 

Er versuchte sich durch den Sturm zu kämpfen, doch er war zu schwach, wurde niedergeweht. In Windeseile wurde er mit Schnee bedeckt, blieb dort liegen...
 

***
 

„Was tust du?“, fragte Schuldig, während er sich mit einem Handtuch durch die Haare rubbelte.

„Ich versuche herauszufinden, wo genau sich Rosenkreuz aufhält.“

„Allein?“

„Nagi hilft mir von seinem Zimmer aus“, erwiderte Brad ruhig und tippte leise auf seinem Laptop herum.

„Kann ich auch helfen? Ich würde den Dreckssäcken gerne eine Kugel zwischen die Augen verpassen.“

Crawford sah ihn zunächst stutzig an, bevor er lachte.

„Das kannst du noch früh genug. Kümmere dich um Farfarello, wenn du auch etwas tun möchtest.“

„Auch eine tolle Arbeit... der Häschenkiller...“ Er rieb mit Daumen und Zeigefinger über seine Schläfe, versuchte das Bild aus seinem Kopf zu bekommen.

„Versuche es zu ignorieren. Konzentriere dich auf deine Zukunft, nicht auf deine Vergangenheit“, sagte Brad ohne vom Bildschirm aufzusehen.

„Meine Zukunft... mit dir?“, fragte Schuldig belustig und hob spöttisch eine Augenbraue.

Crawford Finger hielten in seinem Tun inne, bevor er langsam den Kopf hob. „Das musst du selbst entscheiden“, antwortete er nur kühl wie immer, bevor er seine Arbeit wieder aufnahm.

Der Deutsche seufzte. „Dich aus der Reserve zu locken, ist verdammt schwer.“

„Spiel nicht mit Sachen, die zu groß für dich sind. Du schadest dir damit nur selbst.“

„Irre ich mich oder bist du gereizt?“ Schuldig rubbelte weiter sein orangefarbenes Haar trocken, jedoch ohne den Blick von seinem Geliebten zu nehmen.

„Du irrst dich.“ Das Klacken wurde nicht unterbrochen, Schuldig wurde nicht einmal angesehen.

„Du BIST gereizt!“

„Wenn du dir so sicher dabei bist, wieso fragst du dann erst?“

Langsam wurde Schuldig wütend. Auch Brad sah ihn nun böse an.

„Vergiss es!“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und verließ das Büro des Amerikaners. Ein Streit mit ihm würde die gesamte Situation nur verschlimmern - und er wollte sich nicht mit ihm anlegen. Nicht jetzt, nicht in seiner derzeitigen Lage. Dafür hatte er später noch genug Zeit.
 

***
 

Erst am späten Abend betrat Crawford wieder sein Schlafzimmer. Schuldig lag auf ihrem Bett und las ein Buch. Entweder war ihm langweilig oder er versuchte sich abzulenken.

„Na, was gefunden?“, fragte Schuldig, jedoch nicht ohne Spott in seiner Stimme.

„Nein“, erwiderte der Amerikaner nur und begann sich langsam auszuziehen.

Schuldig legte sein Buch beiseite. Brad war stur, das wusste er. Aber er hatte keinen Bock auf irgendwelche Spannungen zwischen ihnen. Er krabbelte ans Fußende des Bettes und legte seine Hände an Brads Brust.

„Lass mich das doch machen“, meinte er süffisant und strich das Hemd endgültig von seinen Schultern.

„Wenn du das möchtest.“ Crawford wusste, was er vorhatte, aber es war ihm egal. Sie beide waren zu stolz, um sich beim jeweils anderen richtig entschuldigen zu können, aber sie hatten ihre eigene Art ihre Konflikte zu lösen. Und wenn es funktioniert, warum nicht?

Seine Hose glitt zu Boden, wenig später auch seine Unterhose. Brad beugte sich etwas nach vorne, während Schuldig den Kopf hob, damit sich ihre Lippen berühren konnten, zuerst zärtlich, dann sanft, schließlich leidenschaftlich. Der Deutsche glitt zurück auf das Bett, während Brad langsam über ihn kroch und begann seinen Hals hinabzuküssen...
 

***
 

Der Wind schlug gegen die Fenster, verteilte die Schneeflocken darauf, bevor er sie wieder wegzerrte, sie mit sich nahm und dafür andere dort hinterließ und das Spiel von vorne beginnen ließ.

„Es klingt wie Regen“, kommentierte Schuldig das Schauspiel.

„Hm-m“, machte Crawford nur, lag wie sein Geliebter auf der Seite und sah ihn an.

„Erinnerst du dich noch damals... der Schneesturm...“

„Ja, du warst zusammengebrochen. Du kannst froh sein, dass ich dich damals gefunden hatte.“

„Ehrlich gesagt wollte ich sterben...“

„Ich weiß...“, sagte der Amerikaner und strich eine Strähne aus Schuldigs Stirn. Sein Band lag auf dem Nachttisch und er jetzt merkte er wieder, warum er es so gerne trug. Verdammte Haare!

„Du hattest eine starke Unterkühlung... Es hat Tage gedauert, ehe du langsam wieder gesund wurdest. Die Damen und Herren von Esszett waren sehr besorgt um dich.“

„Ja, hatten wohl Angst, sie verlieren ihr Spielzeug...“, nuschelte Schuldig, vergrub sich mehr in seine Decke und kuschelte sich an Brad.

„Das war wohl eher Rosenkreuz... Esszett brauchte deine Fähigkeiten. Und ich einen Teamkameraden.“

Der Deutsche lachte. „Ja, im Missbrauchen von Leuten seid ihr alle gut.“ Crawford erwiderte darauf nichts, sah nur zu, wie sich Schuldig langsam auf den Rücken drehte.

Sie schwiegen eine Weile, bis Schuldig die Stille erneut brach.

„Was ist eigentlich mit Weiß?“

„Was sollte mit ihnen sein?“

„Wollen wir sie nicht wieder ein bisschen ärgern?“

Crawford lachte leise. „Wenn du das möchtest, dann tu das. Aber töte sie nicht, sonst ist DEIN Spielzeug weg.“

„Sicher nicht“, lachte auch er und legte sich schon einen Plan zurecht, während Brad ihn ernst ansah.
 

Er bemerkt gar nicht, dass er die Verhaltensmuster seiner Peiniger übernimmt, dachte der Leader von Schwarz. Er quälte gern andere, um seine eigene Qual zu vergessen, aber grade dadurch wird seine Erinnerung nur verstärkt, bleibt in ihm, vermag sich nicht mehr von ihr zu lösen... Schuldig...
 

„Vielleicht sollte ich ein Bad nehmen“, unterbrach Schuldig seine Gedanken.

„Dann tu das.“

„Willst du nicht mitkommen?“, hauchte er ihm ins Ohr und begann an diesem zu knabbern.

„Ich verzichte.“

„Warum?“ Enttäuscht und auch etwas wütend ließ er von ihm ab und sah ihn an.

„Das tut nichts zur Sache. Ich möchte es einfach nicht.“ Auch er drehte sich nun auf den Rücken, sah stur an die Decke.

„Du willst es nie. Versteckst du ein Muttermal, von dem ich nichts weiß?“, fragte er genervt, kickte die Decke weg und stand auf.

So ähnlich, dachte er trocken. „Nein. Ich möchte nun mal einfach nicht mit dir baden.“

„Ich weiß. Was ich nicht weiß, ist warum?“

„Schuldig.“

„Ja, ja, ich weiß, großer Meister!“ Wütend trabte er ins Bad und knallte die Tür zu. Wie er das hasste, wie er das hasste! Erst hatte er wunderbaren Sex mit ihm und dann kam Brad mal wieder reinzufällig auf die Idee sein Leben nicht weiter mit ihm zu teilen. Das bisschen Planschen würde ihn schon nicht umbringen!
 

