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Walking On Sunshine

A Futurama Story
von

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Wetterleuchten

Autor: Tsutsumi

Disclaimer: Futurama mit seinen Figuren gehört nicht mir, sondern u.a. Matt Groening. Ich leihe sie mir nur aus und gebe sie hoffentlich unbeschädigt zurück.^^ Außerdem verdiene ich hiermit kein Geld.

Titel: Walking on sunshine

Teil: 1/?

Warnung: sappy, silly, leichte OOCness

Feedback: Immer gern gesehen^^

Kommentar:Nun ja, das ist mein mitunter erster Non-Anime-FF-Versuch und vielleicht findet sich ja hier der ein oder andere Futurama-Fan^^ Benannt habe ich die FF nach Frys Lieblingslied von Katrina & the waves.

Und wieder einmal bitte ich, die Rechtschreib- und Grammatikfehler, die sich trotz Korrekturlesen eingeschlichen haben, zu entschuldigen^^

Viel Spaß!
 

Walking on sunshine
 

Phase 1: Wetterleuchten
 

Es gab ein Wetterleuchten, wie ich es vorher noch nie gesehen hatte.

Das weiß ich ganz genau, denn dieses seltsame Phänomen war wie ein stiller Zeuge, so etwas wie ein stummes Gewitter, welches alles, was sich so weit entfernt von ihm abspielte, klischeehaft betonte.

So wie es ein Klischee war, dass es in Filmen auf Beerdigungen immer regnete, liebe Menschen sich bei ihrem ersten Kuss immer auf einer Blumenwiese befanden.

Dabei war das, was sich tatsächlich abspielte weder so katastrophal noch so begeisternd wie in diesen beiden Beispielen.

Es war lediglich irgendwo dazwischen.
 

Fry wurde rausgeschmissen.
 

Nichts Besonderes also, könnte man sich denken.

Wir schrieben das Jahr 3000, in dem die so gerühmte Zukunft die Gegenwart geworden war; Einstellungen und Rausschmisse waren an der Tagesordnung wie nie, überall in ganz New New York wurde doch gefeuert und eingestellt. Also eigentlich der reinste Kinderkram.

Wenn es nur nicht Fry gewesen wäre.
 

Ich hatte in der Nacht davor schlecht geschlafen und war morgens also sprichwörtlich mit der Kaffeetasse in der Hand zum Gebäude der Firma gerannt, immer abwechselnd nippend und in meinem Taschenspiegel mein müde-rotes Auge ansehend.

Im Gemeinschaftsraum saß lediglich Bender, hatte die Füße auf den Tisch gelegt und paffte mit der typischen Eleganz eines Arbeiterroboters Zigarren. Der Gestank stieg mir schon an der Tür in die Nase.

"Morg´n!", grüßte ich ihn kurz angebunden, stellte meinen Kaffeepott auf dem Tisch ab und hatte das Gefühl, mein Auge wolle sich ertränken. Die Zigarre gab ihm nach der schlaflosen Nacht des Rest.
 

Bender ging gar nicht auf den Gruß ein;

"Wenn du schlau bist, Leela, suchst du dir wie ich ein ruhiges und entspanntes Plätzchen und machst es dir da gemütlich, bis der Krawall vorbei ist!"

Ich ordnete umständlich mein Haar.

"Wieso? Wo sind denn alle?"

Da deutete der Roboter mit der Zigarre in der Hand über seine Schulter, oder das, was zumindest seine Schulter hätte sein müssen. Im Dunst des Tabaks schielte ich in dieselbe Richtung, direkt zur Tür von Hermes´ Büro. Und als ich begann darauf zu achten, konnte ich tatsächlich laute Stimmen hinter der Tür ausmachen.

"Hat Hermes wieder Ärger mit den anderen Bürokraten?"
 