***
 

Auch Crawford war wieder aufgestanden und hatte sich einen schwarzen Bademantel angezogen. Im Beruf hell, im Privaten dunkel. Er mochte diesen Kontrast, diese Balance die dadurch entstand und auch auf ihn überging.

Er öffnete die schweren Vorhänge und zog die Jalousie etwas hoch. Mittlerweile war es wieder Abend geworden, der Schneesturm begann sich zu legen.
 

<Crawford.>
 

Kurz wurden seine Augen größer, jedoch normalisierten sie sich schnell wieder. Er wollte sich nicht auf das Spiel einlassen. Sie waren ihm nicht überlegen, nein, das würde er nicht zulassen.
 

<Crawford.>
 

Er zog die Jalousien wieder herunter und schloss die Vorhänge, ging zu seinem großen Wandschrank, öffnete eine Tür und erblickte im Spiegel nicht sein Spiegelbild, sondern das von Berger*, seinem Peiniger. Crawford musste sich zusammenreißen, um nicht erschrocken ein paar Schritte zurückzuweichen.
 

<Es ist nicht sehr nett, dass du mich ignorierst.>

„Was willst du?“

<Nur mit dir reden.>

„Da hast du dir den Falschen ausgesucht.“

<Wie unhöflich.>
 

Crawford schloss den Schrank wieder, ging zurück zum Bett.

<Erinnerst du dich an das Blut?>

Natürlich erinnerte er sich daran. Nur wollte er das gar nicht.
 

***
 

„Dein Blut ist wunderschön... Crawford.“

„Es ist genauso wie jedes andere Blut auch“, antwortete er ruhig und mit einer Ernsthaftigkeit, die Berger zum Lachen brachte.

„Nein, dein Blut ist etwas Besonderes... Es hat dir eine besondere Gabe gegeben...“

Der junge Mann antwortete darauf nicht, versuchte ihn mit seinen Augen zu fixieren, nahm aber nur eine verschwommene Gestalt war. Er hatte ihm die Brille weggenommen.

Dafür spürte er umso mehr, wie eine Zunge über seinen Rücken fuhr, das Blut, das aus seinen Wunden drang, aufleckte. Es ekelte ihn an, doch kam kein Laut über seine Lippen. Es würde ihn nur noch mehr anturnen.

„Dein Lebenssaft quillt aus jeder kleinen Ritze aus deiner Haut... als würde das Leben von dir weichen wollen. Du wirst nicht alt werden, Crawford.“

Und ob er das würde. Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Nicht hier, nicht jetzt!

Seine Handgelenke schmerzen aufgrund des Seils, das hart darum geschlungen wurde.

Seine Schultern schmerzten, er hatte das Gefühl, als würden sie sich auskugeln wollen, in der Hoffnung dann nicht mehr so schrecklich hängen zu müssen.

Sein Rücken schmerzte aufgrund der Striemen, die die Peitsche hinterlassen hatte.

Sein Wesen schmerzte aufgrund dieser Demütigung.

„Ich will aber noch mehr Spaß mit dir haben. Noch viel mehr Spaß!“, lachte Berger, ging zu einem kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes und zündete eine Kerze an, bevor er mit ihr zu Crawford zurückkehrte...
 

***
 

<Es war eine schöne Zeit gewesen.>

Crawford versuchte nicht an eine sarkastische Antwort zu denken. Er wusste, dass er sie dank seines Kumpanen lesen würde.

<Ist dein Blut immer noch lecker?>

Keine Antwort.

<Deine Schreie immer noch so süß?>

„Hör auf damit, du wirst damit bei mir nichts erreichen.“

Ein Lachen folgte, ein Lachen, das ihm durch Mark und Bein ging. Er hatte nicht bemerkt, dass er bis vor die Badtür gelaufen war, dachte, er würde noch sitzen. Wasser drang durch den kleinen Türspalt hindurch. Er sah es an, bis er realisierte, was geschah.

„Schuldig!“
 

-Tbc-
 

* Wer Glühen kennt, wird ihn kennen - er ist Brads Widersacher von Rosenkreuz, mit dem er sich ab Folge 11 anlegt.

Autor: TonaradossTharayn
 

E-Mail: tonaradoss@yahoo.de
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 3/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.

Die Inhalte hier beruhen zwar zum Teil auf Ereignissen, die in den Dramen stattfinden, jedoch von mir zum Teil anders genutzt werden. Also nicht alles für bare Münze nehmen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Schnee der Erinnerung 3
 

„Schuldig!“, rief er, riss die Badtür auf, ignorierte das ausströmende Wasser, dass sich auf seinen teuren Teppich verteilte. Er watete durch das warme Wasser, suchte in der großen Wanne nach einem orangefarbenen Haarschopf. Er zog ihn heraus, stellte nebenbei das Wasser ab, bevor er ihn sanft auf den Boden legte.

„Schuldig! Atme gefälligst!“, forderte er etwas unbeholfen. Als der Deutsche nicht reagierte, legte Brad seine Lippen auf die Schuldigs und begann mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage. Wie wild versuchte er seine Lungen zum Atmen, sein Herz zum Schlagen zu bringen. Als Schuldig immer noch nicht reagierte, fing er an zu verzweifeln, hatte das Gefühl, dass seine Hände, die schwitzig waren, viel zu stark auf den Brustkorb eindrückten. Crawford schüttelte den Kopf, glaubte, dass es nichts mehr bringen würde, als Schuldig auf einmal hustete.

„Schuldig...?“, fragte er leise, drehte ihn auf den Bauch, damit noch etwas Wasser aus seinem Mund fließen konnte.

„Was hast du dir dabei gedacht?!“ Nach dem anfänglichen Schock wurde der Amerikaner wütend. Er hätte nie gedacht, dass Schuldig einen Suizidversuch wagen würde.

<Ich wollte mich nicht umbringen...> Schuldig hustete und röchelte, fühlte sich schwach und kraftlos.

„Was sollte das dann?“

<Rosenkreuz...>

Brad atmete geräuschvoll aus, verließ dann das Bad, bevor er wiederkehrte und Schuldig auf seine Arme hob, ihn zum Bett trug und auf das bereitgelegte Handtuch absetzte, in das er ihn sofort einwickelte.

„Schlaf“, befahl er Schuldig, drückte ihn aufs Bett nieder und legte die Decke über ihn. Dieser nickte nur noch und schloss die Augen.
 

Crawford hingegen zog den Stöpsel in der Wanne. Mit einem bösen Blick sah er auf das übergetretene Wasser. Das würde ja heiter werden.
 

***
 

Tropf Tropf...

Der Schnee wurde rot, immer röter, äußerst dunkel an manchen Stellen, wo vermehrt Tropfen auf ihn trafen.

Er hielt sich seine Nase, versuchte das herauslaufende Blut aufzuhalten. Doch es strömte immer mehr heraus, ebenso wie sich der Schmerz immer weiter ausbreitete. Vermutlich war sie gebrochen.

Auch seine Lippen bluteten, sie waren aufgeplatzt, ebenso wie rote Flüssigkeit aus dem Zahnfleisch trat und sich in seiner Mundhöhle sammelte.

Gott sei Dank habe ich keinen Zahn verloren..., dachte der Junge, doch sein Gegenüber lachte nur.

„Bald wirst du dir wünschen, du hättest nur einen Zahn verloren!“, antwortete er grinsend. „Lauf, Häschen, lauf!“

Sofort setzte er sich wieder in Bewegung, er stöhnte vor Schmerzen auf. Er konnte nicht mehr. Es war ihm lieber, sie würden sein klägliches Dasein endlich beenden.