Was Hermes in seinen vier Wänden machte, war mir eigentlich egal. Ich verstand ohnehin nichts von Bürokratie und so hatte ich alles, was mit Behörden, Papierkram und sonstigem zu tun hatte, immer gedankenlos ihm überlassen. Und das war ja nichts Schlechtes, Hermes war immerhin mit der Herz und Seele dabei. Er war einer der Bürokraten, die beim Anblick von Aktenbergen halbe Orgasmen bekamen, die sich gern bis tief in die Nacht in die Arbeit vertieften und zu Feierabenden gerne damit prahlten, wie sorgfältig sie doch die Formalitäten der Lieferungen geklärt hatten. Es war eine andere Welt, die ich nicht verstand- und auch nie verstehen würde- darum hatte ich mich nie eingemischt.

Ich tat es, eher unwillkürlich, Bender nach und legte entspannt die Füße auf dem Tisch ab.

Der Kaffee war mein Freund und Helfer. Ich konnte das Koffein durch meine müden Adern kriechen fühlen.
 

"Nicht dass es mich interessieren würde, was Hermes für Probleme hat", erklärte sich Bender und drückte den Zigarettenstummel aus. "Wir können uns heute sowieso nicht mehr nützlich machen, wo unser Schiff weg ist."

In diesem Moment bäumte sich mit einem Mal ein fieser Kopfschmerz in meinem Stirnlappen auf.

"Unser Schiff ist was?"

Draußen leuchtete ein Blitz auf.

"Weg."

"Wieso?"
 

Bender öffnete sein Fach mit einem genervten Gesichtsausdruck, nur um aus diesen seltsamen und unerklärlichen Tiefen seines Bauches noch eine Zigarre zutage zu fördern.

Er grummelte metallisch;

"Woher soll ich denn wissen, warum der es geklaut hat!"

Das brachte mich dazu, den halben Kaffeesatz zu verschlucken. Warum musste ich das Gesöff auch türkisch zu mir nehmen?

"Unser Schiff wurde gestohlen?!", stieß ich atemlos hervor.

Der Roboter neben mir sah mich miesgelaunt an.

"Mach dir nicht in die Hose, Himmel noch mal! Wenn es in mich reinpassen würde, hätte ich es wahrscheinlich auch schon geklaut!"
 

Es lief mir heißkalt den Rücken hinunter. Ich war schon längst aufgesprungen und riss Hermes´ heilige Bürotür auf. Es war ein Unterschied ob Bender, der bekannt war für seine Kleptomanie, daran Gedanken verschwendet hatte, das Schiff zu klauen und der Tatsache, dass es tatsächlich weg war. Wie sollten wir unsere Arbeit machen, Lieferungen befördern ohne unser "Planet Express"-Schiff?
 

Ich stolperte direkt in den schönsten Disput rein.

Der sah so aus, dass der Professor, Hermes und sogar Dr. Zoidberg in einem fugenähnlichen Geschrei auf Fry einredeten und er auf sie. Sie bemerkten mich scheinbar gar nicht, zumindest schenkten sie mir keine Beachtung. Doch was ich mitbekam, reichte mir schon aus.
 

Scheinbar hatte man das "Planet Express"-Schiff heute nacht gestohlen. Wer das wie angestellt hatte, war nicht weiter klar. Aber Fakt war, dass man das Raumschiff eigentlich nicht einfach aufbrechen und mit ihm verschwinden konnte, das verhinderten Wegflugsperre und Sicherheitssystem. Dennoch stand das wichtigste Mitglied unserer Crew scheinbar nicht in seiner Garage.
 

"Der Schlüssel ist eindeutig nicht zu finden gewesen!", wetterte Hermes so aufgebracht, dass seine Rastas zitterten. Und das hatte ich bei ihm noch nie beobachtet.

"Nur mit dem Schlüssel konnte der Dieb die Alarmanlage ausschalten!"

"Anders wäre das gar nicht möglich gewesen!", fauchte der Professor hinterher;

"Das Sicherheitssystem war ganz neu!"
 

Durch die Fensterscheiben blitzte es erneut. Ziemlich unheilvoll, wie herausgeschnitten aus dem trägen Morgennebel zuckte das weiße Licht über den Himmel, spiegelte sich scharf in den Brillengläsern des alten Mannes wieder.
 

"Woher wollt ihr denn wissen, ob der Typ wirklich den Schlüssel gebraucht hat?", rief Fry leise, aber widerspenstig.

"Wir sind hier im Jahr 3000, wer braucht in diesem Zeitalter denn noch Schlüssel? Wir haben die selbst zu unserer Zeit kaum noch für unsere Autos gebraucht!"

Professor Farnsworth ballte die verschrumpelten Hände zu ärgerlichen Fäusten. Ich bekam langsam eine Ahnung, was hier ausdiskutiert wurde. Es sah ganz so aus, als hätte Fry mal wieder Mist gebaut- und zwar solchen Riesenmist, dass er wahrscheinlich nicht nur mit einer Standpauke davonkommen würde.

"Wir reden hier aber nicht von einem Auto!", erzürnte sich der Professor.

"Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass du unser Raumschiff mit diesen luftverpestenden, unterentwickelten Autos vergleichen willst, du dämlicher Idiot!"
 

Drüben an seinem Schreibtisch raufte Hermes sich die Haare wie ein Debiler.

"Wie soll ich denen das nur erklären, wie soll ich nur, wie soll ich das nur, bei meiner armen toten Mutter"

Dazwischen hatte Zoidberg sich auf einen Stuhl platziert und kräuselte nervös die Tentakeln. Hatte ich mich verguckt oder zuckte sein rechten Augenlid tatsächlich?

"Die Versicherung wird mich vor allen bloßstellen!" , jammerte unser Bürokrat und schüttelte hoffnungslos den Kopf. "Wir werden in Schulden versinken wie in Honolulus Treibsand!"

Auf der anderen Seite des Tisches zeterten Fry und sein entfernter Verwandter um die Wette, wild gestikulierend und Grimmassen schneidend. Ich konnte besonders gut die Flüche des Professors heraushören.

Und da sollte mal noch jemand sagen, dass wir keine alberne Firma waren!
 

"Okay!", platzte ich laut dazwischen. Meine Kopfschmerzen hatten sich inzwischen bis auf die Schläfen ausgebreitet.

"Dürfte ich als Käpt´n vielleicht mal erfahren, was hier das Problem ist außer dass unser Raumschiff weg ist?"

Es war ja wie immer, die Männer verbreiteten das Chaos schlechthin.

"Was ist mit der Versicherung und was hat Fry bitte damit zu tun?"
 

Hermes, der verzweifelt den Kopf auf den Schreibtisch hatte sinkenlassen, schraubte sich nun mit neuer Energie hoch;

"Das sag ich dir gern, Leela! Unser Lieferjunge hat die Firma ruiniert, jawohl!"

"Das stimmt überhaupt nicht!", keifte Fry wütend.

"Natürlich stimmt das!", mischte sich Farnsworth ein.

"Du hattest gestern Abend den Auftrag, den Schlüssel im Safe wegzuschließen!"

"Und da der Safe laut unseren Untersuchungen nicht mal angefasst war, heißt das doch wohl nur, dass du ihn irgendwo hast rumliegen lassen!"

Hermes erlitt einen halben Nervenzusammenbruch.
 

Okay, das verstand ich. Das wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass Fry das Wort "Verantwortung" mit Füßen getreten hätte. Ohne Frage traute ich ihm das auch zu- was hatte er denn bisher nicht schon für Desaster verzapft!

Ich verschränkte die Arme;

"Fry, ist das wahr?"

Zoidberg gab ein typisches Krustentiergeräusch von sich. Ansonsten war es still geworden, was gut war, denn so hatte ich nicht mehr den Eindruck, mein Kopf platze gleich.
 

Der Junge mit den roten Haaren schaute mich mit enttäuscht-ärgerlichem Ausdruck an.

"Ach komm schon Leela, als ob ein dummer Dieb ein Raumschiff mit einem Schlüsselbund einfach so..."

"Hast du den Schlüssel rumliegen lassen?", fuhr ich ihm scharf dazwischen. Es gab Momente, ja, eigentlich unheimlich viele Momente, in denen er einfach Unsinn redete, so wie gerade eben. Er mochte ein lieber Kerl sein, aber er war auch das, was man ganz typisch als Trottel bezeichnete. Aufgrund seiner fehlenden Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, hatte er es ja schon in seiner Zeit nicht weiter als bis zum Pizza-Lieferjungen gebracht.