Der Wind wurde langsam wieder stärker, wehte ihm den Schnee ins Gesicht. Doch der Kampf gegen den Wind verursachte noch mehr Schmerzen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte, rutschte aus, schlug auf den Boden.
 

***
 

„Ich hasse es“, stöhnte er, drehte sich von einer Seite auf die andere.

„Du weißt gar nicht, was ich alles hasse. Aber ich gebe dir einen Tipp: Es fängt mit P an“, erwiderte Crawford unwirsch und stellte den Mopp beiseite. „Den Teppich bezahlst du mir.“

„Was auch immer“, erwiderte Schuldig träge, schlug die Decke weg und warf seinem Anführer das Handtuch hin. „Bettwäsche wechseln wäre übrigens auch nicht schlecht.“

Crawford bedachte ihm nur mit einem bösen Blick, bevor er ans Bett trat und sich neben ihn setzte.

„Erinnerst du dich, als ich mir die Nase gebrochen hatte?“, fragte Schuldig leise.

„War das nicht ein doppelter Bruch gewesen?“

„Ja... Gott... wäre ich nicht so jung damals gewesen, ich hätte ihn umgebracht...“

„DAS lässt sich immer noch nachholen, Schuldig. Ich arbeite gerade daran, dass Rosenkreuz endlich in der Hölle landet.“

„Du klingst sehr vergnügt dabei. Sadist.“

„Nicht minder als du auch. Aber wie konnte es passieren, dass du nicht nur mein Bad unter Wasser gesetzt hast, sondern mir fast weggestorben wärst?“

„Hm... ich lag in der Badewanne und habe mir grade schöne Schimpfwörter für dich ausgedacht, als ich seine Stimme wieder hörte... ‚Lauf, Häschen, lauf’, sagte er, immer wieder und wieder... Und plötzlich habe ich wieder eine Szene vor mir gesehen... aus meiner Kindheit dort im Lager... Dabei muss ich wohl langsam abgesoffen sein, denn das nächste, an das ich mich erinnere, waren deine schönen Lippen.“

„Hmmm... was genau war es?“

„Küss mich und ich verrate es dir“, grinste er.
 

***
 

Es kam näher, weiß, kugelrund. Und steinhart. Es traf seinen Kopf und augenblicklich breitete sich ein Schmerz aus, der durch sein Körperteil jagte. Er rieb sich nur kurz über die Stelle, bevor er weiterhastete.

Wieder wurde er gejagt. Es schien kein Ende zu nehmen. Immer öfter trafen ihn harte Schneebälle.

An der Schulter.

Am Ellenbogen.

An der Hüfte.

Am Knie.
 

Sein gesamter Körper schmerze. Und immer wieder vernahm er dieselben Worte.

<Lauf, Häschen, lauf!>

Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Wieso nur taten sie es ihm an? Wieso konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
 

Er blieb stehen, atmete schnell. Er sah sich kurz um, aber als er niemanden entdeckte, lehnte er sich an einen Baum. Schnell zog er sich seine Jacke aus, um sich den schmerzenden Ellenbogen anzusehen. Er schillerte in den verschiedensten Farben. Blau, rot, lila. Er war sich sicher, dass auch sein Knie so aussehen würde. Und der Rest seines Körpers.
 

„Das Häschen darf nicht stehen bleiben.“

Seine Augen wurden groß, sahen den Schneeball auf sie zurasen.
 

***
 

„Ja. Natürlich. Es wird wie geplant statt finden. Ja. Auf Wiederhören.“

„Ein Kunde?“, hörte er eine ruhige, jugendliche Stimme.

„Ja, für unseren heutigen Auftrag.“

„Anscheinend macht sich da jemand Sorgen“, meinte Nagi und setzte sich in den Stuhl gegenüber von Brad, der nun vom Fenster wieder zurück zu seinem Schreibtisch ging.

„Unser letzter Auftrag verlief auch nicht so gut, wie ich es eigentlich geplant hatte.“ Seufzend ließ er sich in seinen Sessel fallen und sah sein jüngstes Teammitglied an. „Wie geht es Schuldig?“

„Besser. Er isst jedenfalls, als hätte er tagelang nichts zu Essen bekommen.“

„Das ist ein gutes Zeichen, ja...“, sagte Brad und sah nachdenklich in die Akten.

„Gibt es Probleme?“

„Nein, nur Weiß. Aber sie könnten zum Problem werden.“

„Inwiefern? Schuldig?“

Nagi begriff unheimlich schnell. Crawford mochte das besonders an dem Jungen, auch wenn er eine schwere Kindheit hinter sich hatte. Er war ruhig, ganz im Gegensatz zu seinem Lebenspartner.

„Da es heute um keinerlei Datenbeschaffung geht, wirst du zusammen mit Schuldig arbeiten und ich mit Farfarello.“

„Warum kümmerst du dich nicht um ihn?“

„Weil er erwartet, dass ich mich ihm nicht entgegenstelle.“

„Was?!“, fragte Nagi erstaunt und sah seinen Leader perplex an.

„Ich hätte auch nie gedacht, dass Beziehungen so kompliziert sein können.“
 

***
 

„Das ging viel zu schnell“, murrte Schuldig und trat noch einmal gegen den toten Körper zu seinen Füßen. „Ich hatte mir mehr Spaß erhofft.“

Nagi schielte zu ihm hoch. „Wir sollen uns draußen mit Crawford und Farfarello treffen. Also komm, Schuldig.“

„Ja, ja.“ Missmutig stapfte er hinter dem Japaner her, als sie an der Tür plötzlich fast in Bombay und Siberian rannten.

„Was macht ihr hier?“, fragte Ken und fuhr sofort die Krallen heraus.

„Leute ermorden, was denkst du denn?“, erwiderte Schuldig unverdrossen und hob eine Augenbraue.

„Eure Opfer sind nicht hier, also verschwindet wieder“, mischte sich Nagi ein, der sofort merkte, wie sein Teamkamerad langsam in Fahrt kam. Und genau das sollte er eigentlich verhindern.

„Woher willst du das wissen?“ Der Braunhaarige wurde immer wütend, je länger sie sich gegenüber standen, während Omi versuchte ihn zu beschwichtigen.

„Wir sind besser informiert als ihr. Und nun weg mit euch!“ Nagi sah sie ernst an, die beiden von Weiß spürten einen seltsamen Druck, bevor sie plötzlich durch die Tür zurück auf die Straße flogen.

„Telekinese ist schon toll, oder?“, spottete Schuldig.

Der Jüngere antwortete nicht, ging einfach den beiden Weiß hinterher. „Lass sie in Ruhe, Schuldig. Wir müssen uns mit Crawford und Farfarello treffen.“

„Ach was, Brad wird schon Verständnis dafür haben, dass wir uns ein bisschen mit ihnen amüsieren.“

Nein eigentlich nicht, dachte Nagi, der vom Glück reden konnte, dass sich Schuldig grade überhaupt nicht für seine Gedanken interessierte. „Lass uns gehen, Schuldig. Keine Alleingänge.“

„Geh schon mal vor.“ Er trat Omi in den Magen. „Ich amüsiere mich hier erst mal!“
 

Er nahm etwas Schnee in die Hand und formte damit einen Ball. Ein sadistisches Grinsen wurde von seinen Lippen geformt, als er den Ball direkt in Kens Gesicht warf, der vor Schmerz laut aufschrie.

„Tut das weh?“, fragte er lachend, während er den nächsten Ball formte. Omi war zu Ken geeilt, half ihm beim Aufstehen.

„Wir sollten verschwinden...“, flüsterte er ihm zu.