Aber jemand war in das "Planet Express"-Gebäude eingebrochen und, was noch schlimmer war, jemand hatte das Raumschiff gestohlen. Gegen ersteres konnte man nichts tun, der Professor hatte bisher das halb kaputte Schloss an der Tür nicht auswechseln lassen. Doch wenn der Schlüssel nicht im Safe gewesen war...
 

Fry schaute mit grimmigem Blick an mir vorbei.

"Ja," murrte er; "Das kann schon sein! Aber das alles wäre nie passiert, wenn..."

Man ließ ihn nicht ausreden.

"Das ist doch wirklich die Höhe!", donnerte Hermes hinter seinem Tisch.

Er explodierte regelrecht;

"Du kommst ohnehin ständig zu spät, du behandelst das Frachtgut nie angemessen, meckerst ständig herum, befolgst deine Arbeitsanweisungen nicht- und nun hast du auch noch unser Schiff mit deiner Schludrigkeit verspielt! Das reicht!"
 

In diesem Augenblick zuckte am Himmel wieder ein weißes Licht vorüber. Stumm, schauerig und ungewöhnlich. Es beleuchtete den Nebel am Fluss neben dem Gebäude wie eine undurchdringliche Decke.

Heute war eben irgendwie alles anders.
 

"Wir können doch´n neues Schiff kaufen!", murrte Fry und versenkte missgelaunt seine Hände in den Jackentaschen. Ich wettete, er war irgendwo auch sauer auf sich selbst.

"Oh ja!", schrie Hermes aufgebracht;

"Und wenn wir ein Monatsgehalt weniger verschleudern, dürfte das wahrscheinlich auch klappen!"

Mit fahrigen Fingern zog unser Bürokrat ein Formular aus einer Schublade.

Am Himmel leuchtete es unheilvoll zwischen den Wolken, wie ein stummes Gewitter.
 

"Du bist gefeuert, Fry!"
 


 

Zurückblickend war dieser Tag wirklich nicht gerade der schönste.

Sicherlich, es klarte über den Tag hin auf, die Sonne schien bis zum Abend und die Menschen draußen hatten deswegen gute Laune.

Doch mit dem Wetterleuchten am Morgen war auch Fry verschwunden.
 

Er hatte nicht mal versucht, den Professor und Hermes umzustimmen. Ein sicheres Indiz dafür, dass er sich selbst auch die Schuld gab für das Verschwinden des Schiffes, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Mit knirschendem Unterkiefer hatte er seine Sachen zusammengesammelt, hatte sein Kündigungsschreiben entgegengenommen, zusammengeknüllt und in die Jackentasche gesteckt. Damit hätte ich nie gerechnet.

Umständlich hatte ich versucht, ihm gut zuzureden.

"Warte, bis sich der erste Ärger gelegt hat!", hatte ich gesagt; "Wenn du in ein paar Tagen wiederkommst, sieht die Sache ganz anders aus; dann stellen sie dich bestimmt wieder ein."

Er hatte mich nicht mal angesehen.
 

Ich würde nicht behaupten, mich als großen Menschenkenner einzustufen, aber hin und wieder konnte ich sie ganz gut einschätzen. Und so eben auch Fry.

Aber an diesem Morgen war scheinbar alles so ganz anders. Fry hatte ein Ausdruck im Gesicht gestanden, den ich noch gesehen hatte und den ich niemals hätte deuten können.

Es war wie bei einem schlechten Drink; drei Teile Enttäuschung mit einem Teil Wut und zwei Teilen Grimmigkeit. Was ergab das?
 

"Vergiss es, Leela!", hatte er gesagt, und seine leicht heisere Stimme war so dunkel gewesen wie mein Aufwach-Kaffee.

"Lieferjungen sind immer ersetzbar."
 