„Nein, vorher mache ich ihn fertig!“

„Versuch es doch“, neckte er und warf den nächsten Ball.

„Das wirst du sehen!“, rief Ken, wollte dem Schneeball ausweichen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Der Ball kam näher und näher...
 

Schuldig drehte sich zu Nagi um. „Jetzt hattest du deinen Willen. Können wir nun endlich gehen?“, fragte er in einem genervten Tonfall, war jedoch eigentlich eher beunruhigt, dass er Crawfords Anweisungen nicht befolgen konnte...

„Nein. Und ich brauche deine Hilfe nicht, um ihm die Nase zu brechen.“ Sein Kopf wandte sich wieder zu den Weißmitgliedern, die angestrengt versuchten die Blutung in Kens Nase zu stoppen.

„Lauft, Kätzchen, lauft!“, sagte Schuldig zunächst völlig ernsthaft, bevor er erneut anfing zu lachen.

„Der Typ ist völlig irre!“, meinte Ken, während er die Hand auf seine Nase presste und sich von Omi aufhelfen ließ.

„Irre? Du weißt gar nicht, was irre ist“, erwiderte Schuldig abfällig, nahm seine Pistole und schoss in den Schnee kurz vor Omis Füßen.

„Lauft, Kätzchen, lauft!“
 

***
 

„...und dann hat er sie ein paar Kilometer durch die ganze Stadt gejagt. Von Weiß werden wir wohl in nächster Zeit gar nichts mehr hören. Zwei davon dürften jetzt in der Intensivstation irgendeines Kritikerkrankenhauses liegen.“

„Hm.“

„Tut mir Leid, Crawford... Ich hatte versprochen ihn gerade davon abzuhalten, aber...“, begann Nagi geknickt, wurde aber von seinem Leader unterbrochen.

„Schon gut, ich hatte zwar damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte, aber nicht, dass es so drastisch sein würde“, meinte er etwas verdrossen und starrte auf den Monitor seines Laptops. Immerhin kam das Geld pünktlich.

„Was ist passiert, dass er so ausflippt...?“

„Das sollte dich nicht belasten, Nagi, es ist sehr... unschön“, meinte Crawford nach einem passenden Wort suchend, schloss sein Gerät und sah zu Nagi.

„Aber...“

„Kein aber, Nagi. Es ist besser, glaube mir.“
 

***
 

„Na, geht es dir besser?“, fragte Brad, während er sein Jackett auszog und es über einen Bügel hing.

„Es war toll, ich wollte gar nicht mehr aufhören! So viel Spaß hatte ich seit langem nicht mehr, Brad!“ Schuldig war richtig euphorisch, seine Augen glänzten vor Freude und er fühlte sich energiegeladen, wie schon lange nicht mehr.

„Lass uns ausgehen, Brad!“

„Was?“, fragte der Angesprochene und sah ihn entsetzt an. Wie kam er nur auf solche Ideen? Vor allem jetzt?

„Lass uns ausgehen!“

„Es ist spät, Schuldig, und ich bin müde. Lass uns ins Bett gehen.“ Er lockerte seine Krawatte, hing sie über den Stuhl und öffnete sein Hemd.

„So ein Quatsch, der Abend ist noch jung! Lass uns gehen!“ Der Deutsche ließ nicht locker, kletterte vom Bett und ging zu seinem Geliebten.

„Nein, Schuldig.“ Das war das letzte Wort, dies wusste Schuldig. Zunächst perplex, dann jedoch wütend, sah er Brad an. „Schön, dann gehe ich eben allein!“ Und weg war, jedoch nicht ohne vorher die Tür noch einmal zuzuknallen.

Der Amerikaner schüttelte den Kopf. Entweder würde Schuldig sich irgendeine Frau schnappen und mit ihr schlafen oder er rannte gegen den nächsten Baum. Vermutlich passierte Ersteres. Crawford seufzte. Natürlich machte er sich Sorgen. Immerhin war Rosenkreuz draußen und er wusste nicht, was passieren würde, wenn sie Schuldig in die Finger bekamen... Er hoffte nur, er würde rechtzeitig eine Vision haben.
 

***
 

„Brad... Brad wach auf...“

In Wahrheit war er wach. Seit Schuldig ins Zimmer gepoltert war, war er wach. Aber er wollte nicht mit ihm reden, denn er wusste, worum das Gespräch gehen würde und er mochte das Thema nicht.

„Brad... bitte...“

Ein Seufzen entfuhr ihm. Scheinbar war das „bitte“ Schuldigs neue Geheimwaffe. Er sagte es nicht oft, ja sogar nur ganz selten. Und grade deshalb war es umso wirksamer.

„Was ist?“, fragte er mürrisch. Als wenn er das nicht bereits wüsste!

„Damals... was fandest du an Silvia?“, fragte er leise und setzte sich neben ihn aufs Bett. Crawford, der bis dato ihm den Rücken zugewandt hatte, drehte sich auf die andere Seite und setzte sich dabei etwas auf.

„Sie war gut im Bett, nichts weiter.“

„Du hast nichts für sie empfunden?“

„Nein, und das weißt du bereits.“

„Hmm... sie sagte, ich wäre eine Niete im Bett gewesen.“

„Kann sein. Jetzt bist du es nicht mehr.“ Er versuchte nüchtern und neutral zu bleiben. Ihn trösten oder gar aufheitern konnte er nicht. Im Gegenteil, er musste aufpassen, dass er nicht wütend würde. Dieses Thema war zu belanglos, um es immer und immer wieder durchzukauen.

„Hmm... Aber dich mochte sie.“

Crawford verdrehte die Augen. „Es ist egal. Sie ist tot. Such dir eine neue Schlampe, wenn du dich beweisen musst.“

„Fremdgehen ist für dich echt kein Ding, oder?“ Zum ersten Mal klang Schuldig nicht melancholisch, oder depressiv, sondern wieder normal.

„Solange du darin dein Seelenheil findest, tu es. Ich selbst habe derzeit keine Ambitionen mit jemand anderem zu schlafen.“

„Ich auch nicht, nur zu deiner Information!“, giftete Schuldig, bevor er sich sein Haarband abnahm und es auf den Nachttisch legte.

„Ich weiß nicht... Ich war in einer Disco und habe mich plötzlich an sie erinnert...“

„Hast du, oder steckt Rosenkreuz dahinter?“

„Letzteres wohl... Es war auch Winter... damals...“

„Aber es ist zur Abwechslung keine körperliche Qual gewesen“, meinte Brad, der sich nun aufrecht hinsetzte.
 

Wieso eigentlich nicht? Das klang sehr untypisch. Aber halt. Vielleicht lag es daran, dass Schuldig ihr Verhaltensmuster reflektierte. Vielleicht war er zu sehr in denselben Gedanken aufgegangen, dass er zumindest für kurze Zeit für ähnliche Grausamkeiten unempfänglich war und man daher einen anderen Weg gehen musste - den emotionalen. Auch wenn Schuldig sie nicht wirklich geliebt hatte, so hatte er sie doch sehr gern gehabt. Etwas, was er sich nur schwer eingestehen konnte. Für Brad hingegen war sie nur ein Zeitvertreib gewesen. Nichts, was ihre Freundschaft und später auch ihre Beziehung jemals ernsthaft gestört hätte.

Doch jetzt weichte Schuldig langsam wieder auf. „Hervorragende Taktik, muss ich schon sagen“, murmelte Crawford und wurde von dem Deutschen schief angesehen.

„Ja, lob sie auch noch!“, schnauzte er ihn an und grummelte. „Hm, da fällt mir ein, sie haben mir noch was gesagt...“

„Und was?“

„Das du mir etwas verheimlichst...“

„Das ist nichts Neues. Ich habe viele Geheimnisse vor dir“, antwortete Crawford, war jedoch mit einem Schlag hellwach.