Und so war er in den Nebel und das morgendliche Dampfen der New New Yorker Gullys hinausgetreten, hatte mir auf Wiedersehen gesagt.

Über ihm war das Wetterleuchten gewesen. Das letzte was ich von ihm gesehen hatte, als er in der weißen Suppe verschwand, war seine dunkle Silhouette, die einen Kaugummi vom Schuh zu kratzen versucht hatte.
 

~~~*~~~
 

Was ist das erste, was man sagen sollte, wenn man jemandem von Philip J. Fry erzählte?

Wahrscheinlich, dass er eigentlich aus der Vergangenheit kam. Wenn man es ganz genau nahm, war er 1025 Jahre alt, aber das war Unsinn, denn sein Körper- und auch sein Geist- waren in den letzten tausend Jahren nicht gealtert.

Vielleicht sollte man sagen, dass Fry nicht gerade geglänzt hatte, was das Leben nach der Highschool anging. Nachdem er vom College geflogen war, hatte er drei Jahre lang zu Hause herumgehangen und tagein, tagaus in die Glotze geschaut. Das war soweit gegangen, bis ihn sein Vater von daheim rausschmiss und er sich diesen Pizza-Job besorgt hatte.
 

Man konnte genauso gut davon erzählen, dass Fry auf dem College wahrscheinlich ebenso alles hatte hängenlassen. Dass er nicht besonders clever war.

Aber ich glaube, das stimmte nicht so ganz.

Frys Dummheit war zwar da, aber ich fand, dass man sie nicht wirklich schlechthin als Dummheit darstellen konnte. Sie war eher eine Mischung aus zurückgebliebener Kindlichkeit, Gedanken- und Sorglosigkeit und dem Unwillen, sich tiefgehender mit den Dingen der Welt zu beschäftigen. Gut, man konnte genau das auch als pure Dummheit bezeichnen, aber ich glaube, das wäre Fry nicht gerecht geworden.

Für ihn war die Welt eben so wie sie war. Was ihm nicht gefiel, das versuchte er zu ändern; was ihm gefiel, genoss er in vollen Zügen. Und all das, was ihm jenseits von Begriff war, wurde akzeptiert wie es war.
 

Für mich war Fry letztendlich so etwas wie Sonnenkind. Das klang zwar abgeschmackt, aber für mich traf es einfach seinen Charakter. Fry hatte stets gute Laune. Wenn es etwas gab, was ihn niederschmetterte oder betrübte, ließ er sich davon nie festnageln. Er war dann vielleicht einen Tag darüber traurig oder sauer, aber dann rappelte er sich jedes Mal wieder auf und war bald wieder guter Dinge.

Er kannte die Zukunft, die nun zu seiner Gegenwart geworden war, kaum. Und so kam es, dass er in dieser Welt wie ein kleines Kind wirkte. Die einfachsten Erfindungen, die man sich nach dem Jahr 2000 hatte patentieren lassen, erweckten Neugier und Begeisterung in ihm. Jedesmal, wenn er etwas neues gefunden hatte, kam er angerannt, enthusiastisch und mit einem Überschwall an Tatendrang, in dem er immer zu rufen pflegte: "Leute, Leute, lasst uns das mal ausprobieren!", auch wenn wir es selbst schon im zarten Kindalter von vielleicht sechs Jahren gemacht hatten.
 

Ich glaube auch, dass Fry es nur dieser scheinbar angeborenen Fröhlichkeit und Sorglosigkeit verdankte, sein Leben, so wie es war, zu lieben. Andere Menschen hätten an seiner statt Depressionen bekommen. `Scheiß-Job, Scheiß-Wohnung, Scheiß-Wohnung!´, hätten sie gesagt. Aber für Fry schien all das genau richtig zu sein.

Und er schien für uns alle genau das richtige zu sein.

Ständig pfiff er "Walking on sunshine" vor sich hin, oder sang es. Es war genau sein Lied.

Ständig machte er Witzchen oder alberte mit Bender herum.

Er hatte immer gute Laune und frischen Wind in unser Mini-Unternehmen gebracht.
 

Und genau das fehlte nun.
 