„Es soll aber etwas Bedeutendes sein. Etwas Wichtiges.“

„Dummschwätzer“, winkte er ab und legte sich auf den Rücken.

„Glaube ich nicht. Ich fühle es auch sehr stark, dass es da etwas gibt. Ich weiß es nicht, ob es an sich wichtig ist... oder eher belanglos... aber für dich ist es so wichtig, dass du es nicht sagen willst.“

„Wieso sollte ich auch? Es geht dich nichts an, Schuldig, und daran wird sich auch nichts ändern.“

Wieder wurde Schuldig wütend und sah Brad böse an. „Scheinbar bin ich dir nicht wichtig genug, dass du dein Leben mit mir teilst!“

„Du hörst dich an wie eine dieser vielen Frauen, die einem eine Szene machen.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Langsam reichte es auch ihm. Schuldig war so kaputt, dass er schon nicht einmal mehr mitbekam, was er tat.

„Eine Szene? Gut, ich mache dir keine Szene!“ Wamm. Wieder wurde die Tür zugeknallt und er war verschwunden. Crawford seufzte und schloss die Augen, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen.
 

***
 

„Du bist schwach, Crawford. Schwach wie ein kleines Tierbaby.“

Er antwortete nicht, antwortete nie. Berger hatte Recht, er war schwach. Aber er wollte es sich nicht eingestehen. Nicht ihm, nicht der Welt, nicht vor sich selbst. Plötzlich schlang sich etwas um seinen Hals, schnürte ihm die Luft ab. Die Peitsche hatte sich um ihn gewickelt, Berger zog immer fester an den Enden der Peitsche, trat näher an sein Opfer heran.

„Auch wenn wir eure Gene besitzen, so sind wir doch besser, findest du nicht auch?“

Crawford rang verzweifelt nach Luft, hätte am liebsten seine Hände zu Hilfe genommen, um sich zu befreien.

Doch die waren wie immer gefesselt. Wie immer hing er wie ein Stück Elend an einer Decke in einem dunklen, kargen Raum. Er hasste es. Er hasste es abgrundtief.

„Warum antwortest du nicht?“

Weil ich keine Luft kriege, du Idiot!, dachte er, bemerkte, wie seine Lungen verzweifelt nach jedem bisschen Luft rangen, das sie kriegen konnten. Doch die wurde immer knapper.

„Bemerkt du jetzt, wie schwach du bist? Ein starker Mann würde niemals in solch eine Lage kommen. Und wenn, dann wüsste er sich zu befreien. Das unterscheidet dich und mich.“ Ein schallendes Lachen folgte, dann wurde die Peitsche gelockert, Crawford jappste nach dem Sauerstoff.

Belustig sah Berger ihn an, als der Amerikaner den Kopf hob und ihn mit funkelnden Augen ansah.
 

***
 

Als er erwachte, war es bereits Morgen.

Jetzt fing er schon wie Schuldig an... Träumte solch einen Mist aus seiner Vergangenheit...

Er fuhr sich mit den Fingern über den Nasenrücken, griff nach seiner Brille auf dem Nachttisch und stand auf.

Selbst das war damals ein Fehler gewesen. Kaum hatte Berger den Blick bemerkt, folgten wieder Peitschenhiebe. Es war eine harte Lektion gewesen zu lernen, mit Kühle und Gelassenheit auf so etwas zu reagieren. Nun war er nicht mehr schwach und er würde Schuldig nicht das Zeichen seiner eigenen einstigen Schwäche zeigen. Eher brachte er sich vorher um!
 

Er schnappte sich den Morgenmantel, zog ihn beim Herausgehen an und lief die Treppe herunter. Als er kurz in das Wohnzimmer hereinlugte, sah er einen orangefarbenen Schopf auf der Couch liegen.

Dieser Schuldig... Ein Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Am liebsten hätte er gelacht. Schuldig besaß doch nach wie vor ein eigenes Zimmer, wieso schlief er dann auf der Couch?

Crawford setzte den Kaffee auf und ging zu Schuldig, um ihn zu wecken. Doch je näher er kam, desto mehr sah er, dass dieser gar nicht schlief, im Gegenteil.

Ohne sich umzuwenden, begann er zu sprechen. „Ich glaube, ich habe Rosenkreuz gefunden.“

Brads Augen weiteten sich, als er um die Couch herumging und das blutige Gesicht seines Geliebten sah.
 

-Tbc-

Autor: TonaradossTharayn
 

E-Mail: tonaradoss@yahoo.de
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 4/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.

Die Inhalte hier beruhen zwar zum Teil auf Ereignissen, die in den Dramen stattfinden, jedoch von mir zum Teil anders genutzt werden. Also nicht alles für bare Münze nehmen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Schnee der Erinnerung 4
 

„Du hast Rosenkreuz gefunden? WO?“, fragte Crawford, der sehr damit zu kämpfen hatte, seine Aufregung nicht allzu sehr zu zeigen. Auch er hasste sie aus tiefstem Herzen, auch er wollte sie endlich vernichten. Nur versuchte er sich nicht allzu sehr von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Oder auch gar nicht. Er sah, wie Schuldigs Augen ihn anfunkelten.

„Ja, das möchtest du gerne wissen, nicht wahr? Aber ich verrate es dir nicht“, sagte er leise knurrend. „Und weißt du warum?“

„Ich schätze, du wirst es mir gleich sagen“, antwortete Brad und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Weil du dann alleine den ganzen Spaß hättest.“

Der Amerikaner zog eine Augenbraue hoch. „Ich sehe, wie du Spaß gehabt hast.“

„Du gehst nicht ohne mich!“

„Das hatte ich nicht vor.“

„Doch, das hattest du!“

Er ist völlig verrückt... Was haben die mit ihm angestellt?, dachte er besorgt, während er ihn weiterhin mit steinerner Miene ansah.

„Nein, Schuldig, das hatte ich nicht. Wir planen sorgfältig und schlagen dann zu.“

Etwas verstört sah Schuldig ihn an, nickte dann aber und starrte geradeaus. Der Amerikaner seufzte, trat zu ihm und hob seinen Kopf am Kinn etwas empor, um sich die Wunden anzusehen.

„Was haben sie nur mit dir gemacht?“, flüsterte er leise, nahm seine Hand und führte ihn ins Bad, wo er begann vorsichtig das Blut abzutupfen.

„Was wohl... <Lauf, Häschen, lauf...>. Diese Spinner lieben es mich zu jagen, mich mit Schnee zu bewerfen... Ich hasse es, Brad. Ich hasse es einfach!“

Der Angesprochene nickte. „Ich weiß, Schuldig... Ich hasse es nicht minder.“ Nachdem er fertig war und sein Gesicht gereinigt hatte, sah er deutlich die roten Striemen. Etwas stimmte daran nicht, doch ihm wollte nicht einfallen was...

„Du gehst ins Bett, Schuldig, hörst du? Und ich arbeite einen Plan aus.“ Wieder nickte der Deutsche nur und ließ sich von seinem Lebenspartner ins Bett bringen.
 

***
 

Tropf, tropf.

Das war das Einzige, was er hörte.

Tropf, tropf.

Immer wieder auf den Boden., in die kleine Pfütze, die sich mittlerweile gebildet hatte.

Tropf, tropf.

Er wusste nicht, wie lange er hier nun hing. Sein Körper war aufgeschlitzt, überall trat Blut heraus.

Überall.

Tropf, tropf.

Es hatte ihm nicht mehr genügt, nur seinen Oberkörper zu entstellen. Deswegen hatte er ihn ganz ausgezogen.

Tropf, tropf.