Nachdem Hermes und Professor Farnsworth Fry gefeuert hatten, hatte sich so einiges verändert bei "Planet Express". Hatte ich geglaubt, dass unser ehemaliger Lieferjunge sich meinen Rat zu Herzen genommen hätte und drei Tage später wieder vorsichtig auf der Matte stehen würde, musste ich zu meiner Enttäuschung feststellen, dass dem nicht so war.

Fry war nicht wieder aufgetaucht, kein einziges Mal.

Als ob er sich an uns die Finger verbrannt hätte, schien er uns zu meiden.
 

Zuerst dachte ich auch, es würde mich nicht sonderlich tangieren.

In den ersten zwei Monaten frage ich Bender regelmäßig nach seinem Mitbewohner, nur um eine Antwort zu erhalten, die allmählich Standard wurde;

"Wie´s Fry geht? Lass mich überlegen...Er schläft nachts, er schläft tagsüber und dazwischen geht er raus mit ´nem Dreitagebart."

Woraufhin sich der Roboter immer eine Flasche Alkohol genehmigte.
 

Ich gestand mir erst nach einer Weile ein, dass ich mir Sorgen um Fry machte, aber der Teil "er geht raus tagsüber" beschwichtigte mich immer einigermaßen. Er war auf der Suche nach einem neuen Job- oder hatte sogar schon einen. Da war ich mir ganz sicher.

Immerhin gab es tausend bessere Unternehmen, in denen er als Lieferjunge arbeiten konnte. Tausend Unternehmen mit besserer Bezahlung und normaleren Kollegen.

Immerhin hatte er solche Freaks wie uns gar nicht nötig...
 

Der Professor mietete ein Ersatz für das Raumschiff an. Unseres hatte die Polizei noch längst nicht ausfindig machen können. Das war ja auch nicht leicht, immerhin konnte es überall im Universum sein.

Das Mietschiff erwies sich als unfähige Rostlaube. Es fiel an allen Ecken und Enden ständig auseinander, hatte keinen Lichtbeschleuniger und war unpraktisch zu benutzen, da es keine Laderampe hatte. Dazu kam, dass wenn ich das Navigationssystem anschaltete, Bender jedes Mal epileptische Anfälle bekam.
 

Ein neuer Lieferjunge wäre nicht schlecht gewesen, stellte ich zudem fest. Alleine mit Bender, der mir eh sehr selten seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte, Lieferungen durchzuführen, war mehr als schwer.

Ich ging mehrere Male zu Hermes oder Farnsworth deswegen, aber hatte keinen Erfolg.

Dabei hätte ich den alten Lieferjungen gerne zurück gehabt.
 

Ich merkte immer mehr, wie ich ihn vermisste.

Die Laune in der Firma war gereizt und auf dem Tiefpunkt. Ich hätte vorher niemals gedacht, dass Fry unsere Stimmungskanone gewesen war mit seiner begeisterten Naivität.

Professor Farnstworth fluchte wie jeden Tag leise in sich hinein, was schlimm genug war, Zoidberg saß in seinem Büro, hatte rein gar nichts zu tun, Hermes hatte sich in seiner Bürokraten-Gruft verbarrikadiert und pflegte jedes Mal, wenn man ihn auf Fry ansprach, zu explodieren. Amy war die einzige, die ab und zu etwas Leben in die Bude brachte, wenn sie entweder wieder versehentlich irgendwas kaputtmachte oder sich mit Bender stritt.

Was in letzter Zeit immer öfter vorkam.
 

Innerlich fühlte ich mich auf der Arbeit immer leerer. Ganz langsam aber sicher wurde dieser Job hier genauso trist wie der alte. Ich vermisste die abenteuerartigen Lieferungen, wenn ich seufzend über selbstgezeichneten Karten saß. Ich vermisste den Schalk zwischen Bender und Fry.

Ja, das war es vielleicht wirklich.

Ich vermisste Fry.

Und das traurigste an allem war, dass ich die einzige zu sein schien, die das tat.
 