Er hing dort schon seit Stunden. Nackt. Voller Schmerz. Und versuchte sich seine Scham und die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Er sollte nicht noch mehr über ihn triumphieren. Nein, lieber würde er sterben, als das zuzulassen.

Tropf, tropf.

Und dennoch spürte er ein starkes Gefühl, das seinen ganzen Körper beherrschte, sogar noch über Schmerz und Scham dominiere.

Hass.

Er empfand tiefen, reinen Hass.

Tropf, tropf.

Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Oh ja... Er hasste ihn. Und eines Tages würde er ihn mit diesem Hass zerschmettern.
 

Die Tür öffnete sich und eine großgewachsene Gestalt trat ein.

„Na, Crawford... wollen wir uns noch ein wenig amüsieren?“

Die Augen des Amerikaners blitzten ihn an.
 

***
 

Brads Augen öffneten sich panikartig. Sein Rücken, seine Beine, sein Bauch, seine Brust... alles tat weh, wenn er nur an die Zeit damals dachte. Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken. Wieso war er weggedöst? Er streckte seine müden Glieder, nahm die Brille gänzlich von seiner Nase, stand auf und stellte sich ans Fenster. Es schneite leicht, aber wesentlich weniger als noch die letzten Tage.

Die Demütigungen von damals hatte er nicht vergessen, vielleicht würde er das nie. Im Prinzip unterschieden sich seine Rachegedanken nicht unwesentlich von denen von Schuldig, nur hatte er sich besser unter Kontrolle... Von Weiß würden sie demnächst wohl nichts mehr hören, nicht nachdem Schuldig zwei der Mitglieder so übel zugerichtet hatte. Dabei ist es das genau das, was sie wollen. Dass sie sich von ihren Emotionen leiten lassen und alles zerstören, was ihr Leben ausmacht. Aber nicht mit ihm, nicht mit Brad Crawford. Er würde sie brechen und ihnen die gleiche Qual zuteil lassen kommen, die er damals erfahren hatte. Und nur sie würden das zu spüren bekommen. Nur musste er vorher versuchen seinen Geliebten zu beruhigen. Der arme Schuldig... so manipulierbar... Und das, obwohl er genau das bei anderen gerne machte. Der Deutsche war ein Gefangener seiner eigenen Vergangenheit... Eigentlich... bedauernswert... Warum war er mit ihm zusammen? Etwas für das Bett fand er überall. Während er seine Brille wieder auf die Nase schob und sich an den Schreibtisch setzte, grübelte er darüber nach, warum er überhaupt eine Beziehung mit ihm eingegangen war.
 

***
 

Er rieb sich gerade über die Augen, als er das Klacken der Tür hörte, die grade geschlossen wurde. Müde entfernte er den Schlafsand und erblickte Brad, der langsam näher kam und sich zu ihm setzte.

„Geht es dir jetzt wieder besser?“

Schuldig nickte nur und fuhr sich über die noch schmerzenden Wangen.

„Ich denke, je früher wir angreifen desto besser. Deswegen schlagen wir morgen zu, also sei fit bis dahin. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen wir los und überraschen sie. Soweit alles klar?“

„Ja, ich bin schließlich nicht blöd“, maulte der Deutsche, jedoch funkelten seine Augen. Rache, endlich Rache!

„Mehr dazu sage ich dann morgen früh... Und ab morgen Abend ist der ganze Spuk dann vorbei.“

„Wird auch Zeit...“, seufzte er und lehnte sich an seinen Geliebten, als Zeichen dafür, dass ihm das Gesagte von vorhin Leid tat. Es war schon seltsam, dass zwei erwachsene Männer noch nicht einmal in einer Beziehung die Worte „Es tut mir Leid“ aussprechen konnten. Aber mussten sie das denn auch? Sie verstanden sich auch so, ohne Worte. Obgleich es ab und zu nützlich wäre, würden sie ihren Stolz einmal überwinden und offen miteinander reden... Schuldig wusste, dass Brad dasselbe dachte, aber auch gleichzeitig keinen Zentimeter zurückstecken würde. Und irgendwie... machte das auch ein klein wenig den Reiz ihrer Beziehung aus. Aber nur ein klein wenig.

„Schlaf noch etwas“, antwortete Crawford kühl, was Schuldig überraschte. Normalerweise ging er doch auf seine Annäherungsversuche ein...

„Ich muss heute Nacht schlafen. Aber ich weiß eine andere Beschäftigung...“

Er küsste ihn, sanft, süß... während er begann ihn zu entkleiden. Brad seufzte innerlich, ging jedoch darauf ein und ließ den Kuss stürmischer, leidenschaftlicher werden. Er spürte die warme weiche und doch zugleich feste Haut seines Liebhabers, sein wohlgeformtes Gesäß, die starken Muskeln, die jedoch nichts im Vergleich zu seinen eigenen waren. Fingernägel bohrten sich in seinen Po, als Schuldig ihn fester an sich drückte. Er wusste genau, dass Brad das ab und an antörnte... etwas gröber als sonst... Ebenso wie es Tage gab, wo er sanften Sex mehr bevorzugte. Der Deutsche verstand es immer, genau das Richtige für ihn zu wählen, was nicht hieß, dass sich nicht auch Brad mal auf ihn einließ.

Während der Amerikaner an seinem Ohr stöhnte, kamen ihm die Gedanken, dass vielleicht ihr Sexleben das Einzige war, was wirklich wunderbar funktionierte...
 

***
 

„Schlagen wir endlich zu.“

„Gleich...“

„Ich will sie vernichten!“

„Schuldig, ich will sie nicht entkommen lassen... also sei ruhig.“

Er wartete auf ein Signal, dass Nagi und Farfarello in Stellung gegangen waren. Er konnte sein eigenes Hochgefühl nur schwer unterdrücken. Crawford verstand Schuldig. Aber Ungeduld brachte sie nicht weiter, eher im Gegenteil. Aber das war etwas, was der Deutsche nie gelernt hatte. Am liebsten hätte er geseufzt, wenn er nicht grade gesehen hätte, dass das eine ausufernde Diskussion mit seinem Partner bedeuten würde - und die wäre derzeit sehr hinderlich.

„Wir sind in Position“, meldete ihm Nagi. Der Amerikaner nickte Schuldig zu, dann liefen sie geduckt und nahezu lautlos zu dem Eingang der großen Halle.

„Da drin“, zischte Schuldig leise und ging näher heran.

„Na dann los!“

Während Schuldig und Crawford von der einen Seite in die Halle stürmten, taten Nagi und der Ire es von der anderen. Jedoch staunten sie nicht schlecht, als sie jeweils ihre Teammitglieder auf der anderen Seiten erkannten.

„Die Halle ist leer“, bemerkte Nagi trocken.

Brad verkniff sich ein Kommentar, seine Augenbrauen hatten sich bereits zusammengezogen, während er wütend durch die Halle blickte.

„SCHULDIG!“

„Sie waren hier!“

„Ich sehe sie aber nicht. Erklär mir diese Diskrepanz!“

„Vielleicht sind sie geflohen, während wir uns vorbereitet hatte. Schließlich können sie doch Gedanken lesen, das müsstet ihr beide doch am besten wissen“, vermutete Nagi der eher gelangweilt die grauen-braunen Wände begutachtete.

„Das muss es wohl sein“, grübelte Schuldig, der sich in Gedanken versunken umdrehte und die Halle wieder verließ. Crawford war jedoch noch immer wütend.

„Alles umsonst... Ich hasse es, wenn alles umsonst ist“, knurrte er. Der Japaner warf ihm nur einen verstehenden Blick zu, als er das zerbrochene Fenster bemerkte. Etwas Schnee war in die Halle gelangt und schmolz auf dem Boden langsam. Er ging näher und begutachtete den Schaden.