Zweieinhalb Monate waren vergangen, als ich eines Morgens grübelnd und wieder einmal mit Kopfschmerzen am runden Tisch mit den anderen saß, um die Tagesordnung durchzugehen.

Ich war von Kaffee auf schwarzen Tee umgestiegen, weil der angeblich ja soviel gesünder sein sollte.

Ich stellte gerade meine Standardfrage an Bender, mehr aus Reflex denn aus Aufmerksamkeit.

Wochenlang hatte ich schließlich immer dieselbe Antwort erhalten.

"Wie´s Fry geht? Lass mich überlegen...", ratterte die metallische Stimme wie gewohnt herunter.

Ich fasste mir an den schmerzenden Kopf und musste innerlich ein wenig lächeln. Es war schon kurios, dass Fry selbst in seiner Abwesenheit so etwas wie eine aufheiternde Routine verursacht hatte.

Bender griff nach seiner Schnapsflasche. Ich wusste ja, was jetzt kommen würde.
 

"Ich habe nicht die geringste Ahnung!"
 

Sollte ich mich jetzt freuen, dass Bender mit dieser Antwort Abwechslung in mein Leben gebracht hatte?

Ich ließ die Teetasse sinken, hatte das Gefühl, mir auf die Zunge gebissen zu haben und japste leise.

"Was soll das heißen, du hast nicht die geringste Ahnung?" , ächzte ich ungehalten.

Von links und rechts schauten die anderen zu uns herüber.

"Du wohnst mit ihm zusammen, Bender!"

Der Roboter schraubte den Verschluss der Schnapsflasche ab; "Nope!" und nahm einen Schluck.

"Nicht mehr!"
 

Hermes versuchte krampfhaft, sich auf seine Papiere zu konzentrieren, während die anderen Bender überrascht anschauten.

"Wieso denn das? Habt ihr euch gestritten?", piepste Amy neugierig.

Ich verschränkte stumm die Arme. Na wunderbar, vorher interessierten sie sich nicht für Fry, aber sobald es etwas zu klatschen gab, waren sie alle wieder dabei!

"Nein, aber wenn der Hautsack seine Miete nicht mehr bezahlen kann, muss ich ihn eben rausschmeißen.", entgegnete Bender mit ungerührter Stimme.

"Was soll das heißen?", mischte ich mich ein.

"Hat er keinen neuen Job bekommen?"

Der Professor rückte nachdenklich an seiner dicken Brille;

"Wahrscheinlich hat er nicht mal nach einem gesucht!"

Der Roboter setzte den Schnaps an, nachdem er ein "So sieht´s aus", gegrummelt hatte.
 

Ich stellte die Tasse auf dem Tisch ab.

"Willst du damit sagen, dass du deinen besten Freund auf die Straße gesetzt hast?" Mir war das unverständlich.

"Du hättest ihm seine Hälfte der Miete doch auslegen können!"

"Hör mal, Schätzchen!", setzte Bender an. Ich hasste es, wenn er so anfing.

"Ich bin ein Roboter und keine Gelddruckerei! Warum sollte ich jemanden durchfüttern, wenn ich nicht mal was dafür bekomme?"
 

Das sah ihm wieder mal so ähnlich. Ich hatte das Gefühl, über meinem Kopf würde sich ein Gewitter zusammenbrauen, in solch einer winzigen schwarzen Wolke mit einem Miniaturblitz.

Man merkte Bender eben doch an, dass er nur ein viel zu rationales, kalkulierendes Stück Metall war.
 

"Dann ist Fry ja jetzt obdachlos!", stellte Dr. Zoidberg entsetzt fest.

"Das ist ja schrecklich!"

Amy schlug theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen.

"Der Arme! Vielleicht hättet ihr ihn besser doch nicht rausgeschmissen..."

Hermes kratze sich gereizt am Kopf.

"Ihr vergesst vielleicht, dass wir wegen ihm vielleicht bald alle obdachlos sind!"

"Aber Hermes..." Amy lächelte sanftmütig.

"Jeder macht mal einen Fehler. Es ist doch nicht grad so, dass er jemanden umgebracht hat oder so. Er hat einfach nur einen Schlüssel nicht weggetan. Und nur deswegen sitzt er jetzt auf der Straße?" Sie lachte spöttisch.

"Ich bin der Meinung, dass das alles längst nicht passiert wäre, wenn der Professor ein neues Schloss an der Eingangstür hätte anbringen lassen!"
 

Und während ich am Tisch saß und den anderen zuhörte, wie sie anfingen sich zu streiten, merkte ich es plötzlich.

Sie vermissten Fry auch. Sie mochten es nicht, dass keiner mehr da war, der sie bewunderte, der ihnen erzählte, wie das Leben im 20. Jahrhundert funktioniert hatte. Sie sagten und dachten es vielleicht nicht, aber irgendwo fanden sie ihren Arbeitsalltag langweilig ohne Fry, der Milch durch die Nase spritzen konnte, der die DVDs regelmäßig nach dem Alphabet ordnete und am Tisch im Gemeinschaftsraum regelmäßig einschlief.
 

"Vielleicht sitzt er ja doch irgendwo in einem neuen Job oder einer neuen Wohnung, die doppelt so groß ist wie die alte und lacht euch Trottel aus!", meinte Bender, nachdem er die zweite Schnapsflasche geleert hatte.

"Ihr tut gerade so, als wäre er noch ein Baby!"
 

Ich wusste nicht, welcher Meinung ich beipflichten sollte.

Fakt war nur, dass mir das letzte Bisschen Verbindung zwischen Fry und mir verlorengegangen war. Ich konnte und wollte das nicht einfach so hinnehmen, nicht nach all dem, was wir gemeinsam durchhatten. Er war so etwas wie mein bester Freund geworden, ohne dass ich es gemerkt hatte.
 

"Passt auf!", sagte ich irgendwann.

"Ich werde ihn suchen gehen. Ein Anruf bei der Auskunft dürfte mir ja ausreichen, um ihn zu finden. Und dann werden wir vielleicht mal endlich alle vernünftig miteinander reden und uns mit ihm versöhnen."
 

Zoidberg und Amy freuten sich, ja sogar Bender und der Professor konnten sich für diese Idee durchaus erwärmen. Das war mir Zuspruch genug, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Innerlich hatte ich das Gefühl der Zuversicht wiedererlangt.

Es würde wieder anders werden, dieses Leben.

Es würde wieder so werden wie früher.
 

Als ich am Abend das Planet Express"-Gebäude verließ, regnete es Bindfäden.

Ich wich den Pfützen sorgfältig aus. Das Klischee hatte mich mal wieder im Stich gelassen.

Denn in meinem Kopf spukte der unvermeidbare Ohrwurm herum- und ich wusste, ich würde ihn bis zum Einschlafen nicht mehr los.
 

`I´m walking on sunshine...whoa-ho...´
 

To be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Selia
2005-08-07T15:34:34+00:00 07.08.2005 17:34
Hi! ^^

Angekündigt habe ich's ja bereits, jetzt kriegst du ihn auch: deinen wohlverdienten Kommentar! =D Also ich finde den Anfang echt gut; zumal du auch einem nicht so erfahrenen Futurama-Gucker die Möglichkeit bietest, sich in der Geschichte einzuleben, indem du z.B. erläuterst, was das genau für ein Unternehmen ist etc.
Außerdem hast du eine herrliche Art die Charaktere zu beschreiben ^.^ und bezüglich deines Schreibstils musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Der ist Top wie immer; und soweit ich das beurteilen kann, auch sehr passend für eine Frau wie Leela. Es gab die ein oder andere Stelle, bei der ich echt lachen musste und überhaupt bin ich sehr gespannt darauf, wie es weitergehen mag. Was ich auch sehr realistisch fand, ist die Tatsache, dass Leela sich zwar nach Fry erkundigt, aber z.B. nicht spätestens zwei Tage nach seinem Rausschmiss auf seiner Fußmatte steht. Irgendwie hätte das nicht gepasst; so wie jetzt ist, find ich's alle male besser :)
Bis zum nächsten Kapitel!

*Selia*


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