Das Fenster ist schon länger kaputt... Und Rosenkreuz war hier? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann..., überlegte er.

Er drehte sich um und sah zu, wie Farfarello gemütlich durch die Halle schlenderte und ein paar Ratten, die unterwegs waren erledigte. Nagis Augen wurden größer, als er seine Gedanken und sein Wissen nicht unter einen Hut bringen konnte.
 

***
 

In der Nacht lag Crawford wach und starrte an die Decke, wenn er nicht auf seinen Liebhaber sah. Hatte er wirklich zu spät gehandelt? Aber wenn sie gleich losgestürmt wären, hätten sie keinen Plan gehabt und wären vermutlich in eine Falle gerannt. Mittlerweile lag er wieder auf der Seite, der Kopf ruhte auf dem angewinkelten Arm. Irgendwas ist da schief gelaufen, eindeutig... Vielleicht hatte sich Schuldig ja auch geirrt. Bei den ganzen Blutspuren, die er im Gesicht hatte... Er seufzte und küsste die Schulter des Deutschen.

Noch vorhin hatten sie sich angeschrieen und jetzt lagen sie friedlich nebeneinander...

Rosenkreuz verwirrte ihn, auch wenn er das nicht zugeben wollte. Vielleicht wollten sie auch ihren Zusammenhalt schwächen, indem sie sie beide trennten. Eine Möglichkeit, die er bisher nicht in Erwägung gezogen hatte. Einen festen Partner für die Zukunft wählte er sich schließlich nicht einfach so aus. Er hatte lange und sorgfältig überlegt, bevor er auf Schuldigs Avancen eingegangen war. Wieso vergaß er dann so etwas und stellte ihre Beziehung in Frage? Er musste kühl denken... wie immer, sich nicht auf sie einlassen.

Brad bemerkte, wie Schuldig neben ihm zu zucken anfing. Vermutlich wieder ein Alptraum. Sanft strich er ihm über die Arme, über die Seite und flüsterte leise seinen Namen. Als das jedoch nichts brachte und das Zucken sogar noch stärker wurde, rüttelte er ihn, bis er wach wurde.

„Verdammt“, meinte Schuldig, als er realisierte, wo er sich befand.

„Rosenkreuz?“

„Ich glaube...“

„Du glaubst?“, fragte Brad und zog eine Augenbraue daneben, während Schuldig versuchte seinen Puls und seine Atmung zu beruhigen.

„Es waren wieder diese Worte... aber diesmal nicht so schlimm. Dennoch habe ich Panik bekommen“, meinte er, warf die Decke zurück und stand auf, wobei Crawford Blick auf seinen unbedeckten Hintern fiel.

„Es ist vorbei, Schuldig.“

„Fragt sich nur für wie lange.“

Er schob den Vorhang zur Seite und sah nach draußen. Es schneite diesmal nicht. Er sah, wie der Schnee auf dem Balkongeländer und dem Boden langsam wegschmolz.

„Der Schnee schmilzt“, teilte er Brad mit, der nun neugierig geworden aufstand und zu ihm trat.

„Vielleicht wird es jetzt besser...“, sagte Brad und sah etwas ungläubig hinaus.
 

***
 

„Brad, Brad! Hast du nach draußen gesehen?! Der ganze Schnee ist weg!“, rief Schuldig aufgeregt, als er am nächsten Tag in Brads Büro stürmte.

„Ja, das habe ich, Schuldig“, antwortete dieser und trank seinen Kaffee. „Ich teile deine Begeisterung gerne später, aber jetzt muss ich arbeiten.“

„Mir egal, ich wollte eh gerade gehen!“ Schuldig rannte aus dem Raum und dabei fast Nagi um, der gerade zu seinem Leader wollte.

„Was ist mit ihm?“, fragte dieser verwirrt, bevor er sich setzte.

„Er freut sich, dass der Schnee getaut ist... in der Hoffnung seine Alpträume gehen langsam weg.“

„Aha... übrigens, ich bin fertig.“

„Ich höre.“

Als Crawford vor ein paar Stunden erwacht war und nach draußen gesehen hatte, hatte er eine leichte Ahnung von dem bekommen, was passiert war - und hatte seine Vermutung Nagi mitgeteilt. Gemeinsam hatten sie nach einer Antwort gesucht und scheinbar war Nagi fündig geworden.

„Du hattest Recht mit deiner Vermutung - Rosenkreuz war niemals in dieser Lagerhalle. Aber das hatte ich mir auch schon gedacht, während wir da rumstanden.“

„Hmm.“ Brad verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken, versuchte eine Lösung dazu zu finden.

„Also war Rosenkreuz doch in einer anderen Lagerhalle“, meinte Nagi.

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht und sie haben es Schuldig nur suggeriert. Womöglich saß er noch auf einen Baum und sie haben ihm glauben gemacht, es wäre eine Lagerhalle gewesen.“

„Auch eine Möglichkeit“, gestand Nagi ein. „Vielleicht finde ich noch etwas heraus. Bis später.“

„Ja... und danke, Nagi.“

Der Japaner lächelte nur.
 

***
 

„Ist es nicht schön, endlich wieder den braunen Boden zu sehen, Brad?“, fragte Schuldig und lief aufgeregt wie ein kleines Kind durch den Park, während Crawford grübelnd hinter ihm herlief. Seit dem Vorfall in der Lagerhalle waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Drei sorgenfreie Wochen. Fast. Der Amerikaner war ständig auf der Hut, dass Rosenkreuz auftauchen konnte, während sein Geliebter aufblühte. Die Alpträume waren verschwunden, er dachte kaum noch daran. Selbstschutz? Wahrscheinlich nicht... dafür hätte es zu spät gegriffen. Die Bäume waren nach wie vor kahl, aber gänzlich von Schnee und Eis befreit. Es hatte auch seit drei Wochen nicht mehr geschneit.

Schnee...

Alpträume...

Rosenkreuz...

Schnee... Alpträume... Rosenkreuz...

Schnee. Alpträume. Rosenkreuz.

Schnee, Alpträume, Rosenkreuz!

Als ihm die richtige Verbindung erst bewusst wurde, blieb er stehen und sah Schuldig hinterher, wie er freudig an dem kleinen Teich rumhüpfte. Ein Seufzen entfuhr ihm, bevor er sein Handy aus der Manteltasche holte und Nagi einen Auftrag erteilte.

„Mit wem hast du telefoniert?“, fragte Schuldig, als er wieder auf ihn zukam. „Nagi“, antwortete er kurz angebunden.

„Warum?“

„Die Frage beantworte ich dir später... lass uns heimgehen, Schuldig, wir müssen reden...“
 

***
 

„Es war alles nur Einbildung?!“, fragte er ungläubig.

„Sozusagen“, erwiderte Crawford. „Das Trauma damals, die Qualen, die er erlitten hat, haben sich in sein Unterbewusstsein vergraben und sind herausgebrochen, als er den Schnee wiedersah. Es spielte sich quasi alles wieder vor seinem geistigen Auge ab und es gipfelte darin, dass er sich einbildete die Stimmen von Rosenkreuz zu hören, als würden sie ihn weiterhin verfolgen, ihr kleines Häschen jagen.“

„Aber du... hast doch auch...“

Er erwiderte darauf nichts und Nagi fragte nicht weiter nach. Scheinbar war auch sein Anführer kein unbeschriebenes Blatt. „Was ist mit seinem Gesicht? War er das etwa...?“

Crawford nickte. „Ja, Schuldig hat sich selbst die Schneebälle ins Gesicht geworfen, hat sich selbst das Gesicht zerkratzt. Und dachte dann, er hätte Rosenkreuz gefunden.“

„Aber jetzt ist alles vorbei?“

„Jetzt wo der Schnee geschmolzen ist, verschwinden seine Alpträume. Es ist praktisch so, dass sein Unterbewusstsein ihn zwingen wollte sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen. Der Schnee bildete die Grundlage. Er ist weg, also verschwinden die Alpträume. Und Schuldig weiß jetzt, was er zu tun hat.“

Nachdem Brad die Zustimmung von Nagi erhalten hat, dass Rosenkreuz in den letzten Wochen noch nicht einmal im Land waren, hatte er mit Schuldig geredet. Sie hatten Rosenkreuz nicht gefunden, weil sie es nicht wollten, sondern weil sie gar nicht da waren. Sie waren im Lager in der Schweiz... wie damals. Weit weg ohne Interesse an ihnen zu haben. Zunächst hatte sich Schuldig geweigert Brad zu glauben, aber dann sah er es ein. Nur so konnte er genesen, es überwinden.

„Hilf ihm dabei... Ich glaube, er könnte dich dabei gut gebrauchen.“

Abermals nickte der Amerikaner. „Jedenfalls haben wir davor jetzt alle wieder Ruhe und können uns wieder an die Arbeit machen.“

„Es ist noch nicht Frühling, was, wenn der Schnee wiederkommt?“

„Schuldig weiß jetzt, was es damit auf sich hat. Es wird nicht wieder passieren.“

Skeptisch sah er ihn an. Es verwunderte ihn, dass all die letzten Jahre nichts passiert war. Obwohl... Erwähnte Brad nicht, dass er alljährlich Alpträume bekam, die normalerweise aber weniger schlimm waren? Brach sich Schuldig nicht letztes Jahr den Arm? Im Jahr zuvor wäre er fast überfahren worden... Weil er sich mitten auf eine schneebedeckte Straße gestellt hatte und das ohne überhaupt die Absicht gehabt zu haben, sich umzubringen. Sein Unterbewusstsein schien ein sehr perfides Spiel mit ihm zu spielen.

„Okay...“, meinte Nagi, sprang vom Stuhl und sah Crawford noch einmal an. „Ist mit dir auch wirklich alles okay?“

„Natürlich. Wieso fragst du?“

„Nur so... Eigentlich könnte ein bisschen Urlaub jetzt nicht schaden!“

„Nagi.“

„Ja, ja...“, etwas missmutig trottete er zur Tür, drehte sich noch einmal um. Irgendwie hatte er seine Zweifel...
 

Als er gegangen war, lehnte sich Brad in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Ja... auch er hatte sich alles eingebildet. Vielleicht hatte er sich bei Schuldig damit angesteckt. Vielleicht wollte er sich ihm zuliebe mit quälen. Er wusste es nicht, aber nun war es auch für ihn bereits Vergangenheit. Er musste sich nicht mehr damit auseinandersetzen. Der starke Anführer von Schwarz... nein, er war nicht schwach. Und würde es nicht sein. Dieses peinliche Gehabe in den letzten Tagen war schon schlimm genug gewesen. Jetzt konnte er sich wieder konzentriert seiner Arbeit widmen.
 

Er seufzte noch einmal, dann setzte er sich grade und schlug die Akten auf.

<Hallo Crawford.>

Der Angesprochene hob den Kopf, seine Augen sahen ins Nichts.
 

-Ende-
 

Nachwort: Es hat Spaß gemacht, diese FF zu schreiben, wenngleich ich denke, dass an manchen Stellen vielleicht etwas fehlt, aber ich mit der Nase nicht drauf stoßen kann. Letzten Endes hat sich der Blickpunkt von Schuldig auf Brad verschoben, was auch so gewollt war. Nicht Schuldig ist der derjenige, der nicht mit seiner Vergangenheit kann (obwohl auch), sondern Brad ist es. Für viele vielleicht überraschend, wie die Wendung kommt. Es war ehrlich gesagt sehr schwer beide nicht allzu sehr OOC darzustellen und ich weiß nicht, ob es mir 100%ig gelungen ist. De facto ist ihre Psyche hier schwierig darzustellen... Beide wurden stark misshandelt und beide gehen anders damit um. Ihre Beziehung ist es, die die Stabilität in ihrem Leben bringt, wenngleich sie drohen bei ihren Halluzinationen zu verlieren... Doch sie ist stärker und gibt ihnen Halt und ich hoffe, ich habe es wenigstens einigermaßen verständlich rübergebracht... Es ist klar, dass auch sie Höhen und Tiefen haben, aber solange sie einander haben, ist es nicht allzu schlimm... oder? *geheimnisvoll grins*
 

So far~
 

TonaradossTharayn



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  _TiahaarCobweb_
2005-10-15T11:01:17+00:00 15.10.2005 13:01
Deine FF ist einfach nur Klasse!!!
Ich habe alle Kapitel auf einmal gelesen, weil ich nicht mehr aufhören konnte!!!
Freu mich schon auf das nächste Kapitel!!
Hoffe es kommt bald!
Leider kann ich den ersten Teil "Schnee der Vergnagenheit" nicht lesen.
Von: abgemeldet
2005-10-14T19:49:19+00:00 14.10.2005 21:49
diese ff ist wieder mal einfach nur genial! mir gefällt diese ff immer so gut, dass ich sie mir immer mindestens 2 durchlesen muss! oder auch öfters^^
aber du endest die kapitel immer so spannend, dass man gar nicht den nächsten teil erwarten kann, das ist gemein^^. mach bitte schnell weiter ja?

kamui_san
Von: abgemeldet
2005-09-07T20:43:58+00:00 07.09.2005 22:43
huch, erster kommi zu dem kapitel^^
also erst mal danke dass du im zirkel werbung gemacht hast, weil ich sonst das nicht mitbekommen hätte ^^° (wink mit dem zaunpfahl dass du das auch weiterhin machst xD)
also nun zum kapi ^^: fand ich wieder sehr gut..die beziehung zwischen schu und brad ist so realistisch *bewunder* nun, bin ja gespannt, ob schuldig irgendwann..mehr erfährt über brads vergangenheit (auch in bezug auf die narben u-u) also weiterschreiben, ja? *nen fan hast* ^.~
Von:  catil
2005-08-12T10:09:01+00:00 12.08.2005 12:09
die geschichte ist einfach nur ... nur naja halt eben super, spitze, mega krass. (sory mir fehlen grad die passenden worte) bitte bitte schreib schnell weiter hört du? das ist einfach nur spannend und ich muss unbedingt wissen wie sie weiter geht.

cu
catil
Von:  Sinia
2005-08-09T16:17:23+00:00 09.08.2005 18:17
Ich finde es Klasse, einfach nur Klasse!
Freu mich schon aufs nächste Kapitel wenn es on ist^^
Von: abgemeldet
2005-08-01T09:38:33+00:00 01.08.2005 11:38
der erste Teil hat mir auch schon wahnsinnig gut gefallen und das hier..ist wirklich wahnsinn. richtig viel story und spannend ^.^
mir gefällt es sowieso, wenn mal über die vergangenheit geschrieben wird, das ist ja leider sehr selten sowas.
also..bitte weiterschreiben! *b x s fähnchen schwenk* ^^"
Von: abgemeldet
2005-07-31T20:05:17+00:00 31.07.2005 22:05
das ist sooo spannend! echt geil die story!! und toll find ich es auch, weil ich sie diesmal lesen konnte! den ersten teil " schnee der vergangenheit" habe ich leider nicht lesen können *schnief* aber umso mehr freue ich mich die hier lesen zu können^^

will unbedingt wissen, wie die weitergeht!!

kamui_san


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